Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 84: Wether-Worthington ------------------------------ 84) Wether-Worthington „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass wir hier jemals in so einer Runde sitzen würden, geschweige denn innerhalb von so kurzer Zeit. Das ist schon fast ein Wunder“, sagte Mr. Mendes in die schweigend genießende Runde. „Dafür möchte ich euch danken, Jungs. Ihr habt uns die Augen geöffnet und uns gezeigt, dass man auch in diesem Alter nicht zu alt für neue Freunde ist. Ich hoffe, ich spreche hier nicht nur für mich.“ „Nein, Sie sprechen auf keinen Fall nur für sich“, antwortete Mr. Wishaw und ihre Stimme klang ein wenig kratzig. Die anderen Bewohner nickten ebenfalls bestätigend. „Bedanken sie sich, wenn hier alles gut ist. Vielleicht gefällt ihnen ja nicht, was wir uns ausgedacht haben“, versuchte Dean die sentimentale Stimmung zu brechen. Seine Augen leuchteten jedoch und verrieten seine Freude über dieses Lob. Mr. Bonar nickte und ging dann zum praktischen Teil über. „Die Möbel, die jetzt noch da sind, sollen bleiben?“, fragte sie noch einmal nach. „Ja.“ „Decken und Kissenbezüge sind kein Problem. Ich hab noch so viel Wolle, da kann ich eine Weile dran arbeiten. Aber wir brauchen auch Tischdecken und für die Stühle Hussen.“ „Was? Wieso Russen? Was sollen die denn mit den Stühlen machen?“, wollte Dean verwirrt wissen. „Hussen, Dean, keine Russen“, verbesserte Sam, auch wenn er ebenfalls nicht wusste, was gemeint war. Die Frauen lachten hell. „Hussen sind Überzüge für die Stühle“, erklärte Mr. Mendes. „Und warum müssen die dann Hussen heißen?“, wollte Dean wissen. „Das ist halt so. Warum heißt du Deacon?“ Dean grinste: „Gut gekontert.“ „Die Hussen kann ich nähen. Meine Maschine steht eh schon viel zu lange unbenutzt rum“, schlug Mr. Mendes vor. „Und wegen Gardinen könnten wir morgen mal losfahren?“, wollte Mr. Bonar wissen und schaute zu Dean. „Warum nicht?“, erklärte der sich sofort bereit. „Dann chauffiere ich die Damen morgen durch die Stadt.“ Sie saßen noch eine ganze Weile beisammen, bis es für die Winchesters Zeit wurde, den Tisch im großen Speiseraum zu decken, heute sogar für sieben Personen. An diesem Abend hatten es die Brüder ziemlich eilig, ihren Arbeitsplatz zu verlassen, denn sie hatten noch etwas vor. „Es ist immer noch erstaunlich, wie schnell wir es geschafft haben, aus diesen Einzelkämpfern einen verschworenen Haufen zu machen“, überlegte Sam, als sie in der relativen Dunkelheit einer Sackgasse zum Haus von Wether-Worthington gingen. Der Impala parkte ein paar Straßen weiter. So leid es Dean auch tat, aber er musste seinem Bruder zustimmen. Der Wagen war einfach zu auffällig. Trotzdem würde er sich nie von diesem Schmuckstück trennen und da war es auch egal, dass John ihm den geschenkt hatte. So sehr er versuchte seinen Erzeuger aus seinem Leben zu streichen, es gab ein paar Stücke, die er nie aufgeben würde. Dazu zählten die Lederjacke und natürlich der Impala. Auch von seiner Lieblingsmusik würde er nicht lassen. Das war zwar auch von John initiiert, aber ihm gefiel einfach nichts anderes! „Ich würde sie nicht als verschworenen Haufen bezeichnen, aber sie sind ein ganzes Stück näher an der Gemeinschaft, die sie noch vor Tagen abgelehnt haben.“ Er schob die Überlegungen um John und seine Vorlieben beiseite. Sie waren fast an dem Haus und jetzt hieß es, sich zu konzentrieren. „Macht der Party?“, fragte Sam und starrte zu dem hell erleuchteten Grundstück. Auf dem Rasen standen Fackeln und aus dem Haus tönte laute Musik. „Es hat auch seine Vorteile, wenn man so weit weg von den Nachbarn lebt“, mutmaßte Sam einen Augenblick später. „Aber uns hilft es nicht weiter. Wir müssen morgen noch mal wiederkommen.“ „Also zurück ins Motel. Versuchen wir erst mal so mehr über ihn und sein Umfeld herauszubekommen.“ Nickend stimmte Dean zu. Weit nach Mitternacht klappte Dean seinen Rechner zu, stand auf und streckte sich ausgiebig. „Der Typ ist fast unsichtbarer als wir!“, schimpfte er. „Ich habe nichts über sein Vorleben gefunden. Keine Schule, kein College, nichts bevor er hier aufgetaucht ist. Es ist fast, als hätte er sich vor ein paar Jahren hier erschaffen! Konntest du inzwischen mehr über das Haus rausfinden?“ „Es gehörte einem Walter Bell. Der Mann war alles andere als arm, aber ohne Erben. Sein Sohn starb im Irak und seine Tochter schon als kleines Mädchen bei einem Badeunfall. Seine Frau war dement. Und hier kommt Wether-Worthington ins Spiel. Der hat erst sie und dann ihn gepflegt. Dafür bekam er das Haus vererbt.“ „Gab es Jemanden, dem das nicht geheuer war? Jemand der vielleicht einen Verdacht geäußert haben könnte, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist?“ „Nein. Niemand hat einen Verdacht geäußert. Anderen Erben habe ich auch nicht gefunden. Der alte Mr. Bell hat ihn als seinen Alleinerben eingesetzt. Wether-Worthington hat das Haus modernisieren lassen und sich in dem Heim beworben.“ „Also auch nichts, wo wir ansetzen können.“ „Leider nein. Soweit scheint da alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Zumindest gab es niemanden, der sich beschwert und dagegen Einspruch eingelegt hat.“ „Wäre ja auch zu schön gewesen.“ „Wir haben außer der Abneigung und wager Äußerungen der Heimbewohner und dass du ständig mit ihm ins Gehege kommst nichts.“ „Ich würde mich trotzdem gerne mal näher bei ihm umschauen.“ „Das werden wir, vielleicht heute schon. Der kann ja nicht ewig feiern.“ Dean holte tief Luft und nickte. „Lass und ins Bett gehen“, sagte er leise und dieses Mal nickte Sam. Den nächsten Vormittag verbrachten sie mal wieder in der städtischen Bibliothek, da einige Zeitungen ihre Archive noch nicht komplett digitalisiert hatten und es teilweise wohl auch nicht wollten. Die Bibliothek hatte sämtliche Ausgaben aller im Ort erscheinenden Zeitungen auf Mikrofilm und so lasen sie sich durch die Ausgaben auf der Suche nach Wether-Worthington. Doch es war vergebliche Mühe. Außer einem Artikel das Mr. Bell jetzt leider auch zu Hause gepflegt werden müsste, da er durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt war und sich nicht mehr selbst versorgen konnte, die Unterbringung in einem Heim aber kategorisch ablehnte. Außerdem hatte er genug Geld, um sich diese Annehmlichkeit ohne weiteres leisten zu können. Es gab bei dem Artikel sogar ein Foto des Pflegers. Eine ganze Weile starrte Dean auf das Bild. Irgendetwas an diesem Mann kam ihm bekannt vor. Nur was? „Sam?“ fragte Dean. Der Jüngere schaute auf. Fragend blickte er ihn an und ging gleich darauf zu ihm. „Kommt dir der irgendwie bekannt vor?“, wollte Dean wissen und deutete auf das Foto. Eine Weile starrte Sam auf das Bild. Es war körnig und ließ kaum Einzelheiten erkennen. Trotzdem löste es auch bei ihm ein ungutes Gefühl aus, das aber auch er nicht einzuordnen wusste. „Nein, auch wenn ich nicht abstreiten will, dass wir ihm schon mal begegnet sind. Aber wenn dann wohl nicht in freundlicher Art und Weise.“ „Mir kommt er auch nicht koscher vor und ich versuche schon die ganze Zeit herauszufinden, warum. Was mich gerade nicht in Ruhe lässt: Warum fällt mir das hier auf und nicht wenn ich dem gegenüber stehe. Außer das er mir völlig unsympathisch ist, ist da nichts. Nur dass das EMF rauscht, wenn er vorbeigeht.“ „Das EMF?“, wollte Sam irritiert wissen. „Du hast nichts mehr gesagt. Ich dachte das hätte sich zerschlagen!“ „Nein, ich war mir nur bis jetzt absolut nicht sicher, dass es wirklich an ihm liegt. Ich dachte immer noch, dass es vielleicht doch ein Geist oder was auch immer sein müsste. Der Typ ist zwar widerlich, aber bislang auch vollkommen unauffällig.“ „Okay, du prüfst das heute mit dem EMF noch mal, und nach der Schicht statten wir ihm einen Besuch ab“, bestimmte Sam und Dean grinste. „Was?“, wollte der Jüngere irritiert wissen. „Ich liebe es, wenn du so bestimmend wirst.“ Dean klimperte mit den Augen. „Idiot!“ „Mistkerl!“ „Lass uns hier verschwinden. Unsere Schicht geht bald los und du hast heute ein Date mit mehreren Damen!“ Schwungvoll lenkte Dean den Impala auf den Parkplatz. „Der Container ist weg“, stellte Sam fest. „Gut erkannt, Watson!“ Sam verdrehte die Augen. „Sag mal hast du heute einen Clown gefrühstückt?“ „Warum?“, fragte Dean völlig unschuldig blickend. Sam war schon wieder versucht die Augen zu verdrehen. „Du hast widerlich gute Laune!“ „Magst du mich maulig lieber?“ „Nein!“, jetzt verdrehte der Jünger doch die Augen. „Ich bin es vielleicht einfach nur nicht mehr gewohnt, dass du so aufgedreht bist. Und ich frage mich warum du so bist.“ „Wir haben endlich eine Spur“, grinste der Ältere. „Vielleicht, Dean. Vielleicht haben wir endlich eine Spur“, bremste Sam die Euphorie. „Du bist und bleibst ein miesepetriger Spielverderber!“ Mit einem ungehaltenen Schnaufen stiegt Dean aus. Schwungvoll warf er die Tür zu und ging Richtung Eingang. Grummelnd folgte Sam langsam. ‚Ob er auch noch gute Laune hätte, wenn er mit den Damen los musste?‘, überlegte er und musste jetzt doch lächeln. Doch ganz im Gegensatz zu Sams Vermutungen schien es Dean nichts auszumachen mit den drei Damen vom Heim loszuziehen, zumal sie ihn schon nach dem zweiten Geschäft zu Kaffee und Kuchen einluden. Immerhin musste er sich eine Einkaufstour antun, wie sie ihm erklärten. Sie saßen noch nicht lange, als Deans Telefon klingelte. Nach einem kurzen Blick auf das Display ging er ran. „Hey Bobby. Wie geht’s?“ „Ganz okay“, grummelte der Jäger. „Was ist los?“, hakte Dean sofort misstrauisch geworden nach. „Wie geht’s Jody?“ Er entschuldigte sich mit einer kurzen Geste bei seinen Begleiterinnen und suchte sich eine ruhige Ecke, in der er ungestört telefonieren konnte. „Sie hat sich ein Apartment genommen. Sie meinte, sie findet mich nett und ich solle es nicht persönlich nehmen, aber sie müsste erst mal zur Ruhe kommen. Das alles war doch etwas viel für sie. Ich meine, ich verstehe sie sogar. Unser Leben ist nicht so einfach zu verstehen und leicht ist es auch nicht, selbst wenn man nicht direkt damit zu tun hat. Es war nur einfach so plötzlich.“ „Und du willst mir jetzt damit sagen, dass du wieder jagen gehst?“, fragte Dean etwas atemlos. Er hatte wirklich gehofft, dass Jodie bei Bobby bleiben und ihm den Glauben an die Menschheit wiedergeben würde, denn das war etwas, was weder er noch Sam dem alten Freund vermitteln konnten. Schließlich hatten auch sie genug erlebt, um den nicht mehr wirklich zu haben. Naja, Sam vielleicht, aber er verstand Monster noch immer besser als Menschen. „Ja, ich hab da einen Dshinn gefunden, der etwas zu sehr über die Stränge schlägt.“ „Die sind gefährlich, Bobby. Brauchst du Hilfe?“, wollte er sofort wissen. „Dean! Ich bin schon groß und ich jage schon wesentlich länger als du!“ „Das weiß ich, trotzdem sind die Dinger nicht zu unterschätzen! Im Moment kann ich hier zwar nicht weg, aber wenn wir heute Abend noch losfahren, dann ...“ „Nein Dean. Ihr macht euren Fall fertig und ich kümmere mich um meinen! Ich brauche jetzt einfach mal etwas woran ich meine Frustration auslassen kann. Ich wollte euch einfach nur Bescheid geben, falls ich es doch nicht schaffe.“ „Bobby, du ... bitte“, bettelte der ältere Winchester hilflos. Natürlich wusste er das alles, aber trotzdem konnte er die irrwitzige Angst den alten Freund zu verlieren, die ihn gerade überfiel nicht so ganz verdrängen. „Ist okay, Dean“, begann Bobby ruhig. Es war schön, dass sich jemand so um ihn sorgte. „Wenn ich mich bis morgen früh nicht gemeldet habe, dann könnt ihr mich raushauen, okay? Bevor ich losfahre maile ich Sam die Koordinaten wo ich den Dshinn vermute und ihr habt meine Handynummer. Ich schalte das GPS-Signal ein.“ „Okay“, akzeptierte Dean, obwohl er alles andere als begeistert war. „Pass auf dich auf.“ „Mach ich, Junge, du auch.“ Eine Weile starrte Dean noch auf sein Handy, bevor er es wegsteckte. Er atmete tief durch, setzte sein professionelles Lächeln auf und machte sich auf den Weg zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)