Die lange Reise zurück ins Glück von HazelEyedButterfly ================================================================================ Kapitel 10: Kyoto ----------------- Auf der Fahrt nach Kyoto Rina Während der ganzen Fahrt zur Herberge konnte ich nicht aufhören daran zu denken wie Yoshida-kun seinen Arm um Aiko gelegen hatte. Ich wünschte wir beide wären uns so nah… Obwohl die beiden in letzter Zeit wirklich recht wenig miteinander sprachen. Innerlich fühlte ich mich schuldig das sich Aiko so sehr versuchte von ihm fern zu halten. Auch wenn sie es gut vor den anderen verbarg, wusste ich was für Gefühle sie Yoshida-kun gegenüber hatte. Sie dazu bringen auf ihr Glück bei ihm zu verzichten war nicht fair. Es war egoistisch. Es war nicht leicht sich das einzugestehen aber über die Ferien war es mir bewusst geworden. Wäre ich wirklich eine gute Freundin hätte ich sie damals nicht dazu gebracht mir dieses Versprechen zu geben. -„Rina? Hörst du mir zu?“, Fumikos genervte Stimme drang in meine Ohren und holte mich zurück in die Gegenwart. -„Hm? Was? Sorry war kurz eingenickt“ Meine schwarzhaarige Freundin schüttelte kurz den Kopf und liess ihre Hand durch meine Haare gleiten. Die am Ende völlig zerzaust über mein Gesicht hingen. -„Man. Du weisst doch wie ungerne ich mich wiederhole“ -„Tschuldige…ich höre dir jetzt auch zu. Versprochen“ Fumiko verdrehte mit einem schiefen Lächeln die Augen, sie konnte mir halt nicht lange böse sein. -„Also gut…findest du nicht auch das Yoshida und Aiko sich anders verhalten? Sie wirken irgendwie distanzierter voneinander, doch behaupten sie wären gute Freunde. Ich weiss nicht. Vielleicht wirkt es nur auf mich so aber…Dieses Gefühl lässt mich nicht los“ Während meine Hände durch meine Haare glitten, um sie einigermassen wieder zu richten, nahmen meine Ohren Fumikos Worte wahr. Ohne es wirklich zu merken stockte ich, als ich dabei war mir meine Haare zusammen zu binden. -„Mh…und du willst…meine Meinung dazu?“, fragte ich etwas zögernd. Ihre hochgehobenen Augenbrauen, samt skeptischen Blick reichte mir als Antwort. -„Ich…weiss nicht. Es ist ja nicht so das sich die beiden ignorieren…“ -„Falsch. Aiko ignoriert Yoshida-kun jedes Mal wenn wir beide in der Nähe sind. Du weisst nicht Zufällig weshalb oder?“ Oh-Oh das war überhaupt nicht gut. Sie war mir doch nicht etwa auf die Schliche gekommen? Fumikos Tonlage gefiel mir gar nicht. -„Das…das bildest du dir sicher nur ein. Falls du andeuten willst das ich ein Problem mit deren Freundschaft habe irrst du dich“ Ihr durchdringlicher Blick machte mich richtig nervös. Ich konnte doch jetzt nicht die Wahrheit sagen. Sie sassen doch direkt hinter uns! Wenn Yoshida-kun mich hörte… -„Keine Sorge die beiden schlafen. Habe vorhin Mal nachgeschaut, also spuck es aus….“ Ich schluckte schwer. Fumiko ahnte es also bereits … Nach langem Zögern gab ich schliesslich nach. Ich erzählte Fumiko alles, natürlich flüsternd. Es sollte nicht gleich jeder wissen was Sache ist. Ausserdem könnte einer der beiden trotzdem noch wach sein. Fumiko Auf meine Intuition konnte ich mich verlassen. Selten irrte ich mich. Dachte ich doch schon das es einen Zusammenhang haben musste, zwischen Rina und Aikos Verhalten gegenüber Yoshida. Wie ich das Ganze aufnehmen sollte, wusste ich ehrlich gesagt nicht, immerhin war ich mit beiden befreundet. -„Aiko hat es einfach so hingenommen? Sie hat dir zugestimmt und sich dann von Yoshida deinetwegen distanziert?“ Schweigend nickte Rina bloss auf meine Frage hin. War ja klar das Aiko den Kürzeren ziehen würde. Ich seufzte und schlug Rina auf den Hinterkopf. -„Hast du eine Sekunde lang daran gedacht in was für ein Dilemma du Aiko mit reingezogen hast?“ Bei meinen Freundinnen mochte ich es nicht gerade streng sein zu müssen, schliesslich waren beide nah am Wasser gebaut. Rinas Verhalten ärgerte mich aber, konnte sie nicht auch auf Aiko Rücksicht nehmen? Sie hielt sich ja an ihr Versprechen und achtete besonders darauf Rina auf keine Weise zu verletzen. -„J-Ja habe ich…Ich weiss das es falsch von mir war. Ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht in was für eine Lage sich Aiko meinetwegen befindet. Sie…sie hat aber schon so einen Vorsprung…ich.. Ich war halt eifersüchtig. Weil Yoshida-kun offensichtlich auch Gefühle für sie hegt“ Eigentlich habe ich nicht erwartet das Rina gleich so gesprächig sein würde über das ganze Thema. Geduldig hörte ich ihr zu, schliesslich war es auch für sie eine Erlösung mit jemanden darüber reden zu können. Was sie dann aber über Yoshida sagte überraschte mich, sofort unterbrach ich sie. -„Moment. Wie kommst du drauf?“, fragte ich sie gleich. Rina sah mich mit so einem bedrücktem Gesichtsausdruck an, das ich bereute sie gefragt zu haben. -„Ein Blick nach hinten reicht doch völlig“, sagte sie leise. Durch die Spalte hindurch, die zwischen den Sitzen war, blickte ich zu Aikos und Yoshidas Sitzreihe. Beide waren völlig im Schlaf versunken, Aikos Kopf lag auf Yoshidas Schulter, seiner hingegen lehnte sich auf Aikos. Es würde mich für Aiko freuen wenn sie mit ihm ihr Glück finden könnte. Doch ich hatte auch Mitgefühl mit Rina. Langsam drehte ich meinen Kopf wieder in Rinas Richtung, welche aus dem Fenster blickte. -„Ach… bestimmt ist es nicht so wie du es dir einbildest. Oder wie es aussieht. Noch ist alles offen Rina... Aber du musst mit Aiko reden. Ihr seid Freundinnen und keine Konkurrentinnen ein Junge soll dabei nicht zwischen euch stehen. Versprichst du mir das?“ Ich versuchte so Verständnisvoll zu sein wie ich konnte, Rina litt genauso unter dieser Situation. Sie nickte bloss als Antwort. Doch es reichte mir aus. Trotzdem werde ich das Ganze im Auge behalten. <><><><><><><><><><><><><> Einige Stunden später im Leadercamp... Shouta Der Einbruch der Nacht fühlte sich an wie eine Hand, die sich langsam um meinen Hals schlang. Nun war ich wieder hier… Kyoto. Die Stadt von der ich mir geschworen habe nie wieder zurück zu kehren. Das ganze Abendessen über kriegte ich das Essen nur mühsam herunter. Viel Schmerz war mit dieser Stadt verbunden. Erinnerungen die mich selbst im Traum jagten. Wie üblich wurden die Zimmer nach Geschlechtern und Klassen aufgeteilt. Somit war Yamato für die nächsten drei Tage mein Zimmerpartner. -„Ich schwöre dir dem Kerl hätte ich am liebsten eine verpasst. Wie kann man bloß so unvorsichtig fahren? Wir hätten ja alle drauf gehen können wäre es schief gelaufen“ Unser Busfahrer hatte sich nicht sonderlich beliebt gemacht mit der kleinen Kurvenaktion. Bei Yamato war er praktisch Thema Nr.1 gewesen heute Abend und es hörte einfach nicht auf… -„Ok Yamato, Stopp…Können wir bitte einfach schlafen? Immerhin müssen wir morgen früh auf“ Für einen Moment herrschte endlich etwas Ruhe in unserem Zimmer. -„Wie geht es dir eigentlich damit? Hier in Kyoto zu sein meine ich“ Selbst mit geschlossenen Augen war zu erkennen das er seine Worte sehr vorsichtig aussuchte. Immerhin wusste er das ich nicht gerne über das Thema sprach. -„Die Frage ist wohl überflüssig oder? Lass uns jetzt bitte schlafen…“ Erneut vereinte sich die Stille mit der Dunkelheit. Das einzige was ich hörte war wie sich Yamato im Bett bewegte. -„Du hast Recht. Ich bin ganz schön k.o. Gute Nacht“, murmelte er leise von seiner Seite aus. Sein leicht irritierter Unterton war aber kaum zu überhören. Mir war klar das Yamato sich wünschte das ich offener über meine Gefühle oder Probleme sprach, da wir beste Freunde waren. Aber es gab Dinge über die ich nur schwer mit anderen reden konnte. <><><><><><><><><><><><><><><> Wie erwartet war es mir kaum möglich einzuschlafen. Nicht nur die Erinnerungen waren daran schuld. Yamatos lautes Schnarchen brummte mir durch die Ohren so das ich kein Auge zu machen konnte. Leise schlich ich mich aus dem Zimmer raus. Frische Luft könnte mir vielleicht gut tun. Wenigstens um meine Nerven etwas zu beruhigen. Auch wenn es noch unendlich Kalt war draußen. Zwar war es laut Regeln nicht mehr erlaubt um diese Zeit sich in der Herberge herum zu schleichen. Was sollte ich aber sonst tun? Ich lief durch den kleinen Park der die verschiedenen Häuser der Herberge trennte, in dessen Mitte befand sich ein großer Brunnen. Aus dem Schnabel der grauen Vogelähnlichen Statuen floss das Wasser raus. Das Geräusch war beruhigend. Je näher ich an den Brunnen kam, desto heller wurde es. Oder waren es vielleicht doch Straßen Lampen die an dieser Stelle angebracht waren? Ich stand direkt vor dem Brunnen als ich von der Seite her eine Silhouette bemerkte die schräg auf einer der Bänke saß, die um den Brunnen herum ein Kreis bildeten. -„Du kannst wohl auch nicht schlafen was?“ Blitzartig setzte sich die Person senkrecht hin, ihre große braunen Augen sahen mich überrascht an. -„Erschrick mich doch nicht so! Ich dachte es wäre ein Lehrer…“, entgegnete sie schnippisch. -„Und nein ich kann nicht wirklich einschlafen. Immer wenn ich an einem unbekannten Ort bin fällt es mir schwer einzuschlafen“, fügte sie dann leise hinzu. Sie log. Aiko machte schon wieder diese Geste wenn sie jemanden anlog aber sich dabei Schuldig fühlte. -„Dir wächst noch die Nase Pinocchio“ Langsam setzte ich mich neben ihr auf die Bank hin. Sie seufzte genervt auf da ich sie durchschaut hatte. -„Wie ich dich kenne beschäftigt dich etwas. Oder mehrere Dinge sogar. Es liegt nicht daran das du an einem neuen Ort bist. Richtig?“, ich zwickte ihr dabei leicht an der Seite. Aiko zuckte leicht zusammen bei meiner Berührung. Völlig unerwartet schlug sie mir dabei die Hand weg. -„Es ist meine Sache…wir sind kein Paar also bin ich dir keine Erklärung schuldig. Ich habe dich auch nicht gefragt weshalb du eigentlich hier draußen herum schleichst“ Wow, war sie Oberzickig drauf. Ich wusste ja nicht ob da etwas war…oder nicht. Wir standen auf ziemlich unsicherem Boden. Aiko sah mich völlig verblüfft an als ich sie schweigend betrachtete. Ihr Gesicht so rot wie ein Engländer der zu lange an der Sonne war. -„Was ist? Warum starrst du mich so an?“ Sanft legte ich mein Zeigefinger unter ihr Kinn und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Ihre Lippen auf meinen zu spüren lösten erneut dieses angenehme kribbeln in meinem Bauch aus. < Sie ist wie ein Wirbelsturm der sich durch mich hindurch kämpft und die Dunkelheit verschwinden lässt. Ich wünschte ich könnte es ihr einfach sagen. > Aiko In meinem Kopf drehte sich alles. Mit dem hatte ich ganz sicher nicht gerechnet! Wieso überraschte er mich bloß so?! Langsam gewannen meine Gefühle die Oberhand und ich erwiderte den Kuss. Doch als Rinas Gesicht in meinem Kopf auftauchte zerbrach mein Herz in tausend Stücke. Langsam löste ich mich von seinen Lippen, die mich so sehr in ihren Bann gezogen hatten. -„Ich…Ich kann das nicht Shouta“, flüsterte ich leise. Unsere Gesichtern waren immer noch gefährlich nahe. Mein Herz drohte im höchst Tempo aus meiner Brust heraus zu springen. Was sollte ich bloß tun? Ich meine war für ihn das ganze ernst oder nur ein Spiel? Es war schwer ihm zu folgen. Die ganzen Ferien durch hörten wir nichts voneinander, seit Schulbeginn ignorierte ich ihn wenn Rina in der Nähe war. -„Ja du hast Recht. Es ist nicht der passender Ort und Zeitpunkt dafür“ Langsam waren meine Füße wieder auf den Boden der Realität angekommen. Für Rina musste ich mich von ihm fern halten, um ihr nicht zu schaden. Um ihre Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen. Das gleiche galt für Shouta. Als einer meiner besten Freunde wollte ich ihn nicht verlieren, weshalb ich meine Gefühle lieber zurück halten sollte. -„G-genau…“, sagte ich verlegen und rutschte leicht um wieder gewisse Distanz zwischen uns zu bringen. Als ich ein Blick auf ihn warf, waren seine Augen auf den Brunnen gerichtet. Schon wieder wirkte sein Blick leer. So wie beim ersten Mal als ich nach drei Jahren wieder auf ihn traf. -„Ist etwas?“ Auch wenn es ein sehr müdes und kaum erkennbares Lächeln war, bogen sich seine Mundwinkel leicht nach oben. -„Es ist komisch. Ich dachte ich würde nie wieder an diesen Ort zurückkehren“ Irritiert über seine Worte zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was meinte er den damit? -„Wieso nicht? Es war dein Zuhause für längere Zeit…Was ist mit deinen Freunden die du hier kennen gelernt hast? Dazu ist doch deine Mutter auch noch hier. Du willst nicht ernsthaft sagen das du sie nicht mehr besuchen wolltest“ Vielleicht war es besser wenn ich mich in dieser Sache nicht einmischte doch es machte mich wütend. Würde er wirklich nicht seiner Mutter zu liebe irgendwann für einige Tage zu Besuch kommen? Das heulen des Windes wurde immer lauter. Durch die Stille die sich über uns legte. Ich ahnte gar nicht was in dem Moment gerade in ihm vor ging, oder was ich mit meinen Worten wohl ausgelöst hatte. Seine Reaktion ließ mich nichts Gutes erahnen. Er stand plötzlich von seinem Platz auf, drehte mir den Rücken zu. Shouta atmete schwer aus, seine Hände waren zwar in seiner Jackentasche, doch ich erkannte das er sie zur Faust geballt hatte. -„Ich hätte mich vielleicht anders Ausdrücken müssen. Entschuldige. Es war nicht so gemeint wie du es verstanden hast“ Nun war ich es die vom Platz aufstand nur um ihn eine saftige Faust in den Rücken zu schlagen. Ich hörte nur wie er kurz vor Schmerzen auf keuchte. Geschah ihm ganz Recht -„Jetzt hör auf damit. Man! Es ist Spät und ich bin viel sensibler auf solche Späße das weißt du! Baka“ Gekrümmt, mit einem gequältem Lächeln drehte er sich zu mir um. -„Wenigstens guckst du nicht mehr so deprimiert in die Gegend wie vorhin“ Ich war kurz davor zu einem erneuten Schlag auszuholen, seine Worte hielten mich aber davon ab. -„Willst du mir echt nicht sagen was los ist?“ Langsam, seinem Blick ausweichend setzte ich mich zurück auf die Bank. -„Es ist nichts“ Schon wieder war ich seinem beurteilendem Blick ausgesetzt. Ich schluckte schwer. Die ganzen Dinge die mich im Moment beschäftigten waren schwer in kurze Worte zu fassen. -„Okay okay…ich sag dir schon die Wahrheit… Also…es ist wegen meinem Dad…Er ist hier in Kyoto gestorben und…ich kann deshalb nicht wirklich einschlafen. Ich fühl mich nicht sehr wohl dabei in dieser Stadt zu sein…“ Das war ja nur die halbe Wahrheit. Schließlich gab es da noch die Schuldgefühle gegenüber Rina. Die warme Nähe die ich zuvor verspürt hatte war wieder da. Shouta setzte sich dicht neben mir und hatte seine Arme um mich geschlungen. -„Irgendwie habe ich das schon befürchtet…Tut mir leid. Ist bestimmt schwer für dich“, murmelte er leise Zögerlich lehnte ich mich leicht an ihn. -„Ach…ich werde nicht zu viel darüber nachdenken dann wird’s schon gehen“ Ich weiß das ich es eigentlich nicht zulassen sollte aber es tat im Moment gut in seinen Armen zu liegen. -„Warum bist du eigentlich nicht im Bett?“, fragte ich leise. Shouta seufzte auf meine Frage. Dachte er wirklich, ich würde nicht wissen wollen weshalb er so spät noch wach war? -„Ganz einfach…Yamato’s Schnarch Konzert macht es unmöglich zu schlafen“ Er war hörbar genervt darüber. Ich presste meine Lippen zusammen um ein lautes Lachen zu unterdrücken. Ja das war irgendwie typisch Yamato. Selbst als er im Bus geschlafen hat, hatte man sein Schnarchen hören können. Langsam, mit einer ungewohnten Zärtlichkeit strich Shouta mir durch die Haare. Dabei schloss ich die Augen und genoss es. -„Es ist Spät…außerdem ist es Arschkalt. Wir sollten versuchen zu schlafen“, schlug er plötzlich vor. Durch seine Geste war ich wirklich kurz weg gedöst. Verschlafen setzte ich mich gerade hin und sah ihn an. -„Kann ich bei dir schlafen?“ Die Frage schien ihn zu überraschen. An seinem Blick erkannte ich aber das es wohl keine so gute Idee war. -„Du vergisst das ich mein Zimmer teilen muss oder? Was soll ich Yamato sagen wenn er dich bei uns sieht? Mein Cousin hat schon genug Ärger bei der Schuldirektion unseretwegen“ So sehr ich jetzt gerne geschmollt hätte um ihn zu überreden, er hatte nun Mal Recht. Ich wollte auch nicht unbedingt für mehr Furore sorgen als die, die wir bereits hatten. -„Ich will einfach ins Bett.“, entgegnete ich nuschelnd. Wir kämpften uns durch die Kälte zurück in die Herberge. Shouta ließ Mal wieder den Gentlemen raus hängen und begleitete mich bis zur Zimmertüre. -„Also dann…“ Es war ungewohnt, ihm so Nahe zu stehen aber trotzdem versuchen eine gewisse Distanz zu wahren. Ich fühlte mich nicht wohl dabei. Keiner von uns sagte ein Wort, aber wir standen da und sahen uns an. Als würden wir beide auf ein Zeichen des anderen warten. Shouta kam mir dabei wieder sehr nahe. Da ich bereits befürchtete, das er sich einen weiteren Kuss von mir stehlen wollte, drehte ich mein Gesicht weg. Von der Seite her sah ich das er in seiner Bewegung innehielt. -„Vergesst nicht pünktlich zu sein. Sag es bitte auch den anderen zwei Tussen“ Die drohende Tonart in seiner Stimme jagte mir eine Gänsehaut durch den Körper. War es deswegen das er sich genähert hatte? Er wollte mir bloß ins Ohr flüstern? Ich drehte meinen Kopf wieder in seine Richtung, da blickte ich direkt in seine Augen. Seine Lippen streiften nur leicht die meinen. Da drehte er sich um und hob die Hand zum Abschied. -„Nacht“ Mit rasendem Herz und drehendem Kopf lehnte ich mich an die Türe. Schwer atmend legte ich mir eine Hand an die Stirn. Plötzlich ging meine Zimmertüre auf und ich verlor mein Gleichgewicht. Erschrocken blieb ich auf dem Rücken am Boden liegen und blickte zur Person die sich über mich stellte. Ich schluckte schwer als ich die Silhouette im Dunkeln langsam erkannte. Rina Seit dem Gespräch mit Fumiko hoffte ich eine Gelegenheit zu finden um mit Aiko zu sprechen. Ich musste einfach alles mit ihr klären. Immerhin lag ich schon seit Stunden wach, ohne ein Auge zu zukriegen. Zwar hörte ich wie jemand in der Nacht aufstand und sich aus dem Zimmer schlich, aber ich überlegte mir nichts dabei. Bestimmt war es Fumiko die dringend auf die Toilette musste, sie hatte sehr viel Wasser getrunken beim Abendessen. Je mehr Zeit verging umso weniger hielt ich es hier im Zimmer aus. Die Luft wurde mir einfach zu stickig. Leise und langsam stand ich von meinem Bett auf, in Zehenspitzen schlich ich mich zur Türe. Als ich draussen Stimmen wahrnahm blieb mir kurz das Herz stehen. Beinahe wäre ich erwischt worden! Ein tiefer Atemzug später realisierte ich das ich eine dieser Stimmen kannte. Es war Aiko. Zwar waren sie sehr leise aber ich konnte mir denken wem wohl die zweite gehören konnte. Nein es war kein schönes Gefühl zu wissen das sie sich hinter meinem Rücken trafen. Schliesslich war Yoshida, oder zumindest ging ich davon aus das er die Person war, auch schnell wieder weg. Der ganze Adrenalinschub der sich in mir angestaut hatte liess mich völlig irrational handeln. Ohne überhaupt abzuwarten bis Aiko selbst die Türe öffnete riss ich die Türe auf, wobei plötzlich meine Freundin auf den Boden landete. -„Oh…Aiko? Was …was machst du da?“ Die Panik in ihrem Gesicht konnte sie mir nicht vorenthalten. Es muss also Yoshida gewesen sein mit dem sie kurz zuvor geredet hatte. -„I-ich ehm…War auf der Toilette…ich wollte gerade die Türe öffnen da…kamst du mir aber zuvor“ Sie setzte ein unschuldiges Lächeln auf und log mir dabei aber mitten ins Gesicht. -„Verstehe…sag Mal…können wir irgendwo in Ruhe reden?“ -„Reden?“, fragte sie mich überrascht. Nachdem sie sich vom Boden aufgesammelt hatte und ihr Pyjama zurecht faltete, sah sie mich fragend an. -„Worüber den? Ist denn etwas?“ Ich entschied mich dafür ihr noch nichts zu verraten, sondern bat sie mir zu folgen. Somit begaben wir uns in ein ruhiges Plätzchen an dem wir alleine sein konnten. -„Also gut…worüber wolltest du den reden?“, fragte Aiko zögerlich. Vielleicht ahnte sie ja schon das ich wohl zum grössten Teil Bescheid wusste…aber sie war viel zu feige um mich direkt darauf anzusprechen. -„Es geht um…Yoshida-kun. Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht über meine Gefühle…und über deine“ Meine beste Freundin schluckte hörbar, ihre Wangen glühten dabei richtig auf. -„Ich dachte wir hatten schon darüber gesprochen…ich versuche so gut wie möglich mich von ihm fern zu halten. Ich möchte dir nicht im Weg stehen und…“ -„Ach sei still. Wir beide wissen doch das es unmöglich ist. Fällt dir etwa nicht auf wie er dich ansieht? Mich ignoriert er doch komplett… dazu muss ich der Realität ins Auge blicken…Meine Chancen stehen praktisch bei 0“ Es war nicht meine Abicht gleich so wütend und verzweifelt zu reagieren, aber ich konnte es nicht verhindern. Aiko war dementsprechend überrascht, sogleich breitete sich der Mitleid in ihrem Blick aus. -„Rina…“ Es war mir gar nicht bewusst das bereits die ersten Tränen sich in meinen Augen gebildet hatten. Schnell wischte ich mir diese weg. -„Und hör auf mich anzulügen…Ich weiss das ihr euch vorhin vor der Zimmertüre unterhalten habt“ Na das war wohl direkt ein Schlag zurück in ihr Gesicht. Wie versteinert starrte sie mich mit grossen Augen an. -„Du sagst du würdest dich von ihm fern halten…so hattest du es mir auch versprochen…aber heimlich seht ihr euch trotzdem oder? Sag mir doch einfach die Wahrheit Aiko! Was genau läuft da?!“ Gerade war mir wirklich egal ob wir aufflogen, diese eine Frage wollte ich einfach beantwortet haben. Aiko wusste gerade wirklich nicht wie sie mir gegenüber stehen sollte, sie wirkte hilflos. Fast so wie eine Fliege die in den Fäden eines Spinnennetzes landete. -„Ich…weiss es nicht. Glaub mir ich…ich will dir nicht weh tun.“ Es Schmerzte sehr das zu hören, doch ich war erleichtert das Aiko endlich etwas ehrlicher zu mir war. -„Das ist mir nicht entgangen….aber weshalb hast du bisher nicht darüber gesprochen? Wieso hast du dich zurück gehalten? Obwohl dir dein Herz etwas anderes sagt…Ich möchte nicht das du meinetwegen eine hinterhältige Schlange wirst! Ich möchte nicht das wir uns am Schluss hassen und wir keine Freundinnen mehr sind nur weil ich so egoistisch war dich dazu zu bringen mir ein dummes Versprechen zu geben.“ Durch die Stille die sich zwischen uns verbreitete, war der heulende Wind deutlich durchs Fenster zu hören. Aiko hielt sich eine Hand vor dem Mund bevor sie in Tränen ausbrach. Ich konnte mich auch nicht länger zurück halten. -„Es tut mir so leid Rina …“ -„Ich hätte das alles nie von dir verlangen sollen…ich weiss doch wie du für ihm empfindest“ Eine Weile sassen wir einfach da, heulten unseren Augen aus, sogar eine Umarmung gelang uns. -„Okay…genug geweint. Man…es ist echt beschissen sich in den gleichen Jungen zu verlieben“, durch meine Worte entlockte ich ein leises Lachen aus Aiko. -„Wem sagst du das…“ Aiko Leise kichernd wischten wir uns unsere Tränen von den Augen. Wir kamen uns echt blöd vor. All dieses Theater bloss wegen Shouta. -„Jetzt aber wieder ernst…Was läuft genau zwischen euch? Ich will mich nicht in eure Katz & Maus Beziehung einmischen…aber ich bin halt neugierig“ Schon wieder diese ernste Tonlage, man es konnte einem ganz schön eine Schauer durch den Körper jagen. Sollte ich ihr wirklich alles erzählen? Was wenn ich gewisse Details ausliess? Nein…früher oder später würde sie es erfahren und mir dafür den Kopf abreissen. -„Naja…es ist kompliziert. Weder er noch ich wissen genau was Sache ist…oder was wir überhaupt wollen…“ Rina schlug sich bei meinen Worten kurz auf die Stirn, diese Geste kannte ich nur zu gut. -„Nicht euer ernst oder?...Du weisst auch nicht was Sache ist? Oder was du von ihm möchtest?“ Ihre Worte schlugen ein wie eine Bombe. Was ich soeben von mir gab war kompletter Blödsinn. Natürlich wusste ich was ich wollte, aber bei ihm war ich mir einfach nicht sicher. Rina war ausserdem der Grund weshalb ich mich bisher so sehr zurück gehalten habe. -„Ich… ich nehme auf dich Rücksicht und möchte nichts machen was dich verletzen könnte. Ausserdem weiss ich wirklich nicht woran ich bei dem Kerl bin, er ist so…zurückhaltend.“ Es war das erste Mal in meinem ganzen Leben das ich mit einem Mädchen so offen über einen Jungen sprach der mir gefiel. -„Lass den Scheiss…wenn ich schon nichts bei ihm beginnen kann sollst du dich wegen mir nicht zurück halten…Wenn es jemanden gibt denn ich an seiner Seite ertragen könnte dann bist das du Aiko“ Ja, sie meinte es ernst, das war ihr deutlich anzusehen. Auch wenn ein gewisser Schmerz in ihrer Stimme war. Jemanden aufzugeben denn man mochte war nun Mal keine leichte Aufgabe und doch tat es Rina gerade. -„Also…erklärst du mir jetzt etwas deutlicher was da abgeht? Was bitteschön ist so kompliziert? Was verunsichert dich an ihm so?“ Ach je…vor diesem Moment habe ich mich gefürchtet. Nun musste ich ihr alles erklären…von Anfang an bis zum jetzigen Zeitpunkt. <><><><><><><><><><><><><><><><><> Ich sass nur fast einen Meter von Rina entfernt. Die verschiedenen Gesichtszüge die sie während meiner langen Aufklärung machte machten mir Angst. Seit einigen Minuten nun, sass sie mit hängender Kinnlade da und gab kein Wort von sich. -„Es tut mir wirklich leid…ich verlor einfach in diesen Momenten meine Kontrolle“ Vielleicht hätte ich einfach lieber den Mund gehalten. Meine Worte waren ja nicht gerade sehr beruhigend. -„Wow okay…jetzt muss ich alles erst Verdauen.Was geht den mit ihm ab? Er küsst dich und gibt dir darauf hin wieder die kalte Schulter? Dann holt er sich wieder etwas von dir wenn ihm danach ist? Was zum….“ Jetzt war ich es die perplex da sass und sie überrascht anstarrte. War das gerade ihr ernst? Gerade habe ich ihr erzählt das ich den Jungen den wir beide liebten bereits zwei , drei Mal hinter ihrem Rücken geküsst hatte und sie machte mir deswegen keine Szene?! -„Rina…das ist jetzt nicht das Problem. Ich fühle mich schlecht dabei das ich es dir…verheimlicht habe und das ich es überhaupt dazu hab kommen lassen…“ Meine Freundin sah mich mit einem schwachen Lächeln an, was mein Herz zusammenschrumpfen liess. -„Du hast es nicht in böser Absicht getan. Du …liebst ihn da ist es klar dass du kaum was dagegen machen kannst. Ich verstehe es…also mach dir darüber keine Gedanken ok? Es ist alles in Ordnung…Aber Yoshida-kun müssen wir uns mal vorknöpfen“ Ich zuckte leicht zusammen als sie die eine Faust in die freien Handfläche schlug. Nervös kratzte ich mich am Hinterkopf um den Schreck zu überspielen. -„Was? Ist doch wahr.…Ist dir nicht Bewusst das ihr jetzt sowas wie…Freunde mit gewissen Vorzügen seid?“ Bei ihrer Aussage blinzelte ich einige Male verdutzt und liess mir die Worte durch den Kopf gehen. -„Du meinst….“ -„Ihr befindet euch in eine Art Affäre…bloss das ihr wohl noch nicht…du hast doch hoffentlich nicht…“ Augenblicklich war mein Gesicht so rot wie das Feuer. Kräftig, Glühend, Rot. -„Spinnst du?! Nein!...So weit würde ich es sicherlich nicht kommen lassen!“ Rina atmete erleichtert aus. Ich hingegen war fassungslos, dachte sie wirklich ich würde mit ihm…. Das war wohl das aller letzte was ich in unserer Situation im Moment machen würde. -„Gut…dachte ich mir zwar schon aber…bei euch hätte es ja auch sein können“, fügte sie nuschelnd hinzu. Etwas verärgert zog ich die Augenbrauen zusammen, schüttelte den Kopf und schubste sie leicht. -„Na vielen Dank auch“, entgegnete ich brummend. Trotz allem lächelten wir uns kurz an bevor wir zum Himmel hinaufschauten. -„Es ist schon Morgen?“ -„Sieht so aus…die Sonne kommt langsam raus…“ Rina schnaubte kurz, ihr typische Reaktion wenn sie einen Einfall hatte der ihr sehr gefiel. Wir beide schienen wohl dieselbe Idee gehabt zu haben, ohne zu zögern holten wir Fumiko und die Jungs aus dem Schlaf heraus. Damit wir uns alle gemeinsam den Sonnenaufgang ansehen konnten. Shouta war nicht gerade der Morgenmensch weshalb er nicht sonderlich begeistert war. Von der Seite her beobachtete ich wie Rina vorsichtig eine Hand auf seine Schulter legte, um ihn etwas aufzuheitern. -„Leute…lasst uns dieses Camp eine bombastische Erinnerung werden, etwas von dem wir noch in vielen Jahren reden werden“, Yamatos übermotivierte Stimme zog die Aufmerksamkeit von uns allen auf sich. So früh am Morgen war die Reaktion einfach ein müdes Lächeln, während wir gemeinsam die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages genossen. Hosted by Animexx e.V. 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