Dragon Age: Origins von Himitsu-chan (Bestimmung) ================================================================================ Kapitel 54: Blutige Pfade ------------------------- Die Nacht war so tiefschwarz wie schon lange nicht mehr. Der Mond strahlte jedoch hell und klar, brachte das weiße Licht funkelnd auf das dunkle Wasser, das uns umgab. Angespannt krallte ich meine Hände in die Reling und lauschte dem Rauschen des Meeres. Der Erbauer liebt mich, ohne Zweifel. Sonst hätte er nie dafür gesorgt, dass wir an den Docks in Denerim ausgerechnet Isabel begegnen, die gerade ihr Schiff belädt und weiter reisen will. Dank meiner überragenden Überzeugungskraft gelang es mir, sie davon zu überzeugen, uns mitzunehmen und mir einen Gefallen zu tun. Obwohl es für mich lediglich ein simpler Auftrag war, ihren damaligen Gatten zu töten, hat Isabela wohl davon am meisten profitiert. Immerhin gehört das Schiff nun ihr und dazu eine ganze Crew an stattlichen Männern. Es hätte sie wahrlich schlimmer treffen können. „Zev, du siehst ziemlich verspannt aus“, hörte ich Isabela nun plötzlich belustigt, als sie sich von hinten an mich herangeschlichen hatte. Gelassen hob ich meinen Kopf und blickte der Piratin in die Augen. Ihre Haut war noch etwas dunkler als meine, ihre dunklen Locken fielen ihr über die Schultern, während mich ihre honiggelben Augen amüsiert musterten. Eine überaus attraktive Frau, auch ohne ihre zwei ausschlaggebenden Argumente die sie gern besonders betonte und hervorhob, durch ihre sehr spärliche Kleidung. Selbst jetzt trug sie nichts weiter als ihren zahlreichen Schmuck, einem Hemd, welches gerade noch ihren reizenden Hintern verdeckte und lange Stiefel. Ein schmales Lächeln entstand auf meinem Gesicht, dann wandte ich mich wieder ab und betrachtete den Mond. „Ah, das ist das Meer. Du weißt doch, wie sehr ich dem abgeneigt bin“ Eine Hand legte sich an meinen Ellenbogen, glitt dann langsam hinab und legte sich schließlich an meinem Hintern. Ihr Kichern drang leise in mein Ohr. „Oh, ich weiß es nur zu gut. Du kannst ja nicht schwimmen“ Spöttisch lächelnd sah ich in das dunkle Nass, krallte mich erneut in die Reling fest, in der Hoffnung nicht von diesem verdammten Schiff zu fallen. „In der Tat, meine Liebe. Ein kleiner Defizit meinerseits, den ich leider nicht so schnell bereinigen kann“ Sie schmunzelte kurz, löste schließlich die Hand von meinem Hintern und folgte meinem Blick über das Meer. „Und das alles für eure Anführerin, ja?“, fragte sie vergnügt nach, musterte die anderen dabei wie sie sich gerade unterhielten, oder von der Crew der Sirenengesang skeptisch beäugt wurden. Gerade Alistair sah alles andere als begeistert aus, sogar Morrigan sah finsterer denn je drein. Lag aber wohl eher daran, dass sämtliche Männer des Schiffes sie mit ihren Augen auszogen. „In der Tat“, bestätigte ich knapp, starrte weiterhin auf den Horizont, in der Hoffnung irgendwo das Schiff dieser Tevinter-Magister zu finden. Doch bis jetzt war nichts weiter als Finsternis zu erblicken. Auf einmal konnte ich ihre Hand spüren, die federleicht über mein offenes Bein fuhr und weiter nach oben strich, in dem Wissen, welche Ekstase sich anbahnen könnte. Sofort packte ich ihre Hand und brachte sie dazu, innezuhalten. Skeptisch blickten mich ihre honiggelben Augen an, dann verzogen sich ihre Lippen zu einem wissenden spöttischen Grinsen. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Ausgerechnet du, Zev?“ Kurz musterte ich sie abschätzend, hielt ihre Hand weiterhin fest. „Ich fühle mich dazu gerade nicht in Stimmung, vielleicht später“, gab ich ungehalten zu und ließ ihre nun Hand wieder los. Isabela abzulehnen ist eigentlich genauso wie die Vorstellung, dass Antiva ohne Blumen wäre. Absolut lächerlich. Tz, eigentlich ist alles lächerlich bis jetzt! Meine Gedanken sind ungeordnet, ebenso wie meine Gefühlswelt. Ein kleines Techtelmechtel mit Isabela wäre eigentlich genau das richtige, um mich jetzt abzulenken. Aber nein, nicht mal das kann ich mir gönnen, weil ich ständig nur in Aufruhr bin! In Aufruhr, dieses vermaledeite Tevinter-Schiff zu entdecken und zudem sie wieder bei mir zu haben. Ihr großes Mundwerk, ihre meist vor Wut funkelnden Augen, das feurige Haar, dass ihr meist wirr absteht und dieser Schalk in ihrem Gesicht. Früher konnte ich diesen zumindest öfters sehen, in letzter Zeit sah ich in ihrem Gesicht meist nur Sorgenfalten und eine gewisse Unruhe. Braska, wie es Kallian wohl geht?! Ein paar andere Krähen hatten früher auch Geschäfte in Tevinter erledigt. Und was sie berichtet haben war alles andere als erheiternd. Seltsame Blutrituale, die diese Magister abhalten, um durch das Blut ihrer Opfer zu einer immensen Kraft zu kommen. Frustriert rieb ich mir über meiner Nasenwurzel und schloss kurz die Augen, lauschte dem Rauchen des Meeres, roch diesen wiederwertigen Duft des Salzwassers und zu guter Letzt wieder Isabelas schmunzeln. Ich öffnete die Augen erneut und blickte wieder in die dunkle See. Nirgendwo war ein Schiff zu entdecken, obwohl wir die Route nehmen, die eigentlich genau nach Tevinter führt. Diese verdammten… „Deine Anführerin Zev, ja? Nichts weiter?“, raunte mir die Piratin süffisant ins Ohr und brachte mich beinahe dazu zu knurren. Heute habe ich verdammt wenig Geduld für ihre nervenaufreibenden Spielchen! „Meine Anführerin“, sprach ich zähneknirschend, den Blick weiterhin starr auf die See gerichtet. Immer noch konnte ich nirgendwo dieses Schiff entdecken! „Ah, verstehe. Schuldet sie dir noch eine Menge Sold, oder warum starrst du die ganze Zeit angespannt auf das offene Meer wie eine fauchende Katze?“ Das Lachen der Piratin brachte mich nun endlich dazu, sie anzublicken. Ihre Augen musterten mich wissend, während sie sich über die Lippen leckte. „Oder sie schuldet dir etwas anderes. Etwas größeres, huh?“ Kurz biss ich mir auf die Lippen und verschränkte schließlich die Arme vor meinem Oberkörper. Mit einmal konnte ich tatsächlich in die Anspannung spüren, die nicht nur meine Gedanken beherrschte sondern auch meinen Körper. Braska! Was passiert nur mit mir?! „Sei nicht lächerlich“, murrte ich nur. Sie schuldet mir nichts, im Gegenteil… „Zevran?“, rief Wynne plötzlich und ich war tatsächlich mehr als froh, nun endlich diesem Verhör seitens Isabela entgehen zu können. Sie liebte es, solange nachzubohren bis sie endlich an die Information kommt, die sie will. Bisweilen können ihre Methoden dabei sehr…kräftezehrend sein. „Sag Bescheid, wenn du etwas entdeckst“, wies ich die Piratin an, die mich jedoch weiterhin neugierig musterte und dabei dämonisch grinste. Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging ich mit zügigen Schritten auf Wynne zu, die mich kurz musterte, aber dabei eng die Lippen angespannt aufeinander presste, dass sie fast so aussahen wie ein Strich. Besorgnis lag auf ihrem Gesicht. „Was wollt Ihr?“, fragte ich sie ungehalten, als ich schließlich vor ihr zum stehen kam. Immerhin muss ich Ausschau halten nach diesem Schiff. Auf einmal fiel mir auf, dass die Magiern auch die anderen Gruppenmitgliedern zu sich gerufen hatte. Alle wirkten angespannt, als sie zu der alten Frau blickten, die nun ihre Hände faltete und hörbar ausatmete. Ihre grauen Augen musterten jeden von uns kurz abschätzig, wobei ich das Gefühl hatte, dass sie mich etwas länger ansah, dann seufzte sie einmal hörbar. „Also gut, ich wünschte wirklich, dass uns so etwas niemals noch einmal passieren würde. Aber nun ist doch so gekommen und das sogar zum zweiten Mal. Wie ich es bereits im Zirkel der Magi gesagt habe, möchte ich euch alle nochmals warnen.“ Sie machte eine kurze Pause, blickte dabei zu Morrigan, die sich gerade desinteressiert eine Wolkenformation am Himmel betrachtete und ihrer Warnung keinerlei Beachtung schenkte. „Was wir sehen werden, könnte uns den Verstand rauben. Abgesehen davon, ist euer Verstand das Wichtigste, was ihr niemals verlieren dürft! Diese Magister werden in euren Verstand eindringen wollen, werden ihn zerbrechen zu versuchen und fürchterliche Magie auf euch wirken lassen“ Leliana räusperte sich kurz, als eine gespenstische Stille sich über die Gruppe gelegt hatte. „Ist… ist es so wie damals im Zirkel, Wynne? Als wir dort ebenfalls auf Blutmagier trafen?“ Wynne schüttelte sachte ihren Kopf, blickte müde in die himmelblauen Augen Lelianas. „Viel schlimmer“, flüsterte sie warnend. „Das sind richtige Magister, sie haben diese Art der Magie von Anfang an gelernt“ Es dauerte nicht lange und Alistair trat einen Schritt vor, während die Bardin mehr als unsicher zu Wynne blickte. Angst blitzte in ihren Augen auf und ließ mich leicht die Hände zu Fäusten ballen. Schlimmer? Wie schlimm soll es noch werden? „Ich weiß was ihr meint. Gedankenkontrolle, Dämonen und auch Körperkontrolle. Sie könnten alle bereits…“ Alistair hielt kurz inne und biss sich auf die Lippen, sein Blick wütend zu Boden gerichtet. „Was könnten sie?“, fragte ich scharf nach und blickte direkt in Alistairs Augen, die mich unsicher musterten. Er wirkte fast erschöpft. „Tot sein“, beendete er seinen Satz mit zittriger Stimme. Sofort wollte ich vehement dagegen protestieren, als unerwartet einer der Matrosen laut aufschrie. „Kapitän! Dort ist das Schiff!“ Isabela ging zur Reling und erblickte nicht weit von uns entfernt am Horizont ein anderes Schiff. Wir stürmten alle herbei und starrten gebannt darauf. „Sind das die Magister?“, fragte Oghren brummig und Isabela sah gelassen hinaus auf die offene See, während eine leichte Windböe durch ihr Haar strich. „Ich bin mir ziemlich sicher… wir sollten ihnen einen Besuch abstatten“ Als wir nah genug an dem Schiff waren, gingen wir unbemerkt an Bord. Unbemerkt… es war einfach niemand auf diesem Schiff zu sehen. Niemand, nicht mal Dämonen, mit denen ich schon gerechnet hatte. Alles wirkte so verlassen, dass selbst Isabela bereits meinte, es könnte auch ein Geisterschiff sein. Doch dafür war das Schiff in einen viel zu gutem Zustand. Nein… wir werden bereits erwartet. Ich spüre es. Isabela wollte mit uns nicht an Bord kommen, sondern lieber auf ihrem eigenen Schiff warten. Grinsend zwinkerte sie mir zu, als ich gerade dabei war mich auf die andere Seite des Schiffes zu schwingen, mithilfe von den Tauseilen, die am Mast der Sirenengesang befestigt waren. „Dann suche deine Anführin Zevran… und beeile dich, ich warte hier nicht ewig“, säuselte die Piratin zwinkernd. Genervt wandte ich mich ab, schwang mich grazil hinüber und schaute mich nun wachsam um. Das Schiff knarzte leicht, ansonsten war jedoch nichts weiter zu hören. Nur ein modriger Geruch hing in der Luft. Wynne keuchte angestrengt, als sie es zum Schluss ebenfalls geschafft hatte. „Ah…ich glaube dafür bin ich dann doch zu alt“, klagte die alte Magierin, die dafür von Morrigan nur ein spöttisches Grinsen erntete. „Bleibt wachsam. Überall könnten Abscheulichkeiten, Dämonen und anderes lauern“, wies Alistair sofort nachdrücklich an, als er sein Schwert zog und sich aufmerksam umsah. Kurz musterte ich ihn und kam nicht umhin, in ihm kurzzeitig den König zu sehen, der er schon bald sein würde. Es war ja nicht so, dass dieser Tölpel es nicht könnte, er braucht nur den richtigen Schubs in die richtige Richtung. Die Ambitionen zum Anführer waren durchaus bei ihm vorhanden. Plötzlich war ein Klatschen zu hören, ein lustloses Händeklatschen. Wir alle sahen erschrocken auf als die unheimliche Stille mit einmal durchbrochen wurde, suchten mit unseren Augen die Umgebung ab, sahen jedoch niemanden. Wütend biss ich die Zähne zusammen und zog schwungvoll meine Dolche. Solche verdammten Spiele werde ich jetzt gewiss nicht mitspielen! „Ah, wie ich sehe seid ihr endlich gekommen“ Sorris, der uns begleitet hatte, schnappte entsetzt nach Luft, als aus dem Schatten ein glatzköpfiger Magier hinaustrat. An seinen Schultern zierte sein grünes Magiergewand dutzende schwarze Federn, die im Mondlicht leicht zu schimmern schienen und ihm dadurch einen mysteriöses Aussehen verliehen. Auf seinem Gesicht erschien ein selbstzufriedenes Grinsen, als er uns musterte. „Gebt uns Kallian zurück!“, meldete sich Leliana als ersetztes erzürnt zu Wort und trat einen Schritt vor. Doch der Magier schmunzelte belustigt und musterte die Bardin. „Ah, Leliana nehme ich an. Die Bardin“ Die Rothaarige starrte den Magier erschrocken an und wirkte kurz bestürzt. „Woher wisst ihr…?“ Ein boshaftes Lächeln entstand auf seinem Gesicht. „Ich habe meine Informationsquellen“ Dann richtete sich sein Blick auf Alistair, der dessen Blick unerschrocken erwiderte. „Der Bastardprinz. Loghain hat eine hohes Kopfgeld auf euch gesetzt“ Doch das schien Alistair nicht sonderlich zu beeindrucken. „Wir werden uns Kallian wiederholen und ihr werdet uns nicht aufhalten!“ „Ah, diese sinnlose Gewalt. Ich sehe schon, in Ferelden bleibt die Art der Problemlösung weiterhin primitiv.“, seufzte der Magier gelangweilt, doch sein dämonisches Grinsen kehrte geschwind zurück. Und das wiederrum bescherte mir eine Gänsehaut, auch wenn ich es nur ungern zugab. Dann trat er zur Seite und lächelte uns boshaft an. „Aber bitte sehr. Ihr bekommt sie wieder“ Kurz blickten sich alle verwirrt an, bis auf einmal Schritte zu hören waren. Mein Herzschlag hatte sich plötzlich beschleunigt und ich hielt kurzzeitig den Atem an, als aus dem Schatten eine rothaarige Elfe trat. Ihr kurzes Haar war säuberlich gekämmt, in beiden Händen hielt sie eine lange leicht gebogene und mit Zacken verzierte Klinge, die ich nur zu gut aus Tevinter kenne. Ihre dunkelgrüne Lederrüstung lag eng an und war von guter Qualität, besser als die alte die sie erst getragen hatte. Dieser Mistkerl hat ihr eine andere gegeben. Die Haut blass, das Gesicht eine starre Maske der Emotionslosigkeit und Augen, in denen ich nicht die geringste Spur von Leben erkennen konnte. Nur Leere lag darin. Meine Kehle fühlte sich mit einem Mal staubtrocken an, während mein Innerstes aufschrie. Ich war mehr als froh, dass sie lebte, aber was ich hier sah, kam dem Tode fast gleich. Kein Funkeln in ihren sonst so leuchtend grünen Augen. Kein verschmitztes Lächeln auf ihren Lippen. Kein Wort zu uns… nichts. Alle anderen murmelten aufgeregt, bis Sorris plötzlich vortrat und erleichtert lächelte. „Base!“ Geschwind lief er zu ihr, trotzdessen das Wynne aufgeregt nach ihm rief. Freudig nahm er das Mädchen in die Arme und drückte sie eng an sich. „Geht es dir gut? Wir haben uns schreckliche Sorgen um dich gemacht“, sprach Sorris besorgt und musterte Kallian, die weiterhin ins Leere blickte. Eindringlich mustere ich Kallian, versuchte irgendetwas von ihr wiederzuerkennen. Doch alles was ich sah, ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen. Hier stimmt was überhaupt nicht. Das ist nicht das Mädchen, welches ich- „Kallian. Töte sie“, wies der Tevinter Magier an. Sofort schleuderte die Elfe Sorris zu Boden, welcher völlig perplex nach Luft schnappte. Die Klinge bereits erhoben, um vermutlich diese in Sorris Herz zu rammen, konnte ich es in letzter Sekunde verhindern. Mit meinem Dolch parierte ich ihren Angriff angestrengt; starrte in ihre Augen, welche mich desinteressiert anblickten. Sorris stand hastig auf und versuchte Kallian an den Schultern zu schütteln. „Hör auf damit!“, rief er panisch. Doch die rothaarige Elfe rammte einfach ihren Ellenbogen in Sorris Gesicht, der daraufhin gepeinigt aufschrie und zu Boden fiel. Blut schoss aus seiner gebrochenen Nase. Grimmig blickte ich in ihr blasses Gesicht und umschloss den Griff meines Dolches umso fester, auch wenn bereits meine Hand anfing zu zittern, um sie weiterhin auf Abstand zu halten.  Woher nimmt sie nur diese Kraft? Früher hatte sie diese nicht. Sie war flink ja, aber ihr fehlte es stets an Kraft. Die anderen erwachten endlich aus ihrem Schockzustand und stürmten auf Kallian zu. Wynne währenddessen eilte zu Sorris und versuchte, ihm zu helfen. Fergus drückte mit aller Kraft die er besaß, mit seinem Schild Kallian von mir weg, die daraufhin zurücksprang und ihre Dolche scheinbar locker in ihren Händen kreisen ließ und jeden von uns genau musterte. Ihre Augen schienen dabei kalte Funken zu schlagen. Hastig richtete ich mich auf und bildete mit den anderen eine Reihe; wir standen nebeneinander und versuchten Kallian kein Durchkommen zu ermöglichen. Ihr Blick glitt immer wieder zu dem sich windenden Sorris, der von Wynne geheilt wurde. „Kallian, komm zu dir!“, rief Elissa verzweifelt und hielt krampfhaft ihr Schwert und Schild. Angesprochene Elfe blickte nun zu der jungen Cousland, die daraufhin erschrocken zusammenzuckte und ein Zittern nicht unterdrücken konnte. „Das… ist Blutmagie!“, rief Alistair wütend und sein Blick richtete sich zum Magister. „Lasst sie sofort wieder frei!“ Doch weiter konnte er nicht sprechen, denn Kallian preschte vor und schleuderte die völlig überraschte Leliana zu Boden. Kallians Dolche rammten sich gekreuzt knapp über Lelianas Kopf in den Boden, als ich instinktiv ihren Angriff blockierte. Allerdings zog ich mir nun davon eine tiefe Schnittwunde am rechten Arm zu, denn ihre langen Dolche waren geradezu dafür geschaffen, tiefe Wunden beizubringen. Ich drückte mit meiner Klinge ihre weiterhin fest nieder, starrte dabei in ihre Augen und hoffte verzweifelt darauf, irgendwo etwas von Kallian zu entdecken. Doch die Elfe warf ihren Kopf zurück und ließ ihren gegen meinen krachen. Schmerzen rasten explosionsartig über meine Stirn und weiter tief in meinen Kopf und ließen mich keuchend taumeln. Leliana hob ihre Beine schnell und schleuderte Kallian von sich, die sich daraufhin überschlug und gegen ein paar Fässer in der Nähe krachte. Eilig stand die Bardin auf und stütze mich etwas, während ich versuchte die Schmerzenswellen auszublenden. „Zevran, alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt nach, doch antworten konnte ich nicht mehr. Kallian erhob sich  und sprang erneut auf uns zu, die Dolche dabei tödlich in ihren Händen kreisend. Das Blut lief ihr dabei über ihre linke Gesichtshälfte, vermutlich hat sie sich irgendwo den Kopf aufgeschlagen. Doch weder zeigte Kallian dabei weder Angst, Schmerz noch Wut. Sie war nichts weiter… als eine Marionette. Hass stieg unwillkürlich in mir auf und ich schaute wütend zu dem Magister. Der strich sich  erheitert durch seinen Bart, während Kallian rücksichtslos auf Oghren einstach, der sich nur schwerlich gegen ihre immense Geschwindigkeit bewähren konnte. Wie kann es… dieser Shem wagen, sie so zu missbrauchen? Ihren Körper und ihren Geist einfach so zu lenken, wie er es gerade spaßig findet? „Das… wirst du büßen“, zischte ich knurrend und stürmte auf besagten Magier zu, der mich nun amüsiert ansah. Sein nahender Tod schien ihn nicht sonderlich zu ängstigen. Kurz bevor ich meine Klinge in seinem Gesicht versenken konnte, bohrte sich ein Pfeil tief in meine Schulter und ich fiel zu Boden. Wütend schellte ich mich innerlich selbst, als mir bewusst wurde, dass meine Gefühle mein Tun beeinflusst hatten. Die Krähen würden mich für so ein erbärmliches Handeln hinrichten. „Ah, aber aber. Das gehört sich nicht, auch nicht für einen Elf“, höhnte der Magister. Kurz schielte ich zu dem Pfeil, der sich tief in mein Fleisch gebohrt hatte und mir jetzt viel Zähigkeit abverlangte, um nicht winselnd am Boden zu liegen. Die Schmerzen waren, gelinde ausgedrückt, kaum zum aushalten. Der Blutverlust sorgt umso mehr für ein anstrengendes Atmen. Doch… so einfach gebe ich nicht auf! Blitzschnell erhob ich mich und wollte mit einem schnellen Angriff meinen Plan dennoch zu Ende bringen. Doch erneut wurde ich daran gehindert, denn mein Dolch wurde abgewehrt und mir aus den Händen gerissen. Perplex starrte ich in ein goldfarbenes Augenpaar, welches mich emotionslos ansah. Eine Elfe mit langem brünettem Haar stand vor mir und hätte mir eigentlich den Todesstoß geben können. Doch sie tat es nicht, stierte mich beinahe unheimlich an, während der Magister amüsiert lachte. „Ah, Devera. Sehr gut gemacht“, lobte der Shem und strich kurz durch Deveras Haar, während ich angestrengt die Luft über meine Nase ausatmete. Das schmerzhafte Pochen in meiner Schulter wurde immer heftiger. Diese Elfe ist ohne Zweifel ein weiteres Spielzeug dieses Magisters und auch diejenige, die mich angeschossen hat. Braska… Leicht leckte ich mir über meine Lippen, dann grinste ich amüsiert. „Ah, ich sehe schon. Das war wirklich eine ganz famose Vorstellung“. Blut lief in Rinnsalen an mir herunter, doch ich grinste immer noch. „Du bist hartnäckig, Elf“, sprach Caladrius und schmunzelte. „Vielleicht sollte ich noch etwas mit dir spielen, bevor du dahinsiechst, wie es sich für deine Rasse gehört?“ Alistair rannte mit einem lauten Kampfschrei vor und lieferte sich einen rücksichtslosen Kampf mit Devera. Die Elfin und der Templer schenkten sich nichts. „Zevran, erledige ihn!“, schrie Alistair wütend. Herausfordernd blickte ich dem Magister in die Augen, auch wenn ich bereits spürte, wie schwer meine Arme wurden und das warme Blut daran herunterlief. Es war mir nur zu bewusst, das ich mit meinen Dolchen keinen Schaden mehr anrichten könnte, aber ich kenne noch andere Tricks. „Viele Elfen siechen dahin, Ihr habt recht“, sprach ich lächelnd und blickte ihn aber in der selben Sekunde mordlüstern an, woraufhin er erneut schmunzelte. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie sich Sorris an den Magister ran schlich. Sein Gesicht überzogen von Blut durch den Nasenbruch von Kallian, doch die Augen spien blanken Hass, wie ich es noch nie bei diesem erbärmlichen Elfen gesehen habe. Vielleicht schafft er es. „Doch eines dürft ihr nicht vergessen, Shem.“, sprach ich ruhig, während mir bewusst wurde wie selten ich eigentlich das Wort Shem benutze. Die wenigen elfischen Worte habe ich weder im Bordell, noch bei den Krähen jemals gelernt. Doch Kallian hat mir die wenigen die sie selbst noch kannte, erklärt. Es war meistens ziemlich unterhaltsam sie dabei zu beobachten, wie sie voller Eifer erzählte. Doch nun ist da nicht mehr Kallian, nicht mal mehr ein Schatten von ihr. Und das wird dieser Shem büßen wie nie zuvor. „Wir sind Elfen. Wir siechen dahin, doch genauso gut können wir zurückschlagen, wenn es um das geht was wichtig ist“ Sein schadenfrohes Lachen blieb dem Magister geradewegs im Halse stecken, als Sorris ihm mit wutverzerrtem Gesicht einen Dolch in den Rücken gerammt hatte. Tränen strömten über sein blutverschmiertes Gesicht, als er erneut den Dolch in den Rücken des Magisters rammte, der daraufhin gepeinigt aufkeuchte und in die Knie sank. „Gib sie mir zurück, Shem! Gib mir Kallian und Shianni sofort zurück!“, schrie Sorris verzweifelt und ließ mich überrascht in sein Gesicht blicken. Seine Stimme klang gebrochen, als ein Schluchzer seine Kehle verließ. Sorris weinte bitterlich, während der Magister tot zu Boden fiel und sich nicht mehr regte. „Gib sie mir zurück… gib sie mir zurück“, flüsterte Sorris müde und ging ebenfalls in die Knie, als ihn ein tiefes Schluchzen schütteln ließ. Doch die Freude über diesen Sieg hielt nicht lange, denn wie sich herausstellte, war dieser Magister nur einer der kleineren Fische gewesen. Kallian und Devera hielten in ihren Angriffen plötzlich inne und bewegten sich nicht mehr. Starr sahen sie ins Leere, die Waffen immer noch genauso haltend wie in dem Angriff, den sie gerade ausführen wollten. Unsicher sahen sich alle an, während ich erwartungsvoll zu Kallian blickte. Doch was folgte, ließ mich erschrocken zusammenzucken. „Sterblicher“ Ihre Stimmen klangen schrecklich verzerrt und beinahe blechern, so als würde jemand versuchen aus einem Brunnen zu sprechen. Der Dämon! Grimmig blickte ich zu Kallian, als die sich nun umdrehte, genauso wie Devera. Doch die Gesichter der beiden waren keine in stein gemeißelten Masken mehr, sondern verzerrte Fratzen. Die Körper der beiden zuckten immer wieder unkontrolliert, sogar die Schritte, die sie beide nun geradewegs Richtung Sorris taten, sahen ziemlich wackelig aus. „Der Dämon kann nur den Geist kontrollieren, aber nicht den Körper des Opfers!“, warnte uns Wynne aufgeregt. „Auch wenn der Magister tot ist, die Dämonen die er beschworen hat, versuchen in unserer Welt zu bleiben!“ Es war schon fast eine Parodie, wenn die beiden nicht dabei ihre Dolche heben würden um Sorris abzuschlachten. Egal wie unkontrolliert ihre Bewegungen auch sein mögen, es würde reichen Sorris schwere Verletzungen zuzufügen. Alle schrien entsetzt auf, doch ehe etwas geschehen konnte fiel Devera einfach zu Boden und zuckte unkontrolliert. Seltsame Laute kamen aus ihrem Mund, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Kallian kam schwankend auf Sorris zu, der sie erschöpft anblickte aber lächelte. „Base“. Ihre Schritte hatten schon fast etwas von den Untoten, gegen die wir schon so oft gekämpft hatten und ließen mich schlucken. Die Leichen griffen uns damals nur an, weil ihre leeren Hüllen von einem Dämon besetzt waren. Es gab keinen mentalen Widerstand, hatte Wynne uns erklärt. Augenblicklich stelle ich mich vor Sorris und visierte Kallian an, die ständig ihre Mimik änderte. Es war mehr als nur abstrus dem Schauspiel zuzusehen, doch langsam konnte ich immer mehr Schmerz in ihrem Gesicht lesen. Und das gab mir wieder Hoffnung. Hoffnung dass dies keine leere Hülle ist, sondern die echte Kallian mit echten Gefühlen. Ihr Blick begegnete meinem, während ich leicht lächelte und die Dolche fallen ließ, da meine zitternden Hände sie nicht mehr tragen konnten. Kallians Augen folgten meinen Dolchen, als diese klirrend zu Boden fielen. Dann sah sie mich wieder an, umfasste fest die Schwerter in ihrer Hand und stürmte auf mich zu. Das entsetzte Rufen der anderen in den Ohren klingelnd, starrte ich weiterhin gebannt auf dem Rotschopf vor mir, spürte das kräftige und schnelle Schlagen meines Herzens und hatte in diesem Augenblick nur einen einzigen Gedanken. Und abstruserweise ging es dabei nicht um mein eigenes Wohl. Sollte diese kleine Wildkatze das nächste Mal wütend aus dem Zimmer stürmen, werde ich sie auf dem Bett festbinden. Und sie nie wieder gehen lassen. Kurz bevor sie mir vermutlich den Kopf abschlagen konnte, stolperte sie ungeschickt und fiel zu Boden, wo sie würgend und um sich schlagend die Schwerter zur Seite schleuderte. Dann ertönte erneut diese heisere und blecherne Stimme, doch dieses Mal klang es flehentlich und ängstlich. Blut spritze zu Boden als sie kurz hustete und sich stark verkrampfte. „N-nein“ Ehe ich Kallian berührend konnte, schrie sie auf und bäumte sich dabei auf. Die andere brünette Elfe tat es ihr gleich, doch im Gegensatz zu Kallian japste sie dabei und krümmte sich schwer. Dann wurde es plötzlich eisig, als ein kühler Seewind durch mein Haar strich und sich mir die Nackenhärchen aufstellten. Doch diese dunkle Vorahnung, die sich in mir auszubreiten versuchte, wurde zusehends durch Sorge und beinahe Panik meinerseits davon geschwemmt. Schnell lief ich zu dem rothaarigen Elfenmädchen, als sie leblos auf dem Boden lag, nachdem ihr Anfall so plötzlich aufhörte wie er gekommen war. Instinktiv fühlte ich an ihrem Hals den Puls, der dem Erbauer sei Dank tatsächlich vorhanden war und mich ungemein beruhigte. Sie lebt! Diese verdammte Wildkatze lebt… Erleichterung durchflutete mich. So vorsichtig wie es meine zittrigen Hände zuließen, hob ich sie sachte an, lehnte sie gegen meine Schulter als ich mich hinkniete und ihr Gesicht musterte. Die Augen halb geöffnet starrte sie ins Leere, während sie angestrengt atmete und kalter Schweiß von ihrer Stirn lief. Sie fühlte sich eindeutig zu warm an, das ist kein gutes Zeichen. „Kallian?“, fragte ich aufgewühlt, meine sonst so antrainierte Gelassenheit wie weggewischt angesichts dessen, was ich immer noch verlieren könnte. Etwas verlieren… was mir wichtig geworden ist. Wichtiger als mein Leben. Das ist beinahe absurd. Auf einmal sah sie mich an, immer noch desorientiert und leidlich, doch ein sachtes Lächeln legte sich auf ihre blassen Lippen, je länger sie mich anschaute und sogar ein leichtes Funkeln in ihren Augen kehrte zurück. „Es… tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien, Zev“ Ihre leise und heisere Stimme hallte in meinen Ohren wieder, als ich sie perplex anstarrte, während sie langsam wieder lächelnd die Augen schloss. Hat sie das gerade ernst gemeint? Immer noch starrte ich sie an, während Kallian anscheinend bewusstlos war, denn sie reagierte nicht mehr. Weder auf Berührungen, noch auf Worte. Schwere breitete sich in mir aus und brachte die Welt um mich herum zum Drehen. Widerwärtiges Gefühl. Beinahe knurrend biss ich die Zähne zusammen, drückte Kallian eng an mich, versuchte den penetranten Blutgeruch, der sie umhüllte, auszublenden und nur ihren üblichen leicht süßlichen Duft nach Wildblumen wahrzunehmen. „Braska… bleib“, hauchte ich so leise, dass ich meine Wörter selber fast nicht hörte. „Beim Erbauer!“, rief Alistair plötzlich erschrocken aus, woraufhin ich schnell wieder aufsah. Der tote Magister auf dem Boden begann sich langsam zu bewegen und erhob sich schließlich. Doch etwas stimmte nicht. Seine Augen blickten in verschiedene Richtungen, seine Gesichtszüge entglitten ihm immer wieder und stöhnende Laute kamen über seine Lippen. Dann hob er mit zuckendem Arm und Händen seinen Zauberstab, der daraufhin von einem roten Licht umhüllt wurde. „Der Dämon hat sich des Leichnams des Magisters bemächtigt!“, rief Morrigan plötzlich und ließ sofort einen Eisstrahl auf besagte Leiche schießen. Doch der tote Magister gab einen Feuerstrahl aus seinem Zauberstab und lieferte sich nun ein Magieduell mit Morrigan. Die Hexe blickte grimmiger denn je und hielt zähneknirschend ihren Zauberstab auf den Magister gerichtet. Funken der Magie flogen mir entgegen und zwangen mich dazu, meine Augen zuzukneifen und die bewusstlose Kallian enger an mich zu drücken, während die immense Hitze des Feuerstrahls immer stärker wurde. Morrigan wird das Duell wohl nicht gewinnen. Auf einmal jedoch rannten die anderen an Morrigan vorbei. Alistair, Oghren, Sten, Leliana, Fergus und Elissa. Mit einem wütendem Schrei schlugen alle gleichzeitig auf die Abscheulichkeit ein, die laut kreischend zu Boden ging, nachdem Oghren den Arm der Leiche mithilfe seiner Axt abgetrennt hatte. Wynne eilte währenddessen zu mir und besah sich besorgt Kallian, die zusehends blasser wurde. Die Magierin fühlte ihre Stirn und sah bestürzt drein. „Sie glüht regelrecht. Wir müssen uns beeilen!“ „Shianni! Wir müssen Shianni noch retten!“, rief Sorris aufgeregt, als er erschöpft auf uns zukam und seine Cousine musterte. Sein Gesicht war von Verzweiflung gezeichnet. Plötzlich löste sich der Feuerstrahl des Dämonen besessenen toten Magiers und schleuderte sich als unkontrollierte Feuerball direkt in die Segel. Binnen weniger Augenblicke stand es lichterloh in Flammen und drohte alles zu verschlingen. „Der Erbauer stehe uns bei“, keuchte Wynne und schaute zu den anderen, die erschrocken zu dem Flammenmeer sahen, welches sich bald über das gesamte Schiff ausbreiten würde. „Sucht die anderen Elfen! Sie müssen sich noch irgendwo im Schiff aufhalten! Schnell!“ Morrigan knurrte beinahe. „Wir haben Kallian, was gehen uns die anderen Elfen an? Sie sind eh dem Tode verurteilt. Wir sollten verschwinden, solange wir noch können“ Sorris trat vor und packte die perplexe Hexe an den Schultern und schüttelte sie. „Wie könnt ihr das nur sagen?! Das ist meine Familie!“ Die exotische Schönheit der Wildnis verpasste dem panischem Elf eine schallende Ohrfeige und blickte angewidert zu dem winselnden Sorris, als er sich seine schmerzende Wange hielt. „Wage es nie wieder mich auch nur zu berühren“, zischte sie drohend und niemand zweifelte daran, das Morrigan weitaus Schlimmeres machen würde, wenn Sorris sie erneut berührend würde. Alistair blickte mich kurz grimmig an, sah zu der bewusstlosen rothaarigen Elfin in meinen Armen, dann blickte er angespannt zu dem brennenden Segel. Das Feuer hatte sich bereits auf dem Mast ausgebreitet und gierige leckende Flammen würden schon bald das ganze Schiff in sich einverleiben. „Leliana, Oghren, Sten und Fergus kommen mit mir, die anderen bringen sich in Sicherheit. Sofort!“, wies er uns mit fester Stimme an und brachte mich kurzzeitig dazu, den Bastardprinzen verblüfft anzustarren. Doch ehe ich etwas darauf erwidern konnte, gingen die Aufgerufenen zu Alistair, der sich bereits den Weg in das Innere des verlorenen Schiffes wagte. Braska… langsam verstehe ich, warum Kallian ihn so sehr mag. Er ist eben mehr als der trottlige Templer, der er vorgibt zu sein und Morrigan ihn darstellt. Viel mehr. „Lasst uns schnell zurück auf Isabelas Schiff gehen!“, rief Wynne eindringlich, während Elissa geschockt Alistair nachsah und ich ihr deutlich ansehen konnte, dass sie mit Alisatirs Entscheidung gar nicht einverstanden war. „Warum hat er mich nicht mitgenommen?“, flüsterte sie wohl eher zu sich selbst. „Weil ihr nur dumm im Weg stehen würdet“, antworte Morrigan mit kühler Arroganz. Die hitzige Diskussion fing augenblicklich zwischen den beiden Frauen an, was mir wiederrum nur ein genervtes Schnauben entlockte. In einer anderen Situation wäre ich ja geradezu ergötzt gewesen, über so viel Leidenschaft, aber nicht dann, wenn wir alle dabei sind zu sterben. Mein Blick glitt zu Kallians mit Schweißperlen bedecktem Gesicht. Trotz der immensen Hitze die uns mittlerweile umgab, fühlte sich mein Innerstes eiskalt an. Mit den mir verbliebenen Kräften erhob ich mich mit Kallian im Arm, biss die Zähne zusammen und ignorierte den beißenden Schmerz in meinen Armen. Tz, das Training der Krähen ist wirklich in vielen Lebenslagen zu gebrauchen… „Schluss jetzt!“, rief Wynne sehr verärgert und stieß einmal laut mit ihrem Stab auf den Boden. Eine leichte magische Druckwelle entstand und trenne die beiden Streithähne, die mittlerweile nah voreinander standen und jederzeit bereit waren, der jeweils anderen Gewalt anzutun. Elissa sah erschrocken zu der alten Magierin, während sich Morrigan bereits umgedreht hatte und auf den besten Weg war, das Schiff zu verlassen. Die Matrosen von Isabela kamen uns netterweise entgegen, als sie sie sahen, in welchen mittlerweile erbärmlichen Zustand wir waren. Nur ungern gab ich Kallian in die Arme eines großen breitschultrigen Mannes, der mich grimmig ansah. Doch ich könnte Kallian nicht allein wieder auf Isabelas Schiff tragen, dazu fehlte mir die Kraft. Als wir uns rüber geschwungen hatten, hielt ich schmerzlich meinen Arm, der unwohl zitterte. Unzählige Rinnsale von Blut liefen an ihm herab. Es blutet viel zu stark, vermutlich hat diese kleine Schlampe einen vergifteten Pfeil auf mich abgeschossen. Mit einem lauten ohrenbetäubendes Geräusch krachten die Segel samt Mast des Tevinter-Schiffes hinunter und bohrte nun ein tiefes Loch in das Deck. Elissa schrie erschrocken auf und krallte sich an der Reling fest, während sich das Feuer weiter rasend schnell ausbreitete. „Ich muss wieder auf das Schiff! Alistair und die anderen sind doch noch da, sie werden sterben!“, schrie sie voller Angst. Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe herum, roch das verbrannte Holz wie es sich mit dem salzigen Duft des Meeres vermischte und blickte aufmerksam zur der Tür, durch die anderen in das Schiff verschwunden waren. Sollten sie sich nicht wirklich langsam beeilen, könnte es tatsächlich unschön ausgehen. Kurz blickte ich zu Kallian, die mittlerweile in eine Decke eingewickelt auf dem Boden lag, während Wynne sich über sie gebeugt hatte und sie aufmerksam musterte. Ehe ich etwas sagen konnte, stürmten mit einem Mal Alistair und Fergus auf das Deck, etwas angeschlagen wie ich feststellen musste, doch dutzende von Elfen folgten ihnen, welche nicht minder angeschlagen aussahen. Panik machte sich unter ihnen aus, als sie bemerkten, dass sie von dem Feuer geradezu eingesperrt waren, mittlerweile füllte sich das Deck auch mit Wasser, da das Schiff im Begriff war unterzugehen. Isabela schnaufte einmal frustriert auf. „Los, alle Mann an Deck! Jeder schnappt sich einen Elfen, los!“, befahl sie im scharfen Ton an ihre Matrosen gerichtet, die ihrer Aufforderung ohne den geringsten Widerspruch sofort nachkamen. Sie scheint sie ja wirklich gut unter Kontrolle zu haben. Leliana folgte ebenfalls kurz darauf, ebenso wie Sorris welcher seine kleine Schwester auf den Armen trug und entsetzt aufschrie. „Das Schiff wird gleich sinken!“ Doch ehe der Elf in Panik ausbrechen konnte, stand der breitschultrige Kerl von vorhin vor ihm und packte ihn samt Shianni unter den Arm. Binnen weniger Minuten waren alle sicher auf der Sirenengesang an Bord gegangen, während das Tevinter-Schiff in das kalte Tief des Meeres gezogen wurde. Angestrengt atmend blieb Alistair neben mir stehen und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, ehe er kurz darauf wütend schnaubte. „Es waren noch Soldaten da gewesen, sie haben die verbliebenen Elfen bewacht. Aber anscheinend haben sie nicht damit gerechnet, angegriffen zu werden“ Ich leckte mir über meine trockenen Lippen und zwang mich dazu, Alistair anzublicken. „Nun, dann konntet ihr sie immerhin überraschen“, meinte ich kurz angebunden. Mein Blick fiel auf Kallian. Wynne sah besorgter denn je aus, selbst Morrigan die sich nun ebenfalls dazu gesellt hatte, blickte finster. Erneut wurde mein Innerstes eiskalt. „Ah, Zev, du solltest den Pfeil aus deiner Schulter ziehen und die Wunde nähen. Sie irgendwie übel aus“, merkte Isabela nebenbei an, dann blickte sie zu dem blassen Elfenmädchen hinab. „Oh je“, murmelte sie zögernd. „Das ist also…“ Ich packte den Pfeil, der sich in meine Schulter gebohrt hat mit festem Griff und hielt einmal die Luft an. Ah, ich hasse diesen Schmerz bereits jetzt. Dann zog ich ihn mir schwungvoll mit einem schmerzerfüllten Stöhnen heraus. Kurz wurde mir schummrig zumute und ich stürzte mich zähneknirschend an der Reling ab. Schmerzenswellen rasten durch meinen Körper und hinterließen ein dumpfes Pochen. Braska! Grimmig blickte ich zum Horizont, der bereits im Begriff war in lilafarbene Streifen getaucht zu werden. Die Sonne geht bald auf. „Lasst uns nach Denerim zurückkehren“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)