Psychisch instabil von mauzimaumau ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Stephen hat es geschafft, keine Ahnung wie, mich mit in den Garten zu schleppen. Er machte dort irgendetwas an einem Rosenbeet, das mich in seiner weißen, vollen Blüte ansah. Ich saß auf einer Steinbank ohne Lehne, die eigendlich dafür gedacht war, das man sich den Innenhof der Anlage ansah und nicht die graue Hauswand vor der die Rosen standen. Neben ihm hockte unser Neuzugang, dessen Name ich übrigens immer noch nicht weiß. Stephen redet mit ihn, ruhig und leise um ihn nicht zu verschrecken. Der Junge lächelt nur und nickt ab und zu mal. Redet tut er selten und wenn doch, sehr leise, sehr wenig und in einer mir unbekannten Sprache. Manchmal erkenne ich darin harte Töne des Russischen, aber insgesamt klingt es eher... singend. Insgesamt wirkte er wie ein schüchternes Kind, dass in einem viel zu großem Körper steckte. Ich war für selektiven Mutismus, auch wenn das bedeutete, dass er sich schon an Stephen gewöhnt hatte. Und seltsamerweise auch an mich. Auf jeden Fall hockten die beiden vor dem Beet und fuchtelten mit ihren Händen in den Rosen rum. Ich saß daneben, auf der Bank, und fragte mich wie lange es wohl noch dauern würde, bis etwas passiert. Ich überlege, wer zuerst dran glauben müsste- Stephen mit den großen Händen oder der Junge mit den ungeübten Bewegungen. Der Rest des Innenhofes wahr mit hüfthohen Hecken durchzogen und symetrisch angeordnet. Es war der, der noch zur alten Anstalt gehörte. Dort war die Bibliothek untergebracht, im Erdgeschoss die Besucherräume, weiter oben das Sekräteriat und einige Gesprächstherapie-Räume. Hier war auch mein Sitzungszimmer, allerdings auf der anderen Seite des Gebäudes. Mit Aussicht auf den Garten des grossen Neuanbaus von 2001. Ich habe mittlerweile von der sitzenden in die liegende Possition gewechselt, da die Bank aber zu kurz ist hängen auf der einen Seite meine Füße und auf der anderen mein Kopf in der Luft. So beobachte ich die Beiden jetzt kopfüber, was mit der Zeit Nackenschmerzen hervorruft. Die Sonne scheint mir auf den Körper und wärmt ihn von oben, während mir von unten der Stein die Wärme wieder entzieht. Irgendwann werden die beiden vor mir langweilig und ich sehe mich, immernoch verkehrtherum, im Rest des Hofs um. Es gibt noch ein paar weitere Patienten, alle entweder allein oder in kleinen Gruppen aus 2-4 Mann. Manche sitzen, manche stehen, viele reden und die anderen schweigen. Ich höre Vögel zwitschern, rieche Gras und Stein und Erde. Das wird wohl einer der wenigen schönen Tage vor dem Herbst werden. Schließlich entscheide ich mich dafür das voll und ganz auszukosten, lege mich richtig auf die Bank, wobei meine Füße schon wieder so weit runter hängen, dass das Grass mich kitzelt, und schließe die Augen. Ich wache wieder auf, weil durch meinen Körper ein Gefühl der Kälte schlich. Meine Beine würden noch von den Strahlen erwärmt, aber meine obere Hälfte nicht. Ich kam zu dem Schluss, das ich in jemandes Schatten war, und wog ab, ob ich mich bewegen sollte oder nicht. Ich hörte undeutliches Gemurmel und tapsende Schritte neben mir. Als ich die Augen öffnete waren über mir zwei große rehbraune Augen, die sowohl mich als auch die Umgebung nervös musterten. Er stand nicht still sondern bewegte sich von einem Fuß auf den anderen, was von meinem Punkt aus ein witziges Schwanken ergab. Ich setzte mich auf und sah mich nach Stephen um. Er war weg. "Wo ist Stephen?" gähnte ich und strecke meine Arme in die Höhe. Er antwortet mit etwas lauterem Gemurmel, wobei er anscheinend fast jedes Wort zweimal anfangen muss, bevor das richtige rauskommt. Dann wendet sich sein Blick kurz unsicher vor seinen Füßen zu meinem Gesicht, bevor er wieder auf seine hin und her tapsenden Füße starrt. "Er ist niedergeschlagen, weil er sich nicht verständigen kann." sagt Ruvik hinter mir, während er seine Hände auf meine Schultern legt. Ich lehne mich nach hinten an ihn an. "Muss schwer sein, wenn man sich nicht verständigen kann." bemitleide ich ihn, wofür mich Ruvik missbilligend ansieht. Das Tapsen der Füße wird schneller und er murmelt wieder etwas, noch unverständlicher als vorher. Nochmal blickt er mich unsicher an. Dann kurz Ruvik, bevor er auf seine Hände schaut. "Er fragt, ob er sich neben dich setzen darf." Ich blicke Ruvik kurz prüfend an, allerdings kann ich durch die Sonne sein Gesicht nicht sehen. Ich wende mich wieder zum tippelnden Wesen vor mir um. "Na komm schon, setz' dich. Das kann ja niemand mit ansehen." Die braunen Augen sehen mich kurz an, dann setzt er sich neben mich. Mir fällt auf das ich nicht mal seinen Namen kenne. Stephen wahrscheinlich schon. Ich könnte ihn fragen, aber er ist nicht da. Wo bleibt der eigentlich? Es kann doch sein das er so ewig braucht um sich ein blödes Pflaster auf den Finger zu kleben. Die Wolken am Himmel bilden kleine Schäfchen und im selben Moment in dem ich das denke, will ich mich selbst schlagen. Also versuche ich über irgendwas sinnvolles nachzudenken. Es gelingt mir nicht wirklich. "Wie heißt du eigentlich, Kleiner?" frage ich. Er rang mit seinen Händen, schenkte ein bisschen vor und zurück öffnete den Mund ein Paar mal und stammelte schiesslich ein leises, "P...P-Pascha." "Klingt slawisch." kommnetierte ich. Er sah mich unsicher an. "Russisch oder Polnisch." erklärte Ruvik hinter mir. Seine braunen Augen glänzten kurz als er ihn ansah, bevor er den Blick wieder auf seine Hände senkte und... lächelte. Er sah zufrieden aus. Ruvik schnaupte kurz unzufrieden hinter mir. Er hatte keine Kontrolle, den der Junge hatte keine Angst vor ihm. Sonst gab es niemanden der keine Angst vor dem bösen, verbrannten Mann gibt. Mich ergriff das Gefühl das der Junge ihm, ... Pascha uns guttun würde. Wir saßen noch eine Weile so da, Pascha neben mir und ich nach hinten an Ruviks Bauch gelehnt. Ruvik begann irgendwann seine Hand von meiner Schulter zu heben und in meinen Haaren rumzufummeln. "Kann es sein das du 'nen Haarfetisch hast, Ruvik?" "Halt die Klappe." sagte er viel zu schnell. Ich kicherte. "Der Junge beobachtet uns. Er hält uns für ein Paar." sagte Ruvik mit einer Stimme, die nicht sagen lies ob er es gut oder schlecht fand. "Sind wir nicht." sage ich an den Jungen gewendet. "Obwohl ich es verstehen kann. Wir sind und viel näher als viele Pärchen. Obwohl wir weder knutschen noch uns gegenseitig dabei auffressen." "Ach, findest du?" fragt er belustigt. "Du fühlst jeden Tag in meinem Kopf rum, hört jeden meiner Gedanken und kontrollierst sogar meinen Schlaf. Seit ich drei Jahre alt bin. Wenn das nicht intim ist, weiß ich nicht weiter." erkläre ich. Ich hatte das Gefühl er war für einen kurzen Moment sprachlos, aber es knn auch sein das er kurz darüber nachdachte. Bevor er antwortete kam Stephen wieder. "Du redest doch nicht etwa mit Pascha, oder?" fragte er lächelnd. "Ja, ja, lach über mich. Ich rede mit Ruvik." gebe ich angesäuert zurück. "Warte, du weißt wie er heißt?" "Natürlich, wir verbringen schon die ganze Woche zusammen. Ich hab 'ne Schwester gefragt." sagte er und gab mir einen verwirrten Blick. "Du hast neben mir gestanden." ich versuchte kurz mich zu erinnern. "Ach, die neue aus meinem Block? Wie hieß sie Leuchtturm? Und ich hatte mich schon gefragt warum du mit ihr redest." "Leuchtmann und sie heißt Sandra. Sie ist für dich seit fast einen Monat verantwortlich, du hast ihr mal die Karte geklaut und sie öffnet dir immer die Tür, und du kannst dir nichtmal ihren Namen merken?" Er war wütend darüber. Etwas daran störrte ihn, aber ich verstand nicht was. "Sie ist uninteressant und ich kann sie nicht benutzen. Warum sollte ich mir ihren Namen merken?" gab ich zurück. "Das schlimmste daran ist, das du wirklich so denkst. Wahrscheinlich auch über mich." "Wir wollen hier mal nicht vergessen, wer wem am Anfang gewürgt und dann 'ne Woche gestalkt hat. Und ich streite nicht ab das ich bei meiner Freundschaft mit dir keine Hintergedanken hatte." Er seufzt und mustert mich danach noch eine Weile. "Warum musst du immer die Wahrheit sagen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Tja, ich bin halt ein guter Mensch." Und brachte uns beide damit zum stillen Lachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)