Curse of the Nue von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 4: The Taste of Blood and Sins -------------------------------------- Renji wachte, auf der Seite liegend auf. Er war nackt, lag auf dem Fußboden und hatte den eisenhaltigen Geschmack von Blut in seinem Mund. Vom Stand der Sonne, die durch das Fenster schien, erkannte er, dass es spät war. Weit nach Mittag. Er dachte, dass er vielleicht im Quartier des Kommandanten war, aber der Ort war vollkommen verwüstet. Er hatte davon… geträumt, einen nervigen, zimperlichen Jungen mit Brille, einer Einkaufstasche und ziemlich seltsamen Superkräften umgebracht zu haben. Oder… war es vielleicht passiert… hmmm. Naja, da war auch noch so ein bescheuerter, menschlicher Junge gewesen – oder war es ein Shinigami? – der ihm mit einem überdimensioniertem Zanpakutō den Hintern aufriss. Es war nur ein furchtbarer Albtraum. Es musste ein Traum sein, nicht wahr? Dieses riesige Schwert musste ganz klar irgendwie freudianisch sein. Er hoffte, dass zumindest ein Teil seiner Erinnerung Träume gewesen sein mussten. Denn Renji hoffte, dass er Rukia nicht ins Gesicht geschlagen hatte. Oder… Versucht hatte seinen Kommandanten zu missbrauchen. Mit einem Stöhnen schaffte es Renji, sich auf seinen Rücken zu drehen. Himmel, hatte er Schmerzen. Kaum ein Muskel schmerzte nicht und jemand hatte ihn geschnitten. Mehr als einmal. Schwere, tollpatschige Finger fanden einen schmalen, höhnischen Schnitt an seinem Kinn. Oh Scheiße. Diese kleine orange-haarige Rotzgöre war echt. Warte, hatte Byakuya dieses Kind nicht mit dem coolen-Angriff-ohne-Namen umgebracht? Hmm… Dann war wohl alles in Ordnung. Byakuya… Renji hob seinen Kopf und blickte sich um. Es war definitiv einmal das Quartier des Kommandanten gewesen, bevor es zu einem Kriegsschauplatz geworden war. Da war dieses unermesslich teure, antike Aquarell von einem Fischreiher… in zwei gerissen und der Rahmen vollständig zerstört. Seide im Wert eines Vermögens lag in Fetzen verstreut im Raum. Teile der Uniform lagen zerrissen oder zerknittert an jedem nur erdenklichen Ort. Ein einzelner Tabi hing von einem Balken an der Decke. Die Kommode war umgekippt und sein Inhalt, zerbrochen und zerstört, lag überall verstreut. In all dem Schutt fixierten Renjis Augen, warum auch immer, die kleine, juwelenbesetze Holzbox, in der normalerweise Byakuyas Kenseikan aufbewahrt wurde. Sie schaute aus, als wäre sie zertrampelt worden. „Uh, Kommandant?“, rief Renji hoffnungsvoll. „Leben sie noch?“ Als keine Antwort kam, setzte sich Renji auf. Scheiße, sogar der Futon wurde beschädigt. Der Rahmen war verzogen und aus der Matratze ragte ein Teil der Füllung in großen Klumpen hervor. Renji sah bereits eine dicke Gehaltskürzung auf sich zukommen. Falls er nicht wegen Mord vor dem Kriegsgericht enden würde. Er fing langsam an, sich wirklich Sorgen zu machen. Er überlegte, was er tun könnte, um eine Reaktion von seinem Kommandanten zu provozieren, selbst wenn dieser nur noch einen Atemzug in sich übrig hätte. „Yo, Byakuya! Wo bist du, Kumpel? Blutest du irgendeine Ecke voll?“ Keine Antwort. Als Renji aufstand und mit einer hektischen Suche nach Körperteilen beginnen wollte, glitt ein Zettel langsam zu Boden. Renji blinzelte einen Moment dümmlich, bis er die sorgfältige Schrift des Kommandanten erkannte. Er beugte sich hinunter und hob es auf. Es war eine Notiz. Es sah so aus, als hätte sie auf der verwundeten Stelle seiner Schulter gelegen. Dort stand: Nimm den Tag frei. Renji schaute auf die andere Seite und hoffte auf mehr. Sie war leer. Er drehte das Papier erneut und überflog die Notiz erneut und versuchte diesmal, dabei zwischen den Zeilen zu lesen. War es ein ‚Nimm den Tag frei, du hast es dir verdient‘ oder ‚Nimm den Tag frei, ich will dich nicht sehen‘? Es war unmöglich, das zu sagen. Renji war an einem Punkt angelangt, an dem er manchmal Byakuyas kleinste Veränderungen in der Mimik sah oder die verborgene Nachricht in seinem Tonfall. Aber mit dieser technisch perfekten, unpersönlichen Kalligraphie konfrontiert, hatte er keine Ahnung. Noch nicht einmal ein Anhaltspunkt. Trotzdem versuchte Renji verzweifelt das Rätsel zu lösen, suchte nach etwas mehr in diesen spärlichen Worten. Doch leider hatte Renji niemals davon gehört, dass Byakuya jemanden mit einem freien Tag für gutes Verhalten belohnte. Auf der anderen Seite hatte Byakuya vermutlich auch noch niemanden gefragt, sein Höllenhund zu werden. Die gute Nachricht ist, dachte Renji und ließ den Zettel zu dem Rest des Chaos fallen, ich habe Byakuya zumindest soweit ganz gelassen, dass er schreiben kann. Die Schlechte: Er kann auch immer noch von seinem Schwertarm Gebrauch machen. Renji stand eine lange Zeit auf der Stelle, überblickte den Schaden und fragte sich, was zum Teufel er nun mit sich anstellen wollte. Er überlegte, ob er in Byakuyas Bett krabbeln und versuchen sollte zu schlafen. Er zuckte mit den Achseln, die Idee war so gut, wie jede andere. Vorsichtig ging er zum Bett und versuchte, nicht noch mehr kaputt zu machen. Als über dem Futon stand, starrte Renji finster auf die zerrissenen, beschmutzten Laken. Es war absolut verstörend zu sehen, dass Byakuyas Seite den meisten Schaden erlitten hatte. ‚Seine‘ Seite war seltsamerweise unberührt. Es war, als wenn er selbst in dem Zustand, in dem er sich befunden hatte, daran gedacht hatte, wo er schlief. Das ist auch der Grund, warum ich die Box zerstört habe. Ich hasse dieses beschissene Kenseikan. All das Zeug des Kommandanten, alles… Teure. Renji schüttelte den Kopf. Er konnte Zabimaru nicht dafür verantwortlich machen. Das waren seine eigenen Dämonen. Ein sanftes Rütteln an der Tür ließ ihn zusammenfahren. Renji war schon fast an der Tür, als er sich daran erinnerte, dass er nackt war. „Wer ist da?“ „Sanitäter der 4. Einheit.“, antwortete eine männliche Stimme. „Kommandant Kuchiki hat nach mir verlangt. Wenn ich richtig verstanden habe, sind sie verwundet, Vizekommandant.“ „Verschwinde.“, sagte Renji. „Alles in Ordnung, mir geht es gut.“ Auf der anderen Seite der Reispapier-Tür war es still, aber Renji konnte immer noch das ruhige, beständige Reiatsu spüren. Der Sanitäter räusperte sich. „Der Kommandant hat mich vollständig instruiert, Vizekommandant. Es wird mich nicht schockieren.“ Vollständig instruiert? Was zum Teufel? Irgendwie konnte sich Renji nicht vorstellen, wie Byakuya ruhig sagte: ‚Schau nach meinem Vizekommandanten, ich habe ihn nackt und blutend in meinem Quartier zurückgelassen‘. Aber je mehr Renji darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass Byakuya vermutlich die einzige Person in der ganzen Soul Society war, der so etwas sagen konnte ohne Gegenfragen zu erhalten. Niemand würde es wagen. „Ich habe ihr Gewand.“, bot der Sanitäter an, als Renji nicht antwortete. „Kommandant Kuchiki hat es persönlich vorbei gebracht. Renji runzelte die Stirn. Er ging näher zur Tür und starrte das Reispapier an, als könnte er hindurchblicken. „Mein Gewand?“ „Ja, der Hübsche mit den Blumen. Ich muss sagen, er sieht sehr behaglich aus.“ Renji öffnete die Tür. Der Sanitäter hatte das typische Aussehen der Mitglieder der 4. Einheit. Er war klein, bescheiden und schien traditionell veranlagt zu sein. Sein langes, schwarzes Haar war mithilfe eines Pferdeschwanzes aus seinem angenehmen und harmlosen Gesicht gebunden. Das Haar ging ihm fast bis zur Mitte seines Rückens. Er blinzelte noch nicht einmal, als sich Renjis nackter Körper vor ihm aufbaute, doch seine Augen schienen sofort die Verletzungen zu lokalisieren. „Gute Wahl, Vizekommandant.“, sagte er und überreichte ihm die Robe. „Ziehen sie sich an. Ich nehme den Rest meiner Utensilien.“ Renji stoppte ihn mit einer Hand auf der Schulter. „Bleib stehen. So lautet die Abmachung.“, begann der Rothaarige. „Du kannst reinkommen, aber dafür erzählst du mal alles, was der Kommandant zu dir gesagt hat. Jedes einzelne Wort.“ „Das ist die einzige Möglichkeit, sie zu verarzten?“ Renji nickte ernst. „In Ordnung.“ Renji setzte sich auf ‚seine‘ Seite des Bettes während der Sanitäter seine Brust und Taille bandagierte. Er hatte kein Wort verloren, nur eine Augenbraue schockiert gehoben, als er den Zustand des Zimmers bemerkt hatte. Doch er musste dem Typ Respekt zollen, denn er behielt seine Meinung für sich. „So, jetzt komm schon.“, sagte Renji, als er es leid war, seine Arme in so einer unangenehmen Position zu halten. „Ich war geduldig mit dem ganzen Heilmist. Jetzt sag mir, was der Kommandant gesagt hatte.“ „Lasst mich nachdenken.“, meinte der Sanitäter. Er setzte sich neben Renji und verknotete die losen Enden der Verbände. „Vermutlich ist das interessanteste Detail, meiner Meinung nach, dass Kommandant Kuchiki eigentlich wollte, dass unser Kommandant zu ihnen kommen sollte. Doch sie überzeugte ihn, wie auch immer, dass es für die Diskretion, die er beabsichtigte, besser war, wenn sie nicht vor Ort wäre. Dass könnte sonst dazu führen, dass ihre Einheit…“ „Tratscht?“, bot Renji an, als es schien, dass der Sanitäter nicht sicher war, welches Wort er verwenden sollte. „Ich wollte eigentlich ‚sich sorgt‘, sagten. Aber ja. Und was ihre Verletzungen angeht, nun ja, da kennen sie ihn wohl besser als ich. Es schien sehr typisch für Kommandant Kuchiki. Er sagte lediglich, dass sie während ihrer Mission in der Welt der Lebenden verwundet wurden und an einer Art posttraumatischem Zusammenbruch leiden.“ „Zusammenbruch? Fein.“, murmelte Renji. Dennoch musste er zugeben, dass es geschickt um die Wahrheit herumgeredet war. „Oh und keine Sorge, Vizekommandant. Ihr Kommandant hat darauf bestanden, dass kein Wort in ihrer offiziellen Akte darüber verloren wird. Er hat mich ebenso gewarnt, dass sie eventuell noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen hätten und hat mich zur Vorsicht ermahnt. Er hat mir auch im Privaten gesagt, dass er sie hätte überwältigen müssen und, nun ja, ihr Gewand benötigen würden.“ Der Sanitäter wurde knallrot. Renji hingegen blickte finster. „Überwältigen? Er hat das Wort benutzt?“ „Ja.“, stimmte der Sanitäter etwas ängstlich zu. „Überwältigen, ernsthaft? Und du hast dich nicht gefragt, wie das damit enden konnte, dass ich nackt bin?“ „Oh, um Gottes willen, nein, Vizekommandant! Das hat mich nicht zu interessieren.“ „Verdammt richtig.“, sagte Renji und fixierte den Sanitäter mit einem festen Blick. „Und wenn ich nur ein…“ Sein Gegenüber unterbrach ihn, in dem er die Hände hob. „Kein Grund für Drohungen, Vizekommandant. Das hat bereits Kommandant Kuchiki erledigt. Und, ohne sie beleidigen zu wollen, Vizekommandant, aber er ist wesentlich furchteinflößender als sie.“ Renji grunzte wissend und zur Bestätigung. Als der Sanitäter seine Utensilien einpackte, streckte Renji seine Arme und drehte seinen Oberkörper etwas, um die Festigkeit der Verbände zu testen. Nachdem er seine Robe aus seinem Schoß genommen hatte, stand er auf und schlüpfte hinein. „Ja, nun gut. Danke dafür.“, sagte er und klopfte leicht auf die Sichtbaren Bandagen unter dem Stoff. „Du hast gute Arbeit geleistet.“ „Danke, dass sie mich hineingelassen haben.“, entgegnete der Sanitäter. „Ich weiß, dass es schwierig für sie war.“ Renji überdeckte seine leichte Röte mit einem Grunzen. „Treib es nicht zu weit. Verschwinde, sonst schmeiß ich dich raus.“ Renji begann, etwas im Quartier des Kommandanten aufzuräumen, gab jedoch nach einer halben Stunde auf. Byakuya hatte Diener für diese Art von Dingen und es war auch zu demoralisierend für ihn. Er wollte außerdem versuchen, Rukia zu sehen. Gerade als er bereit war, zu gehen, erkannte er Zabimaru… versteckt. Das Zanpakutō lag unter dem Bett, nur sein Griff schaute leicht heraus, als würde es sich nicht trauen, herauszukommen. Der spirituelle Druck war unterdrückt, als würde es versuchen, sich unsichtbar zu machen. „Ach, komm schon. Es ist alles in Ordnung.“, sagte Renji und kniete sich nieder, um seine Waffe an der Hülle herauszuziehen. „Ich gebe dir keine Schuld.“ Wir haben ihm nur das gegeben, wonach er gefragt hat, sagte eine tiefe Stimme, dennoch klang sie etwas bekümmert. „Eh, hör auf dir Sorgen zu machen.“, sagte Renji und richtete sich auf. „Es wird dadurch Konsequenzen geben. Vielleicht bringt ihm das zum Nachdenken, bevor er noch einmal so viel von uns verlangt.“ Er ging zur Tür. Er musste Zabimaru in seinem Quartier lassen, wenn er nach Rukia schauen wollte. Doch er musste sicher gehen, dass sein Zanpakutō wusste, dass die kurzzeitige Trennung keine Bestrafung darstellen sollte. Denn er hatte nicht gelogen. Er glaubte wirklich, dass nichts davon Zabimarus Schuld war. Dieses spezielle Biest wütete immer in Renjis Seele, nah an der Oberfläche sein. Wie auch immer. Jetzt wo er wusste, dass er den Kommandanten nicht wirklich verletzt hatte, bedauerte er die letzte Nacht wesentlich weniger. Byakuya dachte vielleicht, dass er den Dämon kontrollieren konnte, aber das nur, weil er niemals einem echten begegnet war. Er hatte niemals einen eigenen gehabt, der Besitz von ihm ergriff. Byakuya wollte es immer grob. Jetzt verstand er vielleicht, warum Renji nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)