Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 252: Reiten und ein neuer „Bekannter“ --------------------------------------------- 252) Reiten und ein neuer „Bekannter“ Durch eine Tür betraten sie die Halle. Emily nickte der Therapeutin in der Mitte des Reitplatzes kurz zu, bevor sie sich mit den Armen auf die hölzerne Absperrung lehnte und einfach nur zusah. Dean tat es ihr gleich. „Schneller“, jauchzte das Kind auf dem Pferd und die Frau am anderen Ende der Longe schnalzte mit der Zunge. Das Pferd setzte sich in Trab. Für einen kurzen Augenblick erschien vor Deans innerem Auge ein schwarzes Pferd, das über eine Wiese auf ihn zu galoppiert kam. Hoffnung keimte in ihm. Doch nein. Das war keine Erinnerung, das war das Pferd auf seinem Quilt! Enttäuscht schob er das Bild beiseite. „Noch schneller“, rief der Junge auf dem Pferd. „Nein Dayton. Das ist schnell genug“, erklärte die Therapeutin daraufhin ruhig. Sie wechselte noch ein paar Mal Richtung und Gangart des Tieres und ließ den Jungen immer wieder gymnastische Übungen machen. Tief in Gedanken versunken versuchte Dean zu ergründen, an was ihn diese Szene wohl erinnern könnte. Es wollte ihm nicht einfallen. Nach der Stunde wurde der Junge von seiner Mutter in Empfang genommen und die Therapeutin kam mit dem Pferd zum Ausgang, in deren Nähe Emily und Dean standen. „Wen hast du denn mitgebracht?“, fragte sie ruhig. „Das ist Dean“, stellte sie den Winchester vor. „Dean, das ist Rachel.“ „Hallo“, grüßte er einsilbig. „Möchtest du auch mal reiten?“, fragte Rachel und versuchte zu ergründen, was mit dem jungen Mann vor ihr nicht stimmte. „Kannst du reiten?“ „Weiß nicht!“ Vorsichtig streckte er die Hand aus, bis das Pferd daran schnuppern konnte. „Amnesie“, formte Emily mit ihren Lippen. Rachels Augen weiteten sich. „Wie?“, fragte sie genauso tonlos. Emiliy zuckte nur mit den Schultern. Das hatte Bobby ihr nicht erzählt. „Willst du es versuchen?“, fragte Rachel noch einmal. Dean streichelte weiter den Kopf des Pferdes, bevor er, etwas verspätet, zögerlich nickte. „Dann komm rein“, forderte die Trainerin ihn auf. „Ich zeige dir wie du aufsteigst und dann versuchst du es. Wenn du was nicht weißt oder dir unsicher bist, frag einfach, okay?“ Wieder nickte Dean und beobachtete aufmerksam was sie ihm zeigte. Danach war er dran. Er stand neben dem Pferd, legte seine Hand auf den Sattelknauf, so wie Rachel es ihm gezeigt hatte, und stellte das Bein in den Steigbügel. In diesem Augenblick übernahm sein Unterbewusstsein. Er schwang sich in den Sattel und machte es sich da bequem. Rachel führte sein Pferd eine Runde, dann löste sie die Longe und stellte sich zu Emily. „Versuch es mal alleine.“ Dean nickte und ritt eine weitere Runde. „Das macht er nicht zum ersten Mal“, überlegte Emily ruhig. „Auf keinen Fall“, stimmte ihr Rachel zu. „und er hat auch nicht nur Freizeitpferde geritten.“ Emily schaute ihm eine Weile schweigend zu, bevor sie antwortete: „Er sieht aus wie ein alter Cowboy.“ „Das können wir ausprobieren!“ Rachels Augen leuchteten. „Du willst doch nicht etwa ...“ „Ich will ihn auf ein richtiges Pferd setzen, auf eins das mehr Temperament hat als der alte Lollypop hier“, erklärte sie. „Dean kommst du mal her?“, rief sie und sah voller Begeisterung wie er den Wallach drehte. „Du kannst reiten“, erklärte sie ihm geradeheraus, kaum dass er vor ihr hielt, „und ich will wissen wie gut! Also steig ab und komm mit!“ Sie ließ ihm keine Chance zu antworten, sondern drehte sich um und verließ die Halle. Schulterzuckens stieg Dean aus dem Sattel und folgte ihr, den Wallach an den Zügeln führend. „Du kannst ihn hier festmachen.“ Rachel deutete auf die Querstange neben dem Scheunentor. „Ich hole die Pferde.“ „Pferde?“, wunderte sich Dean und blickte fragend zu Emily. „Keine Ahnung was sie vor hat“, zuckte Emily mit den Schultern. Sie hatte zwar so eine Idee, war sich aber nicht sicher. Es dauerte nicht lange bis Rachel drei Pferde aus dem Stall führte und vor Dean stehen blieb. „Du kannst ihm doch nicht Alaska geben wollen“, empörte sich Emily. Der Hengst war hier im Stall verschrien. „Ich denke das entscheidet er. Wir haben noch drei andere Pferde in den Boxen, die du nehmen kannst. Ich wollte dir nur erst diese hier vorstellen“, überging sie den Einwurf und wandte sich direkt an Dean. Der Winchester kaute auf seiner Unterlippe und nickte etwas unsicher. Er war sich noch immer nicht sicher, ob er wirklich reiten konnte, geschweige denn welches Pferd er nehmen sollte. Was erwarteten sie hier von ihm? „Schau sie dir in aller Ruhe an, ich hole die anderen.“ Sie machte die Pferde an einem freistehenden Querbalken fest. Dean trat zu den Tieren. „Das ist Chocolat“, stellte Emily die Stute vor, die eher wie Stracciatella mit einem Klecks Schokosoße aussah, kaum dass Rachel wieder im Stall verschwunden war. „Eigentlich Chocolatchip. Daneben steht Nash und hier außen ist Alaska. Von dem würde ich dir abraten. Er ist sehr eigen“, meinte sie besorgt. Doch Dean hörte den Einwurf nicht. Er sah nur diesen Hengst, von dem er sich wie magisch angezogen fühlte. Langsam trat er an den Hengst heran. Er hielt ihm die Hand hin, damit der seinen Geruch aufnehmen konnte und begann ihm sanft den Kopf zu streicheln. Der Hengst genoss es sichtlich. Er legte seinen Kopf auf Deans Schulter und schnaubte ihm sanft gegen den Hals. Rachel kam wieder und grinste unsicher. War es wirklich richtig diesem jungen Mann, der zwar reiten konnte aber nichts davon wusste, Alaska zu geben? Eigentlich hatte sie ihn nur mitgebracht, weil sie die Pferde später noch durch die Halle jagen wollte. Sie brauchten dringend Bewegung aber der heutige Tag war mit Therapien ziemlich voll, deshalb musste die Halle genügen. Sie lächelte Emily etwas gequält an und gab ihr die Zügel der Pferde, die sie gerade geholt hatte. „Bringst du die in den kleinen Pferch in der Halle? Ich holte Alaskas Sattel“. Sie wandte sich zu Dean: „Kannst du Chocolat und Nash in die Halle bringen. Emily hilft dir dabei“, bat sie noch und ging wieder in den Stall. „Ihr könnt dann gleich da auf mich warten.“ Rachel kam auf Alaska in die Halle geritten. Sie öffnete das Tor, ritt hindurch und schloss es wieder, ohne abzusteigen. Sie ritt ein paar Schritte, ließ den Hengst rückwärts gehen, wendete ihn und kam zu Dean und Emily. Dean war beeindruckt. Er hatte keine Ahnung, dass ein Pferd sowas alles konnte! „Ich möchte, dass du bis nach hinten reitest, das Pferd ein paar Schritte rückwärts machen lässt und wieder hierher kommst. Und das so schnell wie möglich“, erklärte sie ihm, nachdem sie abgestiegen war. Dean grub die Zähne in die Unterlippe. War das ihr Ernst? Er hatte ihr zwar zugesehen, verstand aber nicht wirklich was sie von ihm wollte, wie sollte er es dann umsetzen? Unsicher zuckte er mit den Schultern, übernahm die Zügel und trat neben den Hengst. Er legte die Hand um den Sattelknauf. Wieder schien sein Körper genau zu wissen was er tun sollte und übernahm die Kontrolle. Elegant schwang er sich in den Sattel. Die Zügel in einer Hand wendete er den Hengst und galoppierte zur hinteren Wand. Der Hengst stoppte, lief ein paar Schritte rückwärts bevor ihn Dean zu den Frauen drehte und im vollen Galopp auf sie zurasen ließ. Erst kurz vor ihnen bremste er das Tier ab. Breit grinsend schaute er zu ihnen hinab, während sie demonstrativ den Staub vor ihren Gesichtern mit den Händen zu vertreiben suchten. „Wo hast du das gelernt? Wo warst du bis jetzt und was hast du am zweiten Augustwochenende vor?“, sprudelte Rachel hervor. „Das war Wahnsinn!“ „Zweites Augustwochenende?“, wollte der Winchester wissen. „Da sind Meisterschaften und wir könnten dringend einen guten Reiter brauchen!“, erklärte sie aufgeregt. „Ich weiß nicht!“, wieder kaute Dean auf seiner Unterlippe. „Dazu muss ich erst Sam fragen!“ „Wer immer das ist“, murmelte sie und sagte dann, an Dean gewandt: „Tu das. Du musst auf jeden Fall wiederkommen.“ Auch Alaska schien dieser Meinung zu sein. Er nickte mit weit ausladenden Kopfbewegungen. „Kannst du auch treiben?“, wandte sie sich schon der nächsten Aufgabe zu und ging zu dem kleinen Pferch in den die anderen Pferde warteten. „Treiben?“ Dean hatte schon wieder keine Ahnung, was sie von ihm wollte. Sie zog den Trennbalken heraus, so dass die Pferde in die große Halle konnten. „Scheuch sie mal ein bisschen durch den Raum“, sagte sie. Ihre Worte verstand Dean zwar wieder nicht ganz genau, aber ihre Armbewegung war eindeutig, also begann er die kleine Herde vor sich her zu treiben, was ihm von den Tieren nicht gerade leicht gemacht wurde, denn immer wieder brach eines aus. Sein ganzes Können war gefordert, um die fünf beieinander zu halten. „Das ist Wahnsinn“, staunte Rachel. „So gut ist Scott noch lange nicht.“ Sie schaute direkt zu Emily. „Weißt du wer ...“ „...Sam ist? Sein Bruder“, erklärte Emily. „Sie wohnen zusammen.“ Rachel legte den Kopf schief, sagte aber nichts weiter dazu. Plötzlich stürmte ein Mann in die Halle. „Alaskas Sattel ist weg! Habt ihr ...“, sein Blick streifte Dean, der mit dem Pferd gerade an ihnen vorbeischoss. „Wie könnt ihr nur!“, fragte er aufgebracht. „Ihr wisst doch wie unberechenbar der ist!“ „Jetzt atme erstmal durch, Scott“, versuchte Rachel ihn zu beruhigen. „Der junge Mann da scheint zu wissen was er tut. Sieh ...“ „Er SCHEINT zu wissen was er tut? Mein Gott hohl ihn sofort her! Alaska hat eine Nase für unsichere Reiter! Ich will nicht schuld sein, wenn der Kerl sich die Knochen bricht!“ Emily legte ihm die Hand auf den Arm. „Schau doch einfach mal hin und dann sag mir, ob er unsicher wirkt oder ob Alaska ihn so einfach abwerfen könnte.“ Scott schaute erst jetzt genauer auf das, was Dean da tat und bekam große Augen. „WOW! Der ist richtig gut! Wo habt ihr ihn gefunden?“ „Er ist der Neffe eines alten Freundes und wohnt mit seinem Bruder in unserer Garage. Er hatte einen Unfall und leidet unter Amnesie. Ich wollte eigentlich nur, dass er nicht den ganzen Tag in der Wohnung versauert während sein Bruder unterwegs ist“, teilte Emily ihr Wissen mit den Beiden. „Nach Amnesie sieht das nicht aus!“, stellte Scott ruhig fest. „Wenn er es lange genug gemacht hat, ist es wie Fahrrad fahren. Ich hoffe, er kommt öfter.“ „Ich denke schon, es scheint ihm Spaß zu machen“, meine Emily. „Da kann ich ihn bestimmt öfter überzeugen mit mir mitzukommen.“ „Tu das.“ Die kleine Herde, die Dean die ganze Zeit durch die Halle trieb, wurden immer langsamer, bis sie mit großen Schaumflocken vor dem Maul bei den Frauen stehen blieben. Auch Alaska reagierte inzwischen unwillig und nur noch träge auf Deans Anweisungen, also lenkte er ihn ebenfalls zum Ausgang. „Ich glaube, dass ich die Tiere noch nie so müde gesehen habe“, sagte Rachel und nahm eines der Pferde am Zaumzeug. Scott und Emily nahmen ebenfalls eines der Tiere und führten sie nach draußen. Dean rutschte aus dem Sattel und folgte ihnen, Alaska am Zügel führend. Kaum sah der Hengst die Tränke vor dem Stall, stürmte er darauf zu und versenkte das Maul bis über die Nüstern in dem kühlen Nass. Dean musste um sein Gleichgewicht kämpfen, so überrascht war er von Alaskas plötzlicher Eile. Während der ausgiebig trank, holte Dean das nächste Tier. Nachdem Alaska getrunken hatte, sattelte er den Hengst ab und begann ihn mit Stroh trocken zu reiben. Erst als alle Tiere wieder in ihren Boxen standen, bemerkte er wie sehr ihn das alles erschöpft hatte und er lehnte sich gegen die Stallwand. „Lass uns fahren“, entschied Emily mit einem Blick auf den Winchester. Die ungewohnte Anstrengung ließ seine Knie zittern. Träge nickte Dean. Er stieß sich von der Wand ab und stakste zu Rachel. „Ihr wollt los?“, fragte sie und Emily nickte. Sie machte noch einen Schritt auf den Winchester zu und hielt ihm die Hand hin. „Ich freue mich dich kennengelernt zu haben und hoffe du kommst bald mal wieder. Gerne auch mit Sam. Kann der auch so gut reiten wie du?“ „Weiß nicht“, antwortete Dean. „Eigentlich sollte ich ja sauer sein“, grinste Scott etwas verlegen und stellte sich zu Rachel. „Du hast mir gezeigt, dass ich gar nicht so gut reiten kann, wie ich immer behauptet habe. Aber egal. Komm wieder und zeig mir wie du das machst!“ „Ich weiß nicht wie ich ...“, erklärte Dean verlegen. „Dann lass es mich einfach abgucken, okay?“ Der Winchester zuckte nur mit den Schultern. Er hatte gerade überhaupt keine Ahnung worum sich das Gespräch drehte. Abgucken? Unsicher nickte er. „Ich bringe ihn wieder mit“, würgte Emily jede weitere Unterhaltung ab, weil sie sah, dass es Dean immer schwerer fiel die Augen offen zu halten. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und zog ihn mit sich zu ihrem Wagen. „Bis später“, rief sie über die Schulter. „Auf Wiedersehen“, sagte auch Dean leise. Er wollte schon gerne wieder reiten. Mal sehen, was sein Bruder dazu sagte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)