Kiss me hard before you go von Karo_del_Green ================================================================================ Kapitel 5: Die Zigarette danach ------------------------------- Kapitel 5 Die Zigarette danach Ich sehe Antony in den nächsten Tag nur in der Vorlesung und im Seminar. Alles nur kurz und sachlich. Jeden weiteren Kontakt meidet er. Ich werde langsam, aber sicher wahnsinnig und es beginnt richtiggehend in mir zu brodeln. Selbst Anni bescheinigt mir eine andauernde schlechte Laune, obwohl ich mich ihr gegenüber zusammenreiße. Ich habe ihr nichts von unserem letzten heißen, aber ebenso ernüchternden Zusammentreffen erzählt. Nichts von dem unglaublichen Sex, den wir in seinem Büro hatten. Nichts von der Abfuhr und auch nichts von dem Gefühlschaos, welches seither in mir wütet, wie ein Tornado samt Taifun. Ihr das alles zu verheimlichen, hat die Schwierigkeitsstufe unendlich und sorgt beim Herauskommen für mein direktes Ableben. Ein schlagartiges Game over. Sie wird ausflippen. Zu meinem Leidwesen hat die Zusammenkunft mit Antony deutliche Spuren hinterlassen. Zwei Bisse am Hals und an meinem Schlüsselbein, ich kann sie nur schwer verdecken. Und ich habe eine Prellung an der Hüfte, die mir der Türknauf eingebrockt hat. Das schmerzt jetzt noch. Blöd, dass ich an nichts anderes mehr denke als an seine köstlichen Lippen. An dieses feste, harte Fleisch, welches tief in mich eindringt. Ich habe wirklich versucht mich mit dem Gedanken anzufreunden. Dozent und Student. Mehr nicht. Doch ich schaffe es einfach nicht. Wenn ich meine Augen schließe, dann sehe ich die klaren ausdrucksstarken Augen, die mich in den Momenten der Lust gefangen nehmen. Der Gedanke ist jedes Mal gefolgt von einem intensiven Erzittern, welches durch meinen gesamten Körper jagt. Unkontrolliert und verlangend. Seine Stimme, die sich Millimeter für Millimeter in meine Haut brennt. Doch es ist kein unangenehmer Schmerz, sondern pure Wohltat. Ich will ihn. Ich will ihn nur noch mehr. Mit jedem Blick mehr, den er mir ungewollt und unbewusst schenkt. Im Flur, im Hörsaal oder auf dem Parkplatz. Ich weiß, dass es besser ist mich von ihm fern zu halten, doch ich suche seine Nähe. Das kurze Stelldichein in seinem Büro hat meine Gedanken und Gelüste nur noch verstärkt. Und Antony hat mich ebenso gewollt, wie ich ihn. So sehr, dass er seine neutrale Fassade nicht aufrechterhalten konnte. Ob ich der erste Student bin mit dem ihm das passiert ist? Vermutlich nicht. Doch ich hoffe, dass es so ist und ich der Einzige bin. Meine Gedanken hüpfen hin und her und das ernüchtert mich enorm. Ich schiebe mein Tablett samt Essensreste zur Seite und lasse meinen Blick über die Studenten in der Mensa wandern. Die Meisten sind geschäftig in Gespräche, Hausaufgaben oder mit Essen vertieft. Ich schaue in die unterschiedlichsten Männergesichter. Adrette, markante, weiche. Alles ist vorhanden, doch keines, was mich sofort fesselt, so wie es Antonys in der Bar getan hat. Wieder spüre ich das Kitzeln, welches ich schon damals empfunden habe. Ein kurzer Blick auf die Uhr und ich mache mich auf den Weg zum Seminar. Antonys Seminar. Bewusst setze ich mich eher abseits. Diesmal trägt er einen marinenblauen Pullover, der sich perfekt an die Konturen seines Körpers schmiegt. Die Farbe betont seine Augen. Seine Schenkel sind in eine lockere schwarze Stoffhose gehüllt und die dennoch seinen Hintern hervorhebt. Ich ertappe mich dabei, wie ich ihn anstarre. Seine perfekten Lippen. Sofort spüre ich das Bedürfnis sie zu berühren. Nur mit Mühe und Not schaffe ich es seinen Worten zu folgen und ertappe mich immer wieder dabei, wie ich ihn beobachte und dabei vergesse mitzuschreiben. Meine Aufzeichnungen sind dementsprechend löchrig. So geht es nicht weiter. Ich bleibe bis zum Schluss sitzen und erhebe mich erst, als der letzte Kommilitone durch die Tür verschwunden ist. Antony sammelt seine Unterlagen ein, schiebt die losen Blätter zusammen. Das leise Klopfen hallt durch den Hörsaal, als er sie begradigend auf das Pult schlägt. Er weiß ganz genau, dass ich noch da bin, aber er dreht sich nicht um. Ich habe seinen Blick gesehen, als sich der Raum leerte. „Können wir reden?" „Haben Sie eine Frage zum laufenden Stoff der Vorlesung?" Wieder das Sie. Er hält in seiner Bewegung innen. Ich seufze innerlich. „Nein" „Dann nutzen Sie meine Sprechstunden." Nicht sein ernst. Ich kann mir ein ungläubiges Raunen nicht verkneifen. Was er deutlich hört. Antony neigt seinen Kopf zur Seite. Ein kurzer Blick. Das kühle Blau seiner Augen schimmert. Damit lässt er mich stehen. Sprechstunde, das kann er haben. Ärger und Wut durch fahren mich. Dennoch brennt mein Herz. Ich brauche einen Moment um mich von der Abfuhr zu erholen und trotte über den Parkplatz Richtung WG. Ich höre das Zuschlagen einer Tür und blicke auf. Anthony steht vor seinem Kleinwagen. Nur wenige Meter von mir entfernt. Ein Déjà-vu. Ich bleibe stehen und er sieht mich an. Ich verberge meine Enttäuschung nicht und für einen kurzen Moment ändert sich etwas in seinem Blick. Nur minimal, nur kurz. Doch er steigt in seinen Wangen ein und fährt davon. „Blödmann!", rufe ich dem wegfahrenden Wagen hinterher und verstehe selbst nicht mehr, warum ich wegen dem bisschen guten Sex so an diesem Mann klebe. Er behandelt mich schlecht und allein das sollte mir Grund genug sein ihn zu vergessen. Doch ich kann es einfach nicht. Was ist es nur, weswegen ich ihn einfach nicht aus meinen Kopf bekomme? Es zermürbt mich langsam und es ist definitiv nicht gesund. „Gib's ihm!", sagt jemand laut neben mir. Ich drehe mich erschrocken um. Hinter mir steht ein großer, blonder Kerl. In seinen Händen hält er ein paar Autoschlüssel und lehnt sich lässig auf die geöffnete Autotür. „Hat er dir die Vorfahrt genommen?" Seine raue Stimme vibriert in meinem Ohr. „So in der Art! Ich betitele nur gern Leute als Blödmann", sage ich noch immer angesäuert und lächele schief. „Entschuldige, stehe ich dir im Weg?" Er winkt ab und ich höre, wie er mit dem Schlüssel in seiner Hand klimpert. „Ich sage lieber nicht, sonst bin ich der Nächste, den du Blödmann schimpfst.", kommentiert er. „Ach, nicht jeder kriegt von mir ein Blödmann." Er kommt auf mich zu und grinst schelmisch. „Und was muss man dafür tun?" „Frag lieber nicht...", sage ausweichend und leicht lachend. Ich mache ihm Platz und blicke noch einmal zu der Stelle, wo eben noch Antonys Wagen zu sehen war. Ich ärgere mich darüber, dass ich über Antonys Reaktion enttäuscht bin. Aber was habe ich erwartet? Er hat mir eindeutig gesagt, dass für ihn das Ganze beendet ist. Nur ein kurzer Spaß und es würde nie wieder passieren. Ich betrete den Gehsteig. Antony tut das, was für ihn am besten ist und ich sollte das auch. Doch was ist für mich das Beste? Ich habe keine Ahnung. „Hey, alles okay bei dir?" Erst jetzt merke ich, dass der große Kerl noch nicht in sein Auto gestiegen ist und drehe mich wieder zu ihm um. Ich lasse meinen Blick unbewusst über seinen Körper wandern. Seine blonden Haare sind locker gestylt und an seinem rechten Ohr befindet sich eine Unmenge an Piercings. Er trägt eine Lederjacke und eine enganliegende Jeans. Er hat einen guten Körperbau. Sein Gesicht ist scharf geschnitten, sehr maskulin. Irgendwie Attraktiv. Eigentlich genau das Gegenteil von Antony. Er wartet auf eine Antwort und ich bin mir sicher, dass er meine Blicke bemerkt hat. „Ging schon mal besser, aber alles halb so wild", gestehe ich, „Du studierst auch hier, oder?" Er lehnt sich gegen den Türrahmen des Autos und nickt. „Und du bist ein Erstsemester, oder?" „Oh, wow. Hat mir jemand ein fieses Schild an den Rücken geklebt, oder was?", frage ich beeindruckt, drehe mich einmal um meine eigene Achse umso zu tun, als würde ich danach suchen und habe eigentlich nie den Eindruck gehabt, dass ich so jung aussehe. Mein Gegenüber beginnt herzhaft zu lachen. Es ähnelt einem kehligen Brummen. „Lust auf ein Bier und ein bisschen quatschen? Um die Ecke gibt es einen netten Studentenschuppen.", erkundigt er sich lächelnd. Ich sehe ihn an und denke an das Klischee der höheren Semester, die sich an Erstsemester ranmachen um sie aufreißen. „Ich bin Luka", hängt er mit ran und ich sehe dabei zu, wie er die Autotür schließt. Seine Einladung überrascht mich und irgendwas tief in mir drin ist sogar geschmeichelt. Mein Zögern ist im Grunde nur Makulatur. Ich bin ein großer Junge und kann auf mich aufpassen. „Ben. Und klingt gut. Ich kann ein Bier vertragen", antworte ich. In mir brodelt noch immer die Wut über Antony. Ein wenig Spaß tut mir gut, rede ich mir ein und verdränge, dass es zu früh ist für Alkohol. Egal. Luka deutet in Richtung der Bibliothek und wir gehen ein paar Minuten. Luka ist bereits im fünften Semester und studiert Literatur und Journalistik. Sein Äußeres kann ich nicht mit der Tatsache in Verbindung bringen, doch die Art und Weise wie er spricht, zeigt deutlich den Umfang seines Vokabulars. Natürlich schreibt er für die Campuszeitung und das schon seit dem zweiten Semester. Er ist wirklich interessant. Ich berichte ihm von meinem Studiengang und erhalte die normale, hochgradig verwunderte Äußerung, ob das nicht schrecklich langweilig sei. Als wir an der Kneipe ankommen, geht er vor, hält mir die Tür auf und zieht mich dann direkt an die Bar. Wir bestellen zwei Bier und setzen uns an den hinteren Bereich des Tresens. „Okay, lass mich raten, du hast noch nichts von unserer Campuszeitung gehört oder auch nur ein Exemplar in der Hand gehabt?" Eine seiner Augenbrauen wandert nach oben und ich setze sofort einen entschuldigenden Blick auf, hebe abwehrend die Hände nach oben. "Hey, zu meiner Verteidigung möchte ich sagen, dass ich erst seit ein paar Wochen hier bin und mich daran erfreue jede Woche meine Vorlesungen wieder zu finden. Ich finde, dafür habe ich ein Lob verdient." Erneut perlt ein Lachen über seine Lippen und er nimmt einen Schluck aus seiner Flasche. „Akzeptiert, der Campus ist wirklich undurchsichtig, aber daran gewöhnst du dich schnell. Irgendwann kannst du, wie die anderen Studenten im Schlaf von A nach B gehen, glaub mir." „Na, ob das so erstrebenswert ist?", gebe ich zu bedenken und sehe Luka grinsen. „Schon Bekanntschaft mit Professor Stroud gemacht?", erkundigt er sich hinterher mit einem seltsamen Unterton. Ich runzele die Stirn und sehe ihn erstaunt an. Anscheinend weiß er einiges mehr über meinen Studiengang als vermutet. Er bemerkt meinen fragenden Blick. „Ich habe vor einen Jahr ein Interview für die Zeitung mit ihm geführt, daher weiß ich, dass er Professor für deinen Studiengang ist. Ein angesehener Mann, aber ein ziemlich arroganter Typ." „Ach ja?", entflieht es mir überrascht, „Ich komme dieses Semester wahrscheinlich nicht zu der Ehre ihn kennenzulernen. Er ist auf Studienreisen oder so ähnlich." „Ja, nach Thailand wahrscheinlich. Dort reist er gern hin für Studienzwecke!" Er betont das Wort Studienzwecke besonders und für einen kurzen Moment zucken sogar seine Hände nach oben um kleine Gänsefüße zu formen. Ich stocke, nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. „Wie meinst du das?", frage ich vorsichtig und sehe, wie sich seine Mundwinkel nach oben ziehen. Ein ebenso seltsamer Gesichtsausdruck. „Mein Guter, er geht dort auf den Vergnügungsmeilen flanieren und das nennt er dann Studienreise", erklärt er amüsiert. Es dauert einen Moment, bis mir die volle Bandbreite der Aussage klar wird und werde prompt etwas rot. Ich muss ihm vorkommen, wie der naiveste Kerl überhaupt. Ich greife Gedankenversunken nach meinem Bier und nehme einen Schluck der herben Flüssigkeit. „Hier auf dem Campus, erzählt man sich so Einiges über den werten Herrn Professor und natürlich auch über andere." „Nicht dein Ernst?" Klatsch und Tratsch auf dem Campus. Nichts Neues. Mein schockierter Gesichtsausdruck ist gespielt. Meines Wissens nach ist der Professor seit Jahrzehnten verheiratet. Solche Gerüchte sind oft der Tod eines angesehen Akademikers. Ich kann es fast nicht glauben. Ein seltsamer Gedanken, zumal das Wirtschaftsingenieurswesen und jeder, der damit zu tun hat als besonders dröge und langweilig angesehen wird. Im Prinzip ist es mir egal, was der Professor in seinem Privatleben macht, doch derartige Dinge zu hören, ist immer wieder eigenartig. Luka mustert mein Gesicht. „Hey, das sind ja nur Gerüchte. Wer weiß, was da dran ist." Er scheint seine Äußerungen beschwichtigen zu wollen, doch bei mir hatte sich die Vorstellung festgesetzt. Ich nehme einen weiteren Schluck aus der Flasche und sehe ihn kurz an. „Er ist ein Koryphäe auf seinem Gebiet und das ist das Wichtigste, oder?" Er versucht es weiter und nun kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Luka gibt sich echt mühe. Als er bemerkt, dass ich nur halb so schockiert darüber bin, wie er denkt, wird auch sein Gesichtsausdruck wieder entspannter. Er nimmt einen langen, tiefen Zug aus seiner Flasche und sucht in seiner Jackentasche nach einer Zigarette. „Das war echt gut, du hättest Schauspiel studieren sollen. Klasse Blick. Ich dachte schon, ich hätte deine kleine Wirtschaftswelt zerstört." „Mit Klatsch? Nein, so schnell geht das bei mir nicht. Ich bin nicht so provinzmässig, wie du denkst." Ich schlage die Beine übereinander, drehe mich etwas weg und fahre mir kurz durch die Haare. „Mit dir möchte ich in keinen Konflikt geraten, das weiß man ja nicht, voran man ist." „So viel zu dem langweiligen Wirtschaftsingenieuren", geben ich nach einen weiteren Schluck Bier von mir und kann nicht verhindern auf seine Zigarette zu starren. „Touché", murmelt er anerkennend, „Stört es dich?" Er deutet auf seine Zigarette und steckt sie sich bereits zwischen die Lippen. Ich schüttele mit dem Kopf. Mit einem leisen Klacken zündet er sie an, zieht etwas Rauch in seine Lunge und pustet ihn von mir weg. Ich studiere das Glimmen. Das sanfte Orange, welches mit jedem Zug stärker wird. Ich bemerke nicht, das Luka mich beobachtet. Erst, als er sich zu mir beugt. Ich rieche die Zigarettenqualm und sein kräftiges, maskulines Parfüm. „Möchtest du auch eine?", raunt er mir zu und ich schlucke mein schreiendes Bedürfnis weg. Vor ein paar Jahren habe ich aufgehört, nach dem meine Mutter mir von dem frühen Krebstod meiner Tante berichtet hat. Ich musste ihr Versprechen aufzuhören und das habe ich getan. Luka beugt sich etwas zurück und sieht mich an. Noch immer ist er mir nahe. Ich erkenne eine lange Narbe an der linken Seite seines Kiefers. Ich fahre sie mit meinen Augen ab und frage mich so gleich, woher sie stammt. Ich überbrücke die Distanz zu seinem Ohr. „Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich genau diese Sache nicht mehr mache.", flüstere ich ihm zu. Der Ausdruck in meiner Stimme ist heiß und unmissverständlich deute ich damit an, dass ich dafür alles anderen tun würde. Ich weiß nicht, warum ich mit ihm flirte, doch ich tue es. Als ich mich zurücklehne, sehe ich ein eindeutiges Lächeln auf seinen Lippen. Er hat mich genau verstanden. Ich spüre, wie mein Puls nach oben geht und wie ich von meinem eigenen Handeln erschrocken bin. Den Rauch in seinem Mund bläst er lasziv zur Seite und löst dabei seinen Blick nicht. Anscheinend kann ich meine Unsicherheit gut verbergen. Die Intensität in seinen Augen ist die eines Jägers. Erleichterung macht sich in mir breit als sich Luka umwendet, weil eine kleine brünette Frau hinter ihm auftaucht. Er begrüßt sie. Ihre zierlichen Hände wirken in seiner Hand zerbrechlich und zart. Sie haucht ihm ein paar Küsschen auf die Wangen, sieht erst mich und dann ihn fragend an. Luka stellt mich vor und sie lächelt. Ihr Name ist Lili. Ihr Gesicht sieht aus, wie das einer Puppe. Sie arbeitet ebenfalls in der Redaktion. Selbst meine relativ kleine Männerhand wirkt ihrer gegenüber noch gigantisch. Während die beiden sich unterhalten, schweifen meine Gedanken ab. Was mache ich hier eigentlich? Warum mache ich ihm eindeutige Avancen? Was will ich mir damit beweisen? Dass ich attraktiv bin und Antony den Fehler seines Lebens begeht mich einfach so zu ignorieren. Der Gedanke lässt mich seufzen. Zwei Wochen Studium. Zwei Wochen Antony und schon handele ich gegen meine Gewohnheiten. Ich bin sonst nicht der Typ der wild rumflirtet. Das mit Antony ist schon kompliziert genau, da kann ich nicht noch mit einem höheren Semester ins Bett gehen. Mein Puls nimmt an Fahrt auf und ich merke, wie sich die Vene meines Halses rhythmisch hervor drückt. Ich trinke den Rest meines Bieres aus und verschwinde kurz auf die Toilette. Dort lasse ich mir etwas kaltes Wasser in die Hände laufen, benetze meine Wangen und Lippen. „Was um Himmelswillen mache ich hier nur?", flüstere ich meinem Spiegelbild zu. Ich blicke in meine warmen braunen Augen, wandere weiter zu meinen gut proportionierten Lippen und denke sofort an Antony perfekte. Jedes Mal, wenn ich an ihn denke, wird mir ganz heiß. Ich schließe meine Augen und sehe seine wunderschönen blaugrünen Iriden. Ich bin echt am Arsch. Er hat mich eiskalt abblitzen lassen. Nie wieder! Das hat er gesagt. Der Gedanke daran schmerzt mehr als ich es für möglich gehalten habe. Es war doch schließlich nur eine Fantasie. Erneut lasse ich mir etwas Wasser in die Hände laufen und gehe zurück zur Bar. Noch immer steht Lili bei ihm, doch als ich komme wandern beide Blicke zu mir. Sie sieht eine Augenbraue nach oben, scheint mich zu mustern und flüstert ihm dann etwas ins Ohr. Luka grinst eindeutig. Bevor ich bei ihnen bin, hebt sie eine Hand zum Gruß und geht zum Ausgang. Ich sehe ihr nach und dann zu meinem Gesprächspartner. „Sie geht schon?", frage ich und bleibe neben ihm stehen. „Sie muss noch mal in die Redaktion. Ich leider auch." Ich spüre, wie sich Erleichterung in mir ausbreitet. Ich verkneife mir ein tiefes, befreites Einatmen. „Wie schade", flüstere ich unerwarteter Weise stattdessen und setze einen enttäuschten Blick auf. Ich bin wirklich ein guter Schauspieler. Erschreckend. Er beugt sich zu mir. „Ja, wirklich schade, denn ich hätte gern gewusst, was dir deine Mutter nicht verboten hat.", raunt er deutlich. Sein heißer Atem trifft mein Ohr, verursacht das aufgeregte Aufbäumen meiner feinen Härchen. Im Nacken. An meinem Hals. Ich spüre es bis zu meinen Zehen. Es ist Aufregung und auch Erregung. Ich spüre, wie mein Herzschlag sich erneut beschleunigt. Er greift in seine Jackentasche, zieht seine Zigarettenschachtel heraus und reicht sie mir. Sie fühlt sich leer an. „Vielleicht rufst du mich mal an." Noch immer beugt er sich zu mir. Ich sehe auf und bevor er endgültig aufsteht, drückt er mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Ich schmecke die herbe Süße des Bieres und das Aroma der Zigaretten. Es stört mich nicht. Es hat etwas Anregendes. Er löst sich von mir und schaut mit zuckender Augenbraue auf die Zigarettenschachtel. Erst jetzt sehe ich, dass an der Seite eine Nummer geschrieben steht. „Für einen guten Fick bin ich immer zu haben." Ein kurzes, freches Grinsen und ein weiterer Kuss. Damit rauscht er an mir vorbei zur Tür. Ich sehe ihm nach, wiege die Schachtel in meinen Händen und spüre darin eine Bewegung. Ich öffne sie, finde eine einzelne Zigarette und einen Zettel. ~ Die Zigarette danach. Luka~ Mein Gesichtsausdruck muss im ersten Moment ziemlich blöd aussehen, doch dann komme ich nicht umher darüber zu lachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)