Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 256: Abriss ------------------- 256) Abriss „Was war los?“, fragte Emily besorgt. „Nichts, ich … ich hab versucht mir zu merken was ich da mache, um es euch erklären zu können. So richtig hat es anfangs nicht geklappt, aber jetzt weiß ich wie ich es gelernt habe.“ „Du kannst dich erinnern?“, fragte Emily voller Freude. „Nur an den Cowboy der es mir beigebracht hat und an ein schwarzes Pferd von dem ich nicht mal weiß, ob es echt ist.“ Er schnaufte. Wieder schlich sich die Schwermut in Deans eben noch leuchtende Augen. Er schluckte hart, als er die allbekannte Wut in sich aufsteigen fühlte. Warum musste er diese Amnesie haben und warum kamen seine Erinnerungen nicht wieder? Wovor wollte ihn sein Gehirn schützen? Wollte es das überhaupt? Das was Sam ihm von ihrem Leben erzählt hatte, klang nicht so als gäbe es da viel Schlimmes. Ja, sie waren von Ort zu Ort gezogen und ja, er hatte seine Mutter verloren, an der er wohl auch sehr gehangen hatte aber das war anderen Menschen doch auch passiert und die hatten deshalb keine Amnesie! Wütend presste er die Zähne aufeinander und seine Hand krampfte sich um den Zügel. „Dean?“ Rachel sah die Veränderungen und deutete sie richtig. Sanft legte sie ihre Hand auf seinen Arm. „Was?“, kam es ruppiger aus Deans Mund, als er es beabsichtigt hatte. E schaute sie an und atmete tief durch. Sie konnte nichts dafür! „Entschuldige!“, sagte er leise. „Es ist nur so ...“ „Frustrierend“, beendete Rachel seinen Satz und nickte. Dann erhellte ein fröhliches Strahlen ihr Gesicht. „Wir wollen Samstag den alten Unterstand abreißen. Hast du Lust? Es wäre eine gute Methode um Frust abzubauen.“ Dean nickte. Sam hatte ihm vom Umbau in Bobbys Haus erzählt und davon, dass er auch in einem Abbruchunternehmen gearbeitet hatte. Warum das jetzt nicht auffrischen? „Ich denke schon“, sagte er. „Aber ich muss erst mit Sam reden.“ Rachel nickte. „Er kann auch gerne mitkommen.“ So würde sie diesen, bis jetzt nur imaginären, Sam auch endlich kennen lernen. Dean nickte. Sein Blick glitt über die Rinder, die sich in der Zwischenzeit schon wieder über die Weide verteilt hatten. Er wandte sich zu Scott um. „Willst du es machen?“ „Wenn du mir verrätst wie du es machst?“ Nickend schaute Dean noch einmal über die Weide und gab dann die Hilfestellungen fast wortwörtlich genau so an Scott weiter, wie er sie von Jacob einmal bekommen hatte. „Dann probiere ich es mal so“, erklärte der und machte sich daran, die Rinder wieder zusammenzutreiben. Es funktionierte noch nicht ganz so gut, wie bei dem Winchester, aber als sie sich auf den Weg zurück zu den Ställen machten, schon viel flüssiger als noch Stunden zuvor. Auf dem Rückweg lieferten sich die jungen Leute ein kleines Rennen, bei dem Dean sich nur auf Grund der fehlenden Ortskenntnisse geschlagen geben musste. Kurz vor sieben hatten Emily und Dean ihre Einkäufe in ihrer Küche abgeladen. „Du kannst schon mal Kartoffeln schälen“, wies sie ihn an und räumte die restlichen Einkäufe in die Schränke. Schritt für Schritt bereiteten sie den Shepards Pie vor und bei jedem Schritt erklärte Emily genau was sie wie machte. Als Sam aus der Bibliothek kam, stand das Essen auf dem Tisch und duftete verlockend. „Heute ist nichts angebrannt“, stellte der Jüngere schmunzelnd fest. „Wir haben bei Emily gekocht“, erklärte Dean ruhig und wartete darauf, dass sich sein Bruder zu ihm setzte. Er hatte Hunger. Sam schnupperte noch einmal, dann schaufelte er sich und Dean große Portionen auf die Teller. „Was hast du heute gemacht?“, wollte er während des Essens wissen. „Wir waren reiten. Ich habe versucht Scott ein paar neue Hilfestellungen zu zeigen, damit er sein Pferd beim Rindertreiben unterstützen kann.“ Dean schwieg kurz und schaute Sam dabei fragend an. „Hatte ich mal ein schwarzes Pferd? Ich meine das Bild auf dem Quilt … ist das real? Da war auch ein junger Cowboy mit mittelbraunen, längeren Haaren und dunklen Augen. Ich ...“ Dean schüttelte den Kopf als es ihm nicht gelang sich an mehr zu erinnern. „Du könntest von Jacob reden“, vermutete Sam. „Thomas war blond und mit William hattest du weniger zu tun.“ „War blond?“, hakte Dean nach. „Naja, wahrscheinlich ist er das heute noch.“ „Wann waren wir da?“ „Vor ein paar Jahren.“ Sam überlegte wie er die Geschichte erzählen konnte ohne wirklich zu lügen. „Du warst fast 17. Dad war mal wieder ziemlich abgestürzt und in eine Schlägerei verwickelt. Das Gericht hat das Jugendamt informiert und die wollten mich in ein Heim bringen. Ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt und du hast auch alles versucht, damit das nicht passierte. Letztendlich haben wir wohl einen der Mitarbeiter da gerührt. Wie auch immer: Sie haben uns auf diese Ranch in Texas geschickt, damit wir zusammenbleiben konnten. Dort hast du so reiten gelernt. Ich habe es nie zu der Perfektion gebracht. Als du 18 wurdest, musstest du gehen. Du warst erwachsen. Die Ranch war nur für Jugendliche. Ich wollte nicht alleine bleiben. Also sind wir zurück zu Dad.“ Schweigen breitete sich aus und Sam machte sich eine gedankliche Notiz, dass er gleich noch mit Bobby reden musste. „Sag mal“, begann Dean unsicher und schaute zu Sam. Erst als der auffordernd nickte, sprach er weiter. „Das Pferd auf dem Quilt. Gibt es das wirklich?“ „Impala“, Sam lächelte. „Ja den Hengst gab es wirklich.“ „Impala ist ein Auto!“ „Du hast den Hengst nach deinem Wagen benannt, weil er genauso schwarz war.“ „Wieso war?“ „Impala, also der Hengst lebt nicht mehr.“ „Er ist tot? Gestorben?“ „Ja, schon vor einer ganzen Weile“, nickte Sam. Nicht dass sein Bruder noch auf die Idee kam und das Tier sehen wollte und somit auch die Ranch. Niemand da würde ihn kennen und wie sollte er den jetzigen Bewohnern, so die Ranch noch existierte, und Dean erklären wann sie da gelebt hatten? „Schade“, sagte Dean und schaute bedrückt. Diesen Hengst hätte er gerne kennengelernt. Vielleicht hätte er ja mit ihm seine Erinnerungen wiedergefunden. Sie aßen schweigend. „Oh man.“ Sam legte das Besteck beiseite und strich sie über seinen vollen Bauch. „Das war so lecker. Also wenn du mal Arbeit suchst, Koch kannst du mit auf die Liste setzten.“ „Das meiste hat Emily gemacht. Ich hab nur geholfen!“, wehrte Dean dieses Lob ab. „Vielleicht schmeckt es ja gerade deshalb so gut, weil du geholfen hast?“ Sam lächelte breit. „Du warst also heute wieder reiten. Wie geht es dir jetzt? Hast du wieder Muskelkater?“ „Nein, es ist okay. Rachel fragte, ob ich Samstag auch kommen kann. Sie wollen einen Schuppen abreißen. Sie fragte auch nach dir.“ „Warum das denn? Also warum fragt sie nach mir?“, wunderte sich Sam. „Sie will dich kennenlernen, weil ich immer sage, dass ich dich fragen muss.“ „Du sagst, dass du mich immer fragen musst?“, irgendwie fand Sam, dass das ziemlich blöd klang. „Naja, ich weiß doch nicht ob wir was vor haben. Ob wir irgendwohin müssen“, versuchte Dean zu erklären. „Außerdem fühle ich mich sicherer, wenn du sagst, dass es okay ist.“ Sam nickte. So hatte er das nicht gesehen. Dean war inzwischen so selbstständig und machte so viel alleine, dass er verdrängt hatte, dass Deans Leben ja erst wenige Monate währte. „Solange du dich so sicherer fühlst, kannst du mich natürlich fragen. Solltest du aber irgendwann der Meinung sein, selbst entscheiden zu wollen, tu es. Schön wäre nur wenn ich Bescheid wüsste.“ Sam sprang auf und lief nach oben. Verwundert schaute ihm Dean hinterher. Wo wollte Sam hin? Hatte er etwas falsch gemacht? Etwas falsches gesagt? Er zuckte mit den Schultern und begann den Tisch abzuräumen. Gerade als er die Spülmaschine fertig eingeräumt hatte, kam Sam mit zwei Blättern zurück, die er an die Küchentür klebte. Neugierig stellte sich Dean daneben und musterte die Blätter. „Was ist das?“ „Unser Kalender. Du trägst deine Termine mit schwarz ein, ich nehme blau und gemeinsame Termine schreiben wir in rot. Wenn wir immer mal wieder eine Blick drauf werfen, wissen wir was ansteht.“ „So wie die Sonntage bei Bobby?“ Dean deutete auf die entsprechenden Einträge. „So wie die Sonntage bei Bobby“, bestätigte Sam. Am Samstagmorgen stiegen die Brüder kurz vor Acht aus Emilys Wagen. Es war ziemlich frisch, doch das tat der Stimmung im Reit- und Therapiezentrum keinen Abbruch. Rachel kam ihnen entgegen. „Dean, schön dich zu sehen“, sie streckte ihm die Hand hin. „Alaska freut sich schon.“ „Ich dachte wir sollen einen Schuppen abreißen?“ „Das auch. Vorher wollen wir aber die Pferde auf die hintere Weide bringen“, erklärte sie und wandte sich dem großen Mann neben Dean zu. „Du musst Sam sein?“ „Bin ich. Hallo.“ „Schön dich kennen zu lernen.“ Sie schüttelte auch dem jüngeren Winchester die Hand. „Dann lasst uns loslegen.“ Sofort wurde Sam mit eingespannt und bekam zwei Pferde. Sie hatten die Pferde auf eine der äußeren Koppeln gebracht und saßen bei einem reichhaltigen Frühstück, als es an den Türrahmen klopfte. „Das lass ich mir gefallen! Noch nichts getan und schon essen!“ Alle Köpfe wandten sich dem Neuankömmling zu. „Ed!“, freudestrahlend sprang Rachel auf. Sie lief zu ihm und zog ihn in eine herzliche Umarmung. „Willst du einen Kaffee oder gleich loslegen?“ „Von mir aus kann es losgehen. Je eher wir anfangen, umso schneller sind wir fertig!“ „Trink wenigstens einen Kaffee und gib uns so die Möglichkeit in Ruhe fertig zu essen“, bat Rachel. Während Emily ihm schon eine Tasse in die Hand drückte. Ed, ein stämmiger Mann Anfang 50 ließ sich auf den freien Stuhl neben Emily fallen. Nach dem Essen gingen alle nach draußen. „Und wer hilft mit beim Abriss?“, fragte der Bauunternehmer. „Dean, Scott und Sam, denke ich“, antwortete Rachel und deutete auf die drei Männer. „Ich bin eher zum Aufräumen geeignet“, wehrte Sam ab. „Und ihr?“, wollte Ed wissen und schaute zu den beiden Anderen. „Beim Einreißen bin ich auf jeden Fall dabei“, grinste Scott. „Das mit dem Aufbauen hab ich noch nicht gemacht.“ „Und du?“ „Weiß nicht?“, erwiderte Dean leise und schaute hilfesuchend zu Sam. „Was heißt: weiß nicht? Wieso weißt du nicht, ob ...“ „Er hat Amnesie, okay?“, fuhr Sam den Mann an. Wieso konnte der nicht einfach fragen? Wieso musste das sofort in einen Vorwurf münden? So verschreckte er Dean doch nur. Verdammt! „Geben Sie ihm einen Hammer, erklären Sie ihm was er machen soll. Er hat schon auf dem Bau gearbeitet und er hat das Haus von unserem Onkel umgebaut. Er kann das!“, nahm Sam seinen Bruder in Schutz. „Auf deine Verantwortung, Junge!“, knurrte Ed. Was hatte Rachel ihm den da für Dilettanten angeschleppt? Aber darüber konnte er später noch ein ernstes Wort mit ihr reden, jetzt sollten sie erstmal anfangen! Er verteilte die Werkzeuge und ging, gefolgt von seinen Helfern zu dem Schuppen. „Okay, Holz, das so aussieht“, er deutete auf einen noch gut aussehenden Pfosten, „wird nicht mit brachialer Gewalt umgehauen. Das können wir wieder verwenden also bitte mit Umsicht behandeln und auf einer Stelle sammeln. Alles was so“, er deutete auf eine ziemlich zerfressene Latte, „aussieht auf eine andere Stelle. Daraus können wir nachher ein Lagerfeuer machen. Der Rest kommt auf einen dritten Haufen. Den muss ich später entsorgen“, erklärte Ed. Er nahm seinen Hammer und begann die ersten Latten rauszureißen. Dean schaute kurz zu und begann dann an einer anderen Stelle. Schnell fand er seinen Rhythmus und war fast so schnell wie Ed. Sam musste sich ganz schön beeilen, damit die zwei ihre Arbeit nicht ständig unterbrechen mussten. Schon drei Stunden später waren von dem alten Schuppen nur noch drei unterschiedlich hohe Haufen zu sehen. Sam ließ sich keuchend auf einen Balken fallen. Selbst als Scott und Rachel beim Wegräumen mitgeholfen hatten, mussten sie sich beeilen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)