Dragon Age: Origins von Himitsu-chan (Bestimmung) ================================================================================ Kapitel 51: Schutt und Asche ---------------------------- Verwirrt sah ich erst zu Alarith und dann zu den besagten Tevinter-Magistern, die nun das Gesindeviertel gelassen betraten. Ihnen folgten dutzende von Kriegern… und die machten mir gerade viel mehr Sorgen, als ein paar Männer in Roben. „Wer auch immer die sind, die wollen mit uns bestimmt nicht Tee trinken!“, sprach ich erzürnt und zog nun meine Dolche. Aber wenn die Kerle meinen, sich mit uns anlegen zu müssen… dann nur zu! Ich werde diese Shemlen bekämpfen, wenn sie hier Ärger veranstalten sollten. Plötzlich hob einer der Magister seinen Zauberstab in die Luft und schickte einen riesigen Feuerball in eine der wenigen Hütten, die noch vom Feuer verschont geblieben war. Entsetztes Schreien erklang aus der Hütte, ehe sie mit viel Krach in sich zusammen fiel und nichts weiter hinterließ als ein Häufchen Asche. Entsetzt starrte ich auf den Schutthaufen und konnte ein Zittern nicht unterdrücken, während ich hart schluckte. Es geschah so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte! Diese Männer greifen uns an! Sie legen das Feuer… aber warum, bei Andrastes brennendem Arsch?! „Schnell, wir müssen zu deinem Vater und verschwinden!“, rief Alarith alarmiert und schüttelte mich an den Schultern, um mich aus meiner Lethargie zu holen. Entsetzt riss ich meine Augen auf. Vater! Natürlich wir müssen sofort zurück zu den Anderen! Hektisch sah ich mich um und bemerkte das Flammenmeer, in dem wir uns nun befanden. Sämtliche Hütten brannten, der Schweiß lief mir in Sturzbächen und die unzähligen verkohlten Leichen auf den Boden taten ihr übriges, um mich in Bewegung zu setzen. Ich muss zu den Anderen, ihnen darf nichts passiert sein! Verdammt, warum kann ich nicht schneller rennen!? Jede Sekunde zählt! Eilig liefen wir zu meinem Vater zurück, unzählige Elfen rannten in Panik in dieselbe Richtung, andere saßen auf dem Boden und schluchzten herzzerreißend, vermutlich wegen des Verlust ihres Heimes und Familie. Der Gestank von verbranntem Fleisch drang in meine Nase und ließ mich beinahe würgen, während mich die herumfliegende Asche in den Augen brannte. Doch mein Herz blieb mir beinahe augenblicklich stehen, als ich fast bei mir daheim angekommen war. In der Nähe von unserer Hütte stand der riesige Baum Vhenadahl, welcher in jedem Gesindeviertel wächst und gedeiht. Aber seine Baumkrone zierten nun keine leuchtend grünen Blätter, die sich sanft in Wind hin und her wogen, sondern Flammen, die sich den leuchtenden Sternen entgegen streckten, während unser Baum des Volkes lichterloh brannte. Wie vom Donner gerührt starrte ich auf das schreckliche Bildnis, während bereits die ersten großen verkohlten Äste abbrachen und zu Boden fielen. Nein… nein! Das darf nicht sein! Dieser Baum war schon immer hier! Seit Generationen hat uns dieser Baum Schutz gespendet, Ruhe und auch das letzte bisschen von unseren elfischen Vorfahren bewahrt. Der Baum stirbt! Ein entgeistertes Keuchen ließ mich herum fahren. Vor mir und Alarith stand ein alter Elf mit schneeweißem Haar, doch erst als ich das zum Teil verbrannte Gesicht des Elfen genauer betrachtete, fiel mir auf das es Valendrian war. Unser Hahren! Beinahe wäre er gestürzt, als er hin und her taumelte, doch Alarith und ich stützen ihn schnell. „Hahren! Beruhigt Euch!“, wies Alarith ihn hektisch an, doch Valendrian starrte fassungslos auf unseren brennenden Baum Vhenadahl. Er lächelte erschöpft, sein Haar zum Teil angesengt, wie ich gerade bemerkte. Dann fing er leise an zu sprechen: „Wisst ihr beide noch? Die Geschichte… ? Seine Wurzeln sind tief und solange Vhenadahl lebt, werden auch wir leben. Aber einst gab es auch eine Zeit, in der unser Volk in unserem eigenen Land lebte. Wir waren einst alterslos und stark, und dies wurde uns von den Menschen genommen.“ Etwas unsicher schielte ich zu Alarith, der ruhig zu dem Hahren blickte. Sein Atem ging schwer, sämtliche Kleidung des alten Elfen war beinahe mit seiner Haut verschmolzen, vermutlich als er sich aus seinem brennenden Haus zu retten versuchte. „Valendrian“, fing ich leise an und blickte noch einmal traurig zu Vhenadahl, und könnte schwören, dass ich den Baum ächzten hörte, als ein weiterer brennender Ast abbrach und hinab stürzte. „Vhenadahl wird sterben… und wir mit ihm… “ Erschrocken weitete ich meine Augen und starrte zu dem alten Elf, der sich den brennenden Baum ansah und dann resigniert lächelte. „Und nun… wird uns sogar erneut unsere Heimat von den Menschen genommen“, flüsterte er erschöpft und senkte langsam seinen Kopf. Beim Erbauer, nein! Wir werden hier nicht alle sterben! Gerade wollte ich ihm das auch deutlich sagen, als ich meinen Blick nochmals kurz schweifen ließ. Unzählige tote Elfen säumten unseren kleinen Marktplatz, ebenso schwer Verletzte, die verzweifelt nach Hilfe schrien. Nicht unweit von uns stürzte eine nächste Hütte krachend in sich zusammen und ließ mir eine Rußwolke entgegen fliegen. Hustend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und kniff verzweifelt die Zähne zusammen, als sich ein schwerer Klumpen in meinem Magen bildete. Mein Blick fiel erneut auf unseren Baum, der nun gänzlich lichterloh brannte. Scheiße… „Hahren?“, fragte Alarith ruhig und sah Valendrian, der nach wie vor auf den Boden blickte. Prüfend stupste ich ihn kurz in die Wange, doch er regte sich nicht. „Valendrian? Hallo?“ Der andere rothaarige Elf hob Valendrians Kinn an und blickte betrübt in die toten Augen unseres Haren, der sich nicht mehr regte. „Möge der Erbauer dich nun leiten“, sprach er leise und ließ den alten Elf vorsichtig zu Boden, während ich fassungslos drein sah. „W-was? Er… ist tot?“, fragte ich ungläubig und starrte auf den Leichnam. Das… das kann nicht sein! Valendrian war schon immer unser Hahren! Schon als ich hier als kleines Mädchen Unruhe stiftete und mir manchmal seine Strafpredigten anhören musste… Wieder wurde ich von einem panisch davon laufenden Elfen angerempelt und verlor dabei das Gleichgewicht. Keuchend fiel ich zu Boden und fluchte erbost auf, als ich über meinen schmerzenden Hintern rieb. Scheiße! Scheiße!! Wütend schrie ich laut auf und schlug mit meiner Faust immer wieder in den harten Boden, während ich mich nebenbei an sämtlichen Flüchen aus Oghrens Vokabular bediente. Das kann doch nicht wahr sein! Es war eben noch alles in Ordnung gewesen, ich schlief in meinem alten staubigen Bett, während ich Sorris schnarchen hörte. Und plötzlich… das hier?! Tränen brannten in meinen Augen als ich mich umsah und das Höllenfeuer betrachtete, in dem wir uns gerade befanden. „Komm, Kallian“, sprach Alarith leise und hielt mir seine Hand hin. Wütend starrte ich zu ihm auf und bemerkte gar nicht, wie ich anfing zu zittern… trotz der gewaltigen Hitze. „Das ist nicht fair! Es war alles noch völlig in Ordnung gewesen! Und jetzt sollen wir alle verrecken?!“ Der ältere Elf zog mich schnell hoch und blickte mich ernst an. Ich bemerkte, dass es in seinen Augen verräterisch glänzte. „Reiß dich zusammen… wir müssen zu deinem Vater und von hier verschwinden!“ Vater! Schnell löste ich mich von Alarith und schluckte hart, während ich ihn ruhelos anstarrte und auf ein Wunder hoffte, welches uns der Erbauer noch schicken sollte. Doch natürlich… geschah nichts. Verzweifelt rieb ich mir meine Augen und versuchte nicht zu heulen, als ich ein weiteres totes Elfenkind, welches dem Boden lag erblickte, die Mutter hatte sich noch schützend über es gelegt… doch beide waren erschlagen worden. Von einem der großen Äste unseres Baumes, der uns doch beschützen sollte. Das… ist nicht fair… Alarith schritt mit starrem Blick los und ich folgte ihm kurz darauf langsam, mir immer wieder über die Augen reibend, um endlich die heiße Asche aus meinen heraus zu bekommen. Vielleicht wollte ich mir diesen Alptraum aber auch nicht weiter anschauen. Endlich standen wir wieder vor meinem Elternhaus, doch mit Entsetzen musste ich feststellen, dass bereits der Dachstuhl Feuer gefangen hatte und nirgendwo meine Familie zu sehen war. Das Haus so zu sehen, in den ich meine gesamte Kindheit verbracht hatte und so viel Freude und Kummer erlebt habe, brach mir fast das Herz. Aber dieser Gedanke war nur kurz, denn meine größte Sorge bereite mir meine Familie, die ich nirgendwo sehen konnte. Sind die etwa immer noch da drinnen?! Alarith rief laut nach meinem Vater, doch es folgte keine Antwort. „Ich geh rein!“, rief ich sofort und war kurz davor in die Hütte zu stürmen, als mich jemand an meinem Handgelenk zurückhielt. Überrascht drehte ich mich um und sah in Shiannis tränenverschmiertes Gesicht. „Base!“ Schnell drückte ich sie an mich und strich beruhigend über ihren Kopf, als sie anfing hemmungslos zu weinen. Eng drückte ich sie an mich und spürte, wie mir ebenfalls die Tränen über meine Wangen liefen. Dem Erbauer sei Dank, Shianni lebt noch und ist unversehrt! „Kallian!“ Ich blickte auf und sah wie Sorris und Vater aus einer kleinen Nebengasse kamen. In ihren Händen hielten sie ein paar kleine Körbe, in denen sie wahrscheinlich nur ihre wichtigstes Hab und Gut verstaut hatten. „Vater!“, rief ich erleichtert und löste mich langsam von Shianni, die nun ebenfalls schniefend zu Cyrion blickte. Schnell ließ ich mich von ihm umarmen und atmete erleichtert aus, während er mir sachte über meinen Rücken strich. Dem Erbauer sei Dank, ihnen ist allen nichts passiert! Mein Herz war immer schwerer geworden, als ich die vielen Leichen gesehen habe… Kinder, Mütter… Väter. Doch ihnen war nichts passiert… alles ist gut… „Valendrian ist tot“, presste Alarith mühsam hervor, woraufhin sämtliche Augenpaare auf ihn gerichtet waren. „Valendrian? Das ist… schrecklich“, sprach Vater fassungslos, während ich bemerkte, dass seine Hände leicht anfingen zu zittern. „Nein! Bitte verschont uns!“ Doch das laute Schreien von einigen Elfen wurde mit einem Mal mit brachialer Gewalt niedergeschlagen, als ich die Männer in Rüstungen entdeckte, die die verletzten Elfen einfach töteten und sie gnadenlos ausbluteten ließen. Das sind dieselben Kerle, die ich bereits bei den Magistern sah! Die anderen Elfen liefen schreiend und panisch in unsere Richtung, in die die amüsiert lachenden Männern sie trieben wie eine Schafherde zu ihrem Schlächter. Erschrocken weitete ich meine Augen und drückte mich mit meiner Familie an eine morsche Hauswand, um von den anderen Elfen in ihrer Panik nicht noch totgetrampelt zu werden. „Ich verstehe das nicht… wer sind die?“, rief Sorris ängstlich, als sich die Massen an uns vorbei drängten, immer weiter Richtung Ausgang. Alarith meldete sich prompt zu Wort, die Anspannung war hörbar aus seinen Worten heraus zu hören. „Magister aus Tevinter… Blutmagier. Darauf verwette ich mein Leben!“ Shianni sah unsicher zu mir auf und schluckte kurz. „Blutmagier? Hast du schon mal welche getroffen, Kallian? Sind die wirklich so schrecklich wie immer alle erzählen?“ Unsicher sah ich sie an, dann schaute ich wieder zu Alarith. Er kannte sich damit gewiss besser aus, immerhin kommt er ja aus Tevinter. Dort können Blutmagier frei herumlaufen wie sie wollen. „Ich habe… welche getroffen. Von total durchgeknallt bis unscheinbar war alles dabei“, meinte ich und sah zu der Menge, die nicht mehr weiterging und nun hysterisch drängelte und drückte. Warum gehen die denn nicht weiter?! „Eine Mauer! Eine unsichtbare Mauer!“, schrie eine Frau laut und hämmerte immer wieder in die Luft. Zumindest sah es so aus, denn von einer Mauer konnte ich nichts sehen. Verwirrt blickte ich drein, kletterte auf einen relativ großen Schutthaufen in der Nähe, um mir etwas Überblick zu verschaffen und sah überrascht drein. Da war nichts… absolut nichts. Dennoch drängten sich die Elfen panisch dagegen, bis bereits die ersten ohnmächtig wurden und zu Boden fielen. Eine… unsichtbare Mauer? Wie kann das sein? Doch nicht etwa… Magie?! „Kallian, siehst du was?“, rief Alarith und ich nickte ungläubig. „Die anderen kommen nicht weiter… scheint wirkliche wie eine unsichtbare Mauer zu sein.“, rief ich unsicher. Es muss einfach Magie sein, eine andere Möglichkeit gibt es nicht! Hastig sprang ich wieder von dem Schutthaufen und sah dem Schauspiel zu, das die anderen Elfen uns lieferten. Ehe diese Magister hier ankommen haben wir uns alle noch gegenseitig zu Tode getrampelt und zerquetscht. Verdammte Narren! Sorris sah unsicher drein und schluckte. „Was machen wir denn jetzt? Wo sollen wir lang?“ Gute Frage, nächste Frage. Es sah mal wieder danach aus, dass wir im Schlammassel stecken. Für die Magister sind wir gefundenes Fressen. Doch auf einmal meldete sich Vater zu Wort und ließ mich aufblicken. „Wir müssen runter zum Fluss. Wir schwimmen raus aus Denerim und gehen außerhalb der Stadt wieder an Land. In dem ganzen Trubel sollten wir nicht weiter auffallen, wir lassen uns einfach von der Strömung mittreiben“ Er zeigte in eine schmale Seitengasse, die direkt hinunter zum Fluss führte. Ob diese komische Mauer bis dahin reichen würde? Vielleicht existiert diese Mauer nur genau hier, und nirgendwo sonst? Wenn nicht, dann ist das unsere einzige Chance, hier noch unversehrt rauszukommen… weiß der Erbauer, was diese komischen Magister von uns wollen! „Einverstanden“, sprach ich hastig und nickte Vater zu, der daraufhin leicht lächelte. Zügig gingen wir durch die kleine Seitengasse. Die Schreie der anderen Elfen ließen mir die Nackenhärchen aufstellen und mich angespannt umher blicken. Jede Sekunde könnten diese Magister auftauchen und uns angreifen… und so wie Alarith sie beschrieben hat, müssen die wirklich grausam sein. Elender Mist, warum kommen die nur hier her zu uns?! Was haben wir denn nur verbrochen, um unsere Heimat brennen zu sehen? Was, Erbauer?! Sofort lief ich weiter und biss mir wütend auf die Lippen. Den Grund werde ich vermutlich nie erfahren… und vielleicht ist es auch besser so. Angespannt lauschte ich, während sich Sorris nach vorn drängte und nun heimlich um die Ecke schielte. Eine kleine Steintreppe führte direkt hinunter zum Fluss. Früher hatten wir als Kinder dort immer geplantscht und gelegentlich auch Wäsche gewaschen, aber nun ist er ein Fluchtweg. Vermutlich der einzige. Sorris hechtete sofort die Treppe hinab und sah noch mal zu uns. „Kommt schon, beeilt euch doch!“ Gerade wollte ich ihm harsch an den Kopf werfen, wie unvorsichtig er doch handelt, als ich plötzlich eine böse Vorahnung hatte und aufhorchte. Irgendjemand… ! Plötzlich zischte Etwas direkt an meinem Ohr vorbei und ich stoppte. Meine Augen weiteten sich, als ich Sorris ansah, welcher abrupt stolperte und die Treppen hinunter fiel. Dabei hörte ich ein paar unwohl knackende Geräusche. Das einzige, was ich noch entdeckten konnte war ein Pfeil, der sich mitten in Sorris Schultern gebohrt hatte, bevor er kopfüber die Treppen runterfiel. „Sorris!“, schrie ich laut auf, rannte die Treppen hinunter, denn er war mittlerweile ins Wasser gefallen und tauchte nicht wieder auf. Shianni schrie ebenfalls schrill auf, doch ehe ich auch nur das Wasser erreichen konnte, krachte ich gegen Etwas und fiel zu Boden. Stöhnend hielt ich meinen Kopf und sah auf. Doch zu meinem Verdruss war da nichts! Was zum… ?! Shianni war schnell neben mir und half mir hoch, während sie aufgebracht ins Wasser sah. „Wir müssen Sorris retten, sonst ertrinkt er noch!“ Alarith kam nun ebenfalls zu mir und hielt inne. Leicht kniff er die Augen zu, hielt seine Hand nach oben und spürte einen Widerstand. Obwohl nichts da war… „Die Mauer ist wieder da“, sprach er frustriert, was mich wiederum böse fluchen ließ. Scheiße! Ausgerechnet jetzt! Ich muss zu Sorris, sonst stirbt er noch! Verzweifelt schlug ich auf die unsichtbare Mauer ein und schaute nervös ins Wasser, doch Sorris war nirgends zu sehen. „Sorris! Sorris! Hörst du mich?!“ Durch ein weiteres Zischen sprang ich in letzter Sekunde zur Seite, ehe ein weiterer Pfeil sein neues Ziel gefunden hätte. Hektisch sah ich auf und entdeckte einen Bogenschützen auf einem Giebel stehend, der erneut einen Pfeil aus seinem Köcher zog. Verdammt! Ich wusste doch, dass wir bereits beobachtet wurden. Und nun sollen wir wohl auf unserem Fluchtweg sterben? Wenn wir hier stehen bleiben, kann uns dieser Bastard einer nach dem anderen einfach abschießen! „Schnell weg hier!“, schrie ich laut und drängte die anderen in die Gasse zurück. Der Schweiß rann mir erneut, als das Feuer mittlerweile immer näher gekommen war und nun sämtliche Hütten im Gesindeviertel befallen hatte. Die Hitze war unerträglich und nahm mir beinahe die Luft! Als wir wieder auf der Hauptstraße waren, japsten wir alle nach Luft. Doch lange ausruhen konnten wir uns nicht, denn ein boshaftes Lachen ließen mir sofort alle Nackenhärchen aufstellen. Das klingt nicht gut! Rasch sah ich auf und entdeckte vor uns mehrere dieser Krieger, die mit den Magistern gekommen waren und nun zufrieden zu den Elfen blickten, die sich furchtsam gegen die unsichtbare Mauer drängten und starr vor Angst zu ihnen sahen. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass bereits ein paar totgetrampelte Elfen den Weg säumten. Also haben sie sich doch gegenseitig umgebracht… „Na, na“, sprach nun einer der Kerle, der einen Bart trug und belustigt die Menge blickte. Ihm gefiel offensichtlich die Panik, die er mit den anderen ausgelöst hatte. „Keine Sorge, nur die Alten und Kranken werden wir ausbluten lassen wie Schweine. Der Rest kommt mit, also reiht euch schon mal anständig ein“ Die anderen Männer johlten begeistert auf, was mich wiederum wütend zu ihnen starren ließ. Was soll das werden? Wir sind kein Vieh, verdammt! Hier wird sich niemand einreihen! Shianni neben mir, schluchzte kurz auf und rieb sich verzweifelt über die Augen. „Kallian, was ist mit Sorris?“, hauchte sie schwach. Sorris! Er liegt noch immer im Wasser! Sofort sprang ich auf und sah böse zu den Männern, die weiterhin auf die kreischenden Elfen zugingen. Was soll ich nur tun? Wenn wir zurück gehen, wartet dort der Bogenschütze auf uns und schießt uns erbarmungslos ab. Das geht nicht, zumal ich keinerlei Fernwaffen besitze. Und meine Dolche wollte ich gerade jetzt auch äußerst ungern verlieren. Zurück ging nicht mehr… .also gibt es nur noch eines! Den Weg vorwärts. Ich werde Sorris retten und wenn ich diese ganzen verdammten Bastarde vierteilen muss! Dann wird bestimmt die Mauer verschwinden und ich kann Sorris retten. Angefangen mit diesen Idioten und dann weiter mit diesen elenden Magistern! Ich werde jedem Einzelnen von ihnen zeigen, was einen Elfen aus dem Gesindeviertel ausmacht! Entschlossen stellte ich mich plötzlich zwischen die panische Menge und die Männer. Diese musterten mich kurz überrascht, dann lachten sie jedoch wieder spöttisch auf, als sie mein grimmigen Blick bemerkten. „Na wer ist denn da? Du bist aber ein niedliches Ding, komm doch her zu mir… dann haben wir etwas Spaß“, rief der Bärtige belustigt, was die anderen wiederum mit lauten Pfeifen erwiderten. Meine Augen wurden zu Schlitzen, als ich kurz angewidert das Gesicht verzog. Diese… ekelhaften Shems! Der soll nur herkommen… dann habe ich Spaß mit ihm! Er ließ auch nicht lange auf sich warten, als er durch seine Kumpanen mit lauten Pfiffen und anstößigen Rufen dazu animiert wurde, doch endlich zu mir zu gehen. Nebenbei zog ich meine Dolche, während mein Vater laut aufschrie und dazwischen gehen wollte. Doch Alarith hielt ihn entschlossen zurück, was mir nur recht war. Der Bärtige hielt kurz inne und blickte etwas verwirrt auf die Dolche in meinen Händen, dann musste er wieder lachen und musterte mich ausgiebig. „Na, na meine Hübsche. Du wirst dir noch wehtun, das ist kein Spielzeug. Also komm endlich her zu mir!“ Fest hielt ich meine Dolche und nickte leicht. „Ich kann’s kaum erwarten.“ Sein dreckiges Lachen wurde um einiges breiter, als ich nun auf ihn zuging und ihm direkt in die Augen blickte. Und zwar eiskalt, doch das schien ihn nicht weiter zu stören. „So ist es fein.“, meinte er zufrieden und grinste amüsiert. Doch das verging ihm, als ich ihm ohne mit der Wimper zu zucken die Kehle aufschlitzte. Ein ersticktes Gurgeln kam über seine Lippen, als er sich panisch an seinem Hals fasste, aus dem Unmengen an Blut strömten. Die anderen Männer verstummten augenblicklich und sahen geschockt drein, während ich eher schadenfroh auf den bärtigen Mann schaute, der nun röchelnd zu Boden ging. Geschieht ihm doch ganz recht! Nun werde ich den Spieß einmal umdrehen! Dann sah ich entschlossen und grimmiger denn je drein zu den Männern, während ich ihnen warnend meine Dolche entgegenstreckte. „Ihr werdet es bereuen, dass ihr uns angegriffen habt!“ „Dieses… Miststück! Tötet sie! Tötet sie!“, schrie ein weiterer Mann in Rage und die anderen Kerle stürmten sofort auf mich zu. Ich konnte meinen Vater hören, als er angsterfüllt meinen Namen rief. Doch darauf konnte ich mich im Moment nicht konzentrieren. Es waren insgesamt fünf, also immerhin noch zu schaffen. Hoffentlich ohne, dass ich mich ernsthaft dabei verletzte, das wäre wirklich nicht sehr reizvoll. Der erste Mann war selbst vor Wut so blind, dass ich ihm schnell ausweichen konnte, als er mit dem Schwert auf mich zustürmte. Ohne lange zu warten, rammte ich ihm einen meiner Dolche in den Nacken und zog ihn rasch wieder raus, da bereits der nächste Shem schreiend auf mich zukam. Ich parierte mühsam seine zornigen Angriffe in denen mehr Kraft steckte, als ich dachte. Nur aus den Augenwinkeln bekam ich mit, dass sich jemand von hinten an mich heranschlich. Vater schrie jetzt laut auf und warnte mich. Augenblicklich sprang ich zur Seite und beobachte schadenfroh, wie der Shem, der sich von hinten an mich herangeschlichen hatte, nun sein Schwert versehentlich in den Rumpf seines Kumpanen gerammt hatte, mit welchem ich gerade eben noch gekämpft hatte. Geschwind rammte ich meine Dolche nun in den immer noch verdutzen Shem, der daraufhin gepeinigt aufschrie und zu Boden ging. Ebenso der andere. Kühl blickte ich zu den zwei verbliebenden Menschen, die mich nun trotz aller Wut in ihren Augen entsetzt anstarrten, ja fast ängstlich. „Hol Caladrius… los!“, flüsterte der eine zu dem anderen, der daraufhin schnell verschwand. Ich wurde skeptisch. Caladrius? Wer soll denn das sein? Ihr Anführer, oder was? Pha, der kann sich genauso warm anziehen. Böse sah ich nun dem letzten Shem entgegen, dem bereits der Schweiß von der Stirn rann. Und ich war mir sicher, dass es nicht an der immensen Hitze herrschte. Selbst die anderen Elfen aus dem Gesindeviertel, die eben noch die ganze Zeit panisch schrien und schubsten, waren plötzlich ruhiger geworden und starrten zu uns herüber. „Verdammtes Klingenohr!“, zischte der Shem und spuckte zu Boden, mich dabei wütend anstarrend. Dann schielte er nochmals kurz zu seinen Kumpanen, die tot auf der trockenen Erde lagen. Sein Blick wurde nun um einiges finsterer. „Oho, ich zittere schon vor Angst“, sprach ich höhnisch und schwang meine Dolche in meinen Händen, ihn dabei fixierend. Wenn ich den Kerl blind vor Wut mache, dann rennt er hoffentlich genauso schnell in sein Verderben wie der andere. Doch leider schien er nicht zu dumm zu sein, denn er nährte sich mir mit gezogenem Schwert; mich dabei mit einem Blick anstarrend, der mir nicht ganz geheuer war. Ehe ich ihn jedoch weiter aus der Reserve locken konnte, griff er so schnell an, dass ich in letzter Sekunde nur noch abblocken konnte und dabei herum geschleudert wurde. Keuchend lag ich auf dem harten Boden und starrte zum Qualm verhangenen Himmel hinauf, während ich schnell meine Gedanken ordnete. Das kam… unerwartet. Hastig rollte ich mich zur Seite, als ich sein Schwert im Schein des Feuers aufblitzen sah, das direkt auf mich hinab raste. Da er seine sämtliche Kraft in diesen Angriff gelegt hatte, steckte sein Schwert nun in der Erde fest. Ein wütendes Fluchen, dann flog sein Kopf quer durch die Luft und landete schließlich in einer brennenden Hütte. Mein Atem hatte sich beschleunigt, als ich dem fliegenden Schädel noch kurz hinterher gesehen hatte, dann hörte ich bereits, wie der Körper des Shem einfach zu Boden fiel. Besiegt… ich habe alle besiegt! Die anderen Elfen brachen augenblicklich in laute Jubelschreie aus und riefen begeistert meinen Namen, was mich verdutzt zu der Meute blicken ließ. Die Elfen wirken geradewegs erleichtert und freuten sich über meinen Sieg, als sie beschwingt in die Hände klatschten. Ein unsicheres Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich ihnen verlegen zuwinkte. Beim Erbauer… das… das ist das erste Mal, das sich die anderen über mein Rumgefuchtel mit den Dolchen freuen! Sonst bekam ich Reaktionen nur Ablehnung, Spott, Angst und Beschimpfungen. Ohne jegliche Vorwarnung wurde ich auf einmal zu Boden geschleudert und keuchte erschrocken auf. Mein Brustkorb schmerzte infolge des harten Aufschlages und außerdem musste ich mit Unmut feststellen, dass der Geschmack von Dreck auf der Zunge auch nicht der beste ist. Wem habe ich also die ruppige Behandlung zu verdanken?! Wütend drehte ich mich um, drauf und dran, denjenigen zu beschimpfen, doch dann entglitt mir mein Gesicht schlagartig und Panik ergriff mein Herz. „Vater!“, schrie ich angsterfüllt, als ich ihn auf dem Boden erblickte, ein großer Pfeil hatte sich in seinen Rücken gebohrt, während bereits eine kleine Blutlache entstand. Sofort drehte ich ihn um und starrte ihn entsetzt an. Er atmete schwer, Blut lief schon aus seinem Mundwinkel… dennoch kam ein kleines Lächeln auf seine Lippen. „Mein kleines Mädchen… “, sprach er mit zittriger Stimme, während ich völlig überfordert versuchte die Blutung zu stoppen. Fest drückte ich meine zitternde Hand auf seine Wunde und redete nervös und panisch auf ihn ein. „Keine Sorge, Vater! Es ist alles gut, nur eine kleine Verletzung! Du wirst wieder gesund, verstanden?!“, rief ich einige Oktaven höher als gedacht, als mir die Tränen unkontrolliert aus den Augen liefen. Fest drückte ich ihn an mich und schluchzte hemmungslos, als ich sein Röcheln vernahm. Nein, nein, NEIN! Er wird wieder gesund! Er darf nicht sterben, er ist mein Vater! Er ist gesund, er wird gleich aufstehen und dann gehen wir zurück in das Anwesen. So wie immer! Wie immer… immer… Später werden wir darüber lachen. Dann… dann… lachen… wir… „Kallian… du… hast… m-mich… “ Ein Blutschwall lief über meinen Arm, als Vater sich erbrach, doch es war mir egal, ich drückte ihn nur enger an mich und schrie panisch auf. „Ein Heiler! Wir brauchen einen Heiler, verdammt!“ „immer... stolz gemacht“, hauchte mein Vater die letzten Worte in mein Ohr, dann war sein zitternder Körper mit einem Mal ganz still. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich zu meinem Vater, der mich nach wie vor ansah. Doch irgendwie… war dieser Blick leer. Ich hielt den Atem an, lauschte auf Geräusche seinerseits, doch es war nichts zu hören. „Vater?“, flüsterte ich leise, doch er regte sich nicht. Ich schluckte hart, als mir die Tränen erneut in Sturzbächen hinunterliefen. Nein, nein, nein! „Papa?“, fragte ich ebenso leise noch einmal und drückte ihn schluchzend an mich, atmete seinen vertrauten Duft ein, der jedoch Großteils vom dem Blutgestank überdeckt wurde. Seine Augen waren weiterhin starr und leer… und mein Herz fühlte sich ebenso für einen Augenblick, als ich laut aufschrie und ihn an mich drückte. Meine ganze Welt brach in sich zusammen und lag nun da wie ein großer Scherbenhaufen. Unzählige Scherben… unzählige… Mutter… Vater… Sorris… Nein, nein, nein!!! Das ist alles nicht wirklich… das kann nicht… Papa steht gleich wieder auf… und dann gehen wir heim und trinken etwas Tee, während er mir Geschichten von früher erzählt… wie immer… immer… „Kallian!“, schluchzte Shianni herzzerreißend und umarmte mich weinend, während ich weiterhin starr auf den Leichnam meines Vaters blickte. Er ist tot… ? Tot… TOT! Ich sah wütend auf und sah nicht weit von uns entfernt den Bogenschützen, mit Pfeil und Bogen in der Hand und weiterhin auf uns einsehend. Seine Silhouette war ganz verzerrt, infolge der immensen Hitze, die hier herrschte. Mein Körper bebte, diesmal vor Zorn, der sich in mir aufstaute. Das wird er bereuen… ich werde ihm die Eingeweide rausreißen!! Vater ist TOT seinetwegen! Grob schubste ich Shianni von mir weg und hechtete blind vor Zorn auf die Gestalt los; die Dolche in meiner Hand so fest umschlossen, dass bereits meine Finger schmerzten. Rache! Ich will gnadenlose Rache!! Doch als ich nun vor dem Mörder meines Vaters stand, wich mein Zorn kurzzeitig der völligen Verständnislosigkeit und Verwirrung. Vor mir stand kein Shem, wie vermutet… sondern eine Elfin! Ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, die kaltwirkenden bernsteinfarbenden Augen auf mich gerichtet und ihr langes braunes Haar wehte leicht herum, als eine Windböe aufkam. Beim… Erbauer… „Eine Elfin? Du… du… DU BIST EINE Elfin?!“, schrie ich laut auf und starrte sie fassungslos an. Wie kann eine Elfin nur uns das antun!? Wie kann sie nur Ihresgleichen töten, ihr eigen Fleisch und Blut sozusagen?! Noch dazu als Frau?! Ohne irgendeine Antwort von ihr abzuwarten, griff ich sie schreiend an und schlug mit brachialer Gewalt mit meinen Dolchen auf sie ein. Das wird sie büßen, was auch immer sie für Gründe hatte! Sofort warf sie ihren Bogen beiseite und zog zwei große Schwerte hinter ihrem Rücken hervor. Unbeeindruckt von den großen zackenbesetzten Klingen, setzte ich meine Angriffe fort. Scheinbar leicht wehrte sie meine Angriffe ab, doch ich schlug weiterhin auf sie ein. Sie war flink, ohne Zweifel. Dieses Mistück! Diese verdammte Hure! Ich werde sie umbringen! UMBRINGEN!! Sie war so auf meine Angriffe fixiert, dass ich mich rasch vorbeugte und meinen Schädel gegen ihren donnern ließ. Der Schmerz verteilte sich explosionsartig auf meiner Stirn und ließ mich aufschreien, doch ohne lange zu jammern rammte ich meinen Dolch in ihre Schulter, denn sie taumelte kurz benommen infolge meines Angriffes. Ein wütendes Keuchen kam über ihre Lippen und zum ersten Mal sah ich so etwas wie Gefühlsregung. Doch plötzlich geschah etwas mit ihren Augen; etwas was ich nie zuvor gesehen habe und mich kurz perplex zurück weichen ließ. Bilde ich mir das nur ein, oder haben ihre Augen kurz rot aufgeflackert? Richtig stechendes rot… welches sich geradewegs in meine Augen bohrt und mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagt. Nein, nein, verdammt!! Lass dich nicht verwirren! Das wird irgendein feiger Trick sein! Ehe ich jedoch den weiteren Angriff starten konnte, zog sie meinen Dolch schwungvoll aus ihrer Schulter und griff mich nun an. Ihre gesamte Angriffsgeschwindigkeit hatte sich locker verdoppelt, sodass es nicht lange dauerte und ich bereits meine ersten Schnittwunden von ihr bekam, die sich tief in mein Fleisch bohrten. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, sie weiterhin mit meinem einzelnen Dolch anzugreifen!! Ich werde sie töten und wenn ich dabei selbst mit verrecke!! Jemand klatschte in die Hände und seufzte theatralisch auf. „Ah, genug jetzt“ Gerade wollte ich demjenigen in meinem Zorn die Hände abhacken, als ich plötzlich in meinen Bewegungen innehielt. Ich blieb wie eine Statue stehen, der Dolch zischte gerade noch vor, die Knie durchgedrückt, der andere Arm zum Ausbalancieren. Und doch bewegte ich mich kein Stück. Als wäre ich festgefroren. Nein, nein, nein!! Mein Blut rauschte laut durch meine Ohren, während ich starr auf die Elfin blickte, die mich jetzt wieder mit ihren kalten Augen anblickte und ihre Schwerter ablegte. Von ihren roten Augen konnte ich nichts mehr erkennen. Was… was geht hier vor sich?! Warum kann ich mich nicht bewegen, nichts sagen?! Ich kann gar nichts machen! Doch nun erkannte ich, wie mehrere Shems durch den dichten Qualm den Schauplatz des Kampfes betraten. Alles Krieger mit Schwertern und Rüstungen. Sofort spannte ich meinen Arm erneut an. Probierte wenigstens meinen kleinen Finger zu bewegen, doch es geschah einfach nichts, egal wie sehr ich mich auch bemühte. Doch zwischen den Kriegern erschienen nun auch die Männer in Roben, die ich bereits mit Alarith zuvor erblickt hatte. Besagten hörte ich nun wütend zischen. Scheiße… sind das diese Blutmagier, vor denen Alarith so große Angst hat? Mein Blick fiel auf einen kahlköpfigen Mann mit Bart, der mich aufmerksam musterte und dann einen kurzen Blick auf die Elfin warf, mit der ich eben noch gekämpft habe. Doch mir fiel plötzlich mit Staunen auf, dass die Elfin stark aus ihrer Wunde blutete, die ich ihr zugefügt hatte. Doch sie zeigte keinerlei Gefühlsregung. Beim Erbauer, was sind das für komische Leute?! Der Mann in Robe schritt nun auf mich zu, strich sich kurz nachdenklich durch seinen Bart, als er mich betrachtete und grinste dann belustigt. „Erstaunlich… Devera konnte die letzten Jahre niemand verletzen“ Ich wollte ihm an den Kopf werfen, dass er gleich der Nächste sein wird, doch es kam kein Ton über meine Lippen, nicht einmal ein Knurren drang aus meiner Kehle. Scheiße! Der Mann in Robe hob nun seine Hand auf mein Gesicht zu, was in mir den ungeheuren Drang auslöste einfach zurück zu weichen. Doch natürlich konnte ich nichts dagegen unternehmen. Seine Finger strichen durch mein Haar, über meine Wange und Ohren und kamen schließlich an meinem Kinn zum Stillstand. Dann betrachtete er mich… betrachtete mich, wie Vieh welches zum Verkauf dargeboten wurde. „Etwas dergleichen in diesem Gossenloch zu finden, ist wirklich erstaunlich. Ah, das muss ein Zeichen des Erbauers sein, meine Liebe“, säuselte der Shem und starrte mir nun direkt in die Augen. Warum, Erbauer, kann ich diesen widerwärtigen Shem nicht mitten ins Gesicht spucken? WARUM?! Dann fiel sein Blick nochmal auf die Elfin namens Devera, der ich meinen Dolch in die Schulter gerammt hatte… doch nach wie vor zeigte sie keinerlei Emotionen. „Meister Caladrius, wollt ihr etwa… ?“, fing einer der Männer die ebenfalls Roben trugen vorsichtig an, doch der Glatzkopf sah mich zufrieden an. „Oh ja, genau das werde ich. Diesen Trotz in ihren Augen… es wird… bestimmt berauschend, wenn ich sie erst gebrochen habe“ Wovon redet dieser Mistkerl eigentlich?! Warum kann ich ihn nicht endlich an die Gurgel gehen?! Ohne weiteres abzuwarten, zog der Kahlkopf nun ein Messer aus seiner Seitentasche und betrachte es fasziniert. „Allerdings, meine Liebe, kann ich dich nicht einfach so mitnehmen… du würdest bestimmt wild um dich schlagen und noch andere verletzten. Das kann ich nicht zulassen“ Ich starrte mit dunkler Vorahnung auf das Messer, welches mir unheilverbringend immer näher kam. Anschließend blieb der Shem vor mir stehen, musterte mich begierig, als hätte er gerade einen Schatz gefunden, dann rammte er mir das Messer ohne zu Zögern in den Unterleib. Alles in mir schrie gegen den immensen Schmerz auf, der sich schlagartig in meinen ganzen Körper ausbreitete, doch ich konnte nichts weiter tun, außer starr stehen zu bleiben. Verdammt… Hilfe… Hilfe… Bitte… irgendwer… .Vater… Hilfe… ! Der Glatzkopf machte eine schnelle Handbewegung und augenblicklich bekam ich das Gefühl in sämtlichen Körperteilen wieder. Brachte mir jedoch wenig, denn ich klappte im selben Moment einfach zusammen. Ich lag auf den Rücken, atmete angestrengt und legte meine zittrige Hand auf die Wunde, doch es floss einfach zu viel Blut hinaus. Fest umschloss ich mit der anderen Hand meinen Dolch. Mein Blick glitt zum Himmel. Die Sterne konnte ich durch den Qualm kaum erkennen… alles schwand langsam… selbst die starken Schmerzen in meinem Unterleib ebbten langsam ab. „Kallian!!“, schrie Shianni panisch und rannte zu mir. Besorgt sah ich in ihr tränenverschmiertes Gesicht, als sie mich angsterfüllt ansah und mich etwas aufrichtete. „Sterb nicht!“, schniefte sie verzweifelt, ich wollte sie trösten… irgendwas… doch meine Kehle fühlte sich staubtrocken an. Tränen bahnten sich ihren Weg hinab, als ich ihren Blick ebenso verzweifelt erwiderte und versuchte nach ihrer Hand zu greifen. Hastig ergriff sie meine Hand und starrte dann entsetzt zu den Shemlen, die näher traten und ihre Schwerter zogen. Die anderen Elfen schrien erneut panisch auf, versuchten zu entkommen… doch es gab kein Ausweg. Für keinen von uns. „V-verzeih… “, sprach ich noch heiser, dann umfing mich die alles umfangende Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)