Zeitlose Zerstörung von Varlet ================================================================================ Kapitel 8: Risiko ----------------- Der Japaner blickte auf Ran hinunter. Er trug sie in seinen Armen und brachte sie zu seinem Wagen. „Mach mal auf“, sprach er zu seiner Partnerin. Vermouth sah ihn misstrauisch an und öffnete die Wagentür. „Was ist? Denkst du, ich würde hier gleich irgendeine Aktion abziehen?“ Die Schauspielerin blickte zu Ran, die nun auf dem Rücksitz lag. „Vielleicht spielst du ja ein falsches Spiel. Darf ich dich daran erinnern, dass du eine ganze Weile für Mori gearbeitet hast?“ „Darum geht’s dir also…“ Bourbon ging zur Fahrerseite und stieg ein. Als Vermouth auf ihrer Seite einstieg, fuhr er los. „Du solltest dir nicht so viel Gedanken über meine Zugehörigkeit machen. Mori hat mich keineswegs weich geklopft.“ „Gut zu wissen“, sprach Vermouth. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Bourbon schüttelte nur den Kopf. Manchmal konnte seine Partnerin paranoid sein. Aber wer konnte es ihr verübeln in Anbetracht an den Mitgliedern, die sich zur Zeit in der Organisation befanden. Bourbon selbst war ebenfalls auf der Hut und pflegte es, nicht zu viel über sich zu erzählen. Je mehr Lügen man erzählte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass man bestimmte Informationen nicht mehr wusste und dadurch den Feind auf den Plan rief. Es durfte nicht sein. Bourbon musste durchhalten. Egal wie lange es noch dauerte. Es war bereits zu viel geschehen. Und genau deshalb musste er weiter kämpfen. Sein Tod durfte nicht umsonst sein. Bourbon musste es schaffen. Egal wie hoch der Preis war. Egal wie hoch das Risiko bestand. Mit Vermouth kam er seinen Plänen einen Schritt näher. Sie war der Liebling des Bosses, kannte seine Identität und wusste, wo er wohnte. Sie war der Schlüssel zum Schloss. Und trotzdem durfte er nicht zu voreilig sein. Die Zusammenarbeit mit Vermouth bestand noch nicht lange und würde er sie direkt auf den Boss ansprechen, konnte es ein schlechtes Ende nehmen. Vermouth war nicht dumm und noch war er sich nicht sicher, auf welcher Seite sie stand. Konnte er ihr überhaupt trauen? Vermouth war gefährlich, sie wusste, was sie wollte und was sie dazu tun musste. Sie manipulierte, integrierte und agierte heimlich. Wer konnte ihm versichern, dass sie ihn nicht verriet, nur um sich selber zu profilieren? Bourbon blickte kurz nach hinten, als sie an der Ampel standen und warteten. „Wenigstens ist uns das FBI nicht in die Quere gekommen.“ „Selbst wenn...die hätten wir erledigt“, antwortete Vermouth leicht gelangweilt. „Du weißt hoffentlich, dass wir mit ihrer Entführung ein Risiko eingehen“, sprach Bourbon ruhig. „Hast du etwa Angst?“ „Ich bitte dich“, fing Bourbon an. „Ich hoffe, du hast einen Plan wegen ihr.“ Vermouth überlegte gespielt. „Natürlich hab ich den.“ Und genau so natürlich war es, dass sie ihren Plan nicht verriet. Er würde erst einmal tun, was sie wollte und dann weiter sehen. Noch wusste er nicht, was Vermouth wirklich vor hatte. Sie war geheimnisvoll und zu Allem fähig. „Du musst mir schon sagen, wo ich hinfahren soll.“ Vermouth rollte mit den Augen. „Warum musst du immer alles wissen?“, gab sie von sich. Bisher fuhren sie gerade aus und zweimal nach rechts. Wenn es soweit war, gab sie ihm die richtigen Anweisungen. „An der nächsten Kreuzung biegst du links ab, danach rechts.“ *** Ran lag auf einem Bett. Nur langsam öffnete sie ihre Augen. Sie sah verschwommen, als wäre sie gerade aus einem langen Traum erwacht. Nur erinnerte sie sich an keinen Traum und auch nicht an das Zimmer in welchem sie lag. Ran rieb sich die Augen. Das Mädchen setzte sich langsam auf. Sie sah sich um. Es war ein recht klinisch eingerichtetes Zimmer. Vier weiße Wände, ein Fenster mit einem Sicherheitsschloss, das Bett an einer Wand stehend und ein Kleiderschrank auf der gegenüberliegenden Seite. Ran erinnerte sich nicht daran, freiwillig hergekommen zu sein. In ihrem Freundeskreis war keiner, der eine Wohnung besaß und Sonoko? Nein, Sonoko hatte auch keine Wohnung. Ran verengte die Augen. Sie versuchte sich wieder in Erinnerung zu rufen, was am Abend passiert war. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie ging mit Sonoko ins Tropical Land. Und dann…leere. Alles war schwarz. Ran wusste nichts mehr. Die junge Japanerin blickte zur Tür. Sie verhielt sich ruhig und hoffte, ein Geräusch oder ähnliches wahrzunehmen. Aber es herrschte Stille. Was sollte Ran tun? Warten? Aufstehen? Immer wieder ging sie die Optionen durch. Ran wusste nicht, wann die Person, der die Wohnung gehörte, wieder zurück kam, was sie Antworten bekam. Aber was war, wenn sie entführt wurde? Sollte sie auf den Entführer warten? Ran schüttelte den Kopf. Welchen Grund hatte ein Entführer sie in die Wohnung zu bringen, alleine zu lassen und ihr die Chance auf eine Flucht geben? Ran kannte es von den Fällen ihres Vaters. Entführt zu sein hieß, dass man gefesselt und oder gefoltert wurde. Nichts von dem passte auf die jetzige Situation. Ran atmete tief durch und stand langsam auf. Ihre Beine zitterten. Trotzdem ging sie zum Fenster. Ran ah nach draußen. Sie war oben. Möglicherweise im fünften oder sechsten Stockwerk. Sie versuchte das Fenster zu öffnen, scheiterte aber am Sicherheitsschloss. Aber wo war der Schlüssel? Ran entschloss, sich weiter umzusehen und das Risiko einzugehen einer weiteren Person in der Wohnung zu begegnen. Sie ging an die Tür, hatte bereits das Gefühl, dass diese abgeschlossen war, und versuchte es trotzdem. Entgegen dem ließ sich die Tür öffnen. „Hallo?“, kam es von ihr. Sie steckte den Kopf auf den Wohnungsflur. „Hallo? Ist da jemand?“ Es blieb still. Ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm? Ran entschloss sich weiter zu gucken und den Weg nach draußen zu finden. Sie fand zuerst ein Badezimmer, einen Abstellraum, eine Küche und anschließend das Wohnzimmer. Alle Fenster waren mit Sicherheitsschlössern gesichert. Und dann sah Ran die Haustür. Mit einer gewissen Vorfreude lief sie auf diese zu, drückte die Klinke nach unten und zog. Die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Abgeschlossen. Ran seufzte. Sie rüttelte erneut an der Tür. Wieder bewegte sich nichts. Ran atmete tief ein und stellte sich in die richtige Position. Eine Position die sie beim Karatetraining lernte. Erneut atme sie tief durch und trat dann die Tür. Rans Bein begann zu Schmerzen. Die Tür war verstärkt. „Halloooooo“, rief Ran und hämmerte an der Tür. „Lassen Sie mich raus“, rief sie erneut. „Bitteee…“ Irgendwann ließ sich Ran auf den Boden sinken. Sie schrie sich die Seele aus dem Leib, aber keiner reagierte. Es war, als hörten sie die Nachbarn nicht. Gab es überhaupt Nachbarn? „Ach Paps…Conan…“, schluchzte sie. Sie stellte sich vor, was diese in einer solchen Situation getan hätten. Es gab ihr den Mut zurück. Ran stand auf und ging direkt in das Wohnzimmer. Das Fenster war doppelt so groß wie die anderen Fenster. Obwohl die Chance gering war, sie war da. Sie musste nur das Glas einschlagen und um Hilfe rufen. Ran nahm die dünne Decke, die auf dem Wohnzimmersofa lag, wickelte sie um ihre Hand und schlug dann auf die Scheibe. Wie die Tür, gab auch die Scheibe nicht nach und Rans Hand schmerzte ungemein. „Bitte nicht…“, wisperte sie. Das durfte nicht sein. Sie wollte nicht aufgeben. Aber wie sollte sie entkommen? Ran sah sich erneut im Wohnzimmer um. Kein Telefon. Trotzdem lief sie in den Flur, doch auch hier wurde sie enttäuscht. Wieder fand sie keine Möglichkeit um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Das Mädchen ging in die Küche. Die Küche war ihre letzte Hoffnung. Wenn es dort kein Telefon gab, gab es nirgends ein. Ran seufzte. Ihre letzte Hoffnung zerschlug sich. Nur auf dem Tisch lag ein Zettel. Fühl dich wie zu Haus. Genügend Trinken findest du in der Abstellkammer. Teebeutel befinden sich in der Küche. Du kannst essen was du willst. Konserven stehen in der Abstellkammer, Fertiggerichte im Gefrierschrank. Mit drei Mahlzeiten pro Tag kommst du drei Wochen klar. V. Ran schluckte. Sie realisierte nun, dass sie entführt wurde. Entführt und verschleppt. Der Entführer war fort und ließ sie drei Wochen alleine. Ja, Ran musste nur drei Wochen durchhalten. Dann würde er kommen. Und dann würde sie ihm zeigen, dass er sich mit der Falschen anlegte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)