Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel von Teela-chan (James&Lily) ================================================================================ Kapitel 17: Reue & Vergebung ---------------------------- 17. Akt: Reue & Vergebung „Die Pein des unerfüllten Wunsches ist klein gegen die der Reue; denn jene steht vor der stets offenen unabsehbaren Zukunft, diese vor der unwiderruflich abgeschlossenen Vergangenheit.“ - Arthur Schopenhauer Lily Evans saß in ihrem Bett und hatte die Beine angewinkelt. Auf ihren Oberschenkeln lag ein kleiner Zeichenblock, auf welchen sie mit einem Kohlestift die Konturen von Rosalies Katze Nemu nachzeichnete, welche sich an ihrem Fußende zusammengerollt niedergelassen hatte und leise vor sich hin schnurrte. Rosalie Pond, welche ebenfalls auf Lilys Bett lag und gemütlich in der Hexenwoche blätterte, versuchte hin und wieder einen Blick auf Lily Block zu erhaschen, doch diese tadelte sie jedes Mal, dass sie ihr Bild nicht zeigen wollte bevor sie fertig war. »Komm schon Lily. Zeig es mir nur einmal ganz kurz«, bettelte Rosalie gerade, woraufhin Lily nur mit den Augen rollte, Rosalies Schmollmund ignorierte und ihre Augen weiter auf die Katze fixierte. In den Weihnachtsferien hatte Lily beim ausmisten ihres Kleiderschrankes einen Karton in ihrem Schrank gefunden, in dem sich all ihre Zeichensachen von früher befanden. Und plötzlich überkam sie die Sehnsucht wieder etwas zu zeichnen, sie wusste nicht, ob sie es noch so gut konnte wie früher, doch als sie am Ende der Ferien ihren Koffer packte, um nach Hogwarts zurückzukehren, packte sie ihren Zeichenblock ein. Lily war schon immer sehr talentiert gewesen, was das realistische zeichnen von Tieren und Menschen betraf. Damals in der vierten Klasse ihrer alten Grundschule hatte ihre Lehrerin Mrs. Summers sie im Kunstunterricht immer für ihre sauberen Konturen und die Detailgenauigkeit gelobt. Lily hatte immer gerne gezeichnet, vor allem die Blumen vor ihrem Haus. Ihre Mutter hatte sie immer dafür gelobt und jedes einzelne Bild an den Kühlschrank geheftet. Einmal hatte sie sogar ein Bild von Petunia gemalt, welches ihr wirklich erstaunlich ähnlich sah. Doch diese war damals sehr wütend gewesen und hatte behauptet, dass Lilys Zeichnung mehr Ähnlichkeit mit einem Pferd habe als mit ihr. Lily hatte damals sehr lange geweint und wollte nie wieder einen Menschen zeichnen. Ihre Mutter hatte zwar immer beteuert, dass ihr Bild wundervoll sei und Lily niemals dieses außergewöhnliche Talent vergeuden solle, welches ihr von Gott geschenkt wurde, dennoch hatte sie seither nie wieder einen Menschen gezeichnet. Sie blieb bei ihren Blumen und Tieren. Lily fragte sich wann damals der Zeitpunkt gekommen war, an dem sie komplett aufgehört hatte zu malen. Sie hatte ihren Zeichenblock nicht mit nach Hogwarts genommen. Seitdem sie erfahren hatte, dass sie eine Hexe war, gab es für sie eine ganze neue Welt zu entdecken, viel zu lernen und vor allem viel über diese Welt der Magie nachzuholen, damit sie ihren Mitschülern in Nichts nachstand. So hatte sie damals beschlossen, ihre Zeichensachen nicht mit zu nehmen. Doch war das auch eine Entscheidung gegen das malen gewesen? Nein, sie hatte schon vor Hogwarts damit aufgehört. Je mehr sie mit Severus unternahm, desto weniger zeichnete sie und irgendwann hatte sie gar nicht mehr gezeichnet. Doch seit einiger Zeit machte sich Severus öfters ziemlich rare und schien sich irgendwie verändert zu haben. Er wirkte abweisender, doch als Lily ihn vor ein paar Tagen auf dem Nordturm zur Rede stellen wollte hatte er ihr gesagt, dass sie sich das alles einbilden würde und das alles in Ordnung war. Es war eine Lüge, gewesen dass wusste sie. Lily verdrängte die trüben Gedanken aus ihrem Kopf und fixierte wieder die Katze. Sie studierte die Farbebenen in ihrem Fell. Die Schattierungen in ihrer Zeichnung sollten schließlich möglichst genau werden. Einen Moment später wurde die Tür des Mädchenschlafsaales aufgerissen und Nemu sprang vom Bett. Lily blickte von ihrem Zeichenblock auf, als Nicky völlig durchnässt herein getrottet kam und schliff ihre Sporttasche trostlos hinter sich her. »Ich kann nicht mehr«, seufzte Nicky und ließ sich in voller Quidditchmontur aufs Bett fallen. Lily seufzte, da ihre Bildvorlage gerade durch die zufallende Tür verschwand. Daher klappte sie ihren Block zu und legte ihn auf den Nachttisch. Einen Moment lang beobachtete sie Nicky, wie sie auf dem Bauch liegend ihr Gesicht in ihrem Kissen vergraben hatte und sich nicht bewegte. »Du durchnässt dein ganzes Bett wenn du da liegen bleibst«, stelle Lily nüchtern fest. »Mir egal«, nuschelte Nicky in ihr Kissen. »Willst du nicht wenigstens duschen oder dich umziehen?« »Ich kann mich keinen Millimeter mehr bewegen«, nuschelte Nicky abermals in ihr Kissen ohne sich zu bewegen. »War Bones heute so schlimm?«, fragte Rosalie Pond, welche sich an den Bettpfosten lehnte. »Schlimm ist gar kein Ausdruck! Es war die reinste Folter uns bei diesem Wetter trainieren zu lassen. Wenn wir morgen alle krank sind, wird er sehen was er davon hat uns einen Tag vorm Spiel so hart ran zunehmen.« »Na immerhin seid ihr gut vorbereitet. Seit Hemper seinen Abschluss gemacht hat vor drei Jahren sah es für Gryffindor oftmals ziemlich mies aus«, überlegte Rosalie. »Gar nicht wahr«, empörte sich Nicky und hob nun doch ihr Gesicht aus den Kissen. »Ihr habt den Pokal im letzten Jahr Slytherin quasi geschenkt!« Nicky nuschelte etwas unverständliches und gab schließlich klein bei. »Na gut, vermutlich brauchte das Team eine harte Hand«, gab sie schließlich zu. »Und die neuen Strategien werden sich morgen gegen Hufflepuff hoffentlich durchsetzen«, ermutigte Lily sie. »Zumindest wenn ich dann noch in der Lage bin einen Quaffel zu passen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es irgendwann mal Leid sein werde.« Lily tätschelte liebevoll Nickys Arm. »Ich weiß was dich aufheitern wird. Aber dazu musst du erst mal duschen und dich umziehen«, meinte Lily dann. »Vergiss es. Ich bewege mich keinen Millimeter von hier weg«, antwortete Nicky wehleidig. »Na gut, kein Schokoladenkuchen für dich.« Sofort saß Nicky kerzengerade in ihrem Bett. »Kuchen? Habe ich gerade Kuchen gehört?« »Ja und ich meine wirklich köstlichen Schokoladenkuchen. Den gab es heute Nachmittag in der großen Halle. Ich bin sicher, dass die Hauselfen noch welchen haben, wenn wir Ihnen in der Küche einen kleinen Besuch abstatten.« Lily zwinkerte ihrer Freundin zu und Nicky war sofort Feuer und Flamme für diese Idee. Voller Euphorie sprang sie aus dem Bett und kramte in ihrem Schrank nach frischen Sachen. »Gib mir 8,5Minuten«, rief sie noch, bevor die Badezimmertür hinter ihr ratternd ins Schloss fiel. Rosalie musste lachen. »Das ist so typisch.« »Also willst du keinen Kuchen?« »Wir lange kennen wir uns Lily?«, stellte Rosalie belustigt ihre Gegenfrage. * * * Es war beinahe stockfinster in dem Korridor, welcher in die Kerker führte. Nicky ging mit erhobenem Zauberstab voran und leuchtete ihnen den Weg. »Ich finde es total gruselig hier«, flüsterte Rosalie Pond, während sie sich an Lilys Arm klammerte. »Warum flüsterst du?«, fragte Nicky in normaler Lautstärke. »Es ist noch keine Sperrstunde. Wir dürfen hier rumlaufen.« »Trotzdem«, flüsterte Rosalie weiter. »Ich will um diese Zeit keinen Slytherins oder anderen gefährlichen Kreaturen in der Dunkelheit begegnen.« Nicky verdrehte die Augen. Was sollte hier in den Kerkern in der Dunkelheit schon lauern? Sie waren immerhin in einer Schule. Und wer sperrte schon gefährliche Kreaturen in eine Schule ein? Wobei, diesen Avery aus Slytherin konnte man möglicherweise tatsächlich mit einem Bergtroll verwechseln. Auch im verbotenen Wald gab es mehr als genug gefährliche Kreaturen, geschweige den diese Viecher die Hagrid sich hin und wieder zulegte. Als die drei Mädchen an den vier Kerkern entlang liefen und schließlich am Bild mit der Obstschale ankamen, ließ Rosalies Griff an Lilys Arm etwas nach. Nicky kitzelte die Birne, woraufhin das Portrait zur Seite schwang und die drei Mädchen, die hell erleuchtete Küche betraten. Obwohl es schon nach 21Uhr war und das Abendessen seit einigen Stunden vorbei war wuselten immer noch mindestens ein Dutzend Hauselfen durch die Küche. Töpfe wuschen sich von selbst, Teller flogen durch die Lüfte und erste Vorbereitungen für das Mittagessen am nächsten Tag wurden dem Geruch nach zu urteilen bereits getroffen. »Guten Abend, werte Damen«, wurden die drei von einer kleinen Hauselfe mit großen braunen Augen begrüßt. »Darf ich etwas für Sie tun oder Ihnen etwas anbieten?«, fragte sie dann höflich. »Sehr gern. Habt ihr zufällig noch drei Stücke von dem Schokoladenkuchen von heute Nachmittag übrig?« »Oder vielleicht auch vier Stücke?«, ergänzte Nicky. Lily verdrehte die Augen. »Sei nicht immer so verfressen«, tadelte Lily sie und Rosalie musste lachen. »Natürlich Misses, ich bringe ihnen sofort den Kuchen, auch acht Stücke wenn sie möchten, nehmen sie nur Platz«, erwiderte die kleine Elfe und winkte die drei hinter sich her zu einem langen Holztisch, welcher genauso aussah wie die in der großen Halle. »Drei reichen völlig, vielen lieben Dank«, erwiderte Lily und schaute skeptisch auf das zerlumpte Hemd der kleinen Hauselfe, während diese in den Weiten der Küche verschwand. Lily presste die Lippen aufeinander. Wie jedes Mal wenn sie in der Küche war, hatte sie Mitleid mit diesen kleinen Wesen, die hier jeden Tag, einzig für Kost und Logis in der Küche schufteten. Es erinnerte sie an die Zeit der Sklaven und damit auch an die Art und Weise wie Sklaven damals von ihren Herren behandelt wurden. Nicky, Mary und Rosalie hatten ihr jedoch mehrmals versichert, dass es den Elfen hier in Hogwarts gut ginge und diese gerne hier arbeiteten und das es für sie völlig normal wäre in diesem Verhältnis zu arbeiten. Einmal hatte sie sogar zwei der kleinen Elfen gefragt, doch diese schienen ziemlich beleidigt gewesen zu sein als Lily sie danach fragte, ob sie nicht glücklicher wären, wenn sie für ihre Arbeit entlohnt werden würden und so hatte sie es auf sich beruhen lassen, um nicht den Zorn der kleinen Hauselfen auf sich zu ziehen. Zudem wären ihre Freundinnen sicher ziemlich sauer auf sie gewesen, wenn sie Hausverbot in der Küche bekommen hätten. Einen Moment später brachten zwei weitere Hauselfen drei Teller mit jeweils einem riesigen Stück Schokoladenkuchen für die drei, welche sich sofort bei den Hauselfen für ihre Mühe bedankte. Nicky biss genüsslich in ihrem Kuchen und stieß einen lauten Seufzer der inneren Befriedigung aus. »Na geht’s dir jetzt besser?«, stichelte Rosalie. »Oh ja, so ein Stück Kuchen bewirkt wahre Wunder.« »Dann kannst du heute Nacht sicher gut schlafen und bist morgen fit und ausgeruht für das Spiel gegen Hufflepuff.« »Ich hoffe, dass wir ihnen gewachsen sind. Um ehrlich zu sein lief das Training, zumindest für uns Jäger heute nicht so gut.« »Woran lag es denn?«, fragte Rosalie interessiert. »Wenn du mich fragst, lag es an James. Er war heute nicht gut drauf. Er kam auch zu spät zum Training und durfte sich von Bones eine Standpauke anhören. Das hat ihn jedoch nicht sonderlich interessiert.« »Potter interessiert doch nie irgendwas.« Warf Lily gelangweilt ein. »Bones hat schon gedroht ihn aus dem Team zu werfen, wenn er sich nicht einen anderen Ton ihm gegenüber zulege. « »Oh bitte. Das würde seinem Ego sicher gut tun«, schmunzelte Lily, woraufhin ihr Rosalie und Nicky böse Blicke zu warfen. »James weiß, dass Bones ihn niemals rausschmeißen würde. Dazu ist er viel zu gut. Er ist auch nicht immer so. Ich kenne ihn eigentlich nur als Team-Player, aber heute beim Training hat er oft einen Alleingang durchgezogen und wenn er doch mal passen musste tat er es sehr aggressiv. Er schien wütend zu sein.« »Vielleicht liegt das an seinem Streit mit Sirius«, w arf Rosalie ein und versuchte ihre Aussage möglichst beiläufig klingen zu lassen. Doch Lily und Nicky sahen sie nur überrascht an. »Es muss ein paar Stunden vor deinem Training gewesen sein. Mary und ich sind gerade zu den Gewächshäusern gegangen, um Mrs. Sprout beim umtopfen der Alraunen zu unterstützen, da haben wir mitbekommen wie sich James und Sirius gestritten haben. Sie standen zwar etwas abseits am Rand des verbotenen Waldes, aber man konnte sie trotzdem ziemlich gut hören.« »Ach, die haben mal Ärger im Paradies?«, fragte Lily möglichst sarkastisch. »Die beiden haben sich noch nie gestritten! Zumindest nicht öffentlich«, überlegte Nicky. »Wir haben die Zusammenhänge der einzelnen Satzfetzen nicht ganz verstehen können. Aber James war wirklich wütend auf Sirius gewesen. Er sprach von einer Gefahr in der er sie alle absichtlich gebracht hätte. « Rosalie machte eine Pause. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und sie hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. »Ich glaube, dass hängt mit den neusten Gerüchten zusammen«, sprach Rosalie weiter. »Du hast davon gehört, nicht wahr Lily? Ich habe es heute noch auf dem Mädchenklo erfahren.« Lily blinzelte ein paar Mal und warf Rosalie einen fragenden Blick zu. »Na, es geht das Gerücht um, dass James Potter Severus Snape in dem Geheimgang der peitschenden Weide, dass Leben gerettet hat, vor was weiß ich was da unten ist. Die beiden wurden wohl noch von McGonagall persönlich erwischt, wie sie sich wieder ins Schloss schleichen wollten und haben einen Haufen Strafarbeiten dafür bekommen.« Lilys Augen weiteten sich, bei jedem weiteren Wort, welches aus Rosalies Mund kam. Nein, das hatte sie definitiv nicht mit bekommen und Severus hatte es ihr auch nicht erzählt. Er hatte sie wieder angelogen bzw. die Wahrheit verschwiegen und das kam einer Lüge doch wirklich schon ziemlich nahe. »James und Snape hassen sich. Warum sollte er ihm das Leben retten? Und vor allem, was haben die beiden den draußen dort gemacht?« Fragte Nicky entgeistert. Auch sie schien von diesem Gerücht noch nichts mitbekommen zu haben und das sollte schon etwas heißen. Denn Tatsachen solcher Art verbreiteten sich in Hogwarts normalerweise wie ein Laubfeuer. Und gerade die Tatsache, dass sich dieses Gerücht eher gemächlich verbreitete sprach für die Tatsache, dass die Betroffenen nicht wollten, dass es sich verbreitete. »Du kannst Snape ja mal danach fragen«, schlug Rosalie vor. »Er heißt Severus.« »Oder so«, seufzte Rosalie Augen verdrehend, woraufhin Lily ihr einen bösen Blick zu warf. Rosalie hob beschwichtigend die Hände. »Tut mir Leid Lily, du kennst meine Position dazu. Ich mag ihn nicht sonderlich und seine Freunde sind bösartig, wenn ich nur daran denke, was dieser Mulciber Mary letztens antun wollte.« »Bei Avery und Mulciber stimme ich dir vollkommen zu. Die beiden sind einfach nur böse, aber bitte schließe nicht von den beiden auf Severus. Er ist anders als die anderen Slytherins. Er hat ein Herz und die Tatsache, dass er mit mir befreundet ist spricht doch auch dafür, dass er anders ist als die«, rechtfertigte sich Lily für ihren Freund. »Ach Lily. Er trägt aber auch nicht sonderlich dazu bei, dass wir ihn mögen. Er ist ziemlich abweisend, unfreundlich und schaut manchmal so als würde er uns am liebsten umbringen, wenn wir eure Zweisamkeit stören.« »Nicky! Severus und ich sind nur Freunde! Er will halt auf mich aufpassen. Er meint es nicht böse.« Lilys Stimme hatte beinahe schon einen flehenden Ton angenommen, während sie ihre Freundinnen tief in die Augen blickte und hoffte einen Funken Verständnis aufbringen zu können. Doch Nicky presste nur die Lippen aufeinander und sah Lily entschuldigend an, während Rosalie ihr ein entschuldigendes Lächeln schenkte. Severus war kein schlechter Mensch. Er hatte ein Herz. Er war immer nett zu ihr gewesen und hatte ihr bei all ihren Problemen geholfen, er hatte ihr zugehört wenn sie Sorgen hatte. Sie wusste, dass es Severus schwer fiel soziale Kontakte zu knüpfen. Er war ein sehr ruhiger und verschlossener Mensch, welcher nicht gerne aus dem Nähkästchen plauderte. Vermutlich lag das an seiner kaputten Familie und den ärmlichen Verhältnissen in denen er aufgewachsen ist. Seine Kindheit musste nicht sehr schön gewesen sein, wenn man niemanden hatte. Seine Mutter ignorierte ihn weitgehend und hegte nur eine wütende Konversation mit ihm. Sein Vater hingegen war ein Muggel und kein sehr sympathischer. Er war Alkoholiker und das wusste jeder in Spinners End, schon bevor Lily sich überhaupt mit ihm anfreundete. Es muss damals ziemlich schwer für ihn gewesen sein, denn er hatte auch keine Freunde die ihn von seiner Familie ablenken konnten. Lily war seine erste Freundin gewesen, der erste Mensch dem er sich Stück für Stück anvertraute und sich ihr öffnete. Diese wunderbare Freundschaft, die sich zwischen den beiden entwickelte, begleitete sie auch nach Hogwarts. Doch gerade durch die Häusereinteilung in der ersten Klasse wurden sie das erste Mal getrennt. Beide schlossen ihre eigenen Freundschaften und Lily behagten Severus Freunde nicht. »Na hoffen wir mal, dass die beiden sich wieder einkriegen«, schloss Rosalie schließlich ihre Erzählung. Lily, welche völlig in Gedanken versunken war, blickte plötzlich auf und blinzelte ein paar Mal, als ihre Freundinnen ihre leeren Teller beiseite schoben und ihre Stühle an den Tisch rückten. »Der Kuchen war wirklich grandios«, versuchte Nicky das Thema zu wechseln, während die drei Freundinnen, das Bild mit der Obstschale hinter sich ließen und wieder den Korridor, welcher an den Kerkern vorbei führte betraten. »Heute Nacht werde ich sicher gut schlafen können und morgen machen wir Hufflepuff fertig«, fügte Nicky eilig hinzu. »Crucio!«, hörten die drei Plötzlich eine Stimme sagen und sie blieben abrupt stehen. Sie hörten das zischende Fiepen von etwas, kaum eine Sekunde nachdem, sie die Zauberformel vernommen hatten. Mutig schritt Nicky mit erhobenem Zauberstab voran und blickte in den nächsten Kerker hinein. Avery, Mulciber, der jüngere Blacksprößling und Snape standen ihr nun gegenüber und warfen ihr überraschte Blicke zu. »Was tut ihr da?«, feixte Nicky, als sie den Kerker betrat. Nicky blickte von den Vieren herunter zu der Maus, welche immer noch am Boden fiepte. Regulus Black hatte den Zauberstab auf die graue Maus gerichtet. Seine Hand zuckte jedoch zurück, als er Nicky erblickte. »Na hast du dich verlaufen Gryffindor?«, höhnte Avery und seine Hand zuckte zu seinem Zauberstab. Auch Nicky hielt ihren Zauberstab fest umklammert und ließ Averys Hand nicht aus den Augen. Lily und Rosalie betraten ebenfalls den Kerker und stellten sich mit ebenso griffbereitem Zauberstab neben Nicky. Lily fixierte Severus mit zusammengekniffenen Augen. Dieser hatte den Kopf so weit wie möglich in seinen Umhang gezogen und trat einen Schritt hinter Mulciber, doch Lily hatte ihn trotz der Dunkelheit erkannt. Avery pfiff einmal anerkennend. »Ladys, womit verdienen wir die Ehre dieses hohen Besuches?« »Gehört Tierquälerei mittlerweile zu den Aufnahmeritualen in euren Kreisen?«, zischte Nicky, welche einen Blick auf die Maus warf, welche sich nun so schnell wie möglich verabschiedete. »Wir haben doch nur ein wenig gespielt«, erwiderte Mulciber in ruhigem Tonfall. Er blickte die drei Mädchen nicht an, sondern musterte sehr interessiert seine Fingernägel. »Das war schwarze Magie«, sagte Lily, welche ihren Blick von Severus abwandte und nun abwechselnd von Regulus Black zu Mulciber blickte. »Sogar mehr als das«, ergänzte Nicky. »Wenn Dumbledore davon erfährt - « »Wird er aber nicht, weil nichts geschehen ist«, fiel Mulciber ihr ins Wort. »Oder habt ihr etwas gesehen Jungs?« Fragte er munter in die Runde. Nickys Augen verengten sich zu Schlitzen. Es würde Aussage gegen Aussage stehen, wenn sie zu Dumbledore gehen würden. »Wenn ihr uns entschuldigt, wir haben zu tun«, fuhr Mulciber gelangweilt fort und winkte die anderen mit einer einfachen Handbewegung hinter sich her, während er auf den Ausgang des Kerkers zu schritt. Der Blick den Mulciber Lily zu warf, als er an ihr vorbei ging, behagte Nicky überhaupt nicht. Es war beinahe ein anzügliches Grinsen, was sich hinter seinem finsteren Gesicht verbarg. Seine schwarzen Augen fixierten Lily einen Moment zu lang, für Nickys Geschmack. Doch diese bemerkte Mulcibers Blicke nicht einmal, da sie Severus einen enttäuschten Blick zu warf, als er an ihr vorbei schritt. Severus Snapes Gesicht wirkte gequält, als wäre er im Zwiespalt. Seine Lippen waren aufeinander gepresst und er schickte Lily ein entschuldigendes Lächeln, woraufhin diese jedoch den Blick von ihm abwandte. Als die vier aus dem Kerker verschwunden waren, legte Nicky ihre Hand auf Lilys Schulter und versuchte ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, während die drei sich auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum machten. »Wirklich merkwürdig, dass sie einfach gegangen sind. Sonst sind die Slytherins doch immer auf Stress aus und sie wären sogar in der Überzahl gewesen«, merkte Rosalie an. »Severus hätte uns nicht angegriffen«, sagte Lily entschlossen. »Und Regulus Black auch nicht, wenn er es nicht muss«, fügte Nicky hinzu, woraufhin ihr Rosalie einen merkwürdigen Blick zu warf. * * * Am nächsten Tag blieb es weitgehend trocken, doch der Wind fegte in hoher Geschwindigkeit durch die Äste der peitschenden Weide. Jedoch hatten sich alle Lehrer und Schüler draußen auf der Tribüne versammelt, um ihre Hausmannschaft anzufeuern. Lily Evans war ebenfalls in den Gryffindorfarben gekleidet und wollte eigentlich längst im Stadion sein. Jedoch lief sie mit undefinierbarer Miene durch den fast menschenleeren Innenhof. »Severus ich bin wütend auf dich!«, fuhr die rothaarige ihren besten Freund an, welcher mit gesenktem Kopf hinter ihr her trottete. Dieser wurde sogleich bleicher als er es ohne hin schon war. Sein Mut schien ihm abhanden gekommen zu sein und er brachte nicht mehr hervor als ein leises stottern. »Ich - es tut mir Leid. Du sahst wütend aus und ich wusste nicht was ich sagen sollte.« »Du weißt nie was du sagen sollst, wenn deine sogenannten Freunde bei dir sind«, fuhr sie ihn gereizter an, als sie es beabsichtigte. Oh ja. Lily hatte sich schon viele Jahre bei ihren Freundinnen für Severus entschuldigt. Sie hatte ihn stets in Schutz genommen und sich für ihn gerechtfertigt. Sie hatte immer daran geglaubt, dass Severus anders war als all die anderen Slytherins. Doch in den letzten Wochen und Monaten fiel es ihr immer schwerer weiterhin daran zu glauben. Er verhielt sich nicht immer so wie sich ein Freund verhalten sollte. Er stand nicht immer dann zu ihr, wann er es eigentlich sollte. Und das machte sie traurig. Dennoch wusste sie auch, dass es ihm schwer fiel sich in Slytherin zu behaupten und man definitiv nicht von den Leuten in seinem eigenem Haus gehasst werden wollte. Sie konnte es bis zu einem gewissen Grad verstehen, warum er sich so verhielt. Er wollte nicht ausgeschlossen werden, sondern dazu gehören. So wie jeder Mensch irgendwie dazugehören will. Dennoch machte sie die Tatsache, dass das dazugehören zu den anderen Slytherins ihn immer weiter von ihr entfernte sehr sehr traurig. Severus sah sie mit einem reumütigen Blick an. Auch sein Gesicht war von Trauer verzerrt, auch wenn er gerne diese emotionslose Maske trug, welcher er die meisten Tage zur Schau stellte. Wenn er sie so ansah konnte sie nicht wirklich wütend auf ihn sein. Schließlich bereute er es. So wie er immer alles bereute. JKR: [„ ... »...dachte eigentlich, wir wären Freunde. Beste Freunde?«, stotterte Severus leise vor sich hin, während er damit begann nervös seine Hände zu kneten. »Das sind wir, Sev, aber ich mag eben manche von den Leuten nicht mit denen du rumhängst. Tut mir Leid, aber ich hasse Avery und Mulciber! Mulciber! Was findest du an ihm Sev? Er ist unheimlich! Weißt du, was er neulich mit Mary McDonald anstellen wollte?« Lily war an einer Säule angelangt und lehnte sich dagegen. Sie blickte in das schmale blässliche Gesicht ihres Freundes. »Das war doch nichts. Es war ein Scherz weiter nichts - « »Es war schwarze Magie, genau wie gestern mit dieser armen Maus und wenn du das komisch findest - « »Was ist mit dem, was Potter und seine Kumpel veranstalten?«, fragte Severus. Dabei stieg ihm wieder die Röte ins Gesicht, offenbar konnte er seinen Unmut nicht zurückhalten. »Was hat Potter mit alldem zu tun?«, fragte Lily verwirrt. »Die schleichen sich nachts raus. Dieser Lupin hat irgendetwas seltsames an sich. Fragst du dich nicht, wo der andauernd hingeht?« »Er ist krank.« Sie machte eine Pause und runzelte dabei die Stirn, als schien sie ihre Aussage nocheinmal überdenken zu wollen. » Es heißt er sei krank«, korrigierte sie sich schließlich. »Jeden Monat bei Vollmond?« »Ich weiß, was du denkst«, sagte Lily im kühlem Tonfall. »Warum bist du eigentlich so auf die fixiert? Warum interessiert es dich was die nachts tun?« »Ich versuche dir nur klar zu machen, dass sie nicht so toll sind wie alle offenbar denken.« Er starrte sie so eindringlich an, dass sie errötete. »Aber sie verwenden keine schwarze Magie.« Sie senkte die Stimme. »Und du bist wirklich undankbar. Ich habe gehört, was neulich nachts passiert ist. Du bist in diesen Tunnel bei der peitschenden Weide runtergeschlichen und James Potter hat dich gerettet vor was immer da unten ist - « »Gerettet?« Severus Gesicht verzerrte sich. »Gerettet?«, prustete er nun. »Du meinst er hat den Helden gespielt? Er hat seine eigene Haut gerettet und auch die seiner Freunde. Du wirst nicht – ich lass dich nicht -« »Mich lassen?« Lilys leuchtend grüne Augen waren ganz schmal. Severus gab sofort klein bei. »Ich meine nicht - ich will nur nicht mit ansehen, wie man sich über dich lustig macht – er mag dich, James Potter mag dich! Ich habe gesehen wie er dich ansieht.« Es war als würden ihm die Worte gegen seinen Willen entrissen. »Und er ist kein... alle denken... großer Quidditch-Held - « Verbitterung und Abscheu ließen Severus Snapes Worte unzusammenhängend werden und Lilys Augenbrauen bewegten sich immer höher ihre Stirn hinauf. »Ich weiß, dass James Potter ein arroganter Widerling ist. Das brauchst du mir nicht erst zu sagen«, unterbrach sie ihren Freund. »Aber Avery und Mulcibers Vorstellung von Humor ist einfach böse. Böse, Sev. Ich verstehe nicht wie du mit denen befreundet sein kannst.« In dem Moment, als Lily Evans James Potter beleidigt hatte, hatte sich Severus Snapes ganzer Körper entspannt und als die beiden ein Stück weiter gingen, war sein Gang ein wenig federnder geworden. ...]“ (leicht abgeändert aus J.K. Rowling: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes) * * * Als Lily im Stadion ankam und sich zu Rosalie und Mary auf die Bank setzte, saßen alle Gryffindor Spieler schon auf ihren Besen und flogen ein paar Runden ums Stadion. Dies geschah auf Anordnung von Edgar Bones, dem Mannschaftskapitän von Gryffindor, welcher in diesem Schuljahr seinen Abschluss machte. Das letzte Spiel gegen Ravenclaw hatten sie verloren, doch gegen Hufflepuff heute mussten und würden sie gewinnen, da war er sich sicher. Dazu hatte er seine Mannschaft viel zu hart trainiert. Als Madam Hooch endlich den Quaffel in die Höhe warf und das Spiel anpfiff, löste sich die gesamte Anspannung in seinem Körper und das Adrenalin schoss bis in seinen Kopf, als er der erste war der den Quaffel fing. Bones flog direkt auf die Torstangen zu und passte im letzten Moment zu Nicky McDougal herüber, bevor er haarscharf einem Klatscher auswich. Nicky schoss auch sogleich das erste Tor für Gryffindor und der Jubel auf der rot-goldenen Tribüne war groß. Nicky war wirklich eine ausgezeichnete Jägerin. Sie liebte Quidditch über alles und trainierte sehr hart dafür. Sogar so hart, dass sie öfter mal vergaß die Hausaufgaben für irgendein Fach rechtzeitig zu erledigen und diese in der Nacht erledigen musste. Lily musste an das zweite Schuljahr zurückdenken, indem Nicky in die Mannschaft gekommen ist. Damals hatte sie sich tierisch aufgeregt, dass die Position des Suchers nicht ausgeschrieben wurde, denn diese Position wollte sie unbedingt haben. Jedoch ist sie wegen ihres Talents auch als Jägerin ins Team gekommen und damit blieb sie bis heute die einzige Frau im Team. »McDougal gibt ab an Potter. Potter kann dem gegnerischem Jäger ausweichen uuuuund Tooooor! Wieder ein Tor von James Potter. Damit steht es 140:20 für Gryffindor!«, ertönte die Stimme des Stadionsprechers. »James! James! James!«, dröhnten die Rufe der Gryffindor Tribüne zu ihm herauf. James Potter schenkte seinen Mitschülern eines seiner überheblichen Grinsen und erhob die Hand zum Gruße bevor er sich erneut mitten ins Spiel stürzte. Lily verdrehte die Augen. »Muss der immer so eine Show abziehen?« Rosalie und Mary kicherten verhalten. »Nun ja, er ist halt gut.« »Was sehe ich da Jones setzt zum Sturzflug an, hat er etwa den Schnatz gesehen?« Sämtlich Blicke im Stadion fixierten Peter Jones, den Sucher aus Hufflepuff, welcher nach einem halben Looping in der Luft zum Sturzflug auf den unteren Pfosten eines der drei Tore von Hufflepuff ansetzte. Edgar Bones war für einen Moment abgelenkt, da auch er Jones fixierte. Das Adrenalin schoss in seinen Kopf und so bemerkte er nicht den herannahenden Klatscher, welcher ihn von seinem Besen warf. Seine linke Hand umklammerte den Stiel seines Besens und er taumelte in der Luft, während er versuchte wieder auf seinen Besen zu klettern. »Tooor für Hufflepuff!«, ertönte wieder die Stimme des Stadionsprechers. »Worauf wartet ihr, er darf den Schnatz nicht fangen«, rief Bones seiner Mannschaft zu. Doch Nicky McDougal flog dicht neben ihn, sodass er sich auf ihren Besen stellen konnte. So fand er den nötigen Halt, um wieder auf seinen eigenen Besen zu steigen. »Ich sagte doch, ihr sollt Jones aufhalten«, fuhr er Nicky an, während diese ihm nur eine Grimasse schenkte und nach unten deutete. Adam Brody, der Sucher von Gryffindor und James Potter hatte ebenfalls zum Sturzflug angesetzt. James erhöhte seine Geschwindigkeit bis er auf Augenhöhe mit Jones war und ihn im richtigen Moment an der Schulter rammte, sodass er seine Flugbahn ändern musste. Dies war Brodys Gelegenheit. Er beschleunigte und raste in eben diesen Moment an den beiden vorbei, die Augen auf den kleinen goldenen Ball fixiert. Es geschah in weniger als drei Sekunden, als er endlich den kleinen goldenen Ball mit seinen Fingern umschloss. »Adam Brody hat den Schnatz gefangen. Gryffindor gewinnt!«, schallte die Stimme des Stadionsprechers über das Quidditchfeld, welche jedoch in dem tosenden Beifall und Genjubel der Fans auf der Gryffindortribüne unterging. Edgar Bones landete gerade neben James, als er auch schon von seinem Besen sprang und sich Brody an den Hals warf, worauf hin dieser den Schnatz los ließ. »Ausgezeichnete Arbeit Jungs«, beglückwünschte er seine Teamkollegen, welche sich nach und nach um sie versammelte. Nicky McDougal räusperte sich wehement und warf Brody einen erwartenden Blick zu, welcher sie einen Moment lang irritiert anstarrte. »Jungs?«, fragte sie gereizt. »Oh und natürlich auch unsere Super Frau«, ergänzte Bones sofort, was Nicky mit einem zufriedenem Lächeln quittierte und nun auch Brody zu seinem Fang gratulierte. Der goldene Schnatz umkreiste den Kopf von James Potter zwei mal bevor er sich in die Lüfte davon machen wollte, doch James war schneller und fing den kleinen goldenen Ball mit nur einem Handgriff. Er lächelte über die Tatsache, dass es ihm so schnell gelang. Er betrachtete den kleinen goldenen Ball in seiner Hand und drehte ihn ein paar mal, um die Gravuren genauer zu mustern. Seine Reflexe waren immer noch genauso gut wie früher, als er mit seinem Vater für die Position des Suchers trainierte. Mr. Potter Senior selbst war in seiner Schulzeit ein ausgezeichneter Sucher gewesen und erhoffte sich, dass James sein Talent geerbt hatte. Doch er selbst hatte sich immer mehr für die Position des Jägers interessiert und war damals froh gewesen, dass die Position des Suchers nicht gesucht wurde, als er in die Mannschaft kam, denn so war er seinem Vater keine Rechenschaft darüber schuldig, warum er sich für den Jäger entschieden hatte. »James, worauf wartest du? Jetzt wird erst mal der Sieg gefeiert!«, rief Bones ihm zu, während sich der Rest der Mannschaft schon auf den Weg zu den Umkleidekabinen machte. James räusperte sich und ließ den Schnatz unauffällig in seiner Tasche verschwinden. * * * Nach dem glorreichen Sieg gegen Hufflepuff stieg im Gryffindor Gemeinschaftsraum, selbstverständlich ohne Einverständnis der Lehrer, eine große Party. Nahezu alle Gryffindors aus allen Jahrgängen waren anwesend, um ihre Mannschaft zu feiern. Edgar Bones hielt gerade seine Dankesrede an sein Team, welche er damit beendete, dass er seinen halben Krug mit Butterbier verkippte. James lachte schallend und erhob ebenfalls seinen Krug, um symbolisch mit ihm anzustoßen. Die meisten Mädchen hatten sich um James Potter und Adam Brody zusammengefunden, um sich die doppelte Aktion beim Schnatzfang nochmal bis ins kleinste Detail anzuhören. »... und dann ist Jones aus der Bahn gekommen. Selbstverständlich hätte ich es auch ohne Potters Hilfe geschafft«, tönte Brody gerade, als Sirius in die Runde trat. Auch er hielt einen Krug Butterbier in seiner rechten Hand, während er sich mit der linken nervös am Kopf kratzte. »Ähm gutes Spiel«, sprach er James Potter an, welcher ihn nicht ansah und stattdessen den Blick starr auf einen Punkt an der Wand fixierte. »Komm schon James. Du kannst nicht ewig sauer auf mich sein«, bat Sirius seinen Freund in leisem Tonfall, damit die anderen ihn nicht hören konnten. James antworte nicht. »Was soll ich noch tun? Ich kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen.« »Ich bin der Falsche bei dem du dich entschuldigst«, antwortete James leise und warf einen Blick zum Kamin herüber. Remus Lupin saß am Kaminfeuer und starrte in die Flammen, während er seinen Bierkrug in seinen Händen drehte. »Ich weiß. Es war dumm von mir. Ich... habe nicht nachgedacht.« »Das hast du wahrlich nicht.« »Kannst du mir verzeihen? Bruder?« Sirius bereute, dass er Snape in diese Gefahr gebracht hatte. Remus hätte Snape töten können in dieser Nacht und das nur weil Sirius es für lustig befunden hatte Snape, von dem Geheimgang unter der peitschenden Weide zu erzählen. Sirius hatte sie alle in Gefahr gebracht und vor allem Remus Geheimnis. Hätte Snape es herausgefunden und hätte es sich in der Schule herumgesprochen, während mit absoluter Sicherheit in den darauffolgenden Tagen die ersten besorgten Elternbriefe in Hogwarts angekommen und Remus hätte Hogwarts verlassen können. James sah nun endlich Sirius an. In seinen grauen Augen spiegelte sich sein Unmut wieder. James seufzte. »Du wirst immer mein Bruder und mein bester Freund sein«, sagte er schließlich. Sirius Mundwinkel zuckten dankbar nach oben. Er griff James Schulter und versuchte ihm deutlich zu machen wie viel ihm das bedeutete. »Remus ist derjenige, der dir verzeihen muss«, sagte James und warf Sirius einen aufforderten Blick zu. »Ich geh rauchen«, sagte er dann und bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Sirius blieb allein zurück und wandte sich wieder zu Remus um, welcher immer noch genauso vor dem Kamin kauerte. James durchquerte den Gemeinschaftsraum und ging zum am weitest entferntesten Fenster und öffnete es. Er setzte sich auf die Fensterbank und kramte eine Schachtel Zigaretten aus seiner Jackentasche. Er steckte sich eine zwischen die Lippen und betätigte sein Benzinfeuerzeug. Er ließ den Rauch in seine Lungen strömen und blies eine große Rauchwolke in die eisige Luft. Eine Weile starrte er aus dem Fenster während er hin und wieder an seiner Zigarette zog. Als er schließlich seinen Blick durch die feiernde Menge der Gryffindors schweifen lies, entdeckte er das rothaarige Mädchen, welches etwas abseits der feiernden Menge sich in eine Ecke zurückgezogen hatte und in ein Buch vertieft war. Lily Evans. Einer spontanen Eingebung folgend drückte er seine Zigarette an der Ziegelmauer aus und sprang vom Fensterbrett. Er schnappte sich ein weiteres Butterbier vom Tisch und schritt auf die rothaarige zu. Lily bemerkte den Schatten, welcher über sie fiel und blickte direkt in das Gesicht von James Potter, welcher sich ihr ins Licht gestellt hatte. »Na Evans, willst du nicht mit uns auf den Sieg anstoßen?«, fragte er sie mit diesem überheblichen Grinsen im Gesicht. »Nein danke«, antwortete sie spitz und wandte sich wieder ihrem Buch zu. Sie hoffte, dass er einfach wieder verschwinden würde, wenn sie ihn ignorierte, doch das tat er nicht. James Potter blieb einfach stehen und sah sie weiterhin an. »Es gibt einige Mädchen in diesem Raum, die sich darum reißen würden.« »Warum belästigst du die dann nicht?«, erwiderte sie schroff ohne von ihrem Buch aufzusehen. »Weil ich dich ausgesucht habe«, erwiderte er ruhig, als wäre das die selbstverständlichste Sache auf der Welt. Nun blickte Lily doch wieder von ihrem Buch auf und musterte ihn, als hätte er etwas verstörendes in seinem Gesicht. »Oh Verzeihung, wie konnte ich das nur vergessen? Der große James Potter hat mich auserwählt. Welche eine Ehre, nein welch ein Privileg. Ich fürchte nur, dass ich euren Ansprüchen nicht genügen werde, Hoheit.« Schnippisch schlug sie ihr Buch zu und schubste ihn bei Seite, während sie sich ihren Weg durch die feiernde Menge bahnte. »Seit wann bist du denn so biestig Lily?«, fragte Nicky, welche ihre Freundin am Arm festhielt. »Er wollte nur mit dir auf den Sieg anstoßen. Das ist quasi Tradition nach jedem Spiel. Kein Grund gleich seine Krallen auszufahren«, versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen. »Vielleicht nicht.« Lily presste ihre Lippen aufeinander. »Aber er ist immer so. Grrr.« Sie deutete mit ihren Händen eine Geste an, welche darstellen sollte, wie sie ihn erwürgte. Nicky musste lachen. »Vielleicht steht er auf dich.« Lily warf ihr einen irritieren Blick zu. »Komm schon Lils. Du bist der gutmütigste Mensch den ich kenne. Du findest in jedem Menschen immer einen guten Kern. Was ist seiner?« Lily blinzelte ein paar Mal, wandte jedoch ihren Blick von Nicky ab und suchte den Raum ab. Als sie James Potter gefunden hatte, stieß sie Nicky mit dem Ellenbogen in die Seite. »Ich sehe wie er auf mich steht«, erwiderte sie augenverdrehend. James Potter hatte seine Zunge gerade in Christine Winters Mund geschoben, als Nicky zu ihnen herüberblickte. Er drückte sie näher an die Wand und intensivierte den Kuss, wobei seine Hand gefährlich nahe zu ihrem Hintern herunter strich. »Iehh die sollen sich doch ein Zimmer nehmen«, erwiderte Nicky entsetzt. James schien an Christine Winters Unterlippe zu knabbern, bevor er sie nochmals so leidenschaftlich küsste, dass Nicky gar nicht mehr ihren Blick von den Beiden wenden konnte. Als sie sich endlich voneinander lösten nahm James Christines Hand und zog sie hinter sich her durch das Portraitloch in den dunklen Korridor. »Ich will gar nicht wissen wo die hin verschwinden.« »Er hat keinen guten Kern«, sagte Lily so leise, dass Nicky es nicht verstehen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)