Run von Hinarika ================================================================================ Kapitel 9: gossip ----------------- - Am selben Abend im Ichirakus - Naruto ist mittlerweile bei seiner zweiten Flasche Sake angelangt und fragt sich zynisch, wie viele davon er wohl noch brauchen wird, um sich das Bild von Hinata in ihrem kurzen weißen Handtuch, mit ihren tiefroten Wangen, aus dem Gedächtnis zu trinken. Nicht dass er das eigentlich will, aber solange das alles ist, was er sieht, sobald er die Augen schließt, wird das unweigerlich zu Komplikationen führen, die er wirklich nicht gebrauchen kann. Aber als das grinsende Gesicht seiner Teamkameradin auf seiner rechten Seite auftaucht, befürchtet er, dass es dafür schon zu spät sein könnte. „Na-ru-to!“ Die Tatsache, dass sie seinen Namen beinahe singt, sollte ihn eigentlich dazu veranlassen, die Beine in die Hand zu nehmen und irgendwo Schutz zu suchen. Aber er hat schon vor Jahren schmerzhaft erfahren, dass es kein Entrinnen vor seiner Teamkollegin gibt, wenn diese erst einmal etwas wissen will. Sie mag das Aussehen eines Plüschhasen haben, aber ihr Charakter gleicht mehr dem eines Pitbulls. Er nimmt aus dem Augenwinkel heraus zur Kenntnis, wie sein bester Freund wortlos auf den Stuhl zu seiner Linken rutscht, aber seine grinsende Teamkameradin verlangt seine volle Aufmerksamkeit. „Mir hat da ein kleines Vögelchen eine äußerst interessante Geschichte gezwitschert. Willst du wissen, worum es geht?“ Ja, er wird noch wesentlich mehr als dieses zweite Flasche brauchen. „Tu nicht so, als würdest du mir die Wahl lassen.“ Das Grinsen auf den Lippen seiner Teamkameradin ist beängstigend und verleiht ihr das drohende Aussehen einer hübschen Psychopatin. „Sie handelt von dir und Hinata in den Duschen des ANBU-Gebäudes… und sie beinhaltet keinerlei Kleidung.“ Verdammt er hätte wissen müssen, dass der Volltrottel nicht den Mund halten würde. Sakuras Augen beginnen mit der weihnachtlichen Vorfreude eines Kleinkindes zu leuchten, als sie der Reaktion ihres Freundes entnimmt, dass an dem neuesten Klatsch der ANBU-Einheiten mehr dran ist, als sie sich in all ihrem Optimismus zu erhoffen gewagt hat. „Und jetzt wirst du ein guter Junge sein und mir in all den glorreichen Details erzählen, was da vorgefallen ist. Und wage es ja nicht, mich anzulügen!“ „Es sei denn, du bist an einem schnellen, grausamen Ableben interessiert.“ Naruto spürt die mörderischen Schwingungen, die von seinem Teamleader ausgehen, schon bevor er sich auf seinem Stuhl zu ihm umdreht und dem eiskalten Blick des Hyuugas begegnet. Und mit einem genervten Stöhnen erkennt, dass Tentens hartnäckige Umklammerung alles ist, was den anderen ANBU davon abhält, ihm augenblicklich an die Kehle zu gehen. Genau so hat er sich das vorgestellt. „Es ist nichts passiert, Neji!“ „Da sagt Hiromoto was anderes!“ Der blonde Uzumaki kratzt sich mürrisch am Kinn. „Hiromoto ist auch ein minderbemittelter Vollidiot, der nur bei der ANBU ist, weil sein Vater im Rat sitzt!“ Die linke Augenbraue des Hyuuga zuckt gefährlich über seinem aktivierten Bluterbe. „Dann hast du nicht in den Umkleiden mit meiner Cousine rumgemacht?“ „Nein!“ „…“ „Verdammt, Neji, ich habe keinen Grund dich anzulügen! Wenn ich etwas mit Hinata hätte, wüsstest du es.“ Naruto nimmt einen angespannten Schluck von seinem Becher. „Und du könntest dir die Radieschen von unten besehen, Uzumaki!“ „Lass mich das noch einmal in kleinen, deutlichen Worten formulieren, Hyuuga, damit du es vielleicht dieses Mal kapierst: Ich. Habe. Nichts. Mit. Hinata!“ Neji macht einen drohenden Schritt nach vorne und Sakura rutscht schnell von ihrem Stuhl und schiebt sich geschickt zwischen ihre beiden Teamkameraden. „Okay, das reicht jetzt! Jeder in seine Ecke! Ihr macht eine Riesenszene!“ Auch Tenten mischt sich beunruhigt ein und greift besänftigend nach der Hand ihres Freundes. „Lass uns gehen, Neji, bitte!“ „Ich behalte dich im Auge, Uzumaki!“ „Jaja.“ Der braunhaarige Hyuuga dreht sich angespannt noch einmal um, aber Tenten zieht ihn resolut mit sich aus dem Restaurant und rettet dem blonden Shinobi mit dieser Heldentat vermutlich das Leben. Naruto fängt den Blick seiner Teamkameradin auf und wirft stöhnend den Kopf in den Nacken. „Was, verdammt?“ „Ich will wissen, warum du ihn provoziert hast. Schlechtes Gewissen?“ Der chaotische ANBU knurrt beinahe und erkennt bedauernd, dass er nicht einmal annähernd betrunken genug ist, um dieses Gespräch zu führen. „Kapierst du es, wenn ich dir aufschreibe, dass du dich da endlich raushalten sollst?“ „Nein. Und jetzt will ich die Wahrheit von dir hören.“ „Das hast du bereits.“ „Bist du dir da sicher?“ „Sakura, wann habe ich dich schon mal angelogen?“ „Jedes Mal, wenn du die letzten zwei Jahre über behauptet hast, nicht in Hinata verliebt zu sein!“ In dem selben Moment, in dem Naruto stöhnend abwägt, ob es ihn nicht doch retten könnte, einfach die Beine in die Hand zu nehmen, erscheint die Rettung in der Form eines jungen Chunin. „Haruno-san?“ Die Rosahaarige fährt fauchend auf ihrem Stuhl herum. „Was?!“ Der Teenager zuckt eingeschüchtert zurück. „I-Ich soll Euch ausrichten, dass Ihr im Krankenhaus gebraucht werdet.“ Die talentierte ANBU wirft murrend einen Geldschein auf den Tisch, bevor sie sich drohend noch einmal an ihren besten Freund wendet. „Dieses Gespräch ist noch nicht beendet!“ Aber dass sie für den Moment verschwindet, ist alles, was für den Blondschopf zählt. Naruto stellt mürrisch fest, dass seine Flasche leer ist und signalisiert dem Barkeeper stumm, dass er ihm noch eine bringen soll. „Manchmal kann ich glatt verstehen, dass du damals abgehauen bist!“ Der Uchiha schüttelt spöttisch den Kopf. „Dobe, du bist einfach ein Idiot.“ „Halt die Fresse, Teme!“ „Also hattest du wirklich nichts mit der kleinen Hyuuga?“ „Nein, verdammt!“ „Warum nicht?“ Naruto nimmt das ernsthafte Interesse seines besten Freundes stirnrunzelnd zur Kenntnis. „Seit wann reden wir eigentlich über so was?“ „Seit wir keine zwölf mehr sind. Also?“ Der blonde Shinobi schließt mit einem Seufzen die Augen und beschließt, dass ein bester Freund schließlich theoretisch dafür da ist, um solche Bekenntnisse zu machen. „Weil ich unter Garantie die Kontrolle verloren hätte, wenn ich sie gestern geküsst hätte. Du kannst dir nicht vorstellen, wie…“ Er unterbricht sich, aber der Uchiha hatte nun einmal schon immer eine ausgezeichnete Auffassungsgabe. „Wie sehr du sie wolltest? Wenn du dich da mal nicht täuschst, Dobe.“ Der Uzumaki sieht verwundert auf, aber der kühle Clanerbe ist noch nicht fertig. „Es ist deine Entscheidung, ob du dich endlich wie ein Mann verhalten und etwas unternehmen willst oder ob du wirklich der Feigling sein willst, den Sakura dir gestern vorgeworfen hat. Aber vielleicht solltest du dir mal überlegen, dass sie nicht ewig auf dich warten wird. Und wie es sich anfühlen wird, sie mit einem anderen Mann zu sehen. Ich meine, du rastest schon aus, wenn Kiba den Arm um sie legt. Stell dir mal vor, es gäbe jemanden, mit dem sie mehr als eine rein platonische Freundschaft verbindet.“ Der spöttische Kommentar, der zuerst auf den Lippen des Blonden gelegen hat, ist längst vergessen und er sieht seinen besten Freund für einen Moment fassungslos an, bevor er einen nachdenklichen Schluck von seinem neu gefüllten Becher nimmt und beschließt die Tatsache, dass er gerade Beziehungstipps von Sasuke Uchiha erhalten hat, erst mal so stehen zu lassen. Für einen Moment herrscht eine selten einträchtige Stille zwischen den beiden Männern, bevor Naruto beschließt die ungewöhnliche Redseligkeit des Uchihas auszunutzen, um ein paar Antworten zu bekommen. „Da wir jetzt endlich mal unter uns sind… Warum bist du wirklich zurückgekommen? Die Schlange bist du schließlich schon eine ganze Weile los und auch…“ Er spielt auf Itachi an, bricht den Satz aber ab. Aber Sasuke stört sich nicht an der Anspielung. Beinahe grinst er sogar. „Ich bin wieder hier, weil es Zeit ist zu Plan B überzugehen.“ „Und der wäre?“ „Meinen Clan wiederaufzubauen.“ Das verständnislose Stirnrunzeln des Blonden ist beinahe zu gut. „Und wie willst du das machen?“ Sasuke klopft seinem besten Freund kopfschüttelnd auf die Schulter. „Dobe, wenn du das fragen musst, bist du echt nicht mehr zu retten. Aber vielleicht solltest du die kleine Hyuuga fragen, ob sie´s dir erklärt.“ Naruto verzieht angesäuert das Gesicht. „Witzig, Teme.“ Aber dann bereitet sich das berüchtigte Grinsen auf seinen Lippen aus. „Du hast es endlich kapiert, oder?“ „Wovon redest du, Dobe?“ „Von Sakura. Du hast mit keiner Silbe widersprochen, als Tsunade dir befohlen hat bei ihr einzuziehen.“ „Dobe, sie hat mich gerade wieder aufgenommen, da hätte ich ihr kaum widersprechen können.“ Aber der Blondschopf grinst siegessicher. „Als würde dich das davon abhalten deinen Willen durchzusetzen. Du hast nur zugestimmt, weil du wolltest.“ „…“ Und erkennt erstaunt, dass er ins Schwarze getroffen zu haben scheint. „Du willst es bei ihr versuchen.“ Der Uchiha leugnet es nicht einmal und nimmt mit einem verborgenen Grinsen einen Schluck von seinem eigenen Becher. „Jedenfalls werde ich mich besser anstellen, als du dich bei der kleinen Hyuuga.“ „Ach, halts Maul, Teme!“ Aber mit seiner nächsten Frage ist es dem dunkelhaarigen Clanerben ungewöhnlich ernst. Denn auch wenn er es nie laut zugeben würde, schätzt er die Meinung des Blonden mehr, als die jedes anderen, von Sakura und Kakashi vielleicht abgesehen. „Hast du was dagegen?“ Auch Naruto nimmt einen ungewohnten Ernst an. „Nein. Ich glaube, dass du sie glücklicher machen könntest, als irgendjemand sonst, wenn du es ernsthaft versuchst. Aber wenn du ihr noch einmal das Herz brichst, gibt es keinen Ort auf dieser Welt, an dem du dich vor mir verstecken kannst.“ Sasuke begegnet dem eindringlichen Blick seines besten Freundes offen. „Ich hatte nie vor ihr das Herz zu brechen, Naruto. Aber dieses Mal gehe ich auch nirgendwo hin.“ Der Blondschopf hebt mit einem Grinsen seinen Becher. „Darauf trinke ich.“ Und Sasuke erwidert die Geste schmunzelnd. • Der Uchiha sieht dem blonden Chaoten kopfschüttelnd nach, als dieser winkend um die Ecke verschwindet, hinter der seine Wohnung liegt, als er das Chakra seiner ehemaligen Teamkameradin hinter sich ausmacht. „Ist Naruto schon gegangen?“ Der attraktive Clanerbe dreht sich schmunzelnd zu der jungen Medic-nin um. „Er hat gesagt, er will nicht riskieren, dass du zurückkommst und ihn weiter schikanierst.“ Das Grinsen auf den Lippen seiner hübschen Teamkollegin verrät einen gut verborgenen Hang zum Sadismus. „Dabei hätte ich dem Ganzen noch das eine oder andere hinzuzufügen gehabt. Naja, was solls, er entkommt mir so oder so nicht.“ Sie dreht sich elegant um und tritt mit dem Uchiha an ihrer Seite summend den Rückweg zu ihrer Wohnung an. Sie hat nur nicht erwartet, dass er das Thema von sich aus noch einmal ansprechen würde. „Und zwischen den beiden läuft wirklich nichts?“ Er hört sie leise seufzen und dreht den Kopf leicht in ihre Richtung. „Leider nein.“ „Warum nicht?“, fragt der Clanerbe nach und Sakura stellt erstaunt fest, dass es ihn tatsächlich zu interessieren scheint. „Du hast den Schwachsinn doch gehört, den er gestern verzapft hat. Außerdem glaubt er mir nicht, wenn ich ihm sage, dass sie schon ewig in ihn verliebt ist.“ „Der Dobe ist ja auch blind.“ Er schweigt und sie hält das Gespräch damit für erledigt, aber er überrascht sie schon wieder. „Ist es wegen Kyubi?“ „Ja. Aber mal davon abgesehen, dass das gesamte Dorf ihn mittlerweile als einen der talentiertesten Shinobi nahezu vergöttert, hat Hinata sich nie daran gestört.“ „Natürlich nicht. Die Kleine ist schließlich schon seit der Akademie verknallt in den Dobe.“ Sakura hebt skeptisch eine Augenbraue. „Und das ist ausgerechnet dir aufgefallen?“ „Ich bitte dich, sie war nicht gerade subtil in ihrer Schwärmerei-“ „Wenn du jetzt sagst, genau wie jemand anderes, hau ich dir eine rein, Uchiha!“ Sie verengt zornig die Augen, anhand seiner offensichtlichen Belustigung. „Das hast jetzt du gesagt.“ „Kannst du nicht einfach wieder zu deiner einsilbigen Gleichgültigkeit zurückkehren und mich in Frieden lassen?“ „Nein.“ „Ja, das habe ich befürchtet.“ • Aber er wartet immerhin, bis die Haustür hinter ihnen ins Schloss fällt, bevor er sein nerviges Kreuzverhör fortsetzt. Und weil sie sich ziemlich sicher ist, dass sie nicht wissen will, was der nächste Gesprächspunkt auf seiner Liste ist, beschließt sie das Ganze lieber selbst in die Hand zu nehmen. „Und hast du dir von Naruto den ganzen Klatsch der letzten acht Jahre vorkauen lassen?“ „Du wolltest ja nicht mit mir reden.“ „Tse.“ Aber sie sieht die Art wie er sie ansieht und sie weiß genau, was Naruto ihm erzählt hat. „Lass das sein!“ Sasuke runzelt verständnislos die Stirn. „Was?“ „Nur weil Naruto dir vermutlich sämtliche Details aus meinem Leben aufgelistet hat und wir eine gemeinsame Vergangenheit haben, heißt das noch lange nicht, dass du mich kennst, Uchiha. Menschen ändern sich in acht Jahren. Die meisten zumindest.“ „Willst du darauf wetten?“ Obwohl sie weiß, dass es nicht gut für sie ausgehen kann, auf seine offensichtliche Provokation einzugehen, verschränkt sie herausfordernd die Arme. „Du bist immer noch besessen von Kirschen. Kirsch-Tee war schon immer die einzige Tee-Sorte, die du überhaupt angerührt hast. Du riechst so sehr nach Kirschen, dass ich jede Wette eingehen würde, dass sowohl dein Duschgel, als auch dein Shampoo diesen Geruch teilen und vermutlich auch dein Parfüm, falls du welches hast. Du teilst dein Brötchen beim Frühstück immer noch gleich auf. Die eine Hälfte mit Marmelade isst du immer zuerst, bevor du zum Käse greifst. Du benutzt eine äußerst gezielte Wortwahl, um jeden zur selben Zeit auf Distanz zu halten und gleichzeitig deine wahren Gefühle zu verbergen. Du sprichst dir immer noch selbst gedanklich Mut zu, wenn du dich unsicher fühlst. Wir haben schon über dein zuckendes Augenlid geredet, das deine Lügen verrät. Du und Ino, ihr besiegelt eure Freundschaft immer noch damit, dass ihr euch ständig gegenseitig anzickt, weil ihr euch zu ähnlich seid. Du stichelst Naruto pausenlos an, aber jedes Mal wenn du ihn ansiehst, steht in deinen Augen, wie sehr du ihn als deinen Bruder liebst und du würdest alles tun, um ihn glücklich zu sehen. Du bist den ganzen Tag umgeben von deinen Freunden, aber du fühlst dich trotzdem einsam.“ Er hält inne und sieht in ihre weit aufgerissenen Augen, bevor er ruhig die Stimme senkt. „Soll ich weiter machen?“ Sie weiß nicht, was mehr zu ihrer überwältigenden Fassungslosigkeit beiträgt: Die Tatsache, dass sie ihn noch nie so lange an einem Stück hat reden hören oder dass sie offenbar nicht nur ein verdammt offenes Buch für ihn zu sein scheint, sondern auch ein ausgesprochen langweiliges. „Tse!“ Und weil sie sich nicht anders zu helfen weiß, schiebt sie sich schnell an ihm vorbei und tritt die Flucht nach vorne und in ihre kleine Küche an. Sie schenkt sich fluchend ein Glas Wasser ein und das unangenehme Pochen in ihrer linken Schläfe sagt ihr, dass sie dem am besten gleich eine Aspirin hinzufügen sollte, bevor die garantierte Migräne ihrem Tag die Krone aufsetzt. Natürlich ist er ihr gefolgt und lehnt sich in seiner ganzen unausstehlichen Arroganz, selbstbewusst in den kleinen Türrahmen, der die Küche vom Wohnzimmer trennt. Sakura strafft die Schultern und betet stumm um ausreichend Geduld das nervige Frage-Antwort-Spiel mit dem Uchiha zu beenden, ohne in einem angebrachten Tobsuchtsanfall zum Mörder ihrer großen Jugendliebe zu werden. Aber selbst wenn sie statt als talentierte ANBU als Hellseherin ihr Geld verdienen würde, hätte sie seine nächste Frage in hundert Jahren noch nicht kommen sehen. „Hast du was mit Kakashi?“ Er zieht eine Augenbraue hoch, als seine ehemalige Teamkameradin sich aufs Heftigste an dem Wasser verschluckt, das sie gerade trinken wollte und keuchend um ihren Atem ringt. Was sie nicht davon abhält ihn entgeistert anzusehen. „WAS?!“ „Du hast mich gehört.“ Die junge Medic-nin stellt das Glas in ihrer Hand fassungslos auf der Küchenanrichte ab, bevor sie den attraktiven Mann vor sich stirnrunzelnd mustert. „Das hast du nicht von Naruto.“ Er verschränkt nur schweigend die Arme, aber sie braucht nicht viel, um es sich zusammen zu reimen. „Ich bring Ino um!“ Sie ist mit einem Satz am Türrahmen, hält in diesem aber inne und ballt angespannt ihre zitternden Hände zu harten Fäusten. „Nicht, dass es dich etwas angehen würde, wenn es so wäre, aber nein, ich schlafe nicht mit unserem ehemaligen Sensei! Himmel! Mir war ja klar, dass Ino es nicht verkraftet, nicht zu wissen mit wem ich was habe, aber das geht echt zu weit…“ Wüste Beschimpfungen vor sich hin murmelnd und ohne den Clanerben eines weiteren Blickes zu würdigen, stapft sie wütend über die Treppen in das obere Stockwerk und knallt die Badezimmertür lautstark hinter sich zu. • Sie ist aus reiner Gewohnheit in die Shorts und das Top geschlüpft, in denen sie normalerweise schläft. Und sie hat ihr Schlafzimmer auch schon halb durchquert, in der festen Absicht ins Wohnzimmer zurückzukehren, um noch ein bisschen fernzusehen, wie sie es beinahe jeden Abend tut. Aber mit der Hand schon an der Türklinke hält sie erstarrt inne, als ihr die verborgene Präsenz in eben diesem Zimmer, die sie die letzte halbe Stunde über konzentriert ignoriert hat, bewusst macht, dass sie nicht allein ist. Sie zögert kurz, beschließt dann aber, dass es unter ihrer Würde ist, sich von seiner bloßen Anwesenheit in ihrem Verhalten beeinflussen zu lassen. Er liegt auf ihrer Couch und liest ein Buch. Und der ganze Anblick ist so befremdlich, dass sie regungslos im Türrahmen verharrt. Sasuke lässt das Buch sinken und dreht den Kopf gewohnt ausdruckslos in ihre Richtung, aber die Art wie seine Augen langsam über ihren Körper wandern, macht sie unerklärlicherweise nervös. Die talentierte ANBU fährt sich verunsichert mit der Zunge über die Lippen und verlagert unbewusst ihr Gewicht von einem Bein auf das andere, was ihn dazu veranlasst, seine wachsamen Augen zurück zu ihrem Gesicht zu heben. „Ich dachte, du wärst schon ins Bett gegangen.“ “Reiß dich zusammen, Sakura!“ Ihrer inneren Stimme Folge leistend, strafft sie entschlossen die Schultern und strebt mit festen Schritten den freien Sessel an, in dem sie normalerweise nie sitzt. „Es ist noch nicht einmal neun.“ Sie schnappt sich die Fernbedienung von dem kleinen Glastisch und lässt sich schwungvoll in den Sessel sinken. Der Blick seiner dunklen Augen folgt jeder ihrer Bewegungen und auch wenn er es mit keiner Miene verrät, ist dem Clanerben durchaus bewusst, dass die Faszination, die Sakura auf ihn ausübt, nicht normal ist. Sie ist zweifellos eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hat, aber wenn es nur das wäre, könnte er das vermutlich ebenso leicht ignorieren, wie er ihr ganzes Wesen früher ausgeblendet hat. Was er nicht erwartet hat ist, dass seine ehemalige Teamkameradin ihm einmal so viel bedeuten würde. „Willst du dich jetzt endlich dazu herablassen, mir zu erzählen, was hier in den letzten Jahren so alles passiert ist?“ „Ich dachte, das hätte Naruto schon erledigt.“ „Nein, wir haben nur über dich geredet.“ Sakura rümpft missbilligend die Nase, obwohl sie sich dieser unguten Tatsache bereits bewusst gewesen ist. „So genau wollte ich es gar nicht wissen.“ „Also?“ „Seit wann willst du überhaupt reden? Konversation setzt nämlich in der Regel auch voraus, dass man sich für seinen Gesprächspartner interessiert.“ „Deshalb frage ich ja.“ „Du interessierst dich für niemanden außer dir selbst, Sasuke.“ „Wer hat erst vor ein paar Minuten noch große Reden geschwungen, dass sich Menschen ändern können?“ „Wolltest du nicht schon immer die Ausnahme zu jeder Regel sein?“ Doch er tut schmunzelnd so, als hätte sie nichts gesagt. „Also Hyuuga ist euer Teamleader?“ Aber sogar die augenscheinlich harmlose Frage lässt seine ehemalige Teamkameradin angespannt die Augen verengen. „Ja, wieso, willst du mir jetzt auch noch unterstellen mit Neji zu schlafen? Und bevor du antwortest, solltest du wissen, dass er seit fast zwei Jahren mit Tenten zusammen ist. Und du traust mir besser nicht zu, diese Art von Mensch zu sein.“ „Wirst du mir für jede Frage, die ich dir stelle, an die Kehle gehen oder nur für die, die dein Sexleben betreffen?“ Sein überhebliches Grinsen weckt erneut das dringende Bedürfnis in ihr ihm ins Gesicht zu schlagen. Aber sie beruft sich auf ihre jahrelange Ausbildung und versucht zumindest, sich zu beherrschen. „Das kommt darauf an: Gibt es noch einen Teamkameraden, von dem du mir unterstellst, dass ich mit ihm schlafe?“ Er genießt das viel zu sehr. „Sollte es?“ Und sie lässt sich viel zu leicht reizen. „Was ich mit wem mache oder nicht, geht dich nichts an, Sasuke. Ich frage dich schließlich auch nicht, was du in den letzten acht Jahren mit weiß-der-Himmel-wie-vielen Frauen getrieben hast!“ Aber der Uchiha lehnt sich mit einem unausstehlich gelassenen Grinsen zurück. „Das trifft sich gut, denn ich habe die meisten von ihnen nicht nach ihrem Namen gefragt.“ Er beobachtet höchst amüsiert, wie seiner ehemaligen Teamkameradin in einer vorhersehbaren Konsequenz der Kiefer nach unten rutscht. „Du- Du bist- Verflucht, um dich zu beschreiben, müsste man erst noch ein paar zusätzliche Wörter erfinden!“ „Keine Sorge, Sakura. Du bist immer noch die einzige Frau, die mir je gesagt hat, dass sie mich liebt.“ Die schöne Medic-nin verengt nun ehrlich zornig die Augen. „Und du glaubst, das bedeutet mir heute noch etwas?“ „Es hat dir früher alles bedeutet. So wie du bereit warst, alles für mich aufzugeben. Oder hast du vergessen, dass du mich angefleht hast, dich mit mir zu nehmen?“ Wie kann er es nur wagen! „Das entscheidende Wort darin ist früher. Das ist so lange vorbei, dass es keine Rolle mehr spielt, ob ich mich erinnere oder nicht. Und ich erinnere mich. Aber nur, damit ich nie die Lektion vergesse, die du mir in dieser Nacht erteilt hast. Und du kannst mir viel nachsagen, Sasuke, aber nicht, dass ich nicht schnell lerne. Und ich bin nicht bekannt dafür denselben Fehler zweimal zu machen!“ Sie springt einmal mehr fuchsteufelswild von ihrem Stuhl, durchquert das Wohnzimmer und fokussiert sich in den nächsten Minuten übertrieben konzentriert auf das Kochen des Teewassers. Was sie mehr als alles andere ärgert, ist die Tatsache, dass ihr alles an ihm unter die Haut zu gehen scheint. Und es ist nicht so wie damals, denn sie sind keine Zwölf mehr. Sie bereitet die Tasse sorgfältig vor, aber was sie wirklich braucht, sind Nerven aus Stahl oder einen Schalter, um ihre eigene Reaktion auf den undurchschaubaren Clanerben abzustellen. Als sie in ihr Wohnzimmer zurückkehrt, liegt er immer noch so selbstverständlich auf ihrer Couch, als würde er hierher gehören und die junge Medic-nin erkennt besorgt, dass jede Faser ihres Körpers auf ihn reagiert, ohne dass er auch nur ein einziges Wort an sie richtet. Die Macht, die er nach all den Jahren noch über sie hat, ärgert sie selbst maßlos und wütend auf ihn und auf sich selbst, drückt sie ihm aggressiv die dampfende Tasse Tee in die Hand. „Trink das!“ Der attraktive Mann runzelt verständnislos die Stirn. „Wofür?“ Sie hat sich geschworen ihm seinen quälenden Albtraum von letzter Nacht nicht vorzuhalten. So wie er vorhin ausgesprochen wortreich ausgeführt hat, dass er sie zu gut kennt, weiß sie immerhin genug von ihm, um zu wissen, dass es unverzeihlich wäre, ihm diese Schwäche vorzuwerfen. Und auch wenn sie seine ständigen Provokationen zutiefst reizen, ist sie nicht bereit das Vertrauen zu riskieren, das er scheinbar nach all den Jahren endlich in sie gefasst hat. „Tu einfach ausnahmsweise einmal, was man dir sagt, Uchiha! Gute Nacht.“ Sie dreht sich nicht um, als sie die Treppen nach oben klettert. Wenn er sich nicht helfen lassen will, ist das sein Problem. Wenigstens das hat sie endlich gelernt. . . . - Währenddessen bei Tenten und Neji - Tenten zieht ihren aufgebracht vor sich hin grummelnden Freund durch die leeren Straßen Konohas, bis sie sich so weit abseits befinden, dass sie auch ohne Byakugan sicher sein kann, dass sie nicht überhört werden können. Bevor sie sich zu dem wütenden Mann in ihrem Rücken umdreht, schließt sie für einen Moment die Augen und fleht Kami um die nötige Kraft an, die drohende Auseinandersetzung durchzustehen. Aber als sie mit verschränkten Armen herumfährt ist sie zumindest nach außen hin die Ruhe selbst. Nur der bittere Beigeschmack, den der seltene Zorn ihres langjährigen Teamkameraden in ihrem Mund hinterlässt, verrät, dass sie selbst von ruhig im Moment ziemlich weit entfernt ist. Sie wartet ungewöhnlich lange, bis sich der tobende Shinobi vor ihr wieder so weit in den Griff bekommt, dass er die drohende Stille zwischen ihnen bemerkt. Als er ihr seinen Blick zuwendet, verraten die hervorgetretenen Adern um seine Augen wortlos, wie wenig sich der sonst so beherrschte ANBU-Leader in diesem Moment im Griff hat. „Was?“ Tenten vergräbt ihre Finger hart in ihren Oberarmen und mahnt sich selbst zur Ruhe. „Das will ich jetzt von dir wissen. Und glaub bloß nicht, dass ich es wieder wie letztes Mal einfach gut sein lasse. Du wärst gerade beinahe grundlos auf deinen Teamkameraden losgegangen!“ Bei der Anspielung auf Naruto verdunkelt sich das Gesicht des Hyuugas erneut. „Daran war nichts grundlos.“ Aber auch die talentierte Waffenexpertin verengt die Augen, als sie den Kampf gegen ihre eigene Wut zu verlieren droht. „Mal davon abgesehen, dass es lediglich um ein dummes Gerücht ging und ich mir ziemlich sicher bin, dass Naruto dir die Wahrheit gesagt hat – denn, er hat Recht, wieso sollte er lügen? Und selbst wenn es wahr gewesen wäre-“ „Was heißt hier selbst wenn-“ Aber Tenten verschwindet in Sekundenschnelle und steht im nächsten Moment vor ihrem tobenden Freund. „Ich warne dich, Neji Hyuuga, unterbrich mich nicht, wenn ich mit dir rede! Selbst wenn, hättest du kein Recht so auszurasten! Hinata ist schon ewig in Naruto verliebt und er macht in letzter Zeit öfter den Eindruck, als hätte er es vielleicht endlich kapiert! Warum kannst du dich dann nicht für die beiden freuen? Stattdessen führst du dich auf wie ein eifersüchtiger Ehemann!“ Sie hat eine Fortführung ihres Streitgesprächs erwartet, aber stattdessen bleibt Neji stumm und wendet seinen Blick von ihr ab. Aber die aufmerksame ANBU liest die kaum vorhandenen Hinweise in seiner Gestik und runzelt misstrauisch die Stirn. „Du verheimlichst mir etwas.“ Dass er wieder spricht, ohne sie dabei anzusehen, ist die wortlose Bestätigung ihres Vorwurfs. „Mach dich nicht lächerlich. Vielleicht habe ich ein wenig überreagiert-“ Aber als seine Freundin plötzlich zwei Schritte von ihm zurückweicht, sieht der talentierte Shinobi doch noch alarmiert auf. Und bei ihrem aufgebrachten Gesichtsausdruck unterdrückt er einen Fluch. „Tenten-“ Er streckt reuevoll einen Arm nach der hübschen Kunoichi aus, aber die junge Waffenexpertin stößt seine Hand grob zur Seite. „Nein! Wenn sich hier heute jemand lächerlich gemacht hat, dann warst du das! Glaubst du wirklich, ich merke nach all den Jahren nicht, wenn du mir etwas verheimlichst? Oder mir direkt ins Gesicht lügst? Du magst deine Gefühle ja sonst meisterhaft verbergen können, aber auch wenn dir das nicht passt, ich kenne dich!“ Tenten fährt sich wütend mit dem Handrücken über die Augen, um die verräterische Flüssigkeit zu vertreiben und ignoriert den dumpfen Schmerz in ihrer Brust. „Vielleicht solltest du heute Nacht lieber Zuhause übernachten.“ „Tenten-“ Neji macht erneut einen Schritt auf die junge Frau zu, aber sie verschwindet in der Nacht, bevor er sie aufhalten kann. „Scheiße!“ . . . - Am selben Abend im Hotelzimmer des Kazekagen - Kankuro stellt sein leeres Schälchen mürrisch zurück auf den kleinen Glastisch zu seinen Füßen und wirft seiner älteren Schwester, die grinsend neben ihm auf der Couch sitzt, einen angesäuerten Blick zu. „Wann wirst du endlich aufhören mir das vorzuhalten?“ Die schöne ANBU tippt sich gespielt nachdenklich mit dem Zeigefinger an das schmale Kinn. „Mhm… so in fünf Jahren vielleicht?“ Gaara, der bis jetzt ruhig an der ausladenden Fensterfront gestanden und das liebevolle Gezanke seiner beiden Geschwister gewohnt gleichgültig ignoriert hat, dreht sich fragend zu seiner älteren Schwester um. „Wolltest du uns nicht etwas sagen?“ Der Kazekage verengt misstrauisch die Augen, als er sieht, wie jeglicher Schalk schlagartig aus den blauen Augen seiner Schwester weicht und sie unruhig ihr Gewicht auf der Couch verlagert. „Ja.“ „…“ Gaara und Kankuro wechseln einen angespannten Blick, als ihre sonst so redselige Schwester ihnen die Antwort schuldig bleibt. „Und?“ Temari schließt seufzend die Augen, zählt stumm bis drei und lässt die Bombe platzen. „Ich bin schwanger.“ „…“ Und erkennt mürrisch, dass ihre beiden Brüder scheinbar mehr mit ihrem Verlobten gemeinsam haben, als sie bisher angenommen hat. Kankuros Augen nehmen ein tellergroßes Ausmaß an und die blonde ANBU rollt genervt mit den Augen, als er entgeistert mit dem Finger auf sie zeigt. „Du- du bist-“ „Schwanger, ja. Komm schon, Kankuro, das Gespräch mit den Bienchen und Blümchen hatten wir schon, stell dich nicht so an.“ Der dunkelhaarige Sunanin mustert seine Schwester mürrisch. „Ich wusste immer, dass ich Nara irgendwann eine verpassen würde.“ Temari verschränkt spöttisch die Arme. „Kankuro, ich bin 23 und verlobt. Dass wir mehr tun, als Händchen halten, sollte dir klar gewesen sein.“ „Du bist meine Schwester, also, nein!“ Aber bevor die bedrohlich pochende Ader an Temaris Stirn explodiert, mischt sich Gaara ein. „Kankuro.“ Der ältere Sabakuno gibt das Blickduell mit seiner Schwester gereizt auf und wendet sich mürrisch an seinen Bruder. „Was?“ „Du verpasst den entscheidenden Punkt.“ „Der da wäre?“ Aber Gaara ignoriert den gereizten Unterton in der Stimme des Älteren und wendet sich mit einem seltenen Lächeln an seine Schwester. „Ich werde Onkel!“ Temari springt mit einem Satz von der Couch und schließt ihren jüngsten Bruder fest in die Arme und das nicht nur, um zu verbergen, dass in ihren Augen schon wieder verräterische Tränen glitzern. Und mit einigem Gegrummel erhebt sich auch Kankuro und schließt von seiner Seite beide Arme um seine Geschwister. „Aber wenn er dir das Herz bricht, ist er trotzdem ein toter Mann.“ „Sowieso.“ „Warum müsst ihr beide immer jede Stimmung ruinieren?“ . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)