Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 78: Es hagelt Einladungen --------------------------------- 78) Es hagelt Einladungen „Ihr müsst das Geschirr noch abräumen. In der Küche hat es heute eine Panne gegeben. Wir haben das Essen erst vor zehn Minuten verteilt“, wurden die Winchesters von Emma, ihrer Kollegin der Frühschicht empfangen. „Na Prost Mahlzeit. Dann werden die ja noch schlechtere Laune haben, als gestern“, stöhnte Dean. „So schlimm sind die gar nicht drauf. Ich weiß nicht, warum ihr stöhnt“, erwiderte Paul, Emmas Kollege auf der Station. „Gestern waren sie nicht sonderlich freundlich“, gab Sam Auskunft. „Die mochten den Wether-Worthington nicht. Seit Michelle weg ist, ist das Verhältnis immer schlechter geworden. Der ist ein sehr spezieller Mensch. Wen er mag, für den tut er alles und der Rest hat schlechte Karten. Jetzt ist er bei Lyra oben. Die beiden kommen wunderbar miteinander aus und auch die Bewohner mögen ihn da. Wir“, er deutete auf Emma und sich, „sind ganz froh, dass er weg ist.“ „Lasst den Stubenhockern ein paar Tage, dann haben sie sich an euch gewöhnt und sind wesentlich freundlicher“, stimmte Emma ihrem Kollegen zu. „Euer Wort in Gottes Ohr“, sagte Sam und ließ sich von Emma über die Ereignisse des Morgens informieren. Viel war es nicht, was sie zu erzählen hatte, da alle Bewohner ihre Station eigentlich noch rüstig waren. „Wisst ihr, wo es hier in der Nähe ein Cafe gibt?“, hielt Sam die beiden auf. „Gleich um die Ecke. Zwei Straßen weiter. Wenn ihr hier rausgeht, an der nächsten Kreuzung links und dann geradeaus über zwei Straßen. Vielleicht zehn Minuten zu Fuß.“ „Und wer ist Michelle?“, wollte Sam unbedingt noch wissen. „Sie hat hier gearbeitet, dann aber vor ungefähr sechs Monaten gekündigt und ist weggezogen. Keine Ahnung wohin.“ „Ach so“, gab Sam sich harmlos, nahm sich aber vor nach ihr zu suchen. „Dann mal auf in die Höhle des Löwen“, ließ sich Dean vernehmen, als sie die Station für sich hatten. „Du bist der geborene Optimist“, grinste Sam und entlockte seinem Bruder ein, wenn auch widerwilliges, Lächeln, bevor der an die erste Tür klopfte. „Guten Tag, Mrs. Wishaw. Ich wollte abräumen.“ „Ja, Danke. Ich bin fertig.“ Irritiert musterte sie der ältere Winchester. Sie hatte „Danke“ gesagt! Woher kam denn dieser plötzliche Wandel? „Sie haben aber nicht gerade viel gegessen“, stellte er leise fest und warf einen Blick auf den Schokopudding, der noch unberührt auf dem Tablett stand. „Du kannst ihn gerne haben. Ich mache mir nichts daraus“, sagte sie leise. „Wie kann man sich nichts aus Pudding machen?“ Das war etwas, das Dean so gar nicht verstehen konnte. „Du siehst nicht aus, als ob du viel Süßes essen würdest“, stellte sie belustigt fest und reichte ihm den sauberen Löffel. „Darf ich wirklich?“ Deans Augen leuchteten. „Warum nicht, sieht ja keiner, aber nur, wenn die Einladung zum Kaffee noch steht.“ „Worauf Sie sich verlassen können!“ Er warf ihr noch einen fragenden Blick zu und griff, nachdem sie genickt hatte, zu. Schnell verschwand der erste Bissen in seinem Mund. „Der ischt lecker“, erklärte er und schob den nächsten Löffel hinterher. Mrs. Wishaw beobachtete den Winchester lächelnd. Er erinnerte sie an ihren Sohn Stephen. Schnell schluckte sie die Trauer herunter. Davon musste Mr. Smith nichts mitbekommen. Natürlich waren Dean die Gefühlsregungen seines Gegenübers aufgefallen, aber er sagte nichts. Sie würde reden, wenn sie es wollte. Auch hatte er inzwischen das Schälchen leer und stellte es zurück auf das Tablett. Er leckte sich die Reste aus den Mundwinkeln. „Ich darf dich also in zwei Stunden zu einem Cafebesuch erwarten, Deacon? Ich darf doch Deacon sagen, oder ist dir Mr. Smith lieber?“ „Nein, Deacon ist in Ordnung.“ „Mr. Smith erinnert mich immer an den Film mit Jack Nicholson.“ „Sie schauen Jack Nicholson?“ „Nur diesen Film. Die anderen sind nicht mein Fall, ich mag keinen Horror. Du allerdings schon, oder?“ „Er ist mein Lieblingsschauspieler.“ „Ja dann, Mr. Smith!“ Sie lächelte. Dean grinste sie an und brachte das Tablett nach draußen. Sam kam gerade aus Mr. Harris’ Zimmer. Er stellte das Tablett ab und musterte seinen Bruder fragend. Wie kam es, dass der plötzlich so gute Laune hatte und woher kam der dunkle Streifen neben seinem Mundwinkel? Sein Blick fiel auf das leere Schälchen, das ebenfalls eine braune Masse enthielt. „Sag nicht, dass du die Puddingschüssel ausgeleckt hast?“, fragte er schockiert. „Woher?“, wollte Dean wissen. „Du hast verräterische Spuren im Gesicht!“ „Mit offizieller Genehmigung!“, versicherte Dean ernst und wischte mit der Hand über seinen Mund. „Klar!“ „Du kannst Mrs. Wishaw ja fragen! Dafür will sie nachher von mir in ein Cafe ausgeführt werden.“ Gespielt verdrehte er die Augen. „Du gehst mit einer alten Dame in ein Cafe?“ Der Jüngere grinste breit. „Immerhin kriege ich sie so aus ihrem Zimmer.“ Sam nickte. „Können wir uns anschließen?“ „Wer ist wir?“ „Mrs. Bonar. Ich war doch gestern mit ihr im Park und habe sie für heute eingeladen. Wäre doch schön, wenn die auf der Station sich verstehen und hin und wieder mal besuchen würden?" „Warum nicht. Wir wollen in zwei Stunden los. Ihr könnten uns ja über den Weg laufen. Oder wir treffen uns im Cafe?“ „Hm, dann sieht es nicht so abgesprochen aus, meinst du?“ „Genau. So, ich muss weiter.“ Dean deutete zum nächsten Zimmer. Er klopfte, atmete tief durch und drückte die Klinke herunter. „Guten Tag. Ich wollte fragen, ob ich abräumen kann“, sagte er und deutete auf den leeren Teller. „Ich bin fertig. Danke“, sagte Mrs. Mendes und blickte ihn offen an. Sie schien etwas auf dem Herzen zu haben. „Deacon? Ich darf dich doch Deacon nennen?“, begann sie und hielt inne. Dean nickte knapp und sah sie an. Was wollte sie von ihm? Immerhin hatte sie ihn gestern mehr als nur abgekanzelt. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich war gestern sehr unfair zu dir. Mein Unbehagen gegenüber Wether-Worthington an dir auszulassen war falsch“, erklärte sie ernst. „Stimmt! Es war falsch. Andererseits …“ Dean brach ab. Er musste ihr ja nicht auf die Nase binden, dass er von Menschen im Allgemeinen nicht viel erwartete, denn obwohl er inzwischen einige von ihnen Freunde nannte, reagierten die meisten Menschen für ihn noch immer unverständlich. Er sah dass sie darauf wartete, dass er seinen Satz beendete. Aber er schüttelte nur den Kopf. „Ist schon okay.“ Jetzt war es an ihr den Kopf zu schütteln. „Kann ich es wieder gut machen?“, fragte sie ruhig. „Vielleicht könnte ich dich zu einem Kaffee einladen?“ „Kuchen wäre mir lieber“, platzte Dean hervor und grinste entschuldigend. „Der ist hier nicht besonders. Sie können zwar wundervolles Essen kochen, aber fürs Backen haben sie kein Händchen. Es gibt hier in der Nähe ein Diner oder Cafe, eigentlich beides in einem. Die haben wirklich ausgezeichneten Kuchen. Darf ich dich dahin einladen?“ „Ich habe heute schon eine Verabredung“, erwiderte der Winchester kühl. „Und wenn ich mich anschließe?“ „Ich werde die Dame fragen“, sagte Dean. Er nahm das Tablett, nickte ihr kurz zu und verließ den Raum. Was war denn heute los? Gestern hatten sie ihn abgekanzelt wo sie nur konnten und heute rissen sie sich um ihn? Hatte denen einer was ins Essen gemischt? „Bist du heute so langsam oder wollen sie wider Erwarten mit dir reden?“, stichelte Sam gutmütig und stellte seinen letzten Teller auf den Rollwagen. „Stell dir vor, die scheinen festgestellt zu haben, was für ein toller Kerl ich doch bin!“, maulte Dean und räumte das Geschirr ein. Immerhin war bei den Herren alles beim Alten. Er musste sich weder unnötige Fragen noch dumme Sprüche anhören. Schnell brachte er das Geschirr zur Küche und machte sich dann erneut mit eingeschaltetem EMF auf seinen Rundgang. So ganz wollte er seine Theorie eines rächenden Geistes noch nicht aufgeben, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie der Geist durchs ganze Land reisen konnte um seine Opfer zur Stecke zu bringen. Und wenn er seine Opfer hier infizierte, wie kam es dann zu den unterschiedlichen Todesursachen? Außer, er infizierte sie hier und sie starben nach einer bestimmten Zeit? Dem würde er heute Abend nachgehen! Vorerst schob er die Gedanken beiseite. Langsam lief er durch die Gänge und lauschte dem, was das kleine Gerät von sich gab. Die Geräusche hatten sich geändert. Zuerst hätte er nicht sagen können wie, doch als er zu ihrem Büro zurückkam, war der Ausschlag wesentlich geringer als am Vortag und je weiter er nach hinten ging umso weniger wurde er. Zurück im Büro schob er das kleine Gerät wieder in seine Jackentasche. „Und?“, wollte Sam sofort wissen. „Ich weiß es nicht“, gab Dean ehrlich zu. „Gestern war der Ausschlag hier laut und deutlich. Heute ist er geringer ausgefallen, dafür war er in anderen Gängen um einiges stärker. Ich tippe ja immer noch auf einen Geist.“ „Aber wie kommt ein Geist von hier nach LA oder Chicago?“ „Vielleicht kann er sich an Personen anhängen und hat hier etwas, dass ihn zurückholt“, überlegte Dean. „Oder aber er infiziert die Personen und sie sterben nach einer bestimmten Zeit?" „Dann wäre nicht das wie sondern das wann entscheidend?", fragte Sam etwas ungläubig. „Immerhin eine Möglichkeit." „Hast du schon mal von so einem Geist gehört?“ „Nein. Aber irgendwas muss es doch sein, oder hast du eine bessere Erklärung?“ „Noch nicht“, erwiderte Sam leise. „Aber gehen wir mal von deiner Theorie aus! Er infiziert die Opfer hier, aber wieso sterben sie dann an den unterschiedlichsten Ursachen „Vielleicht infiziert er sie mit einer Art Virus und der greift dann eh schon geschwächte Organe an?“ „Du hast über diesen Punkt auch schon nachgedacht“, stellte Sam ruhig fest. „Ja und ich habe nicht wirklich eine Antwort dafür, dass einige bei Unfällen gestorben sind.“ „Deine Virus-Theorie könnte auch hier passen.“ „Und wie?“ „Sie könnten an etwas Seltenem gestorben sein und so den Unfall verursacht haben. Wenn sie dabei schwer verletzt wurden, prüft doch keiner ob es noch andere Ursachen gab.“ Dean war noch immer nicht überzeugt. „Ich werd das heute Abend mal nachprüfen“, versprach Sam. Dean nickte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass sie so langsam aufbrechen sollten. Immerhin hatten sie die Damen zu einem Spaziergang überreden können, auch wenn das nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte, vielleicht lockte ja Kuchen zur Belohnung? „Ich muss Mrs. Wishaw noch beichten, dass ihre Zimmernachbarin mitkommen will“, erklärte der ältere Winchester leise und wenig begeistert. „Wird schon schief gehen“, versuchte Sam ihm Mut zu machen. „Klar, so wie gestern.“ Dean verdrehte die Augen. Den Tag wollte er lieber so schnell wie möglich vergessen. Er öffnete die Tür und prallte zurück. Fast wäre er in Mrs. Mendes gelaufen. Sie kicherte leise, wie ein kleines Schulmädchen, das frisch verliebt war, als sie das entgeisterte Gesicht sah. „Ich bin nicht die schnellste und dachte mir, ich geh schon mal vor. Das erspart dir ein paar Erklärungen.“ Sie zwinkerte ihm zu und Dean konnte nicht anders, als stumm zu nicken. In seiner Ecke am Fenster konnte sich Sam das Lachen ebenfalls nicht mehr verkneifen. „Die ist ja Klasse“, wisperte er und erntete einen leicht wütenden, leicht hilflosen Blick seines Bruders, der ihn natürlich doch gehört hatte. „Sieh lieber zu, dass du pünktlich fertig wirst. Ich warte nicht auf dich!“, grummelte Dean und schlug die Tür hinter sich zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)