On Air von -Zerschmetterling- ================================================================================ Kapitel 20: ------------ -20-   „Ja, hallo?“     Ich atmete zischend aus. Verdammt, es war eine Frau. War ja klar.     „Schönen guten Morgen, mein Name ist Sasuke Uchiha und ich arbeite bei Akatsuki auf Konoha Kiku. Vielleicht hast du ja schon mal was von mir gehört?“     Am anderen Ende der Leitung war nur noch lautes Kreischen zu hören und ich vergrub resigniert den Kopf in den Händen. Zwar konnte ich Sasuke gerade nicht sehen, doch ich war mir sicher, dass er zufrieden vor sich hin grinste.     „Oh mein Gott, bist du wirklich der Sasuke?“, fragte die junge Frau am anderen Ende der Leitung, um nochmal ganz sicher zu gehen.     Sie war völlig aus dem Häuschen, man konnte praktisch durch die Leitung hören, wie ihr kleines Herzchen vor Begeisterung hüpfte und ihre Stimme zitterte leicht, weil sie ihr Glück kaum fassen konnte. Ich hatte sowas von verloren.     „Ja, genau der bin ich“, bestätigte Sasuke ruhig. „Wie heißt du denn?“     Seine Stimme hatte mal wieder diesen besonderen Tonfall angenommen, der einen unwillkürlich einwickelte wie fließendes Karamell. Angenehm warm und samtig. Natürlich wusste ich, dass er grundsätzlich nur so mit jemandem redete, wenn er etwas wollte und in diesem Moment war er auf die Kleine angewiesen.     „Ich heiße Sari“, antwortete sie und fügte dann mit vor Nervosität bebender Stimme hinzu: „Sind wir gerade live on air?“     Je länger ich sie reden hörte, desto sicherer war ich mir, dass sie noch nicht besonders alt sein konnte. Wenn ich schätzen müsste, würde ich auf höchstens achtzehn Jahre tippen und das fiel genau in die Alterskategorie Frauen, die ein Sasuke Uchiha mit Leichtigkeit um den Finger wickeln konnte. Angespannt warf ich einen Blick auf den Zähler der Uhr. Schon über dreißig Sekunden und ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass sich Sasuke gerade erst warm machte.     „Das sind wir“, bejahte Sasuke. „Aber du musst dir keine Gedanken machen, du wirkst schon jetzt sehr sympathisch. Außerdem haben wir gleich auch noch ein bisschen Zeit für uns.“     Wenn ich ehrlich war, konnte ich den Moment gar nicht mehr abwarten, in dem ich das Gespräch endlich nicht mehr mit anhören musste. Die Art wie Sasuke jetzt schon damit begann seine schleimigen Fäden Schicht für Schicht um das arme Mädchen zu spannen, machte mich krank. Als ob er sie unter normalen Umständen auch nur eines Wortes gewürdigt hätte. Aber es waren nun mal keine normalen Umstände. Unsere heutige Aufgabe bestand nämlich darin, eine per Zufall ausgewählte Nummer anzurufen und die Person dann so lange wie möglich in der Leitung zu halten.     Da wir immer noch ein Radiosender waren und somit hauptsächlich Musik spielten, wurde nicht das gesamte Gespräch übertragen, sondern nur einzelne Passagen. Sasuke hatte sich zu diesem Zweck in den Schnittraum begeben, der gleichzeitig als zweites Studio genutzt wurde. Von dort aus konnte er ungestört telefonieren und Sakura konnte bei Bedarf immer wieder bei ihm reinschalten. Mithilfe der Kopfhörer war es mir ebenfalls möglich, das Gespräch im anderen Studio mitzuverfolgen. Allerdings war ich darauf momentan nicht besonders scharf. Irgendwie tat mir die Kleine Leid.     Sasuke hatte den Anfang gemacht, weil er die letzte Challenge tatsächlich verloren hatte. Obwohl ich zugeben musste, dass es ein geschickter Schachzug von ihm gewesen war, Suigetsu Hoozuki zu einer Autogrammstunde zu überreden – und dann auch noch direkt vor dem Einkaufscenter. Wie nicht anders zu erwarten, waren natürlich viele Leute aufgetaucht und bereits nach kurzer Zeit hatte sich eine regelrechte Menschentraube um die beiden gebildet. Ich hatte nicht schlecht gestaunt, als Hinata mir die Bilder gezeigt hatte, die sie für den Sender gemacht hatte. Im ersten Moment dachte ich sogar, dass es das für mich gewesen war.     Die Problematik bei Sasukes Plan war allerdings, dass die meisten Leute sich einfach nur schnell ein Autogramm abholten und dann schon wieder weg waren, was wohl nicht zuletzt an Suigetsus divenhafter Art lag. Die Schüler hingegen hatten sich die ganze Zeit über mit uns beschäftigt. Somit war es mir tatsächlich gelungen, mehr Personen auf einen Schlag zu versammeln als er, womit ich die Challenge letztendlich für mich entscheiden konnte. Es war so etwas wie die Kirsche auf der Sahnehaube, denn egal was am Ende dabei herausgekommen wäre, ich hatte den Tag genossen wie schon lange keinen mehr und würde sowieso nichts anders machen wollen.     „Heißt das, wir können noch länger telefonieren?“, Saris aufgeregte Stimme riss mich unsanft aus meinen Gedanken.     Was für eine idiotische Frage, genau darauf hatte es der Bastard doch abgesehen.     „Solange du willst“, versprach Sasuke verheißungsvoll.     Ich deutete an, mir einen Finger in den Mund stecken zu wollen, um mich zu übergeben und Sakura grinste mitfühlend. Mit Sicherheit war auch ihr bereits aufgefallen, dass das hier kein Stück weit der echte Sasuke war. Trotzdem schien es sie nicht so sehr zu stören wie mich, da sie ihn noch immer vergötterte.     „Das nehme ich doch direkt mal als Stichwort“, schaltete sich Sakura dennoch in das Gespräch ein. „Während ihr noch in Ruhe weiterquatscht, geht es bei uns weiter im Programm und zwar mit haufenweise neuer Musik. Natürlich halten wir euch weiterhin darüber auf dem Laufenden, wie es bei Sasuke und Sari weitergeht. Jetzt aber erst mal Killer Bee für euch mit seiner aktuellen Single Bakayaro, Konoyaro. Viel Spaß!“     Sakura kappte die Verbindung ins zweite Studio und startete den Song, dann lehnte sie sich erschöpft zurück.     „Na, das kann ja noch lustig werden“, seufzte sie. „Was denkst du, wie lange er sie hinhalten kann? Die Sendung geht nur noch bis zehn.“     „Wahrscheinlich ewig“, knurrte ich frustriert.     Es war aber auch unfair, dass Sasuke ausgerechnet ein junges Mädchen erwischt hatte. Bei einem Kerl hätte er mit Sicherheit mehr Schwierigkeiten gehabt, wobei ich an dieser Stelle wahrscheinlich das beste Gegenbeispiel darstellte. Jedes Mal, wenn ich mir vornahm nicht auf seine Provokationen einzugehen, wurde ich am Ende doch schwach.     „Im Notfall hab ich noch ein paar Ausschnitte von dem Interview mit Suigetsu, die ich spielen kann, wenn es zu langweilig wird“, meinte Sakura schulterzuckend.     Bis eben hatte ich komplett vergessen, dass der Schauspieler ihr ja im Auftrag von Sasuke ein Exklusivinterview gegeben hatte.     „Stimmt, den hab ich ja gestern verpasst“, erinnerte ich mich. „Muss ja ganz schön was losgewesen sein hier. Shikamaru hatte richtig schlechte Laune.“     Sakura verdrehte genervt die Augen, während sie ihre Ordnerstruktur nach einem bestimmten Werbejingle durchsuchte, der als nächstes gespielt werden sollte.     „Das ist alles Suigetsus Schuld“, schimpfte sie aufgebracht. „Der Kerl ist wirklich anstrengend. Erst kam er viel zu spät und dann hat er sich auch noch geweigert, das Interview mit Kiba zu führen, sodass ich einspringen musste. Er hat einfach darauf bestanden. Und weil der Typ nun mal super prominent ist, hat Kakashi mich dazu verdonnert, Überstunden zu machen.“     Ich machte ein mitleidiges Geräusch und legte ihr tröstend einen Arm auf die Schulter.     „Zumindest kannst du dir jetzt ein Interview mit Suigetsu Hoozuki in den Lebenslauf schreiben.“     „Oder eher umgekehrt“, murmelte sie.     Geschickt feuerte sie den nächsten Song ab, nachdem sie den Werbejingle ordentlich dazwischen platziert hatte. Ich verstand bis heute noch nichts von Studiotechnik, doch ich hoffte, dass ich spätestens dann eine Einführung bekommen würde, wenn der Sender mich als neuen Morningshowmoderator einstellte. Und vielleicht war ich dann auch irgendwann dazu in der Lage, die großen Stars und Sternchen zu interviewen.     „Wieso umgekehrt?“, hakte ich verblüfft nach.     Sakura schüttelte sich einmal demonstrativ.     „Der Kerl hat mich total ausgehorcht“, beteuerte sie dann. „Zwischen den Breaks hat er mich richtig mit Fragen bombardiert. Wollte wissen, wie ich zu Sasuke stehe, wie ich zu dir stehe. Alles Sachen, die ihn eigentlich überhaupt nichts angehen.“     Neugierig horchte ich auf.     „Und was hast du ihm gesagt?“     „Ich hab versucht ihm oberflächliche Antworten zu geben“, erzählte sie. „Aber er hat nicht locker gelassen und als er mich gefragt hat, ob ich auf einen von euch stehe, hab ich natürlich verneint.“     Ich grinste schelmisch.     „Das ist eine Lüge Sakura“, mahnte ich dann gespielt ernst. „Wir wissen beide ganz genau, dass du meinem Charme längst erlegen bist.“     Sie lief leicht rot an, wohl wissend, dass ihre Aussage tatsächlich eine Lüge gewesen war, wenn auch in eine andere Richtung als von mir behauptet. Seit unserem Gespräch gestern bei mir Zuhause, hatten wir das Thema Sasuke nicht mehr angeschnitten. Mir war nur aufgefallen, dass sie sich ihm gegenüber nun auch ein wenig distanzierter verhielt, als wären ihr ihre offensichtlichen Annäherungsversuche mittlerweile peinlich. Dass ich sie jetzt indirekt darauf ansprach, schien ihr allerdings noch peinlicher zu sein.     „Denkst du, Suigetsu hatte Interesse an dir?“, versuchte ich deshalb möglichst unauffällig das Thema zu wechseln.     „Was?“, rief sie schockiert.     „Naja, er hat darauf bestanden, das Interview nur mit dir zu führen und stellt dir dann solche Fragen. Also wenn du mich fragst, sind das alles Anzeichen dafür, dass er auf dich steht“, fasste ich knapp zusammen.     Normalerweise war ich immer derjenige, der bei solchen Themen auf der Leitung stand. In der Schule hatte es mal ein Mädchen gegeben, das über einen längeren Zeitraum ziemlich auf mich gestanden hatte. Sie war eher schüchtern, weswegen sie sich nicht getraut hatte, mich anzusprechen und wohl darauf gewartet hatte, dass ich es tat. Allerdings war meine Leitung in dem Fall einfach viel zu lang gewesen und als es endlich Klick gemacht hatte, waren es nur noch wenige Wochen bis zu unserem Abschluss gewesen.     „Ich hatte ein wenig gehofft, dass Sasuke ihn auf mich angesetzt hat“, gab Sakura peinlich berührt zu.     Überrascht sah ich sie an. An diese Möglichkeit hatte ich bisher noch gar nicht gedacht. Allerdings hielt ich sie auch nicht für besonders plausibel. Immerhin redeten wir hier immer noch von Sasuke und der war – wie ich selbst nur zu gut bestätigen konnte – eher von der direkten Sorte. Außerdem hatte ich nicht gerade das Gefühl, dass er überhaupt dazu in der Lage war, so etwas wie ehrliches Interesse an einer Person zu entwickeln. Das Spiel, das er mit mir trieb, war sicherlich auf vieles zurückzuführen. Ehrgeiz. Konkurrenzdenken. Sasukes Bedürfnis nach Kontrolle und danach, mich immer wieder vorzuführen, meinen Willen zu brechen. Aber ganz sicher hatte es nichts mit Gefühlen zu tun.     „Warum hast du Suigetsu dann nicht gesagt, dass du auf Sasuke stehst?“     Sie zuckte leicht zusammen, weil ich es nun doch so unverblümt ausgesprochen hatte und ihre Wangen färbten sich in einem noch intensiveren Rot, falls das überhaupt noch möglich war. Wieder einmal stellte ich fest, dass es mir nichts ausmachte, so offen darüber nachzudenken oder gar darüber zu reden. Meine Schwärmerei für Sakura war seit ihrem Versuch, mich in der Mittagspause auszuhorchen, schlagartig verpufft. Zu sehen, dass sie genau wie ich jemandem hoffnungslos hinterherrannte und bereit war, dafür fast alles zu tun, hatte den Zauber, der sie bis dahin immer umgeben hatte, einfach verfliegen lassen. Und es war hoffnungslos. Nicht weil sie nicht gut genug war für Sasuke, sondern weil er in meinen Augen einfach viel zu kalt war.     „Ich glaube nicht, dass Sasuke Interesse an mir hat“, sagte sie traurig.     Ihr Blick war auf den Bildschirm vor ihr gerichtet und schien doch hindurch zu gehen. Am liebsten hätte ich ihr widersprochen, einfach nur, um sie wieder lächeln zu sehen, doch ich wusste, dass es die Wahrheit war. Um der unangenehmen Situation zu entkommen, beschloss ich kurzerhand, mal in das Gespräch zwischen Sasuke und Sari reinzuhören. Ich griff nach den Kopfhörern und hielt mir einen davon ans Ohr. Die beiden telefonierten jetzt schon seit mehreren Minuten.     „Hast du einen Freund, Sari?“     Die Art wie Sasuke ihren Namen aussprach, ließ mir diverse Schauer über den Rücken kriechen. Er betonte die Silben sehr intensiv, ließ keinen Zweifel daran, dass er mit ihr sprach und nur mit ihr. Dass er der Kleinen gerade das Herz brach, war ihm dabei vermutlich vollkommen egal.     „Ähm, ich… also ich… ich hatte bisher noch nie einen Freund“, stammelte Sari.     Im Vergleich zu Sasukes tiefer und voller Samtstimme, klang ihre schwach und brüchig. Ihre Aussage untermauerte noch einmal mehr meine Theorie, dass sie noch sehr jung war. Am liebsten würde ich Sasuke am Arm packen, ihn aus dem Schnittraum schleifen und somit verhindern, dass er das arme kleine Ding mit jedem Wort noch weiter in seine Fänge zog. Allerdings würde sie das wohl kaum verstehen, denn sie genoss jede Sekunde Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. Sakura hatte meine verärgerte Miene bemerkt und sah mich fragend an, doch ich winkte schnell ab. In der Stimmung, in der sie sich gerade befand, sollte sie sich dieses Gespräch besser nicht auch noch antun. Wieder ergriff Sasuke das Wort.     „Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Du bist so ein interessantes Mädchen.“     Achtzehn Minuten. Er telefonierte jetzt schon achtzehn Minuten mit ihr. Nach dieser Aussage würde sie wohl kaum noch freiwillig auflegen, da musste schon eine Bombe direkt vor ihrem Haus explodieren und wahrscheinlich würde sie sich selbst dann noch verzweifelt an den Hörer klammern. Wenn das so weiterging, würde ich gar nicht mehr die Chance bekommen, selbst noch jemanden anzurufen.     „Meinst du das ernst?“, fragte Sari schüchtern.     „Natürlich“, raunte er bestätigend. „Immerhin habe ich gerade die Möglichkeit, dich besser kennenzulernen und ich bin mir sicher, dass mich einige Kerle darum beneiden werden.“     Sari kicherte leise. Im Hintergrund hörte man plötzlich weitere Stimmen, die ziemlich ungehalten klangen und dann passierte etwas, womit ich absolut nicht gerechnet hatte.     „Ich… ich… muss jetzt auflegen“, stammelte sie plötzlich. „In fünfzehn Minuten muss ich in der Schule sein. Aber wir können gerne wann anders weiter reden. Gibst du mir vielleicht deine Nummer?“     Ich winkte Sakura sofort wild zu, um ihr zu signalisieren, dass gerade etwas Interessantes passierte und sie griff sofort zu ihren eigenen Kopfhörern, um den Rest des Gespräches mitzubekommen. Gleichzeitig konnte ich nicht verhindern, dass sich ein schadenfrohes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete. Ein Blick auf die Zeit verriet mir, dass Sasuke die Zwanzig-Minuten-Marke noch nicht geknackt hatte.     „Tut mir leid, ich darf meine Nummer vom Sender aus nicht rausgeben“, log Sasuke. „Hast du nicht noch ein wenig Zeit?“     Man hörte hektisches Atmen am anderen Ende der Leitung, gepaart mit verschiedenen Geräuschen, die darauf schließen ließen, dass Sari gerade dabei war, sich Jacke und Schuhe anzuziehen.     „Meine Mutter bringt mich um, wenn ich jetzt nicht sofort nach draußen komme“, entschuldigte sie sich kleinlaut.     „Schade“, Sasukes Stimme klang nicht mehr halb so freundlich, wie noch vor wenigen Sekunden.     Neunzehn Minuten. Dreiundzwanzig Sekunden.     „Meldest du dich bei mir Sasuke?“, wollte Sari hoffnungsvoll wissen. „Du hast ja meine Nummer.“     Ich konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich so naiv war. Scheinbar hatte sie Sasukes Stimmungsumschwung noch gar nicht bemerkt oder aber sie ignorierte ihn geflissentlich.     „Natürlich.“     Nachdem er nichts mehr von ihr erwarten konnte, war Sasuke in sein typisches einsilbiges Antwortverhalten zurückgefallen. Spätestens jetzt musste sie erkennen, dass er nicht derjenige war, der er vorgab zu sein.     „Na dann hoffentlich bis bald.“     Sari wartete einige Sekunden ab, ob er noch etwas erwidern würde, doch als nichts mehr zurückkam, legte sie schließlich auf. Lautes wiederholtes Tuten dröhnte durch die Leitung, ein Geräusch das durch die Kopfhörer nur noch verstärkt wurde und doch wie Musik in meinen Ohren klang. Neunzehn Minuten. Achtundfünfzig Sekunden.     „Jetzt bin ich dran!“, rief ich motiviert.     Sasukes Laune war alles andere als gut, als er zu uns ins Studio zurückkehrte und sich auf dem Barhocker niederließ. Ausnahmsweise saß er mal am Rand und ich zwischen ihm und Sakura. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass er sich so viel Mühe gegeben hatte, nur um am Ende dann doch abgefertigt zu werden. Hätte Sari nicht zur Schule gemusst, wäre das Gespräch sicher noch stundenlang so weiter gegangen.     Sasuke war zwar kein besonders sozialer Mensch, doch er wusste nur zu gut, wo und wann er welche Knöpfe drücken musste, um seine Ziele zu erreichen. Schule war in diesem Fall schlicht und ergreifend als höhere Macht einzustufen, auf die er keinerlei Einfluss hatte. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als ich darüber nachdachte, ob ich Sari gestern möglicherweise bereits kennengelernt hatte. Wenn sie das Gymnasium in Konoha besuchte, war das gar nicht mal so unwahrscheinlich.     „Wie lange hat das Gespräch gedauert?“, wollte Sasuke schlecht gelaunt wissen.     Ich wackelte herausfordernd mit den Augenbrauen.     „Nur knapp zwanzig Minuten.“     Er musterte mich mit einem kritischen Blick.     „Idiot, mach das erst mal nach“, forderte er dann.     Ich sah schnell zu Sakura in der Hoffnung, dass sie mich unterstützen würde, wie wir es abgesprochen hatten, doch sie schenkte unserem kleinen Wortgefecht mal wieder kaum Beachtung und war stattdessen damit beschäftigt Ausschnitte aus Sasukes Telefongespräch für den nächsten Break vorzubereiten. Shikamaru stand bereits vor der Glastür und signalisierte mir winkend, dass ich mich langsam in den Schnittraum begeben sollte. Also verzichtete ich schweren Herzens auf einen weiteren verbalen Konter und ließ Sasuke und Sakura allein.     Als ich den Schnittraum betrat, umfing mich sofort wieder die spezielle Akustik und ich nahm mir etwas Zeit mich daran zu gewöhnen. Shikamaru hatte die Telefonanlage bereits so eingestellt, dass ich im Prinzip nur noch die Kopfhörer aufsetzen und auf Wählen drücken musste. Wenn es soweit war, würde Sakura mir ein Zeichen geben. Bis dahin hörte ich über die Kopfhörer das Programm, das Konoha Kiku gerade sendete. Ich wippte ein wenig auf dem Stuhl hin und her und machte mir Gedanken darüber, wen ich wohl in der Leitung haben würde, als das Zeichen schließlich kam.     Wie zuvor mit Shikamaru abgesprochen, drückte ich auf den Wählen-Knopf und hielt dann angespannt den Atem an, während das bekannte Tuten erklang. Zu Beginn des Gesprächs würden wir direkt live auf Sendung sein und wenn jetzt keiner ranging, hatte ich automatisch verloren. Ein Knacken ertönte in der Leitung. Erleichtert atmete ich auf.     „Wer ist da?“, bellte eine misstrauische Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)