Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel von Teela-chan (James&Lily) ================================================================================ Kapitel 28: Das Keksmonster im See ---------------------------------- 28. Akt: Das Keksmonster im See "Wahrer Reichtum liegt nicht in den Dingen, die man besitzt, sondern in Momenten, die das Herz berühren" Die Tage flogen dahin, als würde die Zeit niemals halten. Es kam ihr vor wie ein einziger Wimpernschlag, der seit dem sonderbaren Nachsitzen vergangen war. Doch es waren ganze drei Wochen gewesen. Drei Wochen, in denen nichts ungewöhnliches geschehen war. Mal abgesehen vom immer kälter werdenden Wetter, den Unmengen an Hausaufgaben, den Keksen, welche die Hauselfen in jeden Gemeinschaftsraum gestellt hatten und dem Duft der Tannennadeln, den man vor allem im Eingang der großen Halle besonders gut riechen konnte. Ein Wimpernschlag und doch waren es drei Wochen gewesen. Vielleicht, wenn sie noch einmal blinzelte, würden die zwei Wochen Weihnachtsferien möglicherweise genau so schnell umgehen oder vielleicht wären sie auch schon ganz vorbei. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und schloss für einen Moment die Augen. Doch als sie sie wieder öffnete, herrschte im Schlafsaal der Sechstklässlerinnen immer noch ein heiteres Treiben. Rosalie und Mary liefen wirr durch den Raum und suchten Kleidung zusammen, welche achtlos in Koffer geworfen wurde. Lily seufzte, konnte jedoch ein Lächeln nicht unterlassen, als sie das wirrte Chaos in ihrem Zimmer begutachtete. Aus dem Badezimmer schwebte eine rosa Zahnbürste in Rosalies Koffer und Mary schwang ihren Zauberstab, um die Schuhe auszusortieren, welche sie über die Ferien mit nach Hause nehmen wollte. In nicht mal einer Stunde, würde sie hier allein sein für ganze zwei Wochen. Ein wenig vermisste sie das Chaos ja jetzt schon. Doch da konnte man dieses Mal wohl einfach nichts machen. Lily setzte sich wieder auf ihr Bett und arbeitete weiter daran die Geschenke für ihre Eltern und Petunia einzupacken. Rosalie war so freundlich gewesen ihr ein paar Kleinigkeiten aus Hogsmeade zu besorgen. »Das ist so bescheuert! Morgen ist Heiligabend und ich habe noch kein einziges Geschenk, nur weil wir nicht nach Hogsmeade gehen durften«, beschwerte sich Mary, während sie entnervt ihren Koffer zu klappte. »Was ist mit den ganzen Süßigkeiten, die ich dir aus dem Honigtopf besorgt habe, ist das nichts?«, fragte Rosalie während sie gerade den letzten Thesafilmstreifen auf ein in lila Geschenkpapier eingewickeltes Paket klebte. »Ja schon, aber ich brauche auch noch ein paar richtige Geschenke. Das heißt ich muss direkt nach unserer Ankunft in London nochmal in die Winkelgasse.« Mary fluchte noch ein wenig vor sich hin, während Rosalie und Lily weiter an ihren Geschenkverpackungen arbeiteten. Rosalie schüttelte halb lächelnd den Kopf, als sie Marys gemurmelte Flüche gegen Lestrade und die Auroren zu hören bekam. Es war so einfach für sie, einen Grund zu finden, sich über etwas aufzuregen. Aus den Augenwinkeln jedoch warf Rosalie Lily immer wieder verschworene Blicke zu. Sie beobachtete sie dabei, wie sie auf Muggelart kleine Schleifen bastelte und diese auf ein Geschenk klebte. Rosalie folgte in etwa ihrer Vorgehensweise, doch irgendwie wollte es einfach nicht so aussehen wie bei ihr. »Oh Lily wie machst du das nur, dass deine Geschenke immer so toll aussehen?«, seufzte Rosalie, während sie dabei missmutig auf ihr eigenes recht schief eingepacktes Geschenk starrte. Lily lächelte nur milde und drapierte einen selbst gebastelten Fächer auf der Oberfläche eines fein säuberlich eingepacktem lindgrünen Geschenks. »Ich habe das zu Hause schon immer gern gemacht«, erwiderte sie nur, während sie den letzten Thesafilmstreifen ordentlich platzierte und das Geschenk auf den Stapel zu den restlichen legte. Rosalie war nicht entgangen, dass Lilys Augenwinkel sich verkleinerten und die Winkel ihrer Lippen für einen Moment nach unten gezogen waren, während sie ihren Geschenken einen melancholischen Blick zu geworfen hatte. »Bist du dir sicher, dass du nicht doch nach Hause fahren möchtest?«, fragte Rosalie ernst, als sie ein trauriges Funkeln in Lilys Augen bemerkte. »Ganz sicher. Ich werde ausnahmsweise mal in Hogwarts bleiben.« Rosalie war nicht entgangen wie Lily sich dabei auf die Lippe biss und weiterhin etwas abwesend auf ihren Geschenkstapel starrte. »Jetzt solltet ihr euch aber beeilen, wenn ihr noch eine Kutsche kriegen wollt«, meinte Lily plötzlich und ein Blick auf die Uhr verriet Rosalie, dass der Zug bereits in 30Minuten von Hogsmeade abfahren würde. So schnell hatte Lily ihre Freundinnen wohl noch nie auf den Beinen gesehen. In weniger als einer Minute waren die Koffer fertig gepackt und die drei schon auf dem Weg nach draußen. Völlig außer Atem gelangten sie zu den Kutschen. Mary ließ ihre Koffer in die Kutsche schweben und nahm dann neben Rosalie Platz, worauf die Kutsche auch schon los fuhr. »Bis nächstes Jahr und frohe Weihnachten euch schon mal«, rief Lily ihren Freundinnen noch hinterher, bevor die Kutsche hinter den Wipfeln einiger Bäume verschwand. Sofort erschien wie aus dem Nichts eine neue Kutsche und stellte sich genau an die Stelle, wo die vorherige abgefahren war. Die Kutschen, die niemand zog. Lily trat einen Schritt näher an die Kutsche heran und streckte vorsichtig ihren Arm aus, bis sie eine warme Aura spüren konnte. Ein Thestral. Es war merkwürdig, dass sie in all den Jahren nie bemerkt hatte, dass die Kutsche nicht von selbst fuhr, sondern von einem Gemisch aus Pferd und Reptil gezogen wurde. Sie hatte nie die Geräusche ihrer Bewegung wahrgenommen, noch die Hufe oder ihren Atem gehört. Doch jetzt, wo sie es wusste, kam es ihr so vertraut vor. Sie konnte es hören und wahrnehmen, ganz von selbst. Lily zog ihren Arm wieder zurück und wollte sich auf den Weg zurück ins Schloss machen, prallte jedoch an etwas ab und fiel nach hinten. Es geschah alles so schnell, dass sie es nicht wahrnehmen konnte. Sie war in jemanden hineingelaufen, an ihm abgeprallt und gefallen, doch spürte sie den Aufprall auf dem harten Boden nicht, sondern einen starken Griff um ihren Arm. Lily blinzelte ein paar Mal und blickte schließlich in das Gesicht von Chad Oldren. Dieser zog an ihrem Arm und stellte sie wieder richtig auf die Beine. Lily bemerkte die Kontur eines schwarzen Bogens, das dem Buchstaben „S“ ähnelte auf seinem Unterarm, als ihm sein Ärmel hochgerutscht war. »Alles okay?«, fragte Chad und Lily blinzelte ihn nur perplex an. Es war merkwürdig, was das in ihr auslöste. Sein Griff war fest, seine Aura warm und dennoch strahlten seine blauen Augen eine gewisse Kälte aus, die ihr unheimlich vor kam. Und dabei hatte sie doch schon oft mit ihm gesprochen in letzter Zeit. Sie hatten auch einige Vertrauensschülerangelegenheiten zusammen geregelt. Doch so ein merkwürdiges Gefühl hatte sie noch nie in seiner Nähe gehabt. Ihr Herz raste, vermutlich noch von dem Adrenalinstoß, den sie bekommen hatte, als sie noch dachte sie fiele zu Boden. »Ähm ja nichts passiert. Entschuldige, ich sollte besser aufpassen.« »Kein Problem«, erwiderte Chad und blickte kurz von Lily zu der Kutsche, in der bereits Anthony McCoy saß, welcher gelangweilt gähnte und wieder zu Lily. »Willst du bei uns mitfahren?« »Oh danke, nein, aber ich fahre nicht. Ähm, frohe Weihnachten«, stammelte Lily schnell zusammen und wandte sich von ihm ab, um an ihm vorbei zurück ins Schloss zu gehen. Chad wandte sich zu ihr um, sein Blick schien verwirrt, dennoch rief er ihr ebenfalls ein leises 'Frohe Weihnachten' zurück, bevor er in die Kutsche stieg. Lily beschloss nicht weiter über dieses merkwürdige Gefühl nachzudenken und machte sich auf den Weg zurück in den Gryffindor Gemeinschaftsraum. Dort war es so ruhig, wie Lily es nie zuvor um diese Uhrzeit jemals erlebt hatte. Man hörte einzig das leise knistern des Feuers im Kamin und das leise rascheln von Papier, als würde jemand die Seite von einem Buch umblättern. Vorsichtig schaute Lily sich im Raum um, bemerkte jedoch erst hinter der Couch die Silhouette von jemanden, der dort saß. »Remus?«, fragte Lily überrascht. Dieser wandte sich von seinem Buch ab und zu Lily um, um ihr ein schwaches Lächeln zu schenken. Remus sah nicht gut aus. Sein Gesicht war kalkweiß, die Tränensäcke unter seinen Augen dick und seine Augenringe tief und dunkel. »Du siehst furchtbar aus. Geht es dir nicht gut?«, fragte Lily besorgt und kniete sich vor ihm hin »Geht schon«, winkte dieser nur ab. »Nur schlecht geschlafen. Madamme Pomfrey hat mir schon etwas verschrieben.« »Das scheint aber nicht sonderlich zu helfen«, stellte Lily ernüchternd fest und strich ihm eine braun-blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, welche sich in den Spitzen seiner Wimpern verfangen hatte. Remus lächelte schwach. So war Lily Evans nun mal, immer für alle da und stets besorgt, dass jemand nicht genug aß, krank wurde oder sich in Schwierigkeiten brachte. Das waren sehr edle Charakterzüge, stellte er fest und doch wusste er schon immer wie liebevoll und freundlich sie war. Schon bevor die beiden zu Vertrauensschülern ernannt wurden. Zudem war Lily auch noch ein ausgesprochen hübsches Mädchen mit ihrem roten Haar, den smaragdgrünen Augen und den wenigen Sommersprossen um ihre Nase. Ein Mädchen, was man definitiv lieben konnte und doch hatte Remus es nie in Erwägung gezogen überhaupt einen Gedanken daran zu verschwenden mit einem Mädchen auszugehen oder eine Freundin zu haben. Das war einerseits einfach viel zu gefährlich und andererseits, wer würde es schon fertig bringen ein Monster zu lieben, was selbst in der magischen Welt von der Zauberergesellschaft verstoßen und geächtet wurde. »Remus antworte bitte«, drang plötzlich wieder Lilys Stimme an seine Ohren. Er blinzelte ein paar Mal um die Silhouette ihres Kopfes wieder klarer sehen zu können. »Hast du überhaupt schon etwas gegessen? Das Mittagessen geht noch 15Minuten«, wiederholte sie scheinbar ihre Aussage. »Nein, ich hab hier ein paar Kekse gegessen.« »Die waren wirklich gut«, fügte er schnell hinzu, als er Lilys tadelnden Blick sah. »Aber zum Abendessen gehst du?«, fragte sie ihn dann. »Ich verspreche es«, sagte Remus und legte dabei seine recht Hand aufs Herz und erhob die linke zu einem feierlichen Schwur. »Okay gut, dann sehen wir uns später sicher dort«, sagte Lily und begab sich in ihren Schlafsaal. Ihr Plan für den heutigen Tag war es, den Aufsatz für Verwandlung fertig zu schreiben und mindestens schon mal mit dem für VgddK anzufangen. Denn je schneller sie ihre Hausaufgaben erledigte, desto schneller konnte sie die Ferien auch genießen. Stunden später ließ Lily seufzend ihre Schreibfeder fallen. Sie hatte in ihrem Rausch doch tatsächlich beide Aufsätze fertig geschrieben und nun tat ihre rechte Hand weh. Daher beschloss sie für heute Feierabend zu machen und zum Abendessen zu gehen. Doch ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie es bereits verpasst hatte und das um ganze zwei Stunden. Es war bereits 21Uhr. Da konnte man wohl nichts machen und sie musste bis zum Frühstück warten, da sie sich alleine nur ungern durch die Kerker in die Küche schleichen wollte. Lily beschloss sich heute einen ruhigen Abend zu machen und ließ sich ein Bad ein. Sie musste zugeben, dass es auch seine Vorteile hatte mal allein zu sein. Niemand war da, der sie beim Hausaufgaben machen gestört hatte, jedoch erinnerte sie auch niemand an das Abendessen. Sie fragte sich, ob ihr so etwas wie heute wohl öfter passieren würde, wenn sie ihre Freundinnen nicht hatte, die sie ständig an so etwas banales erinnerten. Zumindest war es ein Vorteil, dass Bad jetzt endlich mal für sich zu haben. Meistens ging sie nur kurz duschen, weil die anderen Mädchen drängten auch ins Bad zu können, doch heute konnte sie endlich mal so viel trödeln wie sie wollte und sie genoss es richtig sich in ihrem Schaumbad zurücklehnen zu können. In Hogwarts hatte man wirklich nur selten Gelegenheit dazu, wenn man sich zu viert ein Bad teilen musste. Der Badezusatz hatte das Wasser rosa gefärbt und nun flogen rosa Seifenblasen quer durchs Bad und Lily streckte ein Bein aus dem rosa Badeschaum, welcher ihren Körper bedeckte. Ein paar Wassertropfen perlten an ihrem Bein ab und liefen in wirren Bahnen nach unten. Sie hatte ganz vergessen, wie gern sie baden ging. *** Als Lily am nächsten Morgen erwachte, bemerkte sie die Stille in ihrem Schlafsaal und wollte sich noch einmal genüsslich umdrehen. Doch als sie vorsichtig versuchte die Augen zu öffnen, stellte sie fest, dass bereits helles gleißendes Licht durch das Fenster neben ihrem Bett drang. So früh konnte es also nicht sein. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es viertel nach neun war. Einen Moment blieb sie noch so liegen und kuschelte sich in ihre warme Decke, doch dann schreckte sie plötzlich hoch. »Ich verpasse noch das Frühstück«, murmelte sie zu sich selbst und war plötzlich hell wach. Sie schlug die Bettdecke beiseite und sammelte ihre Schuluniform zusammen, nur um kurz darauf damit im Bad zu verschwinden. Wenige Minuten später machte Lily sich auf den Weg in die große Halle. Als sie den Gryffindor Gemeinschaftsraum betrat war er leer. Sie fragte sich, wer außer ihr wohl noch in Hogwarts geblieben ist. Bisher wusste sie nur von Remus. Beim Frühstück in der großen Halle war fast niemand anwesend. Es schienen wirklich fast alle über die Ferien nach Hause gefahren zu sein. Die vereinzelten Schüler der vier Häuser und auch einige Lehrer wie Sinclair und McGonagall hatten sich daher alle zusammen an einen Tisch gesetzt. Es kam wohl allen unnötig vor, die Sitzordnung bei so wenigen beizubehalten. Lily zögerte einen Moment bevor sie die große Halle betrat und strich sich nervös eine Haarsträhne hinter das Ohr. Sofort schoss ihr wieder der Duft von Tannennadeln in die Nase. Hier standen auch mindestens 7 Weihnachtsbäume, die bereits alle festlich geschmückt waren. Hagrid, der Wildhüter von Hogwarts und Professor Flitwick hatten wirklich gute Arbeit geleistet. Die ganze Halle erstrahle im gold und silber der Christbaum-kugeln. Lily beschloss möglichst langsam auf den Tisch zu zugehen und dabei unauffällig auszukundschaften, wer alles in Hogwarts geblieben war. Es waren einige Gesichter dabei die sie nicht kannte und dann wiederum ein paar, die sie sehr gut kannte. Am anderen Ende des Tisches saß Severus, welcher vermutlich absichtlich zwei Plätze Abstand zu seinem Banknachbarn hielt und lustlos in seinem Essen herumstocherte. Schließlich entschied sie sich, sich neben ein Mädchen aus Hufflepuff zu setzten, welches sie mal in irgendeinem ihrer Kurse gesehen hatte. Doch unwillkürlich musste Lily an Severus denken. Er war seit dem ersten Schuljahr jedes Jahr an Weihnachten in Hogwarts geblieben, während sie immer nach Hause gefahren war. Es war schrecklich wie seine Familie ihn behandelte und er hatte es immer ausgenutzt in den Ferien in Hogwarts bleiben zu können. Doch nun, da sie zum ersten Mal über die Ferien hier geblieben war, bemerkte sie, dass er wohl immer sehr einsam gewesen sein musste, da niemand aus seinem Haus da geblieben war. War er die letzten Jahre auch immer allein gewesen? Lily schüttelte ihren Kopf, um die trüben Gedanken loszuwerden. Es ging sie doch eigentlich gar nichts mehr an. Also sollte sie auch nicht mehr darüber nachdenken. Doch, dass ihr dies gerade schwerer viel als gedacht, bemerkte sie erst, als sie sich dabei ertappte, wie sie lustlos in ihren Rührei herumstocherte. Erst als sie ein ununterbrochenes Kichern wahr nahm, schreckte sie aus ihren Gedanken hoch. Schräg gegenüber von ihr saßen die einzigen Gryffindors, die wohl sonst noch in Hogwarts geblieben waren, James Potter und Sirius Black. Diese tuschelten unter vorgehaltener Hand miteinander und kicherten hin und wieder. Als Lily den restlichen Tisch absuchte und auch neben den beiden kein weiteres, bereits benutztes Gedeck fand, fragte sie sich wo Remus abgeblieben war und ob es ihm gut ging. Vielleicht war er gestern noch zusammengebrochen und lag nun bei Madamme Pomfrey im Krankenflügel. Doch dann würden seine Freunde doch nicht fröhlich vor sich hin lachen? Vielleicht machte sie sich aber auch einfach zu viele Gedanken. Möglicherweise schlief Remus einfach noch. Er würde sicher im Laufe des Tages wieder auftauchen. Wieder ertönte das bellende Lachen von Sirius Black und nun wandte sich sogar Sinclair zu den beiden um. Na immerhin hatte hier irgendjemand Spaß, denn ansonsten verlief das Frühstück sehr ruhig. Niemand schien sich unterhalten zu wollen. Nach dem Frühstück ging Lily wieder zurück in ihren Schlafsaal, suchte ihren Zeichenblock und legte sich damit aufs Bett. Doch dann stieg ihr plötzlich der Duft von Vanille und Schokolade in die Nase und vernebelte ihre Sinne. Sie bemerkte den kleinen Teller mit Weihnachtskeksen auf ihrem Nachttisch. Die Hauselfen mussten ihr welche ins Zimmer gestellt haben. »Schokoladenkekse mit Puderzucker-Vanille creme Füllung, die liebe ich«, stöhnte Lily auf, während sie genüsslich in einen Keks biss. Naja aus einem Keks wurden schließlich fast alle, sodass ihr bereits schlecht war, als es Zeit zum Mittagessen war, doch das war ihr egal. Es war ja sowieso niemand da. Als es allmählich Zeit für das Abendessen wurde, ging Lily mit ihren Weihnachtspresenten in die Eulerei und schickte ein paar Schuleulen mit ihren Geschenken nach Hause, sodass alles noch rechtzeitig morgen Früh ankommen würde. Auch den Beutel mit Süßigkeiten, die Weihnachtskarte und den Brief für Nicky hatte sie nicht vergessen. Sie band alles an den Fuß einer schneeweißen Schleiereule und strich dieser noch einmal durch das Gefieder bevor diese sich auf den Weg nach Frankreich machte. Als sie sich schließlich in die Lüfte erhob, beobachtete Lily sie dabei, wie sie in Richtung der beinahe untergegangenen Sonne am Horizont verschwand. Eine Weile verharrte Lily noch in der Eulerei und starrte melancholisch dem Sonnenuntergang entgegen. Der ganze Himmel war in gleißendes orange-rotes Licht gehüllt, in dem die Eule einen Moment zuvor verschwunden war. Beim Abendessen fiel Lily auf, dass Remus wieder fehlte, sich James Potter und Sirius Black hingegen die Taschen mit essen vollstopften und dabei auch noch glaubten, sie seien unauffällig. Also beschloss sie nach dem Essen im Krankenflügel vorbei zu schauen. Doch dort war niemand. Alle Betten waren leer und schienen frisch bezogen. Nicht einmal Madame Pomfrey war da, als sie an ihre Tür klopfte. Doch auch als sie im Gemeinschaftsraum wieder ankam, konnte sie niemanden entdecken. Lily fragte sich, wo alle bloß hin verschwunden waren. Resigniert ging sie wieder in ihren Schlafsaal und wollte noch eine Weile zeichnen bevor sie ins Bett ging. Dabei griff sie noch nach diesen wundervoll duftenden Keksen von heute morgen, doch ihre Hand landete auf einem leeren Teller. »Ich habe doch nie im Leben alle aufgegessen«, sagte sie laut zu sich selbst, als wolle sie sich davon überzeugen, dass es stimmte. Ihr Blick schweifte jedoch direkt zu ihrem Bauch, der im sitzen eine kleine Speck-falte geschlagen hatte. »Naja ist ja sowieso niemand hier«, winkte sie ab. »Mit wem rede ich eigentlich?«, murmelte sie schließlich vor sich hin und schlich sich in den Gemeinschaftsraum, um nachzusehen, ob dort noch Kekse herumstanden. Tatsächlich waren noch zwei Kekse auf einen Teller am Kamin übrig, von denen Lily sich sogleich einen in den Mund schob, nur um einen wohlig befriedigten Seufzer auszustoßen. »Die sind soo gut.« Der Abend schien sich unendlich lang hinzuziehen und sogar der Mond stand schon hoch am Himmel, als Lily ein knarchen auf der Treppe bemerkte und sich reflexartig hinter dem Sofa versteckte. Es musste ja nicht jeder mitbekommen, wie sie sich über die Kekse hermachte. Eine Weile war sie ganz still, als sie bemerkte, dass zwei paar Füße die Treppe herunter kamen. Sie versuchte den großen Keks, welchen sie sich in einem Bissen in den Mund gesteckt hatte möglichst unauffällig zu zerkauen, bevor sie jemand entdeckte, doch es schien sich niemand für die begehrten Plätze am Kamin zu interessieren. Vorsichtig lugte Lily am Sofa vorbei und erkannte Black und Potter, welcher einen geschmacklosen Umhang, der aus lauter Flicken zu bestehen schien in der Hand hielt. »Nur weil du noch ein Schläfchen machen musstest, sind wir jetzt spät dran«, raunte James Potter seinem Freund zu, als sie gerade am Portrait der fetten Dame angekommen waren. »Na immerhin sind wir jetzt ausgeschlafen und können die ganze Nacht«, grinste Sirius schelmisch, woraufhin Lily das Gesicht verzog. Die sprachen doch wohl nicht darüber, woran Lily dachte, worüber sie sprechen? Wenn doch wären die beiden wohl noch größere Machos, als Lily ohnehin schon dachte. James Potter verdrehte die Augen. »Nun beeil dich wenigstens. Er ist sicher schon ganz ungeduldig, wenn er merkt, dass wir nicht da sind.« Dann schloss sich das Portrait der fetten Dame und James Potters Stimme verhallte im Zwischenraum. Er? Okay, entweder haben sich die beiden sexuell umorientiert oder hier lief irgendetwas, was Lily ganz und gar nicht verstand. Also nahm sie ihren Mut zusammen und stieg ebenfalls durch das Portraitloch. Intuitiv bog sie rechts ab und lief etwas wahllos durch die Gegend, doch dann fand sie die beiden wieder, als sie gerade die Treppe zum Foyer herunter gingen. Als die beiden plötzlich stehen blieben, fühlte Lily sich ertappt und verharrte auf der Stelle, doch als sich die beiden nicht zu ihr umwandten, presste sie ihren Körper an die nächste Wand und versuchte möglichst nicht zu atmen. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, wie James Potter, um die Ecke lugte. »Besser wir werfen den Umhang direkt um, bevor wir Filch in die Arme laufen«, hörte Lily ihn sagen und kurz darauf, waren die beiden verschwunden, spurlos. Lily wartete noch einen Moment, bis sie das knarchen des großen Eichenportals hörte. Die beiden waren vermutlich nach draußen gegangen. Aber das war doch verboten um diese Zeit und überhaupt was wollten die beiden da draußen? Sich mit einem Mädchen treffen oder auch Zweien? Nein sie sprachen von „ihm“. Vielleicht meinten sie damit Remus, aber warum sollte er nachts allein draußen rumlaufen. Vor allem wenn er immer noch so schlecht aussah wie gestern. So vergingen einige Minuten, in denen Lily hin und her überlegte was sie tun sollte. Eigentlich hatte sie keine große Lust nach draußen zu gehen. Es war kalt, es war dunkel, unheimlich und dazu noch verboten. Aber sie konnte den beiden das doch nicht durchgehen lassen. Doch vor allem war es eine Sache, die sie antrieb und das war Neugierde. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte unbedingt wissen, was die beiden vor hatten, also löste sie sich von der Wand und beobachtete von eben jenen Platz eine Weile das Eichenportal, doch weder Filch, Mrs Norris oder sonst wer schien in der Nähe zu sein. Also nahm sie ihren Mut zusammen und schritt auf das Eichenportal zu, welches sich nur schwer knarchend öffnen lies. Dann trat Lily in die kühle Nachtluft hinaus und stellte sofort fest, dass sie fror. Sie hätte eine Jacke mitnehmen sollen, doch hatte sie ja nicht gewusst, dass sie heute, am heiligen Abend noch eine Nachtwanderung unternahm. Das helle Licht des runden Vollmondes erleuchtete die Ländereien von Hogwarts und Lily war froh, dass kaum eine Wolke am Himmel zu sehen war, die ihn verdecken konnte. So war es wenigstens nicht allzu dunkel. Sie blinzelte ein paar Mal und suchte das Gelände ab, doch nirgends war eine Spur von Potter und Black zu sehen. Vermutlich hatte sie zu lange überlegt, ob sie überhaupt raus gehen sollte. In der Zeit hatten sich die beiden vermutlich aus dem Staub gemacht. Dennoch beschloss sie eine Runde zu gehen. So ein Mondscheinspaziergang konnte doch ganz nett sein. Außerdem stand genau das auf ihrer „to-do“ Liste der Dinge, die sie mal gemacht haben wollte, bevor sie Hogwarts verließ. Lily beschloss eine Runde, um den See zu gehen und dann schnellstmöglich wieder ins Schloss zurückzukehren. Beim ausatmen konnte sie ihren warmen Atem sehen, welcher in der kalten Nachtluft zerschellte. Sie hörte den Wind durch die Äste der Bäume peitschen und Krähen aus Bäumen fliegen, doch sonst war es beinahe totenstill hier draußen. Als sie an der peitschenden Weide vorbei ging, stellte sie fest, dass selbst diese außergewöhnlich ruhig war und sich kaum rührte, trotz dessen, dass eine Eule ihn gerade gestreift hatte. Erschrocken fuhr Lily zusammen, als sie ein Heulen aus den tiefen des verbotenen Waldes wahrnahm. Gab es hier etwa Wölfe? Sie wusste von Irrwichten oder Zentauren oder anderen Wesen, die im Wald lebten, doch Wölfe waren ihr neu. Sie zog ihren Cardigan enger um ihre Brust und ging einen Schritt schneller um den See, um möglichst weit weg vom verbotenen Wald zu kommen. Sie spürte wie ihr Herz immer schneller klopfte. Es war, als wären ihre Sinne geschärft worden. Denn plötzlich vernahm sie das Geräusch jeden Grashalmes, welchen der Wind streifte und sie hörte das plätschern jedes Steinchens, welches in den See geweht wurde und auch das rascheln der Blätter in den Büschen und Bäumen des verbotenen Waldes. Da war es wieder dieses Heulen. Es schien weiter weg zu sein, doch als sie sich umwandte, erkannte sie zwei leuchtende Augen, welche sie aus dem Wald heraus beobachteten. Erschrocken fuhr sie zusammen und wankte ein paar Schritte rückwärts, Adrenalin schoss durch ihre Adern und ihr Herzschlag pochte ins unermessliche. Doch dann wandten sich die Augen von ihr ab. Sie erkannte einen buschigen schwarzen Schwanz, als sich das Tier umdrehte, um in den Tiefen der Wälder zu verschwinden. Sie hörte wie Äste vor dem Tier zurückschlugen und es allmählich im Dickicht verschwand. Als das Heulen beim nächsten Mal schon ziemlich entfernt klang, atmete sie wieder etwas entspannter und beschloss nun doch schnellstmöglich zum Schloss zurückzukehren, als die Büsche wieder zu rascheln begannen, diesmal hinter ihr. In Lichtgeschwindigkeit wandte sie sich um und erkannte den Schatten eines größeren Tieres, welches sie zu beobachten schien. Instinktiv taumelte sie ein paar Schritte zurück, dass sie dabei mit ihren Füßen im See versank, schien sie erst zu bemerken, als die eiskalte Flüssigkeit in ihre Schuhe lief. Vielleicht hatte das Tier ja Angst vor Wasser, unwahrscheinlich, aber Lily wollte diese Möglichkeit nicht ausschließen. Sie sog scharf Luft ein, als sich das Tier, nach scheinbar kurzem zögern aus den Büschen heraus und auf sie zu bewegte. Lily störte es mittlerweile nicht mehr, dass ihre Füße bis zu den Waden im eisigen Wasser standen, als sie soweit zurückgetreten war, dass sie nun in der Spiegelung des runden Vollmondes auf der Oberfläche des Sees, stand. Lilys Augen weiteten sich. Sie stand stocksteif da und wusste nicht, ob sie wegen der Kälte oder aus Angst zitterte. Doch als das Tier ebenfalls ein paar Schritte in den See machte und Lily nun seine Konturen im Licht des Mondes sehen konnte, erkannte sie ein majestätisches Geweih, welches wie eine Krone auf dem Kopf des hochgewachsenen, braunen Hirsches stand. Der Hirsch kam auf sie zu und senkte seinen Kopf, als wolle er um Erlaubnis fragen, ob er näher treten durfte. Langsam löste sich Lily aus ihrer Starre und erinnerte sich daran, dass Hirsche Pflanzenfresser waren und für gewöhnlich keine Menschen anfielen. Dennoch starrte sie das Tier misstrauisch an, doch es machte keinerlei Anstalten noch näher zu kommen. Sie beobachte die kleinen Wellen, welche sich in den See schlugen, wenn das Tier seinen Huf bewegte. Und dann ging sie einen Schritt auf ihn zu und streckte ihm ihre Hand entgegen. Der Hirsch starrte sie nur an, aus seinen haselnussbraunen Augen und schien zu überlegen, ob er ihr vertrauen konnte. Doch als Lily ihr typisches Lächeln, lächelte, was so viel Wärme, Liebe und Zuneigung ausstrahlte, hob der Hirsch nun doch seinen Kopf und lies sich von ihr durch das warme Fell streichen. Lily kicherte, als seine Ohren in diverse Richtungen zuckten, als sie sie berührt hatte. Sie fasste ihren Mut und ging noch einen halben Schritt auf den Hirsch zu, damit sie ihn besser streicheln konnte. »Du bist wirklich ein schönes Tier«, flüsterte sie leise. »Ich wusste gar nicht, dass es in Hogwarts auch normale Tiere wie Hirsche gibt. Ich hatte immer geglaubt, hier gäbe es nur magische Kreaturen wie Irrwichte oder Zentauren.« Der Hirsch schnaubte und schüttelte seinen Kopf. Lily zog ihre Hand zurück und sah ihn misstrauisch an. »Hast du etwa verstanden was ich gesagt habe?«, fragte sie perplex, winkte jedoch ihre eigene Aussage gleich wieder ab. »Was rede ich denn da? Das ist unmöglich«, murmelte sie dann mehr zu sich selbst als zum Hirsch. Doch dieser ging plötzlich einen Schritt auf sie zu und bevor Lily wusste, wie ihr geschah spürte sie die feuchte Nase des Hirsches an ihrer Wange und wie er ihr über die Mundwinkel leckte. »Iehh, lass das!«, schrie Lily, wich zurück und wäre beinahe über ihre eigenen Beine in den See gestolpert. »Was sollte das denn?«, fragte sie halb lachend und strich sich mit der Hand über die Stelle ihres Gesichtes, die der Hirsch abgeschleckt hatte. Und da klebte in ihrem Mundwinkel tatsächlich noch ein Schockladenkrümel von den Keksen, die sie vorhin gegessen hatte. »Ach so, da waren noch Kekskrümmel«, stellte sie belustigt fest. »Die scheinst du wohl zu mögen? Warte ich hab noch einen.« Lily griff in die Seitentasche ihres Rockes und holte den letzten Keks heraus, welchen sie noch hatte. »Eigentlich war der für ein kleines Mitternachtsgelage gedacht, aber du kannst ihn haben«, sagte Lily sanft und streckte ihre offene Handfläche mit dem Keks aus. Der Hirsch ging vorsichtig auf sie zu, schnüffelte kurz an dem Keks und fraß ihn ihr dann aus der Hand. Wenig später hatte Lily wieder die feuchte Nase des Hirsches an ihrer Wange kleben. »Ist ja gut. Du brauchst dich nicht zu bedanken. Mehr habe ich sowieso nicht«, lachte sie und drückte die feuchte Nase von sich weg. Dennoch konnte sie nicht widerstehen ihre Stirn an seine zu legen und ihm noch einmal über das Fell zu streichen. Der Hirsch war ganz ruhig und sah sie aus seinen großen braunen Augen an, wie sie lachte und ihre grünen Augen wie Smaragde im Mondlicht schimmerten. Plötzlich ertönte wieder das Heulen dieses komischen schwarzen Hundes, welchen sie vor ein paar Minuten bereits gesehen hatte, doch diesmal klang es wieder näher. Der Hirsch wurde unruhig und stupste Lily mit seiner Nase an und ging schließlich zurück zum Ufer. Lily folgte ihm und wandte sich noch einmal zu dem Wald um. Sie hatte Angst davor, wieder diese unheimlichen Augen irgendwo zu entdecken. Wieder stupste der Hirsch sie an und schubste sie in Richtung des Schlosses. Lily sah ihn verwundert an. »Du willst das ich zurück zum Schloss gehe?«, fragte sie, als würde ihr der Hirsch jede Sekunde antworten. Doch als ein weiteres Heulen erklang, was definitiv keine hundert Yards entfernt gewesen sein konnte, schluckte Lily hart. »Ähm, das wäre vielleicht keine schlechte Idee mit dem Schloss.« Ein letztes Mal strich sie dem Hirsch durchs Fell. »Vielleicht sehe ich dich ja nochmal wieder«, sagte sie mehr zu sich selbst, doch der Hirsch drückte seine feuchte Nase nochmals gegen ihre Mundwinkel. »Ich geh ja schon«, sagte sie dann und wandte sich mit einem Lächeln von ihm ab. Mit schnellen Schritten ging sie auf das Schloss zu, dennoch wandte sie sich ein paar Mal um, um zu sehen ob der Hirsch noch da war, doch dieser starrte auf den verbotenen Wald und Lily konnte aus der Ferne erkennen, wie sich seine Ohren wieder in die diverse Richtungen bewegten. Sie musste lächeln, doch als sie sich abermals umdrehte, war der Hirsch verschwunden. *** Es dauerte ein paar Minuten bis Lily Evans endlich das Eichenportal erreicht hatte. Er beobachtete sie dabei, wie sich das Tor öffnete und wieder schloss. Endlich war sie in Sicherheit. Einen Moment verharrte der Hirsch noch zwischen den Bäumen, doch dann verwandelte er sich Stück für Stück wieder in einen Menschen zurück. Das ganze dauerte nicht einmal 10Sekunden. James Potter lehnte sich an den Baum und beobachtete noch eine Weile das Eichenportal. Er fragte sich, was sie hier draußen zu suchen hatte. Es war doch sonst nicht ihre Art nachts draußen herumzuschleichen, zumindest nicht in Vollmondnächten. Als er sich mit der Hand durch das Gesicht fuhr, bemerkte er den Kekskrümmel, welcher an seiner Oberlippe klebte und er musste lächeln, als er ihn abwischte. Der Keks war tatsächlich so lecker gewesen, wie sie es ihm versprochen hatte. Es war sogar ziemlich nett von Keksmonster Evans gewesen, ihren letzten Keks mit ihm zu teilen. Bei dem Gedanken daran, wie sie beide eben im Mondlicht im See gestanden hatten, musste er lächeln. Ihm war vorher nie aufgefallen, was für ein schönes, warmes Lächeln sie hatte oder das ihre Augen smaragdgrün funkelten. Eigentlich interessierte er sich eher für leichte Mädchen, eben darum weil es einfacher war sie herum-zubekommen. Obwohl es ihn hin und wieder auch reizte es bei jemanden zu versuchen, der nicht leicht zu haben war. Da waren die leichten jedoch einfacher. Emmeline Vance mit der er aktuell eine Art offene Beziehung mit Bonusleistungen führte, war so ein Mädchen nach seinem Geschmack. Naja im letzten Schuljahr war sie es nicht gewesen, aber in diesem schon. Zumindest seit diesem Tag in der Quidditchumkleide, an dem sie ihn beinahe überfallen hatte, um mit ihm zu schlafen. Aber Lily Evans war Lily Evans und sie war es schon immer gewesen. Sie hatte nie ihre Prinzipien geändert. Und sie war irgendwie immer unscheinbar für ihn gewesen und nie in seiner Schussbahn gelandet. Auch als er sie damals in der fünften am See nach einem Date gefragt hatte, war das eigentlich nicht sein ernst gewesen. Er dachte nur er hätte sie haben können, wie all die anderen. Und das nur um Schniefelus eins auszuwischen. Gut sie hatte ihn vor der halben Schule eine Abfuhr erteilt und das kratzte an seinem Ego, doch hatte er sie anschließend aus Rache ja noch in den See geworfen, da sie den Kraken ja ohnehin ihm vorzog. Seither hatte er sie nicht mehr sonderlich beachtet. Dennoch gab es immer wieder Momente, die er damals gar nicht richtig wahrgenommen hatte, wo es ihn doch interessiert hat, was sie tat und das obwohl ihn bisher jedes Mädchen ziemlich schnell gelangweilt hatte. Und eben im See war einer dieser Momente. Wäre er nicht der Hirsch, sondern er selbst gewesen, hätte er sie vermutlich geküsst. Einfach so, weil ihm vorhin danach war. Vermutlich hatte er ihr deshalb über das Gesicht geleckt. Aber vielleicht war es auch besser so, denn vermutlich hätte sie ihm eine geknallt, wenn er es als Mensch versucht hätte. »Mensch Krone, das war verdammt knapp«, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Die Büsche raschelten und heraus trat eine Gestalt mit Kinnlangem, zerzausten schwarzen Haar. Sirius. »Wo ist Moony?«, fragte James. »Frisst ein Eichhörnchen«, kommentierte Sirius knapp und versuchte dabei einen angewiderten Blick zu unterdrücken. »Was wollte sie nur hier draußen?« »Keine Ahnung«, murmelte James nur und hing noch eine Weile seinen Gedanken nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)