Raftel (2) von sakemaki (The Rainbow Prism) ================================================================================ Kapitel 3: 3 - Kurswechsel -------------------------- In den frühen Morgenstunden hatte die frische Brise gedreht und an Kräften gewonnen. Sie suchte sich nun von der Landseite her neue Wege über die Insel hin zum offenen Meer, hetzte durch die Kiefern, brachte die Kartoffelrosenbüsche in Aufruhr und klapperte unnachgiebig an den Fensterläden des Leuchtturmhauses. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der wehenden Vorhut ein warmer Sommerregen folgen würde. Das Rütteln an den Fensterläden wurde stärker und stärker. Schließlich erwachte Tashigi von dem schlafraubenden Geräusch und blinzelte in das noch nachtdunkle Zimmer hinein. Erste Konturen hoben sich schemenhaft ab. Das kleine Fenster über der Küchenzeile war das einzige, welches sich nicht von Fensterläden verdunkeln ließ und gab aus der Position der Betrachterin heraus den Blick auf eine langsam gräulich werdende Wolkendecke frei. Man konnte die Morgendämmerung schon erahnen. Das Schnarchen ihres Freundes gab ihr die Gewissheit, dass er noch keine Anstalten unternommen hatte, sich zu seiner Crew zu begeben. Sie richtete sich auf und sah, wie er neben ihr rücklings lag und dem Schlaf der Gerechten nachging. Ihn weiterschlafen lassend, rappelte sie sich auf und entwich der Bettwärme. Die Kühle im Haus ließ sie trotz ihres Nachthemdes leicht frösteln. Zeit für ein warmes Getränk im Magen, was einen herrlich erwärmen und die Lebensgeister zurückholen würde. An der kleinen Küchenzeile angekommen, griff sie gezielt zu Kanne und Filteraufsatz und setzte einen Stieltopf für heißes Wasser auf. Sie starrte durch das schmale Küchenfenster hinaus in den anbrechenden Tag und verlor sich in ihm. Der Wind hatte die vom Seewetter gezeichneten Kiefern vollkommen in sein Spiel eingebunden und riss und zerrte an ihnen herum. Weiße und rosafarbige Kartoffelrosenblätter verloren ihre Blütenstängel und irrten durch die Luft. Man mochte kaum glauben, dass der Sommer bereits in den Startlöchern stand und schon in den kommenden Tagen an die Tür klopfen würde. Bei alledem herrschte draußen ein Getöse, dass das Blubbern von kochendem Wasser nahezu in der Geräuschkulisse unterging. „Heißer wird’s nicht.“ Sie zuckte zusammen, als Zoro den brodelnden Topf von der Herdplatte zog. „Du bist schon wach?“ „Nein“, und ein herzhaftes Gähnen schloss sich an. „Aber du anscheinend auch noch nicht.“ „Doch, doch schon ...“ Langsam goss sie den heißen Topfinhalt in den Filteraufsatz und beobachtete, wie er sich mit dem Kaffeepulver zu einer klumpigen Brühe vermengte. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf, dass es sie an Moorwasser erinnerte, wo auch immer diese Idee nun wieder herkam. Dafür roch es glücklicherweise nicht so, sondern das kleine Haus war nun angefüllt von einem herrlichen Kaffeearoma. „ … Es ist nur, weil sich demnächst irgendwie soviel verändert.“ Er lehnte nun an der Küchenzeile, hatte die Arme verschränkt und starrte kurz auf den Fußboden, während er einmal tief Luft holte. Unzählige Male hatten sie beide das Thema schon durchgekaut und er konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen, weshalb es für sie dort immer noch soviel Klärungsbedarf gab. Allmählich ging es ihm auf die Nerven. „Du gehst zur Marine und Taiyoko auf eine neue Schule. Wo zum Henker ist da das Problem? Oder hab ich was verpasst?“ Sie schüttelte den Kopf. Doch es gab viele Dinge, die ihr nicht behagten. Die letzten Jahre hatte sie ein Leben geführt, in dem Taiyoko an ihrer Seite war. Alles, was sie tat, war auf die Zeiten und Bedürfnisse ihrer Tochter ausgelegt gewesen. Oft hatte sie sich nach Zeiten gesehnt, wo sie wieder unabhängiger wäre. Einmal die Seele baumeln lassen, selbst den Tag gestalten und auf niemanden Rücksicht nehmen. Doch das Kind forderte sie stets, immer und stetig. Nun stand just diese Option des Neustarts vor der Tür und es war ihr auch nicht recht. Sie fürchtete die Einsamkeit, wenn ihre Tochter nun im gewissen Sinne das Haus verlassen würde. Denn die sechsjährige Grundschulzeit endete diesen Sommer und eine Neuorientierung lag auf der Hand. Hatte sie gedacht, Taiyoko würde auf eine Schule in den näherliegenden Stadtvierteln wechseln, so machte diese ihr einen Strich durch die Rechnung, als sie ihre Mutter mit dem Entschluss überfuhr, sie würde lieber am Nordkap in das dortige Internat gehen. Natürlich mit Elaine zusammen. Das war ja mal so was von klar. Letztendlich führte Taiyokos Entscheidung wohl auch zu der ihrigen, wieder in das Berufsleben einzusteigen. Was hätte sie sonst noch für eine Aufgabe hier oben allein im Leuchtturm? Sie spürte, dass sie dieses Thema nicht wieder und wieder anbringen konnte. Sie schmiegte ihren Kopf an Zoros Oberarm und goss den letzten Rest heißes Wasser in den Filteraufsatz. „Ja, du hast ja recht...“ kam es eher unschlüssig gemurmelt, denn überzeugt von ihr. „Lass sie mal ein bisschen los. Sie wird nun mal groß und bald ist sie erwachsen. Es war allein ihre Entscheidung und ich finde es gut, wenn sie über so etwas nachdenkt und sich entscheidet.“ „Sie fehlt mir aber jetzt schon.“ „Was soll ich denn sagen? Ich sehe sie ja kaum. Hm?“ Der Kaffee war fertig und das knappe Frühstück eher leise. Sie verabschiedeten sich und Zoro stapfte in das Unwetter hinaus. War der Sturm zwischen den Kiefern noch irgendwie erträglich, wurde er am Strand extrem ungemütlich. Er trieb den Sand in die Höhe, dass man ihn trotz geschlossenen Mundes zwischen den Zähnen schmeckte und er in den Augen tränte. Aus dem Lagerfeuer des Vorabends hatte er vereinzelte Glutnester herausgerissen und lieblos verteilt. Deren Qualm mischte sich mit den aufwirbelnden Sandkörnern und verband sich zu einer Art Drecknebel. Hätte man es nicht besser gewusst, so hätte man diesem gespenstisch wirkenden Ort nachgesagt, hier hätten sich vergangene Nacht zweierlei Heere zu einer harten Schlacht verabredet. Zoro blinzelte aus zusammen gekniffenen Augen heraus dorthin, wo er die Brandung und die Mini Merry vermutete, doch der Staub nahm ihm die Sicht. Also schritt er langsam voran, bis sich endlich ein Schatten vor ihm auftat. Noch ein paar Schritte näher erkannte er die Mini Merry und war mit seiner Abholung dann doch recht überrascht. „Was treibt ausgerechnet dich hier rüber?“ hatte er fragen wollen, doch der Sturm verbot es ihm. Eine Antwort hätte er wohl eh nicht erhalten. Daher beließ er es dabei, seinen Seesack auf einen der beiden hinteren Sitze zu werfen und sich neben dem Steuer zu platzieren. Es wunderte ihn nach wie vor, wie es der Smutje bei dem Wetter, entgegen aller physikalischen Gesetze, schaffte, sich eine Kippe nach der anderen anzustecken. Die Sucht trieb ihn wohl zu dieser witterungsunabhängigen Perfektion. Sanji hatte seine liebe Not, den kleinen Dampfer bis hin zur Sunny durch die peitschenden Wellen auf Kurs zu halten. Immer wieder steuerte er gegen und wurde doch abgetrieben. Meerwasser brauste auf und ergoss sich über den Passagieren. Als sie endlich nach einer gefühlten Ewigkeit in der Kammer des Soldier Docking Systems ankamen, sahen sie aus wie zwei begossene Pudel. „Nächstes Mal kannst du Spinatschädel schwimmen“, kam es angesäuert von einem durchnässten Koch, der sich eiligst aufmachte, seine Kleidung zu wechseln. Zoro folgte ihm ohne irgendwelche Kommentare. Der Löffelschwinger hätte sich ja nicht abmühen müssen. Es hätte sich ja auch jemand anderes von der Crew auf den Weg machen können. Längst hatte er den Streit aufgegeben, der nur das Adrenalin hoch peitschte, aber ansonsten nichts brachte. In der Unterkunft der männlichen Crew angekommen, wehte ihm der altbekannte Geruch von dreckiger Wäsche, abgestandener Luft und Meeressalz um die Nase. In einer der Kojen hörte man den Kanonier schnarchen, die restlichen Betten waren schon leer, aber nicht sonderlich gemacht. Zielstrebig suchte er seinen Spind auf und öffnete die Tür. Seine Ordnung war einfach. Ganz oben waren extrem wichtige Sachen. Dazu gehörten solche Dinge wie die Pflegeöle für die Schwerter oder auch ein ganzer Stapel an Post. Taiyoko hatte es sich irgendwann einmal zur Aufgabe gemacht, alles, was sie nicht mit ihrer Mutter bereden wollte, lieber mit ihrem Vater auszudiskutieren. Wenn auch nur mit mäßigem Erfolg. Tashigi war für sie unmittelbar vor Ort und deren Reaktionen und Entscheidungen ebenfalls. Bei ihrem Vater war es anders. Ein Antwortbrief konnte zwar deutliche Worte finden, aber ein Stück Papier war stumm. Es schrie sie nicht an, so wie es ihre Mutter manchmal konnte, wenn ihr die Nerven platzten. Zoro wahrte zum Großteil das Postgeheimnis, brach es dann aber doch, als die ersten verhauenen Klassenarbeiten zur Unterschrift bei ihm und nicht bei Tashigi auftauchten. Es waren die Momente, wo wieder einmal die Dendenmushi bemüht wurde. Zu Taiyokos Leidwesen waren sich ihre Eltern fast immer einig und ein gegenseitiges Ausspielen klappte einfach nicht. Unter den extrem wichtigen Sachen lag das Fach mit mittelwichtigen Dingen, noch ein Fach tiefer saubere Bekleidung und unter dieser ein Wäschesack mit Dreckwäsche, die erst den Weg zur Waschmaschine antrat, wenn der Sack voll wäre. Und dort drin fand extrem viel an Wäsche Platz. Unterhalb des Wäschesacks fanden seine Schuhe ihre Aufbewahrung. Zoro fand es so, wie es war, ausreichend. Bei Tashigi machte diese Art der Ordnung Hautausschlag und Hasstiraden. Daher herrschte im Leuchtturm ein anderes Ordnungssystem, aus dem er sich peinlichst genau heraushielt, wollte er nicht einen unbesiegbaren Entrüstungssturm riskieren. Während Zoro seinen Schrank durchsah und seinen Seesackinhalt irgendwie in den Inhalt seines Schrankes integrierte, war Sanji mit dem Wechsel von nasser zu trockener Kleidung bereits fertig. Er schmiss seine eigene Spindtür derart in die Angeln, dass der gesamte Schrank wackelte. Und raus war er wieder aus der Herrenunterkunft. Die kurze Erschütterung des Schrankes zeigte Wirkung. Eine Sonnenblume aus Bastelkarton segelte aus Zoros Schrank zu Boden. Der Klebestreifen hatte nach jahrelanger Haftbarkeit an der Innenseite der Tür seinen Dienst aufgegeben. Die Sonnenblume besaß eine einfache Bauweise. Ein unförmiger brauner Kreis hatte gelbe Dreiecke als Blütenblätter und einen viel zu dicken grünen Streifen als Blumenstiel. Dennoch war die Arbeit gelungen, wenn man einmal beachtete, dass die Künstlerin diese Werkes zu dem Zeitpunkt gerade einmal drei Jahre alt gewesen war. Und obgleich die Blume schon um die halbe Welt gesegelt war, so hatte sie kaum etwas von ihrer Leuchtkraft verloren oder hatte durch das Seeklima an Bord Schaden genommen. Wenn die Papierpflanze noch ein wenig weitersegeln wollte, so wäre ein neuer Klebestreifen von Nöten. Zoro sah sich in dem Raum um, konnte aber keinen auf Anhieb ausmachen. „Usopp?“ Als keine Antwort kam, nahm er den nächstbesten Gegenstand und warf ihm der Schlafmütze empfindsam an den Kopf. Ein Klagelaut kam nur aus dem Bett heraus, doch einen kurzen Moment später wurde das gewünschte Klebeband aus Usopps unendlich großer Tasche hervorgezaubert. „Das Ding gibt es immer noch?“ Usopp konnte es kaum glauben, dass die Bastelarbeit die letzten neun Jahre überlebt hatte und sah erstaunt, wie die Blume wieder an ihren alteingesessenen Platz geheftet wurde. Langsam rappelte er sich auf, marschierte schlaftrunken zum Waschbecken. Kaltes Wasser würde ihn munter machen. Zumindest hoffte er das. Während des kühle Nass über seinen Schädel voller Katerstimmung floss, hörte er, wie erst eine Schranktür und schließlich die Zimmertür klappte. Wieder war er allein und beschloss die Gunst des Augenblicks zu nutzen. Er torkelte wieder ins Bett. Der Weg über das Deck war ein Akt der Balance. Die Sunny hatte bereits den Anker gelichtet und kämpfte tapfer gegen den Wellengang an. Sie war wie ein Stehaufmännchen konstruiert worden und konnte, wenn Franky am Steuer war, auf den Wellen mitreiten. Doch Brookes Steuertalent hingegen war begrenzt, und das Schiff machte unter seiner Führung einen Zickzackkurs gegen die Wellenberge. Es kam oft in die Schräglage und nahm eine Schippe Wasser nach der anderen mit. Die Regenfront öffnete alle Schleusen und schon bald konnte man nicht mehr sagen, ob man nun Meerwasser oder Regenwasser schluckte. Zoro hörte die Stimme der Navigatorin, die Anweisungen an die Crew verteilte und allen Mut machte, es könne sich nur noch um eine gute Stunde handeln, dass sie aus dem Unwetter heraus wären. Sie sollte recht behalten. Über den offenen Gewässern des East Blues riss der Himmel auf und ließ die Sonne gnadenlos auf das Deck brennen. Der feuchte Rasen begann in der Hitze zu dampfen und machte die Luft stickig. Die Crew hatte ihr Bestes gegeben, genoss erschöpft von den Sturmstrapazen die Ruhe und naschte Sanjis Leckereien. „Wow, die Polarlichter sind ja immer noch da!“ stellte Chopper aufgeregt fest. Tatsächlich schimmerten sie blass gegen das kräftige Azurblau des taghellen Himmels an. „Ja, lies mal die Zeitung. Auf der ganzen Welt beobachtet man diese Phänomene. Und niemand weiß, was es ist“, gab Nami an, die ihre Nase tief in die aktuelle Morgenausgabe gesteckt hatte. „Es sind aber auf keinen Fall Polarlichter“, ergänzte sie noch, denn bei der Wetterkunde konnte ihr keiner das Wasser reichen. Nun waren alle mit Neugier versorgt und scharrten sich um die Zeitung. Doch man erfuhr nicht mehr, als man durch Namis kurze Aussage schon eh erfahren hätte. Und so trollte sich kurz darauf jeder wieder in seine eigenen Gepflogenheiten an Bord, ließ den Tag verstreichen und staunte dennoch ab und zu über die Polarlichter, die keine sein dürften. Es mochte schon zu vorgerückter Stunde sein, denn draußen versenkte sich die Sonne neonorange in einem blutroten, unruhigen Meer, als Chopper noch immer emsig in seinem kleinen Behandlungszimmer damit beschäftigt war, mit Mörser und Pistill aus Kräutern und Chemikalien Tabletten herzustellen. Natürlich hätte er die eine oder andere Rezeptur fertig gedreht in einer Apotheke auf Loguetown einkaufen können, doch nach wie vor schwor er auf seine ganz eigenen Rezepturen und Mischungen. Immerhin wüsste er so stets, was tatsächlich in der Arznei enthalten war, und dieses Wissen fand er beruhigend. So konnte er gezielt behandeln, und der Stolz erfüllte ihn. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er nichts von seinem plötzlich auftauchenden Besuch mitbekam und sich dann zu Tode erschrak, als er ein Rumpeln hinter sich am Medizinschrank wahrnahm. „Waahh, du sollst mich nicht immer so erschrecken! Und was zum Teufel suchst du da? Du bringst mir die ganze Ordnung durcheinander!“ Der kleine Arzt konnte es nicht leiden, wenn man sich bei seinen Vorräten selbst bediente. Und schon gar nicht, wenn der Patient in Bezug auf Wechselwirkungen von Medikamenten, Therapieansätzen und ärztlichen Behandlungstipps sowieso komplett beratungsresistent war. „Das Schmerzmittel stelle ich gerade her. Da ist nichts mehr im Schrank. Und soviel, wie du davon wegen deiner Schulter frisst, dürfte ich dir eh nichts mehr geben. Deine Leber müsste schon einen Nervenzusammenbruch haben. Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ Er wollte es schon aufgeben, doch als sein Patient inne hielt und tatsächlich die Schranktür schloss, versuchte er es noch einmal. „Ich habe dir schon unzählige Male gesagt, das ist Verschleiß durch die vielen Kämpfe. Ich kann da nichts machen. Du schonst dich ja einfach nicht.“ „Jawohl, Herr Doktor!“ unterbrach Zoro höhnend die Gardinenpredigt des Rentiers. „Ich habe dir was mitgebracht.“ Diesen letzten Satz sprach der Hanyô mit einem Unterton in seiner Stimme, dass es Chopper für den Bruchteil der Sekunde in Mark und Bein gefror. Erstaunt blickte er dann auf einen Briefumschlag. Er ließ sich unterrichten, dass die Postmöwe das Schreiben gerade erst oben im Krähennest an ihn ausgeliefert hätte, während er eben dort oben trainierte. Sonst hätte er es wohl gar nicht bemerkt, hätte er wieder einmal geschlafen. Eine feine Handschrift auf dem Kuvert gab bekannt: An alle Prismenträger. Ein Absender fehlte, der Poststempel jedoch stammte aus Raftel. "Zoro? Als wir letztes Mal eine Nachricht von einer Postmöwe bekommen hatten, hat sich mein ganzes Weltbild verschoben." "Ach, Chopper. So schlimm war es nun auch wieder nicht." Doch das Rentier war mehr als entsetzt, während Zoro lediglich verwundert war und versuchte, das Rentier aufzuziehen. Eine hitzige Diskussion brach aus. Keineswegs wollte Chopper jemals wieder durch verregnete Redline-Wälder stapfen und schon gar nicht aus Bambus. Und das ewige Eis und das Zwielicht bereiteten ihm Nachts unauslöschliche Erinnerungen, obwohl es schon mehr als zehn Jahre her war. Nein, er würde sich auf gar keinen Fall wieder solch einer Abenteuerführung anschließen. Zoro hingegen beachtete die Einwände gar nicht erst, denn dass das Rentier gefälligst mitzukommen hätte, stand eh vollkommen außer Frage. In ihm taten sich andere Fragen auf. Er war der letzte Überlebende, der zuletzt ein Prismenträger war. Wie auch immer hatte damals das rote Prisma ihn auserkoren. Als sich die Prismen später wieder selbst zum reinweißen Licht verschmolzen hatten, war die Zeit des blauen Trägers gekommen: Kivi starb noch im Prismensaal und verschwand vor seinen und Smokers Augen. Die fette Kröte Samakko hatte er eigenhändig in die ewigen Jagdgründe geschickt. Das gelbe Prisma hatte ihr nichts genutzt. Und damit war die Ära der Prismenträger beendet gewesen. Wer also hatte noch Erinnerungen, konnte Raftel erreichen und solch einen makaberen Brief verfassen? Nur einem Hanyô oder einem Kerzenbesitzer war dieser Sprung in eine andere Welt am Ringporneglyph erlaubt. Der Inhalt des Briefes war noch rätselhafter und nannte nur ein einziges Wort: Erwache! Ihm fiel nur eine Lösung ein und die schmeckte ihm ganz und gar nicht. Wenn es überhaupt noch jemanden gab, den man befragen könnte, so müsste er unweigerlich nach Mariejoa reisen und Yurenda aufsuchen. Ohne, dass er es wollte, spürte er, wie sich für einen kurzen Moment seine Faust ballte und die Fingernägel ins Fleisch drückten, bis die Haut weiß wurde. Erst der feine, kaum merkliche Schmerz in der Hand holte ihn aus seinen Gedanken zurück, und nun registrierte er erst, dass Chopper bereits an Schweißausbrüchen und Schnappatmungen litt und sich an seinem Bein verklammert hatte. Er hob das Bein an und fragte trocken nach unten: „Geht's wieder?“ „Nein! Was hast du jetzt vor?“ „Die Crew zusammentrommeln und Luffy überzeugen, dass wir eine kleine Kursänderung haben. Und zwar nach Mariejoa.“ Dem kleinen Arzt schlackerten die Ohren, doch wenn Zoro sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man ihn nicht davon abbringen. Auch wenn Freundschaften darunter zu leiden hätten. Langsam beruhigte er sich wieder und trottete mit hängendem Kopf hinter seinem Nakama hinterher in Richtung Aufenthaltsraum. Das würde böse enden. Mit Sicherheit. Davon war er überzeugt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)