Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 265: Reue ----------------- 265) Reue Unangenehmes Schweigen machte sich auf dem Rückweg im Impala breit. Unangenehmes Schweigen, von dem Sam nicht wusste, wie er es vertreiben konnte und Dean es nicht brechen wollte. Kaum hielt Sam den Impala vor ihrem Häuschen an, sprang Dean aus dem Wagen und stürzte wie von Furien gehetzt zur Tür. Er wollte alleine sein. Während der Fahrt hatten sich ihm einige Gedanken aufgedrängt, die er am liebsten beiseite geschoben und vergessen hätte. Doch sie kreisten penetrant in seinem Kopf umher und sie betrafen Sam! Sam, auf den er wütend sein wollte, den er hassen wollte, für das was da gerade passiert war. Er wollte enttäuscht sein. Er wollte ihn am liebsten nie wieder sehen und er wollte ihn auf keinen Fall verstehen! Und doch tat er genau das. Er hatte seine Hand aus Wut gegen den Baum geschlagen. Warum sollte Sam nicht auch so einen Wutausbruch haben? Immer wieder hatte er die Enttäuschung auf Sams Gesicht gesehen und versucht sie zu ignorieren, denn es tat weh. Diese Augenblicke waren in den letzten Wochen weniger geworden. Doch gestern Abend war sie dafür umso deutlicher da gewesen. Wie schwer musste es für Sam sein mit so einem Idioten wie ihm zusammenzuleben. Er wusste nichts und er konnte nichts. Noch immer nicht! Leises Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Die Tür öffnete sich und Sam kam herein. „Ich wollte dir die Salbe für dein Auge bringen und ein paar Sandwiches und Kakao. Als Friedensangebot. Ich … Es tut mir leid, Dean!“ Sam schluckte und stellte alles auf dem Nachttischchen ab. Er fühlte sich unter Deans bohrendem Blick mehr als unwohl. Er schluckte. „Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen! Ich wollte dass du dich sicherer fühlst. Dass du weißt, dass du dich wehren kannst, wenn noch mal jemand versucht dich zu schlagen. Das war der falsche Weg! Ich kann nur hoffen, dass du mir verzeihen kannst!“ Er ließ seinen Blick über Deans Gesicht gleiten, doch der schien wohl noch nicht bereit zu sein ihm zu verzeihen. Er konnte es ihm nicht verdenken. „Ich lass dich alleine“, sagte er leise und verließ das Zimmer wieder. Das eisige Schweigen, das sich während der Rückfahrt vom Teich hierher im Impala aufgebaut hatte, fraß sich auch in ihrem Häuschen in jede Ecke. Selbst zum Frühstück am Sonntagmorgen war es noch greifbar, auch wenn Dean nicht mehr ganz so abweisend dreinschaute. „Kommst du nachher mit zu Jody?“, fragte Sam als sein Bruder sich nach dem Frühstück wieder in sein Zimmer verziehen wollte. Der Name Jody hatte seine Anziehungskraft nicht verloren. Dean blieb mitten im Gang stehen und drehte sich zu seinem Bruder um. Er nickte kurz und verschwand dann endgültig wieder in seinem Zimmer, bis sie kurz nach dem Mittag losfuhren. Bei Bobby angekommen flüchtete Dean regelrecht zu ihr. Bei ihr fühlte er sich sicher. Sie nahm ihn wie er war. Bei ihr hatte er nie das Gefühl sie zu enttäuschen, so wie es ihm immer wieder bei Sam und Bobby Singer ging. Und sie hatte ihn noch nie so enttäuscht? Hintergangen?, wie Sam, gestern. Jody nahm ihn auch sofort in ihre Arme. „Was ist passiert“, wollte sie wissen, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und strich sanft mit dem Daumen über das malträtierte Jochbein. „Ein ziemlich übler, betrunkener Zeitgenosse war auf Stunk aus“, erklärte Sam leise. „Ich geh nie wieder in eine Bar!“, grummelte Dean. „Darüber reden wir noch mal“, lächelte Jody. Sie strich noch einmal über den lilablauen Fleck. „Aber erstmal: Lasst uns Essen!“ Nach und nach erzählten die Brüder währenddessen, wieso Dean in einer Bar war und was sich da zugetragen hatte und dann beichtete Sam auch noch seinen mentalen Totalabsturz vom Vortag. Er wollte es aussprechen, wollte sich wieder mit Dean vertragen und wenn er dafür eine gemeinschaftliche Abfuhr ihres Ziehvaters und seiner Freundin bekam, nahm er die dafür nur zu gerne hin. Doch bevor die Beiden etwas dazu sagen konnten, meldete Dean sich leise zu Wort: „Ich kann ihn ja verstehen. Ich hatte auch genug Wutausbrüche. Nur hab ich damit meistens mir geschadet. Das gestern … Es tat weh! Ich meine, ich weiß dass ich für dich nur ein schlechter Ersatz für den Dean, den Bruder bin, der ich mal war. Das kann ich irgendwie noch wegstecken, weil jeder der mich vor dem Unfall kannte, mehr von mir zu erwarten scheint, als ich geben kann. Aber das gestern? Du warst so wütend, so aggressiv. Ich … ich … manchmal frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich nach dem Unfall gar nicht mehr aufgewacht wäre.“ Geschockt schauten die drei Anderen am Tisch erst sich und dann Dean an. „Nein! Dean!“, begann Sam. „Du bist so ein wunderbarer Mensch. Sanft. Wissbegierig. Nett. Du bemühst dich so sehr wieder ins Leben zu finden und du bist genauso wertvoll, wie vor dem Unfall, wenn auch auf andere Art und Weise. Trotzdem tue ich mich immer noch schwer mit dir ... mit deiner Amnesie. Du bist ein anderer Mensch in einer bekannten Verpackung. Es tut mir leid, dass ich diesem Menschen, dem alten Dean, nachtrauere, weil ich weiß, dass ich dir damit weh tue. Ich will es nicht, aber ich tue es! Es ist nur so schwer dich, dein jetziges ich, in dieser Hülle nicht zu übersehen. Dean war für mich Mutter und Vater und großer Bruder. Er war Lehrer und Vorbild und Spielgefährte. Klar hab ich dich zwischendurch auch gehasst weil du in meinen Augen immer Dads Meinung warst. Auf dich konnte ich mich immer verlassen. Du wusstest immer wie es weitergehen sollte. Aber du hattest es auch unendlich schwer im Leben. Du kanntest Mom und du hast so sehr unter ihrem Verlust gelitten und dann hat dich Dad auch noch für all das missbraucht, was er nicht tun wollte, oder konnte. Diese Amnesie ist eine Chance für dich ein Leben ohne diesen ganzen Ballast zu führen, auch wenn es für uns schwer ist, den neuen Dean zu sehen. Trotzdem: Das ist egal: Wir lieben wir DICH! Du lebst! Du bist hier und das ist uns wichtig. Du bist uns wichtig. Dich wollen wir in unserem Leben, egal ob du deine Erinnerungen hast oder nicht. Die wären wie die Sahne auf dem Eis. Aber du bist das Eis! Bitte sieh uns, sie es mir nach, wenn wir manchmal nach der Sahne schielen. Wir wollen und können nicht ohne dich leben, Dean!“ Sam seufzte und hoffte, dass er seine Gefühle richtig ausgedrückt hatte, so dass sein Bruder verstand, was er damit sagen wollte. Er schaute zu Jody und Bobby und beide nickten. Deans Blick wanderte von einem zum anderen. Darüber musste er nachdenken. Noch einmal sah er jeden am Tisch an, sah dass sie auf eine Reaktion warteten. Er zuckte mit den Schultern, nickte dann aber. Damit mussten sich die drei zufrieden geben und auch damit, dass er an diesem Tag sehr schweigsam war, selbst Jody gegenüber. Aber das hielt ihn nicht davon ab ihr zu helfen einen Key-Lime-Pie zu backen. Da Dean nicht reden wollte, erzählte sie von ihrer Arbeit und davon, dass sie sich hin und wieder auch mit Owen gestritten hatte, genau wie mit ihrem Sohn und dass es ihr heute noch leid tat, besonders dass sie sich nicht mehr entschuldigen konnte, weil beide tot waren. „Sam, ich brauch mal deine Hilfe. Mein Computer spinnt irgendwie“, loste Bobby dem Jüngeren in sein Büro. Er schloss die Tür hinter Sam und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Ich dachte du hast ein Problem“, fragte der Winchester und deutete auf den Rechner. „Wäre es da nicht besser, ich würde davor sitzen?“ „Nein, es ist nur die beste Möglichkeit dich von Dean zu trennen, ohne dass er Verdacht schöpft“, erklärte der Jäger leise. „Gerade heute.“ „Vielleicht ist er aber auch gerade heute froh mich nicht sehen zu müssen.“ Sam schüttelte den Kopf und dann ging ihm auf, was Bobby gesagt hatte. „Was ist los?“, fragte er alarmiert. „Nichts Schlimmes. Es würde nur unnötige Fragen aufwerfen, die wir schlecht beantworten könnten, wenn wir das vor Dean besprechen.“ Er atmete kurz durch und begann: „Es geht um eure Lebensläufe. Jody war bei einem Anwalt, bei dem du dich auch beworben hast. Dieser Anwalt wollte dich nicht nehmen. Er war der Meinung, dass dein Lebenslauf zu sauber wäre. Bei dieser Lücke von fünf Jahren, müsste etwas über dich zu finden sein, meinte er und nein, sie hat nicht geschnüffelt oder für dich gesprochen. Deine Bewerbung hat sie zufällig gesehen“, schränkte er gleich noch ein, nicht dass Sam es in den falschen Hals bekam. „Und was sollen wir jetzt machen? Ich meine ja, ich hab versucht alles Mögliche über uns zu löschen. Ich bin mir zwar sicher, dass ein richtig guter Hacker noch so einiges finden würde. Allerdings habe ich keine Ahnung was ich wo über uns ...“ Sam schüttelte den Kopf. „Was sollte denn nach Meinung dieses Anwalts in unseren, in meinem Lebenslauf stehen?“ „Ich glaube es ist weniger der Lebenslauf, es ist eher eure nicht vorhandene Polizeiakte, die er bemängelt.“ „Wir sind so viel umhergezogen. Da müsste er ja landesweit suchen können.“ „Vielleicht kann er das? Ich habe keine Ahnung“, sagte Bobby ruhig. „Aber ich kenne jemanden, der euch so eine landesweite Polizeiakte erstellen kann. Wasserdicht! Bleibt nur die Frage, ob du das möchtest und was drinstehen soll.“ „Könnte dieser jemand, ich vermute es ist Frank, erstmal schaun, was er überhaupt über uns findet? Damit könnte man arbeiten. Außerdem könnte ich Nick, unseren FBI-Kontakt, fragen ob er inoffiziell eine Anfrage über uns stellen kann.“ Sam strich sich die Haare zurück. „Verdammt! Daran hätte ich viel eher denken sollen! Wir wollen uns ein Leben aufbauen und ich denke nicht daran, dass uns unser altes Leben wie ein Bumerang einholen könnte!“ Wie ein Tiger im Käfig lief Sam hin und her. „Ganz ruhig, Sam. Du hast so oft die Polizeireviere über euch durchsucht. Mehr konntest du nicht tun!“ Er schaute den Winchester ernst an, bevor er fortfuhr. „Also gut. Ich rede mit meinem Kontakt, und ja es ist Frank, und wir sehen, was er rausbekommt. Danach klären wir, was noch zu tun ist.“ Sam nickte. „So wird es das Beste sein.“ Wenn Bobby ein Ergebnis hatte, konnten sie gemeinsam überlegen, wie es weitergehen sollte. Doch jetzt steckte ihm Dean und der gestrige Tag noch viel zu sehr in den Knochen, um sich auf solche Dinge konzentrieren zu können. Er wollte bei Dean sein, auch wenn der ihm heute wohl lieber aus dem Weg gehen würde. Er wollte einfach sehen, dass es seinem Bruder gut ging! Leise seufzend stand er auf und wandte sich zur Tür. „Du bereust den gestrigen Tag“, stellte Bobby leise fest. „Und wie. Immer wieder gehe ich ihn in Gedanken durch und immer wieder lande ich bei diesem Ergebnis. Ja! Ich hätte es anders machen müssen, aber als er so panisch und unterwürfig darum bettelte zurück zu fahren, nur weil fünf Menschen mit Hunden an uns vorbei gegangen sind, da bin ich ausgerastet.“ Hilflos zuckte Sam mit den Schultern. „Dean war nie feige. Er hat sich nie versteckt. Er hat immer gekämpft.“ Noch einmal atmete Sam tief durch. „Ich will meinen Bruder wieder! Ich fühle mich mit der ganzen Amnesie-Sache überfordert! Warum ist immer Dean derjenige, der so hilflos wird? Kyle, der Wolf und jetzt das! Manchmal glaube ich, Gott hat etwas gegen mich!“ Bobby zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht welche höhere Macht du verärgert haben könntest“, er grinste schief. „Vielleicht könntest du Dean anbieten, mit ihm Kampfsport zu trainieren. Nicht heute, nicht morgen, aber irgendwann muss er ja wieder aus seinem Schneckenhaus kommen.“ Sam nickte traurig und verließ nun endgültig das Büro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)