Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 3: Mission ------------------ Mission Als ich in der nächsten Nacht erwachte, fand ich auf meinem Tisch eine weitere Blutkonserve und eine schriftliche Nachricht. Während ich bedächtig an dem Getränk schlürfte, las ich den Zettel. »Meine liebe Nichte, Ich hoffe du hast ausreichend geschlafen und fühlst dich ausgeruht für die folgende Nacht.« Ich musste grinsen, als ich an seiner Schrift bemerkte, dass er an dem Wort Nacht leicht gezögert hatte. Vermutlich hatte er gewohnheitshalber Tag schreiben wollen. Ich las weiter. »Wenn du dich fertig gemacht hast, sollst du dich unverzüglich in Sir Hellsing´s Büro begeben. Dein Onkel Walter.« Immerhin hatte er sich die peinlichen Floskeln am Briefende gespart. Ich legte das Papier zurück auf den Tisch und durchsuchte die kleine Kommode unter dem Spiegel. Dort fand ich tatsächlich alles nötige um mich ausreichend herzurichten. Ich bürstete mein Haar und glättete meine Uniform. Erst jetzt war mir aufgefallen, dass ich sie nicht ausgezogen hatte, als ich mich schlafen gelegt hatte. Vielleicht sollte ich Walter um entsprechende Nachtkleidung bitten. In der Schublade fand ich zu meiner Überraschung fingerlose Handschuhe, welche ich mir anzog. Sogar daran hatte Walter gedacht. Frisch gestriegelt, mit meinem Katana, welches um meine Hüfte hing, verlies ich mein Zimmer und machte mich sofort auf den Weg in Arthur´s Büro. Dieser hatte mir gerade den Rücken zu gedreht, als ich den Raum betrat. Als er meiner gewahr wurde, wandte er sich um und ein strahlendes Lächeln erhellte sein Gesicht. „Ah, Alexandra.“, begrüßte er mich freudig und tat einige Schritte auf mich zu. „Hattest du eine angenehme...Nacht?“ Ich nickte und fügte hinzu: „Ja, danke.“ Er schmunzelte und fragte: „Und ansonsten ist alles andere auch zu deiner Zufriedenheit.“ Wieder bejahte ich und dies schien ihn zufrieden zu stellen. „Gut.“, meinte er, „Aber wenn doch etwas sein sollte, wende dich einfach an Walter.“ Ich nickte, aber begann mich zu fragen, ob er mich wirklich nur hat rufen lassen, um sich nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen. Wie ich vermutet hatte kam er dann zum Punkt: „Aber eigentlich habe ich dich aus einem anderen Grund gerufen.“, räumte er ein. Er räusperte sich, ehe er fort fuhr: „Heute sollst du mit einigen unserer Soldaten auf Mission gehen.“ Er zuckte die Schultern. „Du weist schon, damit sie dich etwas kennenlernen und du sie...“ Ich nickte langsam. „Unten wartet bereits ein Mannschaftstransportwagen auf dich. Nun zur Mission.“ Er nahm einen kurzen Schluck aus der Teetasse,die er die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte, ehe er die Details der Mission preisgab: „In einem Wald, einige Kilometer von hier, haben sich ein Paar Vampire eingenistet und sind für einige Überfälle auf Menschen verantwortlich. Von Ghouls ist uns in dieser Gegend nichts bekannt, weshalb wir davon ausgehen, dass sie ihre Opfer vollständig... auffressen. Eure Mission ist es also, diese Kreaturen unschädlich zu machen.“ Ich salutierte knapp. „Jawohl.“ Draußen angekommen, blickte ich zuerst in den sternenklaren Himmel. Der Mond hatte zwar abgenommen, strahlte aber noch immer so hell, sodass ich den Kleintransporter, der vor dem Anwesen parkte, mühelos sehen konnte. Ich öffnete die hintere Tür des Gefährts und als ich der sechs Männer gewahr wurde, die darin saßen, begrüßte ich sie mit einem Kopfnicken und einem leisen: „Guten Abend.“ Normalerweise war ich nicht der schüchterne Typ, aber vermutlich lag es daran, dass ich nicht wusste, wie die Männer auf mich reagieren würden. Schließlich zählte ich zu den Kreaturen der Nacht, auf die sie gewöhnlicherweise Jagd machten. Aber andererseits kannten die Männer sicherlich Alucard und ich schätzte dieser war Furcht einflössender als ein Neuling auf diesem Gebiet wie ich einer war. Auch die Männer begrüßten mich und als ich die Tür geschlossen und mich neben drei der Männer setzte, welche den anderen dreien gegenüber saßen, setzte sich der Wagen in Bewegung. Während der Fahrt wurde nicht geredet, also nutze ich die Gelegenheit um die Männer, die diese Mission mit mir gemeinsam antreten würden, genauer in Augenschein zu nehmen. Es waren sechs Männer und keiner von ihnen schien älter als vierzig zu sein. Sie trugen alle die Uniformen der Organisation und Waffen bei sich. Je länger ich die Männer beobachtete, desto mehr Parallelen fielen mir bei jedem Einzelnen von ihnen zu meinem Vater auf. Unmerklich schüttelte ich den Kopf. Für Sentimentalitäten war jetzt keine Zeit. Ich sollte mich voll und ganz auf die bevorstehende Mission konzentrieren. Ruckelnd kam der Wagen zum Stehen, also waren wir am Ziel angekommen. Die Tür wurde geöffnet und wir sprangen aus dem Wagen. Ich sah in den dunklen Wald hinein, in dem die Vampire in Unwesen treiben sollten. Vor uns teilte sich der Weg in zwei Pfade. Trotz der vampirischen Nachtsicht konnte ich kaum etwas erkennen. Die dichten Bäume ließen kaum Mondlicht hindurch. Ich stellte einige Überlegungen an, ehe ich mich zu den Soldaten um drehte und holte tief Luft. „Wir sollten uns auf keinen Fall trennen.“, erklärte ich, „Einzeln wären wir leichte Beute für diese Kreaturen.“ Ich scheute bewusst vor dem Wort »Vampir« zurück, um mich von ihnen zu distanzieren. „Um den Suchradius zu erhöhen schlage ich vor, dass wir uns in zwei Teams aufteilen und per Funk Kontakt halten.“ Erst jetzt bemerkte ich den Blick des ältesten Mannes, der auf mir ruhte. Scheinbar war er der Einsatzleiter. Er hob eine Augenbraue und meinte streng: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich die Leitung auf dich übertragen habe, Mädchen. Also obliegt die Befehlsgewalt immer noch mir.“ Schuldbewusst sah ich zu Boden. In diesem Moment fing der Einsatzleiter schallend an zu lachen und seine Männer stimmten in sein Gelächter mit ein. „Ich mach nur Späße, Mädchen.“, meinte er. Lachfältchen bildeten sich um seine Augen. „Dein Vorschlag ist vernünftig und so wird´s auch gemacht.“ Er zeigte nacheinander auf seine Männer, während er sie beim Namen nannte und in die Teams einteilte. „Jim, Henry, Samuel. Ihr geht den rechten Weg entlang. Jack, Simon und ich nehmen uns den anderen Weg vor.“ Dann zeigte er auf mich. „Und du, Mädchen, du geht’s mit Sam und den anderen, ja?“ Ich räusperte mich kurz und nickte, fügte aber hinzu: „Mein Name ist Alexandra. Kurz: Alex.“ Wieder fing der Einsatzleiter an zu lachen, als er fertig war meinte er nur: „Ich weiss doch, Mädchen.“Dann zwinkerte er: „Keine Angst. Die Männer beißen nicht.“ Anschließend verteilte er an alle Anwesenden Funkgeräte. Ich wartete bis er mit seinem Team im Wald verschwunden war, dann ging ich gewohnheitsgemäß meinem Team voraus. Es schien ihnen nichts auszumachen und nach wenigen Schritten verfiel ich ins Grübeln. Der Wald war riesig. Ihn komplett abzusuchen konnte Stunden, oder gar Tage dauern. So weit wollte ich es nicht kommen lassen. Also schmiedete ich einen Plan, um die Sache zu beschleunigen und unsere Zielobjekte hervorzulocken. Eine Stimme direkt neben mir unterbrach meine Gedanken: „Nimm es Thomas nicht übel.“ Der jüngste der Gruppe, Jim, lief neben mir. Ich hob den Blick und sah ihn an. Mit Thomas war wohl der Einsatzleiter gemeint. Da fuhr Jim auch schon fort: „Du musst wissen er hatte eine Tochter...Sie wäre jetzt in etwa in deinem Alter. Wahrscheinlich erinnerst du ihn ein bisschen an sie.“ Ehrlich gesagt hatten mir die Neckereien des Teamführers kaum etwas ausgemacht, aber ich nickte und meinte: „Ist schon gut.“ Ich schätzte nun waren wir tief genug im Wald, um meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich hob meine Hand und veranlasste, dass der Trupp stehen blieb. Fragend ruhten die Blicke der Männer auf mir, als ich meinen fingerlosen Handschuh der linken Hand etwas zurück schob und mit dem Daumen der rechten Hand über meinen linken Unterarm fuhr. Aus dem roten Striemen floss bald frisches Blut. Das sollte reichen. Die Männer schienen entsetzt. Entweder weil ihnen die Tragweite meines Handelns bewusst war und sie um meinen Verstand fürchteten, oder ihnen missfiel die Tatsache, dass ich mich selbst verletzt hatte. „Was machst du da?“, fragte Jim gedämpft. Ich legte einen Finger auf meine Lippen und bedeutete den Männern still zu sein und gab ihnen zu verstehen, dass sie sich bedeckt halten sollten. Im ersten Moment starrten sie mich an, doch dann beschlossen sie meinem Befehl folge zu leisten und versteckten sich hinter den Stämmen dicker Bäume. Mein Katana warf ich ihnen zu, sodass es keinen Verdacht bei dem Vampir erregte. Zudem zählte ich auf die geistige Unterlegenheit unserer Zielobjekte, sodass sie meine Uniform nur für einen ausgefallenen Modestil hielten. Ich tat nur wenige Schritte, als eine Stimme hinter mir ertönte: „Na, junges Fräulein? Hast du dich verlaufen?“ Der männliche Vampir, welcher mich nun umkreiste, um mir ins Gesicht zu sehen grinste triumphierend. Er glaubte mit mir leichte Beute gemacht zu haben. Für einige Augenblicke lies ich ihm in diesen Glauben, schließlich war dies Teil meines Planes. Hinter meinem Haarvorhang grinste ich. Wie die Motten zum Licht. Dann sah ich ihn unschuldig an. Sein Grinsen wurde breiter, angesichts meiner scheinbaren Naivität. „Soll dir der nette Mann helfen?“ Er kam noch näher an mich heran. Als ich seinen Atem riechen konnte, entschied ich, dass es genug sein musste. Außerdem regten sich die Männer bereits unruhig hinter den Bäumen. Fest sah ich dem Vampir in die Augen, meine Augen begannen bedrohlich zu glühen. Er wich zurück, doch kam nicht weit. Meine Hand hatte sich durch seinen Brustkorb gebohrt. Er keuchte auf vor Schmerz und sah mich hasserfüllt an. „Du kleines Drecksstück.“, fluchte er, „Du hast mich reingelegt.“ Ich zuckte mit den Schultern und bohrte meine Hand noch etwas tiefer. Noch hatte ich sein Herz nicht erreicht. Solange es schlug, lebte er noch. „Was tust du deines Gleichen an?“, schrie der Mann verzweifelt. Versuchte er etwa an meinen Gefühlen zu appellieren, sodass ich ihn laufen lies? Meine spöttische Grimasse wurde von Wut gezeichnet. „Vergleich mich nicht mir dir.“ Angewidert durchstieß ich sein Herz und lies von ihm ab. Das Blut floss seinen Körper hinab und im nächsten Moment war das Leben aus seinem Körper gewichen und er fiel geräuschvoll zu Boden. Langsam traten die Männer hinter dem Bäumen hervor. „Alles in Ordnung, Mädchen?“, fragte mich Samuel. Ich nickte während ich meine Hand an dem feuchten Gras sauber wischte. Dann warf ich einen kurzen Blick auf den Kratzer an meinem Arm, den ich mir selbst zugefügt hatte. Die Wunde war fast vollständig verheilt. Nur ein dünner, roter Striemen zeugte von der einstigen Verletzung. Dann drehte ich mich zu den Männern um und befestigte mein Katana, welches ich mir aushändigen lies, wieder an meiner Uniform, ehe ich nach dem Funkgerät griff. „Ich habe eines der Zielobjekte neutralisiert.“, setzte ich den Truppenleiter in Kenntnis, „Deshalb schlage ich vor, dass wir uns am Ausgangspunkt treffen und unser weiteres Vorgehen planen, sofern Sie und ihr Trupp nichts gefunden haben.“ Thomas stimmte meinem Vorschlag zu, also beendete ich das Gespräch und steckte das Gerät zurück in meine Tasche. Die Männer, welche das Funkgespräch mit angehört hatten, erhoben keine Wiederworte, sondern setzten sich in Bewegung um zum verabredeten Treffpunkt zu gelangen. Ich hoffte die Männer sahen in mir nicht ebenso ein Monster, wie jenes welches ich gerade beseitigt hatte. Meine Vorgehensweise war zugegebenermaßen grob gewesen, aber immerhin war damit ansonsten niemand zu Schaden gekommen. Ich versuchte auch diesen Gedanken beiseite zu wischen, welcher ganz und gar nichts mit der Mission zu tun hatte. Ich schreckte hoch, als ich einen Aufschrei hinter mir hörte. Ich wirbelte herum und sah, wie Jim sich mit einer Hand die linke Schulter hielt. Ich roch es, noch ehe ich es sah. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor und begann das Gras zu seinen Füßen rot zu färben. „Kuso...“, fluchte ich leise. Sofort waren alle an seiner Seite. Ich spähte in den Wald hinter ihm. Ich konnte niemanden in der Dunkelheit ausmachen. Also lief ich an den Soldaten vorbei, tiefer in den Wald hinein. Die Männer machten Anstalten, mich aufzuhalten, doch ich lies mich nicht beirren. Wer auch immer Jim angeschossen hatte, und es war sehr wahrscheinlich, dass es sich bei diesem jemand um den verbliebenen Vampir handelte, er musste sich in dieser Richtung befinden. Nach wenigen Metern blieb ich stehen. Ich war mir sicher, dass ich nichts Sehen würde, egal wie weit ich noch in den Wald hinein laufen würde. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf meine übrigen Sinne. Gerade als ich meinte den Vampir anhand seines Geruches ausgemacht zu haben, da stürzte sich schon etwas von oben auf mich. Wir gingen zu Boden und eine wilde verbissener Nahkampf auf dem Waldboden begann, bei dem jeder versuchte die Oberhand zu gewinnen. Da ich im Nahkampf so gut wie noch keine Erfahrungen gesammelt hatte, gelang es meinem Gegenüber bald, mich auf dem Boden festzunageln. Meine Wange bohrte sich in die spitzen Steine auf dem Boden. Schwer keuchend lachte der Vampir. „Habe ich dich.“, triumphierte die Frau über mir. „Du miese Schlampe hast meinen Partner umgebracht, dafür werde ich dich büßen lassen.“ Sie legte mir ihre Hände um meinen Hals und drückte zu. Verzweifelt versuchte ich meine Hände frei zu bekommen um die ihrigen zu packen und von meinem Hals weg zu drücken. Auch als es mir gelang, meine Hände unter ihrem Körper hervor zu ziehen, gelang es mir dennoch nicht ihren eisernen Griff zu lockern. Gleich einem Schraubstock drückte sie immer fester zu. Man sollte meinen, ein Vampir benötigte keine Luft zum Atmen und hatte ich bisher dasselbe angenommen, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Ein Schuss zerschnitt die Stille und die Vampirfrau lies von mir ab und wich zurück. Hustend richtete ich mich auf. Henry und Samuel hatten ihr Gewehr auf die Frau gerichtet. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte Henry und ich nickte schwach. „Ja. Danke.“ Die beiden grinsten etwas. „Keine Ursache.“, erwiderte Samuel. Laub raschelte, als die Frau bedrohlich auf uns zu kam. „Das werdet ihr mir büßen! Ihr alle!“, kreischte sie schrillend. Ihr Gesicht war eine bestialische Fratze der Wut. Sie schien die Gewehre, die auf die gerichtet waren gar nicht zu bemerken. Als sie auf uns zu rannte, eröffneten Samuel und Henry das Feuer. Aus dem Körper der Frau spritzte eine Blutfontäne und sie fiel leblos zu Boden. Als ich mich versichert hatte, dass sie tatsächlich tot war, ging ich zu den Männern hinüber. „Wir sollten gehen.“, meinte ich, „Der Einsatzleiter wird auf uns warten.“ Die Beiden nickten und stützen Jim, welcher unter einem Baum zusammen gesunken war. „Wird es gehen?“, fragte ich ihn mit prüfenden Blick. Er biss die Zähne zusammen und nickte. „Ja. Es tut nur etwas weh.“ Ich nickte verständnisvoll und beschleunigte meinen Schritt. Er musste zu einem Arzt. Ob die Wunde tödlich sein würde, wusste ich nicht, aber ich sah, dass er mit zunehmendem Blutverlust immer blasser wurde und dies war kein gutes Zeichen. Thomas rannte uns entgegen, als er uns sah. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, sein Blick war auf Jim gerichtet. Ich antwortete anstatt seiner: „Wir haben das letzte Zielobjekt eliminiert, allerdings hat Jim eine Verletzung an der Schulter davongetragen. Ich schlage vor wir machen uns auf den schnellsten Wege auf den Rückweg, sodass er einen Arzt aufsuchen kann.“ Thomas nickte ernst. Nacheinander stiegen wir in den Wagen und fuhren los. Jack und Henry hatten erste Hilfe geleistet, sodass Jim´s Blutfluss für´s erste gestillt war. Während der Fahrt wandte sich Jim an mich: „Übrigens hast du dich da draußen gut geschlagen, Alex.“ Die anderen Männer stimmten ihn zu und grinsten mich freundlich an. Ich erwiderte ihre Freundlichkeit mit einem Lächeln und Thomas, der neben mir saß, klopfte mir anerkennend auf die Schulter. „Ja nicht übel, Mädchen. Ich hab´ dich wohl etwas unterschätzt.“ Als wir am Anwesen angekommen waren, sprangen wir aus dem Wagen und halfen Jim beim Ausstieg. Bevor sich die Männer auf den Weg nach Hause machten und Thomas gemeinsam mit Jim den Arzt aufsuchte, wuschelten mir die Männer der Reihe nach durch´s Haar. Als meine Frisur sich endgültig verabschiedet hatte, hob ich die Hand zum Abschied und blickte noch eine Weile den Männern nach. Ein Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Ich genoss das kameradschaftliche Band, welches mich mit diesen Soldaten verband. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass die Sonne bald aufgehen würde, also sollte ich mich sputen. Auch wenn mich das Sonnenlicht vermutlich nicht töten würde, hatte mich mein Meister doch ausdrücklich davor gewarnt. Gerade als ich mich umwandte, um das Anwesen zu betreten tauchte wie aus dem Nichts Alucard vor mir auf. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich mich aufgrund seines unerwarteten Auftrittes erschrocken hatte. „Du scheinst eine erfolgreiche Jagd hinter dir gehabt zu haben, Frischling.“, meinte er und betrachtete mein Gesicht und schaute amüsiert den Soldaten nach, „Jedenfalls verrät mir das dein glückseliges Lächeln.“, fügte er grinsend hinzu. Ich wurde rot und starrte ihn trotzig an. „Ist es etwa verwerflich, dass auch Vampire Gefühle zeigen, Master?“ „Keineswegs.“, antwortete er, dabei meinte ich ein trauriges Schimmern in seinen Augen zu erkennen. Ihn danach zu fragen schien mir unhöflich und außerdem schien der Schmerz, den er verspürte tief zu sitzen. Er drehte sich um. „Und nun komm, Frischling, Sir Hellsing wartet auf deinen Report.“ Ich folgte ihm nicht sofort. Als er merkte, dass ich stehen blieb, drehte er sich um. „Was ist?“ Ich betrachtete meine Stiefelspitzen, ehe ich den Kopf hob und zu einer Antwort ansetzte: „Master. Ich habe einen Namen: Alexandra Dolneaz.“ Alucard lachte leise und meinte, während er weiter ging: „Ich weiss, aber ein Frischling wie du ist noch zu unerfahren, für einen eigenen Namen.“ Ich lief ihm hinterher. „Und wann qualifiziere ich mich für einen richtigen Namen, Master?“ „Das wirst du schon merken, wenn es so weit ist.“, war das Einzige, was er dazu sagte. Auf weitere Fragen gab er keine Antwort, sodass ich keinen Deut schlauer in Sir Helling´s Büro eintraf. Nachdem ich meinen Bericht abgegeben hatte, zog ich mich in mein Zimmer unten im Keller zurück. Nach einem weiteren Mahl, welches natürlich aus einer Blutkonserve bestand, legte ich mich zum Schlaf in meinem Sarg nieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)