Psychisch instabil von mauzimaumau ================================================================================ Kapitel 7: Subjekt Nr. 15 ------------------------- Wieder stehe ich vor dieser Tür, in diesem Zimmer. Wieder bin ich hier, obwohl ich nicht weiß wie ich hier her gekommen bin. Warum ich trotzdem hier bin? ...Ehrlich esagt weis ich es nicht. Die Tür ist aus dunklem Holz, sehr dickem Holz. Alle Türen sehen hier so aus. Es ist ein sehr altes Anwesen. Es gibt kaum richtige Lampen und wenn sind die groß und sperrig. Sonst gibt es nur Kerzen auf goldenen, alten Kerzenständern. Allgemein ist es hier sehr dunkel. Nicht die Art von Dunkelheit die einem einen Schauer über den Rücken laufen lässt, sondern die angenehme, gemütliche Dunkelheit, die einem Geborgenheit bringt. Ich öffne die schwere Tür und trette auf den Flur hinaus. Der lange Teppich, der überall auf den Fluren ausgelegt ist, fühlt sich hart unter meinen Füßen an, aber immer noch weicher als der polierte Ebenholzboden, auf dem er liegt. Links und rechts sind wieder Kerzen angebracht, die alles in ein warmes Licht hüllen. Ich entscheide nach links zu gehen. Immer wieder komme ich an großen, impossanten Türen, Spiegeln und Gemälden vorbei. Mir ist egal wohin ich gehe, den ich kenne dieses Haus in und auswendig. Der Flur endet und biegt nach links ab. Ich folge ihm. Der Flur führt in einen größeren Raum mit einer Treppe, die erstaunlicherweise wie alle Treppen in diesem Haus, trotz ihres Alters, niemals knarzt. Ich wende mich wieder dem weiterführendem Flur zu, als ich eine Kinderstimme höre. Die Stimme eines Jungen. "Laura? Wo bist du? Komm raus, ich weiß das du hier irgendwo bist!" Ich sehe ihn hinter mir. Die Gestalt eines 10 Jährigen Jungen aus weißem, strahlendem Nebel. Komischerweise, trägt er ein ordentliches Hemd mit gerader Hose. Untypisch, für einen normalen Jungen. Er läuft auf mich zu, sieht mich aber nicht. Er dreht nach rechts ab und öffnet eine der Türen. "Laura?" Ich gehe ihm nach, als er in dem Raum verschwindet. Dort sehe ich ihn das Zimmer ganz genau untersuchen. Er öffnet gerade den Schank und muss kurz darauf husten, bevor er ihn wieder schließt und sich dem Schreibtisch zuwendet. Als er dort auch nichts findet, höre ich ein leises kichern. Sofort dreht er sich wieder zur Tür und geht geradewegs auf mich zu. Er geht durch mich hindurch, wieder auf den Flur. Nochmal muss er niesen. Wieder ertönt das kichern. "Das ist nicht witzig, Laura!" Er geht wieder auf die Treppe zu, an der er kurz stehen bleibt und sich suchend umsieht. Als er hinunter geht, folge ich ihm und bleibe ungefähr auf der Hälfte stehen. In der Mitte des Raumes bleibt er stehen und blickt um sich, bevor er auf einen weiteren Schrank zugeht. Ich sehe wie eine weitere Gestalt hinter dem Sofa aufblickt und den Jungen beobachtet, der weiter auf der anderen Seite des Raumes sucht. "Ich weis das du hier bist. Ich kann dich kichern hören." Wieder kichert sie und duckt sich schell hinter das Sofa, bevor der Junge sich umdreht und sie sehen kann. Der läuft jetzt genau auf sie zu und bleibt vor dem linken Sessel stehen um hinter ihn zu sehen. Sie schleicht hinter den anderen Sessel, da er danach hinter das Sofa sieht. Sie läuft schnell hinter ihm lang um hinter den linken Sessel zu kommen. Nun sieht er hinter den anderen Sessel, ehe er sich nocheinmal suchend umblickt. Wieder geht er in die Mitte des Raumes und dreht sich langsam um sich selbst. Sie schaut vorsichtig über die Sessellehne, während er unter die Treppenstuffen guckte. Leise schlich sie hinter ihn. Er richete sich wieder zu seiner vollen Größe auf, sah in den Raum und schien zu überlegen. Laura schlich noch eine ganze Weile hinter ihm her während er sich suchend im Zimmer umblickte. "Komm raus, Laura! Ich habe sowieso schon gewonnen." Sie musste lachen woraufhin er sich schnell umdrehte und ebenfalls lachen musste. Ich lächelte auf der Treppe vor mich hin als ich hinter mir Schritte hörte. Oben am Treppengeländer lehnte Ruvik mit verschrenketen Armen und beobachtete die beiden beim Lachen. "Sie hat dich ganz schön an der Nase herumgeführt." sagte ich während sich die beiden Gestalten unten auflösten. "Ich habe trotzdem Gewonnen, sie hat sich selbst eine Falle gestellt." Er sah immernoch auf die Stelle an der such die beiden aufgelöst haben. "Wie das?" fragte ich und begann die Stufen hoch zu gehen. "Sie konnte sich nicht ewig verstecken und es gibt nur drei Ausgänge aus diesem Raum. Das Fenster, die Tür und die Treppe." Er zeigte dabei auf alles. "Das Fenster konnte sie mit ihrem Kleid nicht benutzen, die Tür quischt unerträglich und die Treppe ist zu lang. Ich hätte sie auf jeden Fall bemerkt." Kurz bevor ich ihn erreiche, löst er sich vom Treppengeländer und geht in Richtung weiterführender Flur. Er teleporiert sich zum Ende des Ganges und läuft dann nach rechts. Irritiert blicke ich ihm nach. Will er das ich ihm folge? Meine Gedanken werden unterbrochen und ich schrecke zusammen. Ich höre Musik. Ein Klavier. Er spielt auf dem Klavier, im Musikzimmer. Das Stück das er immer spielt. "Claire de Lune"... Kurz lasse ich mich von der Musik treiben, ehe ich mich auf den Weg ins Musikzimmer mache. Den Weg durch das Studienzimmer. Ich liebe das Studienzimmer, alles voller Bücher. Bücherregale, rund um den großen Schreibtisch in der Mitte angeordnet und hinter dem Schreibtisch eine leiter die auf die Zweite Ebene, voll mit Büchern führt. Ich bin kurz am Überlegen, ob ich nicht hier bleiben und Bücher zur Musik lesen sollte, entscheide mich aber dagegen. Ruvik hat äuserst gute Laune, wie das aufgeräumte Heim zeigte. Wenn ich hier bin schleichen überall Ghuls herrum, die alles lebende liebendgern zerfetzten. Man kann durch keines der Fenster sehen, hinter sogut wie jeder Ecke ist Blut und alles ist voller Spinnenweben und Staub. Gut, also weiter. Als ich den Eingangsaal betrete, wird die Musik immer lauter. Sie durchfließt meinen Körper und eine wohlige Wärme steigt auf. Der Empfangssaal ist hell beleuchtet und im Mamorboden kann ich mich selbst und jede einzelne Kerze erkennen. Er hat wirklich wunderbare Laune. Die Frage, von der ich nicht weiß, ob ich sie wirklich beantwortet haben wollte ist: Warum? Warum zum Teufel, hat er so gute Laune? Lebt jemand? Ist jemand gestorben? Ist irgendwas amüsantes passiert? Ein erfolgreiches Experiment? Eine richtige Hypothese? ... Der neue Spiegel? Oder er hat wieder jemanden in den Wahnsinn getrieben? Jemanden den Kopf seziert? Die Musik wird energischer und ich beschließe, dass ich vielleicht noch vor Ende des Stückes im Musikzimmer sein sollte. Also öffne ich die Tür und gehe durch den eher kurzen Flur bis ich seinen Rücke sehe. Komischerweise, trägt er nicht wie sonst seinen Kapuzemantel, sondern ein gebügeltes, blütenweißes Hemd und eine schlichte, dunkelblaue Hose. Ohne zurückzublicken, bemerkt er das ich hinter ihm bin und rückt während des spielens ein Stück nach rechts. Er erwartet anscheinend das ich mich neben ihn setze, was ich kurz darauf tue. Seine Finger schweben schnell über die Tasten und spielen dieses Stück perfekt. Keine Noten, kein Taktanzeiger, er hat sogar die Augen geschlossen. Es ist wirklich faszinierend ihn beim Spielen zuzusehen, den dann ist er voll in seinem Element. Nicht nur seine Finger spielten, sondern sein ganzer Körper. Er lächelt sogar. Ein zufriedens Lächeln. Klein, fast nicht zu sehen, aber da. Nachdem ich mich neben ihn auf den Hocker gesetzt habe, öffnete er kurz die Augen. Seine grauen Augen sahen mich voller Wärme an und in eben diesen Augen blitzte etwas auf. Ein Funken. Ich wusste nicht was es wahr, aber es war atemberaubend. Ich denke ein Hauch der Genialität die er als kleiner Junge hatte. Die Neugier, der Wissensdurst und die tiefe Zufriedenheit mit sich selbst. Die Unschuld eines kleinen Jungen, der seine Schwester über alles liebte. Nicht die kalte, berechnende Genialität, die er sich nach dem Brand zugelegt hatte. Er schloss sie Augen wieder und wandte sich den Tasten zu. Als das Stück endete führ er ohne Pause mit dem Nächsten fort. "Für Elise" In der Mitte des Zimmers erscheint wieder die Gestalt von Laura, aus weißem Nebel. Sie tanzt. Ihre Haare fliegen durch die Luft, ihr Kleid wirbelt um sie herrum. Sie tanzt mit einer weiteren Gestalt, deren Gesicht aber nicht zu erkennen ist. Ein Mann, einen Kopf größer als sie, in Anzug und Krawatte. " Wer ist er?" frage ich, gebannt von dem Schauspiel das sich vor mir bietet. "Subjekt Nr.15. Er hieß Adam Lores. Die Schwester meines Vaters hat in die Familie Loras eingeheiratet, deshalb kammen sie oft zu Besuch. Er war verzaubert von Laura, sie mochte ihn aber nicht besonders. Aber sie musste, der Höflichkeit halber, immer mit ihm tanzen, während ich spielte." Die beiden Gestalten lösten sich und verschwanden. Die Musik stoppte und ich sah wieder zu ihm. Er hatte seine Hände vom Klavier genommen und starrte wieder mit diesen kalten Augen auf die gegenüberliegende Wand. Sein Rücken war angespannt. Das Lächeln war verschwunden. Als ich wieder auf die Stelle blickte, auf der kurz sich kurz zuvor die zwei tanzenden Gestalten aufgelöst hatten, sah ich wieder zwei Gestalten. Einen Teenager. Das kann ich aber auch nur sagen weil sein Erwachsenes Ich neben mir sitzt. Er war schon damals sehr groß gewachsen und die Bandagen die über seinen ganzen Körper gewickelt waren machten eine genaue Altersschätzung sogut wie unmöglich. Über den Bandagen trug er ein gebügeltes Hemd und eine einfache Hose. Er ging um eine andere Gestalt herrum, die an einen Stuhl gefesselt war. Dann hörte man ein leises klicken. Die Art klicken, die ein Tonband von sich gab, wenn es abgespielt wurde. Und tatsächlich, nach einem kurzen Rauschen begann eine Männliche Stimme nüchtern zu reden. "Subjekt Nr.15. Männlich, 19 Jahre alt. Gesundheitszustand und Gehirnfunktionen: Durchschnittlich." Man hörte den jungen Mann im Hintergrund auf dem Stuhl wimmern. "Ich teste zum zweiten mal die Auswirkung der elektrischen Erregung von Bereich F-7, der Neocortex-Region. Erwarte kein anderes Ergebniss als beim ersten Mal." Ruviks Gestalt ging hinter dem jungen Mann in Stellung und überprüfte nochmal die Medizinischen Instrumente, die neben ihm, ordentlich ausgebreitet auf einem kleinen Tisch lagen. Man konnte nur ein paar kleine Wortfetzen von dem verstehen was der Mann unter ihm flehte. Hauptsächlich war es ein "Bitte..." Als die Gestalt hinter ihm eine art Nagel an dessen Kopf hob, verschwand das Bild. Das Rauschen hörte nicht auf, es wurde nur von Schreien übertönt. Nach ein paar Sekunden hörten die Schreie abrupt auf. "Ergebniss wie erwartet. Experiment erfolgreich. Subjekt tot." Dann sagte das leise, zweite klicken, dass das Tonband zuende war. Ein paar Sekunden blickte ich gedankenverloren auf den Teppich. Wieder war alles alt und staubig, halb verrottet oder blutverschmiert. Aber vor allem war es wieder dunkel. Die Kerzen waren erloschen. Ich hörte das Keuchen und kratzen der Ghule vor der Tür. Ich sah wieder zu dem Mann neben mir. Er war inzwischen aufgestanden, und ließ das verstaubte Klavier hinter sich. "Du solltest aufwachen, Alice." war alles was er noch sagte bevor er seine Hand hob, mir seine Fingerspitzen auf die Stirn legte. Sie waren eiskalt. Dann wurde alles schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)