Auf der Suche nach Wahrheit von Kungfurobbe ================================================================================ Kapitel 6: Das Geheimnis ------------------------ Leise rieselten die dicken Flocken von einem weißen, wolkenverhangenen Himmel und deckten die Landschaft mit einer weißen Decke zu. Der Winter war dem Sommer auf dem Fuß gefolgt. Das große Anwesen der Familie Frances war unter der weißen Pracht begraben. Nur über einen kleinen, dünnen Pfad war das Haus noch zu erreichen. Auf diesem Weg befand sich eine Gestalt, in einen dunklen Mantel gehüllt, welche sich dem Gebäude mit schnellen Schritten näherte. Weiße Flocken glitzerten in den langen, blassblonden Haaren. Im Haus selbst war alles ruhig. Man ahnte noch nichts von der nahenden Ankunft des Fremden. Lorina saß in der oberen Etage in ihrem Zimmer am Fenster und blickte über die verschneite, ebene Landschaft. Sie war in Gedanken vertieft. Schon lange hatte sie keinen Brief mehr erhalten. Weder von den Zwillingen … Noch von ihrer besten Freundin Sam … Samantha wurde entführt und nun wusste niemand, wie es ihr ging, geschweige denn, ob sie überhaupt noch am Leben war. Lorina schluckte … Sie durfte solche Gedanken nicht haben … Die Hexe wandte ihren Blick vom Fenster ab und blickte nun auf ein beige-farbenes Stück Pergament. Es war der letzte Brief, welchen sie von George erhalten hatte. Er war schon mehrere Monate alt. Sie hatte ihn schon so oft gelesen, dass sie ihn nun fast auswendig konnte. Liebe Lori, dies wird vorerst der letzte Brief sein, den ich dir schreibe. Wir müssen für eine Weile untertauchen. Wenn sich die Lage wieder etwas beruhigt, lass ich dich wissen, wo wir sind. Wir hoffen, dass Sam wieder heil aus der ganzen Sache herauskommt. Leider wissen wir nichts Genaueres. Fred ist schon ganz wahnsinnig vor Sorge. Hoffe, wir sehen uns bald wieder. Ich liebe dich, mein Engel. George. Traurig ließ Lori ihren Blick wieder durch das Fenster über die verschneite Landschaft gleiten. Plötzlich erregte eine dunkle Gestalt, welche sich auf dem Weg zu ihrem Haus befand, ihre Aufmerksamkeit. Lori stand auf und reckte sich. Sie konnte die Gestalt nur noch hinter der Hausecke verschwinden sehen. Dann ertönte die Türklingel. Schnell schlich die Hexe zur Tür und öffnete sie leise. Sie konnte ihren Vater reden hören: „Oh, Lucius. Was verschafft uns die Ehre deines Besuches? Bitte, komm doch herein!“ Nach dem Knallen der zufallenden Tür, schlich Lorina leise die Treppe ins Erdgeschoss herab und konnte gerade noch sehen, wie ihr Vater und Lucius Malfoy im Salon verschwanden. Die Tür blieb einen Spalt geöffnet. Lorina erkannte ihre Chance und stellte sich vorsichtig hinter die Tür und lauschte. Vielleicht würde sie nun endlich erfahren, welches Geheimnis ihre Eltern vor ihr verbargen. Der Salon war ein kleiner Raum, welcher mit einem niedrigen Tisch und zwei schwarzen Ledersesseln ausgestattet war. Er wurde von einem Deckenleuchter in sanftes, gelbliches Licht getaucht. Ein kleines Feuer knisterte im Kamin. Lucius setzte sich und wartete, bis Lorinas Vater ihm gegenüber Platz genommen hatte. Als dieser sich gesetzt hatte, schwiegen beide für einen Moment, dann erhob Loris Vater die Stimme. „Also, Lucius. Was führt dich zu uns? Es muss schon etwas Wichtiges sein, sonst würdest du nicht kurz vor Weihnachten vor unserer Tür stehen.“ Lucius nickte leicht. „Ich muss mit dir reden, mein Freund. Der Grund ist allerdings kein erfreulicher. Es geht um deine Tochter. Um genauer zu sein, um deine Adoptivtochter.“ Lucius Worte trafen Lorina wie ein elektrischer Schlag: unerwartet und hart. Lorinas Vater sagte etwas, doch Lorina war zu sehr damit beschäftigt, ein Keuchen zu unterdrücken, als ihn zu verstehen. Sie musste sich zusammenreißen, damit sie den Worten des Malfoys weiter folgen konnte. „Der Dunkle Lord hat dieses andere Mädchen, Samantha Burns, glaube ich, war ihr Name, erkannt. Unser Geheimnis … Er hat es gelüftet.“, erklärte Lucius und sah sein Gegenüber durchdringend an. „Er hat sie erkannt? Wie kommt es, dass er sie überhaupt zu Gesicht bekommen hat?“, fragte Lorinas Vater. Es kostete ihn Mühe, ruhig zu bleiben. „Du weißt doch ... Diese zwei Todesser, Wilkes und Travers, haben sie zu uns gebracht. Ich wollte sie so schnell wie möglich wieder loswerden, doch der Lord, … er wollte sie sehen … Ich konnte nichts tun. Ihre Augen, die Augen ihres Vaters, das hat sie verraten … Er hat unseren Plan durchschaut … Er hat sie getötet und mir gesagt, ich solle die Zwillingsschwester erledigen … Deine Tochter …“ Lorinas Vater atmete scharf ein. Lorina selbst rang nach Luft. Sie wusste nicht, wie ihr geschah … Erst wurde ihr offenbart, dass ihr Vater gar nicht ihr Vater war … Und nun … Sam … Ihre beste Freundin … sollte ihre Zwillingsschwester sein … Lorina schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Als sie noch einmal genauer über die Worte von Lucius Malfoy nachdachte, traf sie es erneut. Samantha war tot … Sie versuchte, ruhig zu atmen und ging wieder näher an die Tür heran. Lucius hatte wieder das Wort ergriffen. „Aber … Dann stellten wir fest, dass dieses Mädchen gar nicht tot war. Der Todesfluch … Er hatte seine Wirkung verfehlt. Der Dunkle Lord konnte sich das nicht erklären … Er hat uns befohlen, niemandem davon zu erzählen … Ich …“ „Du brichst seine Regeln, Lucius.“, sprach Lorinas Vater und stand auf. Lucius sah ihn an. „Ja, aber nur, weil du mein Freund bist und ich dich warnen will. Ich habe so lange damit gewartet.“, bei diesen Worten stand auch Lucius auf. „Du musst es ihr sagen … Deine Tochter, sie ist hier nicht mehr in Sicherheit … Wenn du sie wirklich liebst, dann schick sie fort …“ „Nein …“, flüsterte Lorinas Vater nur. Lorina hatte ihn kaum verstanden und ging noch einen Schritt näher an die Tür, was ihr zum Verhängnis werden sollte. Sie lehnte sich etwas zu sehr gegen die hölzerne Tür. Diese gab plötzlich nach und Lorina stolperte in den Salon. Beide Männer sahen sie entgeistert an. „Was hat sie hier zu suchen?!“, empörte sich Lucius lautstark und deutete zitternd mit einem Finger auf die Hexe. Loris Vater kam auf Lucius zu. „Du solltest jetzt besser gehen, mein Freund!“, sprach Lorinas Vater und hatte Lucius eine Hand auf die Schulter gelegt. Der Blonde sah ihn fragend an, ließ sich aber dann von dem Zauberer zur Tür bringen. Lorina blieb allein im Salon zurück. Nun würde sie endlich das Geheimnis erfahren … Alles war dunkel … Alles war schwarz … Nur ein einzelner, dünner Lichtstrahl durchdrang die Dunkelheit des kleinen, steinernen Raumes. Der Strahl kam durch ein kleines Fenster, welches mit eisernen Gitterstäben versehen war. Plötzlich durchschnitt ein Geräusch die Stille ... Schritte hallten von den kahlen Wänden wieder … Eine dunkle Gestalt mit langen Haaren ging langsam auf das Fenster zu. Die Person trug nur ein zerschlissenes Kleid, welches ihr in Fetzen bis zu den Knien hing. „Sam … Du solltest vom Fenster weggehen. In deinem Kleid holst du dir noch was weg. Du solltest besser wieder herkommen!“, sagte eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit. „Ja, Luna. Ich wollte nur sehen, wie es draußen ist!“, sagte Samantha und sah zwischen den Gitterstäben hindurch. „Es schneit …“, flüsterte Sam und blickte traurig in die verschneite Landschaft. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in diesem Keller eingesperrt war. Sie konnte sich nur noch an den Sommerabend erinnern, an dem sie hierher gebracht worden war und Lord Voldemort sie getötet hatte … Oder es zumindest versucht hatte … Doch irgendwas war bei dem Fluch, welchen er auf sie abgegeben hatte, schief gegangen … Nur was, wusste sie nicht … „Es schneit!“, sagte Samantha nun etwas lauter und wandte sich Luna Lovegood zu. Sie war ein Mädchen in ihrem Alter. Ihr langes, blondes Haare war zerzaust und hing in Strähnen herab. Ihre blauen Augen blickten Samantha müde an. „Ach, Sam. Ich würde zu gern wissen, wie es meinem Vater geht.“, sprach Luna und ließ ihren Körper an der Wand herab gleiten. Nun saß sie auf einer dreckigen Matratze, auf welcher noch ein anderer, zusammengekrümmter Körper lag. Er rührte sich kaum. Sam setzte sich neben sie. „Ja, ich würde auch gern wissen, wie es meinen Freunden geht.“, gab sie traurig zu. Langsam ließ sie ihren Blick zum Fenster schweifen. „Vielleicht … Vielleicht kommen wir hier bald raus … Vielleicht rettet uns jemand … Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Luna!“, redete Sam Luna gut zu. Sie legte der jungen Hexe einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. Die Zeit, welche die Beiden hier unten im Keller zusammen verbracht hatten, hatte sie zusammenwachsen lassen. Sam versuchte Luna aufzumuntern, doch im Inneren … Im Inneren hatte Sam selbst schon die Hoffnung aufgegeben … Lorina saß alleine im Salon und wartete … Sie wartete darauf, endlich die Wahrheit zu erfahren. Ungeduldig rutschte sie in dem großen, schwarzen Sessel hin und her, in welchem sie sich nieder gelassen hatte. Die Zeit zog sich wie Gummi, bis ihr Vater wieder in den Salon trat und den großen, hölzernen Flügel der Tür ins Schloss fallen ließ. Schweigend lief er um den Sessel herum, in welchem Lorina saß und setzte sich ihr gegenüber. Er schien, nicht so recht zu wissen, wo er anfangen sollte. „Lorina … Bevor ich dir die Wahrheit sage, sollst du wissen … ich habe dich immer geliebt … Wie meine eigene Tochter, mein eigen Fleisch und Blut … Daran wird sich, auch nachdem du die Wahrheit kennst, nichts ändern.“, begann ihr Vater und sah seine Tochter unentwegt an. Lorina nickte nur kurz. Sie wollte endlich das Geheimnis ihrer Eltern kennen … Ein Geheimnis, das ihr Leben für immer verändern würde. Es war eine schwarze und kalte Nacht. Kein einziger Stern erhellte den nächtlichen Himmel. Selbst der Mond war nicht zu sehen. Es schien, als hätte er den Blick abgewandt, um nicht zu sehen, welche schrecklichen Taten auf der Erde begangen wurden. Zwei Gestalten, in schwarze Umhänge gehüllt, liefen mit schnellen Schritten einen gepflasterten Weg entlang. Ihre Gesichter waren von weißen, totenkopfähnlichen Masken verdeckt. Es waren Todesser, die treusten und gleichzeitig die grausamsten Gefolgsleute von Lord Voldemort. Diese zwei hatten, einen Auftrag zu erfüllen … Einen tödlichen Auftrag … Sie folgten dem Weg zu einem einfachen, großen Einfamilienhaus. Man konnte im Dunkeln kaum die Umrisse des Hauses ausmachen, nur durch einige Fenster in der oberen Etage, drang Licht nach draußen und wies den zwei Gestalten den Weg … Den Weg zu ihren Opfern … Die Gestalten wurden langsamer und kamen vor der Haustür zum Stehen. „Lucius, öffne die Tür.“, sprach eine feste, männliche Stimme. Der Todesser namens Lucius Malfoy zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die verschlossene Tür. Ohne ein Wort zu sagen, sprang die Tür lautlos auf und gab den Blick auf einen aufgeräumten Flur frei. Die Todesser traten ein. Lucius ging voran und stieg langsam die Treppe hinauf, immer der Quelle des Lichts entgegen. Der zweite Todesser hielt eine Weile im Eingangsbereich inne und sah sich um. In einer Ecke stand ein Kinderwagen … Ein Kinderwagen für Zwillinge … Der Todesser schluckte. Er musste die Anweisungen vom Dunklen Lord erfüllen, auch wenn es ihm das Herz brach. Auch wenn das, das Haus seiner besten Freundin war … Seiner ersten, großen, unerreichbaren Liebe … „Simon, komm. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen!“, flüsterte Lucius, der bereits am oberen Ende der Treppe stand. Simon Frances nickte nur stumm und folgte Lucius leise die Treppe hinauf. Die Zeit war gekommen … Oben angelangt, zog nun auch Simon seinen Zauberstab. Er warf noch einmal Lucius einen Blick zu, dann richtete er seinen Zauberstab auf eine nahe stehende Vase und lies diese lautstark zerbersten. Ein Baby begann, zu schreien … „Was war das?“, konnten die Zauberer eine Frauenstimme vernehmen. Die beiden Todesser folgten dem Geräusch des schreienden Kindes bis zu einer Tür. Diese wurde langsam geöffnet und ein junger Mann, mit kurzem, schwarzem Haar und einem Baby auf dem Arm erschien in der Tür. „Was …“, dem Mann verschlug es die Sprache, als er die beiden Gestalten erblickte. Seine grünen Augen weiteten sich vor Entsetzten. „Susann! Schatz, Du musst verschwinden!“, mit diesen Worten schlug er die Tür zu. Ein Klacken verriet den Todessern, dass er die Tür verriegelt hatte. „Und du denkst, das hält uns auf?“, fragte Simon laut und richtete seinen Zauberstab auf die verriegelte Tür. Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog die Tür im hohen Bogen durch den dahinter liegenden Raum. „Ihr könnt euch nicht vor uns verstecken!“, sprach Lucius und betrat den Raum. Simon folgte ihm. Der Zauberer blieb neben Malfoy stehen und blickte auf das Bild, welches sich ihm bot. Die Todesser und die junge Familie standen in einem großen Zimmer, wahrscheinlich das Schlafzimmer, und sahen sich gegenseitig an. Der junge Mann hatte sich schützend vor seine Frau gestellt. Diese hatte ihm und den Feinden, den Rücken zugewandt und flüsterte etwas. „Ihr Verräter!“, sagte Lucius und richtete nun seinen Zauberstab auf den jungen Mann. Doch plötzlich kreuzte ein anderer Stab den Seinen. „Lasst Mike in Ruhe!“, sagte Susann. Entschlossenheit blitzte in ihren Augen. Nun war sie es, welche sich schützend vor ihren Mann stellte. Damit gab sie den Blick auf ein großes, rosafarbenes Kinderbettchen frei. „Susann, du solltest dich zurückhalten.“, mischte sich nun auch Simon ein. Er trat einen Schritt auf die Frau zu und versuchte, ihr den Zauberstab zu entreißen. Doch die Hexe war zu schnell für ihn. Susann wich zurück, holte schnell aus und versuchte, Simon zu schlagen. Dies gelang ihr nicht. Sie erwischte nur die Maske des Todessers und riss sie ihm vom Gesicht. „Simon … Das ist doch nicht möglich …“, stotterte Mike. Susann starrte ihn nur entgeistert an. Ihre blauen Augen waren vor Schreck geweitet. „Doch, es ist möglich. Ihr habt euch vom Dunklen Lord abgewandt und dem Orden angeschlossen. Ein solches Verhalten … kann nicht ungestraft bleiben …“, sprach Simon. Dann ging alles ganz schnell. Der Zauberer zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Mike. Noch bevor Susann etwas tun konnte, hatte Simon den Todesfluch gesprochen. Ein grüner Lichtblitz erhellte den Raum … „NEIN … Nein … Warum … Warum hast du das getan?“, fragte Susann völlig außer sich. Sie hatte ihren Mann, welcher leblos in sich zusammen gefallen war, aufgefangen und sank nun mit ihm auf die Knie. Sie warf Simon einen vernichtenden Blick zu, doch in ihren blauen Augen standen Tränen: „Wir waren doch Freunde?“ Simon schüttelte nur mit dem Kopf. „Lucius, du kannst gehen. Ich werde das hier allein beenden.“, sagte der Todesser und sah seinen Gefährten durchdringend an. Der Malfoy nickte nur kurz und wandte sich zum Gehen um. Er verließ das Zimmer. „Mike war mir immer im Weg … Du solltest meine Frau werden … Doch du hast dich für diesen Schwachkopf entschieden … Und nun … hast du auch noch Kinder von ihm bekommen …“, begann Simon und kniete sich vor Susann. Diese sah ihn wütend an. „Mein Mann ist kein Schwachkopf. Außerdem, was will ich mit dir? Du mordendes Monster!“ Diese Worte aus dem Mund seiner Geliebten verletzten ihn. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Stirn von Susann. Sowie die Wut als auch die Angst waren völlig aus dem Gesicht der Hexe gewichen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Du kannst mich töten, aber unser Erbe wird weiterleben … Du Verräter … Wir haben dir vertraut … Du …“, weiter kam sie nicht. Ein grüner Lichtstrahl beendete ihr Leben, bevor sie den Satz beenden konnte. Sie sank in sich zusammen. „Es hätte so viel einfacher für dich sein können …“, flüsterte Simon und sah zu Susann, welche nun auf ihren Mann fiel und sich nicht mehr rührte. Simon stieg über die beiden leblosen Körper und näherte sich nun dem Kinderbettchen. Er blickte über den Rand. Zwei kleine Babys … Vielleicht ein halbes Jahr alt … blickten ihn an. Das eine hatte blaue, das andere grüne Augen. Bis auf diesen kleinen Unterschied glichen sich die beiden Kinder … Mädchen … Sie waren Zwillinge … Simon hob den Zauberstab … Er musste es tun … Das wusste er … Aber er wusste nicht, ob er es wirklich konnte. „Simon? Was dauert das so lange?“, fragte Lucius, als er den Raum betrat. „Ich weiß nicht … Ich weiß nicht, ob ich es tun kann … Es … es sind noch Kinder …“, Simon verzagte die Stimme. „Du musste es tun, der Lord hat es befohlen. Du kannst die Kinder doch nicht …“ Simon sah Lucius an. „… mitnehmen.“, beendete der Zauberer den Satz von Lucius. Lorina war entsetzt aufgesprungen. „Das kann nicht sein … Du … Du hast meine Eltern getötet … Meine leiblichen Eltern …“ „Ich musste es tun!“, rechtfertigte sich Lorinas Vater. Er war aufgestanden, zum Fenster gegangen und starrte hinaus in die Finsternis. Eine Weile lang sagte niemand ein Wort. Dann wandte er sich plötzlich um: „Aber ich habe dir und deiner Schwester das Leben geschenkt … Ich …“ „Du bist ein grauenvoller Mensch. Du hast Menschen getötet … Wieso … wieso hast du vor zwei Kindern Halt gemacht?“, fragte Lorina. „Ich musste an deine Mutt… Sue denken. Sie wollte schon immer Kinder haben, doch es blieb uns leider verwehrt. Da sah ich unsere Chance … Unsere Chance, eine glückliche Familie zu werden … Doch es war zu auffällig, dich und deine Schwester aufzunehmen, also mussten wir uns für eine von euch entscheiden … Deine Schwester haben wir vor die nächste Haustür einer Muggelfamilie gelegt … Es sollte unser Geheimnis, das von Lucius und mir, bleiben, doch deine Schwester, diese Samantha, tauchte in der Villa der Malfoys auf … Ihre Augen … Voldemort erkannte sie …“ „Das heißt … Sam … Sie ist meine Zwillingsschwester?“, völlig entgeistert ließ sich Lorina wieder in den schwarzen Sessel fallen. „Ja … Der dunkle Lord wollte sie töten, doch etwas … etwas ist schief gelaufen …“, sprach Lorinas Vater weiter. Lorina war entsetzt. „Du redest so, als täte es dir leid, dass Sam noch lebt … Das Voldemort sie nicht getötet hat. Was bedeutete dir überhaupt ein Menschenleben? Du bist verantwortlich für den Tod meiner Eltern und ich will nicht wissen, wie viele Menschen noch durch deine Hand gestorben sind. Wie kannst du nur mit all diesen Taten leben … Noch dazu … wie kannst du mir noch in die Augen sehen … Wie kannst du mich noch als deine Tochter bezeichnen …“ Die Hexe atmete schwer … Sie konnte es einfach nicht glauben … Sie konnte nicht glauben, dass ihr Vater so eine grauenvolle Seite an sich hatte … Lorinas Vater wandte sich von dem Fenster ab und ging nun auf Lori zu. Diese wich angewidert zurück. „Lorina, versteh mich doch …“, bat Simon. Lori schüttelte nur mit dem Kopf. „Ich kann es einfach nicht fassen …“ „Ich wusste, dass du so reagieren würdest … Ich wusste, dass es für dich unmöglich sein wird, mir zu verzeihen … Ich habe dir die Wahl gelassen … Aber für mich …“, Simon legte seine rechte Hand auf seine linke Brust: „… wirst du immer meine Tochter sein …“ Lorina schüttelte immer noch ihren Kopf. Sie rang sichtlich um Fassung. „Ich bin nicht deine Tochter … Ich werde dir nie verzeihen können, was du meiner Sch… Schwester und mir angetan hast …“ Lorina wandte sich von ihrem Vater ab und ging zur Tür des Salons. Sie öffnete einen Flügel der großen Tür. „Ich werde gehen …“ Bei diesen Worten liefen der jungen Hexe Tränen über das Gesicht. Sie schluckte, um ihrer Stimme einen ruhigen und festen Klang zu Verleihen. Es gelang ihr. „Ich kann nicht in einem Haus mit dem Mörder meiner Eltern … meiner richtigen Eltern leben.“ Mit diesen Worten verließ Lorina den Salon und ließ ihren Vater allein zurück. Trauer legte sich über sein Gesicht … Er hatte das Wichtigste in seinem Leben verloren … Seine Tochter … Lorina… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)