Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 187: Fährtensuche ------------------------- 187) Fährtensuche Die Sonne hatte ihren Zenit inzwischen schon eine Weile überschritten. Sam trabte etwas lustlos hinter Dean her und fragte sich, wieso sein Bruder noch so fit war, schließlich war seine Lungenentzündung noch nicht so lange her! Drei oder vier Plätze hatte Dean gesagt, drei oder vier! Vier hatten sie inzwischen abgelaufen und Dean ging noch immer guter Laune weiter. Nicht dass er ihm den Optimismus nicht gönnte, aber wo wollte er noch suchen? Er hatte doch gesagt, dass er sie nie finden würde, wenn er an den drei oder vier Plätzen nicht waren! In diesem Augenblick blieb Dean stehen. Er schaute sich um und ging dann in die Hocke. Wie ein erfahrener Spurenleser untersuchte er eine Stelle und schaute sich wieder um. Sam ließ sich leise ächzend an einen Baumstamm gelehnt auf den Boden fallen und versuchte das Pochen in seinen Schuhen zu ignorieren. Er holte eine Wasserflasche aus seinem Rucksack und trank ausgiebig, bevor er die Flasche an seinen Bruder weiterreichte. „Und?“ „Sie sind noch nicht lange weg.“ „Und jetzt?“ Dean trank einen großen Schluck. „Gehn wir weiter.“ „Drei oder vier Plätze“, grübelte Sam leise. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass sein Bruder nicht eher Ruhe geben würde, bis er sie gefunden hatte. „Das hier ist der Zweite.“ „Der zweite Zweite. Oder eher der zweieinhalbte Zweite!“ Dean grinste. Er trank noch einen Schluck und packte die Flasche dann in seinen Rucksack. „Der Erste war eher ein Notlager. Wir haben es ein paar Mal benutzt als wir gerade erst hier angekommen waren. Es bot wenig Schutz. Die Jungen wären viel zu schnell zu sehen gewesen und wir hatten kaum Sicht. Außerdem war die Richtung des Windes von da aus nicht wirklich zuzuordnen. Es lag einfach auf dem Weg, genau wie das vorhin. Das bot zwar mehr Schutz, war aber zu weit von den Pfaden der Beute weg.“ Sam lehnte sich überlegend an den Stamm. Worauf ein Wolf so alles achtete. „Soll ich dir noch was abnehmen?“, wollte der Ältere wissen und hielt ihm die Hand hin. „Geht schon“, erklärte Sam. Irgendwie kratzte ihn diese Frage an der Ehre. Die dargebotene Hand nahm er jedoch dankbar an und ließ sich auf die Füße ziehen. Angespannt näherte sich Dean dem letzten, ihm bekannten, Lagerplatz seiner Wolfsfamilie. Ob sie hier waren? Die Frage war, was wenn nicht. Er wollte sie so gerne wiedersehen, wollte sich überzeugen, dass es ihnen gut ging, aber wenn sie hier auch nicht waren, dann wusste er nicht weiter. Sie hätten überall sein können. Sie konnten ihr Revier verlegt haben. Er wäre nicht in der Lage, sie dann noch zu finden. Dass sie den Lagerplatz an dem sie zuvor vorbeigekommen waren, benutzt hatten, hieß nicht, dass sie nicht von da aus losgezogen waren. Sam sah die Anspannung seines Bruders, doch er konnte ihm nicht helfen. Wie auch. Wie sollte er ein Wolfsrudel finden, dass selbst der nicht finden konnte, der mit ihm gelebt hatte? Dean bedeutete seinem Bruder hier zu bleiben und begann einen großen Bogen zu schlagen. Wenn sie hier waren, wollte er sie durch nichts dazu veranlassen, diesen Platz zu verlassen. Wenn? Sie mussten einfach hier sein! Die Hälfte des Bogens hatte er abgeschritten, als sich seine Mine aufhellte. Sie waren hier! Diese Spur war von letzter Nacht und sie führte zum Bau hin. Erleichtert hielt er inne, atmete tief durch und beendete seine Runde, nicht dass sie doch noch auf der anderen Seite verschwunden waren. Wenn Sam es nicht schon an Deans Haltung gesehen hätte, dass das Rudel hier Erfolg war, das strahlende Lächeln seines Bruders zeigte es ebenfalls. „Sie sind da. Lass uns verschwinden!“ Jetzt verstand Sam gar nichts mehr! „Was? Wieso?“ „Schrei doch noch lauter“, grummelte der Ältere ungehalten. „Und wieso? Ich wollte wissen wo sie sind und morgen wiederkommen. Jetzt schlafen sie eh.“ Er zog Sam wieder auf die Füße und machte sich auf den Rückweg, der zum Glück nicht einmal annähernd so lang war, wie der Jüngere befürchtet hatte. Dean hatte sie im Kreis geführt und dafür war er ihm mehr als dankbar. Hundemüde und mit lahmen Beinen ließ sich Sam auf seinen Schlafsack fallen, kaum dass er durch die Tür gestolpert war. Er war zu einem Couchpotato mutiert und das fraß mächtig an seiner Selbstachtung. Seine Füße brannten und sein Rücken schmerzte. Dabei war er mal so stolz auf seine Ausdauer gewesen. „Keinen Meter mehr“, stöhnte er während er versuchte sich seine Schuhe von den Füßen zu streifen. „Dann ruh dich aus“, sagte Dean, der gerade mit einem Arm voll Holz in die Hütte kam. Er hockte sich vor den Herd und entfachte das Feuer. „Wieso bist du noch so fit?“ Sam wünschte sich ein kühlendes Fußbad. „Wir sind doch nur gewandert“, erklärte Dean ganz selbstverständlich. „Gewandert? Seit wir klein waren und uns Dad durch die Wälder gescheucht hat, bin ich keine so weite Strecke mehr „gewandert“, wie du es so schön nennst.“ Der ältere Winchester legte den Kopf schief und musterte seinen Bruder eine Weile überlegend. „Schon komisch. Ich bin als Wolf jeden Tag meistens noch weiter gelaufen. Es hat mir nie etwas ausgemacht, obwohl ich als Mensch eigentlich nur ungern längere Strecken gelaufen bin. Und du, der du in meinen Augen immer ein Frischluftfanatiker warst, bist jetzt so müde. Warum?“ „Ich hab wohl einfach zu lange in staubigen Archiven gesessen“, überlegte Sam leise. „Willst du´s erzählen?“, fragte Dean leise. Er hatte schon wieder ein schlechtes Gewissen, dass er sich in der ganzen Zeit, in der er schon wieder Mensch war, nicht wirklich dafür interessiert hatte. „Heute nicht. Ich fürchte, ich schlafe bei der Hälfte ein.“ „Ist wirklich alles mit dir in Ordnung?“, wollte der Ältere besorgt wissen, seinen Blick forschend auf den kleinen Bruder gerichtet. „Ich bin wirklich okay, Dean“, versicherte der, „bin nur so lange Wanderungen nicht mehr gewohnt. Und mir tun die Füße weh.“ Dean nickte zwar, jedoch konnte Sam an seiner Mine ablesen, dass er noch immer nicht beruhigt war. „Und nichts mehr vorher essen?“, fragte Dean misstrauisch. „Mein Magen hängt in den Kniekehlen! Jetzt sag nicht, dass du dieses Mal keinen Hunger hast!?!“ Der Ältere grinste nur und holte zwei Dosen aus seinem Rucksack, die er öffnete und ins Feuer stellte, bevor er noch einmal darin zu kramen begann. Schnell zauberte er Salami und Toastbrot hervor und begann das so gut wie möglich zu einem Abendessen zu arrangieren. „Fehlen nur noch Marshmallows“, überlegte er, während der Tost am Rand des Feuers langsam Farbe annahm. „Oder Stockbrot“, stimmt Sam zu. „Das sollten wir uns für den Sommer merken, bei Bobby hinterm Haus. Er und Jody sind bestimmt dabei. Oder für deinen Geburtstag.“ Sam hatte schon einige unschöne Geburtstage begehen müssen, das wollte er ihn möglichst schnell vergessen lassen. „Klingt gut“, gähnte Sam. „Das Essen braucht noch etwas“, erklärte Dean besorgt. So müde hatte er seinen Bruder schon lange nicht mehr erlebt. Obwohl schon lange auch falsch war. Eigentlich war Sam noch nie so fertig gewesen, wenn er gesund war. „Geht schon noch“, lenkte Sam ein. Er konnte nur zu gut in Deans Gesicht lesen, dass der sich Sorgen machte und das wollte er nicht. „Mir tun eigentlich nur die Füße weh.“ „Bist du dir sicher, dass es nicht mehr ist?“, bohrte Dean nach. „Es ist nicht mehr.“ Sam setzte sich auf. „Ich würde nur gerne meine Füße in kaltes Wasser halten.“ „Das soll helfen?“ fragte der Ältere nur wenig beruhigt. Er musterte seinen Bruder eindringlich, zuckte dann mit den Schultern und rührte in den beiden Dosen. „Morgen sollten wir mal was anderes essen“, überlegte er. Er hatte zwar als Kind meistens von solchem Essen gelebt, aber das musste er ja nicht wiederholen. Lecker war nämlich etwas anderes. Nach dem Essen verkroch sich Sam in seinen Schlafsack und ließ sich in Morpheus Arme fallen. Dean löschte das Feuer, nachdem er sich vergewissert hatte, dass es seinem Bruder wirklich gut ging und der ruhig schlief und kroch ebenfalls in seinen Schlafsack. Eine Weile schaute er Sam noch beim Schlafen zu. Früher, als sie Kinder waren, hatte er das oft getan, da Sammy immer wieder Albträume hatte. Zum Glück hatten die sich irgendwann gelegt. Begleitet von dessen ruhigen Atemzügen schlief auch er ein. Ein paar Stunden später war er wieder wach. Er streckte sich, entfachte das Feuer etwas und musterte seinen Bruder noch einmal aufmerksam. Nicht dass er ihn geweckt hatte, denn der konnte ruhig noch ein paar Stunden schlafen. Jetzt wo er wusste, wo sein Rudel war, mussten sie nicht mehr so zeitig los. Als er sich sicher war, dass der Jüngere fest schlief, nahm er seine Jacke und schlich zur Tür. Im Hinausgehen griff er nach der Armbrust und machte sich auf den Weg das Vorhaben, das er im Stillen gefasst hatte, in die Tat umzusetzen. Es war eine sternenklare Nacht, so dass er seine Umgebung gut erkennen konnte. Ohne dieses Licht wäre es ihm wohl schwer gefallen. Als Wolf konnte er hervorragend im Dunkel sehen, als Mensch hatte er damit so seine Probleme, auch wenn seine Augen wohl besser mit Dunkelheit umgehen konnten, als die vieler anderer, die nur die nächtliche Beleuchtung der Städte kannten. Dean fand eine Lichtung an deren Rand ein kleiner Bach über runde Steine murmelte. Er lief noch ein ganzes Stück bachabwärts, um da ein paar Schlucke zu trinken. Er wollte seine Anwesenheit nicht sofort verraten. Zurück an der Lichtung ließ er sich im Schatten einer alten Kiefer nieder. Er schloss die Augen und lauschte. Der Wind strich durch die Zweige und ließ das alte Laub der umstehenden Bäume rascheln. Er hörte Eichhörnchen und die ersten Vögel zwitschernd den Tag begrüßen. Langsam löste der die Nacht ab. Die Sterne verblassten. Und dann waren da die leichten Tritte von Rehen. Dean schaute sich, die Augen unter seinen langen Wimpern verborgen, vorsichtig um. Zwei junge Rehböcke traten ihm gegenüber auf die Lichtung. Ängstlich witterten sie, doch der Jäger saß auf der von ihnen abgewandten Seite des Windes und war für sie so unsichtbar. Sie beruhigten sich und begannen zu trinken. Wie in Zeitlupe griff Dean nach seiner Waffe, spannte sie und legte den Pfeil ein. Er zielte kurz und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Lautlos brach der junge Bock zusammen, während sein Begleiter panisch in die Büsche sprang. Kurz hatte Dean überlegt, ob er den auch noch schießen sollte, sich aber dagegen entschieden. Wenn sie den einen Bock annahmen, konnte er ihnen später noch einen mitbringen. Hier wimmelte es von Wild. Er verwischte seine Spuren und brachte den Bock zu einer Stelle, an der sie auf dem Weg zur Höhle vorbeikommen würden. Dort hängte er ihn über die unteren Äste eines Baumes. Nicht dass sich andere an diesem Festbraten vergriffen. Mit einem Arm voll Holz betrat er die kleine Hütte, in der Sam sich gerade aufsetzte. „Wo warst du?“, murmelte der jüngere Winchester verschlafen. „Holz holen.“ „Christo!“ Dean erstarrte. Sofort sprang Sam auf und versuchte zu seinem Rucksack zu kommen, verhedderte sich jedoch derart in seinem Schlafsack, dass er höchst unelegant zu Boden ging. Dean konnte nicht mehr an sich halten. Er ließ das Holz fallen und ging prustend in die Knie. „Ein Telemark sieht aber anders aus“, japste er. „Du bist so ein dämlicher Idiot!“ „Und du ein Trottel!“ Er hielt Sam die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. „Wieso bist du schon wach?“, wollte der auch gleich wissen, kaum dass er wieder stand. „Du hast nur einfach länger geschlafen, weil du gestern so fertig warst?“ „Es ist gerade mal kurz nach acht!“ „Alter Langschläfer!“, grummelte Dean gutmütig. Doch Sam ließ sich damit nicht abspeisen und schaute ihn weiterhin auffordernd an. „Vielleicht hab ich noch den Rhythmus des Wolfes drin?“, versuchte er sich in einer Erklärung, die der Jüngere wohl oder übel schluckte. So ganz wollte er das einfach nicht glauben, da sein Bruder noch nie freiwillig zeitig aufgestanden war. Doch er fand auch keine andere Erklärung für sein Verhalten. Besessen war er jedenfalls nicht. Zumindest von keinem Dämon. Er benahm sich einfach nur nicht so Dean-typisch, wie er das erwartet hatte. „Wann willst du los?“, wechselte er deshalb das Thema. Irgendwie wunderte er sich jetzt doch, dass sein Bruder nicht drängelte. „Wenn du fertig bist und wir gefrühstückt haben.“ „Okay“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)