Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 73: Der erste Tag ------------------------- 73) Der erste Tag „Hast du denn schon raus wie viele Opfer es nun genau gab und woran die gestorben sind?“, zwang er seine Gedanken wieder auf das Wesentliche. „In den letzten vier Monaten gab es zehn Opfer, zumindest hab ich nicht mehr gefunden. Betroffen sind die Heimbewohner Elisabeth Hall, Sam Frost, Naomi Mendes, Jeremy Harland, Rory Bonar, Ralph Harris und Hellen Wishaw. Sie alle haben Tochter oder Sohn und zum Teil auch Schwiegerkinder durch die unterschiedlichsten Todesarten verloren. Die Todesursachen reichen von Lungenembolie bis hin zu allergischem Schock. Herzversagen, Gehirnschlag, ein Verkehrsunfall, bei dem zwei Personen starben, ein Sturz aus dem Fenster und ein Selbstmord. Die Angehörigen arbeiteten in unterschiedliche Jobs und lebten in kilometerweit entfernten Städten. Ein paar in der Nähe, einer aber auch in LA.“ Dean schüttelte den Kopf. Das klang wirklich nicht nach einer Geisterkrankheit. Doch was dann? Wieder begann er eine Liste mit möglichen Schuldigen zu erstellen, und die war lang. Hexen, Flüche, Dämonen? Selbst Wechselbälger nahm er in die Liste mit auf, obwohl sich ihm schon alleine bei dem Gedanken daran die Nackenhaare sträubten. Und auch Geister wollte er noch nicht gänzlich ausschließen. Gut, dass er sich nicht wirklich darauf konzentrieren musste, seine schwarze Schönheit gefahrlos über die Straßen zu lenken, so konnte er auch weiterhin seinen Gedanken nachhängen. Kurz vor Mitternacht lenkte er den Impala auf den Parkplatz eines Motels in Pagosa Springs. Es war nicht allzu weit von dem Altenheim entfernt, in dem sie arbeiten mussten, aber weit genug weg, damit sie nicht zu schnell entdeckt werden konnten. „Meinst du hier ist noch einer wach?“, wollte Sam wissen und streckte sich. Er hatte die letzten Stunden geschlafen und wieder einmal wunderte er sich, wie einfach es für Dean zu sein schien stundenlang durchzufahren. „Da steht 24-Stunden-Service an der Tafel. Wir werden nicht im Impala schlafen oder willst du morgen vollkommen verspannt und zerknautscht bei dem Vorstellungsgespräch auftauchen? Obwohl? Ich bin noch immer nicht davon überzeugt, dass es eine gute Idee ist, egal wer da arbeiten wird.“ „Ich verstehe deine Vorbehalte. Aber ich denke wir müssen da rein. Wie willst du denn mit den Bewohnern sprechen, wenn wir nichts mit ihnen zu tun haben?“ Dean atmete tief durch und schüttelte den Kopf. Es fühlte sich noch immer falsch an, aber er konnte Sams Argumente nicht widerlegen. Und er hatte keine Idee, wie es anders ginge. Also musste er sich wohl oder übel fügen. „Ich geh uns ein Zimmer suchen!“, sagte der Ältere und ging zur Rezeption. Es dauerte eine Weile, bis Dean wiederkam. Er sah müde aus, aber er hielt einen Schlüssel in der Hand. „Musstest du ihn aus dem Bett klingeln?“, fragte Sam und grinste leicht, doch das verging ihm, als Dean nur die Augen verdrehte. „Ganz hinten“, sagte er nur und rutschte wieder auf den Fahrersitz. „Wir können vor dem Zimmer parken“, erklärte er und ließ dem Motor zum Leben erwachen. Sam schüttelte nur den Kopf. Das Stück konnte er laufen. Wenige Minuten nach Dean betrat er den Raum und schaute sich um. Das Zimmer war sauber und es roch nicht so schlimm wie viele andere Zimmer, in denen sie schon gewohnt hatten. Dean lag auf dem Rücken auf seinem Bett und starrte Löcher in die Decke. Er packte seine Tasche aus. Immer wieder huschte sein Blick zu seinem Bruder. „Du solltest schlafen.“ „Und du?“, fragte Dean. Er setzte sich auf. „Ich hab im Impala geschlafen, ich will noch recherchieren.“ „Ich kann dich nicht die ganze Arbeit machen lassen.“ „Warum nicht, ich hab dich doch auch alleine fahren lassen!“ „Ich fahre immer alleine!“ Dean grinste schief. „Und ich hab so oft alleine recherchiert, einmal mehr fällt da nicht auf.“ „Aber ich will nicht, dass du alles alleine machst!“ „Ich brauch dich morgen ausgeruht. Egal, ob wir oder du oder ich genommen werden. Wir sollten fit sein!“ Dean zuckte mit den Schultern, stand auf und verschwand im Bad. Er war müde genug, um einzuschlafen, kaum dass er im Bett lag. Sam surfte noch eine Weile durch das Netz und fand einiges über die Altenpflege, das ihnen vielleicht helfen konnte und er versuchte sich einen besseren Überblick über das Heim zu machen, in dem sie vielleicht bald anfangen würden. Als Dean am nächsten Tag aufstand, war Sam schon wieder auf. Sofort stellte er seinem großen Bruder eine Tasse Kaffee hin und drehte, nachdem Dean die zweite Tasse geleert hatte, seinen Rechner zu ihm. „Hier. Ich hab einige Videos gefunden, die sich mit Altenpflege und Medikamentengabe beschäftigen.“ Er drückte auf abspielen und ging ins Bad. Stunden später verließen sie ihr Zimmer und fuhren zu dem Altenheim. Eine paar Straßen davon entfernt lenkte Dean den Impala an den Straßenrand. „Viel Glück“, wünschte Sam und öffnete seine Tür. Er wollte das letzte Stück laufen, damit sie nicht gemeinsam am Heim ankamen. Das könnte verdächtig wirken. Immerhin wollten er und sein Bruder, für die Menschen im Heim, ja als völlig Fremde wirken. Dean schaute ihn überlegend an. „Dir auch“, antwortete er lediglich, obwohl ihm wesentlich mehr auf dem Herzen lag. Viel gebracht hatten die Filmchen nicht, aber immerhin kam er sich jetzt nicht mehr ganz so blöd vor. Sam nickte, holte tief Luft und schloss die Tür. Auch er wollte ihm so viel sagen, doch er schwieg. Sein Bruder hatte sich von dem letzten Anschlag auf sein Seelenleben noch nicht vollständig erholt, auch wenn er wieder normal mit ihm sprach. Deans Augen waren noch immer mit Trauer gefüllt und wenn er daran dachte, dass der ihm anvertraut hatte, dass er sich nach Moms Tod manchmal gewünscht hatte, Dad und nicht Mom wäre gestorben, so ging er fast davon aus, dass sein Bruder auch noch mit diesem Wunsch kämpfte. Sie mussten wirklich aus diesem Leben raus und endlich eine feste Basis finden, die nichts mehr mit dem zu tun hatte, was John ihnen beigebracht hatte. Er hoffte, dass er Dean in den nächsten Tagen eine kleine Freude machen konnte. Das Foto, das sein Großer zerrissen hatte, war inzwischen fast fertig. Dad hatte er komplett wegretuschieren können. Jetzt brauchte er eigentlich nur noch einen Copyshop, der solche Fotos auf alt trimmen und wieder als Foto ausdrucken konnte. Außerdem wollte er es, natürlich auch ohne John, groß ausdrucken und für die Wand in Deans Zimmer rahmen lassen. Solche Erinnerungen wollte er erhalten wissen. Unschlüssig, ob er noch ein paar Runden drehen oder doch schon zu dem Heim fahren sollte, wartete Dean an einer Ampel. Andererseits, was sollte es, war er eben früher da. Er setzte den Blinker und lenkte den Impala auf den Parkplatz. Er angelte sich die Bewerbungsunterlagen von Rücksitz, stieg aus und zog sich seinen Anzug glatt. Langsam ging er auf den Komplex zu. Eine ältere Dame kam, auf ihren Stock gestützt, auf ihn zu. „Entschuldigung, Ma‘am. Ich suche Dr. Fuller“, erkundigte sich Dean bei ihr. „Der alte Geizkragen hat sein Büro, da hinten.“ Sie deutete mit ihrem Stock wage in eine Richtung. „Wenn du reingehst links, den Gang runter. Das kannst du nicht verfehlen.“ „Danke, Ma’am.“ Der Winchester nickte freundlich und ging weiter auf das Gebäude zu. Er betrat die Eingangshalle und wandte sich nach links. Ein älterer Herr im Anzug kam ihm entgegen. Kurz musterte der den Winchester und streckte ihm dann freundlich lächelnd die Hand entgegen. „Mr. Carpender? Ich bin Dr. Fuller. Sie können gleich mitkommen.“ „Guten Tag. Mein Name ist Smith. Ich bin etwas zu früh.“ „Oh. Das macht nichts. Kommen Sie trotzdem mit rein. Fangen wir eben mit Ihnen an.“ Der Mann wandte sich wieder um und ging zu seinem Büro zurück. „Lana, wären Sie so nett, uns einen Kaffee zu bringen? Und sagen Sie Mr. Carpender bitte, er möge sich etwas gedulden.“ Die Sekretärin nickte und erhob sich. „Kommen Sie“, sagte Dr. Fuller und deutete auf einen Stuhl in seinem Büro. „Setzen Sie sich.“ „Ihren Unterlagen entnehme ich, dass Sie schon in der Altenpflege gearbeitet haben. Warum haben Sie da aufgehört?“ „Ich wollte mich verändern“, antwortete Dean wage. Lana trat nach einem kurzen Klopfen ein und stellte zwei Tasse Kaffee auf den Schreibtisch. „Mr. Carpender ist ebenfalls eingetroffen“, informierte sie leise. „Sehr pünktlich, die Herren, sehr schön!“ Während die Sekretärin das Büro verließ, nahm Dr. Fuller einen Schluck und blätterte in Deans Bewerbungsmappe. „Gutes Pflegepersonal ist nicht leicht zu finden. Ich habe mich bei Ihrem letzten Arbeitgeber erkundigt. Er war von Ihnen begeistert und da ich im Moment einen eklatanten Engpass beim Personal beseitigen muss, betrachten Sie sich als eingestellt. Wenn Sie draußen warten könnten, während ich mit ihrem Mitbewerber spreche?“ Dean griff nach seiner Tasse und begann sie auszutrinken. „Lassen Sie sich um Gottes Willen Zeit“, bremste ihn Fuller. „Oh, tut mir leid, wenn ich sie so hektisch abgefertigt habe. Trinken Sie ihren Kaffee in Ruhe aus. In den ganzen Tag ist heute irgendwie der Wurm drin. Wir haben ein kleines Problem in der Küche, aber das soll Sie nicht belasten“, versuchte er sich zu entschuldigen und nahm seine Tasse wieder in die Hand. Gemächlich trank auch er einen Schluck und versuchte sich etwas zu entspannen. Der Winchester grinste. So schlimm, wie die ältere Dame ihn beschrieben hatte, war der doch gar nicht! Er trank den Kaffee langsam aus und erhob sich. „Wenn Sie draußen bitte noch warten würden? Ich möchte Sie gleich noch mit Ihrer Station vertraut machen“, bat der Heimleiter und Dean nickte. Im Sekretariat standen sich die Brüder kurz gegenüber. Mit einem schnellen Blick informierte Dean den Jüngeren, dass er angenommen worden war und ging nach draußen auf den Flur. Unruhig lief er auf und ab. Warum hatte der Leiter des Altenheimes ihn sofort genommen, ohne Sam vorher anzuhören? Vielleicht wäre der ja besser geeignet, die Videos haben alles und nichts erklärt. Bestimmt war Sam besser geeignet. Was sollte er mit den alten Leuten denn machen? Altenpflege. Er hatte sich ja noch nicht mal mit seinem eigenen Älterwerden befasst. Wieso auch. Bislang hatte er auch nicht damit gerechnet, überhaupt viel älter zu werden. Aber jetzt schien sie ja doch ein normales Leben zu erwarten. Ob es wirklich dazu kam? So ganz wollte er noch nicht daran glauben. Bis jetzt war noch immer etwas dazwischen gekommen. Es war eine verdammte Schnapsidee gewesen, hier anfangen zu wollen! Die Tür des Sekretariats öffnete sich und Dr. Fuller trat mit Sam auf den Gang. „Mr. Smith, das ist Mr. Carpender, ihr neuer Kollege“, stellte der die Brüder einander vor. „Hey“, grüßte Dean leise. Sam antwortete mit einem Nicken. „Ich begleite sie jetzt zu Aidan Wether-Worthington, er soll Miss Damon unterstützen. Sie Beide werden die Spätschicht auf der Station vier übernehmen, die bislang in Mr. Wether-Worthingtons Verantwortung lag. Wir haben hier ein eigenes System. Lana wird ihnen gleich noch hren Arbeitsplan mitgeben. Sie können doch sofort anfangen?“ Die Brüder nickten unisono. „Gut. Dann übernehmen sie ab morgen die Spätschicht. Wir haben hier sieben Stationen. Zwei Pflegestationen, vier Stationen, die eher dem betreuten Wohnen entsprechen als einem Altenheim und eine Intensivstation. Station vier ist eine der Stationen für betreutes Wohnen. Diese Bewohner kümmern sich noch größtenteils selbst. Nur das Essen gibt es für alle aus unserer Kantine“, erklärte der Heimleiter hastig. „Ihre Station befindet sich im Obergeschoss.“ Dr. Fuller ging zur Treppe und eilte voraus. Er klopfte gleich darauf an eine Tür mit der Aufschrift „Büro Station 4“ Ohne auf eine Antwort zu warten trat er ein. „Aidan, das sind die Herren Carpender und Smith, die deinen Bereich übernehmen sollen. Weise sie bitte ein und ab morgen bist du dann bei Christine.“ „Alles klar. Danke“, erwiderte der Pfleger und wartete bis sein Chef das kleine Büro verlassen hatte, bis er ein „Ich kann es kaum erwarten dieses alte, senile Pack hinter mir zu lassen“, nuschelte. Ein unfreundliches Schräpen ertönte und auf einer Tafel blinkte ein kleines rotes Lämpchen. „Nichts gegen euch, aber mit denen werdet ihr keine Freude haben. Die glucken den ganzen Tag in ihren Zimmern, giften euch nur an, wenn ihr deren Räume betretet und können euch gar nicht schnell genug wieder los werden. Das ist nicht unbedingt der beste Einstieg hier. Aber da mussten alle durch. Ich mach das schon zum zweiten Mal. Also viel Glück! Ich geb euch einen Plan mit, auf dem alles steht, was ihr wissen müsst. Seid morgen etwas eher da, dann führe ich euch kurz rum.“ Er kramte hastig in seinen Mappen, die auf den Schreibtisch verstreut lagen und reichte eine an Sam weiter. „Mach eine Kopie und gib sie ihm“, er deutete auf Dean. „Der Kopierer steht da hinten.“ Er wedelte mit dem Arm in eine Richtung. Das schien hier wohl üblich zu sein, überlegte Dean. „Bis morgen um eins“, verabschiedete er sich noch und verschwand aus dem kleinen Raum. „Hier müsste mal aufgeräumt und gelüftet werden“, kommentierte Sam und ging pflichtbewusst die Unterlagen kopieren. Der ältere Winchester wartete im Foyer bis Sam zurückkam und ihm einen Stapel Papier in die Hand drückte. „Ich bin Deacon“, sagte er und reichte Sam die Hand. „James.“ „Hallo James. Kann ich dich zu einem Kaffee einladen? Immerhin sind wie jetzt wohl Kollegen.“ Er ging langsam auf den Impala zu. „Gerne. Ist immer gut, die Leidensgenossen schon vorher zu kennen.“ Gemeinsam stiegen sie in den Wagen und Dean lenkte ihn vom Parkplatz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)