Wahre Liebe von steffinudel ================================================================================ Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- Kapitel 25 Der letzte Schultag war vorüber und seufzend schloss Anne die Schublade von ihrem Pult. Sorgsam legte sie die Kreide in das dafür vorgesehene Fach und schob den Stuhl zu Recht. Liebevoll sah sie sich in dem nun leeren Klassenzimmer um. Jeden Tag war sie hier vor der Klasse gestanden und hatte versucht ihren Schülern das beizubringen, was wichtig war. Sie lehrte sie lesen, schreiben und rechnen. Aber sie hatte auch versucht ihnen beizubringen wie wichtig es war Freude im Leben zu haben. An sich selber zu glauben und zu träumen. Nun würde sie die Kinder verlassen und nicht mehr nach den Sommerferien zurückkehren. Eine andere Lehrerin würde ihre Stelle übernehmen. Miss Frasier war eine nette junge Dame mit einem freundlichen Gesicht. Doch sie hatte sich anderen Idealen, als Anne, verschrieben. Sie sah die Dinge mehr von der praktischen Seite und sie würde wohl kaum den Kindern Märchen vorlesen. Im Grunde war Miss Brook wahrscheinlich so gar froh, endlich eine realistische Lehrerin zu haben. Nur allzu oft hatte sie Anne vorgehalten, die Kinder nur zu Höhenflügen hinzu reißen. Noch einmal strich Anne über den Pult, dann stand sie auf und schloss die Tür hinter sich. Eine neue Zeit würde von nun an für sie anbrechen. Sie und Gilbert würden heiraten und nach ihren Flitterwochen in dem kleinen Häuschen am Rande von Halifax leben. Während Gilbert weiter im Krankenhaus arbeiten würde, wollte Anne neben dem Haushalt sich voll und ganz dem Schreiben widmen. Schon des Öfteren waren kleine Geschichten von ihr in der Zeitung abgedruckt worden. Doch ihr Traum war es, ein Buch zu veröffentlichen. Nun, diesen Traum wollte sie wahr werden lassen. Völlig in ihre Gedanken versunken war sie die Treppe hinunter gelaufen, erstaunt blickte auf, als sie unten in der Halle angekommen war. Hier standen alle und warteten auf sie. Die Kinder hatten sich aufgestellt, um ihre Lehrerin auf Wiedersehen zu sagen. Die kleine, pummelige Vera trat hervor und hielt einen riesigen Strauß Lilien in den Händen. „Wir wollen ihnen auf Wiedersehen sagen, Miss Shirley. Sie sollen wissen, dass wir sie alle sehr vermissen werden.“ Tränen sammelten sich in Veras Augen und mit zitternden Händen reichte sie Anne die Blumen. „Das ist wirklich lieb von Euch“, stammelte Anne und auch sie kämpfte mit den Tränen. Schließlich umarmte sie jedes der Kinder und bedankte sich bei ihnen. „Miss Shirley?!“ fragte Peter plötzlich ganz leise. “Werden sie uns mal wieder besuchen kommen?” „Natürlich, ich werde euch so oft wie möglich besuchen“, Anne lächelte sich an und die Kinder lächelten tapfer zurück. Das war am Nachmittag gewesen, jetzt saß Anne in ihrem Zimmer und starrte auf den Koffer vor ihr. Sie hatte fertig gepackt und jeden Moment musste Gilbert kommen, um sie abzuholen. Am Abend würden sie mit der Fähre nach Prince Edward Island fahren. In nicht mal zwei Wochen, würde die Hochzeit stattfinden. Eigentlich war Anne glücklich, sie konnte es kaum erwarten, Gilberts Frau zu werden. Doch auch eine gewisse Traurigkeit schlich sich in ihr Herz. Es tat ihr weh die Kinder und auch Hopetown zu verlassen. Mrs. Powell war ihr ans Herz gewachsen und auch Rusty fühlt sich hier pudelwohl. „Rusty...“ schoss es ihr jetzt wieder durch den Kopf. Der große, getigerte Kater lag gemütlich auf dem Sessel und hielt ein Schläfchen. Gemeinsam mit Gilbert hatten sie geplant den Kater nach ihren Flitterwochen abzuholen, er sollte mit ihnen zusammen in Halifax leben. Doch Anne bekam plötzlich Zweifel, ob es Rusty dort auch gefallen würde. Rusty liebte seine Streifzüge hier in Hopetown. Würde er sich woanders einleben? Ihr Gedanken wurden unterbrochen, als sie einen Wagen vorfahren hörte. Sie sah aus dem Fenster und strahlte. Mit schnellen Schritten lief sie die Treppe hinunter, um Gilbert zu begrüßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)