Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 23: Black Flames ------------------------ Black Flames Die Versammlung hatte definitiv bleibende Eindrücke hinterlassen und lies mir genügend Stoff zum Grübeln. Nachdem die Queen sich zurück gezogen hatte, blieben die Mitglieder der Hellsing Organisation, die restlichen Round Table Mitglieder und die Anhänger des Vatikans in dem Konferenzsaal zurück und berieten sich über die aktuelle Lage. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Millenium zu schlug. „Wir dürfen nicht unvorbereitet sein.“, grummelte Maxwell. Ihn schien es immer noch zu wurmen, dass der Major es gewagt hatte, Gott einen Wahnsinnigen zu nennen. „Diese Irren können jederzeit zu schlagen.“ Integra nickte. „Da kann ich nur zu stimmen. Wer weiss, was die als nächstes aushecken.“ „Wir dürfen auch nicht außer Acht lassen, dass es unter uns einen Verräter zu geben scheint.“, warf Sir Irons ein und sah jeden einzelnen der Anwesenden an. Sir Hellsing zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Stimmt.“, meinte sie pragmatisch. „Diese Kerle haben ihre Männer überall.“, erzählte Maxwell verbittert. „Seit Andersen in Südamerika ist, wurde er schon einige Male von ihren Schergen angegriffen.“ Also war Pater Andersen tatsächlich in Südamerika zurück geblieben, nachdem er uns die Papiere für den Privatjet hatte zukommen lassen. „Sobald ich in den Vatikan zurück gekehrt bin, werde ich Eure Eminenz den Papst, um Erlaubnis bitten, unsere Gruppen zu mobilisieren.“ Er ballte seine vor Wut zitternde Faust und biss sich auf die Unterlippe. „Wenn es diese Kerle wagen sollten, einen Angriff zu starten, werden wir sie mit allem was wir haben zurück schlagen und vernichten.“ Junge, der Gute wurde aber emotional. Integra nickte erneut. „Tu das.“ Falls Millenium wirklich einen Erstschlag auf England plante, würde das bedeuten der Vatikan schickte all seine Männer hierher? Auch wenn dies nach willkommener Unterstützung klang, war mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken. Maxwell schien nicht aus reinster Nächstenliebe zu handeln. Ich warf ihm einen Seitenblick zu. Was führte er wirklich im Schilde? „Was ist mit Pater Andersen?“, fragte Maxwells blonde Begleitung, die ihm wie ein Schatten überall hin folgte und uns als Heinkel vorgestellt worden war. „Ich werde ihn schnellst möglichst bitten, sich ebenfalls zurück nach Italien zu begeben.“, antwortete dessen Vorgesetzter. „Wir werden jeden Mann brauchen können.“ Ehrlich gesagt hatten wir immer noch keine Ahnung, wie groß die Streitmacht von Millenium war. Es war von aus zu gehen, dass sie gigantisch war und aus Untoten mit besonderen Fähigkeiten bestand. Wie dieser Schrödinger. Ich erwartete jetzt noch, dass er unvermittelt neben uns stand. Dass er tot war bezweifelte ich. Dann blieb noch die Frage, wie sie wohl planten samt Armee über das Meer zu kommen. Die große Flügeltür öffnete sich und Pater Renaldo, Maxwells ständiger Begleiter wie es schien, schließlich war er auch bei dem Museumsvorfall dabei gewesen, trat ein. „Sir, der Jet wäre nun zum Abflug bereit.“, lies er den Anführer der 13. Abteilung wissen. Dieser nickte, ehe er sich an Integra wandte: „Dann verabschieden wir uns dann also.“ Integra nickte. „Ja.“ Der Mann erhob sich und deutete eine Verbeugung an, die reche Hand an die Brust gelegt. „Wir sehen uns sicher bald wieder.“ Er lies seinen Blick kurz über die Runde schweifen, dann wandte er sich ab und ging. Heinkel folgte ihm auf dem Fuße. Ich neigte kurz den Kopf zum Abschied, ehe ich meine Aufmerksamkeit Sir Irons zu wandte, welcher zu sprechen anhob: „Wir müssen auf alles vorbereitet sein, Lady Hellsing.“ „Das ist mir bewusst.“ „Eine Niederlage können wir uns nicht erlauben und einen Fehlschlag können wir uns nicht erlauben.“ Nun ergriff Sir Penwood das Wort: „Wir werden Tag und Nacht sämtlichen Schiffsverkehr im Auge behalten. Falls etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, werden wir Sie unverzüglich informieren.“ „Ich danke Ihnen.“ Auch Integra neigte den Kopf, als sich die restlichen Konferenzteilnehmer verabschiedeten und das Anwesen verliesen. Dann stützte sie ihr Kinn auf ihre gefalteten Hände und blies eine Rauchwolke aus, ehe sie ihre Zigarre in ihrem Aschenbecher ausdrückte. Ihre Stirn hatte sich in tiefe Falten gezogen und das Ganze schien sie schwer zu belasten. Kein Wunder. Es stand viel auf dem Spiel, nicht nur die Leben eines jeden einzelnen. „Heh. Wach auf!“, rief eine Stimme von irgendwoher. „Eh?“ Ich sah mich um. Alles war schwarz. „Aufwachen!“ Ich blinzelte angestrengt in die Dunkelheit. Träumte ich? Verschwommen und dunkel erinnerte ich mich daran, mich in meinen Sarg gelegt zu haben, um wenigstens etwas abzuschalten. „Heh!“, erklang da wieder die akzentreiche Stimme. Endlich sah ich eine Art Licht vor mir. „Wa...“, murmelte ich schlaftrunken. Allmählich setzte sich eine dunkle Silhouette von dem grellen Licht ab. „Gut, Little Girl.“ Ich blinzelte noch einige Male, ehe ich einen Mann mit einem Schlapphut, den er sich tief ins Gesicht gezogen hatte, erkannte. „Endlich habe ich dich erreicht, Little Girl.“ Ich sah ihn fragend an. Erreicht? Was? „We...“ Der Amerikaner kam mir zuvor. „Ich bin der Geist deiner Waffe, Quincey.“ „Eh...“ Mein Gesichtsausdruck sprach Bände. Ich war zugegeben etwas verwirrt. Was? Der Geist meiner... Waffe? „Alright, Little Girl.“, begann der Mann und hockte sich auf einen Baumstumpf, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte und sah mich intensiv an. „Ich bin hier, um dich zu warnen.“ „Warnen?“ „Ja. Vor einer Gefahr.“ „Gefahr? Meinen Sie, Millenium?“ Er erwiderte nichts, sondern starrte mich nur weiter an. „Nicht jede Gefahr hat einen Namen.“ Eh? „Du musst gut auf dich Acht geben, Little Girl.“ Er wirkte besorgt. „Nicht jeder, der vorgibt dein Freund zu sein, ist dein Freund und nicht jeder Feind ist dein Feind. Bleibe immer achtsam.“ Ich nickte langsam. Alles klar... Was?! Sein Gesichtsausdruck blieb kurz ernst, ehe seine Augen hoffnungsvoll schimmerten. „Aber mach dir keine Sorgen, Little Girl.“, meinte der Quincey Geist. „Alles wird gut werden. Du darfst nur niemals aufgeben. Kämpfe. Das ist wichtig. Hörst du?“ Immer noch etwas verwirrt, nickte ich. Er gestattete sich ein Lächeln. „Very good.“ Plötzlich wurde die schwärze mit seltsamen bunten Mustern und Formen gefüllt und die Arme des Geistes schlackerten wie Tentakeln umher. Seine Zunge kam in grotesker Weise aus seinem Mund. „Wuuuuuiiii!“, rief er, wie ein fröhliches Kind, welches in einem Karussell saß. Plötzlich tauchten von überall her andere Geister auf und tanzten mit Quincey Ringel Ringel Reie. Ein Kreis aus Tanzenden bildete sich um mich und zog sich immer enger. Irgendwann wurde es so eng, dass ich nichts mehr sah und keine Luft mehr bekam. Als ich zu ersticken drohte, wachte ich auf. Schwer atmend setzte ich mich im Sarg auf. Yare yare. Was für ein Traum. Die nächsten Tage verstrichen nur schleppend. In meinem Kopf tobte ein Sturm und nichts vermochte mich zu beruhigen. Diese innere Unruhe war unerträglich. Diese Ungewissheit. Auch mein Onkel vermochte mich nicht zu beruhigen. Seine wohlmeinenden Versuche scheiterten kläglich. „Mach dir keine Gedanken.“ Er lächelte mich sanft an und reichte mir eine Blutkonserve. „Ist leicht gesagt.“, murmelte ich, den Strohhalm zwischen den Zähnen. „Wir wissen nicht wann sie angreifen. Wir wissen nicht wo und wir wissen auch nicht wie viele es sein werden.“ Walter nickte bedächtig. „Nun, das stimmt, aber sich darüber den Kopf zu zerbrechen hilft uns nicht weiter. Wir werden auf das warten müssen, was kommt.“ Auch wahr, aber vielleicht half meine Grübelei mir, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Vielleicht war es nur ein kleines, ein winziges, klitzekleines Detail, was mir fehlte, um zu einer Lösung zu kommen. Ich zog die Knie an den Oberkörper, legte den Kopf darauf und starrte an der Konserve saugend aus dem Fenster. Ein winziges Detail. Irgendwas. Walter sah mich von der Seite an, schüttelte lächelnd den Kopf und stieß etwas Luft aus. Er kannte mich und er kannte meinen analysierenden Dickkopf. „Vielleicht...“, begann er schließlich zögernd. „Solltest du einen kleinen Spaziergang machen. Das hilft dir vielleicht den Kopf frei zu bekommen.“ Nach einer Weile sah ich ihn an. Es lag immer noch ein Lächeln auf seinem Gesicht und er meinte es nur gut mit mir. Das konnte ich in seinen Augen erkennen. Nach wie vor war er Onkel durch und durch. Familie. Der Einzige, der mir geblieben war. Ich nickte ergeben. „Du hast wahrscheinlich recht.“ Mit einem Sprung erhob ich mich und landete auf den Füßen. Für diesen kleinen Spaziergang verzichtete ich auf Waffen. Es fühlte sich für mich ganz und gar ungewohnt an, so ganz unbewaffnet aus dem Haus spazieren, doch selbst wenn etwas passieren sollte, würde ich mich wehren können. Ich entschied mich für völlig unauffällige Klamotten und schlenderte, nachdem ich Walter gebeten hatte Lady Integra Bescheid zu geben, aus dem Anwesen. Bernadotte, welcher vor dem Anwesen seine Männer und Seras trimmte, sah mich an. „Kleiner Spaziergang, Mädchen?“, fragte er und ich nickte. „Viel Spaß.“, wünschte mir der Söldner, ehe er sich Seras zu wandte, welche es wohl wieder zu tritzen galt. „Mal sehen.“, murmelte ich nur, ehe ich mich auf den Weg machte. In London herrschte auch in diese späten Zeit geschäftiges Treiben. Überall liefen Menschen umher und die Stadt wurde durch die Straßenlaternen hell erleuchtet. Der Mond stand beinahe voll am Himmel. Die nächsten Tage würde es wohl einen Vollmond geben. Unter anderen Umständen hätte ich mich mehr darüber gefreut. Der Mond war schließlich schön anzusehen. Doch wer wusste schon, ob Millenium nicht schon morgen vor der Tür stand? Es war nervig, wenn man völlig im Dunkeln tappte. Ich kickte einen kleinen Stein vor mir her und schob die Hände in die Taschen, die Kapuze meines Pullovers tief ins Gesicht gezogen. Ich erwartete nicht auf bekannte Gesichter zu treffen und die meisten Menschen beachteten mich gar nicht. Dennoch lies mich das Gefühl nicht los, dass mich irgendetwas, oder irgendwer beobachtete. Ich blieb stehen und sah mich aufmerksam um, doch ich konnte niemanden ausmachen. Ich atmete laut aus und setzte meinen Spaziergang fort. Ich bildete mir wohl was ein. Das war die Anspannung. Kurz überlegte ich das Hauptquartier der Marine aufzusuchen, um mich bei Sir Penwood über den aktuellen Stand zu informieren, doch schnell verwarf ich den Gedanken. Wäre etwas vorgefallen, hätte er es uns unverzüglich wissen lassen. Also war es nicht nötig die Männer bei ihrer Arbeit zu stören. Missmutig kickte ich den Stein weg. Vielleicht sollte ich ins Hauptquartier zurück kehren. Auch die frische Luft half mir nicht und ich bezweifelte, dass weiteres Herumstreunern die Sache besserte. Gerade, als ich auf dem Absatz kehrt machte, hörte ich, wie einige Menschen aufschrien und ich machte zugleich den Ursprung des Tumultes aus. In einem Wohngebäude, ganz in der Nähe war ein Feuer ausgebrochen. Einigen Einwohnern gelang die Flucht aus dem Gebäude, doch in den obersten Stockwerken waren noch einige Menschen eingesperrt. Die Schaulustigen schreien durcheinander. Einer forderte Hilfskräfte an, ein anderer rief den Menschen im obersten Stockwerk etwas zu. Einer fand man sollte was unternehmen und der nächste hielt dies für zu gefährlich. Zielsicher bahnte ich mir einen Weg durch die aufgebrachte Menge. Bis die Rettungskräfte eintrafen, würde es zu spät sein. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausbreitete, wenn die Menschen nicht vorher erstickten. Irgendwer hielt mich an der Schulter fest. „Was hast du vor? Das ist zu gefährlich.“, meinte der Mann. Ich grinste ihn an, lockerte seinen Griff, ehe ich mir einen Eimer Wasser schnappte, den irgendwer aus der Menge geholt hatte und wohlmeinend das Feuer damit hatte löschen wollen. Mit einem Schwall entleerte ich ihn über meinem Kopf und fuhr meine Schwingen aus. Bäh, Wasser. Ich flog durch das Fenster, hinter welchem ich das Treppenhaus vermutete. Zugleich wuchsen die Flammen dank des frischen Sauerstoffes an und erschwerten mir ein durchkommen. Hastig fuhr ich meine Schwingen wieder ein. Musste nun wirklich nicht sein, dass sie Feuer fingen und bedeckte Mund und Nase mit meinem Ärmel. Ehe Menschen verbrannten, erstickten sie vorher am sauerstoffarmen Rauch. Ich bahnte mir einen Weg zu dem Zimmer, an dessen Fenster sich zuvor jemand aufgehalten hatte. Tatsächlich fand ich zwei Kinder vor, die sich ängstlich in eine Ecke kauerten. Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, zog ich die Kapuze von meinem Kopf und versuchte sie so vertrauenswürdig wie möglich anzulächeln. „Kommt. Ich hole euch hier raus.“, sagte ich und streckte ihnen eine Hand hin. Nach einigem Zögern kamen sie näher und schickten sich an meine ausgestreckte Hand zu ergreifen, als das Regal neben uns, welches durch die Flammen in Mitleidenschaft gezogen wurde, zusammen brach. Schnell zog ich die Kinder in einen schützenden Griff und schirmte uns mit meinen Schwingen ab. Dann stieß ich die angekohlten Bruchstücke von uns, zog meine Flügel wieder ein und sah die Kindern ernst an. „Ist sonst noch jemand im Haus?“, fragte ich sie und sie schüttelten den Kopf. „N... nein. Ich glaube nicht.“ Ein schneller Aura Scan bestätigte, dass die Kinder recht hatten. Dann nickte ich. „Gut. Kommt.“ Ich manövrierte die Kinder durch die Flammen, in den Flur. Diesmal sprang ich durch das andere Fenster nach draußen und landete in einer von der Straße uneinsichtige, abgelegene Seitengasse. Noch mehr Publikum konnte ich echt nicht gebrauchen. Endlich erlaubte ich mir tief durchzuatmen und die frische Lust in meine Lungen zu saugen. Herrlich. Die Kinder husteten etwas, bis sie zu Atem kamen. Dann sahen sie mich mit verdreckten Gesichtern an. „Danke, Fräulein.“, riefen die beiden im Chor. Ich blinzelte etwas, ehe ich ein Lächeln zu Stande brachte. „Kein Problem.“ Ich nickte Richtung Straße. „Und jetzt geht. Geht zu euren Eltern und lasst euch von den netten Ärzten untersuchen, ob es euch auch wirklich gut geht.“ „Ist gut.“ Sie wandten sich ab und winkten zum Abschied. Ich atmete noch einmal tief durch und stand auf. Wenn das nicht mal die willkommene Ablenkung gewesen war. Jedenfalls hatte ich für ein paar Minuten Millenium und ihre Machenschaften völlig vergessen. „Das ist sie.“, ertönte eine Stimme hinter mir und fünf Männer traten zu mir in die dunkle Gasse. Ich wandte ihnen mein Gesicht zu. Wer waren die Kerle? Jedenfalls waren sie mir nicht freundlich gesinnt, stellte ich fest, als sie unter ihren Mänteln Gewehre hervorzogen. Ich straffte mich und fixierte sie. Meine Augen verengten sich. Das waren nicht nur einfache Kerle. Das waren Vampire. Diese richteten ihre Waffen auf mich und eröffneten das Feuer. Ich duckte mich so gut es ging unter den an mir vorbei pfeifenden Kugeln weg und durchbohrte den ersten Vampir mit meiner Hand. Dann benutzte ich seinen Körper als Kugelschild und schoss mit dessen Waffe auf die anderen. Es gelang mir zwei von ihnen endgültig schlafen zu schicken. Blieben also noch zwei Feinde. Diese erwiesen sich als erstaunlich flink, sodass ich sämtliche Munition vergeblich verschoss. Ich wollte schon zur zweiten Waffe greifen, doch riskierte dabei von dem Kugelhagel erwischt zu werden. Ich suchte Schutz hinter einem Müllcontainer und legte mir eine weitere Strategie zurecht. Ich musste nur nahe genug an sie heran kommen. Dann könnte ich sie mit meinen Schwingen, oder Händen außer Gefecht setzten. Ich atmete tief durch. Das musste jetzt schnell gehen. Mit einem Sprung erhob ich mich in die Lüfte und landete hinter einem der Vampire. Er wirbelte herum, doch er war zu langsam. Mit einem Flügelhieb enthauptete ich ihn. Doch nun stand ich leider mitten im Kugelhagel des letzten Vampires. Dies nutzte er zugleich aus und eröffnete das Feuer auf mich. Mehrere Kugeln durchsiebten meinen Rumpf, ehe ich meine Schwingen vor mich schob. Irgendwie kam ich nicht umher zu bemerken, dass der Vampir auf keine lebenswichtigen Organe zu zielen schien, geschweige denn auf meinen Schädel. Plötzlich spürte ich einen dumpfen Schmerz am Hinterkopf und kippte vorne über. Ein Stiefel trat mit voller Wucht in meinen Nacken und hielt mich somit zu Boden. Meine Schwingen hatten ihre Schärfe verloren und lagen nun als normale Flügel auf dem Boden. Trotz Schwindel und Übelkeit versuchte ich mich aufzurichten, doch die Antwort war ein weiterer Tritt. „Sei froh, dass wir Befehl haben, dich nicht umzubringen.“ Ohne jede Vorwarnung erklang ein erstickter Schrei und ich spürte,wie Blut auf meinen Rücken tropfte. Sämtliche Kraft schien auf dem Vampir zu weichen und er kippte zur Seite um. Ich schüttelte den schmerzenden Kopf und kämpfte mich auf die Knie. Was...? Mein Blick wanderte zu dem gefallenen Vampir. Sein Körper wurde von mehreren Klingen durchbohrt. Ein hämisches Lachen erklang und ich wandte den Kopf. Am anderen Ende der Gasse stand Pater Andersen. „Erbärmliches Pack. Verdammte Schmeißfliegen.“ Er kam näher und packte seine Bajonetten fester. Innerlich verkrampfte ich und stand so schnell es mir möglich war auf. Unvermittelt erklang hinter mir ein Schrei. Ich wirbelte herum. Ein weiterer Vampir stürmte mit erhobener Klinge auf mich zu. Verdammt. Zu langsam. Ich würde... Unzählige Bajonetten bohrten sich in den Körper des Vampirs und er stürzte keinen Meter vor mir zu Boden. Ich sah den Priester an, welcher nun mit leeren Händen direkt vor mir stand. Mein Körper war immer noch in höchster Alarmbereitschaft. „Ich dachte Hellsings stärkste Kriegerin hätte mehr zu bieten.“, sagte er und seine Augen funkelten hämisch. Ich erwiderte nichts. Zugegeben, er hatte Recht. Diese Vampire hatten mich ziemlich überrascht. Der Mund des Priesters verzog sich zu einem Grinsen und er drehte sich zur Seite. „Ich habe keine Zeit mich um euch Hellsing Ratten herum zu schlagen.“, meinte er und wandte sich mit wehendem Mantel ab. Ich blinzelte. Eigentlich war er kein so schlechter Kerl. Auch wenn er eine seltsame Tötungsobsession Heiden und Monstern gegenüber zu besitzen schien, hatte er tief im inneren einen weichen Kern und einen wachen, klugen Verstand. Zudem standen wir im Grunde genommen auf derselben Seite. Ein gemeinsamer Feind schweißt scheinbar auch Vatikan Angehörige und Hellsing Mitglieder aneinander. Aber ich glaubte nicht, dass das der Grund für seine Hilfe war. „Monster können also auch Menschen Barmherzigkeit erweisen. Erstaunlich.“, sagte der Priester kaum hörbar. Hatte er etwa die ganze Zeit zugesehen? Ohne sich umzudrehen meinte er warnend: „Pass auf, Draculina. Die Zeiten sind gefährlich.“ Ich sah ihm nach, bis er verschwunden war. Erst dann löste sich sämtliche Anspannung aus meinem Körper. Ich sah zum wolkenlosen Himmel auf und beschloss mich auf den Rückweg zu machen. Ablenkung hatte ich für heute womöglich genug gehabt. Ich betrat das Anwesen und stieß zugleich auf Walter. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mich. „Du siehst erschöpft aus.“ Ich nickte nur. „Ich bin okay.“ Er studierte mein Gesicht, dann schloss er ergeben die Augen, ehe er mich ansah. „Ich habe dich gesucht.“, lies er mich wissen und bedeutete mir ihm zu folgen. „Ich habe etwas für dich und ich denke dank der jüngsten Ereignisse ist es an der Zeit, dass ich es dir nun gebe.“ Er führte mich in mein Zimmer, wo auf dem Tisch in der Mitte ein Koffer lag. Mit einem Nicken ermunterte mich mein Onkel diese zu öffnen und als ich gehorchte und in den Koffer blickte, sah ich darin zwei Pistolen liegen. Vorsichtig nahm ich meine neuen Waffen in die Hand. Sie waren beide schwarz und glichen sich wie ein Ei dem anderen. Zwillinge. Ich nahm ein Magazin aus dem Koffer und betrachtete es . „Fünf Schuss. 15 mm.“, erklärte mir Walter. „Die beiden wiegen je 15 kg.“ Ich wog Magazin und Waffe prüfend in der Hand, ehe ich beides wieder zurück legte. Mein Onkel sah mich erwartungsvoll an und ich lächelte. „Danke, Onkel.“ Auch auf seinem Gesicht erschien ein sanftes Lächeln. „Es freut mich, dass sie dir gefallen.“ Dann blinzelte er, als sei ihm etwas eingefallen und er fügte hinzu: „Oh. Ehe ich es vergesse. Lady Integra sucht nach dir.“ Ich sah ihn fragend an. „Was ist passiert?“ „Scheinbar haben wir erste Hinweise auf einen Angriff von Millenium.“ Das war alles, was ich wissen musste. „Alles klar.“ Ich stürmte in voller Montur die Treppe hinauf, als mir Seras und Integra entgegen kamen. Zugleich fiel mir Seras verlegener Gesichtsausdruck auf und sie fuhr sich mehrmals mit der Hand über den Mund. Ich blinzelte. Irgendetwas war anders. Etwas hatte sich verändert. Integra warf mir einen vielsagenden Blick zu und auf ihren Lippen erschien ein zufriedenes Grinsen. So war das also. Seras hatte das erste Mal Blut getrunken. Ich beschloss es damit sein zu lassen und sah Lady Hellsing an. „Sie wollten mich sehen?“ Die blonde Frau nickte. „In der Bucht von Wales liegt der Flugzeugträger Eagle mit dem der Funkkontakt abgebrochen ist. Könnte sein, dass Millenium dahinter steckt.“ Ich nickte und Integra wandte sich an Seras. „Hol Alucard her, Polizistin.“ „Eh… Jawohl.”, antwortete Seras und lief hastigen Schrittes in den Keller. Ich sah ihr eine Weile nach, ehe ich wieder Lady Hellsing fixierte. „Du, Walter und Alucard begleitet mich.“, sagte sie. „Möglicherweise haben wir einen Angriff zu befürchten.“ „Der Verräter?“ Sie nickte bestätigend. „Es wäre nicht undenkbar.“ „Verstehe.“ „Also los komm.“ Sie erteilte mir eine winkende Geste und wir machten uns auf den Weg zum Wagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)