Defeated at her own game von Mimiteh (Fortsetzung zu "Missing Piece of the Puzzle") ================================================================================ Kapitel 6: Von Teddybären und falschen Runenritttern ---------------------------------------------------- Wie ein Raubvogel auf Beutesuche kreiste Mirajane über dem Wald. Die fledermausartigen Flügel weit ausgebreitet nutzte sie die Energiewolke unter sich als Auftrieb. Sie hatte ihren Gegner ausfindig gemacht. Dort, unter dem Blätterdach war er. Aber sie wurde noch nicht schlau daraus, deswegen griff sie noch nicht an. Die Aura dieses Wesens… Mirajane kannte Monster, kannte Biester, kannte Dämonen und kannte außer Kontrolle geratene Tiere. Das da war ihr fremd. In gewisser Weise zerrte diese Aura an ihr, als wollte sie sie überreden einen Takeover-Versuch zu starten und Mirajane musste sich zusammennehmen, damit ihre Magie dieser Aufforderung nicht folgte. Misstrauisch drehte sie Runde um Runde, unentschlossen, was sie tun sollte. Mehr und mehr sagte ihr Gefühl ihr, dass es hier um weit, weit mehr als um den verschwundenen Welpen ging. Wenn der überhaupt noch am Leben war. Nach dem quiekenden Jaulen vorhin, war kein weiterer Laut zu vernehmen gewesen. Auch das seltsame Wesen verhielt sich auffällig still. Spürte es ihre Anwesenheit und versuchte sich zu verstecken? Ungewöhnliches Verhalten für einen Dämon oder ein ähnliches Lebewesen. Da sah sie plötzlich etwas schwarzmetallenes durch die Baumkronen blitzen, grünes Haar wallte hinterher. Das kenne ich doch… Fried!? Was tat der denn hier? Hatte er den Auftrag, dieses seltsame Vieh zu eliminieren? Da war einer der hiesigen Menschen anscheinend doch ganz intelligent gewesen. Nun, wenn sie schon mal hier war, konnte sie ihm auch helfen. Langsam ließ sie sich absinken, setzte auf einem starken Ast knapp unterhalb der Baumkronen auf. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete sie den Kampf, der inzwischen entbrannt war. Das ‚Vieh‘ sah aus wie ein zu groß geratener Teddybär mit extrem hässlicher Fratze und sehr, sehr langen Klauen. Sein tatsächlich plüschig aussehendes Fell war zitronengelb. Fried stand dem Biest in seiner Rüstungsform gegenüber, wich aber einzig aus und wenn er attackierte, reichte die eingesetzte Kraft kaum aus, dem Vieh eine Reaktion zu entlocken. Was sollte das? Sie kniff die Augen zusammen. Da, jetzt wurde Fried beinahe getroffen und dennoch schlug er nicht zurück. Kurzentschlossen sprang Mirajane von ihrem Ast hinab und landete knapp hinter ihm. Etwas erschrocken blickte Fried sich um, erkannte sie, runzelte wohl die Stirn, sah aber sofort wieder nach vorn. „Das Ding sieht zwar aus wie ein missratenes Kinderspielzeug, aber bist du sicher, dass du mit ihm spielen solltest?“, wollte Mira wissen. Keine Antwort seitens Fried, stattdessen wich er wieder nur aus, landete jetzt direkt neben ihr. „Was tust du hier?“ „Nalini wohnt auf dem Anwesen da vorne. Eigentlich suche ich nur einen entlaufenen Hund“, gab Mirajane zurück und ihr Tonfall klang bedingt durch die Satan-Form ein wenig zynisch. „Du könntest das auch abkürzen“, fügte sie dann mit Blick auf den Teddybären hinzu und wollte bereits ihre Energie seitlich von sich sammeln, da hielt Frieds scharfe Stimme sie zurück: „Nicht! Ich soll ihn nur einfangen, nicht zu Kleinholz verarbeiten. Wenn einer von uns ihn ernsthaft angreifst, bleibt nicht mehr viel von ihm übrig“ Das war auch wieder wahr. Mira ließ die Hände sinken und musterte den Grünhaarigen aus dem Augenwinkel. „Du wirst aber nicht dazu kommen, deine Runen zu schreiben, wenn du in so einem kleinen Radius ausweichst“, wandte sie ein. Fried riskierte abermals einen Blick zu ihr. „Die Falle steht schon, ich muss ihn nur da hin locken. – Spring‘ du lieber zur Seite weg, sonst tappst du gleich rein“, erwiderte er dann. Mirajane kam seinem Tipp nach. „Ich sollte wirklich aufhören, dich zu unterschätzen“, entgegnete sie und wich noch ein Stück weiter weg. Dabei suchte sie am Waldboden nach einem Anzeichen für die Runenfalle, aber sie fand nicht das Geringste. Woher wusste Fried eigentlich so genau, wo seine Fallen waren? Konnte er das fühlen, so wie sie die Stärke eines solchen Viehs fühlen konnte, um einzuschätzen, ob sich ein Takeover lohnen würde? Sie sah auf, als Fried sich auf einmal in seine normale Erscheinungsform zurückverwandelte, sein Rapier in der Hand. Die Klingenspitze glitt knapp vor der Nase des Teddy-Monsters vorbei, sodass die Augen des Viehs wütend aufglühten. Mit weit vorgestreckten Klauen wollte es sich auf Fried stürzen, doch da waren nur noch Runen. Fried hatte sich blitzschnell aufgelöst und setzte sich ein paar Meter weiter hinten neu zusammen. Mirajane grinste. Jetzt befand sich die Falle sicher genau zwischen ihm und dem Biest. Und tatsächlich. Kaum stürmte der großgeratene Teddy vorwärts, sausten violette Runenwände um ihn herum hinauf und er lief dagegen. An der Kontaktfläche färbten sich die Runen für einen Moment rot, gaben aber nicht nach. Tobend wie ein wilder Stier hüpfte das Teddyvieh durch seinen unsichtbaren Käfig, lief immer und immer wieder gegen die Wände. Fried sah diesem Treiben mit einem sarkastischen Lächeln zu. „Na also“ Er steckte sein Rapier weg und kam ein paar Schritte auf Mirajane zu. „Und du suchst also einen Hund, ja?“ „Einen Welpen, ja. Er ist weggelaufen, weil er anscheinend Bekanntschaft mit dem Teddy gemacht hat“ „Wenn es eine kleine, schwarze Fellkugel ist, die sich kaum auf ihren Beinen halten kann, so kurz sind die noch, dann hat sich das Tier eher vor mir erschreckt, als ich den Teddy zurück in den Wald gescheucht habe. Ich konnte nicht darauf achten, wohin das Tierchen gelaufen ist“ Mirajane nahm diese Neuigkeit ungerührt zur Kenntnis, während sie ihr Satan Soul ablegte. Offensichtlich brauchte sie es wohl doch nicht. Und im Nachhinein war es egal, wer den Welpen weggescheucht hatte, auf jeden Fall war er hier im Wald und wahrscheinlich verletzt. Also sollte sie ihn wohl besser finden. Schließlich hatte sie es versprochen. „Na dann warte du mal schön auf deine Auftraggeber. Ich gehe den Hund suchen“, sagte sie also nur. Fried nickte ihr zu – ehe er plötzlich an ihr vorbei sah. „Ich glaube, die Suche kannst du dir sparen…“, murmelte er und seiner Stimme war nicht zu entnehmen, was er davon hielt. Mirajane wirbelte herum und runzelte unwillkürlich die Stirn. Da kam eine Gruppe Runenritter zwischen den Bäumen hindurch, soweit so gut. In ihrer Mitte schwebte ein bläulich-durchsichtiger Käfig aus magischem Stein. Vermutlich für den Teddy. Auch nichts Schlimmes. Was sie aber empfindlich störte, war der kleinere Käfig, den einer der Runenritter über seiner flachen Hand schweben ließ und in dem der Welpe lag, blutüberströmt. „Was soll das?“, fragte sie, wurde aber ignoriert, als sei sie nicht da. Über ihre Schulter hinweg sprach der Anführer der Runenritter – bei dem es sich eindeutig nicht um Lahar handelte, den würde Mirajane auf Meilen Entfernung erkennen – Fried an: „Sehr gut, er ist gefangen. Hier ist der Lohn“ Seine blecherne Stimme stand dem Klirren der Münzen im Inneren des geworfenen Beutels in nichts nach. Mirajane konnte sich gerade noch ducken, ehe sie von dem Geschoss getroffen worden wäre. „Hey!“ Wieder schienen die Runenritter sie nicht einmal wahrzunehmen. Auch Fried, der jetzt an ihre Seite trat, schaute skeptisch drein. Er hatte den Geldbeutel zwar aufgefangen, beachtete ihn aber ansonsten nicht weiter. Stattdessen musterte er die Gruppe vor seiner Nase. „Deswegen mag‘ ich es bei solchen Aufträgen, mit Bixlow zusammenzuarbeiten“, murmelte er fast tonlos vor sich hin. Mirajane sah ihn fragend an. „Warum denn das?“ „Weil er mir vermutlich sagen könnte, warum die Truppe mir komisch vorkommt. Die wirken wie programmiert, wie Seelenlose“ „Seelenlose Runenritter?“ „Würden echte Runenritter einen kleinen Welpen einfangen? Und abgesehen davon… wer führt die Exekutiv-Corps an?“ Da brauchte Mirajane nicht lange zu überlegen: „Lahar“ „Siehst du den hier irgendwo?“ „Nein, aber er ist doch sicher nicht der einzige Truppenführer“ „Nein, aber der oberste“ „Auch wieder wahr. – Du hast recht, hier stimmt was nicht“ Fried nickte ernst, ehe er einen Blick über die Schulter zu dem tobenden Teddy warf. „Wenn ich dir ein Zeichen gebe, lasse ich die Runen fallen. Sieh‘ zu, dass du das Vieh zerstörst“, wisperte er dann. Mirajane blinzelte kurz, nickte aber. Die Erklärung für Frieds Sinneswandel würde wohl später folgen. Sie hätte kaum bis fünf zählen können, da erkannte sie das kurze Nicken des Grünhaarigen und wie er sein Rapier zog, vorwärtsstürmte. Im gleichen Moment hörte sie hinter sich das triumphierende Brüllen des Teddys, die Runen waren gefallen. Mirajane sprang zur Seite und verwandelte sich noch in der Bewegung. Mit einem verzerrten Grinsen nahm sie die Hände seitlich, sammelte Energie und schickte sie mit einer schnellen Vierteldrehung dem Teddy entgegen: „Soul Extinction“ Das zitronengelbe Pelztier wurde von der dunklen Energie verschluckt und restlos aufgelöst. Die Runenritter schrien gepeinigt auf, als habe der Angriff sie getroffen. Mira atmete zufrieden durch, als sie hinter sich das Klirren von Klingen vernahm. Hatte Fried es tatsächlich mit allen – angeblichen – Runenrittern aufgenommen? Gut, dass sie zurückschlugen und nicht nur abwehren und sich auf die Gesetze beriefen, bewies, dass sie nicht echt waren, aber dennoch… sie waren eine riesige Übermacht und ein falscher Schritt würde reichen, Fried in den versiegelten Käfig zu befördern, aus dem er aus eigener Kraft nicht mehr hinauskommen würde. Rasch wirbelte sie herum, versuchte die Situation zu erfassen. Fried hatte inzwischen seine Flügel und zischte zwischen den Gegnern hin und her, momentan noch kaum in Bedrängnis. Aber momentan duellierten sich auch nur drei der Gegner mit ihm, der Rest hatte sich um den kleinen Käfig mit dem schwer verletzten Welpen gruppiert, als handele es sich bei dem um einen Schatz. Probehalber machte Mirajane einen Sprung auf diese Gruppe zu – und diesmal schien man sie zu bemerken. Eine ganze Horde Naginatas wurde auf sie gerichtet und fast ein Dutzend zusammengekniffene Augenpaare fixierte sie. „Was wollt ihr mit dem Hund?“, versuchte Mirajane erneut, mit den Rittern zu reden. Mehrere von ihnen öffneten und schlossen den Mund, wie ein Fisch, brachten aber keinen Ton heraus. Nur einer schien zum Sprechen fähig zu sein. Wenn Mira noch einen Beweis gebraucht hatte, um die da als falsch abzustempeln, dann hatte sie ihn jetzt. Und die Worte machten es noch schlimmer: „Der gibt gutes Trägermaterial ab“ Ein Zischen erfüllte die Luft, als Fried sein Rapier mit solch einer Wucht herumriss, dass er sich für einen Moment freikämpfen konnte, der lang genug war, dass er einen Blick zu der Gruppe am Hundekäfig werfen konnte. „Dachte ichs mir doch. Zu denen gehört ihr also. Eibins Labor“, knurrte er vor sich hin und auch wenn Mirajane nicht wusste, wovon ihr Gildenkamerad da sprach, wusste sie, dass die… Dinger vor ihr endgültig als Feinde einzuordnen waren. Mit einem sarkastischen Lächeln drehte sie die Hand, sodass ein verirrter Sonnenstrahl ihre Klauen aufblitzen ließ. „Na denn…“, murmelte sie und stürzte sich in die Gruppe. Mit den Klauen zielte sie auf den Hundekäfig, wich ansonsten nur aus. Die Krieger schienen sie nicht gut treffen zu können, oder sie hielten sich aus irgendeinem Grund zurück, wer wusste das schon. Endlich trafen ihre Krallen. Ein Klirren, ein Scharren – der Käfig hielt. Also noch ein Versuch. Inzwischen hatten die Gegner sie wieder abgedrängt, also begann Mirajane das Spiel von vorn, kämpfte sich erneut durch und wurde jetzt radikaler. „Evil Spark!“ Diesmal war das Klirren lauter, ein Krachen folgte – und der Käfig zerbrach fein säuberlich. Ehe die Gegner zugreifen konnten, packte Mirajane das Hundekind am Nackenfell und sprang außer Reichweite. Der Welpe jaulte schmerzerfüllt, aber darauf vermochte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Rasch brachte sie den Kleinen zwischen zwei großen Wurzeln in Sicherheit und stellte sich schützend davor. Zwei der falschen Ritter waren ihr gefolgt, bedrohten sie nun mit ihren Naginatas, aber Mirajane war weitestgehend unbeeindruckt. Was sie viel mehr störte, ja, ihr Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass der Rest nicht untätig blieb, sondern jetzt mehr als ein Dutzend der falschen Runenritter auf Fried eindrangen. Immer und immer wieder konnte er sich mit gewagten Rundumschlägen seines Rapiers befreien, aber es wurde knapper und knapper. Er war erschöpft. Mirajane biss die Zähne zusammen, musste sich zwingen, nicht dazwischen zu gehen. Fried ist ein starker Magier, er kann auf sich selbst aufpassen. Er hat mich bereits mehrfach gerettet, er ist stark… Sie konnte es kaum mit ansehen, dass er immer und immer mehr in Bedrängnis geriet. Wenn er jetzt nicht bald alle Register zog… Da geschah es. Fried ging zu Boden und sofort warfen sich die falschen Runenritter wie wilde Tiere auf ihn. Mirajane knurrte dumpf. Ehe diese merkten, wie ihnen geschah, beseitigte ein martialischer Klauenhieb beide Gegner auf einmal, sie kämpfte den roten Schleier herunter, der ihre Sicht trüben wollte. Satan Soul hatte sich einmal selbstständig gemacht, damals gegen Fried, als sie aufgrund der langen Pause ihre Magie nicht im Griff gehabt hatte. Das würde ihr wahrlich nicht noch einmal passieren. Gezielt packte sie den ersten der falschen Ritter am Nacken, dieser zappelte und schrie und mit einer Bewegung aus dem Handgelenk brach Mira ihm das Genick und schleuderte ihn beiseite. Dann griff sie nach dem Nächsten, diesmal seitlich an der Kehle und da auch dieser aufkreischte, drangen ihre Klauen in die Haut, aber sie erwischte die Halsschlagader nicht, ehe sie auch diesen ungeduldig wegschleuderte. Das waren Puppen, keine Lebewesen, nicht wert, darauf zu achten, ob sie am Leben blieben. Als sie den nächsten an sich riss, wäre Fried frei gewesen, wegzuspringen, aber er war kampferfahren genug, um mit einem Blick zu bemerken, dass er ihr damit in die Quere gekommen wäre. Mira wusste, was sie tat, aber sie stand inmitten der falschen Runenritter. Eine unüberlegte Bewegung seinerseits, die sie störte und zögern ließ und sie wäre in arger Gefahr… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)