Dragon Age: Origins von Himitsu-chan (Bestimmung) ================================================================================ Kapitel 57: Die Aufgabe eines Wächters -------------------------------------- Der nächste Morgen war angebrochen. Ich besah mir den Sonnenaufgang fasziniert, eingewickelt in einer Decke und durch das schmale Fenster starrend. Es war herrlich und zugleich beruhigend, wie sich die Farben des Himmels ändern können, wo eben noch tiefe Schwärze herrschte. Was sagte Vater immer? Wo Schatten ist, ist auch immer Licht? „Du solltest dich anziehen, es wird bald losgehen. Sämtliche kleinen Diener werden wie aufgescheuchte Hühner herum gackern und irren, wenn wir das Anwesen verlassen. Willst du das etwa verpassen?“ Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich zu Zevran schaute. Er lag noch im Bett, das ich erst vor ein paar Minuten verlassen hatte, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Ich versuchte dabei so leise wie möglich zu sein, doch Zev hat mich vermutlich so gehört wie ein wildgewordener Mabari im Porzellanladen. Er musterte mich, dann erhob er sich und ging hüllenlos auf mich zu. „Denkst du denn, die machen so einen Wirbel um uns? Die werden heilfroh sein, wenn wir wieder hier weg sind und sie sich dann heimlich den Wein aus dem Keller holen können“, meinte ich nur, ihn dabei musternd. Zev schmunzelte leicht, der Schalk in seinen Augen blitze kurz auf. Dann zog er an meiner Decke und ich ließ sie einfach fallen. Abwartend sah ich zu ihm, während der Elf genauestens meinen Rücken betrachtete. Vorsichtig strich er mit einem Finger über den Verband. Mir ging es soweit gut. Ich nahm ständig Wynne’s Trank, der anscheinend mein Schmerzempfinden ausschalte und dazu noch Morrigan‘s Gesöff, das dazu führte, dass mein Geschmacksempfinden ebenfalls das Zeitliche segnete. Auf zweiteres hätte ich auch verzichten können, aber ich werde ja wie immer nicht gefragt. Welch grausame Welt. „Die Blutung hat immerhin schon aufgehört, das bedeutet dass du schon bald wieder agiler wirst. Deine momentane Schwäche ist also nicht von Dauer“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und biss mir leicht auf meine Lippen, ehe ich antwortete. „Momentan könnte ich mich nicht schwächer fühlen“ Schwach gegen das, was mir gegenüber steht und das was gerade hinter mir liegt. Zevrans Fingerspitzen glitten nun sachte über meine Wirbelsäule, hinab zu meinen Becken ehe sich seine Hände sachte darauf legen und er näher an mich heran trat. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken und lehnte mich vorsichtig gegen ihn, legte meine Hände sanft auf seine und blickte nun der aufgehenden Sonne entgegen, die mich bereits etwas blendete. „Aber… wenn du da bist, habe ich immerhin keine Angst vor dem Erzdämon. Zumindest nicht eine so große, das ich starr vor Angst bin. Weißt du noch damals in den tiefen Wegen, als wir ihn zum ersten Mal gesehen hatten?“, wisperte ich in sein Ohr, drückte seine Hände vorsichtig. Seine Lippen legten sich auf meine Schulter, was ich mit einem leisen Seufzer kommentierte. Zev‘s Hände glitten über meinen Bauch, strichen federleicht darüber und bescherten mir so ein Kribbeln in der Magengegend. „Oh und wie ich mich erinnere. Ich hatte ein paar Nächte Albträume, wie ich gestehen muss. Kurzzeitig spielte ich sogar mit den Gedanken, einfach zu verschwinden“ Erschrocken sah ich auf und drehte mich leicht zu ihm um. Meinte er das ernst? Er wollte einfach verschwinden und wegrennen? Warum steht der dann noch hier? Doch auf Zevrans Gesicht erschien ein amüsiertes Grinsen, als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah. Anscheinend fand er das wieder überaus erheiternd. „Aber ich dachte mir… Zevran, du musst diesem Mädchen wenigstens vorher einmal in Ekstase versetzt haben, ehe du sie ins Verderben rennen lässt. Das bist du Ihr einfach schuldig“ Giftig sah ich drein, was ihn nun doch schlussendlich zum Lachen brachte. Sein Lachen klang so ehrlich, wie ich es sonst nur selten von Zevran gehört habe. „Oh du hast mich öfters in Ekstase versetzt, schlagen hätte ich dich auch können!“, murmelte ich ungehalten, woraufhin er meine Hand ergriff und mich einmal schwungvoll drehte. Völlig unvorbereitet und orientierungslos fand ich mich in Zevrans Armen wieder, der mich charmant anlächelte und mir kurz zuzwinkerte. Verdattert sah ich zu ihm auf. „Schläge, immer wieder gerne meine Liebe“, hauchte er mir auf die Lippen, ehe ein Kuss folgte – lang, tief und leidenschaftlich. Ich krallte mich an Zevran fest, genoss seinen Duft und seufze auf, als seine Hand erneut federleicht über meinen Bauch strich und tiefer hinab glitt. „Kallian?“ Ein lautes Klopfen an der Tür, ließ mich erschrocken zusammen zucken und meine verzückte Laute verstummen. Zevran stöhnte leise frustriert auf, ehe er mich losließ und zum Bett schritt. „Oh, seine Majestät höchstpersönlich!“, rief er ungehalten. Es folgte Stille auf der anderen Seite der Türe, während ich mir schnell einen Mantel überwarf und mahnend zu dem blonden Elfen blickte. „Später könnte er dich dafür hinrichten“ „Später bin ich längst weg“, sprach Zev. Perplex sah ich zu ihm, als auch schon meine Tür geöffnet wurde und Alistair eintrat. Er sah erleichtert lächelnd zu mir und schritt auf mich zu, den anderen Elfen in der Ecke nickte er nur kurz zu der aber wiederum nur deutlich ungehalten drein sah, während er sich seine Leinenhose anzog. „Es freut mich, dass du deutlich besser aussiehst. Wie geht es dir denn? Wir konnten kaum miteinander reden“ Leicht legte ich den Kopf schief, musterte Alistair nochmals genau von oben bis unten. Ihm schien das deutlich unangenehmen, doch ich konnte nirgends erkennen, dass Alistair König war, oder bald sein sollte. Keine Krone, kein Zepter oder prunkvoller Schmuck, der ihn beinahe zu Boden zog. Nichts dergleichen. Er wirkte so wie immer. Alistair, der Graue Wächter mit einer großen Vorliebe für Käse und einem lustigen Mundwerk, wenn er dazu in Stimmung war. „Du bist König, ja?“, fragte ich sicherheitshalber nach, meine Lippen zu einem schmalen Grinsen gezogen. Entweder kommt jetzt so etwas wie: Ha, das war alles nur Spaß! Oder aber: Ja, ich bin der König, gehe auf die Knie und lecke meine Stiefel! Zweiteres wäre wohl kaum denkbar aus Alistairs Munde, doch ich werde immerhin vorbereitet sein. Er wäre nicht der erste Adlige, der sich so aufführt. Sein Blick sprach Bände. Blankes Entsetzten nämlich. Also nicht! Ich wusste es doch, Zevran wollte mich bloß wieder hinters Licht führen und hat sich eine so dramatische Geschichte eigens dafür ausgedacht! „Ja… also, zumindest jetzt noch nicht, sondern erst wenn die Verderbnis beendet ist“, antwortete Alistair schal, die Begeisterung deutlich aus seinen Worten heraus zu hören. Entgeistert sah ich zu ihm auf, den Mund wohl geöffnet vor Sprachlosigkeit, denn ich wollte etwas sagen, doch es kam nichts als Luft. Der zukünftige König seufzte leise frustriert auf. „Hat es dir die Sprache verschlagen? Dass ich das noch erleben darf“ Schnell schloss ich wieder den Mund, hörte Zevrans leises Lachen, doch ich sah nicht zu ihm. „Das bedeutet… du hast Loghain getötet? Du wolltest wirklich König werden?“ Alistair lachte freudlos, als er sich durch sein Haar fuhr und mich beinahe frustriert ansah. „Von wirklich wollen kann da keine Rede sein, doch was blieb uns für eine Wahl? Anora, die Tochter von Loghain? Genauso verschlagen und heuchlerisch wie Ihr Vater? Wir beide durften doch schon selbst in den Genuss ihrer Nächstenliebe kommen“ Grimmig dachte ich daran zurück, wie Anora uns einfach in den Kerker in Fort Drakon werfen ließ und ich mich mit Alistair noch raus schleichen musste. Und das nur, weil uns dieses Miststück beschuldet hatte wir würden sie entführen, anstatt befreien. Dieses Biest. Alistair war jedenfalls ein besserer König als Anora. Zumindest für mich. Und hoffentlich auch für den Rest Fereldens. „Ja, sie war und ist ein Miststück. Steht ihrem Vater wirklich in gar nichts nach. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du…“ Unsicher biss ich mir auf die Lippen, überlegte angestrengt, ob ich den Satz noch beenden sollte. Ich war stets der Annahme, wenn Alistair die Chance dazu hat selbst zu entscheiden, würde er niemals König werden wollen. „…tatsächlich König werden willst? Nicht nur du, das versichere ich dir“, seufzte der zukünftige König missmutig und blickte mich musternd an. „Aber ich wusste, dass wir beide schon immer wollten, dass Loghain seine gerechte Strafe bekommt. Was danach folgte, war dann doch irgendwie abzusehen. Eamon hat mir oft genug gesagt, dass es darauf hinaus laufen wird. Somit stand die Entscheidung auch irgendwie fest, zumindest indirekt“ Erneut starrte ich Alistair an, unfähig etwas Produktives von mir zu geben. Beim Erbauer, ist Alistair erwachsener als ich geworden? Und ich dachte immer, ich wäre viel reifer. Soviel dazu… „Außerdem hat Elissa versprochen mir zu helfen, also stehe ich nicht allein da“, meinte der Blonde zum Abschluss mit verschmitzten Grinsen. Sofort wurde ich hellhörig. „Moment. Meinst du helfen, oder helfen?“ Zevran gesellte sich neben mich, grinste Alistair beinahe verrucht an. „Genau, mein Freund. Ihr solltet uns endlich aufklären, auch wenn ich bereits eine vage Vorstellung habe“ Alistair sah skeptisch zu dem Elfen und ein leises Misstrauen blitzte in seinen Augen auf. „Von was für einer Vorstellung sprecht Ihr da?“, fragte er lauernd. Innerlich seufzte ich auf, dann entstand ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen und ich trat einen Schritt vor, Alistair dabei anblickend. „Ach, es weiß doch jeder, dass du Elissa liebst und sie dich auch. Der einzige der davon wohl nichts weiß, ist Sten“ „Ich tendiere eher dazu, dass er es gar nicht wissen will“, korrigierte mich Zevran amüsiert, dann blickte er zu dem verblüfften Alistair. „Dieses Süßholzgeraspel zwischen euch beiden ist mir ja schon beinahe zu süß. Aber es passt, welch holde Maid habt Ihr Euch da nur ausgesucht?“, säuselte der Elf, was Alistair wiederum mit einem mehr als verärgerten Blick erwiderte. Schnell stellte ich mich zwischen die beiden Streithähne und sah mahnend zu Zev, der nur lässig die Schultern zuckte und sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. „Übrigens Alistair“, sprach ich, ein Grinsend entstand auf meinem Lippen. „Was denn?“, fragte er beinahe unsicher. Nach unserer gemeinsamen Reise wussten wir beide, wann der andere etwas im Schilde führt. Zumindest gab es dafür meist kleine Anzeichen. Ich stellte mich auf die Zehnspitzen und hauchte ihm ein Kuss auf die Wange. „Danke für die Blümchen“ Verdattert sah er auf mich hinab, eine leichte Röte zierte seine Wangen und ein dankbares Lächeln meine Lippen. Eigentlich wollte ich das schon immer mal bei ihm machen. Alistair ist jedoch der einzige Mensch, der jemals in diesen Genuss gekommen ist. Es wird keine anderen geben und es wird auch das letzte Mal bleiben. Seine Wange… kratzt irgendwie. Eindeutig ein Kriterium, was den Shem noch unattraktiver macht, als er eh schon ist. „Eh… ja… also…“, stammelte Alistair unbeholfen, als er auf mich hinabsah und mein schelmisches Grinsen sah. Auf einmal spürte ich eine Hand, welche sich um meinen Bauch legte und mich nun sachte an einen warmen Körper hinter mir drückte. Zevrans amüsiertes Lachen drang in mein Ohr und ließ mich kurz zu ihm schielen. „Alistair, ihr werdet ja langsam ein richtiger Frauenheld. Ihr seht, die Ratschläge die ich Euch gab, haben nun endlich Früchte getragen“ Nun wurde ich argwöhnisch. „Was für Ratschläge?“, fragte ich nach. „Es ging darum, wie die Frauen zu–“ Doch weiter konnte Zevran seine Ausführungen nicht erläutern, da sprach Alistair nervös dazwischen. „Ehm! Also eigentlich wollte ich dich holen kommen, Kallian. Riordan wollte uns sehen“ Der Graue Wächter? Meine Freude ihn wiederzusehen, hielt sich deutlich in Grenzen. Vermutlich war es mir anzusehen, denn Alistair nickte mir aufmunternd zu. „Wir gehen zusammen, keine Sorge“ Zevran schmunzelte, während ich frustriert aufseufzte. „Oho, ist das jetzt ein geheimes Wächtertreffen, dürfen da keine Außenstehende dabei sein?“ Alistair angesäuert zu dem Elf. „So ist es“ „Schon gut, ich komme gleich. Wartest du vor der Tür auf mich?“, sprach ich hastig und ging Richtung Schrank. Ich brauchte unbedingt irgendwelche Kleidung, im Mantel kann ich schlecht zu Riordan gehen, ohne einen schlechten Eindruck bei ihm zu hinterlassen. Schließlich bin ich ja ein großer Grauer Wächter. Die Kommandantin, die Anführerin…! Die ich aber gar nicht sein will. Frustriert sah ich drein, als ich lediglich ein schlichtes Kleid fand. Meine Lederrüstung schien ich wie sooft schon, verloren zu haben. Die Tür schloss sich leise, als Alistair den Raum verließ. Grummelnd knallte ich den Kleiderschrank wieder zu und fuhr mir fahrig durch mein Haar. „So ein Mist! Ich habe nichts zum Anziehen!“ „Ein Problem für alle Frauen in Thedas. Wirklich sehr schlimm“ Leicht drehte ich mich um und blickte zu Zevran, der geradewegs auf mich zuging und mich dabei charmant anlächelte. Ich konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. Gelassen öffnete Zevran den Schrank und holte das Kleid hervor. Kritisch musterte er es. „In der Tat. Ein schlichtes Kleid, wie es hier wohl auch die Dienerinnen tragen. Du könntest auch ein Kleid von Anora tragen, sie hat noch welche in ihrem ehemaligen Zimmer liegen.“ Angewidert verzog ich das Gesicht, was Zev zum Schmunzeln brachte. „Von diesem Biest ziehe ich nichts an! Nicht mal ihre verdammten Socken!“ Ich nahm Zev das Kleid ab und wendete es einmal, doch es machte es nicht unbedingt besser. Aber es blieb mir wohl nichts anderes übrig. Also zog ich mir das Kleid schließlich mit Hilfe von Zevran an. Zu meinem Ärger bin ich immer noch ziemlich ungelenk, viele Bewegungen tun mir weh. Doch Zevran meinte nur, dass ich froh sein sollte, immerhin könnte ich auch immer noch im Bett liegen. Schließlich verließ ich das Zimmer und traf draußen auf Alistair, der mich bereits lächelnd empfing. Zusammen gingen wir durch das Anwesen, unterhielten uns über das Landthing und was dort alles passiert war. Sämtliche Adlige standen hinter Alistair. Er und die anderen konnten die Adligen mit ihren Argumenten überzeugen und hatten sämtliche Beweise dafür, dass Loghain total paranoid geworden ist. Sei es durch die Vergiftung von Arl Eamon, den Magier den Loghain entsandte und sich somit den Wut der Kirche auf sich zog, oder das zerstörte Gesindeviertel, wofür er auch zuständig war. Loghain bot uns Elfen an wie Vieh und die Magister zahlten ihm dafür viel Geld, welches er wiederum für seinen Krieg brauchte. Alistair besiegte Loghain in einem Duell. Er richtete ihn vor den Augen aller Adligen hin, in meinem Namen und der der Grauen Wächter. Besonders aber für Duncan, das war er ihm einfach schuldig. Kameradschaftlich klopfte ich dem Blonden auf die Schultern. „Es war richtig so, Alistair. So war von Anfang an unser Plan gewesen. Ich bin froh, dass du ihn zu Ende bringen konntest“ Und lieber ein Schrecken mit Ende, als ein Schrecken ohne Ende. Nun lag nichts mehr zwischen uns und dem Erzdämon. Jedoch bereitete der mir mehr Magenschmerzen als Loghain es je vermochte. Loghain ist, oder vielmehr war ein einfacher Mensch. Ein größenwahnsinniger, machtvoller Mensch, aber immerhin ein sterblicher. Bei dem Erzdämon bin ich mir nicht mal sicher, ob der überhaupt sterblich ist. Immerhin soll der ja ein Gott sein. Götter sind schwer zu töten, nett ausgedrückt. In Wahrheit sind sie unbesiegbar. Als wir endlich vor Riordans Zimmer standen und anklopften, bat er uns höflich herein. Nach den Glückwünschen zu Alistair’s zukünftiger Rolle und meinem Überleben, fing Riordan mit dem eigentlichen Problemen an. „So wie es aussieht, müssen wir zurück nach Redliffe. Dort werden all unsere verbündeten Truppen eintreffen und auf die Befehle warten.“, beendete Riordan schließlich. Leicht biss ich mir auf die Lippen. „Und wir müssen sofort aufbrechen, oder?“, schlussfolgerte ich, woraufhin Riordan stumm nickte. „Wir sind mehrere Wochen unterwegs, bis wir Redcliffe erreichen. Können wir uns das denn erlauben?“, fragte Alistair zweifelnd. Der Schwarzhaarige strich sich über seinen drei Tage-Bart, während er kurz aus dem Fenster schaute; seine Augen schienen müde zu wirken. „Die dunkle Brut greift bis jetzt unkoordiniert alles an, was sich ihnen in den Weg stellt. Solange sich der Erzdämon nicht zeigt, wird die Dunkle Brut auch nicht von ihm geführt. Das ist unser einziger Vorteil bis jetzt“ Unser einziger Vorteil. Kurz musste ich schlucken, dann trat ich einen Schritt nach vorn. „Wie viele von der dunklen Brut sind denn da draußen? Haben wir überhaupt eine Chance?“ Riordan musterte mich kurz aufmerksam, dann schüttelte er leicht den Kopf. „Nur der Erzdämon ist von Belang. Aber lasst uns das später besprechen, ich habe euch beide zu mir gebeten, damit ihr endlich vollwertige Graue Wächter werdet“ Er trat zur Seite und offenbarte uns so die Rüstung der Grauen Wächter, die säuberlich auf einem Rüstungsständer vor uns hing. Einmal ein großer, dann ein deutlich kleinerer…demzufolge meiner. „Woher…?“, fragte ich verblüfft, doch Riordan unterbrach mich lächelnd. „Wir haben in jeder Großstadt in Thedas ein geheimes Lager. Zum Glück war dieses hier gut gefüllt.“ „Die Rüstung glänzt ja geradezu“, sprach Alistair voller Bewunderung und ging nun vor. Ehrfürchtig strich er über das Wappen der Grauen Wächter, die beiden Griffons über den Kelch, und lächelte dabei voller Stolz. Ich jedoch starrte die Rüstung an, ein Knoten schien sich in meinem Magen zu bilden und ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Wenn diese Rüstung anziehe, wird es kein Zurück mehr geben. Das gab es ja schon von Anfang nicht, doch mit dieser Rüstung schien es mit einem Mal so wirklich. So echt und grausam. „Gefällt sie Euch, Kallian?“, fragte Riordan. „Entzückend“, murmelte ich nur und wand hastig den Blick ab. Alistair verbarg seine Freude nicht im Geringsten, ließ sich die Rüstung sogar gleich von Riordan anlegen. Geistesabwesend beobachtete ich die Männer kurz dabei, wand den Blick dann aber schließlich ab und sah wieder zu meiner eigenen Rüstung. Kommandantin der Wächter von Ferelden. Mir wird schlecht. Ein paar Stunden später hatte sich unsere Gruppe vor dem Anwesen versammelt. Alle trugen neue Rüstungen und Waffen, schienen sich für den letzten großen Kampf, der wohl bald kommen wird, gerüstet zu haben. Auch ich trug schlussendlich die Rüstung der Grauen Wächter. Zwar merkte ich meine Wunden am Rücken nun umso deutlicher, doch ich musste zugeben, ich fühlte mich auch geschützter. Die Rüstung der Grauen Wächter war kein Müll, sondern aus Veridium hergestellt. Ein recht teures und seltenes Material, soweit ich mich entsinne. Und meine neuen Dolche waren aus Silberit und glänzten geradezu mit meiner Rüstung um die Wette. Als ich mit Alistair und Riordan schließlich den Hof betrat, waren sämtliche Blicke auf uns gerichtet. Sogar ein leises Raunen konnte ich vernehmen. Leliana kam lächelnd auf mich zu, als mir gerader eine Bedienstete des Anwesens meine Wasserflasche neu auffüllte. „Kallian, du und Alistair seht aus wie richtige Graue Wächter. Wie die Helden, von denen man sich immer erzählt, die Beschützer vor der Verderbnis!“, schwärmte sie regelrecht und bewunderte die neue Rüstung sichtlich. Nun musste ich doch schmunzeln, nahm dankend die Wasserflasche entgegen und blickte zu Leliana. „Hey, die Rüstung allein macht einen nicht zum Wächter, das versichere ich dir“ Es gilt nämlich noch, verdorbenes Blut zu trinken und dabei fast selber elendig zu sterben, aber ich mache ihre Märchenstunde jetzt nicht zunichte. „Oh, das weiß ich doch. Aber jetzt siehst du einfach so... wirklich aus. So strahlend und heldenhaft“ Leliana seufzte einmal lächelnd und umarmte mich herzlich. „Aber du warst auch schon vorher eine Heldin, auch ohne Rüstung“ Peinlich berührt sah ich zu Boden, erwiderte aber die Umarmung. Kurz danach lösten wir uns lächelnd voneinander, mit dem Wissen, eine wahre Freundin gefunden zu haben. Elissa kam ebenfalls zu Alistair, trug dabei einen Schild der Grauen Wächter im Arm und strahlte ihn an. Alistair war regelrecht erstarrt, als er auf den Schild in Elissas Arm sah. Die junge Frau drückte den Schild in Alistairs Arme und sah zu ihm auf. „Ich habe ihn gefunden, als ich mit Riordan das Lager der Wächter durchsucht habe. Er ist von Duncan.“ Alistair drückte die Frau eng an sich, der Schild fiel dabei zu Boden. Überrascht sahen alle zu den beiden, als die den lauten Aufschlag des Schildes gehört hatten. „Danke… das bedeutet mir viel… danke“, flüsterte Alistair sichtlich ergriffen, Elissa legte ihre Arme um seinen Hals, schmiegte sich an ihn. Mein Blick fiel kurz auf Fergus, der lächelte, doch er es war auch Trauer in seinen Augen zu sehen. Vermutlich musste er gerade an seine eigene Frau denken, die er durch Howe’s Verrat verloren hat, ebenso seinen Sohn. Das muss hart sein. Sehr hart sogar. Und trotzdem kann er sich für seine Schwester freuen. Nachdenklich blickte ich zu Boden. Währenddessen nahm Alistair lächelnd den Schild an sich. „Für Duncan“ Riordan legte ihm eine Hand auf die Schulter und nickte ihm zu, während ich nur schief grinsen konnte. Duncan und ich waren nie enge Freunde geworden, aber es ist schön, dass Alistair so ein enges Band zu ihm hatte. Wenigstens einer von uns. Aber für mich wird er immer der Shem bleiben, der mein Leben zerstört hat. Auch wenn er es doch irgendwie gerettet hat. Irgendwie. Zu meiner Überraschung führte Wynne auf einmal einen Esel in den Hof. Das Tier trug unseren Proviant soweit ich es erkennen konnte, doch als den Blick der alten Dame sah, wusste ich sofort, dass der Esel wohl noch mehr tragen würde. „Der ist für Euch“, sagte sie lächelnd, was mich nach Luft schnappen ließ. Die anderen kicherten kurz. „Was soll das heißen?“, fragte ich verwirrt. Wynne gab mir die Zügel in die Hand und seufzte leise. „Ihr seid noch zu erschöpft für die lange Reise, schont Euch noch solange es geht. Auf dem Rücken des Esels könnt Ihr Euch ausruhen“ Grimmig sah ich besagtem Tier, welches das Ganze mit einem lauten „Iaaaah“ kommentierte. Sehr heldenhaft, in der Tat. „Und warum kein Pferd?“, maulte ich undamenhaft und sah bittend zu der Magierin, doch die schüttelte nur den Kopf. „Alle Pferde hat Arl Eamon mit seiner Armee mitgenommen, tut mir Leid“ Frustriert strich über den zottligen Kopf des Esels, der mich neugierig ansah. Seine langen Ohren wackelten leicht, brachten mich kurz zum Schmunzeln. Irgendwie war es niedlich und das Fell des Esels ist sehr weich. Außerdem erinnerte es mich an jemanden. „Gut, dann nenne ich diesen Esel…Anora!“ Kurzes Schweigen. „Wie bitte?“, fragte Wynne vorsichtig. Doch ich grinste erneut, kraulte besagte Anora nun die Ohren, die es sichtlich genoss. „Anora, ist rein zufällig gewählt. Ähnlichkeiten mit bestimmten Personen sind nicht beabsichtigt“ Alistair brach in lautes Gelächter aus, ich folgte kurz darauf, wie die meisten anderen. Lediglich die typischen Spaßverderber verzogen keine Miene. Also Wynne, Morrigan und Sten. „Ich kann dem armen Esel doch keinen Namen geben, wenn er mich schon trägt, oder?“, fragte ich amüsiert und ließ mir von Fergus auf den Esel helfen. Belustigt strich ich wieder über seinen Kopf, was auch er wiederum genoss. Wynne räusperte sich leicht verlegen. „Ich glaube, der Esel hörte auf den Namen Storm“ Skeptisch sah ich drein. „Meinen Namen finde ich aber schöner und passender“ Die alte Magiern seufzte frustriert auf, als ihr bewusst wurde, dass sie diese Diskussion nur verlieren wird und drehte sich dann erschöpft um. „Wie Ihr meint“ Zufrieden lehnte ich mich etwas zurück, blickte dann zu den anderen Gefährten, die alle bereit schienen. Einige unterhielten sich angeregt, andere schauten grimmig drein und verjagten so noch die restlichen Bediensteten verschreckt ins Anwesen zurück. Mein Blick glitt ein letztes Mal Richtung Gesindeviertel. Ich konnte niemanden sehen, weder Elfen noch Menschen. Ich hatte mir meine Heimat nicht wieder angesehen. Dafür hatte ich keine Zeit, doch wenn das alles vorbei ist, dann werde ich beim Wiederaufbau helfen. Dann werde ich Vater und den vielen anderen die in dieser schrecklichen Nacht ihr Leben ließen, ein anständiges Grab herrichten. „Wir sollten uns auf den Weg machen, meinst du nicht?“ Überrascht sah ich zu Zevran herab, der mir nun die Zügel des Esels aus der Hand nahm und mir zunickte. Auf den Weg machen… ins Verderben? Ich sah zum Tor, welches hinaus aus Denerim führte. Blickte nochmal kurz zum Markt, mit den vielen leidenden und verzweifelten Flüchtlingen. Zu den Wachmännern die versuchten die Ordnung in dem Chaos zu wahren, blickte zu Riordan und Alistair. Wir sind die einzigen in ganz Ferelden, die das zu Ende bringen können. Die wieder dafür sorgen können, das alles wieder normal wird. Ein Ende setzen. „Lasst uns gehen!“ Unser Weg führte über matschige Hügel, durch dunkle Wälder und durch Täler, in denen die Dunkle Brut hinter jedem Baum zu lauern schien. Wir kamen nur langsam voran, die Verderbtheit schien sich überall ausgebreitet zu haben und erschwerte unser Vorankommen stetig. Sie haftete an den Bäumen, klebte an den Blättern und schien die Tiere in der Nähe in den Wahnsinn zu treiben. Ständig mussten wir unsere Reise unterbrechen, um gegen diese Monster bestehen zu können. Wo ich von nur einem Jahr nichts von der Verderbtheit sah, war sie nun beinahe allgegenwärtig geworden. Ohne Zweifel, eine neue Verderbnis. Nach knapp zwei Wochen konnte ich von einem Berg aus Dorf Redcliffe entdecken. Total erschöpft beschlossen wir, zu rasten und erst am nächsten Tag weiter zu gehen, denn die Dunkelheit war schnell über uns herein gebrochen. Sowieso schien es so, dass die Tage in letzter Zeit viel kürzer und trüber waren. Doch es fiel kein Regen, trotz der dunkeln Wolken. Morrigan hatte ein kleines Lagerfeuer entzündet, um welches wir uns alle herum gesetzt hatten. Leliana erzählte von ihrer Zeit in Orlais, von Val Rolyeaux und den vielen Intrigen am kaiserlichen Hofe. Ich saß derweil bei Wynne im Zelt und ließ mich von ihr untersuchen. Nebenbei schärfte ich meinen Dolch, während die alte Magierin meine Wunden am Rücken mit einer Salbe eincremte. Besagte Salbe unterdrückte diesen widerlichen Juckreiz, der mich stetig heimsuchte. Dann verband sie meinen Rücken wieder sorgfältig. „Die Wunden schließen sich langsam, Kallian. Das ist ein enormer Erfolg“, sprach Wynne mit etwas stolz in ihrer Stimme. Leicht schielte ich zu ihr. „Glaubt Ihr, dass die Wunden irgendwann vollkommen verheilt sind?“ Ein leichtes Seufzen entwich ihren Lippen. „Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber ich befürchte, Ihr werdet für immer Narben davon tragen“ Grummelnd sah ich zu dem polierten Dolch in meiner Hand und erblickte mein sich spiegelndes Selbst. Schnell befestigte ich den Dolch wieder an meinen Gürtel und zog mir meine Rüstung wieder an, als Wynne fertig war. „Narben erzählen viel über dein Leben“, sprach ich grimmig. Gemeinsam gingen wir aus dem Zelt und setzten uns zu den anderen ans Feuer, die sich gerade staunend ein Wetttrinken zwischen Oghren und Sten ansahen. Ich setzte mich neben Zevran, welcher gerade von einem Stück Brot abbiss und es mir dann reichte. Dankend nahm ich es an, beobachtete nun auch gespannt den Wettkampf. Sten war wie immer einer Statue gleich, Oghren schwankte bereits gefährlich, doch er lachte lauthals, als er die letzte Flasche an seine Lippen setzte. Dieser Fusel war lediglich dazu da, um wirklich aus den Latschen zu kippen und sich einmal kurz der Realität zu entfliehen. Doch so wie es bei Oghren aussah, würde er wohl für eine längere Zeit im Traumland landen. „Fünf Souverigns auf Oghren!“, rief Alistair begeistert. Elissa sah unsicher drein, während sich nun auch Sten die nächste Flasche gönnte. „Wir sollten keine Wetten darauf abschließen“, sprach die junge Cousland zögernd, wissend wie so ein Saufgelager mit Oghren enden könnte. „Ich biete dagegen!“, rief Fergus lauthals. Er sah fast so aus, als hätte er auch kurz bei besagtem Trinkwettkampf mitgemacht. Elissa sah nun frustriert zwischen Alistair und Fergus hin und her, die weiterhin lauthals ihre Einsätze überboten. „Männer“, murmelte sie nur kopfschüttelnd. Ich schmiegte mich an Zevran und biss von dem Brot ab, während ich spürte wie seine Hand leicht über meinen geschundenen Rücken strich. „Was glaubst du, wer wird gewinnen?“, wisperte ich ihm zu, als Oghren seine leergetrunkene Flasche grölend auf die Wiese warf und laut rülpste. Angeekelt wand Zevran den Blick ab und sah zu mir. „Sten. Allerdings kann ich diesen Qunari schwer einschätzen. Es ist ihm ja weder anzusehen wann er sich freut, noch wann er mal wütend ist, geschweige denn betrunken.“ Grinsend sah ich zu ihm auf, als ich kurz durch sein Haar strich und seinen bekannten Ledergeruch in mich aufnahm. „Niemand kann Oghren das Wasser… beziehungsweise den Alkohol reichen“ Sten trank ebenfalls aus, stierte den schwankenden Oghren unheimlich an… dann kippte er einfach um und blieb liegen. Wie ein Stein. Kurz herrschte Stille, dann fanden die anderen wieder in normale Gesprächsthemen zurück. Oghren war jedoch auch kurz darauf ebenfalls grölend umgekippt und schnarchte nun ohrenbetäubend. Abschätzend stierte ich zu Sten, der sich nicht regte. Er blieb starr, starrer als sonst wie mir scheint. Wohl doch ziemlich alkoholisiert, eben auf Qunari Art. Bis auf dieses kleine Trinkspiel verlief der Abend unspektakulär, bis Riordan mich und Alistair ansprach und uns bat ihm zu folgen. Wir beide folgten dem Grauen Wächter der nun an einem kleinen Teich stehen blieb und in das dunkle klare Nass hineinblickte. Es herrschte absolute Stille, lediglich einen Frosch hörte ich irgendwo im Schilf quaken. Kurz sah ich zu dem Lager, von dem wir uns ein gutes Stück entfernt hatten, anscheinend soll dieses Gespräch nun niemand mitbekommen. Mir schwante gerade Übles. Und die mehr als finstere Nacht heiterte mein Gemüt auch nicht sonderlich auf. „Ihr müsst wissen, dass ich annahm, Ihr wärt beide darüber unterrichtet worden. Ansonsten hätte ich es Euch erzählt, als Ihr mich in Denerim befreit hattet. Es tut mir leid.“, fing der Schwarzhaarige plötzlich an, drehte sich zu uns um und musterte uns beide beinahe bekümmert. Skeptisch sah ich zu dem Menschen und verschränkte nun die Arme vor der Brust. Was soll das denn jetzt werden, worauf will Riordan hinaus? Alistair schien denselben Gedanken zu haben, denn er sprach ihn sogleich aus. „Was meint ihr, Riordan? Warum entschuldigt ihr Euch?“ Angesprochener seufzte leise auf und strich sich kurz mit geschlossenen Augen über seinen Nasenrücken. „Was glaubt Ihr, warum braucht man ausgerechnet die Grauen Wächter dazu, die Dunkle Brut zu besiegen?“ Ich warf Alistair einen kurzen Blick, bevor ich antwortete. „Ich nehme an, dass es etwas mit der Verderbnis in uns zu tun hat?“ Es MUSS einfach einen Grund geben, warum alle Wächter dieses verdammte verderbte Blut trinken müssen. Abgesehen davon, dass wir die dunkle Brut dann dadurch spüren können. „Das hat es, ja“, erwiderte Riordan. „Der Erzdämon kann besiegt werden, so wie der Rest der Dunklen Brut, aber wenn es irgendjemand macht, der kein Grauer Wächter ist, dann wird es nicht reichen. Die Essenz der Kreatur wird durch die Verderbtheit auf die nächste Dunkle Brut übergehen und in diesem Körper erneut wiedergeboren. Dadurch ist der Drache unsterblich. Aber wenn der Erzdämon durch einen Grauen Wächter vernichtet wird, dann geht die Essenz auf den Grauen Wächter über.“ In meinem Magen bildete sich augenblicklich ein schwerer Klumpen und ich ballte meine Hände zu Fäusten, während ich unsicher zu den Grashalmen hinabsah und versuchte gesagtes zu ordnen. Doch egal wie ich es drehte und wendete, das Ende schien übel auszugehen. „Was… passiert mit dem Wächter?“, fragte ich leise und sah nun zaghaft zu Riordan auf, der meinen Blick ruhig erwiderte. „Die Dunkle Brut ist ein leeres, seelenloses Gefäß, aber der Graue Wächter ist es nicht. Die Essenz des Erzdämons wird zerstört… ebenso wie der Graue Wächter.“ Stille. Sogar der Frosch schien bei diesem Gespräch lieber zurück in seinem Sumpf zu verschwinden. Weiterhin starrte ich Riordan an, brachte jedoch kein Wort über meine Lippen. „Bedeutet das…“, begann Alistair und trat einige Schritte auf Riordan zu, der sich während seiner Erzählung eher im Hintergrund gehalten hatte. „Der Graue Wächter, der den Erzdämon tötet... stirbt?“ Riordan nickte resignierend. „Ja. Ohne den Erzdämon endet die Verderbnis. Es ist der einzige Weg.“ Der einzige Weg. Der einzige Weg! Fast wäre ich getaumelt, konnte mich im letzten Moment aber gerade so noch fangen, denn Alistair erweckte mich aus meiner Hilflosigkeit. „Dann werde ich es tun“, sagte er sofort. „Ich werde den Drachen töten.“ „Alistair, nein!“, fuhr ich ihn an. „Du willst dich opfern, Majestät? Und Anora übernimmt den Thron nach deinem Tod? Sicher nicht!“, schrie ich fast. Er blickte mich erschrocken an, während ich hektisch atmend zu ihm aufsah. Mein Innerstes schrie auf. „In vergangenen Verderbnissen, entschied der älteste der Grauen Wächter, wer von ihnen den letzten Schlag ausführen sollte. Sofern es möglich ist, werde ich es tun. Ich bin der älteste und die Verderbnis wird mich sowieso nicht mehr lange leben lassen. Aber wenn ich scheitere, dann fällt Euch diese Verantwortung zu. Die Verderbnis muss jetzt beendet werden oder sie wird ganz Ferelden zerstören, bevor die restlichen Wächter sich zusammenfinden können. Denkt daran! Aber genug jetzt. Morgen gibt es viel zu tun und zu wenig Zeit, um sich davor auszuruhen. Ihr solltet jetzt zu Euren Zelten zurückkehren.“, sprach Riordan ruhig auf uns beide ein. Doch als keiner von uns beiden etwas darauf erwiderte, wand er sich schließlich ab und ging ins Lager zurück. Währenddessen starrten Alistair und ich noch eine ganze Weile an. Dann musste ich kurz schmunzeln und schließlich leise lachen. Alistair sah mich unsicher und wohl auch eine Spur verwirrt an, denn mein Lachen wurde immer lauter. Schließlich kamen mir vor Lachen die Tränen. Hastig wischte ich sie mir weg, doch sie wollten nicht versiegen. Alistair drückte mich an sich, als mein Lachen zusehends erstarb und sich nun in ein Schluchzen verwandelte. Ein Schütteln durchlief mich, als ich mich an Alistair klammerte. „Das ist nicht fair!“, flüsterte ich bebend vor Zorn. „Wir haben so vieles überstanden. Den Kampf von Ostagar, den Zirkel der Magi haben wir befreit, den Arl gerettet, die Dalish gerettet und den Zwergen geholfen… aber wer rettet jetzt uns?!“ Alistair atmete hörbar aus, während ich mich langsam versuchte zu beruhigen. Meine Nerven waren zum Bersten gespannt und das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit schien mir den Boden unter den Füßen wegreißen zu wollen. Nein… nein! Entschlossen und mit grimmigem Gesicht löste ich mich von Alistair, der mich musternd ansah, während ich mir frustriert eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und irgendwo in die Finsternis blickte. „Mit unserem Glück das wir die ganze Zeit schon hatten, weiß ich bereits jetzt, dass Riordan stirbt bevor er auch nur in die Nähe des Erzdämons kommt“, meinte Alistair und rang sich zu einem schiefen Grinsen durch, doch ich konnte in seinen Augen erkennen, wie viel ihm dieses Grinsen abverlangte. „Das hier wird bald vorüber sein“, sagte ich nach einer Weile. „Du wirst ein guter König sein. Und ich bin lediglich eine Elfe aus einem Gesindeviertel. Ich werde es tun, Alistair. Keine Wiederrede!“ Damit drehte ich mich um und ging mit großen Schritten wieder zurück zum Lager. Alistair’s Schritte hörte ich kurz danach mir folgen, doch ich wartete nicht auf ihn. Ich konnte ihn einfach nicht anschauen. Zumindest heute nicht mehr. Am Lager angekommen, waren nur noch wenige wach. Lediglich Morrigan saß noch am Lagerfeuer und blickte gedankenversunken hinein. Doch wir würdigten uns beide keines Blickes. Eilig ging ich in mein Zelt, verschloss es und hörte kurz darauf ein leicht verschlafenes Gemurmel. Ich starrte zu Zevran, der sich nun etwas aufrichtete und mich ansah. „Ah, da bist du wieder. Und wie verlief das Gespräch? Gab es geheime Graue Wächter-Debatten?“ Hastig biss ich mir auf die Lippen und wich seinem Blick so gut es ging aus. „Ja“, murrte ich leise und zog mich aus. Der Elf rutschte etwas für mich zur Seite, als ich mich schließlich zu ihm legte. Wie von selbst legte er einen Arm um mich und deckte uns beide zu. Diese Gesten je von ihm zu bekommen, hätte ich mir vor einem halben Jahr nie zu träumen gewagt, doch gerade jetzt tut es so furchtbar weh wie noch nie. Ich kniff die Augen zu und rollte mich zusammen. Zevran schlief kurz darauf wieder ein, wie ich es an seiner ruhigen Atmung vernehmen konnte. Doch ich weinte stumm, schmiegte mich an dem Elf und verfluchte den Orden der Grauen Wächter. Ebenso Duncan und auch diesen beschissenen Erzdämon. Das Leben ist nicht fair. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)