Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 273: Geisterjagd ------------------------ 273) Geisterjagd Leider fand Sam nichts über das Gebäude oder die Geschichte des Grundstückes. Es war also offensichtlich kein verärgerter Geist, was seine Vermutung bestätigte, dass es ein Poltergeist sein müsste. „Salzen und verbrennen fällt dann wohl aus“, grummelte er leise, als ihn das Geräusch des Schlüssels in der Haustür aufschreckte. Schnell klappte er seinen kleinen elektronischen Helfer zu. Dean musste diese Recherche gar nicht erst mitbekommen. Zum Einen, weil er ihm das nicht erklären wollte. Zum Anderen, weil, er ihn nicht mit der Nase auf ihr früheres Leben stoßen wollte oder, was noch schlimmer wäre, die Angst, das er sich eine neue Wohnung suchen wollte, in ihm schüren. Dean war glücklich mit dem was er hier hatte. Sein Bruder konnte nichts dafür, dass er sich unausgelastet fühlte, dass ihm das Adrenalin fehlte. Warum hatte sich das in Stanford nie so bemerkbar gemacht? Oder hatte es das doch? Hatte ihn das Leben da so fasziniert, dass er das nicht wahrhaben wollte oder war er von dem Leben mit Dad und Dean, dem Jagen und der ewigen Furcht das einer nicht zurückkam so angewidert, dass er alles, was ihn daran erinnerte, ausblendete? Er wusste es nicht und eigentlich wollte er es auch nicht wissen. „Hey“, grüßte er seinen Bruder. „Hast du was gegessen oder soll ich dir noch schnell ein Sandwich machen?“ „Ed hatte was dabei“, winkte Dean ab. Er war nur müde. Der Tag heute war anstrengend. „Ich will nur noch duschen und dann ins Bett. Aber danke“, sagte er leise und verschwand im Bad. Sam seufzte. So wollte er das Leben, das normale Leben eigentlich nicht haben, obwohl es wohl genau das war. Eine normale Beziehung zu seinem Bruder, nicht dieses aufeinander angewiesen sein. Aber genau das fehlte ihm! War es vermessen etwas von beiden Leben zu wollen? War es vermessen daran zu denken, dass er, wenn Dean den Unfall nicht gehabt hätte, beides hätte? Er strich sich die Haare zurück, räumte den kleinen Essbereich auf und ging nach oben. „Gute Nacht, Dean“, rief er von der Treppe aus. „Nacht“, hörte er die dumpfe Antwort aus dem Bad. Am folgenden Morgen war er sich sicher, dass er dem Haus nächste Woche einen Besuch abstatten würde, wenn Dean nach einem langen Arbeitstag bei Ed müde und geschafft zurück war und wie ein Stein schlief. Endlich war der Tag da! Sichernd schaute Sam sich um, bevor er durch das Gartentor huschte. Die Straße, in der das Haus von Allisons Schwester stand, war hell beleuchtet. Hoffentlich war diese Stunde wirklich die, in der alle schliefen. Er wollte nicht gerade jetzt bei einem Einbruch erwischt werden. Das würde all seine Pläne zunichtemachen. Er hielt sich im Schatten, als er auf das alte Haus zuging. Problemlos knackte er das Schloss der Tür und huschte ins Haus. Die Alarmanlage war dank der bekannten Kombination kein Hindernis. Den Schein seiner Taschenlampe ließ er über die Wände wandern, bis er an der Treppe hängen blieb. Am sinnvollsten war es wohl, im Keller zu beginnen. Da lauerten im Normalfall die meisten Gefahren und er wollte nicht mit irgendwelchen potentiell gefährlichen Geräten konfrontiert werden, wenn der Poltergeist begriffen hatte, dass er vertrieben wurde. Die konnten ziemlich aggressiv werden. Er klemmte sich die Taschenlampe unter den Arm, zog die Schrotflinte unter der Jacke hervor und kontrollierte noch ein Mal, dass er auch alle Säckchen mitgenommen hatte, dann nahm er die Treppe nach unten. Der Keller war schon fast zu einfach. Er brauchte keine zehn Minuten um die vier Säckchen zu positionieren und ging ins Erdgeschoss. War es vielleicht gar kein Poltergeist? War die Familie einfach nur ungeschickt oder sollte etwas ganz anderes mit diesen Aussagen gedeckt werden? Menschen konnten untereinander sehr grausam sein! Trotzdem konnte es nichts schaden hier weiter zu machen. Wenn es so einfach blieb, war er schneller als gedacht wieder zuhause. Ein Lächeln huschte bei dem Gedanken über sein Gesicht. Zuhause. Einfach und klein, aber der erste Ort, der nicht von seinem Bruder über die Straßen des Landes gelenkt wurde, den er so nannte. Also weiter. Er nahm die Tür, die ihm am nächsten war, der Wohnraum. Er trat ein Loch in die Außenwand und stopfte ein Säckchen hinein. ‚Noch drei hier und vier oben.‘ Der Kronleuchter wackelte in seiner Halterung und begann leise klirrend zu schwingen. ‚Also doch ein Poltergeist!‘ Er sprang über den Couchtisch, rannte in den Flur zurück und schlug die Tür hinter sich zu. Mit zwei Schritten war er an der Haustür. Schnell verschwand auch hier ein Säckchen in der Wand. Er wandte sich der Tür zu seiner Rechten zu. Leise knarrend schwang sie nach innen auf, nachdem er die Klinke nach unten gedrückt hatte. Nach einem kurzen Blick betrat er den Raum, das Esszimmer, das nur durch einen Tresen von der Küche getrennt war. Die Tür schlug zu, kaum dass er die Schwelle überquert hatte. Erschrocken schaute er sich um. Unter seinen Füßen begann sich der Läufer zu wellen. Hastig sprang er zur Seite. Gerade noch rechtzeitig. Er hatte noch nicht wieder richtig Boden unter den Füßen, als der Läufer auch schon nach hinten flutschte und sich aufrollte. So langsam sollte er sich beeilen! Gerade als er den Esstisch umrunden wollte, kippte einer der Stühle genau vor seine Füße. Er konnte nicht mehr reagieren, stolperte, ruderte mit den Armen und verlor dann doch sein Gleichgewicht. Unsanft landete er auf der Lehne. „Verdammt“, knirschte er, rappelte sich auf und rieb sich seinen schmerzenden Steiß. Irgendwo im Haus verklang ein hohles Lachen. Eiskalte Finger glitten über Sams Rücken. Schnell lief er zu der Wand, schlug ein Loch hinein und erstarrte. Hinter ihm hörte er ein leises Schaben und etwas klapperte. Er drehte sich um und ließ sich instinktiv fallen. Sämtliche Schubladen des Büfetts standen offen. Das Besteck schwebte in der Luft. Noch im Fallen sah er, wie es sich in Bewegung setzte und auf ihn zu raste. Er stopfte das Säckchen in die Wand und rollte sich zur Seite. Knirschend prallten die Teile gegen die Wand und die meisten fielen zu Boden. Einige Gabeln und fast alle Messer blieben jedoch zitternd in der Wand stecken. Sam atmete tief durch und kroch auf allen Vieren zu der Tür, die aus der Küche führte. Er stieß sie auf, kroch in den Raum und richtete sich auf. Das war wohl ein Allzweckraum. Hier standen die Waschmaschine, der Trockner und eine Gefriertruhe, in den Regalen lagen Gartengeräte und davor die Inlineskates der Kinder. Mit wenigen Schritten war er an der Wand. Er holte mit dem Hammer aus und … kippte nach vorn. Nur mit Mühe schaffte er es einen Arm hochzureißen und sich an der Wand abzustützen, bevor er mit dem Kopf dagegen knallte. Irritiert schaute er zu seinen Füßen, die mit einem Mal aneinander zu kleben schienen. Im Schein der Taschenlampe konnte er eine Wäscheleine ausmachen, die sich noch fester um seine Knöchel schlang und ihn über den Boden zur Treppe zerrte. Mühsam beugte er sich soweit vor, dass er die Leine fassen konnte. Wie verrückt säbelte er mit seinem Messer an den Stricken herum, um die Fesseln schnell zu lösen. Es gelang ihm, als der Poltergeist ihn schon zwei Stufen nach oben geschleift hatte. Die Fesseln lösten sich und er rutschte wieder nach unten. „Verdammt“, knurrte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, rappelte sich auf und bekam, kaum dass er stand einen heftigen Stoß gegen die Brust, der ihn durch den Raum schleuderte. Hart prallte er gegen eine Wand und glitt benommen zu Boden. Sam blinzelte ein paarmal mit zusammengebissenen Zähnen, bevor er sich auf alle Viere stemmte und wie ein Besessener auf die Wand einschlug. Ein Hammerschlag fehlte noch, dann konnte er das Säckchen in die Wand … Kurz bevor der Hammer die Wand berührte, wurde er ihm aus der Hand geschlagen und er im selben Augenblick in die Höhe gerissen und gegen eine Wand geschleudert. Beim Aufprall konnte er einen Schrei nicht ganz unterdrücken. Bevor er jedoch auf dem Boden landete, wurde er schon wieder herumgeschleudert und prallte hart mit den Rippen gegen die Waschmaschine. Er schlug auf dem Boden auf und japste vor Schmerzen. Hoffentlich war nichts gebrochen! Doch noch bevor er mit seiner Bestandsaufnahme fertig war, fühlte er wie etwas sein Fußgelenk packte und ihn wieder zur Treppe ziehen wollte. Hektisch griff er nach dem Säckchen umschloss es in seiner Hand und rammte die Faust in die Wand. Ein Jaulen lief durch das Haus und die Umklammerung an seinem Knöchel verschwand. Erleichtert ließ sich Sam auf den Rücken fallen und atmete erst einmal durch. Acht von zwölf. Hoffentlich wurden die letzten vier nicht noch schlimmer als diese hier im Erdgeschoss, jetzt wo der Geist endgültig begriffen hatte, dass er ausziehen sollte. Stöhnend rappelte er sich auf. Seine Rippen schmerzten, genau wie die Schulter. „Also los!“, spornte er sich selbst an und ging durch die Küche zur Treppe. An der untersten Stufe atmete er noch tief durch. Mit Dean wäre es alles einfacher. Ob sie dann allerdings gerade jetzt hier gewesen wären, stand auf einem anderen Blatt. Das erste Säckchen konnte er ohne Probleme in der Wand postieren. Gab sich der Poltergeist so schnell geschlagen? Nach den Attacken gerade wollte er nicht daran glauben. Und richtig. Kaum war er im Bad, schlug hinter ihm auch schon die Tür zu. Auf dem Waschtisch lag ein Fön, dessen Kabel sich langsam hob und dann blitzschnell auf Sam zu schoss. Er konnte grade so ausweichen und der Stecker prallte gegen die Wand, in der er stecken blieb. Sam holte mit dem Hammer aus. Mit einem Schlag hatte er ein Loch, das groß genug für das Säckchen war. Schnell stopfte er es hinein, war mit zwei Schritten an der Tür und riss sie auf. Noch zwei! Die dem Bad gegenüberliegende Tür führte in ein Schlafzimmer. Geschickt wich Sam dem schwebenden Bettvorleger aus nur, um gegen eine sich öffnende Schranktür zu laufen. „Mach nur weiter so! Du hältst mich nicht auf!“, knurrte er und rieb sich seine Nase, die bei dem Aufprall deutlich geknirscht hatte. Er schlug die Schranktür zu und trat an die Wand. Wieder brauchte er nur einen Schlag und schon versenkte er das Säckchen. Noch eins. Im ganzen Haus begann das Licht zu flackern. Alle Türen gingen immer wieder auf und zu. Fernseher und Radio spielten in voller Lautstärke und sämtliche Küchengeräte liefen auf Hochtouren. Der Winchester brauchte eine Weile, bis er das Schlafzimmer verlassen und das Elternschlafzimmer betreten konnte. Dem schwebenden Teppich auszuweichen war weniger schwierig, als der Bettdecke, die sich wie eine Krake immer wieder auf ihn stürzte und ihn einhüllen wollte. Nach ein paar Minuten, die ihm wie ein stundenlanger Tanz auf glühenden Kohlen vorkam, schaffte er es zur Wand. Wieder schaffte er ein ausreichend großes Loch mit einem Schlag, dann wurde ihm der Hammer aus der Hand gerissen. Hart traf er seinen Fuß. Sam riss den Fuß hoch und hoppelte auf einem Bein vor der Wand herum. Er wurde zur Seite gestoßen, konnte aber im Fallen das letzte Säckchen in der Wand versenken. Das Haus schien regelrecht auszuatmen. Ein heller Lichtkranz breitete sich explosionsartig aus. Die schlagartig einsetzende Stille schmerzte schon fast in den Ohren. Sam ließ sich gegen die Wand gelehnt zu Boden sinken. Zwei, drei Atemzüge brauchte er, um runter zu kommen. Dann erhob er sich und beeilte sich, das Haus zu verlassen, nicht dass dieser Krach doch einem Nachbarn oder zufällig vorbeikommenden Passanten aufgefallen war. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ sich Sam auf den Fahrersitz des Impalas sinken. Dass das so weh tun konnte, hatte er erfolgreich verdrängt. Doch trotz der Schmerzen schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht, das immer breiter wurde. In seiner Brust breitete sich ein warmes Glücksgefühl aus. Er konnte es noch! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)