Wege des Schicksals von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 37: *Der Schlüssel zu deinem Herzen? -------------------------------------------- Hallo zusammen,   wieder ist es Sonntag und Sarakisa und ich haben es geschafft, das Kapitel fertig zu bekommen. Einen Dank an meine schnelle Betaleserin.   Was soll ich zu dem Kapitel gross sagen, schliesslich will ich ja nichts verraten.   Sagen wir es mal so, wenn ihr nah am Wasser gebaut seid (so wie ich) wäre es von Vorteil, wenn ihr das ein oder andere Taschentuch griffbereit habt.   So, dann spanne ich euch mal nicht länger auf die Folter und wünsche wie immer viel Spass mit dem neuen Kapitel.   PS: Der Titel ist von einem Kommentar von Sarakisa inspiriert.     ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     *Der Schlüssel zu deinem Herzen?     Lauter Technosound schallt durch das Zimmer, wird jedoch schon nach ein paar Sekunden ausgeschaltet. Mit einem müden Seufzen lässt sich Yugi wieder auf den Rücken zurückfallen. Wieder ist eine beinahe schlaflose Nacht vorbei. Seinen Blick richtet er zur Decke ohne sie jedoch wirklich zu sehen. Seit einer Woche hat er nun nichts von Atemu gehört. Nicht einmal am Wochenende kam eine Nachricht von ihm. Unwillkürlich fragt sich Yugi, ob der andere heute wieder die Geschichtsvorlesung schwänzen wird. Doch da er weiss, dass es ihm nichts bringt wenn er grübelnd liegen bleibt, quält er sich schliesslich aus dem Bett und ins Bad. Nur eine heisse Dusche kann jetzt seine Lebensgeister wirklich wecken. Mit geschlossenen Augen steht er dann unter dem Wasserstrahl und kämpft wieder gegen die Tränen an. Immer noch zieht sich sein Herz schmerzhaft zusammen, wenn er an Atemu denkt und das hat er in der letzten Woche immer getan, wenn er sich nicht gerade dazu gezwungen hatte seine Arbeit zu erledigen. Doch wie jeden Morgen verliert er den Kampf, sodass sich die heissen Tränen mit dem Wasser vermischen, das über seine Wangen läuft. Warum tut es nur immer noch so weh? Erst nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigt sich Yugi wieder so weit, dass er nach dem Shampoo greifen und sich die Haare waschen kann. Nach der Dusche steht er vor dem Waschbecken und sieht sich im Spiegel an. Doch was er sieht gefällt ihm nicht, weshalb er sich schnell die Zähne putzt und die feuchten Haare kämmt ohne sich noch einmal ins Gesicht zu sehen. Als er dann nur mit einem Handtuch um die Hüften wieder in sein Zimmer kommt, sieht er Jimmy und Scotty kuschelnd auf dem Bett liegen. Während Jimmy schläft putzt ihm Scotty mit einer Engelsgeduld das Köpfchen. Allerdings hört er damit auf als er Yugi bemerkt und kommt mit einem leisen Maunzen zu ihm und streicht ihm um die Beine. Statt sich weiter anzuziehen, nimmt Yugi den dunkelgrauen Kater auf den Arm und vergräbt sein Gesicht in dem weichen Fell. „Ach Scotty, was soll ich nur machen, wenn Atemu heute in die Vorlesung kommt oder noch schlimmer, wenn er wieder nicht auftaucht.“ Natürlich kann ihm Scotty nicht antworten, aber er scheint zu spüren, dass es ihm nicht gut geht. Denn er beginnt mit seiner rauen Zunge über die schon wieder feuchte Wange zu lecken, während er beruhigend schnurrt. Mit einem traurigen Lächeln lässt Yugi den Kater schliesslich wieder runter und streichelt ihm über das Köpfchen. „Du hast ja Recht. Egal was passiert, das Leben geht weiter.“ Mit einem entschlossenen Blick greift er nun nach seiner Bluejeans und dem dunkelgrünen Pullover um sich endlich anzuziehen, denn langsam wird es nur mit den Shorts schon etwas kühl. Fertig angezogen verlässt er sein Zimmer und geht die Treppe nach unten wo ziemlich sicher schon sein Grossvater mit dem Frühstück auf ihn wartet. Als Yugi mit einem falschen Lächeln die Küche betritt sitzt Sugoroku wirklich schon am Tisch und liest wie immer die Domino Sun. Allerdings legt er die Zeitung zur Seite als er seinen Enkel sieht. „Guten Morgen, mein Junge.“ Die Fragen, ob er gut geschlafen hat und ob es ihm gut geht, verkneift sich der alte Mann. Sieht er Yugi doch auf den ersten Blick an, dass dem nicht so ist. Auch wenn sein Enkel versucht ihn mit dem falschen Lächeln zu täuschen. „Guten Morgen, Grossvater.“ Da er nicht weiss wie lange er seinem Grossvater etwas vorspielen kann, geht Yugi schnell zur Kaffeemaschine um sich einen doppelten Espresso zu machen. Die schlaflosen Nächte machen sich langsam deutlich bemerkbar, sodass er im Moment mehr Koffein als sonst bevorzugt. Lustlos setzt sich Yugi unter dem aufmerksamen Blick von seinem Grossvater an den Tisch und beginnt lustlos sein Müsli zu essen. Auch wenn er keinen Hunger hat, weiss er doch, dass er besonders heute seine ganze Energie brauchen wird. Froh darüber, dass Sugoroku nicht versucht hat ihn in ein Gespräch zu verwickeln räumt Yugi anschliessend das benutzte Geschirr weg und macht Scotty sein Frühstück, der inzwischen auch in die Küche gekommen ist und laut miauend auf sich aufmerksam macht. „Also, ich gehe dann jetzt. Bis heute Abend, Grossvater. Tschüss.“ Schnell geht er aus der Küche und bekommt so nur am Rande mit wie Sugoroku ihn mit einem ‚bis bald’ verabschiedet. Da er in der Uni so lange wie möglich allein sein will, lässt sich Yugi im Kopierraum viel Zeit und geht dann direkt zu seinem Vorlesungssaal. Mit klopfendem Herzen läuft er durch den Flur und wird immer nervöser je mehr er sich seinem Ziel nähert. Enttäuscht oder vielleicht doch erleichtert sieht er, dass Atemu noch nicht da ist. Lange sieht er das leere Fensterbrett an, auf dem der andere immer sitzt, wenn der Bus keine Verspätung hat ehe er zur Tür geht und sie aufschliesst. An seinem Stehpult beginnt er wie immer die kopierten Unterlagen zu sortieren und holt auch die Anwesenheitsliste für diese Woche heraus, die er jeden Samstag vom Uniserver herunterlädt und ausdruckt. Erstaunt hatte er vorgestern gesehen, dass Atemu’s Nachname in Muto umgeändert worden ist. Was wohl bedeutet, dass Direktor Mang bescheid weiss und da er es bis jetzt noch nicht geschafft hat mit ihm zu reden muss Atemu bei ihm gewesen sein. Irgendwie wundert sich Yugi, dass er deswegen noch nicht ins Büro des Direktors gerufen worden ist, aber eigentlich ist er ganz froh darüber. Ein Gespräch mit Mang würde er jetzt nicht durchstehen. Yugi ist so in seine Vorbereitungen und Gedanken vertieft, dass er nur am Rande mitbekommt wie sich die Sitzreihen langsam füllen. Erst nach dem Läuten der Uniglocke wendet er sich seinen Studenten zu und erstarrt. Da, auf seinem üblichen Platz, sitzt Atemu... Nervös erwidert Atemu den Blick von seinem kleinen Prof und verflucht im Stillen den Berufsverkehr, wegen dem der Bus wieder deutlich später als geplant hier angekommen ist und die anderen Studenten. Er will mit seinem kleinen Prof alleine sein und ihm alles erklären. Gleichzeitig möchte er aber auch wieder verschwinden und sich in seiner Wohnung verkriechen. Das Gefühl verstärkt sich noch als er sieht wie sich die Miene von seinem kleinen Prof verschliesst und er sich abwendet. Das tut mehr weh als alles andere und er wünscht sich nicht auf Brian gehört zu haben, der ihm am Sonntagnachmittag mehr als deutlich klargemacht hatte, dass er heute in die Vorlesung gehen und mit seinem kleinen Prof reden muss, wenn er ihn nicht verlieren will. Nur, was ist wenn er ihn schon verloren hat? Automatisch nimmt er die Anwesenheitsliste von seinem Nachbarn entgegen und sucht seinen Namen. Überrascht sieht er, dass sein Name in Atemu Muto geändert worden ist. Mit gemischten Gefühlen unterschreibt er das erste Mal seit dem verdammten Montag mit seinem neuen Namen und gibt die Liste weiter. Deutlich kann er nach einer Weile die neugierigen Blicke spüren, die ein Loch in seinen Rücken zu brennen scheinen. Als sein kleiner Prof mit den Arbeitsblättern für heute an seinen Tisch kommt, versucht Atemu seinen Blick einzufangen, aber er wird ignoriert. Nur mit Mühe kann er den Drang unterdrücken die Hand auszustrecken und nach seinem kleinen Prof zu greifen. Das Bedürfnis Atemu anzusehen unterdrückend geht Yugi durch die Sitzreihen und verteilt die Arbeitsblätter für die heutige Vorlesung. Deutlich spürt auch er die neugierigen Blicke der Studenten auf sich als er mit der Anwesenheitsliste wieder nach vorne zu seinem Pult geht. Er erlaubt es sich einen Moment lang tief durchzuatmen ehe er sich mit versteinerter Miene zu den Studenten umdreht. „Ich nehme an, dass Ihr schon alle zumindest die erste Seite studiert habt. Nehmt also eure Geschichtsbücher hervor und schlagt Seite 115 auf.“ Yugi weiss nach den drei Stunden nicht wie er es geschafft hat die Vorlesung ohne Zusammenbruch durchzustehen. „Als Hausaufgabe fasst ihr das heutige Thema noch einmal zusammen und beantwortet die Fragen auf der letzten Seite. Wir werden sie dann am Mittwoch zwischen den beiden Vorträgen besprechen.“ Irgendwie schafft er es ein wenig zu grinsen. „Damit sind wir für heute fertig. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ Erleichtert sieht Yugi einen Moment lang zu wie die Studenten in Ruhe ihre Unterlagen zusammenpacken. Dann wendet er sich seiner eigenen Tasche zu. Er hat gerade das Geschichtsbuch in der Hand, als hinter ihm eine vertraute Stimme ertönt. „Yugi?“ Nervös krallt Atemu seine Hände in den Trageriemen seiner Schultertasche, während er darauf wartet, dass sich sein kleiner Prof zu ihm umdreht. Der versteift sich allerdings nur und bleibt mit dem Rücken zu ihm stehen. „Was willst du, Atemu?“ Um zu verhindern, dass Atemu sein Gesicht sieht, unterdrückt Yugi den Impuls sich umzudrehen. Dafür hält er das Geschichtsbuch so fest, dass seine Fingerknöchel weiss werden. Nicht wissend wie er beginnen soll, beisst sich Atemu auf seine Unterlippe, während er seitlich zu Boden blickt. „Ich... wollte mit dir... reden...“, nur stockend kommen die Worte über seine Lippen. „Ich wollte... es dir erklären...“, hilflos verstummt Atemu. Wieso sieht ihn sein kleiner Prof nicht an? Bitte lass es nicht zu spät sein. „Ach ja? Nach einer Woche willst du plötzlich reden?“, von sich selbst überrascht hört Yugi sich sprechen. Es ist beinahe so als würde er nur zusehen, während ein anderer seinen Körper steuert. „Dann tut es mir leid. Ich habe jetzt nämlich keine Zeit. Darum geh jetzt. Ich muss noch die Tür abschliessen.“ Mit geschlossenen Augen steht Yugi da und kämpft dagegen an sich in Atemu’s Arme zu werfen, aber er ist zu sehr verletzt, als dass er dem Bedürfnis jetzt nachgeben könnte. Geschockt über die Worte reisst Atemu seinen Kopf hoch und fixiert Yugi’s Hinterkopf. Nein, das darf nicht wahr sein. Nach Worten ringend ballt er die Hände zu Fäusten. „Yugi...“, seine flehende Stimme bricht beinahe. „Bitte...“ „Nein, Atemu. Geh jetzt.“ Innerlich zerrissen weiss Yugi nicht, was er sich erhofft. Soll Atemu wirklich gehen, so wie er es von ihm verlangt oder wünscht er sich nicht eigentlich, dass er ihn endlich in den Arm nimmt? Mit weit aufgerissenen Augen weicht Atemu einen Schritt zurück. Es ist zu spät. Er hat zu lange gebraucht und so seinen kleinen Prof verloren. Sich mühsam zusammenreissend dreht er sich um und rennt schon beinahe aus dem Raum um so schnell wie möglich von hier wegzukommen bevor seine Selbstbeherrschung endgültig wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. So kann er nicht sehen wie Yugi zusammenbricht und schluchzend vor dem Pult auf dem Boden kniet. Wieso hat er ihn nur weggestossen? Was hat er nur getan? Verzweifelt kauert er sich zusammen und lässt seinen Tränen freien lauf. Erst als er eine warme Hand auf seiner Schulter spürt und ein Taschentuch vor seinem Gesicht auftaucht, hebt er seinen Kopf wieder etwas an. „Yugi, was ist denn nur los?“, hört er die besorgte Stimme von Rina, die neben ihm in die Hocke gegangen ist. Noch nicht fähig ihr zu antworten, nimmt er das Taschentuch und putzt sich die Nase. Die Tränen wischt er sich mit den Fingern von den Wangen. „Ich glaube... ich... habe gerade Atemu... für immer... verloren.“ Um Beherrschung ringend knüllt er das Taschentuch zusammen, als er spürt wie er von Rina umarmt wird. „Ach Yugi. Das glaube ich nicht. Sicher kommt alles wieder ins Lot und sie beide werden wieder zusammenfinden.“ Tröstend drückt sie den jungen Mann an ihre Brust und wartet geduldig darauf, dass er sich weiter beruhigt. „Wissen Sie, ich dachte das vor langer Zeit auch mal. Alles schien so kompliziert zu sein und wir hatten nur noch Streit. Doch wir haben es geschafft und jetzt bin ich schon zwanzig Jahre mit meinem Traummann zusammen.“ Lächelnd sieht sie Yugi an, der ihr aufmerksam zuzuhören scheint. „Ich bin sicher, sie beide werden es auch schaffen.“ Aufmunternd lächelt sie den jungen Mann in ihren Armen an, der sich nun verlegen von ihr zu lösen versucht. Was sie natürlich zulässt. „Wenn Sie wollen gebe ich dem Direktor bescheid, dass es Ihnen nicht gut geht und Sie nach Hause gegangen sind.“ Mit einem warmen Ausdruck in den Augen richtet sie sich wieder auf und sieht zu, wie auch Yugi aufsteht und das Geschichtsbuch in der Tasche auf dem Pult verstaut und sich dann mit einem traurigen Lächeln zu ihr umdreht. „Das ist nicht nötig, Rina. Zu Hause würde mir nur die Decke auf den Kopf fallen.“, lehnt er das Angebot ab. „Danke für... alles. Ich denke aber, ...dass wir jetzt noch etwas essen sollten.“ Eigentlich hatte er was anderes sagen wollen, aber er kann doch ihren Optimismus nicht einfach so zerstören. Auf dem Weg zur Mensa kommen sie an den Toilettenräumen vorbei, die Yugi auch gleich aufsucht um sich dort kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Schliesslich soll nicht gleich jeder sehen, wie mies es ihm wirklich geht. Als er wieder in den Flur tritt, sieht er überrascht, dass Rina auf ihn gewartet hat. „Ich lasse Sie in diesem Zustand doch nicht allein, wenn es sich vermeiden lässt.“ Ist ihre Erklärung auf sein erstauntes Gesicht. Daran hält sie sich auch den ganzen Mittag und Nachmittag über. Nach dem Ende der Vorlesung begleitet sie ihn sogar zu seinem Auto und wünscht ihm noch alles Gute bevor sie zu ihrem eigenen Mini geht, der auf der anderen Seite des Parkplatzes steht. Am Abend blickt Brian im Babylon seinen Freund besorgt an. Zwar weiss er nicht genau was passiert ist, aber wenn er Atemu so ansieht kann er es sich gut vorstellen. Mit zwei Flaschen Bier setzt er sich auf den Hocker, der neben Atemu’s steht und drückt ihm eine in die Hand. „Also Yami. Er wollte also nicht mit dir reden.“ Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Trotzdem wartet er auf das bestätigende Nicken. „Das wundert mich ehrlich gesagt nicht.“ Empört reisst Atemu seinen Kopf hoch und funkelt Brian wütend an. „Du hast ja keine Ahnung und du kennst Yugi kaum.“ Von dem Wutausbruch unbeeindruckt trinkt Brian einen Schluck von seinem Bier. Erst dann sieht er Atemu in aller Ruhe an. „Ach ja?“ Sie fixieren einander so lange, bis Atemu schliesslich wegsieht. „Versetz dich doch mal in seine Lage. Er wurde von deinem Vater zu einer Ehe gezwungen und dann hast du ihn auch noch angeschrieen und aus deiner Wohnung geworfen.“ Ganz ruhig spricht Brian die unschöne Wahrheit aus, denn er kennt Atemu und weiss darum, dass er ihn nur so erreichen kann. „Dann gehst du ihm eine Woche lang aus dem Weg und das in einer Situation, wo er dich am meisten gebraucht hätte. Daher wundert es mich nicht, dass er dir nicht zuhören wollte.“ Nachdenklich dreht Atemu die inzwischen leere Bierflasche zwischen seinen Händen. Auch wenn es ihm nicht gefällt hat Brian Recht. Nur, was soll er jetzt machen? Wenn Yugi nicht mit ihm reden will kann er ihn doch nicht zum zuhören zwingen. „Was soll ich denn jetzt machen?“ Er ist sich nicht bewusst, dass er die Frage laut ausgesprochen hat. Bis er die Antwort von Brian hört. „Schreib ihm einen Brief.“ Als ihn Atemu nur ungläubig ansieht und nicht weiter reagiert, steht Brian mit einem genervten Seufzen auf. Zielstrebig geht er zum Büro von Crawford. Heute ist dieser nicht im Babylon, aber da er sein Büro nie abschliesst kann er den Raum trotzdem betreten. Nach ein paar Minuten ist er wieder bei Atemu und schiebt ihm mehrere leere Papierseiten, einen Kugelschreiber und einen Briefumschlag über den Tresen hinweg zu. „Los, schreib auf was du deinem Yugi sagen wolltest und dann bringe ich den Brief noch heute zu ihm.“ Auffordernd sieht er Atemu an, der zögernd nach dem Kugelschreiber greift. Doch schon nach ein paar Minuten ist sein Freund so in seine Aufgabe vertieft, dass Brian ihn allein lässt und sich wieder seiner Arbeit zuwendet. Die anderen Barkeeper und Tänzer sehen ihn fragend an, weshalb er kurz erklärt, dass sich Yami und Yugi gestritten haben und er ihm jetzt darum einen Brief schreibt. Zwar sind die anderen über diese Idee erstaunt, aber da sie wollen, dass sich die beiden wieder versöhnen, lassen sie Yami in Ruhe schreiben und teilen seine Aufgaben ganz selbstverständlich unter sich auf. Erst kurz vor elf Uhr ist Atemu mit seinem Brief fertig und packt ihn in den Umschlag auf den er noch Yugi’s Namen schreibt. Kaum hat er den Kugelschreiber zu Seite gelegt, taucht Brian an seiner Seite auf. „Bist du fertig?“ Er wartet gar nicht auf eine Bestätigung, sondern nimmt gleich den Umschlag an sich. „Dann bringe ich das mal zu deinem Prof.“ Erst verspätet ist Atemu in der Lage zu reagieren und muss deshalb hinter Brian her rennen. Allerdings erreicht er ihn erst in der Umkleide. „Brian, es ist mitten in der Nacht. Du kannst doch nicht jetzt bei Yugi und seinem Grossvater auftauchen.“ Sich vor Brian aufbauend, versucht er ihn am gehen zu hindern. „Und ob ich das kann. Verdammt Yami, wenn es ihm so geht wie dir, dann schläft der Mann bestimmt nicht und ich werde nicht weiter tatenlos zusehen wie du leidest.“ Energisch schiebt er seinen kleineren Freund zur Seite und dass ihm das gelingt, zeigt ihm mehr als deutlich wie schlecht es Atemu wirklich geht. Denn sonst gibt der Sturkopf nicht so leicht auf. Zum Glück kommt er am Montag immer mit seinem Auto zur Arbeit und es ist ihm im Moment auch vollkommen egal, dass er eigentlich noch eine Stunde länger arbeiten müsste. Da die Strassen Dominos um diese Uhrzeit wie leergefegt sind, kann Brian deutlich schneller als erlaubt fahren und erreicht so schon nach relativ kurzer Zeit vor dem Spieleladen, von dem ihm Atemu erzählt hat. Seinen Mazda einfach auf dem Bürgersteig vor dem Laden stehen lassend geht er um das Haus herum, bis er die Tür gefunden hat. Kurz blickt er auf den Briefkasten neben der Tür und überlegt, ob er den Brief einfach da reinwerfen soll. Doch dann drückt er entschlossen auf die Klingel. Er glaubt schon, dass ihm niemand öffnen wird, als er Schritte im Innern des Hauses hört. Kurz darauf hört er eine Stimme, die ihn fragt, wer er sei. „Ich bin’s Brian. Yami’s Freund“, mehr sagt er nicht, da sich Brian sicher ist Yugi’s Stimme erkannt zu haben. Tatsächlich sieht er nur Sekunden später in das blasse Gesicht des jungen Mannes, der Atemu’s Herz gestohlen hat. „Was willst du?“, fragend sieht Yugi den blonden Mann an. „Weisst du eigentlich wie spät es ist?“ Mit verschränkten Armen lehnt sich Yugi an den Türrahmen. Reinbitten wird er Brian nämlich um diese Zeit nicht mehr. Aufmerksam mustert Brian den Kleineren und was er sieht bestärkt ihn in seiner Überzeugung, dass es dem anderen genauso mies geht wie Atemu. „Hallo erst mal und ja, ich weiss wie spät es ist.“ Schnell öffnet er seine Jacke so weit, dass er an die Innentasche kommt, in die er vorhin im Babylon den Umschlag gesteckt hat. „Aber ich muss dir dringend diesen Brief geben und ich rate dir ihn gut durchzulesen und dann zu entscheiden was du tun willst. Nur warte mit der Entscheidung nicht zu lange.“ Mit einem ernsten Gesichtsausdruck gibt er Yugi den Brief, der ihn mit einem erstaunten Blick mustert. „Ich bin dann wieder weg. Tschüss.“ Ohne auf eine Antwort von dem anderen zu warten, dreht sich Brian um und geht um die Ecke des Hauses wo sein Auto steht. Jetzt kann auch er nichts mehr tun. Da es langsam kalt wird schliesst Yugi die Tür wieder und geht hoch in sein Zimmer. Zum Glück hat sein Grossvater einen relativ tiefen Schlaf, sonst würde er jetzt bestimmt im Flur stehen und ihn fragen wer denn das gewesen ist. Er ist so auf den Brief fixiert, dass er sogar Jimmy und Scotty vollkommen ignoriert, die ihn neugierig vom Bett aus ansehen, als er wieder in sein Zimmer kommt und sich auf das kleine Sofa setzt. Mit sich ringend, ob er den Umschlag öffnen soll, sieht er auf seinen Namen, der in einer inzwischen bekannten Handschrift auf der Vorderseite steht. Hilfesuchend blickt er zu den beiden Katern auf seinem Bett. „Was soll ich nur tun?“ Eigentlich erwartet er keine Antwort, aber Jimmy scheint seine Frage verstanden zu haben, denn er blinzelt ihn an. Beinahe so als würde er ihm sagen wollen, dass er den Brief lesen soll. Mit neuer Zuversicht sieht Yugi wieder auf den Umschlagt und reisst ihn auf. Mit zitternden Fingern faltet er die Blätter auseinander und beginnt zu lesen. Hallo Yugi, ich weiss nicht, wo ich anfangen soll. So wie heute in der Uni. Ich wollte dir so viel sagen, doch ich konnte es nicht, weil mir die Worte fehlten und dann hast du mich weggeschickt. Was ich da nicht verstehen konnte, aber jetzt tue ich es. Verdammt, ich bin der grösste Idiot den es gibt. Statt dich nach der ganzen Scheisse mit meinem Vater in die Arme zu nehmen, schreie ich dich an und stosse dich von mir weg und dann finde ich viel zu lange nicht den Mut mit dir zu reden. Nur wie soll ich dir das erklären? Ich war einfach total überfordert und wusste nicht, wie ich mich verhalten soll. Das ist die einzige Entschuldigung, die ich habe. Yugi, ich liebe dich so sehr, dass es mich beinahe zerreisst, wenn ich daran denke, dass ich dich durch mein Verhalten verloren haben könnte. Weisst du, ich habe nie wirklich gelernt wie man sich entschuldigt und darum verzeihe mir bitte, wenn ich das hier nicht so gut hinkriege, wie du es verdient hast. Weisst du, du bist mir schon am ersten Tag in der Uni aufgefallen. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte. Darum war ich damals auch so unmöglich zu dir. Und dann bist du im Babylon aufgetaucht. Mein Gott, war ich nervös als ich dich gesehen habe. Ich wusste gar nicht wirklich, was ich machen soll. Weisst du, der Kuss damals ist mir so was von unter die Haut gegangen, nur wollte ich es damals noch nicht glauben. Nach der Schlägerei, als du dich um mich gekümmert hast, da habe ich wohl endgültig mein Herz an dich verloren und ich war so verwirrt, als du mich am Montagmorgen so wie immer behandelt hast. Nur hatte ich nicht den Mut, auf dich zuzugehen. Weisst du, ich habe damals in den Herbstferien die ganze Zeit an dich denken müssen und ich wäre mehr als einmal beinahe in den Bus gestiegen um zu dir zu kommen. Nur, was hätte ich dir sagen sollen? Ich wusste ja nicht, was du für mich fühlst. Oh Mann, war ich nervös, als ich dich schliesslich wieder gesehen habe und dann unser Gespräch im Museum, ich war danach so glücklich. Trotzdem habe ich es nicht geschafft mich bei dir zu melden. Darum hat sich Brian mein Telefon geschnappt und dich angerufen. Ich glaube, sonst würde ich jetzt noch an der Bar sitzen und darauf warten, dass ich den Mut finde dich anzurufen. Ich war noch nie so glücklich, wie in der Zeit nachdem wir endlich zusammengefunden hatten und ich habe es damals ernst gemeint, als ich sagte, dass ich dich nicht mehr hergeben will und ich fühle immer noch so. Verdammt, jetzt bin ich total abgeschweift, dabei wollte ich mich doch bei dir entschuldigen. Nur weiss ich immer noch nicht, wie ich das tun soll... Yugi, was muss ich machen, dass du mir verzeihen kannst? Ich liebe dich doch so sehr. Wenn du trotz allem mit mir reden willst, dann kannst du jederzeit den Schlüssel zu meiner Wohnung benutzen, den ich für dich in den Umschlag gelegt habe. Dein Atemu Mit Tränen in den Augen lässt Yugi den Brief sinken. Mit zitternden Fingern greift er nach dem Umschlag und sieht hinein. Tatsächlich ist da ein Schlüssel. Nur weiss er nicht, ob er ihn auch benutzen kann.     ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. Irgendwie geht mir das Kapitel selbst sehr nahe und ich hatte bei der ein oder anderen Stelle beim Schreiben sogar selbst Tränen in den Augen.   Jetzt muss sich Yugi nur entscheiden, was er mit dem Schlüssel machen soll und dass Brians Einmischung nicht umsonst war.   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)