Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel von Teela-chan (James&Lily) ================================================================================ Kapitel 30: Geheimnisse ----------------------- 30. Akt: Geheimnisse „A secret makes a woman, woman.“ - Vermouth (Detektive Conan) Als das Licht von Nickys Zauberstab für einen kurzen Moment das Gesicht seines Gegenübers streifte, erkannte Lily, dass es nicht Sirius Black war mit dem Nicky sich traf. Dennoch war er ihm sehr ähnlich. Sie hatten die gleiche Statur, das gleiche kinnlange schwarze Haar und die feinen, aber edlen Gesichtszüge der Blacks. Das alles hatte Lily zu der Annahme verleitet, es wäre Sirius gewesen, doch nun wurde sie eines besseren belehrt. James beobachte Lily dabei, wie sie ihre Hand an die kalte Steinmauer gelegt und ihr Gesicht ganz nah an die Wand gepresst hatte, sodass sie immer noch mit einem Auge um die Ecke schauen konnte. Er versuchte in der Dunkelheit ihre Gesichtszüge ausfindig zu machen. Jedes Mädchen wäre wütend geworden, vielleicht sogar jähzornig. Doch er erkannte nur die Traurigkeit in ihren Augen, in denen das Licht, was in ihnen immer ein Funkeln von grünen Smaragden widerspiegelte langsam zu erlöschen schien. Vielleicht war es doch nicht richtig gewesen sie hierher zu bringen. Er wusste nicht einmal, warum er ihr überhaupt geholfen hatte. Eigentlich hätte es ihm egal sein können. Denn das ganze ging ihn doch schließlich gar nichts an. Er hatte Langeweile gehabt, redete er sich ein. Er wollte ihre Reaktion sehen, er wollte Unruhe stiften, er wollte möglicherweise für Sirius wissen, ob er sich geändert hatte, doch das hier hatte er nicht gewollt. Es war vielmehr ein Zufall gewesen, dass er in dieser Nacht wach geworden war. Es dauerte nicht lang bis er bemerkte, dass Sirius mal wieder verschwunden war. Doch diesmal konnte er ihn auf der Karte ausfindig machen. Er beobachte ihn dabei, wie der kleine schwarze Punkt, welcher mit dem Namen Sirius Black beschriftet war im Innenhof auf und ab ging und überlegte, ob er diesmal wirklich nur rauchen gegangen war. Doch dann bemerkte er einen weiteren Punkt auf der Karte, welcher mit Nicky McDougal beschriftet war. Auch sie schlich in dieser Nacht durch das Schloss. Es dauerte nicht lang bis ein weitere Punkt erschien und kurz darauf beide in einem Geheimgang verschwunden waren. James fand ihr Verhalten äußerst merkwürdig und fragte sich, was sie mit ihm zu schaffen hatte. Und dann bemerkte er, wie Lily Evans ihren Schlafsaal verließ und im Gemeinschaftsraum auf und ab ging. Möglicherweise hatte auch sie bemerkt, dass ihr Zimmergenosse nicht mehr da war. Seine Entscheidung viel innerhalb weniger Sekunden. Er hatte nicht einmal wirklich darüber nachgedacht, sondern war direkt mit der Karte in der Hand in den Gemeinschaftsraum gegangen. Möglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, sich eine plausible Ausrede einfallen zu lassen, doch sie hatte es ihm direkt geglaubt, als er behauptet hatte, dass er Sirius suchen würde. Irritiert war er jedoch über die Tatsache, dass sie geglaubt hatte, dass McDougal etwas mit Sirius hatte. Sie gehörte nun wahrlich nicht in sein Beuteschema. Doch musste er zugeben, dass sich die Black Brüder von der Seite wirklich sehr ähnelten. Die Gene der Blacks waren sehr dominant, was das äußere Erscheinungsbild betraf. Er wusste nicht ob es richtig war, doch er führte sie zum Ort des Geschehens, denn irgendwie hatte sie ihm Leid getan und doch war es auch Neugierde, welche ihn antrieb. Er wollte wissen wie sie reagieren würde, wenn sie die beiden sah. Es war egoistisch gewesen, dass bemerkte er jedoch erst, als er den enttäuschten Blick in ihrem Gesicht gesehen hatte. »Bitte Reg' versprich es mir«, bettelte Nicky. Wieder echoten Nickys Worte durch den Hall der dicken Steinmauern von Hogwarts an ihre Ohren. »Ich- «,setzte er an, wandte jedoch seinen Kopf von ihr ab und starrte einen Moment lang mit zusammen gekniffenen Augen auf die Steinmauer. »Du hast es versprochen!«, fuhr sie ihn etwas lauter an. »War das alles gelogen?« »Nein!«, erwiderte er sofort. »Warum tust du es dann?« Wieder antwortete er nicht. Und die Stille in dem dunklen Gang wurde so kalt, dass Lily eine Gänsehaut bekam und sich über ihre nackten Arme rieb. »Es war ein Fehler nach Beauxbatons zu gehen und dich hier allein zu lassen.« »Ich kann sehr gut auf mich aufpassen«, erwiderte er trotzig wie ein Kleinkind. »Das sehe ich«, spottete Nicky. »Wieso hast du das getan? Wieso machst du da mit?« »Ich hatte keine Wahl!«, zischte er. »Man hat immer eine Wahl. Man muss nur den Mut haben sie zu ergreifen.« »Du verstehst das nicht!«, fuhr er sie an. »Meine Familie hat andere Anschauungen und Werte. Es gibt Erwartungen an mich.« »Was ist mit deinen eigenen Werten und Erwartungen? Sind die nichts wert?« Wieder herrschte einen Moment Stille. »Es ist schwierig!«, murmelte er ausweichend. »Meine beste Freundin ist auf diesen Plakaten abgebildet. Wenn ihr irgendetwas passiert, ich schwöre bei Merlin, ich werde dich-« »Ich hatte mit den Vorfällen in Hogsmeade und im Schloss nichts zu tun!«, fuhr er sie an. »Lüg mich nicht an!«, zischte Nicky. »Das tue ich nicht. Ich würde nie-« »Sprich nicht weiter!«, fuhr sie dazwischen. »Du hast mich bereits zwei Mal angelogen, also behaupte nun nicht das Gegenteil!« Nicky schluchzte leise und Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, welche sie jedoch sogleich mit dem Handrücken wegwischte. Sie würde jetzt nicht weinen. Niemals würde sie sich diese Blöße geben. »Bitte mach keine Dummheiten«, bat sie ihn. Regulus trat auf sie zu und legte seine Hand an ihre Wange und zwang sie so ihn anzusehen. Sie konnte nicht anders als in seine grauen Augen zu sehen. Es fiel ihr schwer standhaft zu bleiben wenn er sie so ansah. Vermutlich wusste er das auch und tat es aus eben diesem Grund. Er wollte sie besänftigen, doch diesmal würde er das nicht schaffen. »Ich muss morgen Früh zurück nach Beauxbatons apparieren. Wenn die mich nicht beim Frühstück sehen, werden sie misstrauisch«, sagte sie leise. »Es tut mir Leid, dass du meinetwegen vielleicht Schwierigkeiten bekommst«, erwiderte er sanft und legte seinen Kopf an ihren. »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, flüsterte sie leise. »Vermutlich wäre es besser gewesen, mich niemals in dich zu verlieben!« Lilys grüne Augen weiteten sich und plötzlich ergab alles einen Sinn. Ihr flogen Hunderte kleiner Momente durch ihre Gedanken, die sie vorher nie so wahr genommen hatte. Die Situation am Vormittag ergab Sinn und dass Nicky nicht gesehen werden wollte. Ihr trauriger Blick damals in den Kerkern, als sie Mulciber und Avery zusammen mit Severus und Regulus Black gesehen hatten... »Sag das nicht!« Seine Stimme klang beinahe flehend. Regulus legte seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie so ihn anzusehen. »Ich will nicht, dass du es bereust. Ich tue es auch nicht!« Der Schmerz in seiner Stimme war deutlich spürbar. Er spiele es ihr nicht vor. Nicky schluchzte laut auf. »Ich habe jede Minute Angst, dass du etwas dummes anstellst, was du später bereuen wirst.« »Das werde ich nicht. Vertrau mir bitte«, flüsterte er atemlos. Regulus wusste nicht was er tun und sagen konnte, um sie zu beruhigen. Es fiel ihm schwer sie anzulügen, doch schwerer war es für ihn sie so zu sehen. Schließlich legte er die Arme um sie und drückte sie fest an seinen Körper. Er saß in der Zwickmühle und wurde immer mehr von allen Seiten in die Ecke gedrängt. Egal was er tat, er würde die Erwartungen aller Menschen, um ihn herum nicht erfüllen können. Egal wie er sich entschied, es würde immer jemanden geben, der enttäuscht von ihm wäre und eine Seite würde ihn vielleicht sogar tot sehen wollen. Es kamen dunkle Zeiten auf sie zu, doch keiner wollte den anderen loslassen in diesem Moment. Lily hatte sich schon vor einer Weile von den beiden abgewandt und ihren Rücken an die kalte Steinmauer gepresst. Es war kalt in dem dunklen Gang und sie hatte die Arme um ihren Körper geschlungen. »Muffliato«, murmelte James und Lily sah ihn verwundert an. »So können uns die beiden nicht hören«, erklärte er. »Was werden Sie jetzt tun Miss Evans?«, fragte er dann, während er sich noch einmal vergewisserte, dass die beiden sie auch nicht entdeckt hatten. Sie antwortete ihm nicht. Ihre beste Freundin hatte ihr verschwiegen, dass sie ein Verhältnis mit Regulus Black, einem mutmaßlichen Todesser hatte, der höchstwahrscheinlich für das aufhängen rassistischer und Muggelverachtender Slogan verantwortlich war. »Lass uns hier verschwinden«, sagte sie dann und er folgte ihr leise durch den Gang zurück zu den Treppen. Sie hatte immer noch die Arme um ihren Körper geschlungen und dachte darüber nach, was sie tun sollte. Die Chance Nicky zu stellen hatte sie verpasst. Aber was hätte sie auch sagen sollen? Dass sie ihr hinterher spionierte, weil sie ihr nicht vertraut hatte? Dass sie ihre Beziehung zu Regulus nicht gut hieß? Ob sie sich im klaren darüber war, auf wen sie sich einließ? Lily brannte der Kopf. Es war unmöglich Nicky darauf anzusprechen. »Es interessiert mich sehr, wie Sie nun weiter vor gehen Miss Evans«, drang James Potters Stimme durch ihre Gedanken. »Werden Sie Lestrade sagen, dass Regulus Black etwas mit dem Plakaten zu tun hatte? Das eben war immerhin ein indirektes Geständnis.« »Nein!«, erwiderte sie nur. »Das überrascht mich!«, gestand James und musterte sie neugierig von der Seite. »Wir hätten das nicht tun dürfen«, fuhr sie fort. »Es war nicht richtig.« »Manchmal ist es besser auf der Seite derer zu stehen, die die Regeln brechen«, erwiderte er nur und Lily musterte ihn argwöhnisch aus den Augenwinkeln. Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten? Es war typisch für ihn so etwas zu sagen. Regeln interessierten ihn nicht und die Gefühle anderer anscheinend auch nicht. »Wirst du es Lestrade sagen?«, fragte sie ihn dann. »Nein«, antwortete er prompt und Lilys Augenbrauen schossen in die Höhe. Sie hätte erwartet, dass er es tun würde, einfach nur um zu sehen, welche Unruhe er damit stiften konnte. »Ist nicht mein Stil. Außerdem wäre das langweilig«, erwiderte er augenzwinkernd und starrte dann wieder auf sein zerknittertes Papier. »Wir sollten besser ein Treppenhaus weiter abseits benutzen«, sagte er dann. »Warum?« »Filch könnte an der Haupttreppe herumschleichen oder McDougal wieder nach oben gehen«, erklärte er beiläufig, während Lily wieder in ihren Gedanken bei Nicky war. Lily kam vor Nicky wieder in ihrem Schlafsaal an und legte sich direkt wieder ins Bett. Es dauerte eine ganze Weile bis ihr Kopf so frei war, dass sie einschlafen konnte. Doch Nicky sollte sie erst am nächsten Morgen wieder sehen. Diese hatte sie sogar ziemlich früh geweckt und ein breites Grinsen aufgelegt, als sie ihr die Bettdecke weggezogen hatte. Die Tränen und der Kummer der vergangen Nacht waren aus Nickys Gesicht verschwunden. Sie war wirklich eine hervorragende Schauspielerin und das erschreckte Lily irgendwie. Noch vor dem Frühstück hatte Nicky sich von ihrer Freundin verabschiedet und war direkt nach Hogsmeade gegangen, um zurück nach Beauxbatons zu apparieren. Sie musste sich wohl beeilen, wenn sie dort niemand beim Frühstück vermissen sollte. *** Beim Frühstück hatte Lily immer noch dunkle Schatten unter den Augen, welche ihre tiefen Augenringe, welche von zu wenig Schlaf zeugten, noch betonten. Weder James Potter, noch die Black Brüder waren beim Frühstück anwesend, dennoch war sie über Remus' Gesellschaft außerordentlich dankbar. Vermutlich war er im Moment auch ihr einziger Freund, welcher kein Geheimnis aus sich machte. Die tägliche Stille beim Frühstück wurde durch das ächzen mehrerer Eulen unterbrochen, welche durch die offenen Fenster der großen Halle schwebten und die tägliche Post verteilten. Ein brauner Waldkauz landete vor Lily und legte den Tagespropheten vor ihrer Müslischüssel ab. Sie steckte einen Knut in den brauen Lederbeutel am Bein der Eule und öffnete sogleich die Zeitung. Ihre Augen fielen sofort auf die Schlagzeile in der Mitte und jegliche Farbe wich aus ihrem ohnehin schon blassem Gesicht. »Was ist los?«, fragte Remus besorgt. »Der dunkle Lord.« Es war kaum mehr als ein Flüstern. Remus rutschte ein Stück näher an Lily heran, um ebenfalls einen Blick in die Zeitung werfen zu können. “Der, dessen Name nicht genannt werden darf, hat wieder zugeschlagen!“, hieß es in der Schlagzeile. »In der gestrigen Nacht gegen 1Uhr wurde in London das Muggelwaisenhaus Wool von Todessern überfallen, über dem wenige Stunden danach das dunkle Mal erschienen war. Noch ist unbekannt, was die Todesser an diesem Ort gesucht haben. Jedoch wurde eines der Nebengebäude des Dreiertraktes bis auf den Grundstein niedergebrannt. Dabei kamen einige Muggel-Kinder und die Leiterin des Waisenhauses ums Leben. Die Auroren haben die Untersuchungen aufgenommen, doch bisher konnte nicht nachgewiesen werden, wer an diesem Überfall beteiligt gewesen war«, lass Lily den Artikel vor. »Die armen Kinder«, flüsterte Remus. »... die Absichten des dunklen Lords sind noch unklar. Doch was tut der Zaubereiminister gegen sein weiteres Vorgehen? Diese Frage steht noch offen. Und zu einem Interview konnte man keinen der Angestellten Mitarbeiter der Aurorenabteilung des Zaubereiministeriums überreden. ...« Remus schnaubte. »Natürlich nicht. Wenn sie ihr Vorgehen dem Tagespropheten preisgeben würden, könnten sich die Todesser auch darauf einstellen.« »Keine Dummheiten«, murmelte Lily etwas abwesend zu sich selbst. Sie fragte sie sich, ob genau das die Dummheit war von der Nicky Regulus abhalten wollte gestern Nacht. Es passte zur Uhrzeit und zu ihren Worten. Lily schüttelte den Kopf und rügte sich selbst für diese Vorurteile. Regulus Black war noch ein Schüler in Hogwarts. Er ging erst in die fünfte Klasse und war minderjährig. Er hätte nicht mal die Möglichkeit gehabt dorthin zu apparrieren. Er war 16 und mit 16 wusste man nicht was man wollte. Aber vielleicht ließ man sich auch einfach wahnsinnig gut beeinflussen, wenn einem tagtäglich zwei Seiten einer Medaille präsentiert wurden, zwei Optionen zu handeln. Jedoch stand noch nicht einmal fest, ob er überhaupt ein Todesser war. Immerhin war er scheinbar mit Nicky zusammen und das bedeutete doch irgendwie, dass er irgendwo einen guten Kern haben musste? Zumindest wollte sie für den Moment daran glauben. *** James Potter lehnte an der Steinmauer im Innenhof und ließ die wenigen Sonnenstrahlen, welche hin und wieder durch die unterbrochene Wolkendecke hindurch brachen auf sein Gesicht scheinen. Sein Benzinfeuerzeug zischte ein paar Mal, bevor es endlich eine kleine Flamme offenbarte mit der er sich seine Zigarette anzündete. Der Qualm seiner Zigarettenspitze vermischte sich mit seinem warmen Atem, welcher in der kalten Morgenluft zerschellte. »Wo warst du gestern Nacht? Mal wieder.« Sirius seufzte. Er hätte wissen sollen, dass James es irgendwann herausfinden würde. Er war sehr wachsam und ihm fielen die kleinsten Dinge an den Menschen auf, die er selbst niemals bemerken würde. »Ich wusste, dass du irgendwann misstrauisch werden würdest. Doch ich hatte gehofft, dass es nicht so schnell passieren würde«, setzte er an. James schnaubte. Wenn Sirius wirklich gewollt hätte, dass man ihn nicht bemerkte, hätte er vielleicht die Karte mitnehmen sollen. So unbesonnen war sein bester Freund sonst nie und das machte ihn stutzig. »Ich war in Hogsmeade in der vergangenen Nacht und auch gestern Vormittag.« »Das würde zumindest erklären, warum ich dich auf der Karte nicht finden konnte«, überlegte James. »Dennoch war das sehr unvorsichtig, wenn es dir so wichtig war, ungesehen zu bleiben.« »Vielleicht wollte ich das auch gar nicht«, murmelte Sirius. »Ich habe versprochen mit niemanden darüber zu sprechen, aber ich wollte es dir auch nicht vorenthalten. Vielleicht hatte ich irgendwie gehofft, dass du es herausfinden würdest.« »Es ist deine Entscheidung«, erwiderte James nur und drückte seinen Zigarettenstummel an der grauen Steinmauer aus. »Ich habe mich in Hogsmeade mit meinem Onkel getroffen, Alphard Black.« James Augenbrauen schossen in die Höhe. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er wusste nicht einmal, dass Sirius zu irgendeinem von seinen Verwandten überhaupt noch Kontakt hatte. »Er ist nicht so wie der Rest meiner Familie«, fuhr Sirius fort, als er James Minenspiel beobachtet hatte. »Er wurde ebenso wie ich aus dem Familienstammbaum in unserem Haus gebrannt, noch bevor ich zu euch geflohen bin.« Sirius machte eine kurze Pause und überlegte wie er die ganze Geschichte in wenigen Worten zusammenfassen konnte. Eigentlich hatte er seinem Onkel versprochen mit niemanden darüber zu sprechen, doch James war sein Bruder. Man konnte ihm vertrauen, davon war er fest überzeugt. »Nun mein Onkel ist sehr krank und er wollte mich noch einmal sehen, um ein paar Dinge zu klären. Ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, da er in unserem Haus nicht mehr geduldet wurde, seit ich in die dritte Klasse kam. Doch im Gegensatz zu meiner eigentlichen ach so liebevollen Familie, war er immer gut zu mir gewesen.« James lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Steinmauer und lauschte mit geschlossenen Augen Sirius' Erzählungen. Er hatte in all den Jahren, wo sie schon gute Freunde waren nie seinen Onkel erwähnt. »Ich habe Alphard an diesem Tag beinahe nicht erkannt. Er hatte sich verändert. Er war sehr dürr geworden und hatte sich bestimmt seit einem halben Jahr nicht mehr rasiert. Er wirkte beinahe gar nicht mehr wie er selbst. Er war so blass und hatte ständig Angst, dass ihn jemand entdecken könnte. Ich fürchte, ein geächteter Black zu sein fordert unter den Todessern sehr schnell seinen Tribut ein.« James blickte auf. Sirius' Gesicht war gequält, als er dies sagte und James fragte sich, ob es Sirius genauso erging und ergehen würde, sobald sie ihren Abschluss im nächsten Jahr gemacht hatten. »Alphard glaubt, dass er nicht mehr lange leben wird. Ob ihn nun seine Krankheit dahinrafft oder die Todesser es tun werden, sei dahingestellt, aber er wollte mich unbedingt sehen, um sein Anliegen zu klären. Das ist die ganze Geschichte. Ich habe ihm versprochen, es niemanden zu sagen, ich hoffe du verstehst das. James nickte. »Eine Sache wäre da allerdings noch. Alphard wollte auch Regulus sehen, aber er kam nicht. Er war-« »Mit jemanden, den wir sehr gut kennen, anderweitig beschäftigt?«, schlug James vor. Sirius blickte auf und wirkte überrascht, dass James darüber Bescheid wusste. »Du weißt also, dass er sich mit ihr getroffen hat?«, fragte Sirius verwundert. »Ja, ich war auch überrascht«, gestand James. »Es war mehr ein Zufall, dass ich den beiden fast über den Weg gelaufen wäre und ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt habe«, erklärte er ausweichend. Es war sein bester Freund, welcher vor ihm stand und dennoch wollte er ihm nicht alles erzählen. Dass er Sirius' Bruder und McDougal auf der Karte gesehen hatte und zusammen mit Evans zum Ort des Geschehens gegangen war. Es kam ihm nicht richtig vor. »Glaubst du-«, setzte Sirius an doch James unterbrach seine aufkommende Frage. »Ich weiß es nicht. Aber McDougal möchte daran glauben, dass er ein guter Mensch ist.« Es war eine vage Interpretation dessen, was er ungewollt von dem Gespräch der beiden in der gestrigen Nacht aufgeschnappt hatte. Doch er glaubte nicht, dass McDougal so dumm war, sich auf einen mutmaßlichen Todesser einzulassen. Sie war zwar ein Reinblüter, aber sie teilte die rassistischen Ansichten des dunklen Lords nicht. Das bewies allein die Tatsache, dass sie mit Evans und McDonald befreundet war. Doch was Regulus Black betraf, so war er sich nicht sicher, zu was er im Stande war, wenn man ihn unter Druck setzte. *** Es dauerte eine Weile bis James endlich das leise Schnarchen seiner Mitbewohner wahrnahm. Er wartete noch einen Moment bevor er es wagte seine Bettdecke zurück zuschlagen und nach seinen Pantoffeln auf dem Boden zu suchen. Leise öffnete er die Tür und hoffte inständig, dass sie beim schließen nicht knarchen würde. Er war froh, dass die meisten Schüler über die Ferien nach Hause gefahren waren, denn so standen seine Chancen einen leeren Gemeinschaftsraum vorzufinden sehr gut. Er kniete sich vor den Kamin, in dem das bescheidene Feuer langsam einer einzigen Glut wich. Misstrauisch starrte er in die Flammen und stach hin und wieder mit dem Schüreisen den letzten noch brennenden Holzscheit an. »James?«, flüsterte eine rauchige Stimme. »Ja ich bins«, antwortete er der Stimme. »Ich bin allein«, fügte er dem noch hinzu. Daraufhin begann die Asche sich zu bewegen und das Holzscheit fiel etwas noch hinten, als die orange roten Flammen sich mehr und mehr in grün-silberne verwandelten und ein beinahe durchsichtiger Kopf in der winzigen Glut erschien. »Dad«, murmelte James, als er das Gesicht seines Vaters erkannte. »Du bist spät dran«, rügte Fleamont seinen Sohn. »Ich musste sicher gern, dass die anderen auch wirklich schlafen«, verteidigte er sich. »Na gut, wir haben nicht viel Zeit«, sprach Fleamont weiter. »Hast du das Medaillon noch, was ich dir vor Schulbeginn gegeben habe?« James nickte. »Gut, du darfst es nicht verlieren!« James verdrehte die Augen, da sein Vater ihm dies wirklich bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit sagte. »So du glaubst, dass Regulus Black etwas mit den Vorfällen in Hogwarts oder denen um Wools Waisenhaus zu tun hat? Naja er ist noch etwas jung für einen Todesser meinst du nicht?« James verdrehte die Augen. »Was ist mit den Listen? Trifft er auf irgendeine Beschreibung zu?« »Ich fürchte nein. Obwohl wir davon ausgehen können, dass seine Cousine Bellatrix Black darin verwickelt gewesen war. Oh pardon mittlerweile Lestrange.« »Vielleicht brauchen sie ihn für etwas anderes hier in Hogwarts«, überlegte James. »Du musst ruhig bleiben mein Junge. Es bringt nichts jemanden zu beschuldigen ohne handfeste Beweise zu haben.« »Ich weiß«, seufzte James und presste die Lippen aufeinander. Er konnte seinem Dad unmöglich die ganze Geschichte mit Regulus Black und McDougal erzählen und was er teilweise indirekt gestanden hatte. Mal abgesehen davon, dass er als einziger Ohrenzeuge wohl nicht ausreichen würde. »Wisst ihr schon, was die Todesser in dem Waisenhaus gesucht haben?«, fragte James dann. »Offiziell nicht« »Ich verstehe«, murmelte James. »Ich muss abbrechen, bevor jemand bemerkt, dass ich das Flohnetzwerk nach Hogwarts geknackt habe«, erwiderte Fleamont nervös. »Tu nichts dummes mein Sohn und pass gut darauf auf«, waren Fleamonts letzte Worte, bevor sein Kopf aus dem Flammen verschwand. Seufzend lehnte James sich an die Sofalehne zurück. Eigentlich hatte er von Anfang an gewusst, dass Regulus Black niemals in den Listen der Verdächtigen auf den Überfall auf das Waisenhaus als auch bei den Vorfällen in Hogwarts auftauchen würde. Doch er hatte geglaubt, dass zumindest eine Zeugenbeschreibung oder ähnliches vielleicht passen würde. Doch da war nichts. Und vielleicht war das auch besser so. Es war doch eigentlich gut, wenn er nichts mit alldem zu tun hatte. James lehnte seinen Kopf in den Nacken und starrte einen Moment lang die Decke des Gemeinschaftsraumes an. Mit seiner Hand griff er in seine Hosentasche und holte das Medaillon heraus, welches sein Vater ihm vor Schuljahresbeginn gegeben hatte. Es gefiel ihm nicht, dass sein Vater ihm nicht alles über das Medaillon erzählte, was er vielleicht wissen sollte. Außerdem fragte er sich, ob das mangelnde Vertrauen seines Vaters ihm galt oder seiner eigenen Entscheidung es ihm anzuvertrauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)