Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 95: Ein neues Haus -------------------------- @ Vanilein - Ich muss gestehen Dean ein wenig zu ärgern macht Spaß! Mehr als bei Sam, der dann doch nur wieder den beleidigten Welpen aufsetzen würde. Also ja. Dean hat es etwas schwerer ;-)) LG Kalea 95) Ein neues Haus „Doktor?“, hörte Sam Davina leise fragen. Er war schon eine Weile wach und grübelte darüber nach, in was für einem Märchen er wohl feststeckte. Es gab nicht viele, die sich um einen Arzt drehten. Es gab eines, das in der Türkei spielte und um eine abgehakte Hand ging, doch so wie Davina gekleidet war … allein ihr Name schloss das aus. Dann gab es das Märchen von Doktor Allwissend, doch den schloss er auch aus. Sie hatte nie von einer Frau gesprochen und wenn sie mit ihm verheiratet wäre, würde sie ihn wohl nicht Doktor nennen, oder? Gab es noch weitere Märchen mit oder über Ärzte? „Doktor?“, fragte die Magd erneut. „Was gibt es, Davina?“, wollte er wissen und richtete sich auf. „Arthur, der Gehilfe von Baumeister Georg ist hier. Es gab einen Unfall auf der Baustelle. Ich hoffe nur, dass das kein schlechtes Omen ist“, erwiderte sie leise. „Das glaube ich nicht. Du verbrühst dich doch auch hin und wieder und dein Essen ist nach wie vor hervorragend.“ Sam lächelte sie an und freute sich, dass er ihr ein erleichtertes Strahlen ins Gesicht gezaubert hatte. „Bring Arthur herein“, bat er sie noch und stand auf. ‚Und jetzt?’, überlegte er hektisch. Mit Davina zu reden, auf sie einzugehen, das war nicht schwer. Aber was sollte er auf der Baustelle tun? Konnte er helfen? „Doktor, bitte. Ihr müsst kommen. Burt ist vom Gerüst gefallen“, sprudelte es aus dem vielleicht 14-jährigen Jungen hervor. „Ich komme“, erwiderte Sam, obwohl er noch immer nicht wusste, wie und ob er überhaupt helfen konnte. Schnell zog er sich seine Jacke über und eilte dem Jungen hinterher. „Vergesst eure Medizintasche nicht!“, rief Davina ihm nach und er kam noch einmal zurück. „Wenn ich dich nicht hätte“, lächelte er, griff nach der Tasche und lief wieder nach draußen. Sie brauchten nur wenige Minuten um an der Baustelle zu sein. „Kommt schnell, Herr“, wurde er auch sofort von einem älteren, besser gekleideten Mann empfangen. „Wo ist er?“, wollte Sam wissen und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht konnte er ja helfen. Ein paar medizinische Kenntnisse hatte er ja schon dank ihres Lebens, Sie waren oft genug verletzt und mussten sich selbst zusammenflicken. „Gleich hier“, sagte der Mann und deutete auf eine Gruppe Burschen. „Macht Platz“, donnerte er und die Gruppe trat zurück. Sam schaute zu dem jungen Mann, der auf dem Boden lag und wich erschrocken einen Schritt zurück. Neben Burts Kopf stand eine Gestalt in schwarzem Mantel, die sich mit seinen knochigen Fingern an einer Sense festhielt. „Was habt Ihr“, fragte Meister George. „Ich war seit gestern unterwegs und habe kaum etwas gegessen. Mir war nur ein wenig schwindelig vom schnellen Lauf“, versuchte er zu beschwichtigen. War er denn der einzige, der den Tod sah? Er warf noch einen Blick auf die schwarze Gestalt. Der Tod hob den Kopf und schien ihn anzulächeln. Sein knochiger Finger deutete auf die Medizintasche. „Gib ihm etwas von dem Kraut“, sagte er und verschwand. Sam hockte sich neben den Verletzten und begann ihn zu untersuchen. Er fand nur einen verstauchten Knöchel, den er so gut es ging schiente. „Bringt mir einen Becher Wasser“, verlangte er und warf, kaum dass er ihn in der Hand hielt, wenige Krümel des Krautes aus seiner Tasche hinein. „Hier, trink das und dann bringt ihn nach Hause. So kann er nicht weiterarbeiten“, forderte er. Er erhob sich und wollte wieder gehen. Hier war seine Arbeit getan und er musste noch immer Dean finden. „Wollt Ihr Euch nicht gleich noch Euer neues Haus ansehen?“, fragte der Baumeister. „Gerne, doch erst will ich sehen, dass er gut nach Hause kommt“, antwortete er und folgte den Lehrlingen, die ihren Kameraden nach Hause trugen. So konnte er sich wenigstens einen Überblick über den Ort verschaffen und vielleicht auch herausfinden, in was für ein Märchen diese Fee ihn geworfen hatte. Aufmerksam musterte er die Gassen, durch die sie kamen, doch er fand keine Auffälligkeiten. Ein typisches mittelalterliches Städtchen. Schmale Gassen. Der Unrat wurde einfach auf die Wege gekippt. Hühner liefen herum und irgendwo war wohl ein Schwein ausgerissen, das jetzt lautstark quiekend von den nicht minder lauten Kindern gejagt wurde. Das konnte wirklich überall auf der Welt sein. Und wie sollte Dean er hier finden? Fast wäre er in die Gruppe der Lehrlinge hineingelaufen, die vor einem Häuschen stehengeblieben waren, so sehr war er in seinen Gedanken vertieft gewesen. Gerade wurde die Tür aufgerissen und eine Frau unschätzbaren Alters trat heraus. „Oh mein Gott, Burt! Was ist mit ihm?“, empfing sie ihren Sohn vollkommen aufgelöst. „Er hat sich den Knöchel verstaucht“, erklärte Sam ruhig. „Aber er sollte sich ausruhen, wenn Ihr nicht wollt, dass er gar nicht mehr laufen kann.“ „Natürlich Doktor. Wenn Ihr es sagt“, pflichtete sie ihm bei und wies den Jungens den Weg zur Schlafstatt Burts. Sam überzeugte sich, dass es ihm gut ging und versprach in ein paar Tagen noch einmal hereinzuschauen. Dann folgte er den Jungen zurück zur Baustelle, um mit Meister Georg zu seinem neuen Haus zu gehen. Leider sah er auch auf dem Rückweg nichts, was ihm helfen konnte. Das Haus stand in dem Teil der Stadt, in dem reiche Bürger und Kaufleute lebten. Es war ein zweistöckiger Bau mit ausgebauten Dachkammern, die wohl für das Gesinde als Zimmer dienen sollten. Das Obergeschoss war als Wohnbereich gedacht und im Erdgeschoss gab die Küche, einen Behandlungsraum und einen Warteraum für die Patienten, außerdem noch einen großen Speisesaal, der wohl für Gäste sein sollte. Wann sollte er denn hier Gäste empfangen? Es gab einen Garten, Stallungen für Pferde und einen Platz für eine Kutsche, sogar eine Obstwiese und einen Bach, der sich leise murmelnd hindurch wand. „Wie gefällt es Euch?“, wollte der Baumeister nach der Besichtigung wissen. „Das ist …“, begann er nach Worten zu suchen. „Ich hatte es nicht so riesig in Erinnerung.“ „Ja die Maße täuschen, wenn es noch nicht fertig ist“, bestätigte der Baumeister. „Wie lange meint Ihr, werdet ihr noch brauchen?“ „Der Tischler bring die restlichen Möbel bis zum Ende der Woche. Danach schicke ich Euch die Lehrlinge, damit sie Eure Möbel und den Hausrat herüber tragen.“ „Was würde ich nur ohne Euch machen, George.“ „Einen anderen beauftragen“, antwortete der lachend. „Und wie kann ich Euch das vergüten?“ „Das habt Ihr schon mehr als genug, als Ihr mir Elisabeth und die kleine Sophia erhalten habt. Ohne Euch wäre ich jetzt ein gebrochener Mann.“ „Es war mir eine Ehre“, sagte Sam leise und wunderte sich, wie gut er doch mit den Höflichkeitsfloskeln hier klar kam. Aber vielleicht sollte es auch so sein? Was immer diese Fee gemacht hatte, schien sie zumindest in der Beziehung richtig gemacht zu haben. Sam schluckte, als er sich eingestehen musste, dass es ihm, wenn Dean ebenfalls hier wäre, wohl gefallen könnte. Irgendwie war es wie das normale Leben, das sie nie hatten. Klar, er wollte nie Arzt werden, das war Adams Wunsch aber sonst? Seine Gedanken schweiften immer weiter ab und malten eine Bild, von sich und seinen Brüdern und einem Leben in der Vergangenheit. George legte besorgt seine Hand auf den Arm des Arztes. "Doktor?“, fragte er erneut. Sam blinzelte. Fragend schaute er auf. „Was ist mit Euch?“ „Ich hab mir wohl in den letzten Tagen doch zu viel zugemutet“, versuchte der Winchester seine geistige Abwesenheit zu erklären. „Nicht, dass Ihr noch krank werdet. Bei dem Wetter geht wieder einiges rum.“ „Wem sagt Ihr das“, erwiderte Sam und wandte sich zum Gehen. „Vielen Dank für die Führung und dieses wundervolle Haus.“ „Für Euch jederzeit wieder!“ „Davina“, rief Sam, als er sein kleines Häuschen wieder betrat. Er war langsam durch die Gassen gebummelt und hatte sich weiter umgesehen. „Ja, Herr?“ „Ich habe noch mit Meister George gesprochen. Das neue Haus ist fast fertig. Er ist der Meinung, dass wir spätestens nächste Woche umziehen können. Ich möchte dich bitten, unseren Haushalt zu packen.“ „Aber natürlich Doktor. Habt Ihr schon über mehr Personal nachgedacht? Ich meine, ich …“ Sie schwieg betreten. Sie mochte ihren Doktor und er hatte sie auch noch nie gemaßregelt. Trotzdem gab ihr das nicht das Recht, ihm Vorschriften zu machen! „Darüber machen wir uns Gedanken, wenn wir umgezogen sind und der Alltag wieder eingekehrt ist. Das Haus ist um ein vielfaches größer, aber noch sind wir nur zu zweit. Wenn du merkst, dass es dir zu viel wird, dann sag es mir und wir überlegen gemeinsam, wie wir das abstellen können. Also keine Scheu. Wenn du merkst, dass es nicht geht, dann kommst du sofort.“ Er schaute ihr ins Gesicht. Sie senkte den Blick und nickte. „Ja, Doktor“, flüsterte sie leise. „Gut“ Sam lächelte. „Und was gibt es heute zu Abend?“ „Ich habe kalten Braten und Brot für Euch.“ „Danke, Davina. Bitte trage es auf.“ Sie knickste, lächelte dabei und verschwand aus dem Raum. Während des Essens hing Sam wieder seinen Gedanken nach. Er war also ein Arzt, der mit dem Tod im Bunde stand. Er lebte in einer bescheidenen Hütte, schien aber über genügend Geld zu verfügen, um sich ein neues Haus bauen zu lassen. Was für ein Märchen war das? Und was zum Geier bedeutete dieses ‚Vielleicht wird er dir ja begegnen’ als er nach Dean gefragt hatte? Wo war Dean? War er hier gefangen? War er überhaupt hier? So wie er diese angebliche Fee einschätzte, konnte es gut sein, dass sein Bruder nicht hier war und dass sie ihn nur ärgern wollte, aber was sollte er dann tun? Was genau wollte sie hier von ihm? Hatte das hier überhaupt einen Sinn? Wollte sie nur sehen, wie er verzweifelte? Wie er aufgab? Frustriert strich er sich die Haare zurück. Er wusste es nicht und das machte ihn fast wahnsinnig. Warum nur? Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als mitzuspielen, egal wie lange und was sie noch von ihm wollte. Solange er nicht mehr wusste, hatte sie ihn in der Hand. Aber vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit das Ganze hier zu beenden? Er konnte es nur hoffen und die Augen offen halten. Was ihn allerdings fast noch mehr erschreckte, waren die Gedanken, die ihn in seinem neuen Haus beschlichen hatten. Die Brüder Winchester im Mittelalter. ~“~ Pulsierende Kopfschmerzen waren das Erste, das Dean fühlte als er langsam in die Realität zurückkehrte und er wünschte sich, einfach weiterschlafen zu können. Allerdings glaubte er nicht, dass er das wirklich konnte. Durst quälte ihn. Seine Zunge klebte schon am Gaumen. Widerwillig stemmte er sich in die Höhe. Sofort wurde der pochende Schmerz hinter seinen Schläfen noch schlimmer. Er kniff die Augen zusammen und versuchte seine Hände gegen die Schläfen zu pressen. Neue Schmerzen durchzuckten ihn. Nun war er endgültig gewillt sich wieder in die Waagerechte fallen zu lassen, doch davon würde es letztendlich auch nicht besser werden. Er blinzelte ein paar Mal, bis er die Augen offen halten konnte, ohne dass sie tränten und betrachtete sich seine Hände. Eine dicke Kruste aus Blut und Staub hatte sie fast unbeweglich werden lassen. Er erinnerte sich, dass es hier unten Wasser gab, doch sein angeschlagener Kopf wollte ihm keine weiteren Informationen darüber liefern und so lief er langsam und schwankend an der Wand entlang, bis er zu der Stelle kam, an der einige Rinnsale über die Steine liefen. Blieb nur noch die Frage, wie er es trinken konnte. Seine Hände konnte er vorerst vergessen. Er kam sich reichlich blöd vor, als er sich vor die Wand kniete, sein Gesicht seitlich an den Felsen legte und begann das Wasser von den Steinen zu lecken. Es schmeckte fürchterlich. Bis sein Durst halbwegs gestillt war, brauchte er eine Weile. Erschöpft setzte er sich auf seine Füße und starrte seine Hände an. Jetzt wo der Durst nicht mehr so vordergründig war, spürte er die Schmerzen wieder deutlicher. Umständlich schälte er sich aus seiner Jacke und dem Hemd und zog sich das T-Shirt über den Kopf. Er zog sich Hemd und Jacke wieder an. Das Shirt klemmte er sich zwischen seine Zähne und riss es umständlich in Streifen. Erst dann legte er seine Linke in das Rinnsal an den Felsen. Minutenlang passierte nichts. Als der Schmerz dann endlich doch einsetzte und mit jedem Herzschlag wurde immer stärker, musste er sich zwingen, die Hand nicht wieder wegzuziehen. Dean biss die Zähne zusammen, schloss seine Augen und konzentrierte sich voll und ganz auf das Atmen. Erst als der Schmerz langsam weniger wurde, nahm er die Hand aus dem Wasser und umwickelte sie mit den Stoffstreifen. Gleich darauf legte er seine Rechte in das Wasser. Als er auch die endlich verbunden hatte, ließ er sich mit dem Rücken an der Felswand auf den Boden sinken. Erschöpft schloss er die Augen. Schnell versank die Welt um ihn herum in angenehmer Dunkelheit, die hoffentlich lange anhielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)