Dragon Age: Origins von Himitsu-chan (Bestimmung) ================================================================================ Kapitel 60: Letzte Schlacht --------------------------- Gebannt starrte ich auf den schwarzen und verderbten Drachen, der nichts anderes war als der Erzdämon, sozusagen unser Erzfeind. Er spie dunkelrotes Feuer, aus seinem Maul floss schwarzer Geifer; selbst seine Schuppen schimmerten dunkel schmierig auf, als wären sie selbst mit der Verderbtheit überzogen. Seine gelben Augen zuckten unentwegt über das Schlachtfeld unter ihm. Alles an diesem Drachen wirkte unheimlich. Drachen waren von Natur aus gefährlich, monströs und erschreckend. Doch hatten sie immerhin eine eigene Art von Schönheit und Eleganz. Doch dieses Wesen dort war nur noch eines: eine fleischgewordene Verderbnis, die mit ihren schwarzen Klauen und den gigantischen Zähnen alles und jeden zerfleischen und vernichten würde, was ihm auch nur in die Nähe käme. Augenblicklich brannte mein Innerstes auf, alle meine Glieder versteiften sich sobald ich auch nur den Drachen erblickt hatte. Kurzzeitig schien es so, als wenn die Welt um mich herum taub und starr wurde. Für einen winzigen Augenblick starrten der Erzdämon und ich uns direkt in die Augen. Ich hörte seinen Brüllen in meinen Ohren, welches wiederum wie eine süße Melodie des Todes klang. Der Augenblick verlosch genauso schnell, wie er gekommen war. Kopfschüttelnd wich ich hastig zurück, als der Erzdämon laut brüllend seine Kreise über Denerim zog und sich so unser gemeinsamer Bann löste. Mein Herz raste unaufhörlich, während ich hektisch atmend zu dem Monster blickte. Meine Angst brach wieder aus mir heraus und ich war kurz davor ebenfalls zu schreien. Auf was hatte ich mich da nur eingelassen?! Das war total lächerlich, ich werde niemals nah genug an dieses Monster rankommen. Der kann fliegen! FLIEGEN! Das einzige was ich kann, ist auf die Nase zu fliegen bei dem Versuch, diesen beschissenen Erzdämon auch nur am kleinen Zeh zu kitzeln. Eine Hand legte sich auf meine Hand, riss mich aus meiner Panik. „Schnell, wir müssen in die Stadt!“, rief Leliana drängend neben mir, da ich nach wie vor wie festgewachsen dastand. Schnell nickte ich ihr zu, verschwendete keine weiteren Gedanken an mein auswegloses Unterfangen, sondern stürmte mit meiner Freundin voraus. Jetzt zählt erst einmal nur eines! Denerim halten und beschützen, danach werde ich mir schon was einfallen lassen, wie ich dieses Monster dahin zurück schicken kann, wo es herkam! Panische Schreie der Menschen und dieses unheilbringende boshafte Lachen dieser Monstren schallten in meinen Ohren wieder, als wir Richtung Tor stürmten. Der Himmel war mittlerweile tiefrot, die Stadt brannte lichterloh und die Verderbtheit klebte am Boden wie ein alter, schimmliger Teppich. Schreiend vor Wut rammte ich meine Dolche in den Rücken eines Genlocks, der gerade einen Soldaten niedergemetzelt hatte. Lelianas Pfeil zischte an meinem Kopf vorbei und erledigte einen Hurlock, der kreischend auf mich zugerannt kam. Schnell zog ich meine Dolche aus dem Genlock, sah mich hektisch um und konnte in dem ganzen Tumult plötzlich Fergus entdecken, der sich einen harten Kampf lieferte. Sofort war ich bei ihm und unterstützte ihn so gut ich konnte. Kurz ließ ich dabei meinen Blick schweifen. Wynne ließ ihre Heilmagie durch uns fließen, sofort fühlte ich mich wie beflügelt und schlug einem heraneilendem Genlock einfach den Schädel ab. Oghren und Sten kämpften Rücken an Rücken. Es sah so aus, als wolle Oghren Sten ständig dazu bringen, mit ihm in Wettkampf zu treten, wer denn nun am meisten Monster getötet hat. Sten wirkte jedoch wie immer desinteressiert. Alistair und Elissa kämpften dicht beieinander, sie waren ein perfekt eingespieltes Team. Einer der beiden parierte die Angriffe der Dunklen Brut, der andere rang sie einfach nieder. Immer im Wechsel. Hasso und Lymira, unsere beiden Mabari in der Gruppe, rangen ein Genlock nach dem anderen nieder; zerbissen deren Kehlen oder spalteten gleich Köpfe. Aber Zevran konnte ich nirgends entdecken, was mich innerlich in Aufruhr versetzte. Ich war mir sicher, dass es ihm gut ging. Den Umständen entsprechend… Angespannt blickte ich zu den Toren und bemerkte, wie Natias Trupp tatsächlich sämtliche Dunkle Brut vor den Toren niedergestreckt hatte. Erst beim genaueren Hinsehen erkannte ich bei sämtlichen Zwergen in der Truppe das S-förmige Zeichen auf deren Wange. Also alles kastenlose Zwerge, die uns nun den Zugang in die Stadt ermöglichen? Sofort liefen alle in die brennenden Ruinen der Stadt hinein. Asche wehte mir dabei entgegen und ließ meine Augen unwohl brennen. Kurz wischte ich mir über die Augen, ehe mein Dolch sich erneut in verderbtes Fleisch bohrte. Selbst als meine Sicht infolge der Blutspritzer die mir entgegen flogen, kurz verschwamm. All meine Bewegungen waren fließend, präzise und schnell. Noch nie in meinem ganzen Leben fiel es mir so leicht, meine Dolche sicher zu führen, die Schwachstellen meiner Gegner sofort zu finden und sie gnadenlos niederzustrecken. Trotz allem war die Anzahl der Dunklen Brut überwältigend. Ich hatte mit vielen gerechnet, aber das hier überstieg bei Weitem meine Vorstellungskraft. Es schien so, als würden für jede getötete Kreatur fünf neue erscheinen. Sie kamen aus Nebenstraßen und hinter Gebäudetrümmern hervor; ein kaum versiegender Strom aus verderbten Geschöpfen, die uns alle vernichten wollten. Nach einem schier ewigen Kampf und nachdem ich mit meiner Kraft fast am Ende war, hatten wir die Dunkle Brut immerhin soweit niedergezwungen, dass sie sich tiefer in die Stadt zurück gezogen hatte und uns, zumindest vorerst, den Marktplatz überließ. Ermüdet sank ich auf die Knie und spuckte kurz Blut zu Boden. Mein Rücken stand lichterloh in Flammen vor Schmerz, zudem fühlte ich wie Nässe mein Rücken hinablief. Ich war mir sicher, dass es sich dabei nicht nur um Schweiß handelte. Kurz ließ ich meinen Blick schweifen, während ich mir den Schweiß von der Stirn wischte. All meine Gefährten waren unbeschadet auf dem Schlachtfeld. Zwar ziemlich erschöpft, aber größeres Leid war ihnen erspart geblieben. Erst als ich weiter sah, entdeckte ich neben den unzähligen toten Monstren auch Leichen der Stadtbewohner und der Soldaten. Traurig blickte ich zu Boden, sah meine blutigen Hände die leicht zitterten, ebenso die Dolche, ehe ich sie wieder an meinem Gürtel befestigte. So viele sind schon gestorben, doch wie viele werden noch folgen? Da wo wir uns gerade befanden, war nichts anderes als das Marktviertel. Doch nichts glich hier dem, was es einst früher gewesen war. Vieles lag in Trümmern, dunkler Qualm stieg auf und verdunkelte den eh schon düsteren Himmel noch mehr. Augenblicklich sah ich in die Richtung, die zum Gesindeviertel führte, doch jemand rief abrupt nach mir, sodass ich aufgeschreckt herumwirbelte. „Kallian!“ Riordan winkte mich zu sich heran, während er nebenbei sein blutgetränktes Schwert an einer Leiche der Dunklen Brut säuberte. Hastig folgte ich seinem Winken und blieb schließlich vor ihm stehen. „Wir schlagen uns besser als erwartet“, sagte er aufheiternd und rang sich mühsam zu einem Grinsen durch. „Es sind so viele, Riordan. Unsere Truppen sind bereits jetzt geschwächt. Dabei sind wir noch nicht einmal richtig in der Stadt“, gab ich frustriert zurück. Wie sollen wir das nur schaffen? Ich sehe uns immer noch alle sterben… Sein Blick ruhte musternd auf mir, fast so als könnte er nicht verstehen, was ich gerade gesagt habe. „Ihr erwartet zu viel. Wir sind nicht hier, um jede einzelne Kreatur der Dunklen Brut zu erschlagen, dazu fehlt uns bei Weitem die nötige Kampfkraft. Die Armee ist dazu da, uns zu helfen, sich zum Erzdämon vorzukämpfen. Wenn er tot ist, hat die Dunkle Brut keinen Grund mehr zu kämpfen und zieht ab.“ „Wir schlagen der Schlange den Kopf ab“, sagte ich leise. Riordan nickte. „Die Armee wird ihnen nicht lange standhalten können, also müssen wir so schnell wie möglich zum Erzdämon. Nehmt die Hälfte Eurer Begleiter, darunter auch Alistair, mit in die Stadt. Der Rest bleibt hier und verhindert, dass noch mehr Wesen der Dunklen Brut in Denerim einfallen können.“ Das markerschütternde Brüllen des Erzdämons hallte wie aufs Stichwort über den Marktplatz. Grimmig sah ich zu dem fliegenden Drachen auf und ballte meine Hände zu Fäusten. Wie soll ich zu diesem Monster kommen?! „Und wie sollen wir gegen einen fliegenden Drachen kämpfen? Ich glaube kaum, dass er sich zu uns auf die Erde herunterlässt, wenn wir ihn nett darum bitten“, gab ich verärgert wieder. Immer noch wiederstrebte alles in mir, diesem Monster auch nur zu nahe zu kommen. Immerhin muss ich es töten, dann bin ich jedoch ebenso Geschichte. Mir drehte sich fast der Magen bei dem Gedanken. „Wir müssen einen hohen Punkt der Stadt erreichen. Die Spitze von Fort Drakon zum Beispiel“, schlug Riordan vor und zeigte zum betreffenden Gebäude. Fast hätte ich laut losgelacht. Oh, Erbauer! Ist das dein Ernst? Wiederholt sich hier alles? Fort Drakon war der Ort, an dem ich mit Alistair auf wahnwitzige Weise ausgebrochen bin, ehe Zevran und Oghren uns gerettet hatten. Und nun wird da also alles entschieden? „Aber seid gewarnt. Sobald wir die Bestie angreifen, wird sie seine Generäle zu sich rufen. Ich spüre in Denerim zwei Generäle. Vielleicht solltet Ihr sie erst töten, bevor Ihr nach Fort Drakon geht“, warf Riordan ein. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Riordan konnte Generäle spüren? Alles was ich spüren konnte, war Dunkle Brut und noch mehr Dunkle Brut. Ach nicht zu vergessen, Dunkle Brut! Und den Erzdämon... ich will mal nicht so kleinlich sein. Frustriert strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „In Ordnung. Wenn diese Generäle Ärger bedeuten, dann werden wir sie ausschalten“, willigte ich entschieden ein. „Was werdet Ihr tun?“ „Ich werde mir den Weg zum Erzdämon freikämpfen. Mit etwas Glück finde ich ihn vor Euch“, erwiderte der Graue Wächter entschlossen. „Ihr wollt Euch ihm allein stellen?“, stieß ich erschrocken aus, als mir bewusst wurde, auf was er hinauswollte. Zwar hatte er uns gesagt, er würde den Erzdämon töten, da er der Dienstälteste sei, doch irgendwo hatte ich da immer leise Zweifel gehabt. Wer wirft denn auch gern sein Leben einfach weg? Doch er antwortete nicht auf meine Frage, sondern hängte mir plötzlich ein Horn um den Hals. Verständnislos sah ich ihn an. „Einige Einheiten unserer Verbündeten sind bereits in der Stadt. Sie werden Euch helfen, wenn Ihr Hilfe benötigt. Geht, sprecht mit Euren Gefährten und sagt mir dann, wen Ihr mitnehmen wollt.“ Ich nickte zaghaft und drehte mich langsam um. Aber wen soll ich denn mitnehmen? Nachdem Morrigan, dieses Miststück, sich einfach aus dem Staub gemacht hat, sind wir nur noch elf. Schwer zu teilen, doch ich wollte lieber hier an den Toren mehr meiner Gefährten lassen, um die Stadt zu sichern und den Leuten hier zu helfen. Also wären wir zu fünft und an den Toren sechs. Das müsste klappen. Alistair und ich sind zusammen. Das bedeutet noch drei andere nehme ich mit. Doch wer soll das sein? Ein erschöpftes Lächeln entstand auf meinen Lippen, als ich zu meinen Gefährten zurück ging und mir nun ziemlich sicher war, wen ich mitnehmen würde. Wenn ich den letzten Streich gegen den Erzdämon führe, dann sind sie immerhin alle gerettet. Ich hoffe nur, dass kein anderer meiner Gefährten sterben wird… Oghren sah zu mir auf, als ich schließlich vor der Gruppe stehen blieb. „Hey, was guckst du denn so?“, brummte er mich an und stieß mir einmal sachte gegen den Arm. Leicht musste ich schmunzeln, als ich auf den blutverschmierten und dreckigen Zwerg hinabsah. Er grinste mich an und hielt mir seine Feldflasche hin. Dankbar nahm ich sie an und trank ein paar große Schlucke von Oghrens Wundergebräu. Eine Wärme durchzog meinen Körper, meine wachsende Angst wurde weggespült, dann seufzte ich leise auf, ehe ich Oghren die Feldflasche zurückgab. „Ich habe mir Riordan gesprochen. Ich nehme die Hälfte von euch mit, die andere bleibt hier“ Der Zwerg sah nicht wirklich begeistert aus. „Was?“, rief Oghren. „Verdammte Nug! Ich werde ganz sicher nicht hierbleiben, wenn es in der Stadt noch etwas zu töten gibt.“ Ich musste grinsen. „Wenn das Eure einzige Sorge ist, Oghren, dann seid beruhigt. Die Tore müssen verteidigt und die Dunkle Brut muss daran gehindert werden, in die Stadt zu stürmen.“ „Aye, dann ist ja gut“, gab er grunzend zurück. Dann sah ich jedem meiner Gefährten in die Augen. Alle sahen angeschlagen aus, erschöpft…doch in ihren Augen loderte Kampfkraft. Kampfkraft, die ich auf unserer langen gemeinsamen Reise immer wieder spüren konnte. Jeder von ihnen hatte seine besondere Stärke, jeder von ihnen hat sich einen Platz in der Gruppe erkämpft und verdient. Wir alle haben es gemeinsam bis hier her gebracht. Ohne meine Gefährten wäre ich nie so weit gekommen. Meine Sicht fing an zu verschwimmen, als ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen zu bilden schienen. Hastig blinzelte ich sie weg, biss die Zähne zusammen und versuchte mich krampfhaft zusammen zu reißen. Ich bin die Anführerin! Die verdammte Kommandantin der Wächter in Ferelden! Ich bin kein schwaches Elfenmädchen, ich werde den Erzdämon töten! „Von Euch können nur drei Alistair und mich in die Stadt und schließlich auch zum Erzdämon begleiten.“, sprach ich mit fester Stimme, meinen Gedanken sei Dank. „Ich bleibe hier“, sagte Wynne sofort. Ich wandte mich zu ihr um und sah sie erstaunt an. „Das Schlachtfeld ist nichts für alte Frauen, aber vielleicht werden Eure Freunde, die nicht mehr unter Eurer Obhut stehen eine gute Heilerin brauchen.“ Wynne lächelte mich aufmunternd an. Eigentlich hatte ich gehofft sie begleitet mich, falls wirklich einer schwer von uns verletzt werden sollte, doch ihre Argumente waren auch nicht verkehrt. „Danke.“, meinte ich zittrig, räusperte mich jedoch schnell. Warum werde ich plötzlich so nervös?! „Was immer jetzt geschieht… ich möchte Euch sagen, dass ich stolz darauf bin – unendlich stolz – Euch als Freundin gehabt zu haben.“, sprach die alte Frau nun mich an. Ein ehrliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Augenblicklich wurden meine Knie weich und mein Innerstes eiskalt. Wynne… Meine Sicht verschwamm erneut, Tränen liefen meine Wange hinunter ohne, dass ich sie aufhalten konnte. Berührt starrte ich zu Boden, versuchte mich eilig zu fangen und stark zu bleiben. Ich muss stark bleiben, ich bin immerhin die verdammte Anführerin! Ehe ich es mir versah, hatten Wynnes Arme mich umschlossen und ich presste mein Gesicht gegen ihre Schulter. Alle unsere gemeinsamen Gespräche kamen in mir hoch. Unser erstes Treffen im Zirkel der Magi, als wir versuchten diesen vor den Abscheulichkeiten zu retten. Der Kampf gegen Uldred, oder Wynne’s Ratschläge, auch wenn sie mir manchmal gegen den Strich gingen. Unser Gespräch in Redcliffe, als ich ihr erzählte, wie ich zu einem Grauen Wächter wurde. Sie war die erste, der ich es erzählt hatte. Und sie gehörte zu den Menschen, die mir zum ersten Mal die Sicht auf die sonst verhassten Shemlen geändert hatte. Wynne war immer für mich da, eine ruhige und manchmal strenge, ältere Frau. Doch ich wusste immer, auf sie ist Verlass! „Ihr seid keine alte Frau und auch nicht nur eine Freundin. Ihr wart mir eine Mutter und ich danke Euch für Eure Hilfe, Wynne“, presste ich nun schluchzend heraus. „Möge der Erbauer über Euch wachen“, gab sie sanft zurück, ehe sie mich wieder losließ. Hastig wischte ich mir die Tränen von den Wangen und versuchte mich wieder zu beruhigen. „Ich will das Alistair, Elissa und Zevran mich begleiten“ Nun war es raus. Und ich fühlte mich besser… zumindest halbwegs. Es war recht simpel. Elissa sorgt dafür, das Alistair sich nicht opfert und Alistair sorgt wiederum dafür, dass mir Zevran nicht in Quere kommt. Mit etwas Glück sind die dann so im Streit, wer denn nun den Erzdämon töten soll, dass ich bereits alles zu Ende gebracht habe. Nun war es Oghren, der auf mich zutrat und zum ersten Mal sah er nicht wie eine besoffene Schnapsdrossel aus. „Es ist soweit, Wächter“, sagte er fest. Mir fiel auf, dass er mich noch nie zuvor Wächter genannt hatte. Immer nur Mädchen, oder meinen Namen. „Es war mir eine große Ehre, mit Euch zu kämpfen, Oghren“, gab ich traurig lächelnd zurück. Mir fiel unser erstes Treffen ein, damals hatte er mich am Hintern gegrabscht, als ich mit Alistair in dieser Zwergen-Taverne in Orzammar unsere nächsten Schritte besprechen wollte. Dann unser Kampf gegen Branka, den Oghren doch irgendwie mitgenommen hatte. Das Wiedersehen mit Felsi, was für ihn jedoch gut ausgegangen war. Unser gemeinsamer Alkoholkonsum und die damit verbundenen geistreichen Gespräche. Doch auch wenn Oghren ein Säufer war… er war immer dann da, wenn mir jemand ans Leder wollte und spaltete diesen kurzerhand. Ein Freund zum Spaß haben und Schlachten schlagen. Oghrens nächste Worte ließen mich jedoch verblüfft da stehen. „Ehre? Es hat schon lange niemand mehr Ehre in mir gesehen. Ihr habt eine betrunkene Schande von einem Krieger aus Orzammar mitgenommen. Ihr habt mir einen Grund zum Kämpfen und den Willen weiterzumachen gegeben. Ich schulde Euch viel, Mädchen. Ich glaube, es ist eine große Ehre für Euch und Eure Sache zu sterben. Dann ist es also eine Scheißehre für alle! Wenn das Blut der Schlacht den Stein durchtränkt, wird Helden der Sieg und Verderbten der Tod geschenkt. Als Verderbter grüße ich Euch! Zeigen wir ihnen, wo unser Herz schlägt, und dann zeigen wir ihnen das ihre!“ Er schlug sich auf die Brust und lachte kehlig. Ich konnte nicht anders und lachte mit ihm. Oh Oghren, dieser verdammte Zwerg! „Ich will, dass Ihr das Kommando übernehmt, wenn ich in der Stadt bin“, fügte ich noch hinzu und nickte ihm grinsend zu. „Schön“, sagte Oghren ebenso grinsend. „Dann treten wir diesen Bastarden endlich in den Arsch!“ Hasso bellte an Stens Seite und legte den Kopf schief. „Tut mir Leid, dass ich dich nicht mitnehmen kann“, sagte ich leise. Mein Mabari kam auf mich mit hängenden Ohren zu getrottet. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, und er leckte sie winselnd. Erinnerungen stiegen in mir auf, als ich ihn damals winseln hörte. Er lag verwundet neben seinem ehemaligen Herrn, der jedoch bereits tot war. Morrigan braute damals aus der Wildnisblume ein Gebräu, das den Mabari wieder aufpäppeln sollte. Als Hasso sich wieder erholt hatte, war er mein ständiger Begleiter. Gerne warf er mich auch einfach in seiner Freude um, was mir wiederum die Luft zum Atmen genommen hatte. Doch er war treu, lieb und wenn nötig, konnte er zur Bestie werden. Doch ich wusste immer, mir würde er nie etwas zu leide tun. „Sei brav und pass auf die anderen auf. Hörst du?“ Hasso bellte zustimmend, setzte sich auf seinen Hintern und hielt seine mächtige Pranke in die Luft. Ich ergriff sie und kraulte ihm das Ohr, lächelte ihn warm an. „Seid Ihr bereit? Endlich liegt das Schlachtfeld vor uns“, meldete auch Sten sich zu Wort. Verblüfft sah ich zu ihm auf. „Ja, es ist soweit“, erwiderte ich zögerlich. Dass ich den Qunari damals mitgenommen hatte aus Lothering, war auch eher aus einer Laune heraus gewesen. Immerhin war er ja ein Mörder und hatte eine ganze Familie ausgelöscht, doch etwas anderes wog schwerer für mich. Er war stark und wollte Buße nehmen. Also dann immer her zu uns, wir können jeden Schwertarm gebrauchen! Doch der Riese stellte sich zunächst als unheimlich und wortkarg heraus. Er wollte mir in Haven sogar meinen Titel als Anführerin streitig machen, weil er glaubte ich würde uns nur sinnlos in Ferelden rumlaufen lassen, auf der Suche nach der Asche einer toten Frau. Nach dieser kleinen Auseinandersetzung jedoch, wurden wir besser miteinander. Ich ließ mich auf den Humor von Sten ein und er akzeptierte, dass ich als Frau ebenso gut kämpfen konnte wie ein Mann. Er war der ruhige Pol unserer Gruppe und nie zeigte er Angst oder Furcht. „Der Arishok fragte: Was ist die Verderbnis? Nun stehe ich hier und sehe ihr in die Augen und habe immer noch keine Antwort für ihn. Ihr ja vielleicht schon… Dank Euch sind wir so weit gekommen. Daran besteht kein Zweifel.“, sprach der Hüne ruhig und blickte auf mich hinab. „Danke für Eure Hilfe, Sten“, flüsterte ich erstickt, denn nie hat er mich so öffentlich gelobt. Der Qunari lächelte nicht, aber er nickte mir zu. Leliana trat vor mich und ergriff meine Hände. Ihr gewohnt breites Lächeln trieb mir erneut die Tränen in die Augen. „Geschafft“, sagte sie aufmunternd. „Das Ende liegt vor uns. Wir sind so weit gekommen. Schon seltsam, dass sich unser Schicksal binnen weniger Stunden entscheiden wird. Wir stehen am Abgrund vor der größten Schlacht unseres Zeitalters… Ob sich die Helden von einst auch so gefühlt haben?“ Ich hob die Schultern und blinzelte die Tränen weg, versuchte ebenso zu lächeln. „Vermutlich schon.“ „Irgendwann wird man über dich Lieder singen, Kallian. Wir kämpfen für eine gute Sache und es gibt keinen Ort, an dem ich jetzt lieber wäre. Du bist mir beste Freundin, und ich halte zu dir, was auch geschieht. Heute schmieden wir unsere eigene Legende!“ Leliana traf ich damals auch in Lothering, in der Taverne. Nachdem wir Loghains Männer losgeworden waren, die uns bereits ans Leder wollten, hatte sich Leliana in unseren Kampf eingemischt und erzählte später was von ihrer Vision um die Verderbnis, die ich nur belächelt hatte. Doch Leliana wurde meine erste wirkliche Freundin. Abgesehen von Shianni, aber Leliana war ja zudem auch ein Mensch! Nie hätte ich gedacht, dass ich mit einem Menschen wirklich eine Freundschaft haben könnte. Sie hat sie mir jedoch gezeigt das auch Menschen gut sein können, hat mit ihren vielen spannenden Geschichten mein Herz berührt, war immer da wenn ich sie brauchte. Leliana ist die erste wirkliche Freundin, die ich je in meinem Leben je hatte. Aufmunternd lächelte sie mich an, dann trat an ihrer Stelle Elissa. Die junge Cousland sah mich warm lächelnd an, obwohl sie eine neue Schramme im Gesicht hatte. „Ich lernte die Geschichte unseres Landes. Lernte, wie viele gute Heerführer unser Land doch hatte. Dann traf ich auf Euch, nachdem ich wegen des Verrates eines Familienfreundes meine Heimat und Familie verlor. Und ich lernte, dass es nicht Menschen sind, die gute Herrführer sind, sondern ebenso Elfen. Ihr habt mir gezeigt, dass es wert ist für eine Sache zu kämpfen – ganz gleich wie ausweglos es auch sein mag. Ihr habt mir so viel gegeben… meinen Bruder wieder und Alistair. Ich habe vieles verloren, doch dank Euch auch vieles gewonnen“ Gerührt sah ich Elissa an. Zunächst war ich misstrauisch ihr gegenüber, immerhin war sie ja eine verhasste Adlige gewesen. Doch sie entsprach nicht der typischen eingebildeten Adelsdame. Nein, als ich sie in Redcliffe das erste Mal traf, versprach ich Ihr gleich, sie gegen Howe zu unterstützen. Wie gesagt, ich hatte mir wieder Unterstützung erhofft gegen Loghain und seine Speichellecker. Doch dass wir ausgerechnet noch Fergus finden und ihn retten können, dass es tatsächlich zum Kampf gegen Howe kommt. All das hätte ich zunächst nicht gedacht. Aber Elissa ist in der Zeit zu einer Freundin geworden und ich war wirklich froh, das auch Alistair jemand gefunden hatte. „Darf ich Lymira, meinem Mabari mitnehmen?“, fragte sie mich zum Abschluss. Ihr treuer Hund sah hechelnd zu ihr auf und drückte sich sachte an ihr Bein. Ich willigte sofort ein. Ihren Mabari in der Gruppe zu haben, schadet bestimmt nicht. Danach kam Fergus und auch er lächelte mich dankbar an, was ich ebenso erwiderte. „Es ist wie meine Schwester bereits sagte. Auch Ihr habt mir vieles wiedergegeben. Rache an Howe dachte ich, war alles was mich antreibt. Doch nun stehen wir hier vor der größten Schlacht aller Zeiten. Ich bin froh, dass ihr uns anführt“ Lächelnd nickte ich ihm zu, war dankbar dafür, dass ich tatsächlich Adlige getroffen habe, die wirklich gute und hilfsbereite Menschen sind. „Das dürfte es dann wohl gewesen sein.“ Die mir so vertraute Stimme ließ mich herumfahren. Alistair lächelte wehmütig, bevor er noch hinzufügte: „Bald hat das alles ein Ende. So oder so.“ Traurig lächelnd sah ich zu ihm auf, er wirkte noch erschöpfter als die restlichen hier Anwesenden. Und ich konnte mir einfach nicht vorstellen wie er als König sein würde. Gut hoffe ich zumindest… Ich sah ihm fest in die Augen und brachte sogar ein halbwegs schiefes Lächeln zustande. „Deck mir da drinnen ein wenig den Rücken.“ Alistairs Lippen verzogen sich ebenfalls zu einem Grinsen, dann strich er mir mit der Hand über den Kopf. „Dann lass uns diesen Erzdämon finden und ihm in seinen breiten Hintern treten!“ Amüsiert sah ich zu ihm auf. Er war auch einer der Menschen denen ich zunächst mit Argwohn begegnet war. Er war so angetan von Duncan gewesen, dass mir dabei fast immer schlecht wurde. Doch Alistair ist ein guter Freund, jemand der von Anfang an meiner Seite war und immer fest an mich geglaubt hatte. Alistair ist der große Bruder, den ich nie hatte. Zum Schluss kam derjenige, der mir wohl am meisten abverlangen würde. Zevran musterte mich von oben bis unten gelassen, war mal wieder die Ruhe selbst. Während ich kurz davor war, einfach heulend in seine Arme zu rennen. „Wir betreten also jetzt gemeinsam die Stadt und stellen den Erzdämon, richtig?“, fragte Zevran plötzlich grinsend. Ich nickte und ergriff dankbar, die mir angebotene Hand von ihm. „Gut, ich war etwas besorgt, du würdest ohne mich dort hinein marschieren. Das ginge ja gar nicht!“ Ich musste lachen, lächelte aber wieder traurig. „Ich bin froh, dass du bei mir bist“ Der blonde Elf drückte sachte meine Hand, während ich wieder leise schniefen musste. „An deiner Seite würde ich selbst die schwarze Stadt erstürmen“ Die verfluchte Stadt im Nichts vom Erbauer? Verblüfft sah ich ihn an, spürte wie die anderen zu uns sahen. Ohne zu zögern legte ich meine Arme um seinem Hals und küsste ihn stürmisch. Ich will ihn nicht verlieren, oh bitte nicht! Er erwiderte den Kuss ebenso, drückte mich eng an sich. Wiederwillig löste ich mich dann von ihm, strich sachte über seine strichförmige Tätowierung, während er mich schmunzelnd beobachtete. „Es wird Zeit“ Ja, die wird es tatsächlich… Ich nickte meiner Gruppe zu, die ebenfalls alle kurz nickten. Elissa, Zevran, Lymira und Alistair gingen mir voran in Richtung der Stadt, während Oghren, Sten, Wynne, Fergus und Hasso zurück zu den Toren gingen. Als ich zu ihnen aufschloss, bemerkte ich die Soldaten aus Redcliffe, die sich langsam um uns scharten. Hinzu kamen die Zwerge und Elfen. Sie brüllten und jubelten. Ich hörte Verabschiedungen und aufmunternde Worte, Glückwünsche und Segnungen. Zu dem Kloß in meinem Hals gesellte sich ein Knoten in meinem Bauch. Ich schluckte die aufkeimende Übelkeit herunter und betrat mit meinen Freunden den Marktplatz. Es war schon wirr genug, doch je weiter wir in die Stadt vordrangen, desto abscheulicher wurde das Ausmaß der Verderbnis. Sämtliche Wände waren überzogen von der schwarzen Schmiere, ein bestialischer Gestank nach Verwesung hing in der Luft und von überall schien ich das leise dunkle Lachen der Dunklen Brut zu hören. Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich lachte ebenfalls einmal laut auf, nahm einen großen naheliegenden Stein und donnerte ihn einem Genlock an den Schädel, der sich gerade über eine Leiche hermachte. „Wer lacht jetzt noch?!“, rief ich erzürnt und atmete angestrengt. Die anderen guckten mich kurz skeptisch an, dann den Genlock, der tot am Boden lag. „Ich glaube… Ihr habt es getötet“, erwiderte Elissa verblüfft. „Ja! Sowas kann auch nur die Kommandantin der Wächter! Dieses elende Pack soll sich hier ja verziehen!“, schnaufte ich aufgebracht. „Nun. Wir könnten sie höflich bitten zu verschwinden“, warf Alistair ein, während wir weiter Richtung Marktplatz gingen. Leicht musste ich grinsen, kreiste kurz mit meinen Schultern, als sie sich verspannt anfühlten. „Oh, gute Idee! Du kochst Tee, ich werde ein paar Kekse backen und dann können wir das bestimmt alle friedlich lösen. Immerhin sind wir ja alle erwachsen, das ist nur ein großes Missverständnis“ Zevran neben mir räusperte sich kurz, dann zeigte er auf etwas, was mir mein eben noch vorhandenes Grinsen aus dem Gesicht wischte. Ein gewaltiger Oger stand ein paar Meter von uns entfernt, fletschte die Zähne und schien auf etwas zu warten. Dann tauchte hinter einem Berg von Leichen ein weiterer Oger auf, der gerade dabei war, einen Leichnam vierzuteilen. Mir wurde schlecht. Die Erde bebte, als noch ein Exemplar derselben Gattung vor uns auftauchte. „Erbauer“, hauchte ich, als ich den nun mittlerweile dritten Oger vor uns sah. Ich starrte die drei Qunari-Abkömmlinge der Dunklen Brut an und hatte keine Ahnung, wie wir zu fünft mit drei Ogern fertig werden sollten. Überhastet und mit zittrigen Fingern griff ich nach dem Horn an meinem Hals und blies hinein. Ein markerschütterndes Röhren ertönte über dem Platz und ließ selbst die Oger für einen Moment innehalten. Aus der Ferne antwortete ein anderes Horn. „Gut, dass du dieses Ding hast“, sagte Alistair und zog sein Schwert. „Lass uns nur hoffen, dass rechtzeitig Unterstützung eintreffen wird.“ Ein Oger hatte König Cailan getötet, wie konnten wir da nur die geringste Chance gegen drei ihrer Sorte haben? Elissa und Alistair hatten den Angriff auf die Bestien eröffnet, Zevran, Lymira und ich umkreisten sie jedoch noch immer. Bevor ich es auch nur wagen konnte, irgendeinen Angriff zu starten, lief Zevran plötzlich neben mir auf eines der Geschöpfe zu. Immer wieder griff er mit schnellen Hieben die Beine des Ogers an, der daraufhin wütend brüllte und nach dem Elf packen wollte. Jedoch wich Zevran immer wieder flink aus und griff weiter unbeirrt an. Lymira tat es dem blondem Elf gleich, biss knurrend immer wieder in die Beine des Monsters, wenn sich eine Gelegenheit bot. Es dauerte nicht lange und die Kreatur ging brüllend in die Knie. Sofort sprintete ich los, hielt eisern die Griffe meiner Dolche und rammte diese mit voller Kraft in den Rücken des Monsters. Doch Oger waren um einiges robuster als Hurlocks oder Genlocks. Ich hing praktisch an den Dolchen, die sich nicht tief genug in den Rücken des Monsters gebohrt hatten. Er brüllte wütend, erhob sich und ich hing in der Luft. Verzweifelt versuchte ich die Dolche tiefer in den Rücken zu drücken, jedoch ohne Erfolg. Die Pranken des Ogers versuchten immer wieder nach mir zu packen. Nur mit Mühe wich ich aus und fluchte erbost. Warum kann denn nicht einfach mal was klappen, verdammt?! Zu allem Übel kam nun der zweite Oger dazu, während der dritte nach wie vor von Elissa und Alistair in Schach gehalten wurde. Und der zweite Oger versuchte brüllend nach mir zu packen, ich mich immer noch an meinen Dolchen festhaltend. Schäumend vor Wut schlug das Monster nun nach mir. Ich ließ im letzten Augenblick los und seine Faust bohrte sich geradewegs in den Rücken des anderen Ogers. Dieser fiel tot zu Boden. Hastig rollte ich mich zur Seite und sah zu dem Oger auf, der kurz tatsächlich verwirrt zu dem anderen toten Oger blickte. Ich nutzte die Gelegenheit und holte mir schnellstmöglich meine Dolche wieder zurück. Immerhin sind aus drei Ogern jetzt noch zwei geworden. Ellisa schrie mit einem Mal gepeinigt auf. Sofort sahen wir alle zu der jungen Cousland, die von dem ersten Oger gepackt wurden war und wie eine Puppe in seiner gewaltigen Pranke gequetscht wurde. Alistair schlug wütend schreiend nach dem Oger, der jedoch nur belustigt auflachte und Alistair mit einen gewaltigem Tritt von sich schleuderte. Dieser blieb bewegungslos liegen, nachdem er sich mehrmals überschlagen hatte. Sofort wollte ich den beiden zu Hilfe eilen, als plötzlich den Boden unter Füßen verlor und kopfüber in der Luft hing. Orientierungslos und panisch sah ich in das vernarbte Gesicht des Ogers, der mich nur belustigt mit gewaltigen, spitzen Zähne angrinste. Verzweifelt versuchte ich ihn mit meinen Dolchen zu treffen, doch ich kam einfach nicht in seine Reichweite. Der Druck um meine Beine verstärkte sich heftig, so dass ich schmerzvoll aufschrie. Dieses Monster wird mir noch die Beine brechen! „Das ist jetzt nicht euer Ernst! Ich soll das jetzt alleine schaukeln, oder wie?!“, rief Zevran wütend, als er den nächsten Angriff auf den Oger startete, der mich festhielt. Im selben Augenblick hörte ich ein leises, schneidendes Zischen. Danach schrie der Oger schmerzerfüllt auf, denn ein Pfeil hatte sich mitten in sein Auge gebohrt. Augenblicklich wurde ich losgelassen und stürzte gen Boden. Zevran fing mich zum Glück auf, bevor ich schmerzhaft auf die Erde aufgeschlagen wäre. Keine Sekunde zu spät kam eine Gruppe von Dalish-Elfen aus den Nebenstraßen zu uns auf den Marktplatz. Ich nahm es nur aus den Augenwinkeln wahr, denn ich mühte mich wieder auf die Beine zu kommen. Ein regelrechter Pfeilregen stürzte auf den Oger nieder, als ich mich mit Zevran zuvor schnell in Sicherheit gebracht hatte. Das Monster stürzte pfeilbestickt zu Boden und war tot. Ein letztes erbostes Brüllen kam aus seinem Maul. Ich beobachte, wie der andere Oger nun knurrend Elissa fallen ließ und auf die Dalish zu stampfte. Diese wiederum spannten bereits ihre nächsten Pfeile. Zevran rannte von hinten auf den besagten Oger, wahrscheinlich um ihm die Dolche in den Nacken zu rammen. Meine Unaufmerksamkeit wurde mit einem schmerzhaften Schlag auf meinen Schwertarm belohnt. Ich ließ die Klinge unwillkürlich fallen, doch bevor ich mich wieder nach ihr bücken konnte, sah ich mich dem General der Dunklen Brut gegenüber stehen. Der Hurlock stieß ein knurrendes, geiferndes Lachen aus. Sein Zahnfleisch und die Lippen hatten sich zurückgebildet und entblößten ein schauriges Lächeln, wie bei jedem Hurlock oder Genlock. Für einen kurzen Moment starrte er mich nur erwartungsvoll an, dann holte er mit seinem gewaltigen Bihänder aus und schlug damit nach mir. Wäre ich nicht rechtzeitig ausgewichen, hätte er mich der Länge nach in zwei Hälften gespalten. Wütend zischte ich und wich immer wieder aus, mein rechter Arm pochte unwohl so, dass es mir unmöglich war, meinen Dolch festzuhalten. Mit einem großen Satz rückwärts brachte ich wenige Meter Abstand zwischen uns. Ein Pfeil flog direkt in den ungeschützten Hals der Kreatur. Die Wucht der geringen Entfernung ließ ihn zurücktaumeln, doch er war nicht tot. Ungerührt brach er den Pfeil einfach ab und schulterte sein Schwert. Mit offenem Mund starrte ich zu dem Monster und wich zurück, bis ich gegen jemanden stieß. Perplex drehte ich mich herum und erkannte Theron, der den nächsten Pfeil nahm und spannte. Der zweite Pfeil traf ihn in der Augenhöhle. Ich hörte das Knacken, als er seinen Schädel durchschlug. Endlich fiel er hinten über und blieb bewegungslos liegen. Erleichtert atmete ich tief ein und aus. „Ich dachte schon, der stirbt nie“ Der Dalish blickte musternd auf mich hinab. „Geht es dir gut?“ Ich nickte und sah, wie Zevran auf mich zukam. Die Oger waren besiegt und die Dunkle Brut in die Flucht geschlagen. „Puh, das war ziemlich… knapp“, sagte ich und wischte mir die Stirn ab. Zev nickte mir zu und tätschelte meinen Oberarm. Dann sah er amüsiert zu Theron, der jedoch weniger freudig aussah. „Zevran“, erwiderte er kühl, doch der blonde Elf grinste nur süffisant. „Ah, ich sollte mich bei dir bedanken. Immerhin hast du das Leben meiner Geliebten gerettet“ Der Schwarzhaarige hätte Zev mit seinen Blicken erdolchen können. Hastig ging ich zwischen den beiden und sah dankbar zu den Dalish. „Nochmals Danke!“ Dann blickte ich zu Alistair und Elissa, die ebenfalls langsam auf uns zukamen. „Einer der Generäle, auf die Riordan mich aufmerksam gemacht hat, ist tot“, eröffnete ich ihnen. „Das ist sehr gut“, bemerkte Alistair. Kurz blickten wir beide uns lauernd an. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass einer von uns heute Nacht sterben würde. Und ich wusste nur zu gut, wie Alistair seine Rolle als König hasste. Und einen Heldentod zieht er bestimmt lieber in Betracht, als die des zukünftigen Königs. „Ja, aber wir sollten uns beeilen und Riordan nicht zu lang mit dem Erzdämon allein lassen.“, erwiderte ich nun, um meine Gedanken abzuwimmeln. Theron legte die Hand auf meine Schulter und sah ruhig auf mich hinab. „Wie sind die nächsten Schritte?“ Ich atmete tief durch und blickte Richtung Gesindeviertel. „Meine Heimat beschützen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)