Du weißt ... von Yeliz (Drogen.) ================================================================================ Kapitel 4: Gefunden, geeignet, gefangen --------------------------------------- Ich glaube, dass Verlieben einfach ist, wenn die Gegebenheiten günstig für den sich Verliebenden stehen. Es ist nicht viel nötig zum Verlieben. Ein ansehnlicher Mensch und die eigene Einsamkeit, möglicherweise auch das Verlangen nach etwas, was nicht im eigenen Besitz steht oder jemand anderem gehört. Es ist ein Blick oder ein Lächeln, der wie ein Funke auf Magnesiumspäne trifft, um diese dann in ein weißes Leuchten zu verwandeln. Ein Feuerwerk wird im Gehirn entfacht, wodurch das Gehirn von Hormonen überflutet wird. Verlieben ist leicht, wenn einem keine hohen Ansprüche im Weg stehen. Maxim hatte hohe Ansprüche. Ich hatte auch hohe Ansprüche, allerdings waren meine so winzig wie das Empire State Building im Vergleich zum Burj Khalifa. Sie war nicht geeignet für das Eingehen von Beziehungen, trotzdem tat sie es. Seit dem ersten Tag unserer Begegnung hatte sie mich für sich gewonnen. Es war ein kurzer Moment, der alles veränderte. Sie überredete mich zu ihr zukommen, denn sie war in meine Begeisterung für Kunst verliebt. Als wir bei ihr ankamen, war ich vorerst nicht von ihren Kunstwerken begeistert, sondern von ihrer Figur. Vielleicht hatte ich zulange meine Triebe verschlossen. Körperliche Beziehungen waren mir seit einem Jahr unvorstellbar geworden, da ich nie den richtigen Partner für das Vergnügen finden konnte. Wahrscheinlich erstaunte mich deswegen die Enthüllung ihres Körper. Zuvor trug sie einen schwarzen Mantel, der nur schöne Beine hinter feinem, schwarzem Netz zeigte. Als sie sich zu Hause ihrer herbstlichen Bekleidung entledigte, offenbarte sie ihre perfekte Figur. Ein hautenges, dunkelgrünes Kleid schmiegte sich an ihren zierlichen Körper, der trotz dessen Kurven zu bieten hatte. Ich hatte mich schon immer für Frauen interessiert, da sie aus meiner Sicht das schönere Geschlecht sind. Männer hatten auch ihren Reiz, jedoch fehlte ihnen die Ästhetik. Möglicherweise hatte ich eine ähnliche Ansicht vom Schönen wie Burke, der schon im 18. Jahrhundert feststellte, dass die Merkmale der Ästhetik stark den Attributen einer Frau gleichten. Maxim bemerkte mein Staunen und musste frech Grinsen, denn ich gab ihr die Bestätigung für ihre Zuversicht, dass sie sich den Hauptgewinn gesichert hatte. Fraglich, ob ich diesen Hauptgewinn wirklich verkörpere. Ich wusste nichts mit mir anzufangen, deshalb nahm sie mich an der Hand, nachdem ich mich von meinem Kälteschutz befreit hatte. Im Gegenteil zu ihr sah ich wie ein Mauerblümchen aus. Seltsamerweise gab sie mir das Gefühle, dass ich begehrt wurde, obwohl sie die zu Begehrende war. Sie führte mich durch ihre Wohnung präsentierte mir voller Stolz ihre Gemälde, die ich ausgiebig betrachtete. Ich konnte meine Augen nicht von ihrer Kunst abwenden, denn die darin enthaltenen Gefühle erfassten mich auf Anhieb. Mir schien es kurzzeitig so, als hätte ich sie innerhalb weniger Minuten kennengelernt, sodass jegliche Kommunikation unnötig wirkte. Sie ließ mir alle Zeit der Welt, während sie uns einen leckeren Tee machte, der zu meinem Favorit wurde. Beim Duft und Geschmack der Orange spürte ich jedes Mal das Kribbeln, das meinen Körper durchfuhr als sie mir eindringlich in die Augen sah, so als erwartete sie, dass ich den Anfang machte. "Ist das Schicksal oder Plan?", fragte ich dann unüberlegt, weil ich mich derart geborgen und daheim fühlte, dass es mich erschreckte. Sie beantwortete mir meine Frage ohne eine vernünftige Antwort: "Schau auf das Bild mit dem engelsgleichen Geschöpf, das nicht stark geschminkt oder magersüchtig ist, das dem heutigen Vorzeigemodel nicht ähnelt und das keine Scheu vor Intelligenz besitzt. Dieses Geschöpf suchte ich, seitdem ich davon träumte. Ständig wurde ich enttäuscht und irgendwie verspürte ich bei jeder Enttäuschung Zufriedenheit. Heute habe ich diese Zufriedenheit deuten können." Ich erwachte aus meinem Tagtraum, der mich seit dem Tag unserer Begegnung einholte und immer wieder schmerzlich an den Anfang unserer Beziehung erinnerte. Es hatte sich so vieles geändert in dieser lächerlich kurzen Zeit. Diesen Schmerz in mir konnte ich bis heute nicht einordnen, ob er sich innerhalb meines Gehirns oder Herzens abspielte? War ich enttäuscht oder beleidigt von meiner eigenen Unfähigkeit, die sich jedes Mal äußerte, wenn ich Maxim meine Wünsche mitteilen wollte? Verliefen ihre Aussagen immer im Sand oder war ich es nicht wert, um die Ausführung derart gerecht zu gestalten, dass ein Mensch sie ertragen konnte. Sah sie in mir tatsächlich einen Engel, der das Gute vom Bösen nicht unterscheiden konnte. Wollte sie mich auf diese Weise besitzen? Wollte sie ein neutrales Wesen, das Schmerz und Vertrauensbrüche wegsteckte, als wären es Handys in der U-Bahn, die den Besitzer aufgrund von Kleptomanie wechselten? An diesem Abend gingen wir nicht tanzen wie vereinbart. Maxim bekam einen unerwarteten Anruf, dann verschwand sie mit einem kurzen Kuss und der üblichen nach geschmissenen Floskel. Ich wusste nicht, was ich von ihrem Handeln halten sollte. Mir war bewusst, dass sie lange wegbleiben würde. Die unerwarteten Anrufe stellten keine Besonderheit dar, weil Maxim ständig Anrufe dieser Art erhielt. Ich erlebte selten derart flexible Menschen wie Maxim. Sie war sprunghaft und spontan. Meistens vermischten sich diese Eigenschaften mit einer verletzenden Rücksichtslosigkeit. Mir fiel vor ein paar Monaten auf, dass sich die unbekannten Anrufe häuften. Vor einem halben Jahr war es höchstens einer pro Woche. Übliche Anrufe erhielt sie öfter, allerdings meldete sie sich mit einer anderen Haltung, wenn Freunde oder Bekannte anriefen. Verwandte hatte ich selten herausgehört, möglicherweise meidete sie den Kontakt zu ihrer Familie. Bis jetzt hatte sie mir nur von ihrer Mutter erzählt, jedoch reichten ihre kurzen Erzählungen nicht für eine Beschreibung. Ich wusste nicht einmal wie sie hieß. Maxim war verschwiegen bezüglich ihrer Vergangenheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)