Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 157: Tiefschläge wohin man schaut ----------------------------------------- 157) Tiefschläge wohin man schaut „Bobby“ keuchte Sam fast tonlos. Der Jäger drehte sich um und riss seine Augen weit auf. Sam rutschte an seinen Bruder heran und zog ihn in seine Arme. „Dean!“ Fest drückte er ihn an seine Brust. Immer wieder strich er ihm über den Rücken, wuschelte ihm durchs Haar. Dean hielt die Augen geschlossen und versuchte einfach zu atmen. Fast sofort begann er zu zittern. „Oh mein Gott, Dean“, Sam hob seinen Bruder auf die Liege. Während Bobby sich wieder um die Verletzungen kümmerte, kramte Sam nach ein paar Sachen für ihn. Kaum trat Bobby zurück, begann Sam ihn anzuziehen und wickelte ihn in wärmende Decken. Er strich ihm immer wieder über den Arm, bis Bobby ihm die Hand auf die Schulter legte. „Lass ihm Zeit“, sagte er leise und hielt ihm einen Kaffee hin. Sam nickte unentschlossen, griff aber nach der Tasse und setzte sich mit dem Freund an den Tisch. „Was jetzt?“, fragte Sam nachdem er einen Schluck genommen hatte und Beide ihre Blicke nicht von dem Gesicht des älteren Winchester wenden konnten. Soweit hatte er nicht gedacht. „Ich fahre gleich los und besorge noch ein paar Lebensmittel. Unser Vorrat ist fast erschöpft. Du solltest noch Holz hacken und dann sehen wir zu, dass wir ihn gesund bekommen.“ „Und der Fluch ist vorbei?“ „Ich weiß es nicht“, schüttelte Bobby den Kopf. „Er hat sich wieder in einen Menschen verwandelt. Hoffen wir es.“ Bobby schickte noch ein Stoßgebet gen Himmel als Sam nickte. In den nächsten zwei Wochen kämpften sie gegen das Fieber, dagegen, dass Dean weder austrocknete noch verhungerte. Sie fütterten ihn mit Kartoffelbrei, Gemüse und Geflügelfleisch und gaben ihm bitteren Kräutersud zu trinken, dessen Rezeptur sich Bobby vor einer gefühlten Ewigkeit von Ruby hatte geben lassen. Wieder einmal kletterte Sam hinter seinen Bruder. Er lehnte sich an die Wand, legte sich Dean auf die Brust und stopfte ein Handtuch als Latz um seinen Hals. Vorsichtig schob er ihm Löffel um Löffel Kartoffelbrei mit zerpflücktem Hühnchen in den Mund. Nicht immer traf Sam Deans Futterluke genau. Plötzlich hob der die Hand und wischte sich mit der Daumenwurzel übers Gesicht. Gleich danach hielt er sie vor den Mund und schleckte sie sauber, nur um seine Putzaktion dann gleich bei dem Rest seines Gesichtes fortzuführen. „Dean?“, Sam war schockiert. Er drehte das Gesicht seines Bruders zu sich. Der hatte die Augen immer noch geschlossen und winselte leise protestierend. Sam ignorierte das eben Geschehene und fütterte Dean zu Ende, danach wickelte er den glühenden Körper wieder in die Decken. In dieser ganzen Zeit war Dean nicht wirklich zu Bewusstsein gekommen. Viel zu fest hatte das Fieber ihn in seinen Klauen. Aber er schien zu träumen. Die knurrenden oder fiependen Laute, die er dabei von sich gab, ignorierte Sam genauso wie die Laufbewegungen, die sein Bruder dabei mit Armen und Beinen machte, als sei er noch immer ein Vierbeiner. ‚Er war einfach viel zu lange Wolf gewesen’, überlegte er, und er hatte ja auch noch nicht wirklich Zeit gehabt seine Rückverwandlung zu bemerken. Nein! Dean war wieder sein Dean. Sein großer Bruder Dean. Und wenn das Fieber vorbei wäre und sich seine Wunden geschlossen hätten, dann würde er anfangen zu quengeln, wann er aufstehen durfte und kaum das er das endlich konnte würde er darauf brennen zu Bobby zu fahren und sich sein Baby genauer anschauen zu dürfen.' Sie würden sich bei Bobby ausruhen und überlegen, wie es in ihrem Leben weitergehen sollte. Rigoros hielt sich Sam an dem Gedanken fest. Seit über einem Tag schlief Dean jetzt schon ruhig. Sam saß ausgelaugt auf einem der Schemel am Tisch und hielt sich an seiner Kaffeetasse fest. Müde rieb er sich immer wieder über die Augen. Bobby war Holz holen. So langsam sollten sie hier wieder verschwinden. Er wunderte sich eh schon, dass noch niemand aufgetaucht war um nachzuschauen, was sie hier so lange machten. Auf der anderen Seite: Vielleicht oder eher wahrscheinlich stiegen hier öfter ein paar Städter für eine Weile aus und genossen das karge Leben, um dann wieder voller Elan in ihre langweiligen Jobs zu gehen und sich immer wieder zu sagen, wie gut sie es doch da hatten? Erschrocken riss Sam seinen Kaffee wieder in die Höhe. Die braune Flüssigkeit schwappte über seinen Arm. Er war im Sitzen eingeschlafen! Mit leisem Fluchen stellte er die Tasse auf den Tisch und leckte sich den Kaffee von der Hand. Sein Blick fiel auf die Liege, auf der Dean noch immer bewegungslos lag, dachte er. Aber sein Bruder war wach und schaute ihn mit noch leicht fiebrig glänzenden Augen an. „Dean!“ rief Sam. Der zuckte zusammen. „Dean!“, rief Sam noch einmal. Kein Erkennen trat in Deans Augen. Der Jüngere stand auf, seinen Bruder rutschte etwas weiter an die Wand hinter ihm. Zweibeiner bedeuteten nie etwas Gutes! Sam machte einen Schritt auf Dean zu. Der presste sich an die Wand. Ein weiterer Schritt von Sam und aus Dean Kehle kam ein drohendes Grollen. Sam zog erschrocken die Luft ein. Sein Bruder reagierte genauso wie an dem Tag an dem er nach dem Fluch zu ersten Mal als Wolf aufgewacht war. Und wie damals wollte er sich nicht einschüchtern lassen. Es war noch immer Dean, sein Bruder. Er machte noch einen Schritt auf Dean zu. Das Grollen wurde laut und drohend. Sam hockte sich vor die Liege. „Dean bitte. Ich bin's, Sam. Dein Bruder. Du bist kein Wolf mehr. Hör auf damit, okay?“, erklärte er so ruhig wie möglich und streckte seine Hand aus. Dean rollte sich auf den Bauch, die Arme rechts und links neben seinen Schultern und sein Körper spannte sich. Sam streckte seinen Arm langsam weiter aus. Er wollte seine Hand auf Deans Schulter legen. Kaum berührte er sie, fuhr Dean herum und schnappte zu. „Au verdammt! Dean, du bist kein Wolf mehr, hör auf mit der Scheiße!“, fluchte er laut und rieb sich den Arm. Was war nur mit ihm? So langsam sollte er doch merken, dass er kein Wolf war, oder? Sein Bruder grollte weiter drohend. Die Tür wurde aufgestoßen und Bobby kam mit einem Arm voller Holz herein. Hinter der Tür, hinter dem Menschen war die Freiheit, die er wollte. Sie rief ihn. Sie lockte ihn. Hinter dem Menschen gab es den Weg zurück zu seiner Familie. Er sprang auf und verhedderte sich in den Decken. Hektisch strampelte er sich frei und sprintete los. Sam wollte ihn halten, doch er griff daneben. Dean rammte Bobby mit seiner Schulter, eher aus Versehen, die Tür war einfach nicht breit genug für zwei Menschen, und brachte ihn zu Fall. Die Scheite polterten zu Boden. Ihm war es egal. Er war draußen. Er war frei. Sam sprang über das Chaos aus Holz und Bobby und hetzte seinem Bruder hinterher. Gott sei Dank wurde der von seiner Verletzung noch soweit behindert, dass Sam den winzigen Tick schneller war und ihn erreichte. Er warf sich auf ihn und brachte Dean zu Fall. Sofort wandte der sich, ganz Wildtier, dass er bis vor Kurzem noch gewesen war, gegen den Jüngeren und biss zu. Er verbiss sich regelrecht in Sams Unterarm. Dem jüngeren Winchester traten vor Schmerz die Tränen in die Augen, doch er zwang sich, nicht loszulassen. Er presste sich mit seinem ganzen Gewicht auf seinen Bruder und versuchte ihn am Boden zu halten. Dean kämpfte wie besessen um seine Freiheit. Er trat um sich und kratzte und jaulte vor Schmerzen als Sam mit dem Ellenbogen gegen seine verletzte Seite stieß. Endlich war Bobby auch da und fasste fest mit zu. Wieder jaulte Dean vor Schmerzen, denn Bobby hatte seine Hand fest auf die Verletzung gedrückt. Allmählich erlahmte Deans Widerstand. Sie hoben ihn hoch und trugen ihn zurück in die Hütte. Bobby presste die inzwischen wieder blutende Wunde fest gegen seine Hüfte. Es tat ihm in der Seele weh, dem Jungen noch mehr Schmerzen bereitet zu haben, aber so konnte er wenigstens gewährleisten, dass er sich nicht doch noch aus ihren Händen wand. Das Jaulen ging in ein leises Winseln über und der Widerstand erstarb gänzlich. Schlaff hing Dean in ihren Armen. Sie legten ihn auf die Liege und sofort begann der alte Jäger sich um die Verletzung zu kümmern. „Holst du mir ein paar feuchte Lappen, Sam?“, fragte er. Der Jüngere nickte und ging zur Wasserkanne. Dean witterte seine Chance. Blitzschnell fuhr er herum und bohrte seine Zähne in Bobbys Unterarm. Der Jäger keuchte erschrocken auf. Reflexartig schlug er zu. Dean japste. Seine Zähne hinterließen blutige Striemen auf dem Arm als der ihn wegdrückte. Der Halbwolf schüttelte sich kurz, bevor er aufsprang. Nur weg hier. Er kam nicht weit. Sofort warf sich Sam wieder auf ihn. Und wieder entbrannte ein Kampf, den die Jäger gegen einen, noch immer geschwächten, Dean klar gewannen. Sam grinste für einen Augenblick, als er Bobbys blutenden Arm sah. Da hatte er ja noch richtig Glück gehabt. Bei ihm hatten Deans Zähne nur Kratzer und wahrscheinlich blaue Flecken hinterlassen. Schlagartig wurde er jedoch wieder ernst und Tränen begannen seine Sicht zu verschleiern. Er blinzelte sie weg. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was das für sie bedeutete. Bobby ignorierte seine Wunden ebenfalls. Er erhob sich und holte ein paar Stricke, die er um Deans Handgelenke und danach um seine Knöchel schlang. Sam hockte sich hinter seinen Bruder und überdehnte ihm mit aller Kraft den Rücken, nicht dass er nochmal zubiss, bevor sie sich daran machten, ihn erneut zu versorgen. Dean ließ das alles stumm, aber mit gefletschten Zähnen, über sich ergehen. Endlich waren sie fertig und hoben ihn wieder auf die Liege. Hände und Füße ließen sie gefesselt. Sam goss Kaffee in zwei Tassen und ließ sich dann neben Bobby auf den anderen Schemel fallen. Der alte Jäger reinigte gerade seine Bisswunden, um sie gleich verbinden zu können. „Brauchst du Hilfe?“, fragte er leise und deutete auf dessen Arm. „Nein, aber du solltest dich um deine Verletzungen kümmern.“ Sam nickte nur. Das würde er schon noch tun. „Was jetzt Bobby?“, fragte er stattdessen traurig. „Er benimmt sich genauso wie ein wilder Wolf, nur dass er jetzt vom Aussehen her ein Mensch ist. Was soll ich denn machen? Ich kann ihn doch so nicht mitnehmen. Soll ich ihn in eine Klapsmühle abschieben? Die pumpen ihn mit irgendwelchem Zeug voll und binden ihn ans Bett. Das ist kein Leben für ihn. Dann hätte er besser sterben sollen. Und bei dir können wir ihn auch nicht unterbringen. Er würde weglaufen wollen, oder soll er im Panikkeller hausen bis er irgendwann eingeht?“ Bobby starrte in seine Tasse und schüttelte den Kopf. „Wenn er wenigstens auch äußerlich noch ein Wolf wäre, dann könnten wir ihn laufen lassen. Er war hier glücklich! Aber jetzt…“ Sam liefen die Tränen über die Wangen und starrte auf seinen Bruder. Der winselte immer wieder leise und mühte sich die Stricke an seinen Handgelenken zu zernagen. Bobby starrte ebenfalls auf den Verletzten. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet und ließ seine Stimme kratzig klingen, als er aufstand und sagte: „Ich fahr mal los Lebensmittel holen. Vielleicht finde ich auch ein paar Medikamente. Außerdem müssen wir unser Verbandszeug aufstocken. Vielleicht fällt mir ja auch was zu ihm ein.“ „Was willst du holen?“, fragte Sam alarmiert. „Etwas zur Beruhigung. So ist er eine Last für sich und uns und vielleicht haben wir Glück und er gewöhnt sich doch noch an uns.“ „Hast du Hoffnung?“ „Wenig bis gar nicht, aber wir müssen es versuchen. Außerdem wollte ich endlich mal wieder mit Jody reden, bevor sie sich noch richtig Sorgen macht.“ „Sag ihr einen lieben Gruß von mir“, bat Sam und lächelte gequält. Wann immer sie aus ihrem Funkloch herauskamen, hatte Bobby sie angerufen. Nur zur Beruhigung, wie er immer betonte. „Sie ist nur eine gute Freundin“, wiegelte der Ältere auch sofort ab. „Klar. Grüße sie trotzdem.“ Bobby nickte. Er räumte das Verbandszeug weg und nahm seine Jacke vom Haken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)