Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 30: Inu Yasha --------------------- Fast sechs Stunden später sah sich Izayoi erwachend in ihrem Zimmer um. Ihr Bett war neu bezogen – wann war das geschehen? - und alles aufgeräumt, eine ältere, menschliche Frau kniete neben ihr, eine rothaarige Youkai im Eck, ein kleines rotes Bündel auf einem großen Kissen vor sich nicht aus den Augen lassend. Eine zweite Youkai lehnte an der Tür, in Rüstung und bewaffnet. Sie hob den Kopf. „Vorsicht, Fürstin,“ bat eilig die Dienerin neben ihr und stützte sie „Geht es Ihnen schon wieder so gut?“ „Inu Yasha...“ flüsterte Izayoi. Allein das tat weh. Sie tastete über ihre Lippen. Sie waren noch immer rau und eingerissen, ihre Kehle schmerzte aber nicht mehr so. Diese Frau kannte sie irgendwoher, aber wer war die bei ihrem Kind? „Ja, natürlich. Yasui, die Herrin wünscht den Prinzen zu sehen. - Oh, Izayoi-sama, mein bescheidener Name ist Akina, wenn Sie sich zu erinnern belieben. Yasui ist Hebamme. Die Fürstin ließ sie aus dem Schloss kommen.“ Die Fürstin? Izayoi entsann sich einer sehr schönen, eleganten Dame mit einer weißen Boa um die Schultern, die an ihrer Tür gestanden und gesagt hatte, sie kümmere sich um die Dienstboten. DAS war die erste Gemahlin des Taishou? Warum war sie hier und... Alles wurde unwichtig, als die Youkai ihr das Bündel vorsichtig reichte und sie das Lächeln des Kleinen sah. Inu Yasha. Sein Vater hatte ihn anerkannt, ihm einen Namen gegeben, und das Wichtigste – sie alle hatten diesen schrecklichen Tag überlebt. „Ich möchte Sie bitten, Izayoi-sama, ihn anzulegen,“ meinte die Hebamme. „Soweit mir gesagt wurde, möchten Sie ihn selbst stillen. Sonst müsste ich eine Amme kommen lassen.“ „Nein, das...das mache ich allein.“ Sie hatte den Kleinen schon gestillt, gleich nachdem sie ihn mit ihren letzten Kräften zu sich gezogen hatte. Er sollte doch leise sein, keinen herlocken. Sie spürte, dass die Dienerin sie hochhielt, die Youkai nur kurz kontrollierte, dann sie ebenfalls stützte. So fragte sie doch: „Eri?“ „Das wissen wir nicht, Izayoi-sama,“ gestand Akina: „Einigen Menschen gelang die Flucht vom Gelände. Ich kann nur sagen, dass sie nicht unter den Toten war.“ Und bislang nicht gefunden wurde. Izayois Blick glitt über ihr Bett: „Das Schwert?“ „Oyakata-sama hat es an sich genommen, als Sie schliefen.“ Leiser Tadel klang aus diesen Worten. Aber nun ja, natürlich hatte der Herr nichts im Zimmer einer Wöchnerin verloren, aber ebenso war das ein derart fataler Tag gewesen, dass wohl alle Sitte der Notwendigkeit zu weichen hatte. Überdies: wer würde einem sichtlich zornigen Youkaifürsten widersprechen? „Er fragte, warum es hier sei, aber niemand konnte ihm Antwort geben.“ Nein, natürlich nicht. Zwei Tage zuvor, der Taishou hatte soeben das Grundstück verlassen, war ein alter Youkai erschienen, grünlich, mit fast kahlem Kopf und hatte nach ihm gefragt. Sie hatte ihn empfangen, da er versicherte den Auftrag des Herrn für sie dabei zu haben, und er hatte ihr Tessaiga übergeben. Das Schwert, das ihr Kind und sie beschützen sollte. Sie hatte es verwundert genommen und gefragt wie, aber er hatte nur gemeint, sie solle es immer bei sich tragen. Als dann....sie zögerte daran zu denken, aber nach ihren Erfahrungen mit Onigumo und den Ratschlägen Dr. Kagawas wusste sie, dass es nur gut war sich zu stellen, ...als die Katastrophe da war, alle nur mehr schreiend rannten und sie selbst spürte, wie die Wehen sie überfielen, hatte sie Tessaiga bei sich behalten. Nicht, weil sie annahm ein Schwert zu benötigen oder gar führen zu können, sondern einfach, weil das das Einzige war, was sie im Moment außer ihrem Baby besaß, das Einzige, was ihr von der Zuneigung ihres Ehemannes zeugte. Sie hatte sich in ihrer Kindsnot an den Griff geklammert, sich so gewünscht, es sei SEINE Hand, dass sie fast geglaubt hatte er sei bei ihr, sie könne sein Youki spüren, sie wärmend und schützend. Aber das würde sie niemandem je erzählen. Yasui sah zu der Tür: „Mariko, sage doch oyakata-sama, dass die Fürstin Fukuwara erwacht ist. Er wollte Nachricht haben.“ Die bewaffnete Youkai an der Tür drehte sich wortlos um und verschwand.   Der menschliche Arzt wartete noch immer darauf entlassen zu werden, aber er vermutete, das konnte er noch lange warten. Das Rats – und damit Regierungsmitglied war überaus erbost gewesen, dass es möglich gewesen war sein Anwesen zu überfallen, seine Leute zu töten, ja, seine Frau in Lebensgefahr zu bringen. Er selbst hatte noch nie einen Mann gesehen, dem Krieger vorsichtig den offensichtlich schweren Panzer und die Armschoner abnahmen, die vor Pfeilen starrten, der sichtlich verwundet und geschwächt war – und noch immer Angst vor dem empfunden. Auf den seltsamen weißen Schulterfellen hatten schwarze Flecken und Brandgeruch von anderen Verletzungen gezeugt. Und der Sohn und Erbe des Hauses hatte nur schweigend neben seinem Vater gekniet, irgendwie geknickt. Er selbst hatte dem Ratsmitglied zwar nach Messung von Blutdruck und rascher Kontrolle versichert, dass Izayoi-sama jung und gesund sei und auch die Belastung einer derartigen, durch Schock ausgelösten, Sturzgeburt überstehen könnte, aber noch immer durfte er nicht gehen. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass draußen aufgeräumt wurde, die Toten beseitigt wurden. Ja, das würde sicher noch ein Nachspiel haben. Drachen. Sie hatten schon nur mehr als Wesen aus den Sagen gegolten, aber nach dem, was dem Taishou heute Nacht herausgerutscht war, schützten die Youkai, genauer, schützte er die Menschen als seine Vertragspartner auch vor diesen.   Er fuhr herum und verneigte sich eilig tief, als er sah wer eintrat, deutlich erholter – aber noch immer irgendwie zornig wirkend. Der dunkelrote Kimono verbarg wohl die Verletzungen jetzt, auch, wenn die Felle wieder weiß aussahen. Auch die Bewegungen wirkten noch etwas steif. Vermutlich hatte der Patient noch Schmerzen – das Ratsmitgllied. „Die Fürstin Fukuwara ist erwacht,“ sagte der Hausherr kurz angebunden: „Kommen Sie, Dr. Nakamura.“ Hoffentlich ging es ihr gut, dachte der Arzt. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass im Zweifel er ab jetzt für alles verantwortlich gemacht werden würde. Sollte der Zorn des Taishou doch die Drachen treffen! Er ahnte nicht, dass er in diesem Moment ein neues Sprichwort erfunden hatte.   Als sie die beiden Männer in der Tür stehen sah, entfuhr es Akina: „Dies ist ein Geburtszimmer....“ ehe sie sich lieber verneigte. Da lag etwas in den Augen des Herrn, das sie nie zuvor gesehen hatte. Nun ja, als er das Schwert geholt hatte. „Ich bin mir dessen bewusst,“ erklärte der Youkaifürst knapp: „Izayoi, das ist Dr. Nakamura. Er wird Sie noch einmal untersuchen. Wie fühlen Sie sich?“ „Danke,“ sagte sie leise. Reden schmerzte noch immer: „Ich bin nur müde. - Haben Sie...Inu Yasha...schon gesehen? Er hat sich auch sehr erholt.“ Der Taishou verstand den dezenten Hinweis und trat zu Yasui, die ihm das Baby auf Knien höflich darbot, und nahm es. Tatsächlich schien sich der Kleine von der Überraschung innerhalb weniger Stunden geboren worden zu sein gut erholt zu haben. Er lächelte ihn sogar an. Das Youki war kaum zu bemerken, was nicht daran lag, dass er keines besaß. Tessaiga war nun in ihm versiegelt. Erst mit seiner Volljährigkeit würde es Inu Yasha auch benutzen können. Der Hundefürst wandte den Kopf. Der Arzt hatte Izayois Blutdruck gemessen, jetzt lehnte sie weitere Untersuchungen ab, indem sie ihn zurückschob. So sagte er selbst besorgt: „Meine Liebe, Sie sollten sicher gehen.“ „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin nur noch müde. Jetzt sind Sie ja wieder da.“ Der Taishou war durchaus angetan, bemerkte allerdings die Blicke der Anderen im Raum: „Sie haben doch nicht daran gezweifelt? Das wäre wenig schmeichelhaft für mich. - Ruhen Sie sich aus. Heute Abend sollten Sie an einer kleinen Geburtstagsfeier Inu Yashas teilnehmen. Nur die engste Familie, keine Sorge.“ Also wäre auch diese schöne Youkaidame dabei. Die war sicher kaum schon abgereist. Oh je. Gegen die würde sie immer wie eine Vogelscheuche aussehen, zumal so erschöpft, so....Sie musste sich irgendwie adrett herrichten, Haare waschen, baden. Und schlafen. Der Taishou drückte seinen Sohn in die Arme der Pflegerin, ehe er sich neben seiner Frau niederkniete: „Es ist nur eine kurze, aber wichtige, Formalität,“ versicherte er und strich über ihre Wange: „Sie können sich sonst ausruhen.“ Ein winziges Lächeln, das dennoch seine Fangzähne zeigte: „Ich bin stolz auf Sie.“ Sie hatte ihre Schlacht allein geschlagen, tapfer, wie es kaum ein Krieger vermochte. Er begriff durchaus, dass ihr das den Respekt seiner ersten Gemahlin eingetragen hatte. Diese besaß mehr innere Größe als mancher vermutete. Und Eifersucht lag ihr nicht. Es war allerdings nur dem Protokoll geschuldet gewesen, dass sie hergekommen war. Jemand aus der Familie sollte die Geburt bestätigen, somit bezeugen können, dass kein Kind untergeschoben worden war. Und da weder er selbst noch Sesshoumaru da waren, hatte sie pflichtbewusst dies übernehmen wollen – und war auf gleich drei Drachen getroffen. Sein Sohn dagegen hatte offensichtlich dafür eine Strafe erwartet gegen den Befehl gehandelt zu haben, da er sich nur schweigend vor ihn gekniet hatte, aber er hatte ihm erklären können – und müssen – dass es die Pflicht eines Heerführers wäre, und eines jeden, der das werden wollte, sich den Gegebenheiten anzupassen und auf sie zu reagieren. Blinder Gehorsam schade nur. Sein Ältester wurde wirklich erwachsen. Izayoi sah ihn ein wenig irritiert an, ehe sie verstand, dass es ernst gemeint war. Er, der mächtigste aller Youkai, der Fürst, und war stolz auf sie, eine einfache Menschenfrau. So lächelte sie nur, bat dann jedoch: „Wenn Sie etwas von Eri wissen, sagen Sie es mir?“ „Ja.“ Er hoffte, das kurze Zögern war ihr nicht aufgefallen. Die Toten waren soweit identifiziert, die geflohenen Menschen zurück, aber es fehlten noch immer vier oder fünf, darunter Eri. Leider hatte er durchaus Grund zu der Annahme, dass die Fehlenden direkt von den Drachen verschlungen worden waren. „Aber wir haben sie bislang nicht gefunden. - Schlafen Sie noch ein wenig, Izayoi. Akina wird Ihnen alles bringen, was immer Sie möchten. Yasui sieht nach Inu Yasha und Mariko sorgt dafür, dass Sie nicht gestört werden.“ „Ayame?“ Er befand, dass sie nicht zu sehr mit Sitten und Regeln der Youkai belastet werden sollte. Ayame hatte das mehr als zweifelhafte Vergnügen eines intensiven Straftrainings mit seinem Sohn, nein, seinem ältesten Sohn. „Sie hat Pause. In wenigen Tagen wird sie wieder bei Ihnen sein.“ Sie atmete auf, dass zumindest eine ihrer doch vertraut gewordenen Personen gefunden und am Leben war: „Danke.“ Irgendwie gelang es ihr ihr Gesicht in seine Klaue zu schmiegen. Er war wieder da, das Baby war gesund: das zählte. Sie vertraute ihm, obwohl er sie allein gelassen hatte. Der Taishou spürte eine nie gekannte Wärme in sich aufsteigen. Sie einzig vermochte dies. „Bis heute Abend. Ruhen Sie sich aus.“ Die Sanftmut in seiner Stimme verschwand als er sich erhob und mit einem raschen Blick durch den Raum sagte: „Dr. Nakamura, Sie können gehen, halten sich aber zur unbedingten Verfügung. - Akina, du bist mir für das Wohlbefinden der Fürstin verantwortlich. Yasui, du für das meines Sohnes, Mariko, für beider Sicherheit.“ Die Angesprochenen verneigten sich lieber nur.   Am Abend schickte der Taishou nach der jungen Mutter samt Kind. Izayoi hatte darauf gewartet und sich gebadet, ihre langen Haare fast stundenlang bürsten lassen und mit Sorgfalt ihre Kleidung ausgesucht – sechs Lagen Kimono waren eigentlich zu wenig für eine Fürstin, aber es hatte ja geheißen es sei ein quasi familiäres Zusammentreffen. Da sie mit Sicherheit auch die Hundedame sehen würde, hatte sie darauf verzichtet den Kimono anzuziehen, den ihr der Taishou zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte und der sie über die letzten Monate doch sehr intensiv begleitet hatte. Sie hätte sich zwar sicher gefühlt darin, aber was, wenn ihr Vater recht gehabt hatte, das ein Geschenk für die Verlobte war – und die erste Gemahlin des Fürsten das als Provokation verstehen würde? Inu Yasha war in ein weißes Tuch eingewickelt, aber er trug noch immer eine winzige rote Kleidung, die Jagdkleidung eines Adeligen in Mittelalter oder auch die eines zweiten Sohnes, wie ihr Yasui erklärt hatte, als sie offenkundig zu verwundert auf die Garderobe des Kleinen gestarrt hatte. Daraus hatte sie geschlossen, dass es doch ziemlich zeremoniell zugehen würde. Mit ihrem Baby im Arm ging sie in das so genannte Wohnzimmer, begleitet von der sehr schweigsamen Mariko. Ayame redete ja manchmal zu viel, aber sie hoffte sie käme bald zurück. Eine Youkai als Wächterin, die definitiv gar nichts sagte, war auch etwas nervtötend. Ein Krieger schob die Tür beiseite und sie verneigte sich auf der Schwelle bereits tief vor ihrem Ehemann, etwas graduell weniger vor dem Erben des Hauses und der Fürstin. Ja, diese trug noch immer das blaue Kleid mit der nun perfekt weißen Boa und sie war froh sich rötliche Stoffe ausgesucht zu haben. Der Fürst hob die Hand: „Setzen Sie sich bitte uns gegenüber.“ Die drei Youkai befanden sich nebeneinander. Izayoi kam sich fast ein wenig wie eine Angeklagte vor, aber er hatte ihr doch gesagt, es sei eine kurze, aber wichtige, Zeremonie. So war es wohl unter dieser Art üblich. Als sie sich niederließ, noch immer Inu Yasha fest im Arm, bemerkte sie durchaus, dass die Hundefürstin sie musterte. Aber sie zwang sich höflich zu Boden zu sehen. Der Taishou blickte beiseite: „Sesshoumaru hat mittlerweile die Berichte erhalten, Izayoi.“ Der Youkaiprinz sagte knapp: „Zu dem, was Sie betrifft, Izayoi-sama: Eri wurde bislang nicht gefunden und es steht zu erwarten, dass sie es auch nicht mehr wird. Zwei Gärtner, ein Elektriker und eben Eri fehlen. Die Drachen haben sie sicher gefressen.“ Während Izayoi nur stumm nickte, dachte sie, dass sie eine solche Nachricht noch vor einem Jahr in Tränen hätte ausbrechen lassen. Aber zu viel war geschehen, zu viele Menschen waren gestorben: Vater, Takemaru, ihre eigenen Erlebnisse mit Onigumo...Alles hatte eigentlich mit der Trennung von ihrer Erzieherin begonnen.. Sie wusste es nicht, aber bei den drei Youkai kam ihre Haltung gut an. So fuhr Sesshoumaru fort: „Inzwischen ist auch bekannt, dass eine an sich unbedeutende Menschenfrau des Putzpersonals bestochen wurde den Geburtstermin des Kindes...Inu Yashas, den Drachen zu sagen. Natürlich ist sie tot.“ Izayoi wagte es einen fragenden Blick zu ihrem Ehemann zu werfen, ehe sie wieder auf ihr Kind sah. Hatte er...? „Das sollte uns lehren niemanden aus den Augen zu verlieren, gleich, wie unbedeutend und namenlos er erscheinen mag. - Drachen,“ sagte dieser daher: „Ryuukossusei noch dazu. Niemand überlebt, der sich mit ihm einlässt.“ „Eingelassen hat,“ warf seine Youkaigemahlin sanft ein: „Mein Gebieter. Ich denke doch, dass Ihr Bannkreis ihn schlafen lässt. Wobei...“ Sie brach lieber ab. Man verlangte keine Erklärung von einem Fürsten für seine Entscheidungen oder sein Handeln. Und Neugier ziemte weder einer Youkai noch gar einer Fürstin. Der Taishou nickte, sah aber zu seiner menschlichen Ehefrau: „Das wissen Sie noch nicht, Izayoi: hinten im äußeren Garten hängt der Drache an der Felswand. Keine Sorge, es ist ein sehr guter Bannkreis. Betrachten Sie es als skurrile Gartendekoration. - Warum ich ihn nicht tötete, meine Teure? Ich dachte, es wäre offensichtlich. Er lebt, also können die Drachen keinen neuen Fürsten wählen. Das wiederum bedeutet, sie sind führerlos und werden sich mit Angriffen gegen Youkai und Menschen zurückhalten.“ Beide Frauen verneigten sich stumm als Dank für die Erklärung. „Jetzt zu der Formalität. Geben Sie mir meinen Sohn, Izayoi.“ Seltsamerweise spürte Sesshoumaru bei diesen Worten einen Stich. Warum, dachte er dann. Es stimmte einfach und es brachte nichts gegen Tatsachen aufzubegehren. Er war der Älteste, der vollblütige Youkai, der Erbe, daran konnte das Baby nichts ändern. Der Taishou betrachtete das Kind in seinem Arm. Diese Haare: weiß wie seine und dicht wie Izayois, die Augen, die eines Youkai, Krallen und Fangzähne. Nun, er hätte beim schlechtesten Willen diesen Jungen nicht verleugnen können. Aber jetzt war etwas anderes wichtiger: „Ich habe Inu Yasha einen Namen gegeben, ihn als meinen Sohn anerkannt. Nun nehme ich ihn in die Youkaigesellschaft auf. Er untersteht dem Gesetz der Youkai, aber auch deren Schutz. Für den Fall, dass ich nicht in der Lage sein sollte ihn zu seiner Volljährigkeit zu begleiten, solltest es du, als sein großer Bruder, tun.“ Sesshoumaru wusste, was von ihm erwartet wurde. Mit gewissem Zögern nahm er den Kleinen. Er hatte noch nie ein Baby in den Händen gehabt, stellt aber fest, dass der nicht so fragil war wie befürchtet. Nun ja, er hatte ja vor Vaters Expedition zu den Drachen schon zugesagt, dass er diesen Hanyou bis zu seiner Volljährigkeit beschützen würde. Und immerhin: der hatte nur Tessaiga bekommen, nicht das Höllenschwert. Überdies stand zu erwarten, dass Vater eine derartige Missachtung seiner Wünsche ihn teuer bezahlen lassen würde. Diese Augen...Es kam ihm vor, als ob er in einen Spiegel sehen würde, obwohl das Halbblut natürlich weder die Ohren noch die Markierungen der wahren Youkai besaß. Und jetzt lächelte er ihn an. Warum? „Ich werde, in dem überaus unwahrscheinlichen Fall, dass Sie nicht dazu in der Lage sein werden, mein Herr und Vater, Inu Yasha bis zu seiner Volljährigkeit begleiten und ihn ausbilden.“ Diese winzigen Fangzähne, diese weichen Ohren, kleine Krallen, die sich unbewusst in die Seidendecke schlugen... Warum dachte er plötzlich an Akemi? Er schrak fast zusammen, als die Hundefürstin kühl meinte: „Du kannst Inu Yasha seiner Mutter zurückgeben, mein Sohn. - Verehrter Taishou, ich möchte eine Bitte an Sie richten.“ Dieser stutzte. Er kannte sie seit Jahrhunderten und solche Eröffnung bedeutete meist eine Überraschung: „Nun?“ Izayoi bemerkte den forschenden Blick der Youkaidame auf sich und wagte es den Kopf zu heben, zurück zu sehen. Rangfolge hin oder her, aber sie war auch nicht irgendwer. „Das Einverständnis der Fürstin Fukuwara vorausgesetzt würde ich Sie bitten, mein Gebieter, sie und Inu Yasha für einige Wochen in Ihrem Schloss im Westen Gast sein zu lassen. Der Garten hier und auch einiges am Haus muss saniert werden, in meinen Augen kein passender Aufenthalt für eine junge Mutter mit Welpen.“ Der Youkaifürst überlegte flüchtig wann er das letzte Mal derart überfahren worden war, sah jedoch zu Izayoi: „Das Schloss befindet sich im Westen, auf einer Ebene. Es ist gut geschützt und ich bin sicher das Personal ist aufmerksam.“ Oh, da konnte er bei dieser Schlossherrin drauf schwören. Es war nur mehr als erstaunlich, dass sie Fürstin Fukuwara sagte, und nicht: Ihre menschliche Frau, dass sie diese Einladung überhaupt aussprach. Hatte es nicht immer geheißen, man solle mehrere Gemahlinnen nie zusammen lassen? Dass das eine Falle für Inu Yasha oder auch Izayoi sein sollte war auszuschließen. Gast war Gast – überdies war ihr sicher klar was ihr blühte, wenn den Beiden unter ihrem Dach etwas zustieß. Immerhin starrte auch Sesshoumaru seine Mutter an als sähe er sie zum ersten Mal. Das war folglich nicht abgesprochen: „Ich würde eine Reise dorthin durchaus befürworten, aber das liegt bei Ihnen, meine Liebe. Sie können auch in die Strandhütte oder sonst wohin.“   Izayoi war keine Närrin und begriff, dass ihr mit dieser Einladung ein außerordentliches Privileg zugestanden worden war. Eine Ablehnung stand außer Frage. Warum nur war die erste Frau ihres gemeinsamen Ehemannes so freundlich zu der Menschenfrau, die sie als Konkurrentin sehen musste, ja, als Youkai und Mensch verachten musste? Aber sie verneigte sich tief und wohlerzogen: „Ich danke Ihnen, auch im Namen meines Sohnes, für die freundliche Einladung, oyagata-sama.“ Die Anrede an eine weibliche Fürstin, nur korrekt bleiben: „Und ich danke Ihnen, Taishou, für die Genehmigung.“ „Dann reisen wir morgen früh, falls Sie nichts dagegen haben, unser Herr und Gebieter.“ Die Hundedame wartete höflich das kurze Nicken des Fürsten ab. Sie respektierte Izayoi für ihren Mut, aber sie hatte auch einige wesensähnliche Züge erkannt. Sie waren beide Prinzessinnen, perfekt erzogen ihre Gedanken und Gefühle zu verbergen. Sesshoumaru würde noch lernen müssen in dem Kleinen keinen Konkurrenten zu sehen. Wer allerdings, außer einem jüngeren, nicht erbberechtigten, Bruder, durch solche Frauen erzogen, könnte ihm einst die bedingungslose Unterstützung geben, die er brauchte? Aber, das lag in der Zukunft. Morgen ging es mit diesem lärmenden Hubschrauber in das Schloss zurück – und die Fürstin Fukuwara sollte keinen Grund finden an ihrer Gastfreundschaft oder auch nur der Höflichkeit ihres Personals zu zweifeln.   Izayoi sah in die Runde, dann zu Inu Yasha. Sie lächelte ihn sanft an, was er erwiderte. Er würde nie einsam sein, da war sie nun sicher. Auch, wenn sie als schlichter Mensch kürzer leben würde als ein Youkai oder Hanyou – er hatte einen Vater, einen großen Bruder, eine Stiefmutter, die auf ihn aufpassen würden. Ja, jetzt konnte sie wirklich beruhigt sein. Ihr Sohn und sie wurden behütet. So verneigte sie sich noch einmal tief.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)