Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 269: Deans Tag ---------------------- 269 Deans Tag Dean hatte es mit seinem ersten Schultag wirklich wesentlich besser getroffen. Er gehörte hier zwar auch zu den Älteren, war aber nicht der Älteste und auch nicht der Größte, wie sich bei der obligatorischen Vorstellung zu Beginn der ersten Stunde und auch später bei den ersten praktischen Arbeiten herausstellte. Doch soweit war er noch nicht. Auf dem Weg zu seinem Klassenraum hoffte er nur, dass möglichst keiner von denen, die mit ihm den Eignungstest gemacht hatten, in seinem Kurs sein würde, denn die wüssten von seinem Handicap und er wollte nicht anders behandelt werden, als alle anderen hier. Vorsichtig schaute er vom Flur aus in das Klassenzimmer. Noch konnte er niemanden erkennen, der auch Mittwoch dabei gewesen war, aber wahrscheinlich war er der einzige, der aus dieser Gruppe heute hier anfing. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie alle so kurzfristig zu den Einstellungstests holten. Er atmete tief durch, betrat den Raum und schaute sich suchend nach einem Platz um. Schnell hatte er eine freie Bank in der Fensterreihe erspäht, die er auch gleich ansteuerte. Er rutschte auf den Platz direkt am Fenster und versuchte den Eindruck zu erwecken gar nicht da zu sein. Er wollte mit niemandem reden. Trotzdem schaute er zu jedem, der nach ihm den Klassenraum betrat. Fast alle sahen so unsicher aus, wie er sich fühlte. Als Letzte kam eine junge Frau in den Raum geschlittert. Sie hatte so viel Schwung, dass sie sich am Türrahmen festhalten musste. Schnell schaute sie sich um und steuerte dann den freien Platz neben Dean an. „Ist hier noch frei?“, fragte sie und riss den Winchester aus seinem Gedanken. Er nickte nur. „Okay“ Sie ließ ihre Tasche fallen und setzte sich neben ihn. „Solltest du nicht eher bei den anderen …?“ Dean deutete auf die gegenüberliegende Reihe, in der sechs Frauen saßen. Sam hatte ihm mal erklärt, dass es ein ungeschriebenes Gesetz war, dass sich Frauen lieber zu Frauen gesellten und Männer zu Männern. Warum wusste er zwar auch nicht wirklich zu erklären, es war halt so. „Nee!“ Sie schüttelte den Kopf. „Bei solchen Hühnern ...“, demonstrativ schaute sie zu den Frauen hinüber und blickte dann wieder zu Dean. „Die kratzen sich doch jetzt schon fast die Augen aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit Männern besser zurechtkomme. Ich mag keinen Zickenkrieg. Außerdem habe ich hier deine Aufmerksamkeit ganz für mich alleine!“ Sie zwinkerte ihm zu. „Ich bin übrigens Krista“, stellte sie sich vor und hielt ihm die Hand hin. „Dean“ Er griff nach ihrer Hand. „Ich ...“ begann er, stockend nach einer Antwort suchend und wurde von ihrem Lehrer unterbrochen, der mit einem lauten „Guten Morgen“ das Klassenzimmer betrat. Schnell ließen sich alle auf ihre Plätze fallen und schauten gespannt nach vorn. „Lassen Sie mich zuerst die Anwesenheitsliste durchgehen, damit ich auch ein Gesicht zu den Namen habe“, begann der Lehrer. „Ich bin Doktor Jones.“ Dann las er die einzelnen Namen vor und jeder Angesprochene stand kurz auf. „Bei Ihnen fehlt noch das polizeiliche Führungszeugnis“, erklärte er Dean, nachdem er ihn als Vorletzten aufgerufen hatte. Der Winchester nickte. „Ich kümmere mich darum“, versprach er und nahm sich vor, heute Abend noch mal mit Jody zu reden. Sie hatte versprochen, ihm das Ding zu besorgen. „Gut, dann beginnen wir mit dem Unterricht.“ Zuerst einmal ging es darum, die medizinischen Kenntnisse der Kursteilnehmer auf einen Stand zu bringen. Für Dean bedeutete das jede Menge neuen Wissens und er versuchte so viel wie möglich mitzuschreiben. „Das steht auch alles in den Büchern“, erklärte Krista ihm leise. Dean nickte nur und schrieb weiter. „So, und damit sie mir hier nicht einschlafen, bilden sie jetzt bitte Vierergruppen“, forderte sie der Arzt nach dem Mittag auf. „Wir werden versuchen die Theorie von heute Morgen in die Tat umzusetzen!“ In der Bank vor Dean und Krista saßen zwei junge Männern, die sich nach diesen Worten sofort zu ihnen umdrehten. „Wollen wir?“, fragte einer von ihnen. „Warum nicht?“, entgegnete Krista mit einem Schulterzucken. „Ich bin Rohan Sharma“, erklärte der Sprecher und hielt ihnen die Hand hin. „Javier Perez“, stellte sich nun auch sein Banknachbar vor. „Krista Monroe“ „Dean Winchester“ Sie schüttelten sich kurz die Hände, um dann zusammen den Transport eines Verletzten zu üben und einen Weg zu finden, ihn mitsamt der Trage möglichst schonend in den Krankenwagen zu bekommen. Geistig erschöpft und körperlich müde packten sie am Ende dieses Schultages ihre Sachen. „Wie sieht´s aus? Ein paar Querstraßen weiter gibt es ein kleines Diner. Wir könnten uns zum Lernen zusammentun?“, Javier schaute in die Runde. „Die haben da auch leckeres Essen.“ Dean legte den Kopf leicht schief und überlegte. Ob er nun alleine Zuhause saß und lernte, oder mit seinen Mitschülern, war eigentlich egal, zusammen aber vielleicht sogar einfacher. Und Sam war eh arbeiten. Liebend gern würde er seinen Bruder jetzt anrufen und ihm von seinem Tag erzählen, aber auch das musste wohl bis heute Abend warten. Er nickte. „Ich könnte was zu Essen brauchen“, erklärte Krista. „Lasst uns gehen.“ Rohan blickte von einem zum anderen, überlegte kurz und schloss sich ihnen mit einem kurzen Nicken ebenfalls an. Auf der Straße erklärte ihnen Javier wo genau sich das Diner befand. „Hinten im Hof gibt es einen Parkplatz. Den könnt ihr nutzen“, sagte er noch, bevor er zu seinem Auto ging. Am Eingang des Cafes wartete Javier auf seine Mitschüler und gemeinsam betraten sie den gemütlich eingerichteten Raum. „Javi“, rief die Bedienung freudig und stürzte auf ihn zu, um ihn gleich darauf in eine feste Umarmung zu ziehen. „Hast du einen ruhigen Platz für uns, wo wir auch lernen können, Phi?“, fragte er nachdem sie sich wieder von ihm gelöst hatte. „Wenn du mir deine Begleiter vorstellst?“ Sie schob ihn zu dem Tisch, der etwas versteckt in einer Nische stand. „Das sind Krista Monroe, Rohan Sharma und Dean Winchester, meine Kollegen. Und das ist Sophia, meine große Schwester“, stellte er sie nacheinander vor. „Hallo“, grüßten die drei. „Schwester, hm? „Ein paar Straßen weiter gibt es ein kleines Diner ...““, grinste Krissy ihn schief an. „Naja, wenn ich dem Familienunternehmen schon flöten gehe, kann ich ja wenigstens für Umsatz sorgen, oder“, lachte Javier. „Das nimmt dir Mama auch immer noch krumm“, erklärte Sophia leise. „Jetzt muss sie wieder den ganzen Tag in der Küche stehen.“ „Ich habe ihr schon vor Wochen Bescheid gesagt und sie wusste immer, dass ich nicht auf ewig in der Küche arbeiten wollte, also hör bitte auf, mir ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen“, erklärte Javier aufgebracht. „Ich will dir kein schlechtes Gewissen machen, ich beschreibe nur den derzeitigen Zustand.“ „Und damit willst du mir sagen, dass ich hier nicht mehr willkommen bin?“ „Um Gottes Willen, nein, Javi! Mama ist nur traurig, dass du dein Talent am Herd verschenkst. Du bist ein begnadeter Koch. Und dass sie ihre Lieben lieber bei sich als in der Welt da draußen hat, weißt du auch.“ Javier ließ den Kopf hängen. Diese Diskussionen hatte er zur Genüge mit seiner Mutter geführt und sie hing ihm zum Halse raus. Er wollte sein Leben leben und sie wollte es ihm irgendwie nicht gestatten. Dabei hatten seine Eltern immer gesagt, dass er tun sollte was ihm wirklich Spaß machte. Leider verstand vor allem seine Mutter nicht, dass es eben nicht die Küche des Diners war. „Können wir einfach Kaffee und etwas zu Essen bekommen, ohne weitere moralische Vorhaltungen solange wir hier sitzen und lernen?“, fragte er seine Schwester resigniert. „Könnt ihr“, erwiderte sie. „Mir ist es lieber dich so hier zu haben, als gar nicht. Mama übrigens auch.“ „Gut! Dann hätte ich gerne das Chili und Kaffee“, bestellte Javier und packte seine Bücher aus. „Ich nehme die Enchilada und eine Cola“, bestellte Krista. „Ich schließe mich an, aber bitte ein Wasser statt Kaffee“, erklärte Dean. „Und ich nehme auch Chili und auch eine Cola“, schloss Rohan die Runde. „Wasser?“ Krista musterte ihren Banknachbarn fragend. Irgendetwas war an ihm komisch. Sie hatte schon den ganzen Tag immer wieder dieses Gefühl. Allerdings hatte sie noch nicht herausgefunden was sie störte. Letztendlich war es aber auch egal. Sie mochte Dean und vielleicht erzählte er es ja mal. „Ich mag keinen Kaffee und Cola auch nicht so gerne!“, beantwortete der Winchester ihre Frage. „Echt nicht? Ich würde ohne Kaffee gar nicht in die Gänge kommen“, staunte Krista. Dean versuchte den Sinn von „in die Gänge kommen“ zu ergründen. Irgendwo hatte er das schon mal gehört. Es fiel ihm nicht ein, da musste er wohl mal wieder Sam fragen. Also tat er was er in solchen Situationen immer tat, er schwieg. Sophia erlöste ihn aus der Situation, indem sie das Essen brachte. Dean musterte seinen Teller skeptisch. Was hatte er sich denn da bestellt? Aber wie sagte Sam immer? Er sollte alles probieren. Also los. Notfalls konnte er ja sagen, dass er nicht so viel Hunger hatte und es sich für Sam einpacken lassen. Er warf einen Blick auf Kristas Teller, beobachtete wie sie dieser Masse zu Leibe rückte und nahm dann einen vorsichtigen Bissen. Es schmeckte hervorragend! „Jetzt sag nicht, dass du das noch nie gegessen hast!“, stellte sie überrascht fest. „Was ist mit dir? Du hast dich heute ein paar mal so komisch angestellt, hast gezögert wenn wir etwas tun sollten. So als ob du es noch nie gemacht hättest.“ Fragend musterte sie den Winchester mit großen Augen und hatte so natürlich auch die Aufmerksamkeit der anderen geweckt. „Stimmt. Ist mir auch aufgefallen, aber irgendwie hab ich es verdrängt“, nickte Rohan. „Ich … es … ich erzähle es euch … später, vielleicht. Es ist nichts, was ich jedem gleich auf die Nase binden will“, erklärte Dean, obwohl er genau das heute morgen gegenüber Sam ja noch vorgeschlagen hatte. Er hoffte, dass sie sich darauf einließen. Auch wenn es für ihn ja eigentlich normal war, wollte er seine Amnesie nicht jedem gleich erzählen. In diesem Punkt vertraute er Sam, der ihn mehrfach davor gewarnt hatte, weil Menschen eben nicht immer freundlich und ihm wohlgesonnen sein und ihn vielleicht ausnutzen würden. „Das klingt fair“, warf Rohan ein und widmete sich wieder seinem Teller. Javier schluckte das, was er gerade in die Runde werfen wollte herunter, Das wäre wohl eh ein eher geschmackloser Spruch geworden. Schnell waren sie mit dem Essen fertig und Dean beschloss zu fragen, ob er nachher für Sam etwas mitnehmen könnte. Dann brauchte er heute Abend mal nicht kochen, obwohl er dieses Rezept gerne selbst irgendwann ausprobieren wollte. „Das war wirklich gut. Das Rezept hätte ich gerne“, sagte er zu Sophia, während sie den Tisch abräumte, und versuchte sich an einem Lächeln. „Und zwei Portionen zum Mitnehmen, wenn wir gehen, bitte.“ „Ich weiß nicht, ob sich Mama ihre Geheimnisse so schnell entlocken lässt“, lachte sie. Zwei Stunden später packten die Vier ihre Bücher ein und Dean bekam die bestellten zwei Portionen Enchiladas samt handgeschriebenem Zettel. „Du scheinst Eindruck auf sie gemacht zu haben“, kommentierte Javier und Dean lächelte unsicher. War das jetzt gut? „Ich denke, Phi findet dich einfach niedlich, da kann sie schon mal sehr überzeugend werden, wenn sie was möchte.“ „Ich ..“, Dean schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht niedlich!“ Pooh-Bär war niedlich. Katzen und Hundebabys waren niedlich! Er nicht! Er war ein erwachsener Mann, der sich ein Leben ohne Erinnerungen aufbaute! Energisch stopfte er seine Bücher in den Rucksack, nahm die Tüte mit dem Essen und verabschiedete sich von seinem Kollegen. Krista warf den beiden Männern einen bedeutungsschweren, aber auch fragenden Blick zu. Da war definitiv was komisch! Sie würde das genauer im Auge behalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)