Run von Hinarika ================================================================================ Kapitel 31: quarrel ------------------- - Eine halbe Stunde zuvor in Sakuras Wohnung - „Ich komme!“ Die Zähne zusammenbeißend, ignoriert die talentierte Medic-nin die stechenden Schmerzen in ihrem Bein, als sie schnellstmöglich aufsteht um ihre Haustür aufzumachen und herauszufinden, wer hinter dem nervtötenden Klingeln steckt, das sie von ihrem gemütlichen Platz auf dem Sofa aufgeschreckt hat. Sie hat keine Ahnung, wo Sasuke ist. Auch wenn sie sich sicher ist, dass er das Haus nicht verlassen hat. Ganz offensichtlich ist er ausnahmsweise Tsunades Meinung, dass man sie in ihrem derzeitigen Zustand nicht allein lassen kann. Die talentierte Medic-nin schluckt ihren anhaltenden Ärger über ihre eigene Hilflosigkeit hinunter und zwingt ein falsches Lächeln auf ihre Lippen, als sie ihre Haustür aufreißt und im selben Moment das vertraute Klicken ihrer Gästezimmertür vernimmt. Die erzwungene Freundlichkeit rutscht ihr jedoch schnell von den Lippen, als sie Taito als ihren unangekündigten Besuch erkennt und gleichzeitig Sasukes näher kommende Schritte auf den Dielen ihres Flures registriert. Verdammt. „Taito.“ Der braunhaarige Medic-nin mit dem sie in den letzten Jahren unzählige Schichten im Krankenhaus verbracht hat, grinst sie auf eine Art an, die sie in ihrer Jungenhaftigkeit manchmal an Naruto erinnert. „Hey, ich hab gehört, dass du im Krankenhaus warst, aber ich habe dich wohl leider verpasst. Ich komme gerade von einer Schicht und da dachte ich mir, ich bringe dir ein spätes Frühstück und seh mal nach dir.“ „Das-“ Sie hat fest vor ihm für diese nette Geste zu danken und gleichzeitig eine Ausrede zu finden, warum sie ihn nicht hereinbitten kann. Aber als sie Sasukes Brustkorb an ihrem rechten Schulterblatt spürt, gibt sie den Versuch auf diese Katastrophe noch irgendwie abwenden zu wollen. Stattdessen beobachtet sie erstarrt, wie sich die Augen ihres charmanten Kollegen in sichtlicher Überraschung weiten. „Sasuke Uchiha.“ Scheinbar ist die Tatsache, dass ihre Hokage den ehemaligen Nuke-nin bei ihr einquartiert hat, doch noch nicht zu jedem in Konoha durchgedrungen. Wer hätte schon gedacht, dass ihre Freunde einmal in der Lage sein würden, ihre Klappe zu halten. Nicht, dass sie für dieses kleine Wunder nicht dankbar ist, nur eben nicht in diesem Moment. Sasukes dunkle Stimme in ihrem Rücken lässt sie beinahe zusammenzucken. „Ich glaube nicht, dass wir uns schon begegnet sind.“ Auch Taito scheint nicht immun gegenüber der dunklen Ausstrahlung des Clanerben zu sein, denn die Art wie er sein Körpergewicht verlagert, verrät Unsicherheit. „Nein. Taito Ne.“ Er macht Anstalten seine Hand auszustrecken, scheint sich dann aber eines Besseren zu besinnen und vergräbt stattdessen beide Hände in den Hosentaschen. Sakura kaschiert ein genervtes Augenrollen angesichts dieser neuen Testosteronwelle, in der sie im Moment zu ertrinken droht. „Möchtest du eine Tasse Tee?“ Sie richtet ihre Frage an Taito und tritt einen Schritt von ihrer Haustür zurück und zwingt damit auch ihren dunkelhaarigen Teamkameraden zurückzuweichen. Sie hört sein gereiztes Zischen in ihrem Rücken und fragt sich einmal mehr, was er von ihr erwartet. Sie kann den anderen Medic-nin jetzt nicht mehr wegschicken. Das würde es nur so aussehen lassen, als wollte sie mit Sasuke allein sein und bei ihrem Glück wüsste bis zum nächsten Tag ganz Konoha davon. Sie dankt ohnehin schon jeden Tag allen ihr bekannten Göttern dafür, dass Ino sie in letzter Zeit in Ruhe gelassen hat und nicht wie anfangs befürchtet, jeden Tag vor ihrer Haustür auftaucht. Andererseits sollte sie das wohl fürchten lassen, dass das die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm sein könnte. Taitos Stimme reißt sie aus ihren Gedanken. „Gern.“ Es wäre ihr dennoch lieber gewesen, er hätte ihre Einladung abgelehnt. • Die schöne ANBU ist sich der beiden Augenpaare in ihrem Rücken mehr als bewusst, während sie das Hängeregal über ihrem Herd öffnet, das mit einer üppigen Auswahl an Teesorten gefüllt ist, weil es eine der meist zitierten Lebensweisheiten ihrer Mutter war, dass eine Tasse Tee die Antwort auf alles sein kann. Sie hat noch nie daran geglaubt, dass eine Tasse Tee irgendein Problem lösen kann, aber allein die Erinnerung an ihre Mutter ist ihr in diesen Momenten meistens Trost genug. Während Taito an ihrem Küchentisch Platz genommen hat, lehnt Sasuke mit verschränkten Armen im Türrahmen und macht keinerlei Anstalten, seinen Unmut über die Anwesenheit des anderen Shinobi zu kaschieren. Aber während sie sich mit beiden Händen auf ihrer Küchenanrichte abstützt, sieht sich die talentierte Medic-nin einem ganz anderen Problem gegenüber. Der Zitrus-Tee, für den Taito sich entschieden hat, ist natürlich im obersten Fach gestapelt und damit weit außerhalb ihrer rein körperlichen Reichweite. Was an jedem anderen Tag natürlich überhaupt kein Problem wäre. Nur zwischen ihrem nicht vorhandenen Chakra und der Tatsache, dass sie ihr Bein kaum belasten kann, bleibt ihr nichts anderes übrig als zu springen und sich damit unter Garantie zum Affen zu machen. Sie könnte natürlich auch einfach Sasuke bitten den Tee aus dem Schrank zu nehmen, aber vorher würde sie sich die Zunge abbeißen. Tsunades ehemalige Schülerin verlagert genervt ihr Gewicht, doch bevor sie zu dem geplanten Sprung ansetzten kann, schlingt sich ein vertrauter Arm dominant um ihre Hüfte und schiebt sie umstandslos zur Seite, während sie überrascht den Kopf dreht und über ihre Schulter den dunklen Augen des Uchihas begegnet. „Setz dich gefälligst hin und lass mich das machen!“ Der herrische Blick in seinen Augen provoziert sie ihm zu widersprechen, aber sie nickt nur einlenkend. „Danke.“ Das ruckende Geräusch eines Stuhls auf den Fliesen erinnert die clevere Medic-nin unangenehm daran, dass sie nicht allein sind und sie begegnet mit einem inneren Seufzen dem Blick ihres langjährigen Arbeitskollegen. „Es tut mir leid, aber ich habe vollkommen vergessen, dass ich versprochen habe nach der Arbeit bei meiner Schwester vorbeizuschauen. Ich fürchte, ich muss los.“ Mit dieser offensichtlichen Ausrede verlässt er ihre Küche so schnell, dass Sakura Schwierigkeiten hat, ihm bis zur Haustür zu folgen, die sie wohlweislich hinter sich zuzieht, bevor sie sich einem der wenigen Männer zuwendet, mit dem sie je den Versuch gestartet hat, mehr als Freundschaft zwischen ihnen aufzubauen. „Taito-“ Aber der erfahrene Arzt fährt kopfschüttelnd zu ihr herum. „Es ist nicht so, dass ich dir nicht geholfen hätte, Sakura! Aber meine Hilfe wolltest du nie und mich hättest du auch heute weggestoßen!“ Das kann sie nicht einmal leugnen. „Es tut mir leid.“ Der junge Shinobi vergräbt mit einem zynischen Lächeln beide Hände in den Hosentaschen. „Das muss es nicht. Ich wusste immer, dass ich mir keine großen Chancen ausrechnen durfte. Jeder Mann in diesem Dorf weiß, dass du außerhalb jeglicher Reichweite bist. Zumindest für jeden außer ihm.“ „Das-“ Aber sie beißt sich hart auf die Unterlippe und beschließt, dass sie diese Lüge nicht nötig hat. Auf die eine oder andere Art führen sie ihre Wege doch immer wieder zurück zu Sasuke. „Mach´s gut, Sakura.“ Damit dreht er sich um und geht. Die talentierte Kunoichi schließt für einen Moment die Augen und versucht sich damit abzufinden, dass sie diese Freundschaft damit wohl auch endgültig abhaken kann. Mittlerweile wünscht sie sich nur noch, dass dieser grässliche Tag endlich ein Ende findet, denn der nächste kann nur besser werden. Sie strafft ihre Schultern, bevor sie zurück durch ihre rote Haustür tritt, denn auch wenn es das letzte ist, wozu sie heute noch die Kraft aufbringt, ist sie sicher, dass eine weitere Auseinandersetzung mit Sasuke genau das ist, was ihr jetzt bevorsteht. Die schöne Kunoichi schließt die Tür hinter sich und lehnt sich seufzend gegen das schwere Holz, bevor sie ihren Blick anhebt und den dunklen Augen ihres Teamkameraden begegnet, in denen wie immer nichts von seinen Gedanken zu lesen ist. Der halbwegs rehabilitierte Nuke-nin lehnt mit verschränkten Armen an der Wand gegenüber der Eingangstür und kommt ausnahmsweise unumwunden zum Punkt. „Ich will wissen, was du mit ihm zu tun hast.“ Sie wendet ihren Blick von ihm, denn sie bezweifelt, dass sie ihn anlügen kann, solange sie den Blickkontakt zu ihm hält. „Er ist ein Kollege aus dem Krankenhaus-“ Aber natürlich lässt er sie damit nicht durchkommen. „Das erklärt nicht, warum er unangemeldet hier auftaucht, nachdem er gehört hat, dass du verletzt wurdest.“ Ihr Brustkorb hebt sich mit einem tiefen Atemzug, während sie erwägt ihm an den Kopf zu werfen, dass ihn das überhaupt nichts angeht. Wenn sie glauben würde, dass sie das auch nur einen Millimeter weiter bringen würde, wären genau das ihre nächsten Worte. Aber ein Tobsuchtsanfall à la Sasuke Uchiha ist eine Krönung ihres heutigen Tages auf die sie gut verzichten kann. Also fasst sie Taitos und ihre Beziehung der letzten Jahre so kurz und sachlich zusammen, wie es ihr möglich ist. „Wir arbeiten schon seit Jahren häufig miteinander und sind ein paar Mal miteinander ausgegangen. Er wollte mehr. Ich nicht. Das wars.“ „Wann war das?“ Sie zögert nur eine winzige Sekunde, aber das ist genug um ihm zu verraten, dass sie es ihm lieber nicht sagen würde. „Kurz bevor du zurückgekommen bist.“ Als er schweigt, hebt sie ihren Blick zurück zu seiner Gestalt und erkennt skeptisch, dass ihr seine Augen blutrot entgegen leuchten, weil sein Jähzorn einmal mehr sein Bluterbe hervor treibt. Die talentierte Schülerin der Godaime drückt ihre Fingerspitzen zurück gegen das kühle Holz in ihrem Rücken, in einer stummen Warnung an ihren eigenen Körper, sich von ihm fernzuhalten. Das wenige, was sie überhaupt an gesundem Selbsterhaltungstrieb hat, scheint sich in seiner Gegenwart immer endgültig zu verabschieden. Statt ihm jahrelang hinterher zu laufen, hätte sie irgendwann ihre Lektion lernen und sich von ihm fern halten sollen. Wenn sie ein Fünkchen schlauer wäre was ihn betrifft, würde sie angesichts seiner unkontrollierbaren Wut den Abstand zwischen ihnen vergrößern und nicht verringern wollen. Aber nein, sie kriecht schließlich auch in sein Bett, wenn ihn seine abscheulichen Taten in seinen Träumen verfolgen und er in der Konsequenz versucht sie im Schlaf zu erdrosseln. „Was hast du eigentlich für ein Problem?“ Diese Frage sollte sie wahrlich besser sich selbst stellen. „…“ Wenn er jetzt noch mehr von ihr erwartet, werden sie doch noch diesen Streit haben. „Du hast deine Antwort bekommen, Sasuke. Ich werde dir bestimmt nicht erzählen, wie oft wir uns geküsst haben-“ Er taucht so schnell und so nah vor ihr auf, dass sie wahrscheinlich zurückgewichen wäre, wenn sie nicht längst schon ihre Haustür im Rücken hätte. „Du hast ihn geküsst?!“, entfährt es dem Clanerben gereizt. Die schöne ANBU zieht provokativ eine Augenbraue in die Höhe und verschränkt missmutig die Arme vor ihrem Brustkorb, ungeachtet der Tatsache, dass er ihr so nah ist, dass ihre Unterarme in dieser Position mit jedem ihrer Atemzüge seinen Brustkorb streifen. „Das geht dich überhaupt nichts an, Sasuke.“ „Das sehe ich anders.“ „Das interessiert mich einen-“ Aber die talentierte Medic-nin hält schlagartig in ihrer wüsten Beschimpfung inne, als ihre innere Stimme ihr lautstark zuschreit, dass sie ein ganz entscheidendes Detail übersieht. Den wahrscheinlichsten Grund für diese abwegige Diskussion. „Du-du bist eifersüchtig?!“, stellt sie entgeistert fest und erntet nur ein verächtliches Schnauben, das ihren fassungslosen Vorwurf bestätigt. „Weil ich den einen oder anderen Mann geküsst habe in den acht Jahren, in denen wir uns nicht gesehen haben? Ist das dein Ernst?!“ „Den einen oder anderen?!“ Der begnadete Shinobi dreht knurrend den Kopf zur Seite und beginnt den langen Flur auf und abzutigern, während seine frühere Teamkameradin dieses uncharakteristische Treiben mit aufgerissenen Augen verfolgt. Sie beobachtet mehrere Sekunden, wie er scheinbar angestrengt um seine Fassung ringt und sie verflucht ihre ewige Schwäche für diesen einen Mann, als sie seine aufgebrachte Haltung einmal mehr weich werden lässt. „Es macht dir tatsächlich etwas aus.“ Ihre leisen Worte lassen ihn innehalten und er dreht den Kopf zurück zu ihr, aber er antwortet ihr nicht auf diese frevelhafte Unterstellung und sie sucht in seinen Augen verzweifelt nach einer Wahrheit, von der sie nicht einmal weiß, ob es sie überhaupt gibt. „Sasuke-“ Sein Name ist eine Bitte. Worum und wofür ist ihr selbst nicht wirklich klar, aber sie vertraut darauf, dass er es weiß. Sie sieht eine Emotion über seine dunklen Iriden flattern, aber der Moment ist so flüchtig, dass sie in der nächsten Sekunde bereits glaubt, dass es vielleicht nur Einbildung war. Aber sie erkennt eine vertraute Entschlossenheit in seinen Zügen, kurz bevor er mit wenigen Schritten den Abstand zu ihr erneut überwindet, mit beiden Händen nach ihrem Gesicht greift und ihr atemloses Keuchen an seinen Lippen erstickt. Seine Zunge schiebt sich unverfroren in ihren Mund, während eine seiner Hände in ihre langen Haare wandert und ihren Kopf beinahe grob weiter überstreckt. In dem inständigen Bedürfnis sich irgendwie an ihm festzuhalten, schiebt Sakura zitternd beide Hände auf seine Schultern und beginnt seinen wilden Kuss zitternd zu erwidern. Der routinierte Shinobi drängt seine ehemalige Kollegin weiter zurück gegen die Tür, aber sie ist beinahe dankbar für den zusätzlichen Halt, weil sie ein komisches Kribbeln in ihren Beinen verspürt, das sie ängstigt, dass sie sich auch auf ihr gesundes Bein nicht länger verlassen kann. Besonders als seine rechte Hand von ihrem Nacken neckend über ihren Oberkörper nach unten wandert, um sich dort zielstrebig unter den Saum ihres Oberteils zu schieben. Sie zieht ihre Finger seufzend durch sein pechschwarzes Haar und ist so gefangen in ihrer Berührung, dass sie für einen Moment gar nicht begreift, dass er ihren Kuss nicht löst, um mit seinen Lippen tiefer zu wandern, sondern um sich von ihr zurückzulehnen. Als sie erkennt, dass es seine Absicht zu sein scheint, sich von ihr zu lösen, reißt sie ihre Hände ruckartig zurück und wünscht sich einmal mehr nicht mit dem Rücken zur Tür zu stehen und dadurch keine weitere Ausweichmöglichkeit zu haben. Der wortkarge Shinobi tritt einen Schritt von ihr zurück und Sakura kann sich nicht entscheiden, ob sie ihm danken soll, dass dieses Mal er einen überraschenden Schlussstrich gezogen hat oder ob sie ihn für dieses ewige Auf und Ab verwünschen soll. Sie hat schon immer gewusst, dass sie nicht mit ihm mithalten kann. Nicht einmal auf dieser Ebene, wie es scheint. Denn dieses Spiel, das er seit seiner Rückkehr mit ihr zu treiben scheint, wird sie in absehbarer Zeit endgültig zerstören. Eher früher, als später. Sie hat jetzt schon das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Gleichzeitig scheint sie einmal mehr zu schwach zu sein endgültig nein zu ihm zu sagen. Auch wenn es so viel besser für ihren Geisteszustand wäre, ganz gleich, was ihr dummes, dummes Herz von dieser Logik hält. „Naruto wird gleich hier sein. Und ich nehme an, Hinata ist bei ihm.“ Aber das ist nicht der Grund, warum er sich von ihr gelöst hat und das wissen sie beide. Doch Sakura nimmt die Ausrede dankbar an und greift schnell nach dem silbernen Griff in ihrem Rücken, um ihren Freunden die Tür zu öffnen. Ihre Krücken lehnen vergessen an der Treppe, aber sie hat keine Lust sich zurück zu Sasuke zu drehen, um nach ihnen zu greifen, also stützt sie sich haltsuchend auf das schmale Geländer, das über die zwei kleinen Stufen vor ihrer Haustür nach unten führt und zieht sich so hinaus auf die obere Stufe. Sie spürt Sasukes Körper schon wieder in ihrem Rücken, obwohl er dieses Mal noch keine Anstalten macht sie zu berühren. Aber die ruhige Stimme der blauhaarigen Clanerbin nimmt Sakuras Aufmerksamkeit endgültig von der Nähe ihrer Jugendliebe. „Sakura.“ Als sich die Blicke der beiden Frauen treffen, löst Hinata sich ruckartig von der Seite ihres Freundes, um die wenigen Meter zu Tsunades ehemaliger Schülerin mit schnellen Schritten zu überwinden und ihr selten stürmisch um den Hals zu fallen. „Hinata.“ Sakura erwidert die Berührung der jungen Hyuuga ebenso innig und birgt ihren Kopf für einen Moment bewegt an der Schulter ihrer zurückhaltenden Freundin und schließt fest die Augen. Die Tatsache, dass sie munter und lebendig in ihren Armen steht, verdrängt auch endlich das letzte Bild, das sie von der Erbin des Hyuuga-Clans im Kopf hatte, seit diese gestern sterbend neben ihr lag. Während die beiden Frauen für einen langen Moment keine Anstalten machen einander loszulassen, wechseln Sasuke und Naruto über ihre Schultern hinweg einen bedeutungsvollen Blick. Es ist auch Jirayas ehemaliger Schüler, der schließlich ungewohnt ruhig die Stille zwischen ihnen bricht. „Warum geht ihr nicht schon mal rein und Sasuke und ich besorgen solange was zum essen?“ • Sakura lässt ihre Krücken vorsichtig zu Boden gleiten, bevor sie seufzend neben Hinata auf ihre Couch sinkt, sich erschöpft in die weiche Polsterung zurücklehnt und den vertrauten Blick zu der jungen Hyuuga sucht. „Wie geht es dir wirklich?“, will sie unumwunden von der talentierten Clanerbin wissen, jetzt, wo sie für den Moment ungestört sind. Auch ohne Erklärung ihrerseits lässt sich unschwer erkennen, dass auch Hinata immer noch sichtlich angeschlagen wirkt und die schöne Medic-nin verfolgt besorgt, wie sich ihre sanftmütige Freundin müde eine lose Haarsträhne aus der Stirn streicht. „Ich… komme zurecht. Es ist ein merkwürdiges Gefühl… als hätte ich mehr als die Hälfte meiner Sehkraft verloren. Und ich habe mich schon seit Jahren nicht mehr so…“ „Schwach und ausgeliefert gefühlt?“ Sie hört den Zynismus in ihrer eigenen Stimme, aber Hinata verrät wie immer mit keiner Miene, dass es ihr auffällt. „Ja. Und das ist das letzte, was irgendwer von uns im Moment gebrauchen kann.“ „Nein und vor allem halte ich nichts von Zufällen. Das hängt alles irgendwie zusammen. Vor gerade mal ein paar Wochen standen mitten in der Nacht fünf Männer in meinem Schlafzimmer. Und wenn das heute Nacht wieder geschehen würde-“ Nicht einmal bei dem bloßen Gedanken daran kann Tsunades einzige Schülerin das unheilvolle Zittern unterdrücken, das ihren Körper in einer tief verankerten Panik befällt. Der Schock, den das gestrige Trauma bei ihr verursacht hat, schwindet langsam, aber eine Reaktion wie diese beweist ihr, dass sie die letzten Nachwirkungen bestimmt noch ein paar Tage spüren wird. Die schmale Hand, die sich tröstend um ihre schließt, ankert sie in der Wirklichkeit und sie begegnet dem beruhigenden Blick ihrer sanftmütigen Freundin. „Aber du hast Sasuke.“ Es dauert eine ganze Weile, aber schließlich füllt die talentierte Medic-nin die Stille doch noch mit einer ehrlichen Antwort. „Ja.“ Und veranlasst ihre schüchterne Freundin dadurch dazu, fragend eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen. „Das erkennst du an?“ „Sagen wir, ich musste in den letzten Tagen einige Wahrheiten erkennen, die mir nicht ganz in den Kram passen.“ „Und jetzt?“ Die schöne ANBU schnaubt genervt. „Sobald ich es weiß, lasse ich es dich wissen. Was auch immer das zwischen uns ist, er scheint im Moment nicht vorzuhaben dieses Spiel weiterzuspielen.“ Die Art wie Hinata kurz zögert, verrät Tsunades ehemaliger Schülerin bereits, dass sie ihre nächsten Worte vermutlich nicht hören will. „Was, wenn es kein Spiel ist?“ Es ist eine unangenehme Stille, die sich zwischen den beiden Kunoichi ausbreitet, während Sakura die Antwort auf diese Frage erwägt. „Ich befürchte, dann werde ich trotzdem verlieren.“ Sie muss das Thema wechseln. So leicht es ist mit der jungen Hyuuga darüber zu reden, aber solange sie selbst nicht genau weiß, wie sie eigentlich zu dem Ganzen steht, hat es wenig Sinn ihre verkorkste Gefühlswelt mit jemand anderem zu erörtern. „Aber von den körperlichen Symptomen abgesehen… geht es dir gut?“, will sie leise wissen. Aber Narutos Freundin spricht direkt an, was die junge Medic-nin in ihrer vorsichtigen Frage nur angedeutet hat. „Psychisch meinst du? Ich denke… ja. Nachdem wir in den Wald geflohen sind, kann ich mich kaum noch an etwas erinnern. Es ist verschwommen da, aber die Erinnerungen sind so undeutlich, als wären es gar nicht meine eigenen. Was mich im Moment ehrlich gesagt mehr beschäftigt ist die Tatsache, dass Naruto vorhin auf meinen Vater getroffen ist, während ich meine Sachen aus dem Anwesen geholt habe.“ „Und das beunruhigt dich?“ Hiashis älteste Tochter fährt sich angespannt mit einer Hand über die Stirn, als könnte sie mit den Sorgenfalten in ihrer Haut auch gleichzeitig ihre Ängste wegstreichen. „Was mich beunruhigt ist, dass er mir nicht sagen will, worum es ging.“ Die talentierte Medic-nin runzelt schlagartig skeptisch die Stirn. „Hat er das so gesagt?“ Falls ja, braucht der Trottel offensichtlich einmal mehr ganz dringend Nachhilfe. Ihre Art von Nachhilfe. Das bedrückte Seufzen, das sie darauf vernimmt, ist so uncharakteristisch für die gelassene Clanerbin, dass es Sakura endgültig ein ungutes Gefühl beschert. „Nein. Aber, dass er nicht mit mir darüber redet, reicht mir.“ Ja, bei Naruto ist in der Regel Schweigen jeglicher Art höchst verdächtig. Tsunades ehemalige Schülerin verflucht einmal mehr das wenig ausgeprägte Feingefühl ihres besten Freundes, als sie die ehrliche Sorge in Hinatas hellen Augen ausmachen kann. „Hinata, Naruto vergöttert dich! Er würde nie zulassen, dass sich irgendetwas zwischen euch stellt, besonders nicht dein Vater.“ „So ähnlich hat er das auch formuliert. Und ich glaube ihm, Sakura. Aber ich kenne meinen Vater und Naruto hat keine Ahnung wozu er fähig ist… Und ich weiß, dass ihn, was auch immer mein Vater heute zu ihm gesagt hat, immer noch beschäftigt.“ „Das heißt noch lange nicht, dass er sich von den Worten deines Vaters beeinflussen lässt-“ Aber ein Blick in Hinatas Augen verrät ihr, dass die junge Clanerbin weit mehr zu wissen scheint, als sie preis gibt. „Ich habe bisher selten Schuldgefühle an Naruto gesehen, Sakura, aber das heißt nicht, dass ich sie nicht dennoch zu erkennen weiß.“ Die erfahrene Ärztin erwägt ernsthaft, ob sie ihrem langjährigen Teamkameraden vielleicht genau das stecken sollte. Aber für den Moment beschließt sie diese Auseinandersetzung den beiden zu überlassen und sich ausnahmsweise einmal rauszuhalten, auch wenn es sie fast umbringt, aber sie hat im Moment genug eigene Probleme, die sie eher früher als später wieder einholen werden. „Du solltest ihn vielleicht fairerweise einmal darüber aufklären, wie viel du genau mit deinen beängstigend talentierten Augen erkennen kannst. Sonst wird der arme Trottel nie verstehen, dass er nicht einmal den Hauch einer Chance hat dir etwas vorzumachen.“ Um die angespannte Stimmung aufzulockern, schleicht sich ein minimal boshaftes Lächeln auf die Lippen der ehemaligen Schülerin der Sanin. „Andererseits hast du jahrelang seine ziemlich offensichtlichen Gefühle für dich nicht erkannt.“ „Haha.“ • - In der Zwischenzeit bei Sasuke und Naruto - „Wie geht es Sakura?“ Narutos Frage bricht nach wenigen Metern die anhaltende Stille zwischen den beiden Shinobi und veranlasst den dunkelhaarigen Clanerben beide Hände in den Hosentaschen zu vergraben, während er einen Moment lang erwägt, wie er diese Frage am besten beantwortet. „Es geht ihr heute schon wesentlich besser.“ Das ist wenigstens die Wahrheit und missbraucht gleichzeitig nicht erneut ihr Vertrauen. „Und Hinata?“ Wenn ihm das nicht viel zu anstrengend wäre, würde er es vielleicht in Erwägung ziehen, den blonden Querkopf irgendwann mal darüber aufklären, dass sein Gesichtsausdruck jedes Mal schon die halbe Geschichte erzählt. „Spucks schon aus, Dobe.“ „Ich hatte vorhin ein nettes Privatgespräch mit Hinatas Vater. Und übersetzt hat er mir gedroht, meine Beziehung zu Hinata zu sabotieren, wenn ich sie nicht davon überzeuge aus der ANBU auszutreten.“ „Hn. Und das hat er überlebt?“ Der erfahrene Shinobi beißt die Zähne hart zusammen und legt angespannt den Kopf in den Nacken. „Du weißt nicht, was es mich gekostet hat, ihm seine arrogante Selbstgefälligkeit nicht aus dem Gesicht zu wischen.“ Das Chakra des Neunschwänzigen brodelt spürbar unter der Oberfläche, jedes Mal wenn er an die Geringschätzung in den Augen des Clanoberhauptes denkt. „Aber ich würde niemals zulassen, dass sie sich meinetwegen mit ihrer Familie überwirft. Und ich habe nur vor einer Sache mehr Angst als davor, was passiert, wenn sie sich jemals zwischen mir und ihrer Familie entscheiden muss.“ „Dobe, ich kenne Hinata gerade mal ein paar Wochen und sogar ich kann dir sagen, dass sie sich ohne Zweifel für dich entscheiden würde.“ Dessen ist er sich auch ziemlich sicher. Meistens jedenfalls. „Darum geht es aber nicht-“ „Nein, es geht darum, dass ihr Vater dich zu einem Machtkampf herausgefordert hat und du es dir nicht leisten kannst zu verlieren.“ Jirayas ehemaliger Schüler ringt einmal mehr mit dem intensiven Bedürfnis seinem besten Freund eine schwunghafte Rechte zu verpassen. „Wie stehen meine Chancen, dass du heute irgendwann nochmal aufhörst Tatsachen aufzuzählen, die mir längst bekannt sind und mir einen halbwegs vernünftigen Rat gibst?“ Das diabolische Grinsen auf Sasukes Lippen hat er schon eine Handvoll Male gesehen und es hat noch nie etwas Gutes zu bedeuten gehabt. „Mein Rat ist: Mach das Arschloch fertig.“ Die charakteristisch rachsüchtige Antwort verleitet den Blondschopf zu einem erneuten Augenrollen. „Vergiss das mit dem vernünftig, ich hab vergessen mit wem ich rede.“ Aber das Grinsen auf seinen Lippen verrät, dass seine Laune schon wieder in signifikant höheren Gefilden schwebt. „Lass uns Sushi holen, das mögen die beiden am liebsten.“ . . . - Ein paar Stunden später in Narutos Wohnung - Sie haben schlussendlich den ganzen Nachmittag bei Sakura und Sasuke verbracht, aber kaum dass sie in seiner Wohnung sind, sinkt die junge Clanerbin erschöpft auf das abgenutzte Sofa in seinem Wohnzimmer und Naruto erkennt besorgt die tiefe Müdigkeit in ihrer Miene, die sie in den letzten Stunden meisterhaft vor ihm verborgen hat. „Was ist los?“ „Nichts. Mein Kopf fühlt sich nur an, als würde er gleich explodieren.“ „Das ist nicht nichts, Liebling.“ Er rutscht umsichtig neben sie auf die Couch und schlingt einen Arm um ihre Schultern, während er sie zärtlich auf die Stirn küsst, nur um sich gleich darauf sorgenvoll wieder ein paar Zentimeter von ihr zurückzuziehen. „Hina, ich glaube du hast Fieber.“ „Hhm.“ Als seine attraktive Freundin ihren Kopf mit einem schwachen Murmeln vertraut an seine Schulter lehnt und er ihre erhitzte Haut erneut an seiner spürt, ist er sich sicher, dass sie Fieber hat. Er will gerade den Mund öffnen, um sicherzustellen, dass sie noch bei ihm ist, als ihr warmer Atem seinen Hals streift und ihre Stimme leise zu ihm durchdringt. „Tsunade hat gemeint, dass sei normal.“ „Dass du Fieber und Kopfschmerzen hast, soll normal sein?“ Er ringt mit seinem Zorn angesichts der Tatsache, dass seine geschätzte Kage einmal mehr ein entscheidendes Detail ausgelassen zu haben scheint, aber als er Hinatas Körper gegen seinen zittern spürt, schwindet dieses Gefühl zugunsten seiner anhaltenden Besorgnis. Er greift vorsichtig um ihre Beine herum und zieht sie so über seinen Schoß, dass sie nun beinahe vollständig in seinen Armen liegt und greift gleichzeitig nach der Decke, die neben ihm auf der Couch liegt, um sie sorgfältig darin einzuwickeln. „Tsunade hat gesagt, das könnte passieren, weil… mein Chakra sich zu großen Teilen in meinen Augen und damit in meinem… Kopf konzentriert-“ Das beruhigt ihn nicht im Mindesten. „Bist du sicher, dass ich dich nicht zurück ins Krankenhaus bringen soll?“ „Ich muss erst zurück, wenn das Fieber schlimmer wird oder wenn-“ Ihr Körper zittert erneut spürbar gegen seinen und er beginnt hilflos seine Hände über ihre Oberarme zu reiben, um ein wenig Wärme an sie abzugeben. „Wenn was, Hinata?“ „Wenn ich mich übergeben muss.“ „Ist dir schlecht?“, will er leise wissen und legt seine Hand erneut auf ihre Stirn, um ihre Temperatur zu überprüfen und sich gleichzeitig nicht ganz so hilflos zu fühlen. „Nein, ich will einfach nur schlafen.“ Er widerspricht ihr nicht. Stattdessen trägt er sie in sein Schlafzimmer, hilft er ihr aus ihren Sachen und kriecht neben sie unter die Decke. Aber während die junge Clanerbin schon beinahe eingeschlafen ist, als sie ihren Kopf auf seinem Brustkorb bettet, liegt Naruto noch die nächsten drei Stunden wach neben ihr. Während er immer wieder vorsichtig ihre Stirn für Anzeichen von steigendem Fieber abtastet, bekommt er gleichzeitig die Worte ihres Vaters nicht aus dem Kopf. Als Hinata im Schlaf kaum hörbar seinen Namen murmelt, zieht er sie noch ein Stückchen näher an sich, aber sie schläft so tief, dass sie von seiner Bewegung nicht erwacht. „Ich liebe dich.“ Und er wünscht sich jeden Tag, das wäre genug. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)