Seelenanker von Torao (From Lust to Heart [Penguin x Law]) ================================================================================ Kapitel 13: Erinnerungen ------------------------ „Hatte ich nicht gesagt du sollst im Bett bleiben?!” Penguin musste sich zusammenreißen nicht übermäßig laut zu werden, als er, ohne zu klopfen, Laws Kabine wieder betrat und seinen Käpt’n auf der anderen Seite des Raumes an seinem Schreibtisch stehen sah. Mit grimmigem Gesichtsausdruck schloss er die Tür hinter sich, während der Arzt ruhig antwortete ohne sich umzudrehen: „Ich muss meine Medikamente nehmen.” Im nächsten Moment stand der Ältere neben ihm, stellte den Mülleimer, den er eben ausgeleert und anschließend ausgewaschen hatte, sowie den zusätzlichen Eimer, den er für alle Fälle mitgebracht hatte, um nicht wieder den Papierkorb missbrauchen zu müssen, ab, legte die Tageszeitung auf den Tisch und beobachtete wie Law die Pillengläser schloss und sortierte. „Das ist kein Grund für dich aufzustehen! Ich hätte sie dir ans Bett gebracht”, ermahnte er ihn. „Du bist nicht”, wieder mischte sich Laws Husten ein, „mein Dienstmädchen.” Penguins Gesichtsausdruck wirkte genervt: „Darum geht es nicht. Du wirst nicht gesund, wenn du deinem Körper keine Ruhe gönnst und dauernd herumrennst. Wieso muss ich ausgerechnet DIR das erklären? Als Arzt solltest du es eigentlich besser wissen.” Doch der Jüngere sah ihn weiterhin nicht an und schwieg. Er konzentrierte sich darauf, die Tabletten auszusortieren, die eigentlich überflüssig waren und die er am Vortag nur aus Panik genommen hatte. Dabei war wieder zu beobachten, wie jedes Glas, das er aufnahm, um auf die Beschriftung zu blicken, zitterte und der Inhalt ein klirrendes Geräusch von sich gab. Penguin hatte das Gefühl, dass das Zittern sogar noch schlimmer geworden war, seit er den Raum verlassen hatte. Ohne zu zögern legte er seine rechte Hand auf Laws Stirn. Der Chirurg erstarrte augenblicklich und blickte mit weit aufgerissenen Augen auf das Glas, welches er soeben in die Hand genommen hatte. Mit dieser Berührung hatte er nicht gerechnet. Nur wenige Sekunden verstrichen, doch für Law fühlte es sich an, als wären es Minuten, bevor er sich wieder fasste und aufgebracht Penguins Arm wegschlug, wobei er mit dem Kopf herumwirbelte: „Lass den Scheiß!” Kaum dass er dies wütend hervorgebracht hatte, begann erneut sein Husten ihn für sein Aufregen zu strafen. Und nicht nur das: das Erheben seiner Stimme schien auch die Kraft zu verbrauchen, die er benötigte, um sich auf den Beinen zu halten, sodass diese abermals versagten. Ruckartig stemmte er die rechte Hand auf den Schreibtisch, während das Pillenglas aus seiner anderen entglitt und er sich mit ihr reflexartig an Penguins Overall festklammerte. Doch weder die Tabletten noch er selbst gingen zu Boden. Sein Gegenüber hatte seinen Arm augenblicklich um Laws Taille gelegt und mit der anderen Hand das Glas zwischen ihnen aufgefangen. Abermals fand der Jüngere sich in einer Situation wieder, die ihn starr werden ließ. Dennoch schwand der Druck, mit dem er sich auf dem Schreibtisch abgestützt hatte, sodass seine Hand nur noch leicht auf dem Holz lag, als er spürte wie sicher der Andere ihn mit seinem Arm aufrecht hielt. Trotzdem schlossen die Finger seiner anderen Hand weiter fest den weißen Stoff zwischen sich ein, als fürchteten sie, Penguin würde andernfalls zurückweichen und er selbst somit zu Boden fallen. „Vielleicht lässt du lieber den Scheiß und verhältst dich endlich vernünftig.” Penguins Stimme, die seitlich an Laws halbgesenkten Kopf drang, war ruhig. Law schwieg. Immer noch fühlte er den festen Griff des Anderen, der ihn stützte und verhinderte, dass er niedersank. „Du”, begann er letztlich ruhiger ohne den Kopf zu heben und Penguin anzusehen, „solltest mir nicht so nahe kommen. Auch wenn du Antikörper in dir hast, heißt das nicht, dass du dich nicht nochmal anstecken und doch krank werden kannst.” „Selbst wenn. Es interessiert mich nicht.” Immer noch klang der Andere gelassen. Law sah nun verärgert zu ihm hoch: „Verdammt, mich aber! Der Virus ist gefährlich!” Doch sein ernster Blick wich schlagartig als er nun in Penguins Augen blickte, die ebenfalls ernst aber im Gegensatz zu seinen eigenen dennoch entspannt wirkten. „Ich weiß. Deswegen bin ich hier um dir zu helfen. Und dein Meckern und Schimpfen nützt dir gar nichts, das habe ich dir eben schon gesagt. Du verschwendest nur deine Energie, die du brauchst, um wieder gesund zu werden.” Inzwischen schien der Ältere sich an Laws Reaktionen dermaßen gewöhnt zu haben, dass er keinen Sinn mehr darin erkannte, selbst laut zu werden, stattdessen lächelte er plötzlich überraschend: „Aber danke, dass du gerade so direkt zugegeben hast, dass du dir Sorgen um mich machst.” Wieder entgleiste Laws Mimik: Auch wenn er das wirklich tat, so hatte er nicht beabsichtigt, es so deutlich auszusprechen. Obwohl ihm eigentlich kalt war, spürte er, wie sein Gesicht warm wurde. Eilig wandte er es ab. „Mach was du willst!”, zischte er letztlich leise, während er seine Finger vom Overall löste. „Mache ich in diesem Fall auch”, schmunzelte Penguin, dem seine etwas verlegene Reaktion nicht entgangen war, und hielt ihm das aufgefangene Glas vor die Nase. „Brauchst du die?” „Nein”, gab der Arzt leise zur Antwort, nahm ihm die Tabletten aus der Hand und stellte sie weiter rechts auf den Tisch, wo der Großteil der Gläser inzwischen stand, „ich sollte nur die nehmen.” Penguins Augen folgten Laws rechtem Zeigefinger, welcher auf die drei übrigen Behälter weiter links deutete. „Alles klar.” Law war im Begriff sich aus seinem Arm zu lösen, als dieser sich im nächsten Moment noch fester um ihn schloss und der andere sich plötzlich erneut unter seinen Kniekehlen wiederfanden. „Verdammt, was soll das? Hör auf mich dauernd hochzuheben!”, giftete er abermals, kaum dass Penguin eben jenes erneut getan hatte, wobei er jedoch dieses Mal auf den Versuch verzichtete, sich wegzudrücken. „Ich sagte doch, du musst deine Kräfte schonen. Selbst die paar Schritte zum Bett kosten dich gerade zu viel.” Der Ältere ging auf die andere Seite des Bettes und grinste dabei nun zu ihm hinunter: „Außerdem sagtest du doch eben, ich soll machen was ich will.” „Argh.” Mehr fiel Law dazu nicht ein, sodass er nicht anders konnte als sich erneut von ihm mittig auf dem Bett ablegen und zudecken zu lassen. „Außerdem, glaube ich, hast du Fieber. Wir sollten Fieber messen.” Auch wenn Law Penguins Hand weggeschlagen hatte, so hatte der Ältere deutlich die hohe Temperatur seiner Stirn fühlen können. „Viel mehr sollte ich die Tabletten nehmen, von denen du mich gerade weggetragen hast”, murrte der Jüngere ihn an. „Die hole ich dir jetzt.” Damit kehrte der Andere unter Laws grimmigem Blick zum Schreibtisch zurück und setzte sich anschließend mit den Tabletten auf die dem Fenster und dem Tisch zugewandte Seite des Bettes. Er legte die Gläser zunächst in seinen Schoss, um etwas Wasser in das Wasserglas auf dem Nachttisch einzuschenken, bevor er nun fragend von den Pillen zu Law sah: „Spielt es eine Rolle in welcher Reihenfolge und mit welchem Zeitabstand du sie einnimmst?” Immer noch ernst, aber dafür nun ruhiger kam die Antwort: „Nein. Die kann ich alle auf einmal nehmen.” Daraufhin öffnete der Ältere ein Glas nach dem Anderen, nahm je eine Pille heraus, schloss es wieder und stellte sie beiseite, bevor er auch schon Law hochhalf, der bereits dabei war, sich wieder mit Mühe alleine aufzurichten. Dieses Mal sagte Penguin nichts, reichte ihm die Tabletten und das Glas, wobei er seine Hand unter Letzterem hielt, als Law einen Schluck daraus nahm, um die Medizin herunterzuspülen, bevor er es ihm wieder abnahm. Kaum dass er es weggestellt hatte, klopfte es an der Tür. Anstatt, wie ursprünglich vorgehabt, sich wieder ins Kissen sinken zu lassen, blickte Law etwas panisch zu eben jener. „Ich habe Kanaye doch gesagt, dass keiner in meine Nähe kommen soll. Was”, die Furcht so gesehen zu werden klang hörbar in seiner Stimme mit, „ist daran so unverständlich?” Abermals blieb Penguin hingegen ruhig, stand auf und ging zur Tür. „Das wird Ban sein.” Panisch wollte der Arzt ihn aufhalten, doch alles was seine Lungen verließ war erneut sein Husten, als der Andere die Tür bereits einen Spalt öffnete. Da sie in Richtung der Wand aufging, an der auch das Bett mit dem Kopfende stand, konnte Law nicht sehen, wer geklopft hatte. Allerdings verhinderte es auch umgekehrt, dass man ihn von außen sehen konnte, solange Penguin die Tür nicht weiter öffnete. „Hier, bitte.” An der Stimme konnte der Arzt ausmachen, dass es tatsächlich Ban war, der Penguin ein kleines Tablett hereinreichte. Der Ältere blickte auf eben jenes: „Danke, aber der Tee hätte gereicht. Er sollte erstmal nichts essen.” „Dummkopf, das ist für dich. Genau wie die andere Tasse Tee. Du hast doch sicher noch nicht gefrühstückt, wenn du schon so früh bei ihm bist.” Law horchte aufmerksam, was Ban da sagte. „Oh ja, richtig.” Offenbar war Penguin das selbst völlig entgangen. Ein Seufzen war vom Flur zu hören: „Vergiss das doch nicht einfach, nur weil du dir Sorgen machst. Du musst auch bei Kräften bleiben.” „Mein Magen hätte sich schon gemeldet”, grinste der Andere, „trotzdem danke.” „Keine Ursache. Wie geht’s ihm?”, erkundigte der Raucher sich. „Na ja, er –”, doch Penguin konnte nicht weiter antworten. „Mir geht’s gut!”, knurrte Law laut, bevor er wieder husten musste. Penguin stöhnte kurz genervt, während Ban lachte: „Ich höre schon, eigentlich ist mit ihm alles in Ordnung.” „Zumindest was das Verhalten angeht, ja.” Ban konnte sich nur zu gut denken, wie anstrengend es sein musste, diese Art ihres Käpt’ns so lange und intensiv zu ertragen. Er klopfte Penguin etwas amüsiert durch den Türspalt auf die Schulter: „Lass dich nicht unterkriegen!” „Ganz sicher nicht”, reagierte der Andere selbstsicher, wobei er sich denken konnte, wie finster Law zu ihm blickte. „Du weißt ja, wenn du irgendwie Hilfe brauchst, melde dich”, war das Letzte was von Bans Seite kam. „Aye. Danke nochmal.” Damit schloss Penguin die Tür wieder und drehte sich um. „Was sollte das? Warum war er hier?” Halb aufgerichtet knurrte Law ihn an, während der Ältere abermals zum Schreibtisch ging und dort das kleine Holztablett abstellte, die orangefarbene Tasse mit dem aufgedruckten Eisbärenkopf nahm und zu Law ans Bett trug. „Nichts sollte das. Ich habe Ban nur eben an Deck getroffen und ihn gebeten, den Tee für dich zu machen, als er mir seine Hilfe angeboten hat. So konnte ich schneller wieder herkommen. Zum Glück, sonst würdest du sicher immer noch außerhalb des Bettes sein.” Penguin sah ihn gelassen an. „Er hätte mich sehen können! Du hattest mir versprochen, dass niemand mich so –” Doch dieses Mal schnitt Penguin Law das Wort ab. „Warum habe ich die Tür wohl nicht ganz aufgemacht? Außerdem, es ist nicht so, dass Ban jemand ist, der krampfhaft versuchen würde dich zu sehen, wenn du es nicht willst. Und dass du es nicht willst, weiß er ohnehin, schließlich kennt er dich mindestens genauso gut wie i–”, nun unterbrach Penguin sich selbst und sah überlegend zur Zimmerdecke, wobei sich ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen breit machte, „oh, nein, warte. Ich kenne dich wohl vermutlich inzwischen besser.” Law wusste nur zu gut, woran der Stehende gerade dachte. Trotz seiner momentanen körperlichen Schwäche, packte er blindlinks eines der beiden leichten Daunenkissen hinter sich und schlug damit in Penguins Richtung. Doch dessen Reaktionsvermögen glänzte einmal mehr, als er gekonnt auswich und dabei nichtmal etwas aus der Tasse in seiner Hand verschüttete. Trotzdem sah er nun etwas entsetzt zu Law hinab: „Hey, pass’ auf! Der Tee ist heiß!” Grimmig beförderte Law das Kissen wieder hinter sich, legte sich wieder zurück und drehte den Kopf von ihm weg: „Dann hör mit dem Thema auf!” „Schon gut. Tut mir Leid.” Penguin stellte die Tasse ab und beobachtete im Augenwinkel wie der Jüngere oberhalb der Bettdecke die Ärmel seines Pullovers über die Hände zog. Ohne etwas dazu zu sagen ging er zum Kleiderschrank hinüber. Das Geräusch der Schublade unterhalb der Türen, als er sie öffnete, sorgte dafür, dass Law seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete, sich nochmals auf den Unterarmen aufrichtete und ihn empört beobachtete: „Was tust du da? Kannst du wenigstens aufhören an meine Schränke zu gehen, wenn du mich schon nicht in Ruhe lässt?” Doch Penguin blieb unbeirrt und griff zwei Paar Socken aus der Schublade. Er hatte nicht gewusst, ob Law seine Socken wirklich hier aufbewahrte, sondern es nur vermutet, da alle Schlafkabinen an Bord mit den gleichen Schränken ausgestattet waren und er und Shachi ihre Socken ebenfalls dort verstaut hatten. Ehe er die Schublade wieder zuschob fiel sein Blick auf Laws Boxershorts, die feinsäuberlich ebenfalls in ihr lagen. „Auf die sollte ich nicht so lange starren, sonst komme ich wirklich zu sehr auf andere Gedanken.” Mit dieser Überlegung, bei der er die aufkeimende Vorstellung seines Käpt’ns in den hautengen Boxers vehement verdrängen musste, schob er die Schublade wieder zu. Er drehte sich um, überbrückte den knappen Meter zum Fußende des Bettes und schlug die Bettdecke etwas weg. „Hey!” Law wollte seine nackten Füße zurück unter die warme Decke ziehen, doch Penguin war wieder mal schneller, packte ihn am linken Knöchel und zog ihm zunächst den Socken eines Paares und anschließend den des anderen über. Anschließend blickte er fordernd in sein Gesicht, das ihn vom anderen Ende der Bettdecke weiterhin finster ansah, und hielt ihm fordernd die Hand hin, da Law den rechten Fuß unter der Kniekehle des linken Beines versteckt hatte: „Anderer Fuß!” „Langsam übertreibst du es!” Law ließ seinen Fuß wo er war. „Sagt der Richtige. Ich sehe doch, dass dir die ganze Zeit kalt ist.” Und damit hatte er mehr als Recht. Der Jüngere konnte nicht abstreiten, dass er mehr und mehr das Gefühl hatte, er würde sich in einem Kühlschrank oder eher noch in einer Tiefkühltruhe befinden. Und es war äußerst unangenehm, obwohl ihm Kälte sonst nicht viel ausmachte. Aber es war auch kein Wunder, wenn Penguin recht hatte und er wirklich Fieber hatte. Doch auch wenn seine Füße sich für ihn besonders kalt anfühlten, hätte er sich deswegen nie beklagt. Allerdings wehrte er sich nicht, als der Ältere nun bestimmend nach seinem rechten Unterschenkel griff und den Fuß hervorzog, da er keine Anstalten machte ihn ihm von alleine hinzuhalten. Wortlos und immer noch mürrisch beobachtete er, wie Penguin das Prozedere wiederholte. Wieder kamen in ihm gemischte Gefühle auf, die er nur schwer zuordnen konnte. Noch nie hatte jemand ihn dort angefasst, zumindest nicht als Erwachsener. Auch Penguin hatte ihn noch nie an seinen Füßen derartig spürbar berührt. Wieso gefiel ihm bei ihm sogar das? Wieso mochte er all seine Berührungen, egal an welcher Körperstelle? Wieso warfen sie ihn jedes Mal so aus der Bahn? „So.” Der Ältere legte den nun ebenfalls doppelt bekleideten Fuß wieder auf die Matratze und schlug die Bettdecke wieder darüber. „Ich gehe das Fieberthermometer holen. Oder hast du eins hier?” Law blickte immer noch auf das Fußende, ging seinen Gedanken über die soeben neu erfahrene Berührung nach und blickte etwas wirsch drein, als der Andere ihn so unerwartet ansprach: „Eh?” „Fieberthermometer. Hast du eins hier?”, wiederholte Penguin seine Frage. „Nein”, antwortete der Arzt nun, „brauche ich aber auch nicht. Ich habe Fieber.” „Ja, aber wir wissen nicht wie hoch und können so schlecht sagen, ob es steigt oder fällt. Wir sollten das im Auge behalten. Ich hole das aus dem Behandlungsraum.” Er wollte gerade zu Tür gehen, als er noch einmal neben dem Bett Halt machte, wobei Law ihn nun noch irritierter ansah, da Penguin sich mit plötzlich sehr bedrohlicher Miene über ihn beugte und seinem Gesicht dabei so nahe kam, dass Law sich wieder gänzlich hinlegte: „Und du bleibst im Bett! Wenn ich zurückkomme und dich wieder außerhalb davon erwische, fessel ich dich daran! Verstanden?” Perplex blickte der Jüngere vom mahnenden Zeigefinger zwischen ihren Gesichtern in das dunkle Augenpaar nur wenige Zentimeter über ihm. Er wusste nicht, ob es Penguins Mimik oder aber seine letzten Worte waren, die ihn gerade erneut verwirrten. Er wollte antworten: „Ich kann auf mich alleine aufpa–” Doch ernst unterbrach der Ältere ihn erneut: „Verstanden?!” Law seufzte: „Ja, verstanden.” „Gut. Wehe wenn nicht”, Penguin richtete sich wieder auf und wandte sich zur Tür, „und las die Finger vom Tee, bis wir gemessen haben. Der ist eh noch heiß.” Damit verließ er den Raum. Law sah ihm aus dem Augenwinkel nach, bevor er den Kopf in die andere Richtung zum Fenster drehte. „Schon klar”, murmelte er leise und meinte damit den Tee, bevor sich nun auf seinen Lippen ein etwas dreckiges Grinsen breit machte, jedoch wieder kurz vom Husten gestört wurde, „Fesselspielchen also, he?” Auch wenn er bisher nie daran gedachte hatte, vielleicht hatte Penguin wirklich Spaß an so etwas? Und er selbst? Law wusste es nicht. Er hatte es noch nie ausprobiert. Aus dem Bauch heraus hätte er abgestritten, dass er daran auch nur im geringsten Gefallen haben könnte – zumindest wenn er der war der gefesselt wurde. Schließlich wollte er doch die Kontrolle behalten. Aber hatte er bei Penguin nicht gerade daran Gefallen gefunden, sie abzugeben? Wobei, nein, hatte er nicht, schließlich hatte er sie stets. „Ich kann mich immerhin jederzeit mit meinen Teuf–” Da war wieder der Gedanke der ihm gerade förmlich die Luft abschnürte und sich deswegen nicht mal zu Ende denken ließ. Immer wieder versteckte er sich hinter den Fähigkeiten der Operationsfrucht. Und wenn sie ihn im Stich ließen, so wie im Augenblick, dann wollte er sich lieber einschließen und abwarten, bis er seine Kraft zurückerlangt hatte – aus Angst. Er vertraute nach wie vor nicht. Niemandem. Kein Stück. Ein heftiges Schütteln durchfuhr seinen Körper wie ein kalter Windzug. Law zog die Arme, die noch über der Bettdecke gelegen hatten unter eben jene, vergrub sich bis zur Nasenspitze darunter und drehte auch den Rest seines Körper auf die Seite. Dabei wurde ihm gerade wieder bewusst, wie sehr jeder Muskel und Knochen schmerzte. Die ganze Zeit, in der Penguin bei ihm gewesen war, war es für ihn wie ausgeblendet gewesen. Aber jetzt, ohne Ablenkung, trafen sie ihn wie ein Holzhammer, der zudem noch auf seinen ohnehin schmerzenden Kopf einschlug. Blieb nur zu hoffen, dass das Schmerzmittel, welches unter den Tabletten gewesen war, schnell zu wirken begann. Auch die Schusswunde meldete sich nun wieder zu Wort, weshalb er gezwungen war sich wieder etwas zurückzudrehen, da er nicht auf ihr liegen bleiben konnte. Wieder hustete er. Müde schloss Law die Augen. Er fühlte sich so unsagbar schlapp. Immerhin hatte die Übelkeit etwas nachgelassen, doch das war nur ein schwacher Trost gegenüber als den Symptomen die stattdessen schlimmer zu werden schienen. „Was wenn ich es nicht schaffe? Was wenn mich das hier umbringt? Was wenn ich sie alle im Stich lasse?” Verkrampft verzog sich Laws Gesicht bei diesem plötzlichen Gedanken. Er drehte sich gänzlich auf die linke Seite und rollte sich noch mehr zusammen, wobei er seine trotz der Socken immer noch frierenden Füße, leicht gegeneinander rieb. „Wenn ich jetzt sterbe, dann war alles vergeblich. Dann ist Corazon umsonst gestorben.” Wieder erfasste ihn das Frösteln und brachte seinen ganzen Körper zum Zittern. Law biss sich auf die Unterlippe und vergrub das Gesicht halb im Kissen. Erneut drückten in ihm Gedanken und Gefühle, die sich gerne nach außen zeigen wollten, was er aber unter keinen Umständen zulassen wollte. „Verdammt!”, zischte er und schluckte heftig, wobei es in seinem Hals kratzte. Auch dieses Mal sah Penguin davon ab zu klopfen, als er wiederholt die Kapitänskajüte erreichte. Wozu sollte er das momentan tun, wo er doch ohnehin sich solange um seinen Käpt’n kümmern würde, bis dieser wieder gesund oder zumindest soweit genesen sein würde, dass er keine Hilfe mehr brauchte? Er wollte die Tür gerade öffnen, als Shachi von der Seite auf ihn zuspurtete. „Peng”, er blieb neben ihm stehen, „dann stimmt es also? Du kümmerst dich um ihn? Ban hat das gerade eben beim Frühstück erzählt.” „Ja.” Es verwunderte den Älteren nicht, dass es zur Sprache gekommen war. Und er sah auch nichts Schlechtes daran, wenn alle die Gewissheit hatten, dass ihr Käpt’n gerade nicht alleine war. Allerdings gefiel ihm Shachis Gesichtsausdruck nicht. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte, als dieser immer noch leise aber ernst weitersprach: „Dann helfe ich ihm auch!” „Du hilfst ihm und auch mir am meisten, wenn du hier die nächsten Tage nicht mehr auftauchst und den Anderen beim Antriebsdefekt doppelt zur Hand gehst, weil ich mich darum gerade nicht kümmern kann”, entgegnete sein Freund trocken und ebenfalls in gedämpfter Lautstärke. Shachi sah ihn empört an: „Wen interessiert denn jetzt der blöde Antrieb? Der Käpt’n ist kr–” „Krank, richtig”, fuhr Penguin ihm ins Wort, „und deswegen ist es gerade umso wichtiger, dass auf dem Schiff alles einwandfrei läuft.” Shachi schwieg, sah ihn aber weiter finster an, bevor er knurrte: „Warum darfst du ihm helfen, aber ich nicht? Nur wegen der Antikörper? Du könntest dich trotzdem anstecken! Oder ist es, weil ich dazu zu unfähig bin?” Offenbar hatte Kanaye oder aber Ban eben auch die Sache mit seinen Immunkörpern erwähnt. „Blödsinn, niemand hält dich für unfähig.” Auch wenn er es sagte, musste Penguin sich selbst eingestehen, dass er seinen Freund gut genug kannte, um zu wissen, dass er angesichts von Laws Zustand vermutlich eher handlungsunfähig werden würde, als wirklich eine Hilfe zu sein. Und Shachi schien zu wissen, dass er genau das dachte. Denn auch wenn er in manchen Dingen noch so naiv sein mochte, wusste er selbst, wie er reagierte, wenn es Anderen schlecht ging – wie es ihn lähmte. Er hatte es so oft in seinem Leben schon miterlebt. „Schon okay”, der Jüngere senkte den Kopf und wirkte nun weniger entschlossen, aber dafür umso trauriger. „Shachi”, Penguin war klar, was gerade in ihm vorging – dachte er zumindest, „es reicht wirklich wenn ich mich um ihn kümmere. Mich findet er schon nervig genug. Eigentlich will er in seinem Zustand lieber alleine sein. Du kennst ihn.” Shachi wandte sich unerwartet zum Gehen, „Tut mir Leid. Ich… weiß… du willst ihn auch für dich alleine haben.” „Eh? Was?” Pure Verwirrung über diese gestammelten Worte trat in Penguins Gesicht. „Shachi! Warte!” Doch der Jüngere lief schon eilig davon und verschwand um die nächste Ecke. Für einen Moment wollte er ihm nachlaufen, doch dann spürte er wieder das Fieberthermometer in seiner Hand. Eine der Türen zum unteren Außendeck war zu hören – sicher brach sein Freund gerade wieder in Tränen aus. „Mist”, zischte Penguin und blickte auf das kleine gläserne Instrument in seiner Hand. Was auch immer da gerade passiert war und wie auch immer es Shachi jetzt ging, er konnte darauf momentan keine Rücksicht nehmen: Laws Gesundheit stand für ihn im Augenblick an oberster Stelle. Dennoch hallten Shachis Worte mehrfach in Penguins Kopf wieder. Bis eben hatte er durch Laws Grippe und den bisherigen Morgen, an dem er sich ausschließlich um ihn gekümmert hatte, völlig vergessen, in welcher merkwürdigen zwischenmenschlichen Beziehung sie sich eigentlich befanden. Shachi liebte Law. Law liebte Shachi. Und er selbst… er liebte ebenfalls Law. Unerwidert. Und nun war er in gewisser Weise der, der sich zwischen sie gestellt zu haben schien, wohlgleich das doch nie seine Absicht gewesen war. Vor nicht mal zwei Tagen hatte er sich sogar noch geschworen, sich nie zwischen sie zu drängen. Hatte er es unterbewusst vielleicht doch nur aus Eigennutz getan? Um Law nahe zu sein? Nein, er hatte einfach nur Law helfen wollen, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, möglicherweise dadurch Shachis Gefühle zu verletzen. Dabei hatte er auch das immer verhindern wollen. Er umschloss das Thermometer fester, musste dabei sogar aufpassen es nicht zu zerbrechen. „Ich kann es jetzt nicht ändern”, ging ihm durch den Kopf, „das war nicht gewollt. Aber jetzt braucht Law meine Hilfe. Ich werde das später mit Shachi klären und ihm sagen, dass ich mich nie zwischen sie stellen werde.” Alleine die Vorstellung es so offen und endgültig zu sagen tat ihm selbst erneut enorm weh. Doch er hatte jetzt nicht die Zeit seine Kraft in so etwas zu investieren und sich seinen eigenen Gefühlen hinzugeben. Stattdessen öffnete er die Tür neben sich und trat in die Kabine. Penguins Blick war gesenkt, wanderte jedoch augenblicklich zum Bett, in dem Law zu seiner Erleichterung zwar immer noch lag, allerdings in einer äußerst besorgniserregenden Pose. Schnell schloss er die Tür und eilte zu ihm. Vermutlich hatte er von dem Gespräch vor der Tür nichts mitbekommen, ansonsten hätte er wahrscheinlich direkt darauf reagiert. „Käpt’n?”, sprach er ihn vorsichtig an. „Ja?”, murmelte Law ins Kissen, in welchem sein halbes Gesicht verschwand. Seine Augen waren geschlossen und er hatte sich unfassbar klein gemacht – kaum vorstellbar, dass ein Mann seiner Größe dazu in der Lage war. „Hast du irgendwelche starken Schmerzen oder frierst du so sehr?” Penguin setzte sich auf die Bettkante. Laws Anblick hatte seine kurze Konversation mit Shachi schlagartig weit in den Hintergrund gerückt. „Mir tut gerade alles weh. Aber mir ist vor allem kalt”, kam es leise vom Arzt. Etwas überrascht sah der Andere auf ihn hinab, während er dabei das Thermometer schüttelte, um die Flüssigkeit im Inneren nach unten zu befördern, da er sie in seiner Hand sicher erwärmt hatte. Es war das erste Mal, dass sein Käpt’n sich so offen über sein Leid beklagte. Normalerweise hätte er eher geantwortet, dass alles in Ordnung sei oder aber noch viel mehr, dass es ihm egal sein sollte. Hatte er das endlich aufgegeben? Penguin hoffte es, denn es würde auch ihm viel leichter fallen, wenn der Andere direkt sagen würde, was ihm fehlte, anstatt es überspielen zu wollen. „Die Medikamente werden sicher gleich wirken und zumindest die Schmerzen lindern. Hier ist das Fieberthermometer. Lass uns erstmal messen, dann kannst du was vom warmen Tee trinken.” Er hielt ihm das Messgerät vor das Gesicht. Law öffnete ein Auge halb, öffnete aber den Mund natürlich doch wieder nur, um Widerworte zu geben: „Ich habe doch gesagt, ich weiß dass ich Fieber habe.” „Aber immer noch nicht wie hoch! Jetzt nimm es in den Mund”, angesichts von Laws immer noch ablehnender Miene, wurde Penguins nun wieder ernst, „sonst stecke ich es dir woanders rein!” Ein verächtliches, aber auch amüsiertes Schnauben, gemischt mit Husten kam über die Lippen des Liegenden: „Wenn’s mir gerade nur halb so beschissen gehen würde, würde ich sagen ,Versuch’s doch!’” „Glaub mir, ich würde keine Sekunde zögern.” Auch Penguin musste schmunzeln, wohlgleich es ihn etwas verwunderte, dass Law darauf dieses Mal wieder so selbstsicher und nicht verlegen reagierte, wie noch kurz zuvor, als er ihm mit dem Kissen fast den Tee aus der Hand geschlagen hatte. Viel mehr jedoch war er erleichtert, als Law, kaum dass dieser seine Worte beendet hatte, den Kopf ein kleinwenig drehte und den Mund öffnete, sodass er ihm das Thermometer unter die Zunge klemmen konnte. Law wollte es nun wirklich nicht darauf anlegen, dass der Andere ernst machte. Und bei der Ernsthaftigkeit seiner Erkrankung unterm Arm zu messen war viel zu ungenau, wusste er selbst. Außerdem hätte er einen seiner Arme dazu unter der wärmenden Bettdecke hervorholen müssen, was ihm fast ebenso sehr missfiel wie seinen Hintern dafür hinzuhalten. Beinahe wäre dem Älteren ein „braver Junge” herausgerutscht, doch Penguin riss sich zusammen. Wenn es Law nun noch schlechter ging – und das tat es ganz offensichtlich – wollte er ihn nicht weiter necken. „Das hebe ich mir für später auf, wenn es ihm wieder besser geht.” Doch kaum, dass er dies zu Ende gedacht hatte, schlug Penguins Stimmung wieder um. Später? Später wo er ihm nicht mehr so nahe kommen würde? Wahrscheinlich nicht mal mehr mit ihm schlafen würde? Wie sollte er? Er würde sich nur als Störfaktor zwischen Law und Shachi fühlen – mehr als er es jetzt ohnehin schon tat. Mit ernster Miene stand er auf und lief um das Bett herum, um Laws Tee vom Nachttisch auf der anderen Seite zu holen. Dass Law ihn dabei skeptisch beobachtete, entging ihm jedoch. Wortlos stellte er die Tasse auf der anderen Nachtkonsole ab, sah den Jüngere dabei allerdings nicht mehr an. Es war nicht so, dass er es bewusst nicht tat. Nur in Gedanken beschäftigte ihn nun doch wieder was sich eben auf dem Flur zugetragen hatte. Penguin ging in die Zimmerecke rechts von der Tür, wo der einzelne Stuhl stand, über dem eine Jeans hing – vermutlich die, die Law in den letzten ein oder zwei Tagen getragen hatte. Er nahm die Hose an sich, um sie am Fußende auf das große Bett zu legen, da er den Stuhl nutzen wollte, um sich damit an Laws Bett zu setzen. Zum einen da er sich so anlehnen konnte und zum anderen weil er, im Fall das Law einschlief, nicht wollte, dass er ihn weckte, weil er sich auf die Matratze setzte oder davon aufstand. Dabei glitt jedoch etwas aus der Hosentasche und schlug dumpf auf dem Boden auf. „Hmm?” Mit fragendem Blick bückte Penguin sich nach dem Objekt und hob es auf. Irritiert sah er auf den blauen Stein in seiner Hand, der die Form einer Mondsichel hatte. Wieso besaß Law so etwas? War er von Shachi? Das Geräusch des Aufschlags war auch Law nicht entgangen, zumal er Penguin weiter mit halb geschlossenen Augen beobachtet hatte. „Mhmhmh.” Kam es aus seinem geschlossenen Mund. Das trug nun nicht gerade dazu bei, dass Penguins Blick weniger irritiert wirkte. Dennoch schob er den Stein wieder in die Tasche der Jeans und sah mahnend zu Law. „Ist ja gut, ich habe ihn wieder weggesteckt”, deutete er Laws Geräusche, „aber lass den Mund zu!” Er legte das Kleidungsstück wie geplant beiseite und nahm den Stuhl mit neben das Bett, wo er sich niederließ. Einige Augenblicke saß er da und schwieg, dabei Law wieder nicht ansehend. Was hatte es nun wieder mit dem Stein auf sich? Warum fragte er sich das überhaupt noch? Es war doch offensichtlich. Wieder war Penguin so in Gedanken, dass Law selbst irgendwann doch eine Hand unter der Decke hervorzog und das Thermometer aus dem Mund nahm. „Was ist los?” Er hatte den Älteren nicht aus den Augen gelassen, war seine Gemütszustandsänderung doch unübersehbar. Penguin sah auf und nahm ihm das Thermometer ab: „Nichts.” „Für Nichts verhältst du dich aber von jetzt auf gleich merkwürdig.” Nun war Law derjenige, der, trotz seiner Verfassung, nicht locker ließ. Konzentriert sah der Ältere auf die Skala, um den gemessenen Wert genau abzulesen. „Ich hatte nur eben eine kurze Diskussion mit Shachi. Er ist sauer, weil er nicht zu dir darf”, Penguin versuchte gleichgültig zu klingen. „Du hast 38,9 Grad Fieber. Das ist verdammt hoch.” „Geht noch.” Law hatte seine Hand wieder unter die Bettdecke gezogen. „Ich hole trotzdem lieber einen kalten Lappen”, der Ältere blickte in das blasse Gesicht vor ihm, „bevor es weiter steigt.” „Lass auf keinen Fall zu, dass ausgerechnet er in meine Nähe kommt. Er würde sich sicher sofort anstecken”, kam es matt von dem Chirurgen. Die enorme Sorge, die Penguin in seiner Aussage mitklingen hörte, verdeutlichte ihm einmal mehr, wie wichtig Shachi seinem Käpt’n sein musste. Er bemühte sich, seine eigenen Gefühle zu ersticken. Dass es Law nur darum ging, gerade dem Jüngeren nicht noch mehr, wie er es betrachtete, Leid zuzufügen, ahnte der Andere nicht. „Verstanden.” Damit erhob er sich und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Was war nur auf einmal los mit ihm? War es wirklich nur, weil Shachi geknickt war? Law seufzte und sah kurz auf die Jeans am Fußende des Bettes: An den Stein hatte er bis gerade selbst schon nicht mehr gedacht. Bisher war er nicht mal in der Lage gewesen ihn dem Rotbraunhaarigen zu geben – es hatte sich einfach in seinen Augen keine Gelegenheit ergeben. Aber hätte es das, wenn ihm nicht die Grippe dazwischen gefunkt hätte? Dabei war es ihm immer noch wichtig, wollte er sich doch nach wie vor bei Shachi entschuldigen. Auch wenn er es verbal getan hatte, erschien ihm das nicht genug. „Hng”, wieder kniff Law die Augen zu, da sein Kopf stark pochte, „verfluchter Dreck.” Dieses Mal dauerte es gefühlt viel länger bis die Tür erneut aufging und Penguin zurückkehrte. Seine Haltung war unverändert getrübt. Er stellte eine Wasserschüssel mit einem Tuch darin auf den Nachttisch, wo er auch das gereinigte Thermometer ablegte. „Könntest du bitte aufhören so zu gucken? Shachi soll sich nicht so anstellen und froh sein, dass er gerade nicht deinen beschissenen Job machen muss. Wobei du es ja auch nicht musst.” Überrascht sah der Ältere zu Law hinab, als dieser dies trocken sagte und dabei ernst zurück blickte. „Das ist kein beschissener Job, Käpt’n. Außerdem ist es doch klar, dass er zu dir will.” Penguin versuchte zu lächeln – es wirkte ungewohnt gezwungen. „Ach ja?” Für den Jüngeren war das nicht einleuchtend, es interessierte ihn aber auch gerade nur halbherzig, da sein Kopfschmerz ihm weiter zu schaffen machte. Außerdem hatte Penguin es nun zum wiederholten Male an diesem Morgen getan: Ihn mit seinem Titel angesprochen. Warum nur wollte er das, was doch eigentlich immer normal gewesen war, plötzlich nicht mehr? Nicht hier? Nicht wenn sie alleine waren? Das Klopfen in seinem Schädel wurde schlimmer. Mühevoll versuchte er wieder einmal sich aufzurichten und erneut reagierte Penguin umgehend, wohlgleich er gerade über das „Ach ja?” verwundert war, schien die Ursache für Shachis Reaktion in seinen Augen doch so offensichtlich. „Tee?”, fragte er einsilbig und indirekt nach dem Grund aus dem der Andere sich aufsetzte. „Mhm”, war die knappe Antwort, bevor Law die Tasse zittrig entgegennahm und vorsichtig begann daran zu nippen. Normalerweise hätte er ja einen Kaffee bevorzugt – schwarz. Aber der würde ihm gerade nicht helfen. Doch dieser Tee… Law verzog das Gesicht: „Was hat Ban da zusammengebraut?” „Ich glaube nicht, dass er das war. Dai müsste schon in der Kombüse sein, weil Ban mir auch Sandwiches gebracht hat, die ER so sicher nie hinbekommen würde.” Penguin blickte auf die noch unangetasteten, akkurat belegten Brote auf dem Tablett neben der zweiten Teetasse auf dem Schreibtisch. „Und Dai weiß schon was gerade das Richtige für dich ist, auch wenn es vielleicht nicht schmeckt.” Alleine beim Wort „Sandwiches” nahm Laws Mimik etwas noch Angewiderteres an: „Brot in meiner Kabine – es wird immer schlimmer.” „Das ist ja ohnehin nicht für dich”, schmunzelte Penguin nun, denn jeder an Bord wusste, dass ihr Käpt’n alles aß, solange man ihm kein Brot vorsetzte: Er hasste es. Und ja, Law war klar, dass es sich dabei um Penguins Frühstück handelte, da er ja Bans Worte eben gehört hatte, welches er immer noch nicht gegessen hatte. Plötzlich fühlte er sich schlecht deswegen. Trotz seiner Biestigkeit und seinem Starrsinn, half Penguin ihm nun schon den ganzen Morgen ohne bisher selbst einen Bissen gegessen und wahrscheinlich auch getrunken zu haben. Matt stellte er die halbgeleerte Tasse in Penguins rechte Hand, die ohnehin die ganze Zeit unter ihr gewesen war, um sie zu fangen, falls Law sie nicht mehr halten konnte. „Du solltest essen.” Mit diesen Worten legte er sich wieder hin, rollte sich erneut ein und schloss die Augen. Penguin stellte seine Tasse beiseite und griff nach dem Lappen in der Schüssel mit kühlem aber nicht eiskaltem Wasser, wrang ihn gründlich aus und legte ihn auf Laws Stirn: „Ist es in Ordnung, wenn ich mich dafür an deinen Schreibtisch setze? Ich will es nicht vor deiner Nase essen.” „Ja, mach das ruhig”, murmelte Law leise. Penguin erhob sich, stellte noch einmal sicher, dass der Arzt richtig zugedeckt war und begab sich anschließend zum Tisch, wo er sich niederließ und begann zu essen. Dabei blickte er aus dem Fenster. Laws Kabine war am Bug des Schiffes, so konnte man von hieraus sehen, wohin sie steuerten. Doch vor im erstreckte sich nur endloses Blau – sowohl unten wie auch oben. Dennoch genoss Penguin, der noch nie hier gesessen hatte, die Aussicht. Stille trat ein. Doch irgendwann wurde sie leise vom Bett aus unterbrochen: „Kannst du den Stein Shachi geben?” Abrupt hielt Penguin inne als er gerade erstmals in sein zweites Sandwich beißen wollte. Sein Blick wanderte zur Jeans auf dem Bett. Er ließ das Brot sinken und fragte noch mal nach: „Er ist für Shachi?” Eigentlich hatte er damit gerechnet, es sei ein Geschenk von diesem. Umso überraschender und umso schmerzhafter kam Laws Bitte gerade für ihn. „Ja”, bestätigte er, „ich kam wegen der Grippe nicht dazu ihn ihm zu geben.” Penguin brauchte eine Sekunde um sich wieder zu fassen und sich nicht anmerkenzulassen, wie sehr es ihn traf, dass Law Shachi sogar Geschenke machte. „Gib ihn ihm doch, wenn du wieder gesund bist. Er wird sich sicher mehr freuen, ihn… direkt von dir zu bekommen.” Der Ältere wandte seinen Blick wieder aus dem Fenster: Wie konnte so etwas Banales nur so wehtun? „Bitte tu’ es!”, bat Law ihn leise erneut. Penguin zögerte. Was sollte er machen? Es würde wie ein weiterer Stich in sein eigenes Herz sein Laws Bitte zu erfüllen. Aber sie abzuschlagen war nicht minder schmerzhaft, da er vermutete zu wissen, wie viel es dem Arzt bedeutete. Und wenn er die Wahl hatte sich selbst oder Law zu verletzen, dann war die Entscheidung für ihn mehr als einfach. Geknickt sah er auf das Brot in seiner Hand, versuchte jedoch ruhig zu sprechen: „Wenn du es unbedingt willst, tue ich es.” „Danke”, kam es matt zurück, „Ich will nämlich wenigstens noch wissen, ob er ihm gefällt, bevor es mich… dahinrafft.” Penguin fiel fast der Teller aus der Hand, so sehr erstarrte er bei dem was da dieses Mal so unerwartet aus Laws Mund gekommen war. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er ins Leere. Es dauerte, ehe sein Kopf realisiert hatte, was der Andere da soeben wirklich gesagt hatte, bevor er den Teller unsanft auf den Tisch beförderte, aufsprang, um das Bett herumeilte, da Law von ihm abgewandt lag, und ihn ruckartig an den Schultern fasste und auf den Rücken drehte. Der Lappen rutschte von Laws Stirn, während der Doktor die Augen aufriss und überrumpelt in die von Penguin sah, die sich abermals direkt über ihm befanden. „SAG SOWAS NIE WIEDER, HAST DU GEHÖRT?” Der Blick des Älteren war eine Mischung aus Panik und Wut. „Aber… ich… kann nichts machen. Ich kann meine Teufelskräfte nicht einsetzen, um mich zu heilen. Und du siehst doch wie schnell ich abbaue. Sei kein Idiot! Du kannst dir lieber”, Laws Stimme klang zunehmend unsicherer und leiser, „mit den Anderen überlegen, wo ihr mich über Bord werft.” Nun nahm deutlich die Wut in den braunen Augen Überhand: „Hör auf damit! Rede nicht so einen Mist! Was ist auf einmal in dich gefahren, dass du einfach aufgibst?” „Ich sagte doch, ich”, Law wirkte noch erschöpfter als zuvor, „kann nichts tun.” „Doch verdammt! Das kannst du! Du kannst kämpfen! Und das wirst du verdammt noch mal tun!” Penguin musste aufpassen ihn nicht nochmal anzubrüllen, was ihm schwer fiel. Er konnte nicht verstehen, wie sein Käpt’n auf einmal so hoffnungslos sein konnte. In seinen Augen gab es keinen Grund dazu. Es machte ihn rasend und traurig zugleich. „Aber”, plötzlich wirkte Law verzweifelt - der gleiche verzweifelte Ausdruck, den Penguin schon mehrfach bei ihm gesehen hatte nach dem Sex, „ich kann nicht kämpfen. Ich habe keine Kraft.” „Doch die hast du! Deine Kraft ist deine Mannschaft - wir sind deine Kraft. Und wir geben dir so viel davon wie du brauchst! Und ich ganz besonders! Zieh’ einfach alles was du an Kraft brauchst aus mir - dafür bin ich hier! Ich lasse nicht zu, dass dieser beschissene Virus dich mir wegnimmt!” Während Penguin selbst noch nicht realisiert zu haben schien, was da zum Schluss über seine Lippen gekommen war, klang das Echo seiner Worte bereits mehrfach in Law wieder. Perplex sah er zu ihm hoch. Sein Herz pochte heftiger. Es erinnerte ihn an damals als er ähnliches schon einmal erlebt hatte. Nur allmählich wurde dem Älteren bewusst, dass ihm mit seinem letzten Satz nun doch mehr herausgerutscht war, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Dementsprechen starr wurde nun auch sein Blick und passte sich dem von Law an. „Verdammt, was habe ich gesagt? Jetzt weiß er es… jetzt weiß er… wie ich für ihn fühle.” Bewegungsunfähig verharrte der Ältere über Law. Und ebenso regungslos lag dieser, weiter an den Schulter nach unten gepresst, da. Doch Laws Gedanken überschlugen sich in eine ganz andere Richtung als die Penguins. Er war plötzlich wieder so präsent vor ihm, wie seit dem Tag seines Ablebens nicht mehr: Corazon - der Mann, dem er sein Leben verdankte. Nicht dass die Situation die gleiche war wie damals, als er sich aufgegeben und Corazon ihn deswegen ähnlich angefahren hatte, oder er gar Penguin mit ihm verwechselte, nein, aber es war so ähnlich - zu ähnlich. Wieder drückten die Gefühle in ihm und kämpften darum aus ihm herauszubrechen. Law zwang sich jedoch weiter sie zu verbergen, auch wenn es ihn einiges an Kraft kostete. Sich vor jemand anderem diesen Gefühlen der Ohnmacht und Trauer hinzugeben war einfach undenkbar für ihn. Seine Augen wichen dem Blick des Anderen aus. „Lass mich bitte schlafen. Ich bin müde.” Diese Aufforderung kam monoton und wiederum sehr leise. Augenblicklich löste Penguin seinen Druck auf Laws Schultern und richtete sich hastig etwas auf: „Ent... schuldige. Ich meinte das nicht so. Das klang… falsch…” Doch! Er hatte es genauso gemeint, wie er es ausgesprochen hatte, das wusste Penguin. Aber er hatte sich selbst vorgenommen, das was in ihm vorging ewig in seinem Herzen zu verschließen. Er wollte Shachi nicht im Weg stehen und noch viel weniger Laws Leben noch schwerer machen, als es wohl ohnehin schon war, indem er ihn mit seinen lächerlichen persönlichen Gefühlen belästigte. Law reagierte jedoch nicht. Stattdessen drehte er sich wieder auf die Seite in seine eingerollte Körperhaltung und schloss stumm die Augen, darauf bedacht an irgendetwas Absurdes zu denken, um seine aufgewühlten Emotionen wieder tiefer in sein Inneres zu drücken. Er spürte, wie Penguins Gewicht von der Matratze verschwand, nachdem er sich gerade darauf gekniet hatte. Im nächsten Moment hörte er das Geräusch von Wasser neben dem Bett, wie es in leichten, unregelmäßigen Strömen von obenherab auf eine Wasseroberfläche traf und allmählich nachließ, bevor er im nächsten Moment wieder das kühlende Tuch auf seiner Stirn spürte. Doch er ließ die Augen weiter geschlossen und sprach nicht. Schritte. Das Klappern von Geschirr. Wieder Schritte. Die aufgehende und in der nächsten Sekunde zufallende Tür. Brachte Penguin nur sein Geschirr weg oder kam er gar nicht mehr wieder? Was war da gerade passiert? Warum war der Andere letztlich über seine eigenen Worte so geschockt gewesen? Law verwirrte es. Er wusste doch nichts von seiner Kindheit und demnach auch nicht woran er ihn eben so immens, wohlgleich unbeabsichtigt erinnert hatte. Wieder schüttelte es ihn am ganzen Körper - allerdings vorerst das letzte Mal bewusst, da ihn in der nächsten Sekunde die Erschöpfung in die Knie und damit in den Schlaf zwang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)