Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 20: Setup ----------------- Setup Sofort schlug mir die kalte Nachtluft entgegen, als ich durch die dunklen Gassen Rios stürmte. Lauf und Gewehrgriff meines Gewehres Quincey, welche ich in aller Eile um gehängt hatte, schlugen mir im Rhythmus meiner hastigen Schritte gegen meinen Rücken. Am von künstlichen Licht erleuchteten Horizont sah ich immer noch ganz klar und deutlich das Hotel Lio vor mir, auf welches ich zu eilte. Hatte Millenium für den Aufruhr gesorgt? Die Einsatzwagen stammten offensichtlich von der örtlichen Polizei und Spezialeinsatzkräfte. Es waren keine von Millenium geschickten Soldaten und Krieger. Es waren Menschen. Entweder hatte jemand diese dazu angestiftet, oder... Ich verwarf den Gedanken schneller, als er gekommen war. Master Alucard würde niemals die Mission gefährden, indem er an Spaß an der Freude wahllos Menschen anfiel und erst recht nicht gegen den Willen von Lady Hellsing. Also war sicherlich ersteres der Fall. Das ganze würde auch passen: Der reibungslose Ablauf unserer Reise, die seltsamen Gestalten im Hotel, dieses seltsame Gefühl, welches mich nicht los lies. Ich durfte keine Zeit verschwenden. Ich riss mir den Gurt der Waffe vom Rücken und nahm sie mit beiden Händen fest in die Hand, ehe ich meine schwarzen Schwingen ausfuhr. Der direkteste Weg war der schnellste. Ich wusste schließlich wo sich die Suite befand und musste nur dafür sorgen, dass mich niemand sah, wenn ich in das innere des Gebäudes eindrang. Da alle Scheinwerfer auf die Suite im obersten Stock gerichtet waren, musste ich, wohl oder übel, durch ein anderes Fenster einsteigen und dann über den Flur in Alucard und Seras Zimmer gelangen. Also hob ich ab und umflog das Hotel ungesehen in einem weiten Bogen, ehe ich durch eines der uneinsichtigen Fenster an der Rückseite krachte. Mit einer beiläufigen Bewegung zog ich einen größeren Glassplitter aus meinem Arm und machte mich auf den Weg zur Tür. Diese öffnete ich vorsichtig und spähte in den Flur. Es wäre ja möglich, dass die Einsatzkräfte bereits ins Innere vorgedrungen waren, doch dies war, jedenfalls in diesem Stockwerk, noch nicht der Fall. Die Luft war rein. Das Gewehr, welches locker um mein Handgelenk pendelte, hängte ich mir wieder über meinen Rücken, sobald ich meine Flügel eingefahren hatte. Ich verschwendete keine Zeit mit unnötigen Höflichkeiten, schlug nur einmal kurz mit meiner Faust gegen die Tür der Suite und trat ein. Master stand bereits am Fenster und somit mit dem Rücken zu mir. Er schien meine Ankunft bemerkt zu haben, drehte sich aber noch nicht sofort um. „Master.“ „Wir befinden uns im Krieg, Frischling.“ Auch ohne meine Stimme vernommen zu haben, hatte er gewusst, wer zu ihm ins Zimmer getreten war. Den Ton seiner Stimme wusste ich nicht so recht einzuordnen. War es Kampflust? Freude? Abscheu? Wut? Oder doch eine Art tiefe Befriedigung? Endlich drehte er sich bedächtig um und ging zu Seras Sarg hinüber, welcher am Boden lag. Scheinbar schlief diese immer noch darin. Er öffnete den Deckel und beugte sich über die Totenkiste. „Wach auf.“ Seras öffnete verschlafen blinzelnd und offenbar immer noch in einem ihrer Träume gefangen die Augen. Ihre Schlafpositur lies darauf schließe, dass es ein ziemlich aufwühlender Traum gewesen sein musste. „Gu... Guten... Guten Morgen!“, brachte sie schließlich hervor. „Steh auf.“, forderte Master und ein unverhohlenes Grinsen zierte seine Lippen. „Schnell. Es wird lustig.“ Ich reichte Seras eine Hand, die sie dankend annahm und sich verwirrt aufsetzte, nur um erstaunt sitzen zu bleiben. Perplex blinzelnd nahm sie schließlich das Rattern der Helikopter Rottoren wahr, welche sich dem Fenster nährten. „Was ist hier eigentlich los?“, fragte sie an uns beide gewandt. Niemand antwortete. Alucard grinste noch immer voller Kampfesslust und ich hatte mein Gesicht dem Fenster zugewandt und starrte nach draußen. In diesem Augenblick schwebte ein Helikopter mit zweiköpfiger Besatzung vor dem großen Fenster. Einer der Männer hielt eine Kamera in das Zimmer. Offensichtlich war es das Fluggefährt eines örtlichen Nachrichtensenders. Hauptsache die Neugierde der Menschen befriedigen. Das war wichtig. „Wa...Wa...Was... Was ist das?“, stotterte Seras überfordert. Alucards Augen funkelten. „Nun ja, wir sind im Krieg.“ „Eh?“ Die Polizistin schien die Welt nicht mehr zu verstehen. Doch ehe ich zu einer knappen Erklärung ansetzen konnte, kam es von Alucard: „Versteckt euch.“ „Was?“, fragte Seras. „In den Schrank mit euch. Alle beide.“ Seine Stimme war nun beinahe ein animalisches Knurren. Seras zuckte erschrocken zusammen und ich straffte meine Schulter. Ich atmete tief durch, dann nickte ich. Was auch immer Master im Sinn hatte, es war ihm ernst und zu widersprechen war sinnlos. „Na los, komm.“ Ich streckte Seras erneut meine Hand hin, um ihr auf die Beine zu helfen. Ihr verständnisloser Blick lag auf mir, doch mein Blick galt Alucard. Dieser hatte uns den Rücken zugedreht und war scheinbar zu allem bereit, außer zu einer Diskussion mit einem von uns beiden. Mein geschultes Ohr vernahm die Sondereinheiten, welche ins Gebäude stürmten und sich auf einen Angriff vorbereiteten. In wenigen Augenblicken würden sie die Suite stürmen und auf alles schießen, was ihnen vor die Flinten kam. Doch nur würde der Mann in Rot, den sie trafen und mit Kugeln durchsiebten, nicht tot bleiben. Und nicht nur das. Er würde sich wehren. Er würde zurückschlagen und alle Männer abschlachten, die ihm in die Quere kamen. Es wäre besser, wenn die zart besaitete Seras dies nicht sah, dachte ich bei mir, als ich in den Kleiderschrank kletterte und die Blonde ermunterte dasselbe zu tun. Die Überbleibsel zu sehen und das Abschlachten zu hören, war sicher schon zu viel für sie. „Alles in Ordnung. Kommt raus.“, erklang irgendwann die Stimme meines Masters in die ohrenbetäubende Stille hinein, welche nach dem Gemetzel eingetreten war. „E...Echt? Alles okay?“, fragte Seras unsicher, öffnete langsam die Schranktür und setze vorsichtig einen Fuß nach dem anderen auf den Boden. Ich war mit einem Satz aus dem Versteck heraus und trat vor.Über den Boden der Hotelsuite verteilt lagen die grotesk zerfetzten Leichen der Einsatzkräfte. Überall lagen zwischen ihren Körperteilen und in ihrem Blut Patronenhülsen, die von der wilden Schießerei, die vorher stattgefunden hatte, herrührte. Seras Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie der toten Körper gewahr wurde. „Macht euch fertig.“, kam es von Alucard, welcher uns den Rücken zugewandt hatte und aus dem Fenster sah. „Wir verschwinden von hier.“ Ich nickte und schickte mich an, alles für unsere Abreise vorzubereiten. Bernadotte Taichou hatte versprochen sich um den Helikopter zu kümmern, also mussten wir dafür sorgen, dass alles fertig war, sobald er hier mit dem Transportmittel eintraf. Am Besten würde es sein, wir schafften Särge und Waffen auf das Flachdach des Hotels. Von dort würde es kein Problem sein, alles einzuladen und zu verschwinden. Doch Seras zögerte. „Ähm... Ich...“, murmelte sie kaum hörbar. Alucard wandte ihr sein ausdrucksloses Gesicht zu. „Was ist?“, fragte er und fügte mit Nachdruck hinzu: „Beeil dich.“ „Ich äh... Ma...Master... Äh... Das sind Menschen... “, stotterte die Polizistin. Master verzog keine Miene. „Na und?“ Seras war schockiert über die Gelassenheit ihrer Mitvampire und erhob die Stimme: „Me... Menschen!“ „Na und?“ Auch Alucard hatte die Stimme erhoben und Seras zuckte zusammen. Ja. Es waren Menschen gewesen. Auch wenn ich diese verabscheute, empfand ich beinahe so etwas wie Mitleid. Ich schlachtete jedes Monster ohne Gnade ab, doch etwas hielt mich davon ab, Menschen zu töten. Und war es nur Stolz. Sie waren kurzlebig und keine wahren Gegner. Sie konnten sich ja kaum wehren. Es war nicht ehrenhaft oder sonderlich fair. Trotz alledem sah ich nach einem kurzen Blick von den zerfetzten Körper auf und sah Master an. Die Männer hatten nie den Hauch einer Chance gehabt, doch im Grunde genommen war es Notwehr gewesen. Eine Art Notwehrexzess, aber dennoch Notwehr. Sie oder wir. Wütend packte Alucard Seras am Kragen, sodass ihre Füße den Kontakt mit dem Boden verloren. „Was soll damit sein, Draculina?“, herrschte der Vampir die Polizistin an. „Verdienen Leute, die bewaffnet Kriege anzetteln überhaupt die Bezeichnung Mensch?Sie sind gekommen um uns zu besiegen, zu töten und verrotten zu lassen! Doch es war ihre Bestimmung, besiegt und getötet zu werden und nun zu verrotten.“ Ich spürte, wie ich innerlich verkrampfte. Ich mochte es nicht, wenn jemand seine Stimme erhob und die Grobheit, die Master dem Mädchen gegenüber an den Tag legte, empfand ich als relativ unnötig. Dennoch bewahrte ich Haltung, um nicht das Missfallen meines Masters zu erregen und seine Wut noch mehr zu steigern. Außerdem wusste ich, dass er mit seinen Worten nicht falsch lag. Seras war noch, sprichwörtlich und wortwörtlich, zu blauäugig. Dies war die knallharte Realität. Ehre, Loyalität, Fairness... Diese und viele andere Worte hatten in der Welt der Menschen und Monster oftmals keinen Platz. Der einzelne konnte sich zwar bemühen und versuchen etwas daran zu ändern, doch er konnte nicht die Welt auf eigene Faust verbessern und die gesamte Menschheit gleich mit zum Besseren bekehren. „Das ist alles! Krieg ist ein Spiel. Sie hatten ein mieses Blatt, aber haben alles auf eine Karte gesetzt! So war das nun Mal! Ich musste sie töten!“ Seine Stimme senkte sich etwas. „Das ist nicht zu ändern. Das ist ein Fakt. Niemand kann das ändern. Gott nicht. Der Teufel nicht. Du nicht und ich auch nicht.“ Seras, die die ganze Zeit über still geblieben war, begann nun zu schluchzen. Tränen bildeten sich in ihren himmelblauen Augen und sie stammelte: „Aber... äh...äh...“ Alucard´s Blick wurde etwas sanfter und seine Hand löste sich von ihrem Kragen, der inzwischen ziemlich ausgeleiert sein musste. „Ja genau das ist es...“ Er wandte sich wieder ab, sodass ich seinen Gesichtsausdruck weder sehen noch deuten konnte. „Gehen wir, Seras. Komm mit. Und sei vorsichtig, es dämmert schon.“ „Ja....Jawohl.“, stotterte die Blonde verwirrt. Ich versuchte die Beklommenheit, die mein Herz ergriffen hatte abzuschütteln und schenkte Seras ein trauriges Lächeln, ehe sie sich den Särgen zu wandte um diese mit voller Konzentration transportfähig zu machen. Ich blieb wie angewurzelt stehen, während Master zum Telefon, welches auf dem Tisch stand, hinüber schritt. Er wählte eine Nummer und wartete ausdruckslos, bis sein Gesprächspartner den Hörer abnahm. Es war Lady Integra. „Wer ist das? Freund, oder Feind.“ „Ihr Diener, Lady Integra.“, gab Alucard zur Antwort. „Einen Befehl... Geben Sie mir einen Befehl, meine Herrin.“ „Alucard! Gib einen Lagebericht!“, rief Sir Hellsing, welche die Stimme des Vampires erkannte. „Direkt nachdem wir das Hotel bezogen hatten, wurde es umstellt. Die Kerle sind schlauer als wir dachten, sie waren auf uns vorbereitet. Gerade eben wurden wir von einer Spezialeinheit der Polizei überfallen.", begann Alucard. "Und?", fragte Integra und Alucard lächelte. "Ich habe sie alle getötet. Ich habe sie ausgemerzt. Und nicht einen übriggelassen. Geben sie mir neue Befehle, Integra.“ Auf der anderen Seite der Leitung blieb es still. „Die obersten Leitung der Polizei wird wahrscheinlich von "ihnen" kontrolliert.“, fuhr Master fort. „Doch die, die das Hotel stürmen, waren nur Befehlsempfänger. Ich bringe auch in Zukunft nur ganz normale Menschen um, die von nichts eine Ahnung haben. Ich zögere nicht das kleinste bisschen, sie zu töten. Ich kann sie ohne jede Reue vernichten. Weil ich ein Monster bin!“ Er machte eine bedeutende Pause, ehe er fragte: „Wie ist es mit ihnen Lady Integra? Ich trage die Waffe und ziele mit ihr. Ich lade Munition nach und sichere. Doch ich töte nur auf Wunsch! Was soll ich tun? Geben Sie mir Befehle, Lady Integra Wingates Hellsing, oberste Befehlshaberin der königlichen-protestantischen Ritterschaft!“ Wieder blieb es still, ehe man gedämpft durch den Hörers Integras Stimme vernahmen konnte: „Walter...“ „Ja?“ „Eine Zigarre.“ „Sehr wohl. Sofort.“, erwiderte dieser gehorsam. Ich konnte hören, wie mein Onkel zu seiner Herrin trat, ihr das Gewünschte mit einem „Bitte.“ überreichte und schließlich mit einem Feuerzeug die Zigarre entzündete. Dann blieb es noch eine Weile still, ehe ein beinahe ohrenbetäubender Knall ertönte, als die blonde Frau mit der flachen Hand auf ihren Schreibtisch schlug, ehe sie los brüllte: „Mach dich nicht über mich lustig, Diener! Ich habe meinen Befehl bereits erteilt! An ihm hat sich nichts geändert! Search and Destroy! Search and Destroy! Mach alles nieder, was sich dir in den Weg stellt! Flieh nicht, verstecke dich nicht, sondern greif an! Ich will, dass du das Hotel durch den Haupteingang verlässt! Zerstöre alle Hindernisse, schiess dir den Weg frei!“ Auf diesen Befehl hatte Alucard nur gewartet. Er lachte aus tiefstem Herzen, ehe er sagte: „Roger. Richtig! Das war das letzte Feigenblatt, was fallen musste. Wunderbar! Das bringt mich in Wallung, Integra.“ Ich atmete tief durch. In mir tobte ein innerer Zwiespalt. Mein Blut geriet ebenfalls in Wallung, in Aussicht auf den Kampf und das Blutvergießen. Doch andererseits war da die kleine, leise, beinahe unscheinbare Stimme, die in meinem Kopf wisperte und mich daran erinnerte, wie schwach und wehrlos unsere Gegner waren. Zumindest jene, mit denen Alucard es zu tun bekäme, wenn er sich seinen Weg aus dem Hotel bahnte. Vampire, oder andere Wesen, uns ausgenommen, befanden sich nicht in dem Gebäude. „Dann werde ich jetzt gehen.“, lies er seine Herrin wissen. „Sieh genau hin, Lady Hellsing.“ Mit diesen Worten legte er auf. „Master!“, kam es erschöpft von Seras aus dem Nebenzimmer. „Ich bin fertig.“ Wir beide drehten uns zu der blonden Polizistin, welche schwankend ins Zimmer trat, um. „Wir verschwinden. Du trägst die da aufs Dach. Dann kaperst du einen Helikopter.“, erklärte Alucard. Seras drohte die Seele zu entschwinden. „Einen Helikopter kapern...Fliehen...“ Sie fasste sich etwas und fragte: „Wi... wi... W-wie soll ich das anstellen?“ „Irgendwie.“, war die pragmatische Antwort. Seras begriff, dass Wiederworte zwecklos waren, also fragte sie stattdessen: „Okay, ich mach das schon irgendwie. Aber... was machst du dann, Master?“ Der Vampir grinste breit: „Ich werde das Hotel durch den Haupteingang verlassen. Ich muss schließlich ordentlich aus checken. Ich werde den Kerlen, die von oben aus zuschauen, zeigen, mit wem sie sich eingelassen haben.“ Ohne weitere Worte zu verschwenden, wandte Alucard sich ab und trat gemächlich und gelassen durch die Tür nach draußen in den Flur. Als die Tür leise ins Schloss fiel, wandte ich mich an Seras und legte ihr sanft eine Hand auf die Schultern. „Keine Sorge. Bernadotte Taichou kümmert sich um den Helikopter.“, lies ich sie wissen. „Wir müssen nur die Särge und deine Waffe aufs Dach bekommen.“ Augenblicklich fiel etwas von Seras Anspannung von deren Schultern. Dennoch grübelte sie laut: „Und wie sollen wir das anstellen?“ Ich überlegte kurz. Es gab scheinbar keine Feuerwehrleiter über die wir die Särge hätten nach oben tragen können und selbst wenn, wäre dies vermutlich etwas schwierig geworden. Also würden wir entweder vom Inneren des Gebäudes auf das Dach kommen, oder wir mussten einen anderen Weg finden. Das Innere erschien mir etwas unpässlich. Ich konnte hören, wie bereits unzählige Schüsse ertönten, als sich Alucard seinen Weg nach unten bahnte. Wir könnten warten, bis er das Gebäude gereinigt hatte und dann den Zugang zum Dach suchen. Entweder gab es eine Treppe, die dorthin führte, oder vielleicht sogar einen Aufzug. Im allerschlimmsten Fall, musste ich versuchen erst die Särge, dann Seras und ihre Waffe auf das Dach zu fliegen. Doch dies war nicht nötig, wie sich herausstellte. Als ich mich versichert hatte, dass Master das Stockwerk verlassen hatte und sich keine Einsatzkräfte mehr in diesem Stockwerk befanden, sah ich mich um. Tatsächlich gab es am anderen Ende des Flures eine Treppe, die nach oben führte. So gelang es uns beiden sämtliches Gepäck auf das Dach zu befördern. Als Explosionen das Gebäude erschütterten riskierte ich einen Blick nach unten. Dort kämpften Alucard und ein mir unbekannter Mann, der mit explodierenden Spielkarten um sich warf. Ob das einer von Millenium war? Jedenfalls wurde die Umgebung und die umstehenden Menschen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Für einen Augenblick machte ich mir Sorgen um Alucard. War er diesem Gegner gewachsen? Das Ganze sah ziemlich heftig aus. Der Kerl hatte einiges drauf. Ich schüttelte unmerklich den Kopf und verbot mir selbst diesen Gedanken. Natürlich war er seinem Gegner gewachsen und würde siegen. Er war schließlich Alucard. Kurz ruhte mein Blick auf den gepfählten Männern und ich war mir sicher die Handschrift meines Masters zu erkennen. Ebenso unbemerkt zog ich mich zurück und fing Seras fragenden Blick auf. „Und jetzt?“, fragte sie etwas ratlos. Ich lächelte unbekümmert. „Bernadotte Taichou wird uns hier abholen.“, lies ich sie wissen. Ich fragte mich nur, ob ich ihn aufsuchen und zur Eile ermahnen sollte. Doch dieser Gedanke wurde von einer erneuten Explosion in unmittelbarer Nähe hinfort gewischt. Mitten auf dem Dach zu bleiben schien nun doch nicht die beste Idee zu sein. Scheinbar wurde der Kampf bald hier oben ausgetragen. „Komm.“ Ich packte Seras ohne zu Zögern am Handgelenk und entschied, dass das Dach nebenan, welches ebenfalls zum Hotel gehörte, für die Särge genügend Platz bot. Da es etwas tiefer gelegen war, als der Teil des Daches, auf welchem wir standen, würde es hoffentlich vom Kampf verschont bleiben. Vor allem für Seras würde ein Treffer dieser Karten fatal werden. Hastig wurden Waffen und Sarg auf das andere Dach transportiert. Eine Gestalt in Rot, welche auf dem höchsten Dachabschnitt landete, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Master! Er war zu Boden gesunken und keuchte laut. Aus unzähligen Wunden floss Blut. Ich spürte, wie Seras neben mir zusammen zuckte und sie sich anschickte, unserem Master zur Hilfe zu eilen, doch ich hielt sie zurück, indem ich eine Hand auf ihre Schulter legte und den Kopf schüttelte. Dort drüben würde es bald richtig zur Sache gehen und ihre Regenerationsfähigkeit war bei weitem nicht so ausgereift wie bei Master. „Das Blut hört nicht auf zu fließen. Anscheinend war er selbst beim Kartenspiel ein Stümper. Zum Lachen wirklich.“ Tatsächlich begann er trotz Verletzungen zu lachen. Er erhob sich und sein Körper begann wieder zu heilen. „Sie sind es! Sie sind diese Typen! Das ist einfach zu amüsant.“ Eine beinahe unmerkliche Bewegung, welche ich aus den Augenwinkeln wahrnahm und ein eigentümliches Geräusch, welches durch die Luft schnitt, forderte meine ungeteilte Aufmerksamkeit und eine flinke Reaktion. Ich fuhr meine Schwingen aus und warf Seras zu Boden, um sie mit Flügeln und Körper zu decken. „Wa...“, mehr als das konnte die Blonde nicht sagen, da schlugen in unserer unmittelbaren Nähe drei dieser verdammten Karten ein und explodierten mit ohrenbetäubendem Getöse. Als sich der Rauch lichtete, erhob ich mich und half Seras auf die Beine zu kommen. Diese hustete etwas und klopfte sich etwas Staub von der Uniform. „Was war...?“, begann sie und schnell erkannte sie, was geschehen war. Die drei Einschlaglöcher auf dem Dach waren Beweis genug. Mann, diese Kerle waren nicht ohne. Ich nahm Seras Dank mit einem kurzen Nicken hin, lies meine Wunden heilen und richtete meine Aufmerksamkeit wieder Alucard zu. Es folgte eine erneute Explosion und plötzlich stand der Karten Kerl auf dem höher gelegenem Dach. „Du bist also bereit, Alucard?“, fragte dieser. „Deine Heimreise steht bevor. Zurück in den Abgrund der Hölle.“ Alucard lachte lediglich amüsiert. „Was gibt’s da zu lachen?“, fragte der Karten Typ. „Ich freue mich so!“, verkündete der Vampir mit weit geöffneten Augen. „Dass es tatsächlich immer noch solche gefährlichen Idioten wie euch gibt. Millenium. Das letzte Bataillon. Verstehe... Die Kampfgruppe, eine von einem wahnsinnigen Major geführte Bande von Nicht-Menschen. Diese Welt ist noch genauso voller Wahnsinn wie früher.“ Er lachte ein letztes Mal, ehe er seinen Gegner fixierte. „Es geht los! Singe! Tanze! Dandy Alhambra. Du sollst schreien wie ein Schwein.“ „Schreien? Ich?“, fragte Dandy Alhambra verächtlich. „Du weist wohl immer noch nicht, wen du vor dir hast, du Naivling. Dein Gehirn ist schon ganz hohl vor lauter...“ Weiter kam er nicht, denn Seras hatte das Dach erklommen und ihm Schutze einer zerstörten Betonwand, die wohl bei einer der Explosionen draufgegangen war, feuerte sie wilde Schüsse aus ihrer Waffe ab. „Verdammte Göre!“, fluchte Dandy. „Unterschätz mich nicht!“ Seras hatte Recht, musste ich feststellen. Mir missfiel es zwar, mich in Masters Kampf einzumischen, aber dieser Typ war von Millenium und deshalb alles andere als ungefährlich. Mit ausgebreiteten Schwingen landete ich auf der anderen Seite des Daches und feuerte mit meinem Gewehr auf den Gegner. Ärgerlich versuchte der Kerl die Projektile, die nun von allen Seiten kamen mit seinen Karten abzuwehren. „Hey! Du wirst mir zu frech!“, knurrte er ärgerlich, als die in zwei geschnittene Patrone von Seras Halconen dennoch neben ihm explodierte. Alucard hatte im Schutze des Rauches vor Alhambra seinen hündischen Familiar beschworen, aus dessen Maul nun die Jackal ragte. Auch Schiriki, den ich zur Hilfe schickte, lenkte den Mann so ab, dass dieser Alucard, welcher nun hinter ihm auftauchte, gar nicht wahrnahm, bis dieser ihn am Handygelenk packte. Der Vampir zog den Mann näher zu sich heran, ehe er ihm ohne zu zögern mit seinem Fuß das rechte Bein am Knie durchbrach. Dandy schrie vor Schmerz laut auf. „Du sollst schreien wie ein Schwein.“, wiederholte Alucard sadistisch grinsend. Verzweifelt versuchte der Kartenspieler sich zu wehren, doch das Endergebnis war, dass Alucard seinen gesamten Arm in der Länge mit seinem eigenen spaltete. Dann packte er grob Dandys Gesicht. „Schachmatt, Dandy.“, verkündete er und schob sein Gesicht näher an das seines Gegners. „So, und jetzt erfülle dein Versprechen. Und damit ich meinen Befehl erfüllen kann, soll dein Leben, das ich dir nun nehme mir alles von A-Z berichten.“ Weit öffnete Alucard seinen Mund und entblößte seine spitzen Reißzähne, ehe er diese in den Hals des Besiegten rammte. Noch während Master das Blut von Dandy Alhambra saugte und somit dessen Leben in sich aufnahm, ging dieser unvermittelt in Flammen auf. „Verzeihen Sie, mein Kommandant.“, brachte dieser röchelnd hervor, ehe die Flammen ihn verzerrten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)