Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 14: Und weit und breit kein Krankenhaus ----------------------------------------------- 14) Und weit und breit kein Krankenhaus Zischend zog Sam die Luft durch die Zähne und blinzelte. „Hey“, sagte Dean erzwungen ruhig und atmete tief ein. „Wie geht es dir?“ „Meine Rippen“, keuchte der Jüngere und tastete mit seiner Hand über die Seite. „Gebrochen oder geprellt?“, wollte der Ältere besorgt wissen. Er hatte nichts gefühlt, aber wenn Sam innere Verletzungen hatte, konnte er das auch nicht. Wenigstens hatte Sam weder Blut in Mund noch in der Nase. „Keine Ahnung, es tut verdammt weh.“ Dean hielt ihm seinen Arm hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Wieder zuckte Sam zusammen. „Deine Schulter ist auch ausgerenkt“, erklärte Dean leise. „Danke. Jetzt fühle ich es auch“, keuchte Sam ungehalten. „Kannst du sie wieder einrenken?“ „Hier?“ „Je eher desto besser.“ „Bei drei.“ Sam nickte und versuchte sich auf den kommenden Schmerz vorzubereiten. „Eins“, begann Dean zu zählen. Schnell zog er Sams Oberarm nach unten und drehte ihn nach außen. Mit einem dumpfen Knirschen sprang das Gelenk wieder in seine Pfanne. Sam stöhnte und biss die Zähne fest zusammen. Noch ein paar Mal atmete er tief durch, dann war der Schmerz soweit abgeklungen, dass er sich traute seine Augen wieder zu öffnen, ohne, dass die Tränen sofort über sein Gesicht rannen. Als er auch seiner Stimme wieder traute, fragte er: „Was ist mit dem Jungen?“ „Keine Ahnung. Ich hab nichts gehört. Da oben ist alles ruhig.“ Sam zog die Augenbrauen zusammen und musterte seinen Bruder irritiert. „Entschuldige bitte, aber du warst mir gerade wichtiger!“ „Wie lange war ich weg?“ „Ein paar Minuten.“ „Hilf mir hoch“, bat Sam. Sofort stand Dean neben ihm und wartete, bis er sich soweit auf ihm abgestützt hatte, dass sie den Aufstieg in Angriff nehmen konnten. „Meinen Knöchel hab ich mir wohl auch verstaucht“, schimpfte er und versuchte den Fuß so wenig wie möglich zu belasten. Schwer auf seinen Bruder gestützt, schaffte er es ungelenk bis ins Erdgeschoss zu hoppeln. „Such den Jungen, ich …“ Er war wütend auf sich. Dieser Totengräber war gefährlich und er konnte seinem Bruder keine Deckung geben. Das fraß gewaltig an ihm, doch es war nicht zu ändern. „Und sei vorsichtig!“, flüsterte er in die Dunkelheit. Er ließ sich schwer keuchend an einer Wand zu Boden sinken. Seine Beine fühlten sich wie Pudding an und ihm war übel. Dean winkte nur ab. Jetzt wieder voll konzentriert schlich er weiter nach oben. Die Schrotflinte hatte er im Anschlag. Die Taschenlampe hielt er an den Lauf gepresst. Er wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Noch immer stand die Kleine hinter dem Baum. Sie schwankte zwischen Angst und Sorge. Sollte sie hier noch weiter warten oder sollte sie reingehen? Der Schuss, den sie vor einer Weile gehört hatte, hatte ihr die Panik noch tiefer in die Knochen getrieben. Die Angst um ihren Freund wurde immer stärker. Sie atmete noch einmal durch und löste sich von dem Stamm. Langsam lief sie zu dem Haus. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als sie auf der Veranda stand. Sollte sie weiter gehen? Die Nacht lag ruhig. Irgendwo rief eine Eule und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie wollte nicht länger alleine sein und so überwand sie ihre Angst und betrat das Haus erneut. Im Gegensatz zu dem Erdgeschoss war das obere Stockwerk regelrecht leer. Schon im zweiten Raum fand Dean den Jungen. Er lag, leicht verrenkt, an der Wand unter dem Fenster. Noch immer war von dem Totengräber nichts zu hören oder zu sehen. Sollte ihn das Salz so geschwächt haben? Daran wollte Dean eigentlich nicht glauben, nahm es aber gerne zur Kenntnis. Umso schneller konnte er hier raus. Er beeilte sich, auch noch die restlichen Zimmer zu kontrollieren und ging dann zu dem Jungen zurück. Vorsichtig zog er ihn hoch und legte ihn sich über die Schulter. Die Stufe auf der Sam durchgebrochen war auslassend, ging er nach unten. Sam richtete sich leise keuchend auf. Er hatte sich gerade erbrochen. Die Magensäure brannte noch in seinem Hals. Und noch immer war ihm übel. An der Tür nahm er eine Bewegung wahr und richtete seine Waffe die Stelle. Die Kleine, die sie hergeholt hatte, betrat in das Haus. „Was machst du denn hier?“, fragte er. Sie schrie leise auf, bevor sie sich die Hand vor den Mund schlagen konnte. Sam schaltete seine Taschenlampe ein. „Komm her“, forderte er sie auf. Kurz zögerte sie und trat dann zu ihm. „Was ist mit Ihnen?“ Bevor Sam antworten konnte, kam Dean die Treppe herunter. Sein Blick fiel auf das Mädchen. „Was willst du denn hier?“, fragte er sie ungehalten und rümpfte die Nase. Sofort ging sein besorgter Blick zu Sam. „Ich … Draußen …“ Mit einer Handbewegung würgte Dean ihr Gestammel ab. Vielleicht konnte sie ja Sam helfen, dann wäre ihre Eigenmächtigkeit wenigstens zu etwas nütze. „Wie geht es dir?“, fragte er ihn leise. „Ich bin okay!“ „Ja klar, Sammy!“ Dean schüttelte missbilligend den Kopf. „Kannst du ihm aufhelfen?“, wollte er gleich darauf von ihr wissen. Sie nickte und versuchte ihm so gut es ging zu helfen. Dean wartete bis Sam auf wackeligen Beinen stand, schob seine Last in eine bessere Position und drehte sich zur Tür. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte Sam leise keuchend, als er endlich stand. „Aimee.“ „Hallo Aimee. Ich bin Sam und das ist mein Bruder Dean.“ „Hey“, lächelte sie schüchtern. „Haben wir jetzt genug Konversation getrieben oder wollt ihr noch ein Kaffeekränzchen veranstalten?“, grummelte der ältere Winchester. „Dean, wir …“ „Ja, ja. Schon gut. Lasst uns hier zuerst verschwinden.“ Er holte sein Feuerzeug aus der Tasche und ließ es aufflammen. „Was hast du vor?“ „Die Hütte abbrennen, was sonst?“ „Nein! Nicht! Was wenn die Hütte ihn bannt und das was ihn im Hier und Jetzt hält nicht hier drin ist?“ „Du kannst einem auch jeden Spaß verderben“, knurrte Dean, steckte sein Feuerzeug weg und schob den Jungen erneut etwas höher. „Wie geht es dir wirklich?“, fragte er ernst. „Solange ich nicht lachen muss …“ „Wie geht es Cameron?“, schaltete sich Aimee ein und machte einen Schritt auf Dean zu. Wieder zog Sam die Luft schmerzhaft zwischen den Zähnen hindurch. „Dein Freund ist bewusstlos. Wir bringen ihn in ein Krankenhaus“, erklärte Dean, „und jetzt lass uns hier verschwinden.“ Sie nickte und half dem jüngeren Winchester aus dem Haus. Auf dem Weg zum Impala blieb Aimee immer wieder plötzlich stehen oder versuchte sich umzudrehen, um wenigsten einen Blick auf ihren Freund erhaschen zu können. Und jedes Mal verkrampfte sich Sam, wenn diese Bewegungen an seinen Rippen zerrten, oder er seinen Fuß unnötig belasten musste. „Je öfter du stehen bleibst, umso später bekommt dein Freund Hilfe,“, schimpfte Dean hinter ihr und schob sie einfach weiter. Er hatte es satt immer wieder auf sie aufzulaufen. Außerdem sah er, dass das seinem kleinen Bruder Schmerzen bereitete. Und der Junge auf seiner Schulter wurde auch nicht leichter, je länger er ihn tragen musste. Er wollte aber auch nicht vor ihnen gehe, denn so hätte er Sam nicht mehr im Blick und könnte vielleicht nicht schnell genug reagieren, wenn der Hilfe brauchen sollte. „Aber ich will doch nur …“ „Ich will auch“, erklärte der ältere Winchester hart, „etwas essen, ein Bier und ins Bett. Stattdessen muss ich mich hier über verrückte Jugendliche ärgern, die sich an Orten rumtreiben, an denen sie nichts zu suchen haben.“ „Dean, bitte“, versuchte Sam die Wogen etwas zu glätten. Die Kleine schwieg jetzt endgültig und lief mit Sam zum Impala. Kurz bevor sie den Wagen erreichten, begann Sam erneut zu würgen. Er schaffte es noch sich von ihr zu lösen. Würgend und hustend fiel er auf die Knie und erbrach sich erneut. „Sammy?“ So schnell wie nur irgend möglich schaffte Dean den Jungen in den Wagen und schob ihn auf die Rückbank. „Bleib bei ihm“, wies er die Kleine an, obwohl er ihr das nicht extra hätte sagen müssen und beeilte sich wieder zu seinem Bruder zu kommen. Er konnte allerdings auch nichts weiter tun, als nur hilflos daneben zu stehen und zu warten bis Sam sich beruhigt hatte. Endlich hörte das Würgen auf. Sam keuchte gequält und ließ sich erschöpft nach hinten fallen. Sofort wurde er von seinem Bruder aufgefangen und gehalten. „Kannst du aufstehen?“, fragte Dean nach einer Weile. Er wollte hier weg. Der Junge hatte sich noch immer nicht gerührt und die Nähe zu dem Geisterhaus behagte ihm auch nicht. Nicht, wenn Sam so hilflos war und er sich mehr auf seinen Bruder konzentrierte als auf ihren Schutz. „Geht schon“, sagte der jüngere Winchester und kämpfte sich, mit der Hilfe seines großen Bruders auf die Beine. Langsam gingen sie die letzten Schritte zum Impala und Sam ließ ich dankbar auf seinen Sitz fallen. „Geht’s so oder brauchst du ´ne Kotztüte?“, wollte Dean mit einem spitzbübischen Grinsen wissen. „Idiot“ „Mistkerl“ „Wo ist das Krankenhaus?“, wandte er sich gleich darauf an die Kleine. „Wir haben hier nur ein medizinisches Zentrum.“ „Egal. Dein Freund und mein Bruder brauchen Hilfe.“ Sie nickte zögerlich, lotste ihn aber ohne weitere Fragen durch den Ort. Eine halbe Stunde später parkte Dean vor der Klinik. Der Parkplatz war noch gut gefüllt. Er verdrehte die Augen. Diese Nacht würden sie wohl auf unbequemen Stühlen in Gesellschaft etlicher Kranker verbringen. „Kannst du eine Liege für deinen Freund besorgen?“, wollte Dean von Aimee wissen. Er wartete noch ihr Nicken ab und ging dann ohne zu zögern zur Beifahrertür um seinem Bruder auf die Beine zu helfen. Aimee rannte zur Anmeldung. Gleich darauf kam sie mit einem Pfleger mit einer Liege wieder. Gemeinsam mit Dean legte er den Jungen darauf. „Was ist mit ihm?“, wollte er wissen und prüfte die Vitalzeichen. „Ich hab ihn so gefunden“, erklärte Dean. „Wann war das?“ „Vor fast einer Stunde?“ „Und es hat Sie nicht dazu bewogen vielleicht einen Krankenwagen zu rufen?“, wollte der Pfleger barsch wissen. „Hat es nicht. Ich hätte eh herkommen müssen. Mein Bruder braucht ebenfalls Hilfe! Außerdem bezweifle ich, dass sie viel schneller gewesen wären!“ Dean war sauer. Er versuchte Sam so gut zu stützen, dass sie mit der Liege und dem Pfleger Schritt halten konnten. Ganz gelang ihnen das nicht. „Was ist mit ihrem Bruder?“, wurden sie von einer Ärztin empfangen, als sie den Warteraum betreten hatten. Sie hatte wohl schon mit dem Pfleger gesprochen. „Gehirnerschütterung, die Schulter war ausgerenkt und seine Rippen sind mindestens geprellt. Außerdem kann er rechts kaum auftreten.“ „Wie ist das passiert?“ „Er ist durch eine Treppe gebrochen.“ „Sie kriechen in Abrisshäusern rum?“ Ihr Blick wandelte sich von freundlich interessiert zu distanziert bis kalt. „Ich hab sie gebeten Cameron zu helfen“, schaltete sich Aimee jetzt ein. „Sag mir jetzt nicht, dass ihr in der alten Tischlerei ward.“ „Doch, wir wollten … Ich meine, ich wollte ja nicht mit. Ich hab Cameron noch gewarnt, aber die anderen haben mich ausgelacht und gesagt, dass wir sonst nicht mehr mit ihnen rumhängen dürfen.“ Sie begann zu weinen. „Wie oft habe ich euch gesagt, dass es da gefährlich ist! Diese verdammte Legende! Wie viele wollen sich in dem Haus noch wer weiß was einfangen oder sämtliche Knochen brechen? Gott sei Dank soll dieses verfluchte Haus endlich abgerissen werden!“, redete sie sich in Rage. Sam schnappte nach Luft. Ihm war schon wieder schlecht. „Okay“, beendete die Ärztin ihre wütende Ansprache, „bringt Cameron in die Zwei und Sie gehen in mein Büro. Gleich links. Ich komme so schnell wie möglich. Eva, gib ihnen noch ein paar Schalen mit!“, wandte sie sich noch schnell an die Schwester am Empfang und verschwand mit wehendem Kittel. Dean hatte seinen Bruder gerade erst auf den Stuhl vor dem Schreibtisch gedrängt, als auch schon der Pfleger ins Zimmer kam. „Ich soll Sie zum Röntgen bringen“, erklärte er Sam und wollte ihm auf helfen. Der Winchester nickte dankbar und stemmte sich mit dessen Hilfe umständlich in die Höhe. Kaum stand er, griff er auch schon haltsuchend nach der Stuhllehne. Seine Beine waren immer noch wie Pudding und vor seinen Augen drehte sich alles. Dean sah, was mit seinem Bruder los war. Mit einem Schritt war er neben ihm und griff zu. Ruhig wartete er ab, bis sich Sam soweit gefangen hatte, dass er mit dem Pfleger gehen konnte. „Danke“, nuschelte der jüngere Winchester, griff in seine Hosentasche und holte sein Portemonnaie heraus. Kurz kramte er darin herum und reichte Dean eine Karte. Der warf einen Blick darauf, zog fragend die Augenbrauen zusammen, nickte aber. „Wo ist der Röntgenraum?“ „Den Gang runter, ganz links. Sie können aber auch hier warten, ich bringe Ihren Bruder wieder hierher.“ „Danke“ Dean blickte Sam noch einmal aufmunternd in die Augen, dann ging er zur Anmeldung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)