Dragon Age: Origins von Himitsu-chan (Bestimmung) ================================================================================ Kapitel 31: Ungleiche Paragons ------------------------------ Müde sah ich Morrigan an, die mich böse musterte. Ihre schwache heilende Magie durchflutete mich langsam, aber stetig. Erschöpft legte ich meine Hand auf ihre. „Danke…“, flüsterte ich erschöpft. Die Schmerzen ließen langsam nach und auch das atmen schmerzte nicht mehr. Mein Blick glitt zu Zevran, der wiederwillig von Ruck abließ und sich erhob. Der verdrehte Zwerg eilte sofort auf mich zu und ließ sich neben mir auf Knie fallen. Er beäugte skeptisch Morrigan und ihre Magie, die sie in ihrer Hand wob. Seine Augen wurden groß. „Schon gut, Ruck. Sie hilf mir.“, murmelte ich erschöpft. So gut wie es eben geht, Wynne war bei weitem besser. Aber ich sollte mich zufrieden geben, mit dem was ich gerade habe. Immerhin hätte ich auch sterben können. Morrigan erhob sich und blickte mich ruhig an. „Mehr kann ich nicht tun. Die Brüche habe ich so gut es geht geheilt, aber dennoch sind die Knochen brüchig. Ihr solltet euch schonen und den Kampf meiden.“ Leicht grinsend sah ich zu der Hexe auf. „Ich gebe mein bestes. Vielleicht ist die dunkle Brut auch so sozial und lässt mich erst mal in Ruhe.“ Ihr Blick wurde kühler. „Spart euch euren Sarkasmus, wenn ihr nicht wieder an eurem eigenen Blut ersticken wollt. Das wird schneller passieren, als ihr ahnt.“ Sie hat einfach keinen Sinn für Humor! Grimmig blickte ich zu ihr hoch und zog meine Stirn in Falten. Vermutlich werden Morrigan und ich nie Busenfreundinnen werden. Ächzend erhob ich mich langsam und seufzte frustriert auf. Das ziehen war nach wie vor in meiner Brust vorhanden, aber immerhin hatte ich nicht das Gefühl das es mir gerade die Lunge zerreißt. Allerdings schoss mir gerade das Blut in den Kopf, denn ich bemerkte das ich nun nichts weiter trug, als meine Unterwäsche. Meine Lederrüstung hatte Morrigan wohl ganz von mir gerissen, zumindest das was noch davon übrig war. Verdammt! Morrigan bemerkte mit kühler Miene, meine Verzweiflung und warf mir ihren Umhang zu. „Wenn ihr jetzt noch anfangt zu schreien, schlage ich euch. Zieht das drüber“ Verdutzt sah ich auf den dunkelroten Stoff, der sich seidig auf meiner Haut anfühlte. Sofort warf ich ihn mir über und blickte verstohlen unter dem Umhang hervor. Es war besser als nichts, aber kein Vergleich zu meiner Lederrüstung. Immerhin verdeckte sie einige Stellen und bot obendrein sogar Schutz. Das kann ich bei dem schönen Umhang nicht behaupten. Aber nackt durch die Finsternis zu wandern, war noch Selbstmörderischer. Dennoch war ich dankbar und nickte Morrigan leicht lächelnd zu. Zu meiner großen Verwunderung, erwiderte sie das Lächeln sogar leicht. Es geschehen tatsächlich noch Wunder. Ich blickte zu Ruck hinab, der mich fasziniert ansah und dann langsam über den Stoff strich. Schmunzelnd beobachte ich ihn dabei, als er mich wieder ansah. „Schön weich!“ „Was habt Ihr jetzt schon wieder aufgegabelt?“, sprach die Hexe plötzlich gereizt und beobachte den verkrüppelten Zwerg. Ihre Abscheu war in ihren Augen nicht zu übersehen. „Er hat eher mich aufgegabelt, als er mich vor dem Ertrinken rettete.“, sprach ich und bemerkte plötzlich Oghren, der auf mich zu watschelte. Wut flammte auf einmal in mir auf, heiß und lodernd. „Hey, das kreischende Elfenmädchen hat ja Überlebt!“, sprach er leicht lallend. Der plötzliche Alkoholgeruch bestätigte meine Vermutung, dass dieser verdammte Zwerg schon wieder gesoffen hatte! Na warte, du elender…! Ich hob meinen gefunden Dolch, aus Rucks Lager, hoch und eilte auf den rothaarigen Zwerg zu und schnitt ihm ohne zu Zögern einen seiner Bartzöpfe ab. Es herrschte absolute Stille, während ich auf Oghren hinabsah, mein Dolch noch halb an seiner Kehle, sein linker Bartzopf am Boden liegend während mich der Zwerg fragend ansah. Anscheinend hatte er es noch nicht begriffen. Muss ich mal wieder den Anfang machen…das kommt davon, wenn man seinen Verstand wegsäuft. Drohend sprach ich deswegen auf den Zwerg ein. „Ich habe euch doch gesagt, dass ich euch den Bart abschneide. Und ich mache meine Drohungen immer wahr…wegen Euch, bin ich abgestürzt!“ Und das ziemlich hart und schmerzvoll! Wenn dieser verdammte Zwerg nur seinen Hintern schneller bewegt hätte, dann hätte ich mir diese schmerzhafte Erfahrung auch schenken können! Oghren sah hinab und im selben Moment bemerkte ich, wie sich sein Gesicht Purpur färbte. Diesmal war ich mir sogar ziemlich sicher, dass es nicht an den Schnaps lag, den er sich minütlich rein kippte. Es folgten ein paar unschöne, laute zwergische Schimpfwörter die ich nun in mein Schimpfwortarsenal aufnehmen konnte. Er stampfte wütend mit seinen kurzen Fuß auf den Boden, und funkelte mich dabei wütend an. Gerade als er wohl auf mich losgehen wollte, bekam er Morrigans Stock auf den Schädel gedonnert. Man konnte förmlich die Sternlein bei ihm tanzen sehen. „Das war die gerechte Strafe Zwerg und nun schweigt! Wir brauchen einen Weg zu diesem verdammten Paragon.“ Erkennend sah ich zu Morrigan. Es war gut sie auf meiner Seite zu wissen, auch wenn wir eigentlich nie einer Meinung waren. Oghren schnaubte mich drohend an, hob dann seinen abgeschnittenen Bartzopf hoch und steckte diesen ein. „Verdammte Elfenohren!“ Ich verschränkte nur die Arme vor der Brust und ließ ihn stehen, als ich meines Weges ging. Dieser Saufzwerg hatte es doch nicht anders verdient! Irgendwann hatte meine freundlichkeit schließlich auch ein Ende. Mein Blick fiel kurz auf Ruck, der mir eifrig folgte. Dieser kleine verrückte Zwerg könnte wissen, wohin Branka verschwunden ist. Auf Oghren kann man sich nicht verlassen, es sei denn ich will wieder in die Dunkelheit fallen und mir ein paar Knochen brechen. Ich bleib schließlich vor Zevran stehen, der mich aufmerksam musterte, dann jedoch kritisch Ruck beäugte. Der Zwerg wiederum, sah misstrauisch zu dem Elf auf. Oh weh… Unsicher lächelnd sah ich zu Zev, der mich wieder ansah und dabei keine Miene verzog. Er schien ernsthaft nachzudenken. Nervös biss ich mir kurz auf die Lippen. Warum sagt er denn nichts?? Oder sollte ich vielleicht etwas sagen? Wie wär’s mit…hey, ich lebe noch! Ist das nicht klasse? Nein. Das kommt zu plump rüber und auch irgendwie…komisch. Aber ich bin ja generell komisch… Mein Blick blieb kurz an seinen vollen Lippen hängen. Auch wenn Zev’s Haar leicht durcheinander war, sein Gesicht genauso verdreckt war wie seine Lederrüstung, so fand ich ihn nie besser aussehend. Ehe ich noch weitere abstruse Gedanken fassen konnte, umarmte ich ihn einfach stürmisch und drückte meine Lippen auf seine, während ich meine Arme um seinen Nacken legte. Zu meiner großen Zufriedenheit, wurde dies sofort von ihm erwidert. Beim Erbauer, ich hab ihn vermisst. Ich hab seine Unverschämte Art vermisst, sein charmantes Lächeln, seine amüsanten Kommentare, sein Duft…einfach alles. Nach Luft ringend löste ich mich kurz darf von ihm. Mein Oberkörper schmerzte wieder leicht, was wohl ein Anzeichen dafür war das es besser war, erst mal aufzuhören. Zumindest vorerst. Amüsiert sah er auf mich hinab und strich über meine erhitzte Wange. „Ihr seid ja so stürmisch…das gefällt mir.“, hauchte er mir leise ins Ohr, was mir wiederum eine Gänsehaut bescherte. Und das lag gewiss nicht an der Kälte, die hier unten herrschte. Ich schmiegte mich an ihn und schloss einfach die Augen und atmete nochmal seinen Duft ein. Auch wenn er nicht mehr ganz so frisch roch, wie zu Beginn unserer Reise, wie ich amüsiert feststellen musste. Aber es beruhigte mich irgendwie. Plötzlich jedoch, wurde mein Kinn leicht angehoben und ich blickte in seine Goldbraunen Augen, in denen diesmal kein Spott lag. „Ich wusste, dass du noch lebst. Schließlich bist du extrem Dickköpfig.“ Meine Augen wurden größer, während ich ihn einfach nur anstarrte. Er…wusste es? „Was beim Stein, ist das für eine schnulzige Schmiererei? Wir sind hier um die dunkle Brut niederzumetzeln, und nicht um uns gegenseitig abzulecken!“ Erschrocken sah ich zu Oghren, der soeben seine Axt schwenkte und genervt zu uns blickte. Selbst Morrigan schien Miesgelaunter als sonst zu sein. Beim Erbauer! Ich löste mich von Zevran und blickte angesäuert zu den beiden. „Ich hab euch auch schrecklich vermisst!“, sprach ich sarkastisch. Bei solchen Freunden, braucht man wirklich keine Feinde mehr! Nachdem die Wogen alle wieder halbwegs geglättet waren, besprachen wir unsere nächsten Schritte. Natürlich erst nachdem wir dieses Spinnenversuchte Loch verlassen hatten. Was war ich froh gewesen, dass ich die Flaschen aus Rucks Lager mitgenommen hatte. Die Spinnen waren wahrlich nicht davon angetan gewesen. Morrigan erzählte mir miesgelaunt, das sie Brankas Tagebuch gefunden hatten, bevor diese Spinnen auftauchten. Darin stand, dass sie einer Spur folgte, die in die Todesgräben führte. Sie war sich ganz sicher, dass sich der Amboss dort befinden würde und hatte ihr gesamtes Haus oder das, was davon übrig geblieben war, mitgenommen. Selbst eine kleine Nachricht für Oghren hatte sie hinterlassen, aus der man allerdings nicht schlau wurde. „Sagt Oghren… nein, das was ich ihm zu sagen habe, ist nur für seine Ohren bestimmt.“ Er war am Boden zerstört und doch irgendwie erleichtert. Komische Zwerge. Oghren hatte erzählt, dass Branka auf der Suche nach dem Amboss der Leere war, ein legendenumrankter Gegenstand, mit dem man angeblich Golems herstellen konnte. Riesige Kreaturen aus Stein und Stahl. Der Amboss war das Werk eines gewissen Caridin, einem weiteren Paragon, der ebenso wie Branka einst Schmied war. Caridin hatte mit seinem Haus im Ortan-Thaig gelebt und anscheinend war Branka dieser Spur gefolgt, denn Oghren zeigte uns, wo sie an den Wänden Splitter aus dem Gestein geschlagen hat, um deren Beschaffenheit zu kontrollieren. Also befanden wir uns jetzt auf dem Weg zu den Todesgräben, oder auch Bownammar, die Stadt der Toten. Sie war die Heimat der Legion der Toten und wurde von keinem anderen als Caridin persönlich erbaut. Das einzige, von dem wir uns hier unten ernähren konnten, war gebratenes Nugfleisch, getrocknetes Nugfleisch und geräuchertes Nugfleisch. Ich schwöre, ich werde dieses Zeug nie wieder in meinem verdammten Leben anfassen. Allerdings ging es mir hier in den Tiefen Wegen nicht besonders gut. Ich fand in unseren wenigen Schlafperioden keine Ruhe. Ständig weckten mich diese zermürbenden Albträume. Also starrte ich vor mich hin, während meine Gefährten wenigstens kurzzeitig versuchten etwas Ruhe und Schlaf zu finden. Ich hatte meine Wächtersinne soweit geschärft wie ich konnte, und hoffte die dunkle Brut rechtzeitig spüren zu können sollte sie auftauchen. Das Problem war nur immer, wenn ich sie spürte, dann spürten sie mich auch. Das wiederrum bedeutete, sie wollen meinen Kopf. Und den Rest verspeisen. Was für elende Monster. Ein scharendes Geräusch ließ mich aufblicken, so dass ich Ruck langsam auf mich zu schwanken sah. Er wirkte noch fahler als sonst. Zevran und Oghren wollten ihn erst töten, da sie meinten er würde sich nur quälen und sowieso nicht mehr lange leben, aber ich war dagegen. Ruck hatte seit Tagen nichts mehr gegessen, obwohl ich ihm immer Nugfleisch angeboten hatte. Schließlich konnte ich es irgendwann nicht mehr sehen. Er setzte sich ungelenk neben mich und starrte mich an. Etwas skeptisch erwiderte ich seinen Blick und schmunzelte schließlich. „Warum schaust du so?“ „Ruck kann nicht schlafen. Er hört sie überall.“, sprach er krächzend. Anscheinend hatte er auch länger nichts mehr getrunken… Nachdenklich blickte ich die gegenüberliegende Steinwand an und hörte erneut das laute Summen in meinem Kopf, welches mich fast an den Rand des Wahnsinns trieb. „Ich auch nicht. Verdammte Monster…“, murmelte ich und nahm einen Schluck aus meiner Feldflasche. Ich bot sie auch Ruck an, doch er schüttelte nur wild den Kopf, also ließ ich es bleiben. Der verkrüppelte Zwerg musterte mich noch eine Weile, doch ich ignorierte ihn und starrte nachdenklich wieder vor mich hin. Es würde gut tun, wieder zu schlafen. „Grau wie der Stein. Wächter voll der Dunkelheit, vermissen nicht das Licht.“, sprach Ruck und kratzte sich wie ein Tier seinen Rücken. „Ich weiß das die Dunkelheit in mir ist, Ruck. Und irgendwann sterbe ich an der verdammten Verderbtheit in mir. Einen langen und qualvollen Tod…genau das was ich immer wollte.“, sprach ich frustriert und strich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht. Und nun inspiziere ich derweil mein zukünftiges Grab. Sollte ich nicht im Kampf irgendwann sterben, dann hier unten 30 Jahre später. Allein und gequält von den Summen und Rufen in meinem Kopf. Ich ließ mich nach hinten fallen und schloss die Augen. Wie ich mein Leben doch manchmal hasste. Es war vielleicht besser, auf dem Schlachtfeld zu verrecken, als hier unten von der dunklen Brut zerrissen zu werden. Aber vielleicht könnte ich ja mit Alistair gehen, schließlich ist er auch ein grauer Wächter und wir haben das Ritual fast gleichzeitig beschritten. Das würde bedeuten, ich müsste hier unten nicht allein sein…und Angst haben. Wütend starrte ich die Decke an und biss mir auf die Lippen, während ich den Umhang von Morrigan enger um mich zog. Ich sollte mich nicht fürchten. Dafür ist es noch nicht soweit, außerdem habe ich keine Zeit ängstlich zu sein. Das kann ich auch in den letzten paar Sekunden meines Lebens sein, wenn mich die Brut abgestochen hat. „Ruck passt auf die schöne Frau auf!“, hörte ich den Zwerg plötzlich, was mich dazu brachte trocken aufzulachen. „Beim Erbauer Ruck, hör auf zu Träumen.“, sprach ich spöttisch, während mir der undefinierbare Blick seinerseits entging. Wenig später lief ich mit den anderen weiter und Ruck ließ mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen und lief praktisch immer hinter mir. Obwohl ich ihm sagte, dass er ruhig gehen könnte, wollte er bleiben. Es war klar, dass das noch für Aufregungen sorgen würde. Wenn daraus nicht sogar ein Drama wird. Und ich hasse Dramen. Besonders dann, wenn verrückte Zwerge dabei im Spiel sind. Wir gingen also die letzten Tage immer weiter in die Tiefe, während mein Drang nach Sonnenlicht immer größer wurde. Elfen gehörten einfach nicht in dunkle Höhlen, das hatte ich spätestens jetzt begriffen. Doch mein Wunsch nach Licht wurde bald erfüllt. Der Tunnel, durch den wir liefen, wurde immer breiter und schließlich konnte ich sehen, wohin er uns führte. Mit offenen Mund starrte in die riesige unterirdische Halle. Alle Lichtquellen, die wir mit uns herum schleppten, waren mit einem Mal sinnlos. Wir standen auf einem Felsvorsprung an den Todesgräben und vor uns lag die Stadt der Toten, Bownammar. Der Großteil des Lichtes strömte aus der gewaltigen Schlucht vor uns, die letzte, die uns von der Stadt der Toten trennte. Das unterschwellige Summen, das in den letzten Tagen immer stärker auf meine Nerven gedrückt hatte, war hier beinahe unerträglich. Die ganze Atmosphäre war voll Verderbtheit. Ich atmete die giftigen Dämpfe und hörte das erstickte Kreischen in meinem Kopf. Das Kreischen schwoll an, als wir uns der Schlucht näherten und wurde zu einem explodierenden Schmerz. Die Schmerzen der letzten Tage waren ein Witz dagegen, doch ich hatte zu kämpfen um nicht zufallen. Zevran stützte mich kurz, während ich verbissen nach vorn starrte. Ich konnte die Dunkle Brut spüren…jeden einzelnen. Jeden verdammte einzelnen! Und es waren viele, sehr viele sogar. Eine Armee muss im Anmarsch sein, auch wenn ich hoffte, dass ich im Irrtum lag. Doch wie immer in letzter Zeit, wurde ich enttäuscht. Selbst Ruck fing auf einmal an zu summen. Für die anderen, hörte es sich wahrscheinlich nur verrückt an, doch ich konnte genau die Melodie heraushören mit der er mit der Dunklen Brut sang. Als wir schließlich an den Graben traten, stockte mir fast das Herz. Unter uns marschierten zehntausende der Dunklen Brut. „Beim Stein“, flüsterte Oghren, als er dieses Bild sah. Ich wollte etwas erwidern, doch plötzlich konnte ich kaum klar denken. Etwas zerriss mich beinahe von innen. Und da sah ich ihn. Der Erzdämon schoss aus der Tiefe empor und brüllte. Augenblicklich waren meine Gedanken wieder klar. Ich wich zurück und sah dem gigantischen Drachen dabei zu, wie er sich auf der Brücke niederließ, die über den Graben führte. Mein Herz raste. Der Erzdämon brüllte ein weiteres Mal und wieder durchzuckte mich dieser Schmerz. „Kallian?“, hörte ich Morrigans wispernde Stimme neben mir. Verschwommen sah ich, dass der Erzdämon blaues Feuer ausspuckte und sich wieder in die Lüfte erhob und über dem Graben davonflog. „Beim Erbauer“, hauchte ich atemlos. Ein riesiger Drache führt diese Bastarde an. „Geht es dir gut?“, fragte Zevran mich verunsichert, als ich mich immer noch nicht geregt hatte. Ich sah in seine goldbraunen Augen und fing mich augenblicklich. Wahrscheinlich werden wir alle sterben, bei diesem sinnlosen Kampf. Und das wurde mir bewusst. Es waren zu viele dieser Bastarde…viel zu viele. „Ja, alles bestens“, gab ich tonlos zurück. „Lasst uns einen Paragon suchen gehen und diesen Mist zu Ende bringen.“ Wir trafen des Öfteren auf unseren Weg, auf dunkle Brut und mussten sie niederschlagen. Zumindest die anderen. Weder war ich in der Verfassung zu kämpfen, noch hatte ich die richtige Ausrüstung. Der dünne Umhang von Morrigan, verdeckte geradewegs meinen Körper. Doch ich war verdammt froh, dass es nicht eine Armee war, sondern meist nur ein Dutzend das sich uns entgegen stellte. Dank meines Wächtersinnes konnten wir der patrouillierenden Brut immer wieder ausweichen. Diese Monster waren nicht so dumm, wie ich erst dachte. Sie wussten was sie taten, sie wussten wo sie zuschlagen mussten um Knochen zu brechen. Oder wie man ein Schwert führt. …Aber wer beim Erbauer, hatte es ihnen beigebracht?? Oder bekamen sie das praktisch in die Wiege gelegt? Vor langer Zeit hatte die Dunkle Brut diesen letzten Außenposten von zwergischer Zivilisation eingenommen und wie man sehen konnte, waren sie durchaus dazu bereit diese Errungenschaft bis aufs Blut zu verteidigen. Das riesige Tor, das in die Stadt der Toten führte, ließ sich nicht öffnen, doch wir fanden ein kleines Schlupfloch direkt daneben. Auch hier fanden sich ganze Altäre von verschandelten Leichen, brennenden Kadavern und angefressenem Aas, das vor sich hin faulte und stank. Angewidert blickte ich mich um. Selbst Hasso winselte mitleidig und ich tätschelte ihm tröstend den Kopf. Für ihn muss es noch schlimmer riechen. „Was tun die hier nur?“, fragte Morrigan angewidert und presste sich sogar eine Hand vor den Mund, um den Brechreiz zu unterdrücken. „Sie fressen Tote“, erklärte ich ihr und ballte meine Hand zur Faust. Ich hatte es oft in meinen Träumen gesehen. Zu oft, wenn ich ehrlich bin. „Das ist nicht Euer Ernst“, widersprach Zevran mir entgeistert, doch ich nickte nur. Wir folgten einem Gang, der plötzlich wieder durch das Gestein und aus dem Gebäude heraus führte. Da hörten plötzlich wir eine Stimme, schwach und verzweifelt. „Am ersten Tag kommen sie und nehmen alle gefangen.“ Die Stimme war eindeutig weiblich, wenn auch ein wenig heiser. Argwöhnisch sah ich mich um. Dass es hier Leben gab, noch dazu keine Dunkle Brut, ließ mich misstrauisch werden. Vielleicht sind hier aber noch mehr verrückte Zwerge, so wie Ruck? Und warum wurde Sie noch nicht gefressen? „Am zweiten Tag schlagen sie uns und fressen sie einige von uns.“ Die Stimme hallte an den Wänden wider und schien aus keiner bestimmten Richtung zu kommen. „Was redet sie da nur?“, fragte ich verwirrt. „Am dritten Tag nagen sie weiter an den Männern.“ „Ich weiß es nicht“, erwiderte Morrigan verhalten. „Los weiter“, sagte Oghren einfach nur. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass er genauso entschlossen war, nach dem Ursprung der Stimme zu suchen, wie ich. „Am vierten Tag warten wir und fürchten unser Schicksal.“ Wir folgten dem Gang weiter, doch niemand tauchte vor uns auf. „Am fünften Tag kehren sie zurück und das nächste Mädchen ist an der Reihe.“ „Ruck hat Angst!“, jammerte dieser und warf mir einen ängstlichen Blick zu. Wir liefen weiter durch die Stollen und folgten der unheimlichen Stimme. „Am sechsten Tag hören wir in unseren Träumen ihre Schreie.“ „Das kommt mir langsam bekannt vor“, murmelte ich beunruhigt. Diese verdammten Träume werden Realität? Das…kann nicht sein. Oghren watschelte plötzlich zielsicher voran. „Moment mal!“, rief er. „Ich kenne diese Stimme, beim Stein!“ „Am siebten Tag wuchs sie, denn sie hatten ihr in den Mund gespuckt.“ Ich würgte beinahe, doch stellte Oghren trotzdem meine Frage: „Ist es Branka?“ „Nein“, antwortete der Zwerg. „Ich bin mir nicht sicher.“ „Am achten Tag wuchs unser Hass, denn sie wurde geschändet.“ „Spricht sie von der dunklen Brut?“, fragte Zevran skeptisch. „Vermutlich…“, sprach ich schaudernd und schmiegte mich enger in den Umhang. Die Frauenstimme war nun nicht mehr schwach und verzweifelt, sondern wütend und hasserfüllt. „Am neunten Tag grinste sie und fraß Ihresgleichen.“ Ein weiteres Schaudern durchfuhr mich, als ich dieser körperlosen Stimme folgte, die uns wer weiß wohin führte. Langsam verstand ich worauf die Stimme hinaus wollte und mir wurde schlecht bei dem Gedanken. Diese widerliche dunkle Brut, gehört ausgerottet. Ich zuckte erschrocken zusammen, als die Stimme brüllte: „Jetzt heißt es für sie Fressen und Morden, denn sie selbst ist zur Bestie geworden!“ Hasso knurrte warnend und stellte sich schützend vor mich. „Spricht sie davon, zur Dunklen Brut zur werden?“, fragte Morrigan. „Nein“, erwiderte ich. „Man infiziert sich wesentlich leichter mit der Verderbnis. Ein Biss würde genügen, oder eine offene Wunde, in die das Blut der Brut eindringt.“ Die Soldaten in Ostagar waren der beste Beweis. Als wir weiter liefen, begann die Stimme ihr unheimliches Mantra von vorn bis wir den Raum vor uns betraten, sahen wir die Quelle der Stimme. Der Gestank von Verwesung wehte uns entgegen und ich musste meinen Würgereiz mit Mühe unterdrücken, als ich eine Zwergin inmitten von Leichenteilen und verbrannten Körpern sah. „Ich wusste, dass ich diese Stimme kenne“, knurrte Oghren, als er vor sie trat. „Hespith.“ Als die Zwergin ihren Namen hörte, stand sie auf und sah uns aus glasigen Augen an. Die Haut in ihrem Gesicht warf Blasen und schälte sich ab und darunter kam schwarzes Gewebe zum Vorschein. Sie schien keine Anstalten zu machen, irgendetwas zu sagen. „Ist das Verderbtheit durch die Dunkle Brut?“, fragte ich verwirrt. „Es sieht so anders aus.“ Selbst Ruck sah anders aus, obwohl er auch mit der Verderbtheit infiziert war. Genau wie ich. „Verderbtheit?“, fuhr Hespith mich auf einmal an. Erschrocken zuckte ich zusammen. „Das waren die Männer! Ihre Wunen eiterten, ihr Verstand löste sich auf. Sie sind wie Hunde, marschierten voran, starben als erste.“ Was sie da erzählte klang ebenso grausam wie seltsam, doch ich hörte ihr weiterhin zu. „Nicht wir. Nicht ich. Nicht Laryn. Wir wurden nicht verwundet. Wir wurden gemästet. Mit Freunden und Fleisch und Blut und… und…“ Hespith schluchzte heftig und wischte sich ihre Nase an ihrem schmutzigen Hemdsärmel ab. „Ich konnte mir nur wünschen, dass sie Laryn zuerst nahmen. Ich wünschte es mir, damit ich verschont blieb. Aber ich musste zusehen. Bei der Veränderung zusehen. Wie erträgt man das. Wie ertrug Branka das?“ „Branka?“, fragte Oghren lauernd. „Wo ist sie?“ „Nicht von Branka reden“, reagierte Hespith heftig und schüttelte sich bei dem Gedanken. „Was sie getan hat… Mögen die Ahnen uns schützen und mir vergeben! Ich war ihr Hauptmann und habe sie nicht aufgehalten.“ Sie schniefte ein weiteres Mal und dicke Tränen quollen ihr aus den Augen. Hespith sprach unbeirrt weiter: „Ich habe sie geliebt, konnte sie jedoch nicht umstimmen. Ihr vergeben… aber nein, man kann ihr nicht vergeben… Nicht für das, was sie getan hat, was aus ihr geworden ist.“ „Sie geliebt?“, keifte Oghren eifersüchtig, was mich schmunzelnd zu ihm blicken ließ „Was hat sie getan, Hespith?“, fragte ich lauernd und trat näher an sie heran. „Was hat Branka getan?“ „Ich werde nicht von ihr reden“, erwiderte sie trotzig. „Von dem was sie getan hat, oder was aus ihr geworden ist. Ich werde mich nicht verändern! Ich werde nicht zu dem werden, was ich gesehen habe. Nicht zu Laryn! Nicht zu Branka! Nicht zu Euch!“ Dabei zeigte sie einmal auf Ruck und auf mich. Hespith wirbelte herum und rannte mit einer Schnelligkeit, die ich ihr niemals zugetraut hätte aus dem Raum. War es so offensichtlich, dass ich verderbt war? Beim Erbauer, ich sah viel gesünder aus als diese zwei verdammten irren Zwerge! „Eine heimliche Geliebte.“, sagte ich schließlich. „Wer hätte das gedacht.“, sprach Zevran amüsiert und ich konnte förmlich sehen, dass er wieder irgendwelchen Phantasien nachging. „Ich hatte immer die Vermutung. Abscheuliches Weibsstück!“, schimpfte der Zwerg. Wir folgten ihr und verließen wieder den von Zwergen erbauten Teil des Gebäudes. Draußen erwartete uns ein weiterer Graben, genauso wie Dunkle Brut. Wir kümmerten uns um sie und folgten Hespiths Stimme, die wieder körperlos über uns zu schweben schien. „Die Männer töteten sie zuerst. Es war eine Gnade. Sie wollten die Frauen berühren, verändern, verformen, bis in ihr nur noch sie sind.“ „Das ist echt krank“, grunzte Oghren angeekelt, während wir wieder durch Steinstollen liefen. „Sie haben Laryn genommen. Sie musste unsere Freunde essen, ihrem Ehemann das Gesicht abziehen und sein Blut trinken.“ Mir fielen die seltsamen roten, fleischigen Überreste am Boden auf, die sie quer durch Raum zogen. Angewidert legte ich meine Hand darauf und bekämpfte ein weiteres Mal den Würge Reiz. Dieses fleischige Matsch war nicht nur warm und feucht, es pulsierte sogar, ganz so, als ob es zu einem leben würde. „Ruck ist schlecht“, klagte er und zog meiner Hand, während ich grimmig nach vorn blickte. „Beim Erbauer, ist das hier unten die Hölle?“, murmelte ich eher zu mir selbst. „Und während sie aß wuchs sie, schwoll an, wurde grau, roch dann so wie sie. Sie haben sie zu Ihresgleichen gemacht und dann machte sie mehr von ihnen. Brutmutter.“ Was? Meinte sie es tatsächlich so, wie sie es sagte? Die…haben die Zwergenfrauen vergewaltigt, damit sie selbst zur dunklen Brut werden und dann selbst neue dunkle Brut gebären? Beim Erbauer, diese Zwergin war auch zu lange hier unten gefangen und ist nun durchgedreht. Das ist doch absoluter Quatsch! Sowas kann nicht möglich sein! Der Gang machte einen Bogen, doch als wir sahen, was dahinter lag, prallte ich erschrocken zurück. „Erbauer steh uns bei“, sprach ich erschrocken. „Bei den Brüsten meiner Ahnen“, fluchte Oghren. „Brosca!“, rief Zevran. Wie angewurzelt waren wir stehen geblieben und starrten geschockt auf das Monstrum, dessen Gewebestränge sich in der gesamten Höhle breit gemacht hatten. Inmitten eines riesigen Klumpen fleischigen Matsches, saß das groteskeste Geschöpf, das ich je gesehen hatte. Der Oberkörper war der einer Made mit unzählbar vielen Brüsten. Das Hinterteil glich dem einer gigantischen Nacktschnecke und anstelle von Gliedmaßen besaß die Kreatur riesige Tentakel, die unkontrolliert in der Luft herumschlugen. Der verhältnismäßig kleine Kopf besaß zwei winzige, bösartig funkelnde Augen und einen insektenartigen Schlund, allerdings mit Zähnen. „Das wird wohl Laryn sein“, meinte Morrigan trocken. „Beim Donnerkiesel, sind das viele Nippel“, stellte Oghren grinsend fest. Ich schielte zu Oghren. „Wenn ihr wollt, könnt ihr euch ja mit ihr verabreden. Vielleicht wird’s die große Liebe? Aber vergesst die Blumen nicht“ Plötzlich brüllte die Brutmutter und aus der fleischigen Umgebung sprossen mehrere Fangarme empor, die nach uns schlugen. Anscheinend wollte sie keine Verabredung mit Oghren. Beim Erbauer, ich konnte dieses Monster sogar verstehen. Hastig zogen wir unsere Waffen und stellten uns der Kreatur. Ich hielt mich jedoch im Hintergrund mit Ruck und sah meinen Freunden dabei zu, wie sie vorpreschten. Mit seinen Klingen hackte Zevran auf den um sich schlagenden Tentakel ein, doch seine Schwerter rutschten sofort von der glitschigen Oberfläche ab. Er fluchte wütend und sprang geschickt beiseite, als das Ding sich plötzlich auf ihn fallen ließ. Oghren hatte es da mit seiner Axt wesentlich leichter. Er holte aus und fällte einen Tentakel mit einem Schlag. Der Fangarm fiel zu Boden und zuckte unkontrolliert. „Hmm, lecker“, schmatzte Oghren amüsiert, während die Brutmutter vor Schmerz heulte. Nachdem wir alle Tentakel losgeworden waren, erbrach die Kreatur plötzlich einen Schwall stinkenden Eiters, der an ihrem wabbligen Körper hinabfloss und sich auf dem Boden ausbreitete. Ein widerwärtiger Geruch wehte mir entgegen und ließ mir beinahe die Fußnägel aufrollen. Das zähe Zeug floss um unsere Stiefel und klebte uns regelrecht an den matschigen Untergrund. Hasso knurrte laut und zog seine Pfoten mit einem schmatzenden Geräusch aus der Brühe. Oghren war am nächsten an der Brutmutter dran und schlug seine Axt in das weißliche, glänzende Fleisch der Bestie. Sie schrie gequält auf und erreichte dabei Tonhöhen, die wahrscheinlich nur Elfen hören konnten, denn ich musste mir gepeinigt die Hände gegen die Ohren pressen, genauso wie Zevran. Morrigan feuerte Arkarne Bolzen auf sie ab, doch das wiederum schien ihr wenig auszumachen. Oghren war noch immer damit beschäftigt, seine Axt aus dem Wesen zu ziehen, doch die Brutmutter krallte ihn mit einem ihrer verbliebenen Fangarme und hielt ihn in die Luft. Geifernd spuckte sie ihn an. Ich nutzte die Gunst des Augenblicks, mobilisierte meine Kräfte und warf meinen Dolch direkt in das Auge des Monsters, welches sofort tief in die Augenhöhle eindrang. Die Brutmutter kreischte und ich grinste siegessicher. Ehe ich mich jedoch zu sehr freuen konnte, schlug sie mit einem ihrer übrig gebliebenen Fangarme nach mir. Zwar konnte ich in letzter Sekunde ausweichen, doch die Schmerzen in meiner Brust kehrten mit einer Inbrunst zurück, dass ich erschrocken nach Luft japste und nicht wieder aufstehen konnte. Mit geweiteten Augen sah ich auf die fleischige Peitsche, die kurz davor war auf mich niederzuschlagen und mich damit wohl endgültig zum Erbauer schicken würde. Mit einem Mal wurde ich zur Seite geschleudert, sodass mein Oberkörper erneut innerlich zu zerreißen drohte. Dieser explodierende Schmerz beförderte mich in die dumpfe Dunkelheit meines Bewusstseins. „Kallian? Wacht auf!“ Träge ich öffnete ich die Augen und erblickte Morrigan, die sich über mich gebeugt hatte und genau musterte. Dann nickte sie und erhob sich grazil wieder. „Ich sagte doch, dass sie noch lebt ihr Narren.“ Mühsam versuchte ich mich aufzurichten, doch Zevran legte einen Arm unter meinem Rücken und half mir auf. Dankbar sah ich zu ihm und staunte nicht schlecht, als ich plötzlich eine tote Brutmutter entdeckte. Oghrens Axt steckte in ihrem Schädel und eitriges Sekret tropfte langsam herab. Die Brutmutter war Tod. Und ich hatte es wiedermal verpasst. Ich ließ meine Augen über das Schlachtfeld wandern und blieb an dem zerschmetterten Körper eines Zwerges hängen. Erst als ich kurz blinzelte, wurde mir bewusst dass dort Ruck lag. Ohne lange nachzudenken rannte ich zu ihm und blieb schließlich vor ihm stehen. Ruck sah verdrehter aus sonst als, der Mund geöffnet, die Augen weit aufgerissen. Er war nicht mehr... Hasso war mittlerweile neben mir und schnüffelte neugierig an dem toten Zwerg, während mir plötzlich bewusst wurde, das mich Ruck zur Seite gestoßen haben musste und dann von der Tentakel der Brutmutter erschlagen wurde. …dieser verdammte Irre. Warum beim Erbauer, hat er das nur getan?? Er hätte genauso gut in sein Lager zurückkehren können und dort weiter seine glitzernden Würmer und schöne Steine sammeln können! Stattdessen folgte er mir in den Tod…auch wenn er eigentlich schon längst Tod war. Schon seit langem…eigentlich wäre er bald an der Verderbtheit gestorben. Aber er hätte nicht so sterben müssen…nicht so…nicht meinetwegen. Er hätte einfach- Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ließ mich augenblicklich zusammenschrecken. Ich schielte zu Zevran, der mich kurz aufmerksam musterte. „Wir sollten weitergehen.“, sprach er ruhig. „Daher kommen sie“, erklang Hespiths Stimme auf einmal über uns und ließ mir beinahe das Blut in den Adern gefrieren. Wir entdeckten sie, oberhalb der Höhle auf einem Felsvorsprung. „Darum hassen sie uns… darum brauchen sie uns. Deshalb nehmen sie uns mit und füttern uns. Aber die wahre Abscheulichkeit… besteht darin, dass jemand das zugelassen hat. Branka… meine Geliebte… Der Stein hat mich bestraft, Traumfreund. Ich sterbe an etwas das schlimmer ist als der Tod. Verrat.“ Damit verschwand sie zwischen den Steinen. Ich schauderte ein weiteres Mal. Wahrscheinlich war die fortgeschrittene Verderbtheit, die mir schon in ihrem Gesicht aufgefallen war, darauf zurückzuführen, dass sie wahrscheinlich bald wie Faryn enden würde. Eine weitere Brutmutter. „Branka, diese treulose Nug! Die wird ihr blaues Wunder erleben!“, murrte Oghren, der sich ebenfalls Schleim von der Rüstung wischte. Kurz blickte ich auf Ruck hinab und überlegte ob ich ihn vielleicht begraben sollte. Aber das wäre riskant. Er wäre weiterer Ballast den wir uns nicht leisten konnten. Außerdem konnte ich wieder dunkle Brut spüren, die uns dicht auf den Fersen war. Ich muss ihn hierlassen und wohl von der dunklen Brut auffressen lassen. Ich habe keine andere Wahl… Es…tut mir leid. „Los, wir müssen noch einen Paragon finden“, sagte ich düster, als ich an der Brutmutter vorbei ging und mir bekanntes Summen in den Ohren ertönte. Nur dieses Mal würde Ruck nicht mehr mit summen, sondern für immer in der Dunkelheit verstummen. Wir waren den Stollen eine ganze Weile gefolgt und schließlich gelangten wir in eine weitere riesige Halle. Auf einigen Felsen saß, zu meiner Überraschung, Branka, mit verschränkten Beinen und musterte uns herablassend. „Da rasier mir doch einer den Rücken und nenne mich Elf! Branka?“, fragte Oghren ungläubig. „Beim Stein! Ich hab dich kaum wiedererkannt.“ Branka sah im Gegensatz zu Hespith noch sehr normal aus, aber nicht unbedingt wie eine Schönheit. Inwiefern konnte Oghren also behaupten, er hätte sie kaum wiedererkannt? „Oghren“, stellte sie trocken fest. „Irgendwann musstest du ja hierherfinden. Hoffentlich findest du möglichst bald auch den Weg zurück.“ Perplex sah ich auf die Zwergin, als ich hörte, wie respektlos Branka ihren Ehemann ansprach. Okay, es war schließlich der Säufer Oghren, aber auch ihr Ehemann. „Und wie darf ich Euch ansprechen?“, fragte sie an mich gewandt. „Söldner des letzten kleinen Lords, der nach mir suchen ließ? Oder seid Ihr nur eine, die Oghrens Bierfahne ertragen kann?“ Bevor ich auch nur schnippisch antworten konnte, kam Oghren mir zuvor. „Zeig Respekt, Frau! Du redest mit einem Grauen Wächter!“ Ich starrte ihn verblüfft an. Hatte ich gerade richtig gehört?? „Ah, also ein wichtiger Botenjunge“, schloss sie spöttisch. „Dann ist vermutlich etwas Schlimmes passiert. Ist Endrin tot? Würde mich nicht wundern. Er war schon ein wenig klapprig.“ Bevor Oghren wieder auf ihre pampige Art reagieren konnte, fuhr ich ihm dazwischen. „Ja, Orzammar braucht einen neuen König, um sich gegen eine Verderbnis zu verteidigen.“ „Ein König besiegt keine Verderbnis“, fuhr Branka mir dazwischen. „Wir hatten vierzig Generationen lang Könige und haben trotzdem alles verloren.“ Sie machte eine Pause, in der sie sich erhob und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen hin und her lief. „Ich sage Euch dasselbe wie allen, die dachten, ich könnte sie zum König machen. Von mir aus soll die Versammlung einen besoffenen Affen auf den Thron setzen!“ Ich sah sie entgeistert an. Anscheinend war sie doch verrückt geworden, wie jeder Zwerg hier unten. „Weil unser Beschützer, unsere große Erfindung, wegen der unsere Armeen von der ganzen Welt beneidet wurden, derselben Dunklen Brut in die Hände fiel, die sie eigentlich bekämpfen sollte. Der Amboss der Leere, mit dessen Hilfe die Ahnen eine Golemarmee geschaffen haben, die den allerersten Erzdämon besiegt hat. Er ist hier in der Nähe. Ich kann ihn förmlich riechen.“ „Tatsächlich?“, fragte ich überrascht. Das hatte ich nicht gewusst. Ich hätte gedacht, das dieser Amboss nicht existiert. Also waren die Wächter entbehrlich. Wenn wir also Golems erschaffen würden, dann könnten wir jede Verderbnis besiegen, ohne jemanden zu einem Grauen Wächter zu machen? Dann müsste nie wieder jemand dieses verdammte Blut schlucken. Keine Alpträume, keine begrenzte Lebenszeit und… keine Angst. „Es gibt da nur ein Problem“, entgegnete Branka. „Der Amboss befindet sich hinter einer Reihe von Fallen, die Caridin selbst entworfen hat. Meine Leute und ich haben Leib und Seele dafür geopfert, ihre Geheimnisse zu lüften. Das ist wichtig. Das ist von Bedeutung. Habe ich Erfolg, hilft das dem ganzen Zwergenvolk. Könige und Politik… das ist alles vergänglich.“ Ich musterte sie genau und verschränkte die Arme vor der Brust. Wo sie recht hat, hat sie recht. Könige und Politik war immer vergänglich… „Ich habe alles aufgegeben und werde alles opfern, um den Amboss der Leere zu bekommen“, sagte Branka euphorisch mit einem irren Glitzern in den Augen. „Einschließlich Hespith und den Rest Unseres Hauses?“, fragte Oghren plötzlich. Ich warf ihm einen erstaunten Blick zu. Wie genau meinte er das? „Genug der Fragen“, wehrte Branka heftig ab. „Wenn ich bei dieser idiotischen Wahl aktiv werden soll, muss ich zunächst den Amboss haben. Es gibt nur einen Ausweg, Wächter. Nach vorn. Durch Caridins Labyrinth, dahin, wo der Amboss wartet.“ Sie wies mit ihrem ausgestreckten Arm in eine Richtung. „Was hat dieser Ort bloß aus dir gemacht?“, fragte Oghren resignierend. „Ich habe ein Mädchen geheiratet, das einen schon nach einer Minute mit ihrer Brillanz beeindruckt hat.“ Er schüttelte bedauernd den Kopf. Branka sah ihn mitleidslos an und erwiderte: „Ich bin dein Paragon.“ Damit verschwand sie hinter einigen Geröllbergen. „Branka!“, rief Oghren wütend und wollte ihr folgen. „Komm sofort zurück, du verfluchtes Weib!“ „Lasst sie gehen“, sagte ich. „Ich denke, dass sie uns mit dem Amboss sowieso nicht allein lassen wird. Also werden wir sie bestimmt wieder sehen. Früher, oder später“ Also gingen wir in die Richtung, die der verrückte Paragon uns gewiesen hatte, und betraten so ein ganzes Labyrinth vollgestopft mit Dunkler Brut. Während wir uns gegen die Bestien verteidigten, hallte Brankas Stimme an den hohen Wänden der Höhle wieder. „Ich brauchte Freiwillige für Caridins Fallen. Versuch und Irrtum. Anders geht es nicht. Ich habe sie hineingeschickt. Sie waren alle Eingeschworene auf mein Haus und wollten mir nicht helfen. Sie versuchten mich zu verlassen. Selbst meine Hespith. Aber selbst sie konnte nicht verstehen, dass das Streben nach Größe Opfer verlangt und zwar so viele wie eben nötig sind.“ Aber laut Hespith, wurden doch die Frauen zu diesen Brutmüttern und die Männer… an die Frauen verfüttert. Während Branka weitersprach, kamen wir in einen weiteren Teil des Labyrinths. „… dass sie meine Hand gehalten und um den Tod gebettelt haben. Dabei hatten sie mir Loyalität geschworen. Sie durften nicht aufbegehren.“ Branka war eindeutig nicht ganz klar im Kopf, aber das hatte ich mir schon längst gedacht. Auf der Suche nach dem Amboss musste sie wahrscheinlich ihren Verstand eingebüßt haben. „Euer Orden ist bekannt für seine Klugheit und seine Stärke. Vielleicht stellt Ihr Euch besser an, als meine armen Clanmitglieder. Irgendetwas an diesem Ort, lässt die Leute verzweifeln.“ Die tiefen Wege waren die Verzweiflung selbst…dessen bin ich mir sicher. Und deswegen gehen hier auch die Grauen Wächter ihren letzten Weg. Der schmale Gang aus dem wir kamen, mündete in einem schummrig erhellten Raum, an dessen Decke einige Stalaktiten hingen. Wir waren wieder in einem Gebäude, das eindeutig von Zwergen erbaut wurde, als wir in einen Raum gelangten, in dem vier steinerne Statuen standen. „Die sehen hässlich aus“, sprach ich murrend. Kaum, dass ich dies ausgesprochen hatte, erwachte eine dieser Statuen zum Leben und griff uns an. Verdammt, dass diese steinernen hässlichkeiten auch noch so empfindlich sein müssen! Mir war völlig unklar, wie wir diesen lebenden Steinhaufen besiegen sollten, aber Oghren schlug bereits mit seiner gewaltigen Axt auf den Golem ein, dem der halbe Arm abfiel. Der Golem war nicht besonders schnell, also war unsere auf die Schnelle erfundene Strategie auf das Ding einzudreschen, von dem sich immer mehr Gesteinsbrocken ablösten, und schnell genug auszuweichen, wenn er nach uns schlagen sollte. Auf diese Weise wurden wir auch die anderen drei recht schnell los und konnten endlich weitergehen. Nacheinander betraten wir noch zwei weitere dieser Räume und räumten die steinernen Hünen aus dem Weg. Nachdem dies erledigt war, folgten wir einem Gang, an dessen Decke sich blau leuchtenden Lyriumadern entlang zogen. „Weit kann es doch nicht mehr sein, oder?“, fragte ich langsam erschöpft und rieb mir den Schmutz von der Wange. Ich stank erbärmlich, war verschwitzt und müde. Seit so langer Zeit hatte ich nicht mehr geschlafen und wünschte mir nichts mehr, als die Tiefen Wege endlich zu verlassen und an der Oberfläche eine Woche durchzuschlafen. Der Stollen wurde immer breiter und führte uns schließlich in eine ebenso gigantische Höhle, wie wir sie bei den Todesgräben gesehen hatten. Lavaströme stürzten von der Decke und heizten die Umgebung beinahe unerträglich auf. Wenn die Lava nicht schon genug Licht verströmt hatte, dann hätte es wahrscheinlich das Lyrium übernommen, das am Boden zum Vorschein kam und an den Wänden wie eine blauleuchtende Pflanze emporwuchs. Zwei Reihen von Golems säumten unseren Weg zu einem wahrlich kolossalen Vertreter seiner Gattung. „Mein Name ist Caridin“, dröhnte uns seine stählerne Stimme schon von weitem entgegen. „ich möchte mich gar nicht daran erinnern, aber früher war ich für die Zwerge aus Orzammar ein Paragon. Wenn Ihr zum Amboss wollt, müsst Ihr Euch meine Geschichte anhören, sonst wiederholt sich alles.“ Meine Augen wurden augenblicklich zu schlitzen. Inzwischen war ich so sehr gereizt von den Tiefen Wegen, das mir weder stählerne Golems, noch verrückte Zwerge Angst einjagten. Auch wenn Caridin wohl vor langer Zeit ein Zwerg gewesen sein muss. „Ihr wollt also etwas. Wie jeder andere auch.“, erwiderte ich trocken. „Ich habe zu meiner Zeit vieles hergestellt“, erwiderte der stählerne Koloss ungerührt. „Aber berühmt gemacht und mir meinen Status verschafft hat mich ein einziger Gegenstand: Der Amboss der Leere. Ich konnte damit Männer aus Stahl oder Stein erschaffen, so beweglich und klug wie die besten Soldaten. Als Armee waren sie unüberwindlich. Aber ich habe niemandem erzählt um welchen Preis.“ Einen Haken gibt es immer. Und der hier muss verdammt groß sein. „Kein Schmied, wie begabt er auch sein mag, kann Leben erschaffen. Damit meine Golems lebten, musste ich ihr Leben von woanders her nehmen.“ „Das klingt nach Blutmagie“, schoss es mir durch den Kopf, doch Cardidin ging kaum darauf ein. „Die Dunkle Brut nahte. Anfangs benutzte ich nur Freiwillige, tapfere Seelen, die ihre Leben geben wollten, um ihr Heimatland zu verteidigen. Aber König Valtor wurde gierig und zwang Männer dazu… Kastenlose und Verbrecher… seine politischen Feinde… alle kamen auf den Amboss. Ich musste erst selbst den Hammer spüren, um das Ausmaß meiner Verbrechen zu erkennen.“ Das klang ziemlich unschön…aber dennoch auch nützlich. Was ist so falsch daran Verbrecher und Politiker dazu zu verwenden? Dann würden diese Nichtsnutze endlich mal etwas Sinnvolles beitragen! Riesige Golems, die alles niederschmettern…Wahnsinn. Die dunkle Brut hätte keine Chance! „Und jetzt wollt Ihr Rache?“, fragte ich lauernd. „Nicht Rache“, wehrte Caridin ab. „Der Schlag des Hammers hat mir die Augen geöffnet. Meine Schüler wussten genug, um aus mir zu machen, was ich jetzt bin. Aber sie konnten keinen Kontrollstab anfertigen. Darum behielt ich mein Bewusstsein. Seitdem sind wir hier und ich habe einen Weg gesucht, den Amboss zu zerstören. Aber ich kann es nicht selbst tun. Kein Golem kann ihn berühren.“ Plötzlich hörte ich hinter uns Schritte und ich wirbelte herum. „Nein!“, keifte Branka wütend, während sie auf uns zu rannte. „Der Amboss gehört mir! Niemand nimmt ihn mir weg!“ Caridin wandte sich flehend an mich. „Ihr! Bitte! Helf mir! Der Amboss muss zerstört werden! Lasst ihn nicht noch mehr Seelen versklaven!“ War dieser Metallberg von Sinnen?? Warum sollte ich ihm helfen, so etwas Wertvolles zu zerstören? Es ging hier nicht nur um die Dunkle Brut die ich an der Oberfläche vernichten muss, sondern auch an die Zwerge hier unten! Endlich hätten Sie eine Chance sich wahrhaft verteidigen zu können. Auch wenn Branka verrückt ist…sie hatte recht gehabt mit dem was sie sagte. Dann würden keine Zwerge mehr enden wie Ruck…oder Hespith. Die Dunkle Brut würde sich keine neuen Frauen holen und sie verformen. „Warum sollte Euer Schuldgefühl meine Pläne aus dem Tritt bringen?“, fragte ich Caridin barsch. „Euer eigenes Volk war doch einst versklavt, nicht wahr? Würdet ihr die Seelen anderer Wesen auf ewig verdammen?“ Perplex sah ich ihn an. Was zum…? Denkt er etwa, ich würde mich wegen der tragischen Vergangenheit meines Volkes erweichen lassen? „Hört nicht auf ihn!“, kreischte Branka in blinder Panik und ergriff meinen Arm, an dem sie wie verrückt herumzerrte. „Er ist seit tausend Jahren hier gefangen und völlig wahnsinnig. Verhelft mir zu dem Amboss, dann werdet Ihr eine Armee bekommen, wie es noch nie eine gegeben hat!“ Hilflos sah ich ihr in die vor Angst und Hysterie geweiteten Augen. Wenn hier einer wahnsinnig war, dann doch wohl Sie. Aber sie war schließlich Oghrens Frau. „Branka, du verdammter verrückter Nugschwanz!“, schimpfte Oghren und zerrte sie gewaltsam von mir weg. „Bedeutet dir das Ding so viel, dass du nicht siehst, was du geopfert hast, um es zu bekommen?“ Die bleiche Zwergenfrau kämpfte verbissen gegen Oghrens Umklammerung an. „Seht Euch um! Sollte so etwa unser Reich aussehen? Ein zerfallener Tunnel, vollgespuckt von der Dunklen Brut? Der Amboss bringt uns unsere Pracht wieder zurück!“, schrie sie außer sich. Sie ist wahnsinnig, hat aber recht. Wenn sich die Gelegenheit bietet, zurückzuschlagen dann sollte man sie auch nutzen! Außerdem…wenn ich eine Golemarmee auf meiner Seite habe, dann hätten wir auch den Hauch einer Chance gegen die Verderbnis. Ich habe sie gesehen…diese gigantische Armee der dunklen Brut, angeführt von diesem verdammten Erzdämon. Was können da schon ein paar Magier, Menschen und Elfen daegen ausrichten? Aber Golems…DAS wäre eine Möglichkeit zu Überleben und nicht auf den Schlachtfeld zu sterben. Es wird gewiss genügend Zwerge geben, die sich freiwillig opfern, damit sie zu Golems werden. Wenn nicht sollen sie Politiker nehmen…die erzählen sowieso den ganzen Tag nur Mist! „Ihr habt recht. Er ist zu mächtig, um ihn nicht zu behalten“, erwiderte ich. „NEIN, ich kann das nicht zulassen! Zu mir Golems!“, rief Caridin verzweifelt. So schnell ich konnte, wich ich dem Faustschlag des Golems aus und sprang zurück. Wenn ich mich von ihm treffen lasse, bin ich nur noch Mus. Angespannt sah ich mich um und bemerkte wie uns etwa ein Dutzend Golems entgegen liefen. Wir hätten nicht die geringste Chance, auch wenn sich Branka gerade unseren Kampf anschloss. Der Boden erbetete laut unter den schweren Schritten, der Golems. Plötzlich jedoch bemerkte ich einen kühlen Windhauch und blickte überrascht zu Morrigan, die ihren Stab in die Luft hoch hielt und dabei seltsam klingende Wörter murmelte, während sie den Stab rhythmisch schwenkte. Das Lyrium, welches an den Wänden wie eine blauleuchtende Pflanze emporwuchs, leuchtete hell auf, ebenso wie Morrigan selbst auf einmal. Erschrocken wich ich zurück, ebenso wie die anderen, und bemerkte wie die Augen der Hexe plötzlich blau aufleuchteten. Mit einem wütenden Schrei schlug sie ihren Stab hart auf den Boden und eine gewaltige Druckwelle raste auf die Golems zu. Sie wurden praktisch hinweggefegt und fielen die Klippen hinab in die Lava. Perplex starrte ich auf Morrigan, die erschöpft zu Boden ging und schwer atmete. Sämtliches Lyrium in der Umgebung war erloschen. Verdammt, ich wusste doch es würde sich lohnen Morrigan zu behalten! Branka lief eilig an der erschöpften Hexe vorbei und starrte fanatisch auf den leuchtenden Amboss, der nicht weit entfernt von ihr stand. „Da ist er! Der Amboss der Leere. Welch süße Macht!“ , hauchte sie ehrfürchtig. „Du hast den Amboss gefunden, bist du jetzt zufrieden? Lass uns nach Orzammar zurückkehren und die freudige Nachricht verbreiten.“, sprach Oghren neben mir brummend und besah sich seine Ehefrau, die ihm keines Blickes würdigte. „Seht nur! Er ist es wert, er ist jedes Opfer wert! Der Amboss ist genauso wie ich ihn mir erträumt hatte.“, sprach Branka euphorisch und konnte ihren Blick gar nicht mehr von den Amboss abwenden. Gelassen musterte ich den Amboss und konnte keinen großen Unterschied zu anderen Ambossen feststellen. Bis auf die Tatsache, dass dieser hier leuchtete… „Ja, das hätte ich mir denken können. Ich dachte du wärst zufrieden, sobald du den Amboss hast.“, sprach Oghren resignierend. Er griff nach seiner Feldflasche und gönnte sich erst mal einen großen Schluck. Branka drehte sich nun tatsächlich zu uns um und blickte mich amüsiert an. Sie war über alle Maße zufrieden. „Vielleicht könnte ich ihn jetzt benutzten…eine Belohnung für den Sieg über Caridin. Ihr wolltet doch eine Krone? Oder strebt Ihr jetzt Höheres an als den lächerlichen Thron von Orzammar?“ Hauptsache wir verlassen diese verdammten Höhlen, das war das einzige wonach ich gerade strebte. „Die Krone eines Paragons. Das muss die Versammlung akzeptieren.“ Die Zwergin nickte sofort und musterte mich kurz aufmerksam „Tretet beiseite, dann schmiede ich sie für euch. Übergebt sie, wem ihr wollt.“, sprach sie uninteressiert. Es verging eine gute Stunde, ehe Branka fertig war. Das Rhythmische hämmern auf das immer wieder erkaltete neue Eisen, hatte in der Zeit ein großes Loch in meine Nerven gefressen. Dennoch musste ich ihr Werk mit großen Augen bestaunen. Eine wirklich königliche Krone, die golden glänzte und viele Edelsteine zierte. Sogar mein verdrecktes Gesicht spiegelte sich auf der glatten Oberfläche wieder. „ Hier ist sie, ein hässlicher Haufen Metall, der blenden auf leere Schädel passt. Geht jetzt! Ich werde einige Zeit brauchen, um alle Geheimnisse zu enträtseln.“, sprach die Zwergin plötzlich barsch, als sie mir die schwere Krone in die Hände drückte. Das mag sein…dennoch soll sie bei all dieser Rätsellösung nicht ihre wahre Aufgabe vergessen. Deswegen sah ich sie prüfend an. „Aber vergesst nicht, Euren Teil der Abmachung einzuhalten!“ Sofort winkte Branka deutlich genervt ab und drehte uns bereits den Rücken zu. „Sobald Orzammar seinen Unbedeutenden König hat, soll er nach mir schicken. Wenn ihr eure Armee gegen den Erzdämon führt, wird eine Flut aus Stahlmännern ihren Schild bilden.“ Leicht nickte ich ihr zu, während mir der Gedanke gefiel Golems auf den Erzdämon zu hetzten. Immerhin hätte er erst mal was zu beißen, während ich ihm den Kopf abschlage. „Hoffentlich bist du jetzt zufrieden Branka, du hast keine Ahnung was es gekostet hat dich soweit zu bringen“ , sprach Oghren düster und ich konnte bei seinen Wörtern heraushören, wie verletzt er doch war. „Oh hör endlich auf Oghren, das Leben geht weiter! Such dir ein paar Huren! Das ausgerechnet du, so ein Schmachtzwerg sein musst!“, keifte Branka den Zwerg an und ließ uns stehen, als sie schnellen Schrittes zum Amboss eilte und dabei vor sich hin murmelte. Mein Blick fiel auf Oghren, der ihr nachstarrte aber kein weiteres Wort sprach. Ich wusste nicht was in ihm vorging. Nach all den Strapazen die er unternommen hatte um seine Ehefrau zu finden, ist er so kaltherzig von ihr abgewiesen worden, dass er mir wirklich leid tat. Auch wenn er nur ein Säufer ist und meistens Mist von sich gibt, so hat er doch auch Gefühle. Wie jeder andere auch. Leise seufzend ging ich neben ihn in die Knie und legte meine Hand auf seine Schulter. Ruhig blickte ich zu ihm und wartete darauf, dass er sich irgendwie regte. Tatsächlich tat er das, als er mich mit glänzenden Augen kurz anblickte. „Wir sollten zurück nach Orzammar gehen.“, sprach er mit brüchiger Stimme und ich nickte leicht. „Es wird Zeit einen neuen König zu wählen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)