Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 186: Eine Bruchbude --------------------------- 186) Eine Bruchbude „Da drüben ist die Rangerstation“, sagte Sam plötzlich und deutete auf eine Einmündung weiter vorn. „Okay, dann wollen wir mal gute Staatsbürger sein.“ Dean lenkte sein Baby auf den Parkplatz. Sie stiegen aus und betraten den kleinen Raum. „Hallo“, grüßten die Brüder unisono. „Wir wollten eine der Hütten mieten, die hier überall rumstehen“, begann Sam. „Sie meinen keine Lodge?“, wollte ein Ranger wissen. „Nein. Die alten Hütten, die entlang der Straße stehen.“ „Die müssen sie nicht mieten. Eigentlich kümmert sich niemand um die Hütten. Da können wir auch keine Miete nehmen. Wir müssen sie nur darauf hinweisen, dass sie die auf eigene Gefahr beziehen.“ „Damit können wir leben“, erklärte Dean mit einem Lächeln und fragte: „Also können wir uns eine aussuchen?“ „Wäre schön, wenn wir wissen welche und sie uns sagen, wie lange sie bleiben wollen.“ Dean nickte: „Das können wir tun.“ Er schaute auf den Plan, den der Ranger auf den Tisch legte. „Die hier sieht gut aus und bleiben? Ein paar Tage, denke ich.“ „Sie wissen aber, dass sie mit dem Wagen nicht bis zur Hütte fahren können?“ „Wie nahe kommen wir dran?“ „Es geht ein schmaler Weg von der Straße ab, den sollten Sie nehmen können. Es ist ungefähr eine halbe Meile bis zu einem Platz an dem Sie Ihren Wagen stehen lassen könnten. Der ist ziemlich gut geschützt. Von da aus ist es noch eine halbe bis eine Meile bis zu der Hütte“, wandte sich der Ranger direkt an den älteren Winchester. Dean warf seinem Bruder einen Blick zu und nickte dann. „Kein Problem. Das sollten wir schaffen. Danke.“ „Also dann“, sagte der Ranger und nickte ihnen zu. „Wenn sie sich in einer Woche noch nicht zurückgemeldet haben, kommen wie nachschauen.“ „Okay. Danke!“ „Musste es unbedingt diese Hütte sein?“, fragte Sam, kaum dass sie wieder im Wagen saßen. „Musste sie.“ „Und warum?“ „Weil ich den Impala nicht wer weiß wie lange unbewacht an einer Straße stehen haben will und weil ich nicht möchte, dass wir die ganze Zeit mehr oder weniger bewacht werden.“ „Das ist es ja. Es ist zu weit von der Straße weg!“ „Hast du Angst, dass wir unsere Vorräte zu weit tragen müssen?“, stichelte Dean. „Nein es … es kam nur gerade wieder alles hoch, was das letzte Mal hier passiert war. Wir hatten uns auch eine Hütte ziemlich weit ab der Zivilisation gesucht und ich habe es mehr als einmal verflucht, dass wir dich nicht zu einem Arzt bringen konnten, ohne dir noch mehr Schmerzen zu bereiten. Es war ...“ Sam schniefte kurz. Diese Erinnerungen hatte er noch immer nicht verdaut. „Ich wollte euch nicht ...“ „Du kannst doch nichts dafür, auch wenn du dich vorgedrängt hast, denn ich hab diesen Werwolf erschossen!“; maulte der Jüngere. So ganz konnte er es ihm noch immer nicht verzeihen, dass er den vermeintlich leichteren Teil des Ganzen erwischt hatte. „Das heißt also du wolltest zum Wolf werden?“, fragte Dean ungläubig. „Du … Ach ich weiß doch auch nicht. Es war furchtbar. Die ganze Zeit war furchtbar und ich mache mir Vorwürfe, dass ich nicht sofort auf die Idee gekommen bin, William zu fragen. Es hätte dir Schmerzen und mir jede Menge Frust erspart.“ „Sammy! Du …“ Dean schüttelte den Kopf. Wie sollte er seinem Bruder diese Schuldgefühle ausreden? Ja, er hatte sich vorgedrängt. Irgendwie war ihm diese Zigeunerin komisch vorgekommen und er wollte nicht, dass Sam etwas passierte. „Sie war komisch. Ich wollte nicht, dass dir was passiert“, erklärte er dann auch geradeheraus. „Du würdest also immer noch dein Leben für meins geben?“, wollte Sam laut ausatmend wissen. „Ich glaube, das kann ich nicht so schnell ablegen. Und ganz ehrlich? Ich weiß nicht mal, ob ich das je ablegen will.“ Er schaute seinen kleinen Bruder ernst an. „Das heißt also, wenn ich will dass es dir gut geht, muss ich darauf achten, dass mir nichts passiert?“ „So könnte man es beschreiben.“ „Na toll. Jetzt hab ich den schwarzen Peter.“ Sam verdrehte die Augen. Dean grinste: „Keine Angst Sammy, ich pass auf dich auf.“ Sam schnaufte nur. Das war ein Teufelskreis! Dean setzte den Blinker und bog in den Waldweg ab. „Ach du heiliger ...“, entfuhr es Sam, als er die Hütte von Nahmen sah. Lange würde die wohl nicht mehr stehen und hier wollte Dean …? „Willst du wirklich hier bleiben?“ „Warum nicht?“ Dean rüttelte an einem der tiefhängenden Dachbalken. „Die wird uns nicht über´m Kopf zusammenbrechen. Außerdem sind wir eh die meiste Zeit draußen.“ Sam schüttelte nur den Kopf. War sein Bruder so anspruchslos, abgebrüht, auf die Wölfe fixiert, dass ihm das hier egal war? Misstrauisch umrundete er die Hütte. Die Fenster waren vernagelt und die Tür hing etwas windschief in den Angeln, so dass er sich dagegenstemmen musste, um sie zu öffnen. Der Innenraum sah auch nicht wirklich vertrauenerweckend aus. Die ganze Einrichtung bestand aus einem gemauerten Kohleherd, der an einer Wand stand. Es gab weder einen Tisch noch Stühle und an einigen Stellen schien Licht durch das Dach. Mit einem leisen Seufzen rüttelte er hier und da an den Balken. Sie schienen besser zu sein, als sie aussahen. Diese Woche würde das Dach wohl nicht über ihnen zusammenbrechen, zumindest hoffte er, dass sie das nicht taten! Er holte noch einmal tief Luft. Sie würden es überleben! Schnell hatten sie ihre Sachen verstaut und machten sich noch einmal auf den Weg, um auch noch den Rest zu holen und den Impala zu tarnen. Er stand zwar abseits der Straße, aber so wie sie poliert war, konnte ein verirrter Sonnenstrahl sie vielleicht doch verraten. Erst dann richteten sie sich in der Hütte ein wenig häuslich ein. „Wie hast du dir das morgen gedacht?“, fragte Sam. Sie saßen vor dem Herd auf ihren Schlafsäcken, die dampfenden Kaffeebecher in den Händen. „Ich will vor'm Morgengrauen los. Es gibt drei oder vier Plätze, an denen sie sein könnten.“ „Und wenn du sie gefunden hast?“ „Das sehen wir dann.“ Dean trank seinen Kaffee aus. Er stellte die Tasse auf den Rand des Herdes, kroch in seinen Schlafsack und rollte sich zusammen. Sam betrachtete seinen Bruder noch eine ganze Weile im Licht des Feuers, das in dem offenen Herd langsam herunterbrannte, bevor er es mit den Resten seines Kaffees löschte und ebenfalls in seinen Schlafsack kroch. Dean hatte sich verändert, aber er konnte nirgendwo mit dem Finger draufzeigen. Aber er nahm sich vor, weiter auf ihn zu achten, bevor er endlich auch einschlief. Leise Geräusche weckten ihn wieder. Vorsichtig blinzelnd öffnete er ein Auge. Das Feuer glomm im Herd. Ein Schatten huschte hin und her und hin und wieder klapperte leise Geschirr. Hatte er das Feuer nicht richtig gelöscht? War ein Tier in ihre Hütte eingebrochen? So langsam wie möglich versuchte er seinen Kopf zu drehen, um einen Blick auf die Quelle der Geräusche zu erhaschen. „Wenn du schon wach bist, kannst du auch aufstehen“, erklärte Dean leise. Sam zuckte zusammen. „Woher …?“ „Du hast dich angespannt, das tust du nicht, nicht so lange du schläfst.“ Sam schüttelte den Kopf und setzte sich auf. Worauf sein Bruder so alles achtete! Das war schon fast gruselig. Er gähnte. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt hab“, entschuldigte sich der Ältere leise. „Du hättest noch schlafen können.“ „Schon okay. Ich bin nur verwundert, dass du schon wach bist.“ „Hatte doch gesagt, dass ich früh los wollte.“ „Trotzdem kommst du selten so zeitig freiwillig aus dem Bett. Es muss dir sehr wichtig sein.“ „Sam, ich hab ...“ „Es ist okay, Dean! Wirklich“, wiegelte der Jüngere ab. Er wollte nicht reden, denn er wollte nicht hören, wie wichtig Dean die Wölfe waren. Er wollte nicht zugeben, wie eifersüchtig er auf diese Tiere war, immerhin hatte er bis dahin Deans komplette Aufmerksamkeit gehabt und jetzt musste er sie teilen. Das fühlte sich komisch an. Früher hatte er es gehasst so in Deans Fokus zu sein und jetzt nervte es ihn, dass es nicht mehr so war. Das musste er erst verdauen! Er schälte sich aus seinem Schlafsack und zog sich an, bevor er nach draußen ging, um sich am Brunnen zu waschen. „Ist das kalt“, schimpfte er keuchend, kaum dass er den Raum wieder betreten hatte. Er stellte sich neben den Herd und hielt die Hände ans Feuer. „Das hättest du einfacher haben können“, grinste Dean und zeigte auf den Kessel, der neben dem Feuer stand. „Du hast schon Wasser heiß gemacht?“, stellte Sam fest und schnaufte. „Ich wollte dir einen heißen Kaffee bieten, wenn ich schon nicht mit einem leckeren Frühstück aufwarten kann.“ „Och, Cornflakes und Milch reichen mir schon“, lächelte Sam. „Das war mir fast klar. Du und deine Cornflakes. Woher kommt das eigentlich, dass du die so liebst.“ „Warum liebst du Burger?“ „Weil ich da alles habe. Brötchen, etwas Grünfutter, Fleisch und Käse.“ „Aber warum dann kein Steak?“ „Weil das teurer ist.“ Die Erkenntnis traf Sam wie ein Schlag. Selbst bei seinem Lieblingsessen schaute sein Bruder noch darauf möglichst wenig zu verursachen, seien es nun Kosten oder Unannehmlichkeiten. Immer wieder ordnete Dean sich anderen unter, stellte sich hinten an. Selbst als Kind hatte er schon Mom getröstet als Dad sie verlassen hatte. Warum nur? War Dean wirklich so selbstlos oder hatte da jemand seine Finger im Spiel. Sollte sein Bruder so sein? Hatte ihn jemand genau so erschaffen? Eiskalt lief es ihm bei diesen Gedanken den Rücken herunter. Alistairs Worte drängten sich ihm auf. Ein rechtschaffener Mann. Dean war den Worten des Dämons zufolge ein rechtschaffener Mann und er sollte in der Hölle landen. Was wollten sie dort von ihm? „Sammy?“ Dean klang besorgt. Was war nur passiert? Sam war gerade total blass geworden. Er legte seinem kleinen Bruder die Hand auf die Schulter. „Was?“, erschrocken fuhr der Jüngere auf. „Das frage ich dich. Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen. Obwohl das ja nichts Neues und schon gar nichts, um so blass zu werden wäre.“ „Nein, ich ...“ Verzweifelt suchte Sam nach einer plausiblen Antwort. Auf keinen Fall wollte er jetzt in die gleiche Kerbe schlagen, die Dean gestern angesprochen hatte. „Irgendwie sind die Erinnerungen an unseren letzten Aufenthalt hier präsenter als ich erwartet hatte“, erklärte er leise und hoffte, dass sein Bruder ihm das abkaufte. „Tut mir leid, Sammy.“ Damit musste er wohl leben. Sam bekam bei Deans betroffenem Gesichtsausdruck ein schlechtes Gewissen. Das hatte er mit seiner Notlüge nun auch nicht gewollt. Verdammt! Für seinen Bruder schien es einfacher sich zu ändern, als für ihn. Daran musste er noch arbeiten! Sie frühstückten in einträchtigem Schweigen und machten sich dann auf ihre Wanderung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)