Dragon Age: Origins von Himitsu-chan (Bestimmung) ================================================================================ Kapitel 36: Der Tempel der Drachen ---------------------------------- Der Aufstieg war anstrengend, kräftezerrend und nervenaufreibend. Mein Haar wehte mir der eisigkalte Wind mehrmals in Gesicht und ließ mich immer wieder fluchen. Ferelden war nie ein warmes Land gewesen, aber diese barbarische Kälte ist absolut nichts für mich! Der Weg wurde immer steiler und schließlich zu einer richtigen Kletterpartie. Irgendwann endete der vorgegebene Pfad einfach und wir standen vor einer steilaufragenden Felswand. „Ich glaube dieser Genitivi hat uns verarscht“, brummte Oghren. Grimmig hielt ich mich an der steinigen Felswand fest. „Wenn er das getan haben sollte, breche ich ihm mehr als nur die Beine…“ Schließlich riskieren wir hier wieder einmal unser Leben, und der Gedanke dass dieser alte Mann uns irgendein Märchen auftischt, macht mich rasend. Langsam reicht es! Ich wusste dass ich relativ gut klettern konnte, immerhin war ich mehrmals auf der Flucht vor Wachen gewesen, doch bei den anderen war ich mir da nicht so sicher. Die Wand war kantig und schroff. Es würde leicht sein, nach oben zu klettern, selbst für jemanden ohne Übung. Nur der Wind und der umher tobende Schnee waren nicht gut. Ich schulterte noch einmal Rucksack und blickte hinauf. Wird bestimmt wieder halsbrecherisch. „Hoffentlich ist da oben endlich der verdammte Gipfel“, fluchte Zevran. „Ich wurde nicht umsonst in einem warmen Land geboren. Trotzdem muss ich mir das hier antun.“ Kurz knirschte ich mit meinem Zähnen und warf dem Elf einen genervten Blick zu. Eindeutig verwöhnt! „Keine Ahnung, sehen wir erst wenn wir oben ist“, sagte ich miesgelaunt. „Besser wir kommen hier weg, bevor es dunkel ist. Wenn dort oben wirklich der Gipfel ist, dann sollten wir so schnell wie möglich in diesen dämlichen Tempel kommen. Wer weiß was alles rauskommt, sobald es finster wird“ Ich ging auf die Felswand zu und tastete mit zitternden Fingern nach einer geeigneten Felsscharte, um mich daran hochzuziehen. Innerhalb von wenigen Minuten hing ich fünf Meter über dem Erdboden in der Luft. Zevran war mir gefolgt und wurde gerade von Oghren überholt, bei dem es fast so aussah, als würde er einfach eine Ebene nach oben krabbeln. Perplex sah ich ihm einige Sekunden dabei zu und ließ ihn mich auch überholen. Das es dieser Zwerg es überhaupt schaffte, seinen massigen und versoffenen Körper zu bewegen…unglaublich! Der Wind schnitt mir unangenehm in Gesicht und Hände und behinderte zum Teil meine Sicht, aber schließlich schaffte ich es heftig atmend über den Rand der Felswand und ließ mich erschöpft in den Schnee sinken. Der Schnee kühlte schmerzende Finger, welche unangenehm pochten. Vermutlich werde ich mir später ein heißes Bad gönnen…viel später. Nach und nach kletterten die anderen auch über den Rand und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Wir mussten auf dem Gipfel des Berges angekommen sein, denn vor uns lag nichts weiter als eine weiße, kalte Ebene, über die der Wind fegte. Etwas erblickte ich plötzlich im tosenden Sturm und ließ mich inne halten. Ob es die anderen auch sehen? „Seht mal!“, brüllte ich den anderen über den tosenden Wind zu. Alistair und Elissa wussten sofort, was ich meinte, denn auch sie starrten voller Ehrfurcht auf den riesigen Tempel einige Meter vor uns. „Was?“, fragte Alistair erstaunt. „Der Tempel. Wir sind da“, erklärte Leliana ihm strahlend. Sie blickte beinahe ehrfürchtig zu dem Mauerwerk. „Das ist…unfassbar“, entgegnete er ungläubig. Ich starrte ebenfalls den Tempel ungläubig an, ehe ich mir nach kurzem zögern auf die Lippen biss. Ein Märchen, welches wahr wird? Unmöglich… Wir alle zogen unsere Umhänge enger um den Körper, während wir über die Ebene liefen. „Wundervoll! Wir werden erfrieren, während wir nach den Knochen einer Verrückten graben!“, maulte Zevran ungehalten neben mir. „Ihre Knochen sind gar nicht mehr vorhanden, sondern nur ihre Asche“, fiel mir amüsiert ein. Der Elf schnaubte einmal frustriert, was mich kurz zum grinsen brachte. Zevran ist nicht besonders schlagfertig, wenn er friert. Muss ich mir unbedingt merken… Beim Anblick des Tempels, fragte ich mich kurz, ob es den Erbauer wirklich gibt, oder ob es nur eine weitere Geschichte ist. Warum hatte der Erbauer es zugelassen, dass die Magister Andraste auf dem Scheiterhaufen verbrannten? Oder das perverse Adlige sich an Elfenfrauen vergreifen? Warum…das weiß wohl nur er selbst allein. Tz… Eine Welle rauschte durch meinen Kopf und kribbelte in meinen Schläfen. Scheiße! „Dunkle Brut!“, schrie ich den anderen zu. Kaum hatte ich das gesagt, sah ich sie von weitem auf uns zu rennen. Ich zog meine Dolche und warf einen Dolch auf einen Genlock. Ich traf ihn am Hals und er fiel tot zu Boden. Leliana zog Pfeil und Bogen, schoss viele Pfeile ab und konnte bereits viele der Kreaturen aus der Distanz ausschalten. Doch bei einer gewissen Entfernung stürzten sich Alistair, Zevran und Oghren in den Kampf. Als einzige Nahkampfwaffe hatte ich meinen einen Dolch und der musste im Moment wohl reichen, denn die ersten Dunklen erreichten uns. Ich stürmte auf sie zu, dem ersten schlitzte ich die Kehle auf, dem nächsten rammte ich einen Pfeil in die Augenhöhle. Welch Glück, dass hier so viele rumliegen! Mein Blick fiel kurz auf die Bardin, was mich dazu brachte erschrocken nach Luft zu schnappen. „Leliana!“, warnte ich meine Freundin, bevor ein Genlock sich von hinten auf sie stürzen konnte. Sie reagierte blitzschnell und feuerte ihm einen Pfeil mitten in seine hässliche Visage. Erleichtert nickte ich ihr zu. Elissa war direkt hinter mir und wir gaben uns eine Weile gegenseitig Rückendeckung, während wir in die Meute vorpreschten. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Oghren, der mit seiner Axt auf einige der Dunklen einschlug. Die Übermacht an Dunkler Brut hatten wir ausgelöscht und konnten unseren Weg über die Ebene fortsetzen. Sonst kam uns keine weitere Brut mehr entgegen. Es dauerte mehr als eine Stunde, um zum Tempel zu gelangen. Als wir endlich direkt davor standen, war er noch viel größer, als ich gedacht hatte und wir waren noch längst nicht auf dem Gipfel. Hinter dem uralten Gebäude erstreckte sich der Berg weiter und es schien beinahe so, als würde er den hinteren Teil des Tempels einfach verschlucken. Mit zitternden Händen kramte ich das Schlüssel-Medaillon heraus und öffnete es so, wie Bruder Genitivi es mir gezeigt hatte. Wehe dieser alte Mann spielt ein krummes Spiel… Dann steckte ich das soeben entstandene Gebilde in eine Vertiefung an der Tür und drehte es um hundertachtzig Grad herum. Es klackte einmal laut. Grimmig stemmte ich mich gegen die Tür, aber erst mit Alistairs, Oghrens und Zevrans Hilfe ließ sich die riesige Flügeltür bewegen. Sobald wir die Tür hinter uns schlossen, war das mächtige Rauschen des Windes verstummt und wir befanden uns in einer riesigen Halle, mit aufwendig gearbeiteten Buntglasfenstern. Es sah hier aus wie in einer riesigen Kathedrale. Dieser Eindruck wurde durch die Statuen Andrastes und Maferaths noch verstärkt. Die Decke wurde von riesigen Säulen gestützt, auf deren Oberfläche die Heilige Flamme eingemeißelt war. Ich kam nicht umhin, mich mit offenem Mund umzusehen. So etwas…habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen! „Beim Atem des Erbauers“, sagte Alistair leise und starrte ehrfurchtsvoll zur Decke. Es war noch immer bitter kalt und über den Boden zogen sich ganze Eisflächen. Der ewige, unerbittliche Winter hatte vor dieser alten Ruine auch nicht halt gemacht. Stalaktiten aus Eis hingen von der Decke. Wenn die auf mich fallen, könnte das zu bösen Kopfschmerzen führen… „Wir sollten uns ganz leise verhalten“, raunte Leliana uns zu und wies zur Decke. Bei dem kleinsten Geräusch konnten sie von der Decke fallen und uns aufspießen. Ich fragte mich, wer das wohl gebaut hatte. Menschen. So viel stand fest, schließlich lieben sie Andraste. Aber…aber diese Menschen auch aus Ferelden waren? So leise wie möglich durchquerten wir die Haupthalle, bis wir zu einer Treppe gelangten. Rechts und links gingen Gänge ab. „Wo lang?“, fragte Elissa leise. Ich sah mich um. Als ob ich das wüsste. „Einfach geradeaus?“, schlug ich schulterzuckend vor. Etwas unsicher ging ich den anderen voran die Treppe hinauf. Ich musste mich am Geländer festklammern, da die einzelnen Stufen mit einer spiegelglatten Schicht aus Eis überzogen waren. Hier hinzufallen würde wehtun…sehr sogar. Wie ich den Winter doch hasse… Nach gefühlten fünf Stunden hatten wir die Treppe gemeistert und standen auf einem Podest, von dem man die Haupthalle überblicken konnte. „Das ist wirklich wunderschön“, hauchte Leliana. Das wenige Sonnenlicht, das durch die Buntglasfenster fiel, ließ die Eisfläche auf dem Boden in verschiedenen Farben glitzern. Ich besah mir alles genau und musste ihr insgeheim recht geben. Einfach fantastisch…aber wir sind hier um nach einer toten Frau zu suchen. Grimmig drehte ich mich um und wollte die Tür mir gegenüber suchen, doch sie ließ sich nicht öffnen. „Die Tür ist abgeschlossen“, flüsterte Elissa. Gelassen schielte ich zu ihr und versuchte ein Augenrollen zu unterdrücken. Wahnsinnig scharfsinnig, diese Adelssprösslinge. Wütend trat ich gegen das alte Holz, doch mehr als ein knarren konnte ich der alten Tür nicht entlocken. Plötzlich klirrte etwas über uns. Mit schreck geweiteten Augen, sah ich zur Decke, doch die Stalaktiten wackelten nur ein bisschen. Schwein gehabt….verdammte Impulsivität! „Was wollen wir jetzt machen?“, fragte Leliana. „Nach dem Schlüssel suchen?“ Bevor ich darauf eingehen konnte, hatte Zevran sich bereits vor die Tür gekniet und stocherte mit einer kleinen Nadel in dem Türschloss herum. Skeptisch beobachtete ich sein Treiben. Erst das laute Klicken ließ mich aus meiner Starre aufwachen. „Ich denke, das hat sich wohl erledigt“, sagte Zevran leise und stieß die Tür geräuschlos auf. Ich musterte Zevran aufmerksam…er hat es mal wieder geschafft. Mit seinen geschickten Fingern…diese…Finger…beim Erbauer, konzentriere dich! Wir traten hindurch und gelangten somit in einen weiteren großen Raum, aber nicht so groß, wie die erste Halle. Wir platzten mitten in eine Besprechung. In dem Tempel auf dem Berg hausten anscheinend noch mehr der verrückten Dorfbewohner. Zwei davon waren Magier und anscheinend hatten sie es sich in dem Tempel ganz gemütlich eingerichtet. Bücheregale, Tische, Stühle, sogar Betten waren zu finden. Perfekt um sich vor den Steuern zu drücken! Ein kleines Feuer war in der Mitte des Raums entzündet worden. Anscheint wird hier noch mehr skurriles betrieben! Die drei Männer und zwei Frauen sahen uns erstaunt an, doch sie gingen zum Angriff über, bevor einer von uns etwas sagen konnte. Alle wehrten sich bis zum Tod, der dann auch bald bei ihnen eintraf. Der einzige Gang führte plötzlich durch massives Gestein. „Ah, fast wie zu Hause“, grunzte Oghren entzückt. „Großartig!“, stimmte ich ihm grummelnd zu. Ich hasse Gestein, Höhlen und diese Dunkelheit! Von diesem modernden Geruch einmal abgesehen. Der schmale Gang wurde nach einer ganzen Weile etwas breiter und wir gelangten in eine kleine Höhle. Ein seltsam hoher, animalischer Laut war zu hören. Dann noch einer. „Was war das?“, fragte Elissa alarmiert. Ich sah sie ebenso fragend an, wie sie mich. Da war dieses Geräusch schon wieder. „Es klingt nach einem Tier“, stellte Zevran fest. „Aber ich habe absolut keine Idee, was für eins.“ Plötzlich hörte ich das Flattern von Flügeln und eine kleine Echse setzte sich auf einen Felsen vor uns. „Ein Drache?“, fragte Alistair unsicher. Erstaunt besah ich mir die geflügelte Echse…ich habe noch nie einen Drachen gesehen. Das Geschöpf öffnete sein Maul und schrie. Der Ton war so hoch, dass ich mir schmerzerfüllt meine Hände auf die Ohren pressen musste. Verdammtes Mistvieh! Plötzlich hörten wir noch mehr Flügelschlagen und weitere kleine Drachen tauchten auf. „Nein, mindestens zwölf“, entgegnete Elissa schluckend. Auf ein geheimes Kommando gingen sie plötzlich alle auf uns los. „Kallian!“, schrie Alistair hinter mir und dadurch konnte ich einem Feuerstrahl gerade noch so entkommen. Mit ihren Bogen schlug Leliana dem kleinen Feuerspucker auf den Schädel, bis er zu Boden sank. Ohne zu zögern, rammte ich meinen Dolch in seinen Schädel. Auch die anderen hatten die Drachen besiegt, sahen jedoch teilweise angesengt aus. „Beim Erbauer! Ich dachte, Drachen seien längst ausgestorben“, flüsterte Elissa immer noch erschüttert. „Tja, so kann man sich irren“, entgegnete ich grummelnd. Drachen…beim Erbauer, dass waren ja noch Kinder! Wo ist dann die Mutter? Hoffentlich nicht Zuhause. Wir liefen weiter und gelangten in eine viel größere Höhle, in der wir wieder auf Menschen trafen. Diesmal eine ganze Gruppe. Wir näherten uns ihnen vorsichtig, doch sie zeigten keinerlei Anstalten uns anzugreifen. Doch vermutlich nur die Ruhe vor dem Sturm… „Halt! Ihr werdet nicht weiter gehen!“, rief uns ein bärtiger Mann zu. Einige Meter vor ihm hielt ich an und besah mir die Truppe genauer. Diesmal keine unbewaffneten Dörfler. Das hier waren Soldaten in Rüstung und mit Waffen. „Oh? Was ihr nicht sagt“, sprach ich den Mann, der uns angehalten hatte skeptisch. „Ihr habt unseren Tempel besudelt, das Blut der Gläubigen vergossen und unsere Jungen getötet. Genug! Ihr werdet mir jetzt sagen, warum Ihr all das getan habt, Eindringling! Warum seid Ihr hier?“ Der Kerl kam direkt auf mich zu und blieb nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Zähnefletschend starrte er mich an. Ich erwiderte seinen Blick furchtlos und kräuselte nur leicht meine Lippen. Will er mir etwa Angst machen? Da hat dieser Shem aber schlechte Karten bei mir! „Sagt mir, wer Ihr seid und ich sage Euch, warum wir hier sind…vielleicht“, entgegnete ich gelassen. Der Kerl sah nicht unbedingt zufrieden aus, aber er ging darauf ein. „Ich bin Vater Kolgrim und der Anführer von Andrastes Jüngern“, stellte er sich vor. „Tötet uns und Ihr werdet Andraste gegenüberstehen. Sie wird unser Blut riechen und das Blut ihrer Kinder an Euch. Und ihr Zorn wird groß sein.“ Meine Mundwinkel huschten nach oben und ich war drauf und dran zu lachen. Vermutlich würde mir dieser Spinner dann aber gleich den Kopf abschlagen. „Kinder?“, fragte Alistair misstrauisch. „Ihr meint die Drachen? Ist Andraste ein Drache?“ Kurz schielte ich zu dem Templer, ehe ich wieder zu dem verrückten Shem aufblickte. Wenn dieser Drache Andraste sein sollte, dann bin ich die Hexe der Wildnis! „Sie ist so viel mehr als das! Sie ist glorreicher, als alle Alten Götter zusammen!“, erklärte Kolgrim euphorisch. „Die Prophetin Andraste hat den Tod selbst besiegt und sie ist zu ihren Gläubigern zurückgekehrt. Strahlender als je zuvor! Nicht mal das Reich von Tevinter hat eine Chance sie jetzt zu töten. Was könnt ihr da ausrichten?“ War ja klar! Andraste hätte ja auch als kleine süße Miezekatze wiedergeboren werden, aber nein ausgerechnet als riesiger Drache! Ach…nie läuft es einfach. „Was ist mit Asche geschehen?“, fragte Alistair weiter. „Sie ist immer noch im Tempel. Aber wozu brauchen wir die Asche, wenn wir der wiedergeborenen Andraste in all ihrer Herrlichkeit dienen?“ Beim Erbauer! Bewacht von einem stinkenden Drachen! Wenn es doch nur eine kleine, süße Miezekatze gewesen wäre… „Ihr behandelt die Asche mit so viel Missachtung, obwohl sie der verbrannte Körper Eurer Heiligkeit ist?“, mischte auch Leliana sich in das Gespräch ein. „Was ist die Asche schon, außer den Überresten einer sterblichen Frau?“, entgegnete der Sektenführer. „Gut, dann habt Ihr sicher keine Probleme damit, die Asche uns zu überlassen“, warf ich amüsiert ein. Insgeheim musste ich dem Irren recht geben, es war nur Asche einer Toten. „Ihr seid also nach der Asche aus“, sagte Kolgrim nachdenklich. „Hmm, vielleicht gibt es einen Weg, wie Ihr die Entweihung unseres Tempels wieder gutmachen könnt.“ Ich sah ihn zweifelnd an. Was für einen Vorschlag konnte ich schon von diesem verrückten Shem erwarten? „Warum wollt Ihr plötzlich mit uns kooperieren?“, fragte Zevran misstrauisch. „Vielleicht weil ich daran glaube, dass jeder eine zweite Chance verdient. Wir alle stolpern durch die Dunkelheit bis wir gefunden werden und uns das Licht gezeigt wird. Vielleicht wird durch Andrastes Gnade ihr größter Feind zu ihrem größten Günstling.“ Natürlich wird das geschehen. Als Dankeschön, bekommen wir von dem Drachen dann sogar Blumen spendiert! „Was genau wollt Ihr damit sagen?“, wollte Leliana wissen. „Die Asche, die ihr sucht, liegt auf dem Gipfel dieses Berges, bewacht von einem unsterblichen Wächter, der die Wahrheit über die wiedergeborene Andraste bestreitet. Die Asche hält Andraste davon ab, ihre neue Form zu erkennen. Sie ist ein Überbleibsel ihres früheren Lebens. Solange sie existiert, wird Andraste sich nicht weiterentwickeln können.“ „Und dann? Wollt ihr sie einfach aus dem Fenster streuen?“, fragte ich nach einer kurzen Überlegung. „Ich rede ja nicht von Zerstörung. Andraste muss nur…“, fing er an, doch im selben Moment hielt er erschrocken inne, als er meinen Dolch direkt auf ihn zurasen sah. Ehe er jedoch seine Waffe zogen konnte, hatte ich ihn bereits die Kehle aufgeschlitzt. Röchelnd kippte er nach hinten, während seine Jünger erschrocken aufschreien. Mein Blick blieb sofort an dem Magier hängen, der die Gruppe begleitete. Ohne zu zögern, sprang ich über den inzwischen toten Kolgrim und sprintete auf den Magier zu, der bereits Kreidebleich seinen Zauberstab erhob. „Zu den Waffen, meine Brüder!“, schrien jetzt auch die anderen Soldaten. „Andraste wird uns zum Sieg verhelfen.“ „Andraste wird Euch zu gar nichts verhelfen.“, fuhr ich dazwischen und schnitt dem Magier in einer fließenden Bewegung mit meinem Dolch die Kehle auf. Auch Oghren rannte schreiend vor Freude in das Gemenge, und köpfte kurz darauf gleich ein paar dieser Irren. Nachdem die letzten Überbleibsel dieses seltsamen Kults ausgelöscht waren, blickte ich mich argwöhnisch um. Sind sie wirklich alle…weg? Wir durchquerten schließlich die Höhle und gelangten durch einen weiteren Gang wieder in einen Teil des ursprünglichen Tempels. „Sieht so aus, als wäre das der Ausgang“, sagte Elissa plötzlich und deutete auf eine große Flügeltür, ähnlich der aus der ersten Halle. Wir stemmten uns alle dagegen und gelangten nach draußen. Die Tür schlug hinter uns zu und ich starrte auf eine riesige Ebene. Wir befanden uns auf einem Viadukt, das in der Mitte auseinandergebrochen war. Einige Säulen unter uns mussten unter großem Gewicht zusammengestürzt sein. Auch hier hatte sich eine feine Eisschicht auf dem Stein gebildet und es war beinahe unmöglich unbeschadet von dem Viadukt herunterzuklettern. Angespannt hielt ich mich an dem alten Gestein fest, um nicht hinunterzurutschen. Vermutlich schlage ich mir dann noch den Kopf an. Das wäre mehr als ungünstig. Plötzlich jedoch, rutschte ich aus und landete schließlich doch noch unten. Jedoch mit schmerzenden Hintern und einem wütenden Fluch meinerseits. Zevran hinter mir kicherte amüsiert. Grimmig blickte ich ihn an und staunte kurz, als er scheinbar grazil neben mir landete und seine Hand mir anbot. Skeptisch blickte ich in seine goldenen Augen und zögerte kurz seine Hand zu ergreifen. Will er mich etwa wieder ärgern? „Nun, meine Liebe, wollt ihr euch nicht erheben?“, fragte er erheitert, was mir jedoch nur ein Schnauben entlockte. Ich ergriff seine Hand und zog ihn mit aller Kraft herunter, sodass er schließlich zu Boden fiel. Mit Schadenfrohem Blick beugte ich mich über ihn und war drauf und dran ihm die Zunge raus zu strecken. Doch Zevran blickte mir in die Augen und ließ mein Herz beinahe aussetzten. Dieses intensive Gold seiner Augen, ließ die kalte Umgebung beinahe in Flammen aufgehen und ich war dabei in ihnen zu versinken. Ein kribbeln legte sich in meiner Magengegend aus, als sich der Elf sich leicht erhob und seine Lippen auf meine legen wollte. „Können wir jetzt-“, setzte Alistair gereizt an, doch ein Brüllen, das den ganzen Berg erbeben ließ, unterbrach ihn. Erschrocken wandte ich mich um und starrte zum Dach des Gebäudes aus dem wir kamen. Ich traute meinen Augen kaum, doch das Geschöpf, was dort auf dem Tempel saß und seine Flügel streckte, war ein Drache. Kolgrims fleischgewordene Andraste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)