Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 104: Immer mehr Fragen ------------------------------ @ Vanilein - Hast Recht - Sam sollte sich wirklich beeilen. Langsam wird es wirklich knapp. LG Kalea 104) Immer mehr Fragen Unsicher schaute Sam sich um. Wo war sein Bruder? Diese verdammte Fee hatte doch gesagt, dass er, wenn er die drei Aufgaben erfüllte, seinen Bruder wiederbekam! Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er hatte sich mal wieder verarschen lassen. Aus dem Augenwinkel sah er Licht, dass eben noch nicht dagewesen war. Sofort drehte er sich um. Der Brunnenschacht schien wie von innen heraus zu leuchten, aber kaum dass er sich dem Brunnen zuwandte, erlosch das Licht. Hatte er es wirklich gesehen? Sollte er jetzt Alice spielen? Folge dem gelben Backsteinweg? Nur das sein Weg ein Brunnen war. Oder war er jetzt in Frau Holle gebeamt worden? Sein Arm schmerzte leicht. Unbewusst rieb er sich über die Stelle. Er ging zu dem Brunnen, stütze sich auf dem Rand ab und starrte in die schwarze Tiefe. Unter seinen Händen fühlte er ein leichtes Vibrieren. Ganz tief unten im Schacht konnte er einen matten Lichtschein sehen, der sich langsam zu erweitern schien. Musste er da hinein um Dean zu finden? Musste er noch ein Märchen spielen? Hatte diese Fee überhaupt vor, ihn je aus ihren Fängen zu entlassen? Und wenn er einfach nicht mehr mitspielte? Vielleicht hätte er schon viel früher streiken sollen? Hinter sich hörte er ein paar Knechte rufen. Viel Zeit zum Überlegen blieb ihm nicht! Die Knechte hatten ihn fast erreicht. Ohne weiter nachzudenken schwang er die Beine über den Brunnenschacht, drückte sich kurz ab und ließ sich in die Tiefe fallen. Die Knechte versuchten noch ihn zu halten, doch sie griffen ins Leere. ~“~ Die Tage waren vergangen und Dean hatte sich eingeredet, dass der Spalt breiter wurde. Er musste es einfach, denn wenn sich seine Befürchtungen bewahrheiteten, lief ihm die Zeit weg. Das Brot vermehrte sich nicht nur, wie er immer angenommen hatte, es verdoppelte sich und das in immer kürzerer Zeit. Es würde nicht mehr sehr lange dauern, bis die ganze Höhle ausgefüllt wäre und dann hätten er und die Maus sehr schlechte Karten. Die Maus. Inzwischen war sie handzahm, kam angeflitzt, wenn er sich neben der Steinplatte niederließ und wartete darauf, dass er ihr ein paar Krümel oder Fruchtstücke reichte. Sie hatte sich sogar schon zweimal in seine Hand gesetzt und gefressen. Seine Arme brannten und seine Hände waren eigentlich nur noch schmerzhaft pochende Klumpen. Die Lappen, die er sich darum gewickelt hatte, konnte er selbst als solche nicht mehr erkennen. Es waren blutdurchtränkte, braune Fetzen, die seine Hände nur noch unzureichend schützten. Er ließ den Stein sinken und schaute sich um. Das Brot war schon ein ganzes Stück aus seiner Schlafnische herausgewachsen, in die er es in einem Anfall von Wut und Hilflosigkeit hineingeworfen und alle Steine davor gestapelt hatte, die er finden konnte. Für eine Weile schien es zu funktionieren, dann waren seine Steinberge laut polternd umgekippt und er um eine Illusion ärmer. Neben dem Riss waren einige stabil aussehende Tropfsteine, hinter denen er sich vor dieser unaufhörlich wachsenden Masse verkriechen konnte. Vielleicht würde er so ein paar Minuten länger überleben. Aber selbst dann machte er sich keine großen Hoffnungen. Wenn das Zeug ihn einmal erwischt hatte, wäre das sein Ende. Das Brot war viel zu kompakt um darin atmen zu können. Er konnte nur hoffen, dass es schnell gehen würde. ~“~ Der Aufprall auf dem Wasser vibrierte durch seinen Körper. Eisige Kälte fraß sich in Sekundenschnelle durch seine Muskeln. Er musste sich zwingen nicht erschrocken nach Luft zu schnappen. Der Schwung seines Sprunges trieb ihn immer tiefer. Plötzlich fraß sich ein heißer Schmerz durch seinen Arm und lähmte seinen Körper. Erschrocken schrie er auf und konnte sich gerade noch so davon abhalten, tief einzuatmen. Sein Arm schien in Flammen zu stehen. Vielleicht war es nur dem lähmenden Schmerz zu verdanken, dass er den Boden des Brunnens erreichte. Das Licht schien von einem Durchgang zu kommen und er zwang sich mit all seiner Willenskraft, darauf zu zu schwimmen. Seine Lunge brannte und vor seinen Augen tanzten bunte Punkte. Mit einer letzten Kraftanstrengung durchbrach er die Wasseroberfläche. Keuchend schnappte er nach Luft. Er kämpfte sich an den Rand des Beckens und stemmte sich aufs Trockene. Zitternd und um Luft ringend lag er einfach nur da und wartete darauf, dass sich seine Atmung normalisierte, die bunten Punkte vor seinen Augen verschwanden und sein Arm etwas weniger schmerzte. Letztendlich musste er die Zähne zusammenbeißen, um sich überhaupt in die Höhe stemmen zu können. Schwankend stand er da und presste seinen Arm gegen den Bauch. Das Wasser lief ihm aus seinen Haaren in die Augen. Er strich sie sich aus dem Gesicht und versuchte wenigstens etwas Nässe aus seiner Kleidung zu bekommen. Ein eher aussichtsloses Unterfangen. Frierend schlang er seine Arme um seinen Körper und schaute sich um. Er stand in einer Höhle, von der außer dem Becken drei Gänge abgingen. Zumindest nahm er an, dass die beiden schwarzen Löcher auch Gänge waren. Der Einzige, von dem er das wirklich sagen konnte, war mit Fackeln hell erleuchtet. Sollte es wirklich so einfach sein, einen Weg zu Dean zu finden? Der Jäger in ihm stimmte seinem Misstrauen zu und dafür, die schwarzen Löcher zu untersuchen. Der Bruder jedoch widersprach dem entschieden. Zwar hatte der Schmerz in seinem Arm ein wenig abgenommen, doch er war ununterbrochen präsent und selbst in dem flackernden Licht der vielleicht fünf Meter entfernen Fackel sah er, dass das Mal stark verblasst war. Konnte er es wagen, sich auf diese sogenannte Fee zu verlassen? „Verdammt!“, fluchte er laut. Dean würde wissen, was zu tun war. Warum hatte er nicht auch so ein Radar? So sehr es ihn früher immer genervt hatte wenn Dean ihn ständig fand, so sehr vermisste er es jetzt das auch zu können. Okay, er würde jedes der schwarzen Löcher kurz untersuchen und dann dem beleuchteten Gang folgen. Mit einem Nicken bestätigte er sich diesen Entschluss. ~“~ Das Brot hatte die Höhle fast vollständig ausgefüllt. Noch blieb ein schmaler Gang am Rand und Dean überlegte, wie lange es wohl noch dauerte, bis das Brot ihn erstickt haben würde. Lohnte es noch, etwas trinken zu gehen? Aber warum sollte er durstig auf seinen Tod warten? Er beeilte sich zu dem Rinnsal zu kommen. Ein letztes Mal trank er das schweflig riechende, nach Kupfer schmeckende Wasser. Er schluckte so viel wie er nur konnte. Wer wusste schon, wie lange es noch dauern würde. Immerhin konnten ihm die Tropfsteinsäulen ein wenig Schutz bieten. Auf dem Rückweg dahin sah er die kleine Maus ratlos hin und her laufen. Immer wieder schnupperte sie an dem Früchtebrot und versuchte sich einen Weg hinein zu graben. Aber auch ihre Zähne kamen gegen das harte, zähe Zeug nicht an. „Na komm, wir suchen uns einen sichereren Platz, auch wenn wir dadurch unser Leben wohl nur kurz verlängern“, sagte Dean und bückte sich, um die Maus zu fangen. Sie piepste kurz und rannte dann regelrecht auf seine Hand. Er hob sie hoch, strich ihr vorsichtig über den Rücken und beeilte sich zu der Nische zu kommen. An einigen Stellen musste er sich schon seitlich zwischen dem Brot und der Wand hindurch schieben. Resigniert ließ er sich auf den Boden hinter den Tropfsteinen sinken Es gab einfach keinen Ausweg mehr. Er konnte weder sich noch die Maus retten. Aber was war mit Sam? Tiefe Traurigkeit erfasste ihn. Sie hatten doch aussteigen wollen! Dass er jetzt so sterben würde, war ungerecht! Wie war er überhaupt hierhergekommen? Wen hatte er verärgert, um so bestraft zu werden? Er gab auf. Es gab nichts mehr, was er tun konnte, um sein Ende abzuwenden. Mehr essen konnte er nicht. Jeder Bissen würde seinen ohnehin schon überfüllten Magen nur zum Erbrechen reizen und den Spalt hatte er auch nicht zu einem Ausgang öffnen können. Wenn Sam hier wäre. Für ihn würde er sich zusammenreißen. Aber so. Er holte die Maus aus der Tasche und ließ sie zwischen seinen Füßen auf den Boden. Unruhig lief sie hin und her. „Tut mir leid“, flüsterte Dean. Er zog die Beine an, legte die Arme um die Knie und seinen Kopf drauf. Sollte ihn das Brot doch ersticken. ~“~ Sam nahm sich eine Fackel und ging in den ersten Gang hinein. ‚Fünf Schritte!’, schwor er sich. Er brauchte keine fünf Schritte. Er sah schon, als er die Fackel hineinhielt, dass das eher eine Nische als ein Gang war. Dafür ging er in den zweiten Gang weiter hinein als er sich vorgenommen hatte, aber schon innerhalb dieser paar Meter fand er vier Abzweigungen. Nein! Hier würde er ewig suchen, zumal er nichts hatte, um die Gänge zu markieren. Er würde jetzt den Lichtern folgen und sollte ihn das nicht weiter bringen, konnte er sein Glück noch einmal hier versuchen. Doch obwohl er sich entschieden hatte, blieb ein ungutes Gefühl. Er schaute noch einmal auf das Mal. Es war kaum noch zu sehen. Sam schluckte seine Unsicherheit herunter und betrat den erleuchteten Gang. Langsam, sich immer wieder umschauend lief er ihn entlang. Vor ihm flammten immer mehr Fackeln auf und hinter ihm erloschen genauso viele. Er wollte schon fast wieder umkehren, als er in einer Nische drei reich verzierte Kästchen stehen sah. Unweigerlich schob er seine Hand in die Innentasche seiner Jacke und tastete nach den Schlüsseln. Ob die passten? Er holte sie aus der Tasche und betrachtete sie. Warum nicht? Wofür sollte er die sonst bekommen haben? Aber wozu brauchte er etwas, das in solchen Kästchen war? Mit angehaltenem Atem probierte er einen Schlüssel. Schon im zweiten Kästchen passte er. Sam drehte ihn und der Deckel sprang auf. Auf rotem Samt lag eine Pfeife. Was sollte er denn damit? Aber er hatte einen Schlüssel bekommen, der zu diesem Kästchen passte. Diese Pfeife musste also eine Bedeutung haben! Er nahm sie heraus und schob sie in seine Jackentasche. Schnell hatte er auch die anderen Kästchen geöffnet. Aus ihren Inhalten wurde er jedoch auch nicht schlau. Im ersten Kästchen lag auf blauem Samt ein großer Knochen und das dritte Kästchen enthielt eine Fiedel auf weißem Samt. Er schüttelte den Kopf und steckte den Knochen ebenfalls in die Tasche. Die Fiedel verstaute er unter seiner Jacke. Hoffentlich konnte die die Feuchtigkeit haben. Wozu er das Ganze brauchen könnte, hatte sich ihm noch immer nicht erschlossen. Gehörte das auch noch zu dem Märchen? Vielleicht sollte er mal wieder einige Märchen lesen? Er verzog das Gesicht. Später, wenn überhaupt. Hinter ihm war es inzwischen so dunkel geworden, dass es ihm auffiel. Er drehte sich in die Richtung, aus der er gekommen war und sah, dass eine Fackel nach der anderen erloschen war. Fast so, als wollte ihn das Licht in eine Richtung drängen. Noch einmal blickte er in die Richtung aus der er gekommen war und machte sich dann, mit einem mehr als schlechten Gefühl im Bauch, wieder auf den Weg. Er hasste es zu etwas gedrängt zu werden und musste sich regelrecht zwingen, nicht wieder umzukehren. Je länger er lief, umso stärker wurden seine Zweifel. Konnte er hier überhaupt richtig sein? Wo führte dieser Gang hin? Er lief jetzt schon so lange, er musste doch schon mindestens im Nachbarkönigreich sein! Wenn es denn so was hier überhaupt gab. Noch immer flammten die Fackeln kurz vor ihm auf und verloschen hinter ihm, inzwischen kaum dass er vorbeigegangen war. Der Boden wurde immer unebener. Überall tropfte Wasser von den Wänden. Es roch moderig und er war schon mehrfach ausgerutscht. Wo sollte das noch hinführen? Gerade als er sich entschlossen hatte umzukehren, hörte er vor sich ein metallisches Klappern und ein Geräusch, das wie ein Husten klang. Das Husten eines Riesen. Hatte er nur so lange laufen müssen, weil er das Ganze nicht eher in Frage gestellt hatte? So langsam befürchtete er paranoid zu werden! Leise schlich er weiter. Doch das war eigentlich sinnlos, da noch immer Fackeln vor ihm den Gang erleuchteten. Wenig später erweiterte sich dieser Gang zu einer großen Höhle. An allen Wänden brannten Fackeln. Überall wuchsen Flechten und Moose und der Boden sah an vielen Stellen glitschig aus. Doch das, was ihm den Atem nahm, war ein riesiger dreiköpfiger Hund, den einen dicken Stahlkette an eine Wand hielt. Bei Sams Anblick hatte sich das Vieh erhoben und zerrte jetzt wie wild an der Kette. Immer wieder wurde er zurückgerissen. Hoffentlich hielt die Kette! Hinter dem Hund ging ein von Fackeln erleuchteter Gang weiter. Sam stöhnte. Musste er an dem Vieh vorbei? Er schaute sich um und konnte keinen anderen Ausweg erkennen. Außer natürlich dem Gang, durch den er gekommen war. Seine Gedanken rasten. Drei Schlüssel, drei Kästchen, drei Köpfe. Er holte den Knochen aus der Tasche und warf ihn dem Hund zu. Der mittlere Kopf ruckte hoch und fing ihn auf. Er beugte sich nach unten, um ihn in Ruhe fressen zu können. Sofort beugte sich der linke Kopf heran und schloss sein Maul ebenfalls um den Knochen. Wütend knurrend zerrten sie daran, während der rechte Kopf nun ebenfalls versuchte an die Leckerei zu kommen. Okay, das hatte nicht die erhoffte Wirkung. Er holte die Pfeife aus der Tasche und blies hinein. Augenblicklich spitzte der mittlere Kopf die Ohren und ließ von dem Knochen ab. Hechelnd richtete er sich auf und fixierte Sam mit seinen großen Augen, während der linke weiter an dem Knochen kaute. Jetzt witterte der Rechte seine Chance und schnappte immer wieder nach dem Knochen, der wütend knurrend von seinem Besitzer verteidigt wurde. So würde er hier keine Ruhe rein bekommen und schon gar nicht das Vieh so beschäftigen, dass er ungehindert zu dem Gang kam. Sam seufzte leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)