Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 280: "Ich bin Sam" -------------------------- 280) „Ich bin Sam“ Ungläubig starrte Sam seinem Körper hinterher. Was lief hier? Wieso bewegte sich sein Körper? Ein Dämon konnte es nicht sein. Er war schon mal besessen gewesen und das hatte sich ganz anders angefühlt. Aber wieso? Was war hier los? Er schaute auf seine Hände, die denen, die er sonst benutzte gar nicht so unähnlich sahen, aber so viel kleiner waren. Was war mit ihm passiert? Und dann ging ihm auf was sein falsches Ich gesagt und welche Richtung er angesteuert hatte. Erschrocken quiekte er, raste los und kam gerade rechtzeitig am Motel an, um zu sehen wie der falsche Sam in den Impala stieg und den Wagen vom Platz lenkte. Er rannte ihm ein paar Meter hinterher, dann gab er geschlagen auf. Körperlich erschöpft und geistig wie erschlagen trollte er sich unter den nächsten Busch und begann, wie unter Zwang, sich den Pelz zu reinigen. Immer wieder wischte er die Pfötchen im Gras ab, leckte sie wieder nass und rieb sie sich über das Fell und so langsam fühlte er, wie die gröbsten Knoten sich lösten. Verdammt nochmal! Was tat er hier? Er war ein Mensch und wenn er sich waschen wollte, dann benutzte er eine Dusche! Aber alles was er sah, alles was er fühlte passte so gar nicht zu dem, was er heute morgen noch gefühlt hatte! Es passte zu dem, was er vor wenigen Minuten vor sich hatte sitzen sehen. Seine Gedanken wanderten zurück. Dieses magische Leuchten in den Augen des Waschbären, das Zerren und das Gefühl, als ob er in einen Strudel geraten wäre und dann diese fremden und doch irgendwie bekannten Worte ... Verdammt! Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Wie, was auch immer, es geschafft hatte ihn aus seinem Körper zu vertreiben und in diesen Waschbären zu stecken … Er brauchte dringend Hilfe! Mit der er aber nicht kommunizieren konnte. Er konnte ja noch nicht einmal jemanden anrufen! Panik machte sich in ihm breit. Nein! So nicht! Wie von selbst begannen seine Hände wieder damit den Pelz zu entwirren. Er würde nicht aufgeben! Das Putzen half ihn zu entspannen und das wiederum half beim Denken. Er wollte zurück! Jetzt wo er ein Leben hatte, wollte er seinen Körper zurück! Er wollte seinen Abschluss! Er wollte erleben wie Dean seine Erinnerungen wiederbekam. Er wollte den weißen Gartenzaun, das Haus und seine 1,5 Kinder! Er wollte das ganze Programm! Als Mensch! Also! 'Denk nach Sam! Kommunikation ohne Worte.' Der Laptop! Gut, dass er den im Zimmer gelassen hatte. So waren wenigstens seine Daten vor diesem Körperdieb geschützt! Trotzdem kam er nicht ran. Das Zimmer war verschlossen, genau wie das Fenster. Außerdem hing das „Bitte nicht stören-Schild“ an der Tür. Das konnte er zwar runterreißen, aber ob er dann auch noch so viel Glück hatte, dass die Putzfrau ihn nicht bemerkte, wenn er mit ihr ins Zimmer huschte, war doch mehr als fraglich. Konnte er die Tür selbst öffnen? Der Schlüssel lag noch irgendwo im Park, oder gab es eine andere Möglichkeit? Gab es irgendwo einen zugänglichen Computer den er nutzen konnte, also einen, der nicht ständig unter Kontrolle stand, aber mit dem Internet verbunden war. Sein Magen knurrte. Klar, das Vieh war auf der Suche nach Futter gewesen! Darüber konnte er sich später Gedanken machen. Zuerst wollte er einen Weg finden, um an einen Rechner zu kommen, einen Rechner, den er länger nutzen konnte. Der sicherste Weg war sein Zimmer, entschied er sich und lief zurück in den Park. Ein verführerischer Geruch lenkte ihn ab. Jemand hatte eine McDonalds-Tüte weggeworfen, jemand dessen Augen wohl viel größer gewesen waren als sein Magen und jemand, der so vernünftig war, sich nicht bis zum Erbrechen vollzustopfen. Oder es hatte ihm einfach nicht geschmeckt. Egal. Sein Magen knurrte! Ohne noch lange zu überlegen zerrte er die Tüte unter einen Strauch, riss sie auf und begann den halben Burger und die drei übrigen Hähnchennuggets zu verspeisen. Satt und zufrieden wischte er sich die Hände am Rasen ab. „Schlüssel suchen!“, sagte er zu sich selbst und rannte los. Er kam an der Bank an und begann in immer größer werdenden Kreisen zu suchen. Endlich fand er die Karte unter einem Busch. Er ließ sich auf den Hintern plumpsen und versuchte sich klar zu werden, wie er jetzt weiter vorgehen wollte. Er nahm die Schlüsselkarte zwischen die Zähne und machte sich auf den Weg zu seinem Motel. Unter einem Strauch ließ er sich wieder auf seinen Hintern plumpsen. Er legte den Schwanz um sich und wartete darauf, dass es etwas ruhiger wurde, denn er wollte auf keinen Fall dabei beobachtete werden, wie er in sein Zimmer einbrach. Plötzlich zuckte Sam zusammen. Hektisch schaute er sich um. Wo war er? Er musste eingeschlafen sein! Schnell erinnerte er sich wieder an die ganze Misere dieses Abends. Er schaute sich um. Er saß noch immer unter dem Strauch vor seinem Motel und inzwischen war es auch ruhig auf den Straßen und auch die Fenster waren nicht mehr erleuchtet. Er streckte sich, schüttelte sein Fell und rannte über den Platz. Vorsichtig schaute er sich um, bevor er sich duckte und an seiner Tür hochsprang. Er verfehlte den Türknauf. Er versuchte es noch zwei Mal. Doch erst, als er etwas zurück ging, Anlauf nahm und sprang, konnte er den Knauf erreichen. Schnell klammerte er sich mit seinen Hinterpfoten daran fest. Er zog die Karte durch den Schlitz und atmete erleichtert auf, als die Tür aufschwang. Er ließ sich im Zimmer fallen und schob die Tür ins Schloss. Erleichterung flutete seinen Körper. Wenigstens das hatte er geschafft. Jetzt hieß es Hilfe finden. Er kämpfte sich auf den Stuhl und von da aus auf den Tisch. Eine Weile kämpfte er mit seinem Laptop, bis er ihn soweit aufgeklappt hatte, dass er ihn benutzen konnte. Die Tastatur vor seinen Händen sah riesig aus, genauso wie der Bildschirm. Kurz schloss Sam die Augen und konzentrierte sich. Er brauchte die Maus um auf sein E-Mail Konto zugreifen zu können, aber wie? Das Ding war viel zu groß! Mit beiden Pfoten fasste er zu und jonglierte den Pfeil über den Bildschirm. Er öffnete sein E-Mail-Programm, loggte sich ein und öffnete eine neue Mail. Aber wem sollte er die Nachricht schicken? Wer würde helfen? Bobby, klar. Aber der brauchte mindestens zwei Tage, denn sie würden ein Auto brauchen und Waffen! Andere Jäger? Er hatte keine Ahnung, ob jemand in der Nähe war. Außerdem kannte er kaum einen so gut, dass er ihm trauen würde. Das Netzwerk war zwar inzwischen online, aber noch sollten Ellen und Bobby es testen. Er würde Nick fragen. Vielleicht war der in der Nähe, sonst würde er Bobby bitten. Hastig tippte er eine Nachricht und schickte sie ab. Jetzt hieß es auf Antwort warten. Immerhin konnte er schon mal ein wenig recherchieren. Die Worte, die dieser Körperdieb benutzt hatte, klangen ihm noch in den Ohren. Damit wollte er anfangen. Mit fliegenden Pfoten tippte er. Plötzlich zeigte sein Postfach eine Mail an. Sollte er so viel Glück haben? Er schaute zur Uhr. Wieso war Nick eigentlich noch wach? Hatte er auch einen Fall? Seine Pfötchen zitterten, als er die Mail öffnete. Wo genau bist du? Ich bin in Atlanta und fahre gleich los. Erleichtert ließ sich Sam auf seinen dicken Hintern plumpsen. Nick konnte kommen. Er konnte helfen. Aber wie konnte er Nick jetzt mitteilen, dass er ein Waschbär war? Musste er das? DAS würde Nick ihm wohl nicht glauben. ‚Konzentrier dich, Sam!‘ Noch einmal atmete er durch und schrieb dann die Adressen seines Motels auf. Klopf SOS an der Tür, ich lass dich rein. Dann erkläre ich dir alles. Er drückte auf „senden“ und versuchte weiter Fakten zusammenzutragen, die ihnen helfen konnten. Weit nach Mitternacht kam Spezial-Agent Nick Traven in dem Motel an, dass Sam ihm in seiner Mail angegeben hatte. Wieso hatte der ihm gemailt? Wieso hatte er nicht angerufen? Diese Frage beschäftigte ihn schon die ganze Fahrt. Sams Worte klangen so endgültig. Was war passiert? Wo war Dean? War er bei Sam? Hatte der nicht gesagt, dass Dean Amnesie hat? Was wollten sie dann in North Carolina? Konnte Dean sich wieder erinnern und sie hatten wieder angefangen zu jagen? Saßen sie nun zusammen in der Patsche und nur Sam war in der Lage gewesen ihm eine Mail zukommen zu lassen. Nein, das war auch Quatsch! Wer mailen konnte, konnte eigentlich auch telefonieren. Hier war etwas oberfaul. Gut, dass er seinen Fall gerade abgeschlossen und noch keinen neuen zugeteilt bekommen hatte. Er war müde und er hoffte, dass Sam ihm die Lösung des Rätsels gleich präsentieren würde. Nick klopfte wie vereinbart SOS und wartete. Hörte er da etwas hinter der Tür? Er wusste es nicht. Vielleicht war er einfach nur übermüdet! Sam war von seinem Platz gesprungen und zur Tür gerannt, zog die Kraft für den Sprung aus dem Lauf und sprang an die Klinke. Endlich, endlich war Hilfe da. Er ließ sich auf den Boden fallen und wartete darauf, dass Nick im Zimmer war. „Sam?“ Suchend schaute sich der Agent um. Hastig verschwand Sam unter dem Bett. Ihm war plötzlich erschreckend klar geworden, dass Nick ihn ohne einmal nachzufragen aus dem Zimmer werfen würde, sollte er ihn so erblicken. Er musste noch etwas warten und dann möglichst schnell zu seinem Rechner kommen,um ihn aus dem Bildschirmschonermodus zu wecken, damit Nick die Nachricht lesen konnte, die er begonnen hatte. Seine Hoffnung, dass Nick ihm glaubte, wenn er las, wie er den Rest schrieb, flackerte wie eine Flamme im Wind. Nick reagierte fiel zu langsam, um ihn zu sehen. „Sam?“, fragte er noch einmal und schaute sich wieder um. War der nicht hier? Allerdings war die Tür nur angelehnt, also konnte er wohl nicht weit sein. Er rieb sich über die Augen und gähnte herzhaft. Zum Warten musste er ja wohl nicht hier rumstehen, oder? Kurz rieb er sich den Nacken, ging zum Bett und setzte sich. Kaum saß er, kippte er auch schon nach hinten und augenblicklich eingeschlafen. Sam traute sich unter dem Bett hervor. Er stellte sich auf die Hinterbeine und ließ seinen Blick über die schlafende Gestalt wandern. Er fühlte einen Stich im Herz. So wie der Freund dalag, so hatte auch Dean öfter dagelegen, wenn sie mal wieder eine Nachtschicht nach der anderen geschoben hatten und irgendwann todmüde ins Zimmer gekommen waren. Dean. Sein Bruder, der sich noch immer an nichts erinnerte. Er schüttelte sich. Der Gedanke an Dean half ihm jetzt auch nicht weiter, er musste sich darum kümmern seinen Körper zurückzubekommen. Er rannte zum Stuhl und sprang und landete erneut sehr unsanft auf seinem Hintern, weil er schon wieder nicht kräftig genug abgesprungen war. Beim zweiten Mal klappte es und er ließ sich neben seinem Laptop nieder und weckte ihn aus seinem Bildschirmschonermodus. Jetzt musste er nur noch Nick wecken und ihn davon überzeugen, dass er das geschrieben hatte. 'Nichts leichter als das', resignierte er in Gedanken. Aber er musste es versuchen! Also ließ er sich auf seinen ziemlich dicken Hintern plumpsen und rief Nicks Namen. Natürlich klang es eher wie Schnattern und Quietschen als nach einem menschlichen Namen, aber er konnte keine anderen Laute von sich geben. Wieder und wieder versuchte er Nick zu wecken. Er wollte fast aufgeben, als der Agent sich endlich regte. Müde rieb sich Nick die Augen und drehte sich auf die Seite. Er hob die Lider und schaute zu der Geräuschquelle. Augenblicklich saß er im Bett. „Scher dich da weg, verdammtes Vieh. Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“ Sam quiekte erschrocken und versuchte sich hinter dem Laptop zu verstecken. Gleichzeitig angelte er mit einer Pfote nach der Enter-Taste, um den Bildschirm, auf dem sich schon wieder nur ein Logo drehte zum Leben zu erwecken. Nick musste das unbedingt lesen. Der Agent machte zwei weitere Schritte auf den Tisch zu. Er wollte dieses Ungeziefer vertreiben, Waschbären machten nur Schaden. Wer wusste schon, wie lange der hier im Zimmer schon festsaß und was er inzwischen alles angestellt hatte. Plötzlich erwachte der Bildschirm, wie durch Geisterhand vor seinen Augen zum Leben. „ICH BIN SAM!“, konnte er in riesigen Buchstaben lesen und der Waschbär schien zustimmend zu schnattern. Nick erstarrte mitten im Schritt. Er keuchte, rieb sich ungläubig über die Augen und als der Sinn des Textes in sein Bewusstsein drang, taumelte er zum Bett zurück, auf das er sich hilflos fallen ließ, kaum dass er das er die Matratze an seinen Waden fühlte. „Das ist nicht wahr“, stammelte er immer wieder. „Das darf nicht wahr sein. Das kann nur ein Traum sein. Ein Albtraum!“ Mit panisch geweiteten Augen wanderten seine Augen zwischen Dem Laptop und dem Waschbären, der noch immer auf dem Tisch hockte und schnatterte, hin und her. Und dann, plötzlich und wie von Furien gehetzt stürzte er aus dem Zimmer. Die Tür schlug er voller Wucht ins Schloss. Jetzt war es also soweit. Der Wahnsinn hatte ihn erwischt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)