Curse of the Nue von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 23: A Restless Night ---------------------------- Byakuya konnte nicht schlafen. Er hatte bereits vor einer Weile sein Buch fertig gelesen und lag nun im dunklen Raum und lauschte den Geräuschen der Nacht. Grillen zirpten und irgendwo, in einiger Entfernung, rief eine Eule. Er drehte sich um und blickte die leere, rechte Seite seines Bettes an. Renji hatte das Gelände irgendwann nach dem Abendessen verlassen. Er war nicht wieder gekommen. Morgen wäre ein schwieriger Tag für ihn, wenn er Rukia zum Senzaikyū eskortierte. Byakuya hätte ihn niemals darum gebeten, doch Renji wollte ihr bei stehen. Seine Stärke in dieser Sache war erstaunlich. Aber dennoch wäre es nicht einfach. Daher war der übergroße Pavian vermutlich irgendwo unterwegs, um seine Sorgen zu ertränken. Byakuya seufzte. Er wünschte, Renji wäre hier und würde dumme Sachen mit ihm machen. Aber Byakuya hatte Angst, dass er nun endlich ihre Beziehung zerstört hatte. Er sollte vermutlich sogar darüber nachdenken, zurück ins Familienanwesen zu ziehen. Er war nur im Quartier des Kommandanten geblieben um... verfügbar zu sein. Vielleicht ist das nun nicht weiter erforderlich. Er wünschte, er könnte Renji besser verstehen. Wenn er das tat, könnte er vielleicht das Chaos zwischen ihnen ein wenig ordnen. Er gab auf, Schlaf zu finden und stand auf, zog seine Robe enger um ihn herum. Wenn er wirklich Renji verstehen wollte, musste er mit jemanden reden, der genau dies tat. „Schon wieder nach Mitternacht, Renji? Du fängst an, mich wahnsinnig zu ma...“, begann Rukia mit dem Rücken zu ihrem Bruder. Doch als sie plötzlich dessen Reiatsu bemerkte, zog die scharf die Luft ein. Byakuya stand im Schatten in der Nähe der Tür und fixierte die Zelle. Er konnte es nicht übers Herz bringen, näher heranzukommen. Konnte die paar Schritte nicht machen, die erforderlich wären, um über die Türschwelle zu treten. Das Mondlicht war ein kalter, silberner Streifen auf dem Boden und die Gitterstäbe brachen es mit dunklen, bedrohlichen Streifen. Rukia drehte sich auf dem Stuhl herum und blickte ihn mit großen, bebenden Augen an. „Oh! Bruder! Du bist es wirklich.“ Byakuyas Herz bebte bei dem Anblick ihres grazilen, herzförmigen Gesichts und den großen, violetten Augen. Sie sah Hisana so ähnlich. Wie erfreut wäre sie gewesen, zu hören, dass sie ihn mit 'Bruder' anredete. Wie wütend sie wäre, wenn sie wüsste, dass er sie von sich stieß. [style type="italic"]Aber ich schwöre, ich habe alles getan, was ich möglich war, meine Geliebte. Alles Legale.[/style] „Es tut mir leid“, würgte sie hinaus. „Es ist alles mein Fehler. Ich habe Schande...“ „Nein“, sagte er und unterbrach sie scharf. Sie könnte niemals weniger als sein Stolz und seine Freude sein. Und selbst wenn es wahr war, wollte er nicht hören, dass sie solche Dinge sagte. Er holte tief Luft. „Lass uns über erfreulichere Dinge sprechen.“ Sie nickte, ihr Kopf wippte dabei, wie bei einem kleinen Mädchen. Weiße Finger griffen in ihren Hakama und sie blickte ihn herzzerreißend hoffnungsvoll an. „Du wurdest beim diesjährigen Kirschblütenfest vermisst“, sagte er. „Viele Leute hatten nette Erinnerungen an dich und haben nach dir gefragt“. Und nächstes Jahr würde er ihnen alle erzählen müssen, dass sie von ihnen gegangen war. Öffentlich hingerichtet, wie eine gewöhnliche Kriminelle. Oder, vielleicht sogar noch schlimmer, es wäre wie nach Hisanas Tod... Alle flüsterten und starrten. Sagten nichts oder ratterten nur diese furchtbaren, schmerzvollen Plattitüden hinunter. „Oh?“, sie versuchte zu lächeln. „Und wurdest du wieder von einem Haufen Verehrerinnen belagert, wie letztes Jahr?“ „Nein. Zum Glück hat sie Renji auf Abstand gehalten.“ „Renji?“, sie hörte sich überrascht an. „Du hast Renji mit zum Hanami genommen?“ „Natürlich. Wen sonst?“, fragte Byakuya. Hatte Renji ihr nichts von ihnen erzählt? „Aber was ist mit deinem... Lehrling?“ „Meinem was?“ „Dein... ähm... Wakashū." Byakuya starrte sie sprachlos an. Renji hatte davon erzählt, aber nicht angedeutet, dass es um ihn ging? War ihm ihre Beziehung peinlich? Der Schwarzhaarige vermutete, dass er erfreut darüber sein musste, dass Renji ihr Privatleben nicht überall in der Soul Society herumerzählte. Dennoch war er sich sicher gewesen, dass wenn Renji darüber mit irgendwem sprach, wäre es Rukia. Rukia blickte ihn fragend an. Byakuya schüttelte seinen Kopf. „Du bist falsch informiert. Ich habe keinen Wakashū.“ „Renji scheint aber zu denken...“ „Ich habe einen Liebhaber“, erklärte er ihr. „Eine ziemlich dumme und irritierende Person. Jemand, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, warum ich es weiter fortführe.“ Rukia blinzelte ihn an. Vielleicht war sie überrascht, dass er so offen über sein Privatleben sprach, aber sie war seine Schwester. Seine einzige verbliebene, echte Familie. Wenn er mit ihr über solche Dinge nicht sprechen konnte, mit wem denn sonst? Sie lächelte ihn traurig an, doch in ihren Augen blitzte Humor. „Du klingst geschlagen, Bruder.“ Er war von dieser Erkenntnis überrascht. „Tue ich das?“ „Uh-huh“, sie nickte und ihre Augen glänzte immer noch Freude. „Diese Person weiß wirklich, wie sie dir unter die Haut geht.“ Nun ja, so viel war absolut wahr. Byakuya hatte nie darüber nachgedacht, dass die Tatsache, dass ihn Renji so sehr auf die Palme bringen konnte, auch ein Zeichen seiner Zuneigung zum Rothaarigen sein konnte. „Würdest du mir von deinem Liebhaber erzählen?“, fragte sie hoffnungsvoll. Wenn er das tun würde, würde sie ihn sofort erkennen. Aber Byakuya konnte ihr den Wunsch nicht abschlagen. Außerdem war er mit dem Wunsch zu ihr gekommen, Renji besser zu verstehen. Wenn er Rukia ein paar Details erzählte, könnte Rukia im vielleicht helfen, ein paar Dinge für sich selbst herauszufinden. Da waren natürlich diese körperlichen Dinge, aber auch wenn Rukia seine Schwester war, konnte er ihr nicht erzählen, wie fasziniert er von der Wildheit von Renjis Körper war. Von den verrückten, roten Haaren, das Gewirr an Tattoos und seine kraftvolle Statur... Selbst die Art und Weise, wie er sich mit Zabimaru in seiner Hand bewegte. Stattdessen nahm Byakuya einen tiefen Atemzug. „Ehrlich gesagt, habe ich niemals jemanden wie ihn zuvor kennengelernt.“ Bei den Worten entspannte sich Rukia sichtlich, ihre Finger lösten sich von dem Stoff ihres Hakama. Sie legte einen Arm über die Stuhllehne und bettete ihren Kopf darauf, als würde sie einer Gute-Nacht-Geschichte lauschen. Also fuhr Byakuya weiter fort. „Ich war noch niemals in meinem Leben von einer Person mehr frustriert. Er ist so anders als ich, dass ich mich manchmal frage, ob wir überhaupt irgendetwas gemeinsam haben. Er fordert mich auf, zu geben, aber selbst wenn ich gar nichts habe, weigert er sich, uns aufzugeben. Im Gegensatz zu mir. Ich hatte niemals geglaubt, dass jemand das Loch ausfüllen könnte, das zurückgelassen wurde von...“, er unterbrach sich selbst, bevor er Hisana erwähnte. Byakuya war sich sicher, dass Rukia zu jung war, um irgendwelche Erinnerungen an ihre Schwester zu haben, aber er wollte es nicht riskieren. Er seufzte leise. „...und das tut er auch nicht. Nicht im Geringsten. Stattdessen scheint es so, als würde er mehr und mehr eine Brücke darüber bauen und drum herum arbeiten.“ Sie war so leise, dass sich Byakuya kurz fragte, ob sie eingeschlafen sei. Aber dann hörte er wieder ihre Stimme. „Renji lag falsch. Er scheint zu glauben, dass du diesen Kerl nur benutzt. Doch du bist offensichtlich verliebt.“ [style type="italic"]Liebe?[/style] Byakuya hat sich dagegen die ganze Zeit gesträubt. Doch nun musste er zugeben, dass es sich wirklich genauso anhörte. „Vielleicht.“ „Danke, dass du mir etwas über ihn erzählt hast, Bruder“, sagte sie, hob aber nicht ihren Kopf. „Es ist ein großer Trost für mich, wenn...“, sie stoppte, unfähig, den Gedanken zu Ende zu bringen. „Ich bin froh, dass du nicht alleine sein wirst“, fügte sie hinzu. Aber das würde er sein. Renji würde ebenso trauern. Rukia zu verlieren würde nur dazu führen, dass sich der Graben zwischen ihnen nur weiter vergrößerte. „Sei kein Narr“, sagte er scharf und wandte sich zum Gehen um. „Es wird keinen Trost für die Zurückgebliebenen geben“, sagte er über die Schulter. Als er ging, glaubte er, Rukia noch eine letzte Entschuldigung flüstern zu hören. Byakuyas Füße trugen ihn zum Garten seines Anwesens. Er setzte sich auf eine niedrige Holzbrücke, seine Beine hatte er durch das Gelände hindurchgestreckt und die Füße baumelten im Wasser. Das hatte er als Kind sehr oft gemacht. Fische sprangen hoch und schnappten nach Stechmücken, die im Schwarm über der Wasseroberfläche flogen. Die Landung der Fische ließ das Wasser zwischen den Seerosenblättern nach oben spritzen. Er hatte immer gehofft, dass das Soldatendasein das Ende seiner... Einsamkeit sei. Seine Akademiezeit war eigentlich mehr Kurzprogramm für den Kuchiki-Erben gewesen. Wenn er nicht gerade mit diesen ewig kriecherischen Lehrern hatte fertig werden müssen, die immer wieder versucht hatten, in der Nähe eines Mitgliedes einer der ersten, wahren Familien zu sein. Währenddessen waren all diese schultypischen Dinge außerhalb seiner Reichweite gewesen. Feiern, Romanzen, Gezanke mit den Zimmergenossen und was sonst noch alles. Es geschah immer alles weit weg von seinen privaten Gemächern. Auch wenn er sich unter die normalen Schüler begab, traute sich niemand an ihn heran. Nicht, dass er irgendein Angebot der Freundschaft akzeptiert hätte. Das hätte er nicht tun können. Dafür war er nicht stark genug. Sein Vater war nur einige Monate vorher gestorben. Seine Mutter kurz danach. Yoruichi war, nur kurz vor seinem Eintreten in der Akademie, aus der Soul Society verschwunden. Da blieb keine Zeit, das Ganze zu verarbeiten, denn dann stand auch schon das Genpuktu vor der Tür. Die Zeremonie, dass er das Alter erreicht hatte, um die Verantwortung, die er einmal als Clanoberhaupt bekommen würde, zu akzeptieren. Sein Großvater, so vollkommen anders, als sein liebevoller Vater, hatte nichts weiter zu ihm gesagt, als ernste Wort, die seine Erwartungen nur unterstrichen. Byakuya war, offen gesagt, starr vor Schreck gewesen. Er war so wütend, so verletzt, so ohne Möglichkeit gewesen, es herauszulassen. Alles was er hatte tun können, war die Kraft seiner emotionalen Aufruhr in sein Reiatsu zu legen. Der einzige Trost während dieser Zeit war das Wiedersehen mit Senbonzakura gewesen. Die einzige Seele, die er genug vertraute, um alles mit ihr zu teilen. Die ihm half, die Bürde zu tragen. All der Schmerz wurde seine größte Stärke. Seine enge, einzigartige Beziehung mit seinem Zanpakutō war einer der Gründe gewesen, warum er so schnell Bankai erreicht hatte und die Prüfung zum Kommandanten bestanden hatte Sein Großvater besaß die Dreistigkeit, stolz auf diesen Erfolg zu sein. Aber für Byakuya war es nur ein Zeichen dafür, wie wenig er hatte. Er tauchte einen Zeh ins kalte Wasser und trat Wassertropfen in die Luft. So viel zu besitzen und doch so wenig zu haben, war die größte Ironie seines Lebens. „Oooh, da bist du ja!“, hörte er eine Stimme aus den Büschen. „Warum bist du nicht mit allen anderen auf Blümchens Geburtstagsfeier?“ „Wer ist da? Zeig dich!“ Yachiru, die kleine, pinkhaarige Vizekommandantin der 11. Einheit, kam unter einem Hortensienbusch hervor und kam ans Flussufer. Sie schien eine Art Haarreif mit Katzenohren zu tragen und hatte aufgemalte Schnurrhaare auf ihrem runden Wangen. Sie winkte Byakuya und sprang den Pfad entlang bis zur Brücke. Dann ließ sie sich neben ihn auf die Holzbrücke plumpsen. „Das ist ein privates Anwesen“, ermahnte er sie leicht. „Ich weiß! Ich musste die Mauer hinaufklettern“, sagte sie, als sei sie über diese Tatsache verärgert. Sie legte ihr Kinn auf die unterste Strebe der Brüstung und blickte über das Wasser. „Du machst es den Leuten sehr schwer, herzukommen und diesen wunderschönen Garten zu genießen.“ „Das ist der Sinn hinter 'Privat'“, sagte Byakuya trocken. „Damit die Leute draußen bleiben.“ Sie schien das sehr ernst in Erwägung zu ziehen, kratze sich dabei am Kopf, sodass die Katzenohren wippten. Dann starrte sie ihn mit ihren großen, leuchtenden Augen an. „Aber wenn du die Leute immer draußen lässt, wie kannst du überhaupt Freunde haben?“ Byakuya seufzte. Er imitierte ihre Pose auf der mittleren Strebe, bevor er wieder ansetzte. „Durchaus. Das habe ich mich gerade selbst gefragt.“ „Möchtest du zu einer Feier gehen?“ „Ich befürchte, ich bin kaum für eine soziale Verpflichtung gekleidet“, erwiderte Byakuya und deutete auf sein Schlafkimono. „Oh, aber sein Kimono ist großartig. Es sind sogar Blumen drauf“, beharrte Yachiru strahlend und strich vorsichtig über die lavendelfarbene Seide, welche mit weißen Apfelblüten bestickt war. Sie griff nach seiner Hand und stand auf. „Außerdem ist es Kenny egal. Also komm!“ Er musste kurzzeitig dem Wahnsinn verfallen sein, dass er sich von Yachiru zur 11. Division zerren ließ. Während er nur sein Schlafkimono trug. Zumindest schien die Party langsam abzuflauen. Dennoch blickten viele 2 Mal hin. Offensichtlich hatten sie Schwierigkeiten ihn ohne Uniform und Kenseikan zu erkennen. Yachiru plauderte während ihres Spaziergangs unermüdlich vor sich hin. Das meiste davon waren alberne bis liebenswürdige Belanglosigkeiten. „Weißt du überhaupt, wie alt Shunsui ist? Er muss doch irgendwas um eine Myriade Jahre alt sein. Und trotzdem feiert er mit Freude seinen Geburtstag. Ich möchte auch mal so sein wie er, wenn ich steinalt bin.“ „Vielleicht kannst du ihm zum Geburtstag ein wenig Respekt zeigen und ihn als Kommandant Kyōraku anreden. Oder zumindest als Shunsui-san." Yachiru blinzelte zu ihm auf. "Du bist lustig, Byakuya-chama." 'Chama', hatte Byakuya gelernt, war Yachirus eigene Version der Ansprache. Es kombinierte das kindlisch familiäre 'chan' mit der Achtung von 'sama'. Sie erreichten das Übungsgelände der 11. Division. Eine große Anzahl an Soldaten lag dort herum, schliefen bereits oder hatten sich zu einem Haufen zusammengerottet, um zu spielen, saufen oder andere Dinge zu tun. Bedacht auf seine nackten Füße stieg Byakuya über den jungen Mann, der in seinem eigenen Erbrochenem, nahe der Treppe, lag. Er hielt Yachiru lange genug an, um sicher zu gehen, dass der Soldat noch atmen konnte und nicht in Gefahr lief, zu ersticken. „Warum hast du das getan? Kenny würde das nicht stören“, sagte Yachiru, als sich der Schwarzhaarige wieder aufrichtete. „Es sollte die Pflicht eines Kommandanten sein, die Gesundheit seiner Soldaten zu beachten. Nebenbei wäre es eine lächerliche Art, einen Soldaten einer Einheit zu verlieren“, bemerkte er. Sie nahm wieder seine Hand und führte ihn ins Innere. Die Kantine schien den Hauptteil der Partygäste zu beherbergen. Zumindest die, die noch nüchtern genug waren, um noch gerade zu stehen. Der Kenpachi hielt eine Art Ansprache und hatte eine Schar Leute um sich versammelt. Seine bombastische Singstimme erinnerte Byakuya an die traurigen Schreie eines verwundeten Tieres. „Oh! Kuchen!“, rief Yachiru und zeigte auf etwas im Raum und zog ihn mit sich. Sie waren gerade erst ein paar Schritte gegangen, als Kyōraku zu ihnen gestolpert kam. Er lächelte betrunken unter seinem Hut. "Oh, Yachiru. Du hast mir ein Geschenk mitgebracht. Wer ist dieser hübsche, junge Nachzügler...?" Kyōrakus Augen fixierten endlich Byakuyas Gesicht und er schien schockiert davon, was er sah. "Grundgütiger. Herr Byakuya! Du hast keine Schuhe an! Deine Füße sind voll Dreck und du scheinst dein teures... Gepäck zurückgelassen zu haben." Da gab es nichts, was Byakuya darauf hätte erwidern können. Es war ohne Zweifel irritierend, ihn so unformell gekleidet zu sehen. Also ignorierte er die Kommentare. "Alles Gute zum Geburtstag Shunsui-san. Ich muss mich für das Fehlen eines Geschenkes entschuldigen. Bis vor ein paar Minuten wusste ich noch nichts von deiner Feier.“ „Oh, ich danke Gott für diese steife Formalität“, atmete Kyōraku erleichtert aus und nahm seinen Hut, um sich Luft zuzuwedeln. „Oder ich hätte geglaubt, ich sei in ein Wurmloch und in eine alternative Realität gefallen, in der Byakuya Kuchiki keine Schuhe trägt.“ „Ich hole Kuchen“, verkündete Yachiru, ließ Byakuyas Hand los und verschwand. Byakuya wollte ihr nachrufen, dass sie es mit den Süßigkeiten nicht übertreiben solle, aber schluckte diesen Anflug von elterlichen Gefühlen hinunter. Sie war immer noch die Vizekommandantin hier. Sie konnte tun, was sie wollte. Währenddessen schaute ihn das Geburtstagskind weiterhin neugierig an. Aus irgendeinem Grund schien er von Byakuyas schmutzigen Füßen fasziniert zu sein. „Kein Geschenk, eh? Natürlich fühle ich mich furchtbar, furchtbar vor dem Kopf gestoßen“, begann Kyōraku und setzte den Hut wieder auf. „Ich vermute, es wäre zu viel verlangt, wenn ich nach einem Geburtstagskuss von dir fragen würde? Ehrlich gesagt, war ich überrascht, dass dein Vizekommandant einwilligte.“ Renji hatte Kyōraku geküsst? Wie betrunken war er genau? Und was für ein Anblick das gewesen sein musste! Byakuya hielt seine Mimik ausdruckslos. „Mein Vizekommandant ist sehr willig“, sagte er flach. „Und du?“, fragte Kyōraku lasziv. „Sehr viel weniger.“ „Ah, nun gut“, seufzte sein Gegenüber. „Ein Junge kann träumen.“ „Durchaus“, Byakuya bemerkte, dass Ukitake nirgendwo zu sehen war. Er fragte sich, was der Kommandant der 13. Einheit von dessen kleinen Liebeleien hielt. Doch schien seine Frage nach Küssen ziemlich harmlos, so wie die Sache stand. Und wenn Kyōraku Mitglieder der 13 Hofgarden nicht sexuell belästigte, war das Universum tatsächlich aus den Fugen geraten. Plötzlich spürte Byakuya, wie das Reiatsu von Kenpachi bedrohlich auf ihn zukam. Er nutzte Shunpo um sich noch rechtzeitig umzudrehen, um einen Schlag von Zarakis gigantischer Hand auf den Rücken zu verhinden. „Heilige Scheiße, du bist es wirklich! Was mischst du dich unter das gemeine Volk, Kuchiki? Du bist ja fast halb nackt und wo sind deine verdammten Schuhe?“ „Ich habe nicht bemerkt, dass Schuhe für das Erscheinen erforderlich sind“, Byakuyas Blick deutete auf Zarakis blanke Füße. „Dennoch entschuldige ich mich, nicht entsprechend gekleidet zu sein.“ „Ich hab ihn her gebracht, Kenny“, flötete Yachiru, als sie plötzlich auf ihren gewohnten Platz auf Zarakis Rücken erschien. „Er sah einsam und traurig aus. Ich dachte, eine Party würde ihn aufheitern.“ „Einsam und traurig, eh?“, wiederholte Zaraki und durchlöcherte Byakuya mit einem Blick, den der Schwarzhaarige ganz und gar nicht mochte. „Na ja, scheint mir so, als wäre es seine eigene, verdammte Schuld. Abarai sah vor 20 Minuten aus wie ein verprügelter Hund. Bevor er sich einen Freund gesucht hatte.“ „Kenpachi!“, schimpfte Kyōraku. „Das war kaum notwendig.“ Renji hatte mit jemanden anderes die Party verlassen? Schon? Wer? Wer hatte ihn so schnell ersetzt? In der Zwischenzeit haute Yachiru mit ihren kleinen Fäusten auf Zarakis Kopf ein. Sie hinterließ Spritzer von pinker Glasur auf seiner Stirn. „Das war nicht nett, Kenny. Jetzt machst du Byakuya-chama schon wieder ganz traurig.“ „Es ist kein Thema“, schaffte es Byakuya zu sagen. „Die Angelegenheiten meines Vizekommandanten sind seine eigenen.“ „Verschissener Schwachsinn“, sagte Zaraki mit hämischen Grinsen. Yachiru bearbeitete wieder Zarakis Kopf, hinterließ dieses Mal ein fast perfekter Handabdruck aus pinker Glasur. „Kenny, du hast mir gesagt, es sei ein Geheimnis.“ „Nein. Ich habe gesagt, dass meine Meinung, Kuchiki sei viel zu sehr Eisprinzessin, als das es funktionieren könnte, ein Geheimnis ist.“ „Oh, richtig“, sagte sie und leckte den Rest der Glasur von ihrem Daumen. Um Himmels willen, hatte Renji diesen Schlägern der 11. Einheit alles erzählt, was er Rukia nicht sagen konnte? Hat sein Vizekommandant denn absolut keinen Sinn dafür, das Risiko zu minimieren? Von allen Leuten in der Soul Society, waren das die Letzten, von denen Byakuya wollte, dass sie über sein Sexleben Bescheid wussten. „Komm schon, Herr Byakuya“, sagte Kyōraku freundlich. „Ich hol dir eine Schale Sake. Er ist von meinem privaten Vorrat.“ Vertraue Shunsui, selbst betrunken bot er dir einen Fluchtweg. „Das wäre nett, vielen Dank“, sagte Byakuya und nutzte die Gelegenheit, um Kyōraku zu folgen. Weg von Zaraki und Yachiru, die über den Stand der Dinge diskutierten und über was nicht in der Öffentlichkeit geredet werden sollte. Als er ihm eine Schale reichte, sagte Kyōraku: „Leg nicht so viel Wert darauf, was Kenpachi sagt. Er lebt dafür, Ärger zu machen. Besonders bei dir.“ Byakuya nickte, doch es änderte nicht die Tatsache, dass Renji herumstreunte. Byakuya fragte sich, ob er, wenn er die hinteren Räume des Geländes absuchte, er Renji vorfinden würde, wie er es bereits getan hatte. Zwischen verschwitzten, erledigten Körpern zweier Männer? Oder hatte dieses Mal eine Frau seine Aufmerksamkeit erregt? Oder vielleicht zwei oder drei? „Du solltest auch nicht Herrn Renji Vorwürfe machen“, begann Kyōraku wieder. „Immerhin war er betrunken genug, um mich zu küssen.“ Byakuya öffnete seinen Mund, um zu sagen, dass es keine Entschuldigung sei, als Kyōraku hinzufügte: „Und du weißt, dass er verletzt war.“ „Was? Was hat er dir gesagt?“ „Nichts, aber es war offensichtlich in der Art, wie er mich geküsst hat.“ „Oh? Und die wäre?“ Kyōraku blickte ihn an, als müsse Byakuya wissen, was er damit sagen wollte. Als er jedoch nicht zu begreifen schien, seufzte der Braunhaarige langgezogen. „Als wäre er eine lange Zeit nicht mehr befriedigt worden.“ So viel Wut kam in Byakuya bei der Behauptung auf, dass er Renji nicht glücklich machen konnte. Sein Reiatsu rüttelte an den Tellern auf den Tischen, bevor er es wieder unter Kontrolle bringen konnte. 2 Sekunden später spürte er es. Irgendwo in der Nähe hatte Renji gerade seinen Höhepunkt erreicht. „Bitte entschuldige mich“, sagte Byakuya und drehte sich um. „Ich muss gehen. Der morgige Tag gestaltet sich mehr und mehr zu einem Schwierigen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)