Run von Hinarika ================================================================================ Kapitel 25: recover ------------------- - Im Zentrum von Konoha - Sobald das Beben nachlässt, gewinnen die Konoha-nins vorsichtig ihren Stand zurück und Neji fährt mit seinen Augen fluchend über die Trümmerberge, bevor er sich leise an seine Kage wendet. „Die Trümmer sind jetzt noch instabiler als zuvor. Wir müssen zwar weiterhin aufpassen, aber in erster Linie müssen wir uns beeilen, Tsunade. Der erhöhte Druck ändert alles. Ich weiß nicht, wie lange Hinata ihr Chakra darunter noch aufrecht erhalten kann.“ Auch die Godaime flucht unschön, bevor sie sich an die besorgten Shinobi in ihrer unmittelbaren Nähe wendet. „Ihr habt es gehört, achtet auf die Instabilität des Gebäudes, aber vor allem: Tempo! Ich will nicht, dass sich diese Katastrophe in eine Tragödie verwandelt!“ • Innerhalb der Trümmer ist mit dem Nachlassen des Bebens eine gespenstische Stille eingekehrt. Keines der Kinder verliert mehr ein Wort und die beiden Elite-Kunoichi wechseln einen besorgten Blick. Aber Temari registriert im Stillen auch besorgt die auffallende Blässe im Gesicht ihrer Teamkameradin und auch ihre kaum merklich beschleunigte Atmung kann die junge Hyuuga nicht vor dem geschulten Blick ihrer Freundin verbergen. Auch, dass die talentierte Clanerbin ihr Bluterbe deaktiviert hat, um all ihre Kraft ausschließlich auf ihr Chakra zu konzentrieren, spricht Bände. Temari greift still nach Hinatas Hand und verschränkt ihre Finger in einem stummen Trost miteinander. Und verflucht im Stillen die Tatsache, dass sie nicht mehr tun kann. . . . Doch eine halbe Stunde später hebt Hinata plötzlich den Kopf und die Tatsache, dass die markanten Adern um ihre Augen wieder hervortreten, gibt der Schwester des Kazekagen eine neue Hoffnung, die sie schon beinahe aufgegeben hätten. Aber bevor sie das schmale Lächeln auf den Lippen der klugen Clanerbin hinterfragen kann, dringt dumpf die herrische Stimme eines anderen ANBU an ihre Ohren, die ihr noch nie so willkommen war wie in diesem Moment. • Neji bedeutet dem Shinobi, der den letzten Gesteinsbrocken weggerollt hat, ungeduldig zur Seite zu gehen und vor Erleichterung darüber, dass das blaue Chakra seiner Cousine endlich auch in sein direktes Sichtfeld gerückt ist, schließt er für einen winzigen Moment mit einem befreienden Seufzen die Augen, bevor er nach den beiden Frauen ruft. „Hinata? Temari?“ Zunächst können sie alle beobachten, wie sich der Wall an der Stelle, die sie gerade freigeräumt haben, ein Stück weit öffnet, dann ist es die erschöpfte, aber gewohnt ruhige Stimme der Clanerbin der Hyuugas, die zuerst zu ihnen durchdringt und Naruto vor Erleichterung sogar sichtlich in die Knie gehen lässt. „Ja. Es geht uns allen soweit gut. Aber jemand von euch wird runter kommen müssen, um uns dabei zu helfen die Kinder rauszuheben.“ „Shikamaru, Neji“, entscheidet Tsunade resolut und die beiden ANBU verschwinden augenblicklich durch das Loch in der Chakrahülle, sobald es groß genug ist, um sie durchzulassen. „Ich will, dass jedes Kind sofort von einem Shinobi ins Krankenhaus gebracht wird! Shizune wird die Kinder registrieren und ihre Eltern informieren!“ Tsunade wendet sich mit gesenkter Stimme vertrauensvoll an ihre ehemalige Schülerin. „Sakura, ich muss dich bitten gleich mit ins Krankenhaus zu gehen und die Koordination der medizinischen Versorgung zu übernehmen. Ich komme nach sobald ich kann.“ Sakura nickt wortlos, legt Naruto beruhigend die Hand auf die Schulter und weicht dem dunklen Blick aus schwarzen Augen erneut aus, bevor sie schnell Richtung Krankenhaus verschwindet. „Temari!“ Shikamaru setzt zuerst auf dem Boden auf, der als einziges noch halbwegs intakt an die ursprüngliche Form des Akademiegebäudes erinnert. Seine Augen finden seine Verlobte sofort an Hinatas Seite und obwohl seine Miene nach außen hin regungslos bleibt, stockt ihm innerlich der Atem vor Erleichterung und er nimmt seit der Explosion zum ersten Mal mehr wahr, als das Rauschen in seinen Ohren und seinen panischen Herzschlag. Er fällt haltlos neben Temari auf die Knie und betastet vorsichtig die unverletzte Haut um die großflächige Platzwunde an ihrer Schläfe. „Temari.“ Er wiederholt ihren Namen fast lautlos und offenbart damit seine tiefgreifende Furcht. Temari öffnet den Mund, aber es ist Hinata, die zuerst spricht. „Bring sie ins Krankenhaus, Shikamaru. Mach schon, wir haben das ab hier im Griff.“ Es spricht für das tiefe Vertrauen des Teamleaders zu der jungen Clanerbin und noch mehr für seine grenzenlose Besorgnis, dass der geniale Stratege ohne zu zögern gehorcht, die protestierende Temari kommentarlos auf seine Arme hebt und sogar mit seiner Verlobten auf den Armen geschickt durch die schmale Öffnung nach draußen verschwindet. Das beruhigende Lächeln mit dem Hinata sich an die eingeschüchterten Kinder wendet, spiegelt keine Spur ihrer körperlichen Erschöpfung wieder. „Das hier ist mein Cousin, Neji. Er schaut vielleicht ein bisschen grimmig, aber er ist ein sehr talentierter Shinobi. Er wird jedem von euch helfen durch das Loch da oben zu klettern, okay?“ Der talentierte Teamleader ringt sich ein zuversichtliches Lächeln ab, um die Worte seiner Cousine zu unterstützen, bevor er ohne viel Aufhebens das erste Kind an der Hüfte umfasst und durch die schmale Öffnung nach draußen hebt, wo Tsunade selbst das erste Kind entgegen nimmt und es von einem der zahlreichen Helfer weiter ins Krankenhaus bringen lässt. Während Neji ein Kind nach dem anderen nach draußen hebt, drängen sich ein paar der ängstlicheren Kinder um Hinata und ihr Cousin beobachtet aus dem Augenwinkel, wie die junge Clanerbin darum ringt bloß ihre Lider oben zu halten. Er fährt mit seinem Bluterbe konzentriert über den Wall, der sie alle umgibt, aber noch steht ihr Chakra sicher und ihm ist klar, dass ihr Körper bereits so viele Symptome ihrer Anspannung zeigt, weil sie sich so sehr auf das Jutsu konzentriert. Mit dem Zeitdruck im Nacken hebt er ein zitterndes Mädchen nach draußen und verdrängt das schlechte Gewissen, dass er nicht die Zeit hat die Kinder großartig zu beruhigen. Hinata schickt den letzten verbleibenden Jungen zu ihm und er erkennt mit einem Blick, dass nur noch drei Mädchen neben der blassen ANBU knien. Hinata setzt sich ein wenig weiter auf und ignoriert die brennende Schwäche ihrer Glieder, als sie die Mädchen an ihrer Seite fokussiert. „Jetzt ihr, los raus mit euch.“ Die zwei roten Lockenköpfe, die auf einen Blick als Zwillinge zu identifizieren sind, gehorchen sofort und lassen sich ebenfalls von Neji nach draußen helfen. Aber die letzte Schülerin der Akademie, ein süßes Mädchen mit langen blonden Haaren erscheint bei weitem nicht so zimperlich, wie ihr Äußeres nahe legt und erinnert Hinata verdächtig an eine rosahaarige Kunoichi, als sie störrisch die Arme verschränkt und sie aus auffallend braunen Augen fixiert. „Was ist mit dir?“ Obwohl es eine tierische Anstrengung ist nur den Arm zu heben, befiehlt sie ihren strapazierten Muskeln die Bewegung, um der Kleinen beschwichtigend durch die Haare zu fahren. „Ich komme sofort nach.“ Die Kunoichi-Anwärterin schiebt skeptisch ihre Unterlippe nach vorne und wirkt noch nicht ganz überzeugt. „Versprochen?“ „Versprochen.“ Auch wenn alles in ihr danach verlangt endlich ihre müden Augen zu schließen, beobachtet sie wachsam, wie Neji auch Temaris letzte Schülerin durch den Spalt nach draußen in wartende Hände hebt. Sie rutscht nach vorne auf ihre Knie, um sich mit Hilfe ihrer abgestützten Armen aufzurichten, aber ihre Beine tragen sie kaum und sie steht erst aufrecht, als Neji ihren Oberarm umfasst und sie problemlos auf die Beine zieht. Sie selbst kann gerade so aufrecht in ihrer eigens geschaffenen Schutzhülle stehen, aber ihr Cousin, der sie um etliche Zentimeter überragt, muss den Kopf einziehen und die Schultern krümmen, um überhaupt aufrecht stehen zu können. „Los, raus mit dir!“ Der grimmige Befehlston des Teamleaders ist ihr nur allzu vertraut, aber dieses Mal schüttelt sie ablehnend den Kopf. „Nein, geh du zuerst.“ Aber ihr Cousin schüttelt gewohnt starrsinnig den Kopf. „Vergiss es, du gehst.“ Doch wie so oft in letzter Zeit, erweist sich seine Cousine als nahezu gleichwertig stur. „Neji, ich habe keine Ahnung, wie lange ich diesen Wahl noch halten kann und ich werde erst aus diesem Schrotthaufen kriechen, wenn alle anderen draußen sind, also tu mir den Gefallen, erspar mir einmal die Diskussion und beweg dich, damit wir endlich hier raus können!“ Bestimmt nicht weil es mehr einem Befehl als einer Bitte gleicht, kommt er ihrer Aufforderung schließlich widerstrebend nach und noch während er selbst hinausklettert ergreift die junge Clanerbin seufzend seine Hand, um sich aus der freigelegten Grube helfen zu lassen. Noch während sie gegen das gleißende Sonnenlicht anblinzelt, lässt Neij ihren Arm los und ohne seinen stützenden Halt stolpert sie geschwächt nach vorne. Doch bevor sie ihr Gleichgewicht zurückgewinnen kann, schließen sich erneut zwei Arme um sie und ziehen sie dieses Mal in eine haltgebende Umarmung. Auch mit geschlossenen Augen erkennt sie ihn bereits in dem Moment, in dem seine Hände sie umschließen, lange bevor er ängstlich ihren Namen ruft. „Hinata!“ Sie hat nicht die Kraft die Augen zu öffnen, aber sie hebt eine Hand, um sie beschwichtigend auf seine zu legen. „Es geht mir gut, ich bin nicht verletzt. Ich bin nur-“ Sie bricht den Satz müde ab, aber die Art wie ihr verbleibendes Chakra spürbar flackert, verrät genug. Und sie öffnet doch noch einmal die Augen und bringt auch die Adern, die ihr Bluterbe verraten, noch einmal hervor. Ihr Blick wandert über Sasuke, Neji und Tenten, die von den zahlreichen Schaulustigen abgesehen, die letzten Verbliebenen am Unfallort sind und mit trockenem Hals, spricht sie einen letzten Befehl. „Geht von den Trümmern weg.“ Die Shinobi gehorchen allesamt widerspruchslos und mit Hinatas Körper sackt auch der Chakrawall in sich zusammen und die bisher abgehaltenen Trümmer stürzen haltlos tiefer, während Naruto die erschöpfte Clanerbin auf seine Arme hebt und gefolgt von den Anderen ebenfalls den Weg ins Krankenhaus antritt. . . . Ihr wird erst klar, dass sie wohl kurzzeitig das Bewusstsein verloren hat, als sie es im Krankenhaus wiedererlangt und zunächst Narutos aufgebrachte Stimme zu ihr durchdringt. „Ich bleibe!“ Die Antwort der genervten Krankenschwester, verliert sich in dem Schwindelgefühl in ihrem Kopf, doch die nächste herrische Stimme hört sie wieder deutlich. „Naruto, verdammt nochmal, mach dass du hier rauskommst, damit die Schwestern ihre Arbeit machen können und ich mir Hinata ansehen kann!“ Sie hofft, dass Narutos unwillige Antwort wirklich gemurmelt ist und es nicht an dem Rauschen ihren Ohren liegt, dass sie wieder nicht verstehen kann, was ihr Freund seiner langjährigen Teamkameradin antwortet. Aber selbst in ihrem geschwächten Zustand, verspürt sie noch das Bedürfnis den drohenden Streit zwischen den beiden Freunden zu verhindern und zwingt angestrengt ihre Lider nach oben und ihre trockenen Lippen auseinander. „Ist schon gut, Naruto.“ Der Blondschopf hechtet sofort an ihre Seite und sie zwingt sich zu einem Lächeln, als er vorsichtig mit einer Hand über ihre blasse Wange fährt. „Ich bin direkt vor der Tür.“ Sie nickt, aber ihr beschwichtigender Zuspruch gilt in erster Linie ihm und sobald die Tür hinter ihm zufällt, gibt sie dem hartnäckigen Drang wieder nach ihre Augen erneut zu schließen. „Hinata?“ Auch Sakuras vorsichtige Stimme bringt sie in diesem Moment nicht mehr dazu diesen Kraftaufwand schon wieder auf sich zu nehmen. „Ist schon gut, Sakura. Mir fehlt wirklich nichts, ich bin nur-“ „Müde“, ergänzt die talentierte Medic-nin und drückt die Schulter ihrer Freundin beschwichtigend. „Nach dem was du heute geleistet hast, hast du es dir mehr als verdient, dich ein wenig auszuruhen.“ Den Rat der Haruno zu befolgen fällt ihr allzu leicht und sie ergibt sich erneut der Schwärze, die hartnäckig an ihrem Bewusstsein zerrt. • Zur selben Zeit tigert ein paar Zimmer weiter, ein anderer Shinobi ebenso unruhig vor einem Behandlungszimmer hin und her und versucht sich nicht in der Verzweiflung zu verlieren, die alles zu sein scheint, was seine Gedanken in diesem Moment erfüllt. Shikamaru fährt sich panisch durch die Haare und fixiert erneut die Tür hinter der zuletzt Tsunade persönlich verschwunden ist, um Temari zu behandeln. Sie hat ihm wieder und wieder versichert, dass sie nur die Platzwunde am Kopf hat und ihr sonst nichts passiert ist, während er sie ins Krankenhaus getragen hat. Aber niemand hat bisher etwas von ihrem Baby gesagt und er hat dieselbe Angst in Temaris Augen gesehen, die ihn nun von Kopf bis Fuß ausfüllt. Und bei all seiner Genialität, Medizin ist nun wirklich nicht sein Fachgebiet. Sicher hätte die Gehirnerschütterung nicht automatisch fatale Auswirkungen auf das Baby oder? Aber der Sauerstoff muss seinen Berechnungen zufolge in der letzten halben Stunde ziemlich schlecht gewesen sein und- Zum ersten Mal seit langem wünscht sich der talentierte Teamleader er könnte seine Gedanken anhalten, nur für einen winzigen Moment, um sich nicht länger mit dem schlimmstmöglichen Ausgang auseinander setzen zu müssen. Er wäre fast in die Knie gegangen, als die Tür endlich aufgeht und stürzt an seiner Kage vorbei, ohne sie wirklich anzusehen. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt in diesem Moment allein seiner Verlobten, die selten blass in einem Krankenbett liegt. „Temari!“ Er greift nach ihr und er hofft, er betet, dass es ein gutes Zeichen ist, dass ein schmales Lächeln ihre Lippen ziert, bevor sie in seinen Armen und verborgen vor den Augen aller in Tränen ausbricht. . . . - Eine halbe Stunde später - Naruto ist gerade endlich unruhig in einen der Wartestühle gesunken und leistet damit Sasuke, Neji, Tenten und Kiba Gesellschaft, als Hinata und Sakura zusammen um die Ecke treten und die gesamte Gruppe im selben Moment auf die Beine springt. Naruto erreicht die beiden zuerst und reißt seine Freundin so sanft wie möglich in eine feste Umarmung. „Ich liebe dich.“ Es war ihm nicht klar, wie sehr er darauf gewartet hat, diese Worte von ihr zu hören, bis sie sie ihm in diesem Moment ins Ohr flüstert. Bis er Hinata wieder los lässt, ist Sakura bereits wieder den Flur entlang in einem anderen Behandlungsraum verschwunden und stattdessen lässt sie eine andere vertraute Stimme herumfahren. „Hinata!“ Die junge Clanerbin löst sich aus Narutos Umarmung und er gibt sie frei, als sie Shikamaru erkennen. Nicht einmal die beiden Hyuugas können in der Mimik des genialen Strategen lesen, während er auf sie zuschreitet. Er schlingt wortlos beide Arme um seine Teamkameradin und reißt die perplexe Clanerbin in eine solch feste Umarmung, dass ihr Atem keuchend in ihrem Brustkorb stockt. Hinata erwidert die Umarmung etwas zaghaft, nicht ganz sicher, was sie erwartet. „Shikamaru, ich-“ Doch ihr Teamleader unterbricht sie und drückt sie fester. „Ich werde dir niemals dafür danken können, dass du sie gerettet hast!“ Hiashis älteste Tochter schließt mit einem hörbaren Seufzen die Augen und schlingt ihre Arme ebenfalls fester um ihren meist demotivierten Vorgesetzten, bevor sie sich von ihm löst, um den beruhigenden Blick in seine Augen zu suchen. „Euer Baby?“, will sie vorsichtig wissen, aber in seinen Augen sieht sie bereits alles, bevor sich seine Gesichtsmuskeln zu einem erleichterten Lächeln verziehen. „Tsunade hat gemeint, dass alles in Ordnung ist. Temari würde dich gerne sehen.“ Hinata nickt, umarmt Shikamaru noch einmal, bevor sie erneut den Flur hinunter schreitet und auf halbem Weg Sakura passiert, die in diesem Moment jene gruselige Angewohnheit beweist, die sie unter anderem zu einer solch genialen Ärztin macht, dass sie überall gleichzeitig zu sein scheint. Ihre beste Freundin seit Kindergartentagen, die ebenfalls zur Verstärkung ins Krankenhaus gerufen worden ist, kommt in diesem Moment um eine andere Ecke am Ende des Flures und hält ebenfalls einen Moment lang bei der Gruppe inne. Sakura sucht mit ihren Augen zielstrebig ihren besten Freund und senkt ihre Stimme ein wenig. „Bleibt Hinata heute Nacht bei dir?“ Ihr langjähriger Teamkamerad runzelt fragend die Stirn. „Wir haben noch nicht darüber gesprochen, wieso?“ Tsunades ehemalige Schülerin fixiert kurz ihren stoischen Teamleader, bevor sie sich wieder an den blonden Chaoten wendet. „Egal wo sie heute Nacht schläft, sie braucht jemanden, der sie überwacht. Ein schwerwiegender Chakramangel ist ein bisschen mit einer Gehirnerschütterung zu vergleichen und sie wird die Folgen noch eine ganze Weile spüren. Wenn ihr jedoch wieder schwindelig wird oder sie sich gar übergibt, muss sie sofort zurück ins Krankenhaus.“ Der ernste Blick in Narutos Augen beantwortet ihre zuvor gestellte Frage stumm. „Ich passe auf sie auf.“ Sakura nickt stumm und sieht dann kurz zu Shikamaru. „Ich nehme an, Tsunade will Temari zur Beobachtung über Nacht hier behalten?“ Der geniale Stratege nickt. „Ja, aber im Gegensatz zu ihr ist mir das ganz recht. Das wird noch ein langer Tag.“ Die Haruno nickt müde und schiebt sich gestresst eine lange Haarsträhne hinters Ohr. „Hat Tsunade schon etwas gesagt, wann es eine Versammlung geben wird?“ „Wir werden zuerst eine Besprechung mit den ranghöchsten Shinobi, den ANBU-Teamleadern, sowie den Ratsältesten abhalten. Die Bewachung rund um das ganze Dorf wird weiter verstärkt und ich nehme an, dass morgen auch die gesamte ANBU zusammengerufen wird. Das ist zweifellos das Schlimmste, was uns seit Akatsuki passiert ist.“ Sakura nickt zustimmend, aber die anderen konnten dem Gespräch der beiden kaum folgen und Neji tritt mit verschränkten Armen neben den anderen Teamleader und fixiert seine rosahaarige Teamkameradin mit ernstem Blick. „Wovon redet ihr?“ Sakura hebt überrascht eine Augenbraue. „Ihr wisst es noch nicht?“ Ihr Blick findet Shikamarus und sie sieht angespannt über ihre Schulter, um sich zu versichern, dass sich außer ihrer Gruppe im Moment niemand in diesem Teil des Flures aufhält, bevor sie mit gesenkter Stimme weiter spricht. „Der Grund für die Explosion war ein Sprengsatz.“ Sogar unter den erfahrenen Eliteshinobi holen einige entsetzt Luft, auch wenn dieser Gedanke längst in jedem Hinterkopf als schreckliche Möglichkeit herumgespukt ist. Neji reduziert die Lautstärke seiner Stimme ebenfalls auf ein Minimum. „Ist das bestätigt? Woher-“ Aber dann schließt er für einen Moment die Augen und beantwortet seine Frage selbst. „Hinata.“ „Ist sie sich sicher, ich meine-“ Aber Tenten fällt Ino noch vor Sakura ins Wort. „Es ist Hinata, Ino, natürlich ist sie sich sicher.“ Sakura nickt. „Hinata hat den Sprengsatz entdeckt, Sekunden bevor die Zeit auf der Anzeige abgelaufen ist. Das ist es, was ihnen allen das Leben gerettet hat. Wenn die Bombe in die Luft geflogen wäre, bevor sie sie entdeckt hätte, hätte auch Hinata nicht mehr viel machen können.“ „Es war ein Attentat“, wiederholt Naruto fassungslos und Sakura umfasst mahnend seinen Unterarm. „Hört zu, diese Information verlässt diese Gruppe vorerst nicht. Tsunade hat noch nicht entschieden, wie viel davon an die Zivilisten weitergegeben wird. Das hier ist verdammt ernst und wir wollen unter der Bevölkerung nicht noch mehr Panik.“ Die Shinobi nicken, immer noch überwiegend fassungslos und Sakura verschwindet erneut, gefolgt von Ino und schwarzen Augen, deren Aufmerksamkeit sie sich trotz allem sehr wohl bewusst ist. Auch Shikamaru verabschiedet sich mit einer schwachen Handbewegung und kurz darauf tritt Hinata erneut um die Ecke, nur um augenblicklich von einer vertraut herrischen Stimme erneut aufgehalten zu werden. „Hinata!“ Noch bevor Hinata sich zu ihrem Vater umdreht, strafft sich ihre ganze Körperhaltung und ihre Miene erstarrt zu kalkulierter Emotionslosigkeit. „Vater.“ Mehr können sie von dem Gespräch nicht mehr verstehen, denn auch das Clanoberhaupt scheint plötzlich die Stimme zu senken. Neji ist gerade erst in einen der umstehenden Wartestühle gesunken, macht aber augenblicklich Anstalten sich zu erheben, doch Tenten greift unauffällig nach seinem Unterarm. „Sie kann das alleine.“ Sie erwidert den kritischen Blick seiner hellen Augen offen und zweifelt für einen Moment daran, dass er ihrer Bitte dieses Mal nachgeben wird, als er kaum merklich nickt und zurück in seinen Stuhl sinkt, ohne jedoch den Blick von seiner Cousine und seinem Onkel zu nehmen. Auch Naruto vergräbt beide Händen in seinen Hosenaschen, um seine eigene Anspannung zu kaschieren, während er die mangelnden Emotionen im Gesicht seiner Freundin mit verborgener Besorgnis registriert. Hinata senkt grüßend den Kopf vor ihrem Vater und ignoriert angestrengt den Schwindel, den ihr diese höfliche Begrüßung einbringt, als sie sich wieder aufrichtet. „Vater, was führt euch hierher?“ Manche sagen der Gesichtsausdruck ihres Vaters kennt keinerlei Emotionen, außer er fängt an jemanden anzuschreien. Aber sie kennt jede noch so kleine Mimik ihres Vaters. Wenn sich einer seiner Mundwinkel nach unten verzieht, ist er enttäuscht. Wenn er für eine winzige Sekunde die Nase rümpft, findet er etwas absolut unwürdig. Und wenn seine rechte Augenbraue zuckt, steckt jemand in Schwierigkeiten. Vorzugsweise sie. Denn sie hat all diese kaum erkennbaren Gesichtsausdrücke schon hunderte Male aus ein und derselben Perspektive gesehen. Frontal, direkt auf sie gerichtet. Und im Moment zuckt die rechte Augenbraue des Clanoberhauptes kaum merklich und seine Tochter stählt in der Konsequenz ihre Haltung. „Ich habe gehört, du warst in die Explosion in der Akademie verwickelt.“ So könnte man es wohl auch formulieren. „Ja, Temari Sabakuno hat mich gebeten ihre Klasse zu besuchen, um ihren Schülern etwas über die Byakugan zu erzählen.“ Sachliche, zielgerichtete Schilderungen sind in der Regel die sicherste Gesprächsmethode mit seinem Vater. „Temari Sabakuno ist die Schwester des Kazekagen.“ Es ist keine Frage aber sie bestätigt es mit einem knappen „Ja“. „Woher kennst du sie?“ Die Frage lässt sie beinahe das Gesicht verziehen, denn das ist normalerweise zu persönlich für das Interesse ihres Vaters. „Wir sind befreundet.“ Ihr ist schon klar, dass das nicht ausreichen wird, aber in ihrer Überraschung hat sie den Fehler begangen vom Protokoll abzuweichen. „Das beantwortet meine Frage nicht, Hinata.“ „Wir hatten in den letzten Jahren viel beruflich miteinander zu tun.“ „In welcher Einheit?“ Verdammt. Ihr war klar, dass dieser Tag irgendwann kommen würde und zwei Jahre sind weit mehr Schonfrist, als sie erwartet hat, aber sie hat hier und heute nicht mehr die Kraft für diese Auseinandersetzung. „Das kann ich Euch nicht sagen, Vater.“ Da zieht sich erwartungsgemäß sein Mundwinkel nach unten. „Dann werde ich deine Akte einsehen.“ Sie weiß, es hat keinen Zweck ihn darauf hinzuweisen, dass er darauf eigentlich kein Recht hat. „Ihr werdet tun, was Ihr für richtig haltet, Vater.“ Sein Blick verrät ihr, dass das noch lange nicht vorbei ist, aber für den Moment entlässt er sie mit einem Nicken. Sie wartet, bis er den Flur um die nächste Ecke verlassen hat, bevor sie sich zurück zu ihren Freunden bewegt. Sobald sie sich relativ sicher ist, dass die Aufmerksamkeit ihres Vaters nicht mehr auf ihr liegt, spürt sie die verdrängte Erschöpfung zurück in ihre Glieder schießen und sie ringt mit dem vertrauten Schwindel, als die harte Stimme ihres Cousins schon zu ihr durchdringt. „Was wollte er?“ „Wissen, warum ich in der Akademie war.“ Tentens Freund runzelt skeptisch die Stirn. „War das alles?“ „Natürlich nicht. Aber für heute ist mir das egal.“ Sie schließt erneut die Augen und fragt sich erschöpft, wie lange sie diesen Tag noch durchhalten soll, als sich stützend zwei Arme um ihre Hüfte legen und Naruto seine Lippen an ihr Ohr senkt, um ihr leise Worte zuzuflüstern, während sie gleichzeitig haltsuchend ihre Stirn an seine Schulter lehnt. „Willst du gehen?“ Sie nickt stumm, ohne die Stirn von seiner Schulter zu nehmen und protestiert auch mit keiner Silbe, als er sie sanft auf seine Arme hebt und sie umstandslos durch das ganze Dorf trägt, bis sie seine Wohnung erreichen. . . . - Am selben Abend in Sakuras Wohnung - Es hat Stunden gedauert, alle Kinder zu untersuchen und ihre Eltern zu beruhigen. Sie ist seit achtzehn Stunden auf den Beinen und körperlich am Ende und man möge ihr vergeben, dass sie ihr eigenes Haus betritt, ohne mit einem Angriff zu rechnen. Deswegen pinnt ihr ehemaliger Teamkamerad sie auch mit unerträglicher Geschwindigkeit grob mit beiden Händen gegen die Wand in ihrem Hausflur, bevor sie auch nur daran denkt sich zu wehren. Sie hat sich diese Szene in den letzten zwei Wochen gefühlte tausendmal ausgemalt. Natürlich entspricht die Wirklichkeit ihren Vorstellungen nicht im Geringsten. „Verdammt, kannst du dir das endlich abgewöhnen? Du wirst mir noch mal einen Herzinfarkt verpassen!“ Sie sträubt sich widerspenstig gegen seinen groben Griff und erkennt angesäuert, dass sie nicht mehr genügend Kraft übrig hat, um sich von ihm loszureißen. „Lass mich los, Sasuke!“ „Hat es geholfen?“ Sie unterdrückt das verräterische Zittern, das bestimmt nicht von Furcht, aber zweifellos von seiner körperlichen Nähe hervorgerufen wird. „Wovon redest du?“ Nicht, dass sie auch nur eine Sekunde glaubt, dass es ihr irgendetwas bringen wird, sich dumm zu stellen. Aber einen besseren Plan hat sie nun mal nicht. „War es so schlimm, dass du gleich vor mir davon laufen musstest? Für zwei Wochen?!“ Sie greift tief in ihre Trickkiste, ignoriert die Erinnerungen, die ihr Verstand ihr zuspielen will einmal mehr, strafft entschlossen die Schultern und sieht ihm schließlich furchtlos in die dunklen Augen. „Bild dir nichts ein, Uchiha! Ich habe eine Mission zugeteilt bekommen. Nicht mehr und nicht weniger. Das hatte rein gar nichts mit dir zu tun.“ „Du warst schon immer eine miserable Lügnerin. Uns war beiden klar, dass du es bereuen würdest. Aber ich bin ein selbstsüchtiges Arschloch und ich wollte dich.“ Die gelassene Art und Weise, wie er von dieser Nacht spricht, die der eine Teil von ihr gerne um alles auf der Welt rückgängig machen möchte und von der der andere signifikante Teil in ihr, der zweifellos von ihrem verräterischen Herz angeführt wird, jede einzelne Sekunde detailliert in ihr Gedächtnis gebrannt hat, nagt an ihrer Selbstbeherrschung und ihre nächsten Worte klingen nicht halb so stark wie sie es gerne möchte und gleichen mehr einer geflüsterten Bitte. „Lass es uns einfach vergessen.“ „Tse.“ Aber zu ihrer großen Überraschung, dreht er sich einfach um und stapft wütend in das Gästezimmer, das er jetzt schon seit mehreren Wochen beherbergt. Sie zuckt erschrocken zusammen, als er die Tür schwungvoll hinter sich zuschlägt und lehnt sich mit einem erschöpften Seufzen zurück gegen die Wand. Wenn sie mit 30 graue Haare bekommt, weiß sie wenigstens, bei wem sie sich dafür bedanken kann. . . . Hosted by Animexx e.V. 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