Tagträume und die bittersüße Realität von Chokkan7_12 (Trafalgar Law x OC) ================================================================================ Kapitel 20: Für mich -------------------- Die Zeit schritt weiter voran. Unsere Wunden heilten langsam, doch sie heilten. Das war das Wichtigste. Luffy war inzwischen wieder so fit, dass er nicht auf der Sunny, sondern auch auf der „Death“ Unruhe zu stiften begann. Mehr als einmal versuchten die Heart-Piraten daraufhin, ihn von Bord zu werfen, doch ohne ihren Käpt’n wirkten sie längst nicht so furchteinflößend als dass irgendjemand – geschweige denn Luffy – auf sie hörte. Während ich Tag für Tag an Laws Bett saß, hörte ich meinen derzeitigen Käpt‘n oft durch das U-Boot toben. Und meistens gleich darauf auch die Stimmen der wütenden Heart-Piraten. Ich war meinen Rollstuhl endlich los, da meine Wunde im Bauch endlich genug verheilt war. Anfangs hatte ich riesige Schwierigkeiten damit, wieder selbstständig zu gehen. Da Luffy auch sehr viel Zeit auf der Death verbrachte, half er mir meistens auf das U-Boot und machte dann das ganze Gefährt unsicher. Ich wollte wieder mehr Zeit mit den Strohhüten verbringen und mich nicht mehr von ihnen von vorne bis hinten bedienen lassen. Daher verließ ich zu den Essenszeiten die Death, um auf der Sunny mit den Strohhüten gemeinsam in der Kombüse zu sitzen. Einige Mitglieder der Heart-Piraten, insbesondere Bepo und Shachi, begleiteten mich auch hin und wieder. Wahrscheinlich, um der nach wie vor gedrückten Stimmung auf der „Death“ zu entgehen. Ihr Käpt‘n war immer noch nicht aufgewacht. Es schien so, als würde er sämtlichen versäumten Schlaf nachholen und sich weigern aufzuwachen. Chopper hatte mir zwar immer wieder mitgeteilt, es würde ihm von Tag zu Tag besser gehen, doch ich glaubte ihm schon lange nicht mehr. Wenn dem wirklich so wäre, wäre Law längst wieder auf den Beinen. So wie Luffy. Laws ehemals gebräuntes Gesicht war nach wie vor kalkweiß. Das Beatmungsgerät piepte tagtäglich monoton vor sich hin und ersetzte die Aufgabe seiner Lungen. Die Schnittwunden in seinem Oberkörper und auf seinen Armen wurden jeden Tag neu verbunden. Zum Glück hatten auch sie längst zu heilen begonnen. Ich las ihm weiterhin aus meinem Geschichtebuch vor, hielt seine rechte Hand stundenlang, fuhr die tätowierten Buchstaben auf seinen Fingern nach. So wie er es getan hatte, als es mir schlecht ging, wich ich ihm nur von der Seite, wenn ich mich mit den Mugiwara no kaizoku zum Essen traf. Auch wenn ich keinerlei Gesangstalent besaß, sang ich ihm manchmal auch Lieder vor, die mir einst meine Mutter beigebracht hatte. Und wenn ich ihn verließ, bekam er immer einen Kuss auf seine Stirn. Es war mir egal, wie er im Wachzustand reagiert hätte. Ich war mir so sicher über seine Gefühle für mich. Mit einem Mal mitten im Kampf hatte ich es begriffen. Dass er für mich mehr fühlte, als Freundschaft. Er konnte es mir nicht sagen und wahrscheinlich hätte er es auch nicht getan, wenn er es gekonnt hätte. Doch das war mir egal. Er brauchte mich gerade sehr. Deshalb ließ ich ihn niemals unnötig allein. Und wenn ich es tat, sah ich stets zu, dass jemand bei ihm war. Oft war es Bepo. Manchmal sicherte mir auch Robin ihre Unterstützung zu. Sogar Zoro hatte einmal eine Nacht lang auf Law aufgepasst. Das hatte der schweigsame Schwertkämpfer zwar wohl eher für mich, als für Law getan, doch für mich war die Hauptsache, dass der Käpt’n der Heart-Piraten nicht lange alleine war. Der Kampf, den er gerade ausfechten musste, jener zwischen Leben und Tod, war bestimmt hart genug. Das durfte er einfach nicht alleine durchstehen. Ein paar Mal hatte ich Chopper gefragt, warum es eigentlich so schlecht um den Chirurgen des Todes stand. Aber der Schiffsarzt der Strohhüte hatte sich immer nur rausgeredet und mir keine klare Antwort gegeben. Ich war zwar kein Arzt, doch ich wusste, dass da etwas nicht stimmen konnte. Natürlich war er relativ schwer verwundet gewesen. Aber Luffy war, soweit ich wusste, noch schwerer verletzt gewesen und der tollte schon wieder durch die Gegend – wenn auch noch mit gewissen Einschränkungen. Da war etwas, dass der kleine Arzt mir verschwieg und ich konnte es einfach nicht aus ihm herauskitzeln. Eines Nachts saß ich wieder an Laws Bett. Ich streichelte seine Hand und las ihm eine Geschichte vor, die ich an jenem Tag geschrieben hatte. Als ich geendet hatte, fragte ich ihn nach seiner Meinung. „Wie findest du sie?“ Dann machte ich eine kurze Pause. „Ja, da stimme ich dir zu. Der Ausdruck könnte noch etwas feiner sein. Ich werde daran arbeiten.“ Wieder machte ich eine Pause. „Wie fühlst du dich? Chopper meint, er kann nicht genau sagen, ob und wie viele Schmerzen du hast. Ist es noch erträglich für einen starken Mann wie dich?“ Jetzt schwieg ich für längere Zeit. Währenddessen öffnete sich die Tür und Chopper trat wieder einmal ein. „Yume-chan, hier, deine Medikamente.“ Er reichte mich eine Handvoll Tabletten und einen Becher mit Wasser. Das machte er jede Nacht. Er wusste, dass ich erst schlafen ging, wenn mir die Augen zufielen. Deshalb hatte er mich medikamentös so umgestellt, dass ich auch nachts Medizin von ihm bekam, damit ich am Tag in Ruhe schlafen konnte, ohne dass er mich deswegen wecken musste. Ich erhob mich und trat an das andere Ende des Raumes. Nach wie vor hielt ich es nicht aus, wenn Chopper Law untersuchte. Das setzte meinem weichen Herzen einfach zu sehr zu. Als Chopper fertig war, stellte ich wieder meine übliche Frage: „Chopper-kun, willst du mir nicht endlich sagen, warum es ihm so schlecht geht?“ Das kleine Rentier antwortete nicht und notierte sich etwas auf seinem Klemmbrett. „Bitte, Chopper-kun“, wiederholte ich eindringlich und spürte plötzlich heiße Tränen in meinen Augen. Als er aufsah und das bemerkte, traten auch ihm die Tränen in die Augen. „Es muss so hart für dich sein, Yume-chan“, sprach er aus und wischte sich mit der Hand über die Augen. Auf meinen verständnislosen Blick hin fügte er hinzu: „Robin hat uns alle eingeweiht. Sie hat die starke Vermutung, dass du und Law euch… sehr nahe steht. Dass ich das nicht gemerkt habe, bei all den Anzeichen zuvor… Aber das ist auch nicht mein Gebiet.“ „Chopper-kun“, schluchzte ich und wischte hektisch über mein Gesicht, „Ist es, weil er sich rund um die Uhr um mich gekümmert hat? Hatte er deswegen gesundheitliche Probleme?“ Chopper-kun schluchzte nun ebenfalls und wurde vom Rentiermenschen zum kleinen Rentier. Mit der nun zum Huf gewordenen Hand versuchte er nach wie vor, seiner Tränen Herr zu werden. „Yume-chan…. Law hatte Nächte lang überhaupt nicht geschlafen. Er hat kaum etwas gegessen. Außer nach dir zu sehen und zu trainieren hat er kaum etwas gemacht. Den Rest der Zeit über hat er die Kampfstrategien mit Nami geplant. Bepo hat mir erzählt, dass er immer wieder heimlich auf der Sunny war, um nach dir zu sehen. Deswegen hat er dich wahrscheinlich auch so schnell gefunden, als du mit deiner aufgebrochenen Wunde auf der Insel zusammengebrochen bist. Law hat… seine eigene Gesundheit für dich aufs Spiel gesetzt. Und das in einem Ausmaß, dass es ihn das Leben kosten könnte.“ Langsam und mit geschocktem Blick wandte ich meinen Kopf zu Law. „Nein“, dachte ich wieder einmal, wie so oft in letzter Zeit. Nein. Nein. Nein. All meine Beherrschung der letzten Zeit löste sich binnen einer Sekunde in Luft auf. „Laaawww!!!“, heulte ich auf und stürzte zu ihm. Ich packte seine Hand und hielt sie mir an das tränenüberströmte Gesicht. „Bitte wach auf! Seit ich dich kenne, will ich nicht mehr sterben! Bitte lass mich nicht allein in dieser grausamen Welt! Zusammen können wir alles schaffen! W-weißt du noch…“ Ich musste mich unterbrechen und schniefen. Dann wiederholte ich: „Weißt du noch, als du zu mir gesagt hast, dass sich jemand, der schwach ist, seine Todesart nicht aussuchen kann? Du bist so stark, dass du wählen kannst! Und nicht nur, wie du stirbst, sondern auch wann! Bitte bleib hier! Tu’s für mich!“ Schluchzend drückte ich seine schlaffe Hand gegen meine tränennasse Wange. Nur am Rande nahm ich wahr, wie Chopper einige Meter von mir entfernt ebenfalls hemmungslos heulte. Und dann fühlte ich plötzlich etwas. Eine Art Zucken. Verwundert starrte ich auf meine Finger. Zitterte ich etwa, weil ich mich gerade so aufregte? Nein, meine Hand war ganz ruhig. Aber Laws Hand nicht. Die Fingerkuppen bewegten sich. In unregelmäßigen Abständen bog und streckte sich das letzte Fingergelenk. „Chopper!“, rief ich aus, „Law… bewegt seine Hand!“ „Was?!“, schrie Chopper fassungslos und eilte sofort zu mir. Vorsichtig legte ich Laws Hand wieder aufs Bett. Die Finger zuckten weiter, schneller, öfter. Und dann zuckten auch seine Augenlider. Es dauerte ewig, aber irgendwann schlug er sie flatternd auf. Er starrte gegen die Decke und röchelte merklich. „Einen Moment!“, sagte das kleine Rentier hastig, stellte die Beatmungsmaschine ab und befreite Law davon. Der Chirurg des Todes hustete erst einmal lautstark, kaum war er die Maschine los. Dann atmete er einige Male tief durch. Dabei hielt er die Augen fest zusammengekniffen. Chopper und ich starrten ihn nur an, da wir nicht wussten, ob er bei Bewusstsein bleiben würde. Doch kaum hatte er genug Kraft zu sprechen, sagte er: „Danke… Yume-ya.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)