Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 21: Age of Empires -------------------------- Age of Empires Als der Rest von Tubalcaine Alhambra vom Angesicht der Erde getilgt worden war, begann Alucard zu lachen. Es war ein amüsiertes, lautes Lachen. Die Brandwunden, die ihm zugefügt worden waren, schienen ihn gar nicht zu kümmern. Seras lief sofort auf Master zu. „Ma...Master!“ Sie hielt inne, als sie seines Gelächters gewahr wurde. Sie schien wohl an seinen geistigen Zustand zu zweifeln. Ich betrachtete das Ganze schweigend. Was mochte Master in den Erinnerungen des Mannes gelesen haben, das ihn so amüsierte? Sein Blick huschte kurz zu mir herüber und er unterbrach sein Lachen, nur um Applaus zu klatschen. Mit geschulterter Waffe trat ich näher, als ein Geräusch mein Blick gen Himmel zwang. Ein Helikopter näherte sich dem Dach. Am Steuer saß ein Mann. An seine Stirn wurde eine Pistole gedrückt und der Besitzer der Waffe war Bernadotte Taichou, welcher offenbar auf seine Weise den Helikopter entführt hatte und nun neben uns zu landen versuchte. Er grinste uns unverschämt zu und klopfte mit den Zeigefinger gegen die Scheibe, ehe er rief: „Master Alucard! Miss Seras! Alex!“ Seras Augen weiteten sich. “Ah, Commander.” „Wo ist mein Sarg?“, kam es von Alucard. Die Polizistin zuckte zusammen. „Ah, sofort.“ Sie sprintete los, um das gewünschte und ihre eigene Totenkiste zu holen, sodass wir sie verladen konnten. Ich flog über die hinweg und landete neben den Särgen, um ihr behilflich zu sein. Als ich die Särge anhob, glaubte ich Alucard murmeln zu hören: „Feinde töten, Freunde töten, das eigene Volk, das eigene Land, sich selbst.. Doch euch reicht es immer noch nicht. Und auch ich bin ein unverbesserlicher Kriegshetzer, genau wie du und deine Leute, Major.“ Ich sah kurz zum Mond herauf ohne meine Arbeit zu unterbrechen. „Jetzt macht schon!“, brüllte Bernadotte auffordernd und drängte uns alle zur Eile. Wie ich feststellen musste, hatte er seine Waffen und meinen Sarg bereits in dem Hotel, in welchem wir abgestiegen waren und sie zurückgelassen haben, abgeholt. Wir befestigten die Särge an den Kufen des Helikopters, anderenfalls hätten wir im Inneren zu wenig Platz gehabt. Andererseits hätte ich auch fliegen können, wäre es erforderlich geworden. Für alles andere, die Kisten und Waffen bot der Helikopter in hinteren Teil seines Rumpfes genügend Platz. „Fliegen Sie los!“, befahl der Söldner dem Pilot mit vorgehaltener Waffe, als alle eingestiegen waren. Der Mann zitterte vor Angst und gehorchte. „S...s...sehr....wohl...“, stammelte er und legte einige Schalter auf dem Cockpit, um das Fluggerät in die Luft zu erheben. Ich hatte neben Master Platz genommen und wenn ich nicht aus dem Fenster schaute, warf ich ihm kurze Blicke zu. Was wohl in seinem Kopf vorgehen mochte? Zu gerne hätte ich ihn gefragt, was er aus den Erinnerungen hatte erfahren können, doch ich hielt mich zurück. Wenn die Zeit reif war, würde er alles Lady Integra offenbaren. Bis dahin musste ich mich in Geduld üben. „Wohin jetzt?“, fragte Bernadotte laut, um die Rotoren des Helikopters zu übertönen. „Irgendwohin.“, meinte Alucard. „Wir brauchen einen abgelegenen Ort. Dann überlegen wir uns, was zu tun ist.“ Der Söldner nickte nur und dirigierte den Pilot irgendwann zu einem einsamen Feld in der Nähe einer unscheinbaren, abgelegenen Stadt. Dort würden wir uns ein Motel, oder ähnliches suchen und über unsere weiteren Schritte nachdenken und überlegen, was zu tun war. Irgendwie mussten wir aus dem Land kommen und das so unauffällig wie möglich. Nacheinander stieg die ungewöhnliche Gesellschaft samt Fracht aus dem Helikopter. Erst Seras, dann Bernadotte. Ich folgte ihm und zuletzt kam Master. Ich schenkte dem Mann ein leichtes Lächeln und nickte ihm zum Abschied zu. Dann packte Alucard ihm am Kopf und löschte sämtliche Erinnerungen aus dem Kopf des Mannes. Nach getaner Arbeit lies er ihn los und der Kopf des Mannes knallte ungebremst auf das Cockpit. Es würde wohl etwas dauern, bis er zu sich kam. Doch wir hatten keine Zeit, um uns noch über so etwas Gedanken zu machen. Master ging zielstrebig voraus und wir folgten ihm samt Gepäck. Ab und zu stieß Bernadotte genervte Flüche aus und beschwerte sich über das Gewicht der Ladung. Ich blieb den gesamten Fußmarsch über stumm. Abgesehen davon, dass sich beschweren niemandem weiter half, war ich bei meinen Gedanken bei Master und Millenium. So huschten wir im Schutze der Nacht über das Feld, bis wir die Stadt St. Rose erreichten. „Aah...“ Mit einem lauten erschöpften Seufzer lies sich Bernadotte auf das einzige Bett im dem Motel Zimmer fallen, welches wir gemietet hatten. Nun, um die Wahrheit zu sagen, gemietet war nicht der richtige Ausdruck. Wir hatten uns eingenistet und sämtliches Personal, welches uns über den Weg lief, wurde von Alucard hypnotisiert. So verhinderte er geschickt, dass sie uns wahrnahmen, sich an uns erinnerten und später von uns berichten konnten. „Weiss ja nicht, wie es mit euch ist, aber ich habe Hunger.“, lies uns der Söldner wissen und schaute die Umstehenden an. „Na?“ „Dann hol dir was, aber fall nicht auf.“, erwiderte Alucard. Bernadotte seufzte noch einmal auf und erhob sich. Sein Blick blieb auf Seras hängen. „Kommst du mit?“, fragte er sie. Sie zuckte zusammen und errötete „Eh? Ich?“ Er nickte bestätigend. „Alleine ist langweilig. Außerdem brauche ich eine Leibwache, falls etwas passiert, oder meinst du nicht?“ „A...aber...“ Seras sah Master und mich hilfesuchend an. „Die Sonne... und...“ „Das Sonnenlicht wird dir nicht schaden, wenn du dich ihm nicht direkt aussetzt.“, meinte Alucard. „Geh mit, Polizistin und schaut, ob einen Transport nach England für uns auftreiben könnt, wenn ihr schon dabei seid.“ Seras nickte ergeben. „J...Ja, Master.“ Nachdem sie sich einen langen Mantel mit Kapuze angezogen hatte, legte Bernadotte einen Arm um sie und zog sie, fröhlich plaudernd, nach draußen. Seras Blick, welchen ich auffing, ehe sich die Tür schloss, zeugte davon, dass sie ihre Entscheidung, den Söldner zu begleiten schon beinahe bereute. Ich grinste und winkte frech zum Abschied. Da ich Master in seinen Gedanken nicht unterbrechen wollte, ging ich zu dem Bett hinüber, setzte mich mit überkreuzten Beinen auf die Matratze und schaltete das Fernsehgerät an. Das diente weniger dem Vertreib von Langeweile als der Informationsbeschaffung. Welche Spuren hatte unser Aufenthalt und unsere Flucht aus Rio hinterlassen? Hatten wir Verfolger zu befürchten? Würde man uns suchen? Nach uns verhandeln? Je nachdem mussten wir unser Transportmittel wählen und uns den Gegebenheiten anpassen. Auch wenn ich in einigen Sprachen bewandert war, gehörte Portugiesisch, die Landessprache Brasiliens, nicht dazu, aber für Touristen gab es auch Englische und Spanische Sender, nicht allein, weil es üblich war, dass diese beiden Sprachen an den brasilianischen Schulen unterrichtet wurden. Wie es der Zufall so wollte, schaltete ich in jenem Augenblick den Fernseher ein, in dem die Nachrichten, die uns betrafen, verlesen wurden. Zunächst wurden Bilder des Hotel Rios gezeigt und die durch uns und Alhambra entstandenen Schäden. „Gerade haben wir neue Informationen über die Schießerei im Hotel Lio erhalten.“, berichtete der Nachrichtensprecher. „Vom Hotel, wo noch immer helle Aufregung herrscht, berichtet nun BNB Brazil mein Kollege Feld Parshel.“ Nun wurden einige Live Aufnahmen von dem Ort des Geschehens gezeigt. Mister Parshel hielt ein Mikrophon an seine Lippen. „Ja, man hat um das Hotel Notzelte für die medizinische Versorgung aufgebaut.“, erklärte er. „Seit Tagen ist man hier nicht zur Ruhe gekommen. Es ist wie ein Kriegsschauplatz. 107 Menschen starben bei diesem Verbrechen und 64 Menschen wurden verwundet. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur.“ Ein erneuter Schnitt. Die Kamera war auf den Helikopter gerichtet, den Bernadotte gekapert und wir in dem Feld irgendwo im nirgendwo stehen gelassen hatten. Samt Pilot. Dieser schien immer noch nicht verarbeiten zu können, was geschehen war. „Der CNN Helikopter, den sie für die Flucht gekapert haben wurde außerhalb der Stadt aufgefunden, doch er war leer. Lediglich der Pilot stand verwirrt auf dem Acker. Seltsamerweise erinnerte er sich an nichts und konnte sich nicht erklären, wie er an diesen Orte gekommen war.“ Das war nicht weiter verwunderlich, dachte ich bei mir. Master´s Hypnose war mehr als wirkungsvoll. Aber natürlich hatten die Einsatzkräfte und Nachrichtensprecher auch für dieses Phänomen eine „logische“ Erklärung parat. „Die Polizei geht davon aus, dass Drogen benutzt wurden, um die Erinnerung des Piloten zu manipulieren. Die Ermittlungen werden fortgesetzt.“ Ich war kurz davor den Fernseher auszuschalten, als plötzlich erneut ein Szenenwechsel stattfand. „Die Behörden tappen trotz fieberhafter Fahndung nach den Tätern immer noch im Dunkeln.“, lies Mister Parshel den Zuschauer wissen. Gut so, dachte ich. „Das war Feld Parshel für BNB Brazil, Live vom Hotel Lio.“ Falls der gute Mann noch etwas zu sagen hatte, bekam ich es nicht mit, denn ich drückte auf die Fernbedienung und das Bild fiel in sich zusammen. Ich starrte eine Weile vor mich hin und sortiere alle mir vorliegenden Informationen in meinem Kopf. Es war eigentlich nur eine natürliche Schlussfolgerung, dass nach uns verhandelt wurde. Von Master und Seras existierten zu allem Überfluss auch noch Aufnahmen und Bilder. In ersterem Fall zwar unter falschem Namen, doch das verbesserte nicht die Situation. Dank unseres Gepäck stand ein normales Passagierflugzeug sowieso außer Frage. Ich wandte mich zu Alucard um, doch dieser hatte gerade den Hörer des Telefons ergriffen und wählte eine Nummer. Vermutlich wollte er Lady Integra Bericht erstatten. Möglicherweise waren die Vorfälle auch bis England vorgedrungen. „Alucard?“, kam es aus dem Hörer. „Ja.“, antwortete Master gelassen. „Wo bist du jetzt?“, fragte Integra. „In einer abgelegenen Stadt names St. Rose oder so.“, war die Antwort, dann lies Master sie wissen: „Unsere Mission ist erfüllt, meine Herrin. Was die Kerle denken, habe ich alles in meinem Hirn gespeichert.“ Die gemurmelte und von der Zigarette gedämpfte Antwort konnte ich nicht verstehen. „Nanu?“, machte Alucard. „Ich sehe schon. Der Round Table macht Druck.“ Ich horchte auf. Vermutlich sollte eine erneute Konferenz einberufen werden. Nicht weiter verwunderlich, nach den jüngsten Ereignissen. Wieder antwortete Sir Hellsing etwas, woraufhin Master fragte: „Von höherer Stelle? Und das heißt?“ Höhere Stelle? Redeten sie davon, wer die Konferenz einberufen hatte? Scheinbar war es niemand der üblichen Verdächtigen. Mein Favorit war ja Sir Irons gewesen, doch scheinbar war nicht von ihm die Rede. „Die Queen!“, rief Alucard, nach einem kurzen Austausch, aus und lachte leise. Ich blinzelte. Ihre Majestät persönlich hatte die Round Table Konferenz einberufen? Dann hatte auch die die Dringlichkeit der Situation und den Ernst der Bedrohung erkannt. Millenium... Das war kein einfacher Gegner. Kein herkömmlicher Feind. Sie waren wirklich gefährlich. „Findest du das lustig? Ich aber nicht?!“, rief Integra aus, ehe sie ihre Stimme wieder etwas senkte. „Roger.“, bestätigte Alucard. Ein schelmisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Übrigens, hatten Sie Spaß an den Kriegsszenen? Hat es Sie in Wallung gebracht? Konnten Sie das Feuer sehen, die roten und schwarzen Flammen?“ Diesmal war Integras Aufschrei so laut, dass ich mich darüber wundern musste, dass Alucard den Hörer immer noch so nah an sein Ohr drückte, anstatt es weit von seinen Gehörorgan zu halten. „Halt die Klappe, du Idiot! Der Quatsch interessiert mich nicht! Komm sofort zurück, du Idiot!“ Ein nicht minder lauter Knall, lies darauf schließen, dass Sir Hellsing den Hörer unsanft auf die Station fallen lies. Alucard legte auf, legte den Kopf zurück und lies ein lautes, herzhaftes Lachen erschallen. „Menschen sind wirklich komplizierte und rätselhafte Geschöpfe.“, meinte er, als er sich unterbrach, ehe er erneut los lachte. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und Bernadotte und Seras traten ein. Der Söldner trug eine McDonalds Papiertüte unter seinem Arm. Ich grinste schief. Scheinbar hatten sich die beiden ganz gut verstanden, zumindest lebten beide noch. „Hallo. Da sind wir wieder.“, verkündete Seras etwas erschöpft. „Hi!“, kam es von Bernadotte. Ich nickte dem Beiden zur Begrüßung zu. Bernadotte stellte seine Tüte auf dem Tisch ab und holte Getränk in einem Pappbecher samt Strohhalm hervor. Entnervt saugte er geräuschvoll an dem gekühlten Getränk. „Es ist hoffnungslos!“, grummelte er mit dem Strohhalm zwischen den Zähnen. „Das geht alles nicht. Nix zu machen.“ Scheinbar hatten sich die beiden nach Transportmitteln Richtung Heimat erkundet und waren dabei leer ausgegangen. „Mit dem Schiff schaffen wir es nicht mal in einer Woche. Das würde zu lange dauern.“, meinte Seras. Abgesehen davon, dass der Round Table bzw. die Queen Druck machte und es daher empfohlen war, schnell nach Hause zurück zu kehren, schien auch die Polizistin alles andere als begeistert zu sein, wieder beinahe eine Woche auf einem schaukelnden Kahn zu verbringen. Ich war auch alles andere als scharf drauf. Wenn es sein musste, dann war dem so, aber es musste nicht sein. „Das kommt nicht in Frage.“, moserte Bernadotte immer noch am Halm ziehend. Ich sah grübelnd zu Boden. „Was ist mit den Schmugglern, die uns hierher gebracht haben?“, fragte ich den Söldner. Dieser spuckte missmutig den Strohhalm aus. „Geht nicht.“, murmelte er. „Ist denen zu riskant. Außerdem sind die schon über alle Meere.“ Ich nickte langsam. Das stand also außer Frage. Wir brauchten ein Transportmittel, welches uns, die Särge und unsere Waffen nach England bringen konnte. also entweder ein Schiff oder ein Flugzeug. Wenn alle Stricke rissen, mussten wir uns mittels Hypnose auf ein Passagierschiff einschleichen. Doch das versprach lästig zu werden. „Macht euch bereit, ihr drei.“, kam es da unerwartet von Alucard und alle Blicke wanderten zu dem großen Vampir hinüber. „Eh?“ „Wir stehlen ein Flugzeug. Es gibt keinen anderen Weg. Bereitet alles vor.“ Bernadotte und Seras´ Augen weiteten sich. und der Söldner begann zu krakeelen. „Geht nicht! Geht nicht! Geht nicht! Geht nicht! Geht nicht! Geht nicht! Diesmal sterben wir! Sterben wir! Sterben wir! Sterben wir! Sterben wir! Sterben wir! Ich werde sterben! Ich werde sterben! Ich will nicht sterben!“ Seras wusste nicht so recht, ob sie sich ebenfalls über die unmögliche Aufgabe aufregen, oder den Söldner beruhigen sollte. Ich hob den Blick und sah Master an. Wenn er das vorschlug, dann gab es wirklich keine anderen Möglichkeit. Also atmete ich tief durch und nickte. „Also gu...“ Weiter kam ich nicht, denn gleichzeitig fuhren Alucard´s und mein Kopf herum und unser Blick fiel auf die Tür. Irgendetwas oder irgendwer nährte sich. Das konnte ich spüren. Es war kein Vampir, aber dennoch war die Aura bedrohlich. Voller Hass, Wut und Mordlust. Seras sah uns fragend an und lugte schließlich durch das Schlüsselloch nach draußen, ehe sie zu kreischen begann. Bernadotte schien völlig verwirrt, da er nicht verstand, was sie so in Aufruhr versetzte. Er schob sich eine Zigarette in den Mundwinkel und hob fragend die Augenbraue. Die Blonde machte von der Tür kehrt. Keine Sekunde zu früh. Mit einem heftigen Fußtritt flog die hölzerne Tür aus den Angeln und Pater Andersen trat ein. Auf Alucard´s Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln. Endlich stand er seinem Erzfeind wieder gegenüber. Er hoffte auf einen spannenden Kampf. War ja schön und gut, aber ich war der Meinung wir hatten gerade andere Sorgen. Gerade, als ich erwog, mich dem Priester in den Weg zu stellen, war dieser heran und holte, ebenso wie Master, mit seiner rechten Faust aus. Gleichzeitig trafen sich die Kontrahenten mit einem lauten Aufschrei im Gesicht, sodass das Blut aus ihren Nasen spritzte und beide zurück taumelten. „Na, Alucard, du Monster?“, fragte Andersen vor Schmerz keuchend. Speichel triefte aus seinem Mund und vermischte sich mit seinem Blut. Alucard laute laut. „Na, Andersen? Kannst du dich nicht mehr zurück halten, du Mensch?“ Es folgten mehrere heftige Schläge, ehe beide einen Schritt zurück traten und die Waffen zückten. Sofort verkrampften sich alle anderen Anwesenden. Jetzt wurde es ernst. „Shit. Fuck.“, murmelte Bernadotte und packte seine Pistole. Meine Hand fuhr wie von selbst an meine Hüfte, doch als ich mich erinnerte, dass dort nicht wie üblich mein Katana hing, fuhr ich meine Schwingen aus. „Djaaaaaaaaaaaaaaah!“, erklang ein Schreit hinter mir und ich wandte etwas den Kopf, nur um zu sehen, dass Seras sich ihre Halconnen umständlich über die Schulter geworden hatte und heran taumelte. Zwischen ihren Zähnen trug sie eine der übergroßen Patronen, bereit die Waffe nachzuladen und zu benutzen. Im Augenblick wirkte es aber eher, als versuchte sie den Pater mit der Waffe zu erschlagen. Auch der Blick des Priester ruhte nun auf der Polizistin und ein hämisches Grinsen erschien auf seinen Lippen. Meine Muskeln waren zum zerreißen gespannt, als er seine Bajonetten senkte, nur um mit seiner Hand auszuholen. „Seras!“ Ich zog das Mädchen in eine Art schützende Umarmung, aus der Fluglinie des Schwertes, sodass er klirrend in der Wand hinter uns stecken blieb. Als ich sie los lies, sah ich, dass Andersen lediglich einen Zettel an die Wand gepinnt hatte. Der Angriff hatte niemandem gegolten. Auch die anderen, Alucard bildete eine Ausnahme, blinzelten irritiert. Der Priester machte auf dem Absatz kehrt und hob seine demolierte Brille vom Boden, die vom Angriff des Vampires von seiner Nase gerissen und beschädigt worden war. „Etwa 13 km nördlich von hier ist ein als Flugfeld für Farmer getarnter Flugplatz des Vatikans.“, erklärte Andersen. „Dort lässt gerade ein Jet seinen Motor warm laufen.“ Ich blickte auf. Half uns gerade tatsächlich der Vatikan, in dem sie uns ein Transportmittel zur Verfügung stellten? Die Dreizehnte Abteilung? Der große Mann wirbelte und knurrte: „Los! Geht schon!“ Dann setzte er seinen Weg fort. „Das sind die Papiere für den Jet! Nehmt sie und verschwindet! Macht euch weg, solange ich meine Mordlust noch unter Kontrolle habe!“ Erst jetzt fragte ich mich, wie Andersen uns wohl aufgespürt hatte. Auch er musste die Nachrichten gesehen und die richtigen Schlüsse gezogen haben. Wie er uns hier gefunden hatte, war ein Rätsel, aber der Mann war schließlich kein Anfänger. „Mh...Aaalso...“, machte Bernadotte,als der Priester aus unserem Blickfeld verschwunden war und steckte seine Pistole zurück unter seine Jacke. „Scheint so, wir haben nun eine Mitfahrgelegenheit.“ „Scheint so.“, antwortete ich, das Ganze auch noch zu verarbeiten versuchend. Alucard riss wortlos den Zettel von der Wand und machte sich auf den Weg. „Gehen wir.“, sagte er, als er kurz im Türrahmen stehen blieb, ehe er weiter ging. „Eh?“ Seras zuckte zusammen und versuchte hastig ihre sieben Sachen zusammen zu sammeln. „Ja...jawohl...“ Mit Bernadottes und ihrer Hilfe schleppten wir den Sarg ganze dreizehn Kilometer durch die Landschaft, bis zu dem versprochenen Jet. Ich pfiff leise. Das Teil hatte Style. Beschweren konnten wir uns nicht und wir hatten definitiv genügend Platz. Wer konnte schon behaupten mit so einem riesigen Jet nur zu viert, plus Pilot, mit zufliegen? Freie Sitzplatzauswahl! Also suchte ich mir einen Fensterplatz. Es gab ja genügend davon. Die Särge wurden einfach auf den Gang zwischen den Sitzen auf den Boden gelegt. Master setzte sich irgendwo einige Reihen hinter mich und schien nach einer Weile ein zunicken. Bernadotte wollte Seras dazu zwingen mit ihm durch den Jet zu strunzen, um etwas alkoholisches zu Trinken zu finden, doch allerdings musste diese, unter lautem Protestgeschrei, wieder in ihren Sarg steigen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich im Sitz zurück, um eine bequeme Position zu finden. Die Reise würde ja etwas dauern. Zum Glück nicht so lange, wie mit dem Flugzeug. Ich schloss die Augen und lies meine Gedanken abschweifen. Dösen tat gut. Ohne Sarg, würde es mir keine Erholung bieten, aber den Augen tat es gut. Schon allein, da die Sonne ziemlich blendete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)