Die Reise der Nachtschatten von Efeuherz ================================================================================ Prolog: Der schwarze Drache --------------------------- Es war dunkel, und nicht ein Stern erhellte den wolkenverhangenen Himmel. Lautlos glitt eine schwarze Gestalt, mit gelb glühenden Augen, durch die Luft auf der Suche nach etwas ganz bestimmten. Einem leuchten, einem Geruch, irgendetwas, dass ihr den Weg weisen würde. Immer wieder kreiste sie umher und suchte den Boden und den Himmel ab, doch egal wie oft sie sich umsah, finden konnte sie nichts. Frustriert schlug sie mit den schwarzen Flügeln, um sich nun doch von diesem Ort zu entfernen. In rasantem Tempo flog sie über das Land hinweg zum Meer. Das Meer hatte auf sie eine ganz besondere Anziehungskaft, fast genauso stark wie der Himmel. Ein paar Mondstrahlen bahnten sich nun ihren Weg durch die dichte Wolkendecke und nun konnte man das Geschöpf, dass schnell über den Himmel jagte, erkennen. Ein Nachtschatten! Salzige Luft schlug ihr entgegen und sie legte noch einmal an Geschwindigkeit zu, ungeduldig darauf wartend, dass ihr die Gischt entgegen schlug. Das aufspritzende Wasser war eiskalt, aber ihr machte es nichts aus, sie genoss es, das kühle Nass auf ihrer Haut zu spüren. Immer weiter, flog sie, bis sie durch dichte Nebelbänke brach und eine Insel erkannte. Sie roch andere Drachen, verschiedenster Arten. Ob sie dort auch einen anderen Nachtschatten finden würde? So lange suchte sie schon nach einem der ihren, in der Hoffnung doch nicht die letzte ihrer Art zu sein. Früher gab es viele mehr, doch die Menschen, hielten sie für gefährlich und machten jagt auf die Nachtschatten. Dutzenden musste sie breits beim sterben zusehen. Dafür hasste sie die Menschen! Aus tiefsten Herzen hasste sie die Menschen für das was sie getan hatten. Die Ausrottung ihrer Rasse. Die Sonne ging bereits auf, als sie die Insel erreichte. Sie landete und schüttelte ihre steifen Flügel, bevor sie sie zusammen legte. Der Wald, den sie betrat, war dicht, dunkel und es roch nach Harz. Die Bäume waren groß und es lebten offensichtlich viele Tiere hier. Irgendwann erreichte sie eine Senke, die so ähnlich wie ein Steinbruch aussah. Hohe Felswände kesselten die Senke ein. Sie entdeckte einen See, grünes Gras und eine Höhle. Nachdem sie sich versichert hatte, dass niemand in der Nähe war breitete sie ihre Schwingen aus und schwebte zum See um ihren durst zu stillen. Als sie genug getrunken hatte, sah sie sich die Höhle ein wenig genauer an. Sie war gut geschützt und trocken. Außerdem würde man sie hier drin nicht sofort entdecken. Müde legte die Drachendame sich hin und machte es sich bequem. Kunrz bevor sie einschlief, sah sie noch einmal nach draußen, wo die Sonne nun langsam über die Baumkronen leuchtete und schloss die Augen. Bevor sie einschlief hörte sie noch, wie ein Ast knackte, allerdings war sie zu müde um sich darum sorgen machen zu können. Hätte sie gewusst, was dort war, hätte sie garantiert nicht geschlafen. Kapitel 1: Unerwartete Entdeckungen ----------------------------------- Erleichtert atmete Hicks auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seit Tagen hatte es stark gestürmt und sie mussten darum kämpfen,dass die starken Winde den noch nicht fertigen Drachenstall, nicht in Stücke riss. Heute schien endlich wieder die Sonne und sie hatten die schweren Stützbalken entfernt. Grobian probierte seinen Drachen Muffel, der seinem Namen alle Ehre machte, dazu zu bringen, endlich auch den letzten Balken anzuheben. Hicks lachte kurz auf, als er Grobians vergebliche Versuche beobachtete, doch auch ein wenig Wehmut schwang in seinem Lachen mit. Er und Ohnezahn verbrachten immer weniger Zeit miteinander. Seit vor mehreren Jahren Haudrauf verstorben war, war Hicks das neue Oberhaupt. Und damit kamen auch jede Menge Pflichten einher. Er tröstete sich damit, dass seine Mutter sich gut um seinen Drachen kümmerte, aber trotz alle dem, vermisste er die Tage an denen er mit Ohnezahn losgezogen war, um eine Karte der Umgebung anzulegen, oder einfach nur zum Spaß durch die Wolken geflogen war. Durch Ohnezahns Behinderung, konnte er nicht ohne Hicks fliegen, doch nun hatte dieser ihm eine automatische Schwanzflosse gebaut. Erst wollte Ohnezahn sie gar nicht haben und zwei Exemplare wurden vom Drachen auf Steinen zertrümmert. Er wollte mit Hicks zusammen fliegen, doch als Ohnezahn merkte, dass dies immer seltener geschah, nahm er die neue Schwanzflosse endlich an. Hicks merkte, dass Ohnezahn immer unglücklicher wurde und deshalb fasste er vor mehreren Wochen den Entschluss, endlich mal wieder ein paar Tage mit seinem Drachen los zu fliegen, doch vorher musste er alle Angelegenheiten im Dorf erledigen. Astrid trat neben ihn und er legte einen Arm um ihre Hüfte. Er zog sie näher an sich heran und legte die andere Hand auf ihren Bauch. Ihr Bauch war bereits gut gewölbt und Hicks spürte, wie das Baby darin strammpelte. Ein wirklich sehr aktives Kerlchen, sein Sohn, oder seine Tochter. Es war ihm gleich, er wollte nur endlich Vater werden. Astrid blickte ihm in die Augen: "Du arbeitest zu viel. Du brauchst auch mal ne Pause und Ohnezahn vermisst dich. Du willst schon seit Wochen mit ihm los." Hicks kratzte sich am Hinterkopf: "Ich weiß, aber es gibt einfach so viel zu tun. Der Drachenstall muss bis zum Winter fertig sein, die Ernte muss eingefahren werden, die Schafe geschoren, die Fische gefangen, Wild erle..." "Hicks!", unterbrach ihn Astrid, "Ich weiß, dass es viel zu tun gibt, aber wenn du alles fertig haben willst, bevor du aufbrichst, dann wirst du niemals los kommen. Außerdem ist das Dorf ein paar Tage ohne dich nicht komplett aufgeschmissen. Deine Mutter und ich übernehmen während deiner Abwesenheit deine Pflichten." Sie lächelte ihn an und er lächelte zurück. "Okay", sagte er, "morgen bei Sonnenaufgang breche ich mit Ohnezahn auf." Astrid nickte und gab ihm einen leichten Kuss. Sie wusste, dass Hicks sich sorgen um das Dorf machte, aber er bracuhte wirklich mal eine Auszeit. Und die Zeit mit Ohnezan würde ihm gut tun. Sie ging zurück zu ihrem Haus, Hicks blieb auf der Baustelle zurück. Ja, morgen bei Sonnenaufgang, dachte er, da würde endlich aufbrechen. * "Und ihr kommt ganz sicher ohne mich zurecht?" Hicks guckte nochmals die Satteltaschen durch, was gar nicht so einfach war, da Ohnezahn nicht einen Augenblick lang still stand und blcikte dann wieder zu einer mittlerweile genervten Astrid. "Hicks, wenn du noch einmal fragst, hole ich meine Axt und treibe dich aus dem Haus!" Beschwichtigend hob er die Hände, was Ohnezahn wohl als Annimation annahm und ihn ansprang. Rücklings fiel Hicks auf den Boden und Astrid konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Hicks stimmte in ihr Lachen mit ein, stieg in den Sattel und blickte lächelnd in Astrids Augen. "Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch und jetzt mach, dass du los kommst." Ohne weitere Umschweife schwang Ohnezahn sich in den Himmel und flog in Richtung Wald. Hicks genoss es, endlich wieder einmal mit Ohnezahn zu fliegen und den Wind in seinem Gesicht zu spüren. Sie erreicten den Wald und flogen über ihn hinweg, so schnell, dass Hicks nur das grün unter sich vorbei rasen sehen konnte. Das Dorf war bereits zu einem kleinen Fleck zusammen geschrumpft und Hicks hörte Ohnezahn unter sich nur freudig und aufgeregt gurren. "Ein paar Tage nur für uns zwei mein Kleiner." Ohnezahn drehte seinen Kopf zur Seite um Hicks glücklich anzusehen. Doch plötzlich spürte Hicks, wie Ohnezahn sich unter ihm versteifte. Ohne Vorwarnung ging er in den Sturzflug und schlüpfte durch die Zweige der Bäume um auf den Boden zu gelangen. "Was hast du denn, Kleiner?" Hicks hatte sich nur mit Müh und Not festhalten können. Er blickte sich um, als Ohnezahn gelandet war und fragte sich, was nur plötzlich mit seinem Drachen los war. Er kannte diesen Ort, hier ganz in der Nähe hatte er früher Ohnezahn vor seinem Vater versteckt, als die Drachen noch gejagt worden waren. Ohnezahn setzte sich wieder in Gang und schlich in Richtung der Senke, wo er viele Wochen gelebt hatte. Langsam und leise kletterte er einen Felsen hoch, um über seinen Rand in die Senke blicken zu können. Er gab keinen Laut von sich und wirkte hoch konzentriert. Was seine Aufmerksamkeit erregt hatte war Hicks schleierhaft. Vorsichtig glitt er von Ohnezahns Sattel und trat auf einem Zweig, der unter seinem Geewicht knackte. Ohnezahn sah ihn kurz verärgert an, blickte dann aber wieder in die Senke. Hicks setzte sich neben seinen Drachen und blickte ebenfalls hinunter. Die Sonne stieg, während sie warteten, höher und stand weit über den Baumwipfeln als Hicks laut aufstöhnte und sich erhob. Er wusste nicht, was sein Drache hier so interessant fand, doch das wollte er nun herausfinden. Er fing an in die Senke zu klettern und hörte wie Ohnezahn ihm neugierig, allerdings auch leicht nervös folgte. Unten angekommen drehte er sich einmal im Kreis, um sich umzusehen, doch er entdeckte nichts ungewöhnliches. "Was ist hier bitte so interessant, Kleiner?" Wie aufs Stichwort, glühten plötzlich bernstein-gelbe Augen in der kleinen Höhle auf und ein wütendes knurren ertönte. Vor Schreck riss Hicks die Augen auf. Ein schwarzer Drache stürzte aus der Höhle um ihn anzugreifen. Hicks schrie auf, der Drache hatte nicht einen Augenblick gezögert und hätte ihn sicher schwer verletzt, oder gar getötet, wäre Ohnezahn nicht dazwischen gegangen. Die beiden Drachen kämpften kurz und verbissen, bevor sie sich trennten. Sie standen sich nun gegenüber, wütend schnaufend blickten sie sich in die Augen. Doch vergaßen sie schnell ihren Kampf, beide vollkommen verblüfft von ihrem Gegenüber. "Ein Nachtschatten! Ohnezahn, ein weiterer Nachtschatten!" Fröhlich begab Hicks sich an die Seite seines Drachen. "Hey, du brauchst vor mir keine Angst zu haben." Hicks streckte seine Hand dem anderen Drachen entgegen, der darauf hin seine Zähne ausfuhr und knurrte, ihn diesmal allerdings nicht angriff. Der schwarze Drache schien verwirrt von der Situation zu sein und machte ein paar Schritte zurück. Er faltete seine Flügel auseinander und wollte offensichtlich davon fliegen, als Hicks beschwichtigend die Hände hob und probierte keine schnellen Bewgungen zu machen um den Drachen nicht zu verscheuchen. Er sah sich den Drachen ein wenig genauer an, wie er da stand, mit seinen ausgebreiteten Schwingen. "Dir hat man ganz schön übel mitgespielt, was?", sagte er, als er die vielen Narben auf dem Körper des Drachen entdeckte. Vorsichtig probierte er sich dem Drachen zu nähern. Dieser fing an laut zu schnaufen und riss panisch seine Augen auf. Hicks blieb stehen und fing an beruhigend auf den Drachen einzureden. Ohnezahn behielt er dabei dicht an seiner Seite. Er befürchtete, dass der schwarze Drache ihn sofort angreifen würde, wenn Ohnezahn nicht wäre. Solch einen traumatisierten Drachen hatte Hicks bisher noch nie vor sich gehabt. Er wollte sich nicht einmal vorstellen, was der arme durchgemacht hatte. Stunden vergingen und langsam überwand der Schwarze seine Furcht, blieb allerdings weiterhin auf der hut. Gerade als Hicks einen Schritt weiter auf den Drachen zuging, blitze der metallende Griff seines Gas-Flammen-Schwertes im Sonnenlicht auf. Die Pupillen des Drachen verengten sich, brüllend bäumte er sich auf, machte kehrt und nach ein paar Sprüngen stieß er sich ab und flog davon. "Warte!", rief Hicks. Fluchend schwang er sich auf Ohnezahn um dem anderen Nachtschatten hinterher zu fliegen. Als er etwas aufgeholt hatte, der Schwarze flog in einem rasantem Tempo, betrachtete Hicks ihn noch einmal genauer. Er war minimal kleiner als Ohnezahn, allerdings auch stärker und offensichtlich etaws schneller als sein Drache. Als Hicks erkannte, dass es sich zudem um ein Drachenweibchen handelte, war er überwältigt. Jauchzend schmiegte er sich an Ohnezahns Rücken, der verbissen versuchte den anderen Drachen einzuholen. Immer weiter entfernten sie sich von Berk. Der andere Drache flog nach rechts in Richtung der Stahlinseln, wie Hicks wusste. Jedoch flog sie an diesen vorbei und stieg weiter in die Höhe. Offensichtlich versuchte sie sie in den Wolken abzuhängen. "Komm schon Ohnezahn!", rief Hicks. Ohnezahn brüllte einmal auf und folgte dem anderen Drachen. Sie brachen durch die Wolken und verschwanden im dunklen Grau. Kapitel 2: Blitzschlag ---------------------- Hiks war blind in den Wolken und verließ sich ausschließlich auf Ohnezahns guten Orientierungssinn. Nach einiger Zeit flogen sie, klitschnass, aus den Wolken herraus. Übrall um sie herum waren die dunklen Wolken, doch von dem Drachen, den sie verfolgt hatten, war keine Spur zu sehen. Starke Winde peitschten ihnen entgegen und der Himmel fing an seine Schleusen zu öffnen. Bläuliche Blitze zuckten durch die dunklen Gefilde und Hicks musste sich die Hand schützend vor die Augen halten. "OHNEZAHN!", schrie Hicks und klopfte kräftig auf seine Seite. "ES HAT KEINEN SINN, WIR MÜSSEN LANDEN, SOFORT", doch Ohnezahn ignorierte ihn. Der Drache schlug weiter mit den Flügeln und flog auf der Stelle. Er blickte sich hecktisch um und suchte nach dem anderen Drachen. Hicks rief ihn nochmal bei seinem Namen, doch er konnte nicht zu seinem alten Freund durchstoßen. Fluchend probierte Hicks Ohnezahns Aufmerksamkeit zu erregen. Langsam bekam er es mit der Angst zu tun. Das hier wurde langsam zu einem heftigen Sturm, kein harmloses Gewitter. Hicks konnte nicht sagen wie weit oben sie waren, aber es wäre ein tiefer Sturz. Der Wind wurde immer särker, sodass Hicks sich verzweifelt am Sattel festklammern musste und der Donner war so laut, dass nicht einmal mehr seine eigenen Gedanken hören konnte. Eine besonders starke Windböe riss sie mit, Ohnezahn sackte einige Meter ab, fing sich jedoch wieder und drehte seine Kreise. Er war wie bessesen und ignorierte alles um sich herum. Hicks Furcht wuchs. Sein Bein war aus Metall, ein Blitzableiter. Es wurde hier oben immer gefährlicher für ihn. Aus zusammengekniffenen Augen blickte er sich um. Nichts war in diesen schwarzen Wolken zu erkennen. Ohnezahn wendete, um in die entgegengesetzte Richtung zu fliegen, als Hicks ihn sah. Am anderen Ende des Wolkenkessels schwebte der andere Nachtschatte in der Luft und sah ihn an. Erblickte mit seinen stechenden Augen direkt in die von Hicks. Plötzlich leutete alles grell auf. Hicks spürte entsetzliche Schmerzen, er roch angesengtes Fleisch und krümmte sich schreiend auf Ohnezahns Rücken, bevor er das Bewusstsein verlor. Ohnezahn brüllte, was inmitten dieses Sturms kaum zu hören war. Er drehte sich um, probierte nach Hicks zu sehen, doch rissen diesen nun die starken Winde mit und er fiel. Stürze in die Tiefe. Ohnezahn setzte ihm nach, wurde allerdings von eienm plötzlichen starken Aufwind weggerissen. Verzweifelt blickte er Hicks hinterher, der bereits von den Wolken verschlungen wurde. * Es war warm, etwas weiches lag unter seinem Kopf. Er hörte ein Feuer prasseln und roch einen Eintopf, den jemand darüber zu erhitzen schien. Langsam nahm er die Schmerzen wahr, die ihn immer stärker zu quälen anfingen. Sie waren überall, er fühlte sich total erschlagen. Die Augen hielt er die ganze Zeit geschlossen, er brschte es noch nicht über sich, sie zu öffnen. Was war bloß passiert? Irgendwas mit einem anderen Drachen, ein Sturm, der Blitz und ... "OHNEZAHN!". Ruckartig setzte Hicks sich auf und öffnete die Augen, was er augenblicklich bereute. Ein greller Schmerz ließ ihn aufschreien. "Holla, jetzt beruhig dich erst mal!", jemand stand beim Feuer am anderen Ende des kleinen Raumes und rührte in dem Eintopf, den Hickd bereits gerochen hatte. Es war eine ältere Frau, graue Strähnen durchzogen ihr ansonsten braunes Haar. Sie war kleiner als Hicks, schlank und blickte ihn griesgrämig an. "Erst probierst du mir hier weg zu sterben und jetzt machst du hier so einen Radau! Und wenn das nicht genug wäre, fliegt hier die ganze Zeit dieser nervige Drache rum. Ich habe ihm zwar gesagt, dass ich ihm schon sage, wenn es dir besser geht, aber er haut einfach nicht ab." Hicks sah die Frau an, senkte seinen Blick und begutachtete die Verbände die um seinen rechten Arm und um sein linkes Bein gewickelt waren, zumindest was davon noch übrig war. Überall hatte er kleinere Wunden, Verbrennungen und blaue Flecken. "Wer bist du? Wo bin ich? Wie lange habe ich geschlafen?" Die Alte verdrehte die Augen und wendete sich wieder dem Kessel zu. Hicks wollte aufstehen und griff nach deiner Protese. "Wenn du jetzt aufstehst hau ich dir den Löffel um die Ohren", kam es grimmig vom Feuer. Hicks hielt inne, blieb jedoch sitzen. Die Frau stöhnte:" Immer diese Jugend von heute! Mein Name ist Eriza, dies ist meine kleine bescheidene Hütte auf der Donnerinsel, so nennt man sie zumindest. Ich hasse es wenn Menschen um mich herum sind, diese Insel ist verlassen und hier gibt es jede Menge Heilkräuter, deshalb habe ich mich hier niedergelassen. Manchmal kommen trotzdem ein paar Menschen her, weil ihre "Heiler" sie aufgeben haben. Alles Nichtskönner, wenn du mich fragst. Das die sich Heiler nennen dürfen, eine Schande. Verkaufen Pferdepisse als Wunderheilmittel. Seit vier Tagen gehst du mir hier schon auf den Senkel und jetzt probierst du meine harte Arbeit zu nichte zu machen, indem du hier herum rennen willst?!" Wütend drehte sich sich zu Hicks um, der sie verdattert ansah. "Ich bin 26", brachte er schließlich heraus. "Menschen!", stieß Eriza hervor und nahm den Kessel vom Feuer. Hicks war schwindelig, er stützte sich am Bett ab, langsam wurde alles was er hört stumpf und vor seinen Augen verschwamm alles. Eine Hand drückte ihn behutsam, aber dennoch bestümmend zurück ins Bett und deckte ihn zu. "Danke", murmelte Hicks bevor er wieder tief und fest einschlief. Eriza blickte auf den Jungen herab. Ein leises Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. "Wie hast du es bloß geschafft diese Nachtschatten zu zähmen?", fragte sie leise und blickte hoch zu den Deckenbalken. Vor drei Tagen hatte sie den Drachen erlaubt ihr Haus zu betreten und seit dem wachte der Drache fast ununterbrochen über den Jungen. Der andere schlief gerade, doch dieser, hatte seine bernsteingelben Augen nicht einmal abgewendet. "Wie hat er es gemacht? Du hast noch nie einem Menschen das Leben gerettet, seit ich dich kenne." Die Augen blicketen zu Eriza und sie hörte in ihrem Kopf die ihr vertraute Stimme sagen:" Ich weiß es nicht, aber er ist ... anders." Kapitel 3: Finstere Entdeckungen -------------------------------- Als Hicks das nächste mal aufwachte, war er wesentlich klarer im Kopf. Er setzte sich auf und ignorierte den dumpfen Schmerz, den er bei jeder Bewegung verspürte. Er sah sich um, doch von Eriza war nirgends eine Spur zu sehen. Eine Schale mit Suppe stand auf einem kleinen Tischchen neben seinem Bett über die er sich sogleich her machte. Es tat gut etwas zu essen und er spürte wie seine Kraft allmälig zurück kehrte. Nachdem er gegessen hatte, griff Hicks nach seiner Protese, die neben dem Bett an die Wand gelehnt stad und machte sich daran, sie an seinem linken Stumpf zu befestigen. Den Verband von Eriza legte er dabei nicht ab um die verletzte Haut nicht zusätzlich zu reizen. Als er fertig war und aufstand war der Schmerz im linken Bein grausam. Schreiend viel er auf die Knie und blinzelte die Tränen weg. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen. Der Blitz hatte ihm ordentlich zugesetzt. Hicks griff nach einem Stab der an der Wand lehnte und stützte sich schwer atmend auf diesen. Er ging ein paar weitere Schritte, bei denen er sich schwer auf den Holzstab stützte. Er öffnete die schwere Holztür und trat ins Freie. Erst jetzt bemerkte er die Besonderheit dieses Hauses. Es ging Nahtlos in eine Ausbuchtung in einer großen Felswand über. So war es auch vor schweren Stürmen gut geschützt. Hicks bemerkte, dass es weit und breit keine anderen "Häuser" gab, sondern nur Natur. Der starke Wind, der immer in der Nähe des Meeres herrschte, wehte über das harte Gras und peitschte durch die Zweige der Bäume. Langsam humpelte Hicks über den harten Boden und entfernte sich immer weiter von Erizas Haus. Bald ging es sacht Berg ab und der Untergrund wurde felsig. Hicks schwitzte und stöhnte bereits schwer, als er das Meer erblickte. Er befand sich auf steilen Klippen, gut 30 Meter oberhalb der Meeresoberfläche, trotzdem schlug ich selbst hier oben die Gischt ins Gesicht. Das Meer war aufgewühlt und stürmisch und es sah fast so aus als ob die sich brechenden Wellen probieren würden die Klippen herauf zu klettern. "Hier ist es immer so, heute ist es sogar verhältnissmäßig ruhig". Hicks blickte zur Seite und sah Eriza, die nicht weit von ihm entfernt stand und aufs Meer hinaus blickte. Ihre Gesichtszüge waren hart und verschlossen, doch erkannte Hicks in ihren Augen etwas warmherziges. Sie liebte diesen Ort, dessen war Hicks sich sicher. "Danke, dass du mir geholfen hast." Hicks sah sie weiterhin von der Seite an, doch Eriza schaute noch immer aufs Meer hinaus. "Danke nicht mir, danke dem Drachen. Ohne ihn wärst du tot gewesen. Er hat dich gerettet, dich aufgefangen, bevor dich das Meer dich verschlingen konnte." Hicks schmunzelte und sah nach vorne, als gerade eine besonders hohe Welle bis über den Klippenrand spritzte, "Ohnezahn ist mein bester Freund, ich weiß nicht wie oft wir schon in gefährliche Situationen geraten sind. Manchmal war es wirklich brenzlig, ich bin froh, dass wir uns so gut verstehen. Aber wo ist er Überhaupt?" "Ich meinte nicht nicht deinen Freund. Ich meinte den anderen Schatten, Saphira." Erstaunt drehte sich Hicks zu Eriza um. "Dein Drache hatte mit dem Sturm zu kämpfen, er konnte dich nicht erreichen. Sie hat dich geretet, obwohl sie Menschen verabscheut. Bisher war sie nur zu mir freundlich." Eriza sah Hicks in die Augen und er fühlte sich, als ob sie ihm in die tiefsten tiefen seiner Seele blicken könnte mit ihren stechenden, grauen Augen. `Sie hat mich tatsächlich gerettet?`, grübelte Hicks nach, wobei er keine Sekunde von Eriza aus den Augen gelassen wurde. Das Geräusch von schlagenden Flügeln riss Hicks aus den Gedanken. Kurz darauf schossen zwei schwarze Blitze am Klippenrand vorbei, der eine vorweg, der andere dicht hinterher. In einer wahnsinnigen Geschwindigkeit flogen sie enge Kurven, schlugen Haken, stürzten sich in die Tiefe, oder stoben in den Himmel auf. Es sah aus, als würden sie fangen spielen. Eriza schmunzelte,:"Ich habe sie selten so ausgelassen gesehen. Dein Drachen-Freund ist Balsam für ihre geschundene Seele." Ein Schatten legte sich bei diesen Worten über ihr Gesicht. Düster stierte sie vor sich hin, Wut flackerte in ihren Augen. "Was meinst du damit?". Nach mehreren Minuten Schweigen, glaubte Hicks, dass sie ihn nicht gehört hatte, oder ihn schlicht überhörte. Gerade als er resignieren wollte straffte sich Eriza und blickte ihn entschlossen an. "Komm mit.", sagte sie nur, drehte sich um und ging in Richtung eines Waldes, den Hicks in der Ferne ausmachen konnte. Neugierig folgte er ihr, wenn auch etwas langsam, weil ihn sein Bein noch immer behinderte. Und während Hicks mit Eriza in Richtung Wald verschwand, spielten die Drachen noch immer ausgelassen und jagten weiter über den Himmel, wobei sie so vertieft in ihr Spiel waren, dass sie die beiden Menschen nicht eine Sekunde lang bemerkt hatten. Hicks keuchte und schwitzte stark, als er Eriza durch den Wald folgte. Der Weg war uneben und anstrengend für ihn. Schließlich erreichten sie eine Stelle, im Herzen den Waldes, wo die Bäume weniger dicht standen. Mehrere gigantische Bäume standen in einiger Entfernung von einander. Die schweren Äste waren breit genug um gemütlich nebeneinander darauf laufen zu können. Flechten und Ranken bedeckten ihre Stämme und hingen von den Ästen. Der Anblick war beeindruckend, doch packte Hicks nur pures Entsetzten. Schwarze Male beschmutzten diesen Imposanten Ort, es sah alles verwüstet aus, als ob ein furchtbarer Kampf hier getobt hätte. Hicks meinte etwas weißes nur wenige Meter vor sich erkennen zu können. Als er auf das etwas weiter zu ging und es erkannte, schnappte er nach Luft und blickte schockiert auf den Schädel eines Drachen, der hier gestorben war. Als er den verwüsteten Schauplatz nochmals genauer betrachtete, erblickte er weitere, ganze Skelette, von längst verstorbenen Drachen. "Was ist hier passiert?", fragte Hicks mit erstickter Stimme und konnte seinen Blick nicht von dem Schädel, der nicht weit von ihm entfernt auf dem Boden lag, abwenden. Die Form des Schädels, kannte er nur zu gut. Es war der Schädel eines Nachtschatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)