Bin ich wertlos in deinen Augen ...? von North-Blue ================================================================================ Kapitel 9: ----------- "Deine Mutter, Ocean Sunēku, wurde vor 17 Jahren von keinem anderen als deinem Vater, Trafalgar D. Water Law, kaltblütig ermordet." Eine Ewigkeit schienen diese Worte im Raum zu stehen, ehe sie mich erreichten. Noch länger hingegen brauchte ich, bis ich verstand, was dies bedeutete. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich den Vizeadmiral an. Kein Wort brachte ich über meine Lippen. Immer wieder wiederholte ich diesen Satz in meinem Kopf. Das konnte einfach nicht wahr sein. »Mein Vater hat meine Mutter... Nein, das ging doch nicht, er hätte doch niemals- Das musste ein Scherz sein...« Verzweifelt sah ich Akamatsu in die Augen, suchte nach einem Anzeichen dafür, dass er die zuvor getätigte Aussage nicht ernst gemeint hatte. Doch seine Augen strahlten in diesem Moment eine solche Ernsthaftigkeit aus, dass ich wusste, er hatte die Wahrheit gesprochen. In diesem Moment brach für mich eine Welt zusammen. Wimmernd sank ich auf meine Knie und hielt mir den Kopf. Starke Emotionen kamen in mir hoch und vernebelten meinen Verstand. Zum einen war da Trauer und die Gewissheit, dass ich meine Mutter nie würde kennenlernen können. Bis grade hatte ich tief in meinem Herzen wenigstens noch einen kleinen Funken Hoffnung darauf bewahrt, welcher soeben erloschen war. Dann sollte sie auch noch meinem Vater getötet worden sein- dem Mann, der in meiner Kindheit mein Vorbild gewesen war, zu dem ich einmal aufgeschaut hatte, und dem ich nachzueifern versuchte! Langsam, aber beständig, kochten noch zwei andere Gefühle in mir hoch. Wut und Hass auf meinen Vater und der Wunsch nach Vergeltung. Mein anfängliches Wimmern steigerte sich zu einem wahnsinnigen Lachen. Da war wieder dieses Verlangen, alles um mich herum zu zerstören. Zu zerfetzen und zu töten. Ich gab diesem nach. Schwankend und schwer atmend stand ich auf. Mein Gesicht zierte ein irres Grinsen. Erneut sah ich den Vizeadmiral an, welcher mich interessiert und zufrieden musterte. Leider waren meine Hände noch gefesselt, aber das war mir gerade egal. Ohne Nachzudenken griff ich ihn an und versuchte, meinen Fuß in sein Gesicht zu rammen. Doch dieser duckte sich im Bruchteil einer Sekunde weg und versetzte mir einen Tritt in den Rücken, sodass ich in die Wand krachte. Schmerzerfüllt konnte ich mich nicht mehr rühren. Doch ich wollte mehr, wollte dass jemand litt. So schaffte ich es, trotz der Schmerzen aufzustehen, und drehte mich wieder zum Vizeadmiral um. Nur dass dieser nicht mehr alleine war, ganze 7 Marinesoldaten waren hinzugekommen. Ihre Waffen waren auf mich gerichtet, was ich in dem Moment ausblendete. Ohne Verstand sprang ich auf sie zu, um meinen Blutdurst zu stillen. Natürlich schossen diese auf mich, und trafen. Ich sank zu Boden. Erst als ich nun blutüberströmt auf dem Teppich lag und mich langsam Schwärze umhüllte, verebbten diese starken Gefühle, ich fühlte die Schmerzen der Verletzungen und ich gab mich der erlösenden Dunkelheit hin. Als ich wieder bei Bewusstsein war, lag ich in einem warmen und weichen Bett. Ich ließ meine Augen zunächst geschlossen. Zu sehr klammerte ich mich mit meinen Hoffnungen noch an dem letzten Strohhalm fest, dass alles nur ein Traum gewesen war. Ich hatte die Death nie verlassen, war nie in die Fänge der Marine geraten und mein Vater war auch nicht der Mörder meiner Mutter. Ja, so musste es sein. Ich würde jetzt einfach die Augen aufschlagen, und wäre im Behandlungszimmer der Death. So öffnete ich langsam meine Augen. Entsetzen machte sich in mir breit, als ich mich nicht auf der Death, sondern in einem mir fremden Raum befand und 2 bewaffnete Marinesoldaten vor meinem Bett standen. Ruckartig versuchte ich mich aufzurichten, was jedoch an den Fesseln an meinen Händen und Füßen scheiterte. "Ahhh, du bist wach.", ertönte eine ölige Stimme aus der Richtung, in der sich die Tür befand. Als ich meinen Kopf drehte, stand Vizeadmiral Akamatsu vor mir und wies die beiden Soldaten an, den Raum zu verlassen. Dann setzte er sich gegenüber von meinem Bett auf einen Stuhl, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und sah mich an. "Und, hast du dich entschieden?", fragte er mich ohne Umschweife. "Ich weiß nicht", flüsterte ich tonlos. "Aber ich habe einige Fragen, die ich ihnen gerne stellen würde." Sein Gesicht spannte sich merklich an, ehe er mir "In Ordnung. Ob ich antworte, hängt jedoch von der Frage ab." zuraunte. "Du solltest dir jedoch darüber im Klaren sein, dass wenn du dich weigerst, für uns zu arbeiten, du diese Marinebasis nicht mehr lebend verlassen wirst." Schweigend nickte ich, was bei meinem Gegenüber ein Grinsen auslöste. Scheinbar war dieser sich sicher, dass er mich überzeugt hatte. "Was ich mich schon die ganze Zeit frage: Mein Vater hat mich vor der Marine immer versteckt gehalten. Woher wusste die Marine, wie ich aussehe und dass ich die Crew meines Vaters verlassen habe?" "Mina, wir haben unsere Augen und Ohren überall. Unterschätze besser niemals die Einflusssphäre der Marine. Zudem sollte Law seine Crewmitglieder sorgfältiger auswählen." Er ließ ein lautes Lachen vernehmen. Davon ungeachtet stellte ich meine nächste Frage: "Woher wussten Sie, dass ich mich in dem Gasthaus befand?" "Mina, das Gasthaus wird von einem Marineangehörigen geleitet. Jeder Mensch, der dort übernachtet, wird von ihm an uns gemeldet und mit Steckbriefen abgeglichen. Da wir wussten, dass du dort umherwanderst, haben wir eine Meldung an ihn herausgegeben, mitsamt Personenbeschreibung." Nun verstand ich auch, wieso mich der Gastwirt so intensiv gemustert hatte, als ich nach einem Zimmer gefragt hatte. Nicht darauf eingehend stellte ich meine nächste Frage: "Was passiert mit mir, wenn ich wütend bin? Ich- Ich verliere komplett die Kontrolle über mich!" Gebannt sah den Vizeadmiral an. "Das ist die Fähigkeit, von der ich sprach. Wobei es weniger eine Fähigkeit als vielmehr eine fehlende emotionale Kontrolle ist, welche dir zu unermesslicher Stärke verhelfen kann. Richtig eingesetzt werden größere Kräfte in dir erweckt, als dir normalerweise zur Verfügung stehen. Auch Schmerzen werden bis man vollkommen erschöpft ist zunächst ausgeblendet. Da du es noch nicht kontrollieren kannst, unterscheidest du dabei nicht zwischen Freund oder Feind. Wenn du das erst einmal gezielt einsetzen kannst, wirst du die perfekte Waffe im Kampf gegen die Piraten sein. Du wirst ruhmreich werden, Mina. Und vielleicht sogar so berühmt, wie ich es bin." Seine Augen glitzerten ob dieser Vorstellung. Dieser Typ wurde mir immer unsympathischer. Dennoch musste ich ihm noch diese eine Frage stellen, die mir mehr auf der Seele brannte als alles andere. "Es gibt wirklich keinen Zweifel daran, dass es mein Vater war, der meine Mutter tötete?" Meine Stimme war zittrig. Der Vizeadmiral sah mich ernst an, ehe er mir antwortete: "Nein, Mina, Irrtum ist ausgeschlossen. Tut mir Leid, dass du es so erfahren musstest." Einige Minuten lang herrschte Schweigen, ehe er sich räusperte. "Aber um nun zum eigentlichen Thema zurückzukommen, ich warte immer noch auf eine Antwort. Wirst du auf unserer Seite stehen, oder wählst du den Tod?" Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Abwesend sah ich aus dem Fenster. Ich wusste, ich würde hier und jetzt eine Entscheidung treffen müssen. Doch ich wollte nicht mehr. Nichts würde sich bessern, wenn ich für die Marine arbeiten würde. Ich würde nur zu einem Werkzeug der Regierung werden. Womöglich würde ich im Kampf gegen Piraten noch meinem Vater über den Weg laufen. Und genau das wollte ich nicht. Nie wollte ich diesem Mann der sich als mein Vater bezeichnete in die Augen sehen. Die Vorstellung, dass ich diesem Mann einmal nachgeeifert hatte, als ich noch klein war, widerte mich an. Ich entschied mich also für den Tod. Als ich dem Vizeadmiral das mitteilen wollte, versagte meine Stimme. Ungeduldig sah er mich an. Grade, als ich meinen Mut zusammennahm und meine Sprache wiederfand, ertönten auf dem Flur hastige Schritte und kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)